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LOCMIDD

Der Drachentöter

Positionelles System gegen den Drachen

152 Seiten, kartoniert, Chessgate, 1. Auflage 2004

17,80 €
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Final vergriffen
Der Drachentöter - Ein positionelles System gegen den Drachen
Dieses Buch räumt mit einem weit verbreiteten Irrtum in der Theorie der Drachenvariante auf: Verfechter des schwarzen Systems sind daran interessiert, den Anziehenden einzureden, der Rauser-Angriff(mit den typischen Zügen f2-f3 und Vormarsch des h-Bauern) bereite dem Schwarzen die meisten Probleme. Das ist allerdings nicht so -im Gegenteil, jeder Drachenspieler freut sich über einen ordentlich angreifenden Gegner, der sich bitteschön an den typischen Angriffsplan hält.
Enttäuschung macht sich beim Drachenspieler hingegen breit, wenn der Anziehende im sechsten Zug seinen g-Bauern nach g3 zieht.
Aus dieser Überlegung resultiert der gewählte Titel - Drachentöter: Zunächst stirbt die Hoffnung auf einen »echten« Drachen. Das vorliegende Buch ist kein typisches Eröffnungsbuch, sondern legt den Schwerpunkt auf das entstehende Mittelspiel.
Systematisch lernt der Leser typische Bauern-und Figurenaufstellungen zu verstehen, und nach Lektüre von Musterpartien kann er die wesentlichen Entwicklungslinien im Drachentöter nachzeichnen. In einem ausführlichen Teil werden typische Mittelspielstellungen betrachtet und ausführlich kommentiert.
Das Buch richtet sich vor allem an Spieler, die keine Freude daran haben, lange Eröffnungsvarianten auswendig zu lernen und dann vom Gegner doch eröffnungstheorerisch ausgetrickst zu werden.

Thorsten Cmiel (geboren am 24. Oktober 1965 in Kiel) studierte Betriebswirtschaftslehre an der Universität zu Köln. Er arbeitet derzeit als freier Wirtschaftsjournalist in Köln und spielt in der dritten Liga (NRW-Oberliga).
Der Autor ist seit 1989 Fide-Meister und besitzt eine aktuelle Elozahl von 2299. Im Jahr 2002 erreichte Thorsten Cmiel einen fünften Platz bei der 1. Deutschen Amateurmeisterschaft in Leipzig.
Die »Drachen«-Variante gehört seit fast zwanzig zum Repertoire des Autors. Das hier betrachtete Weißsystem - den von ihm so benannten Drachentöter - spielt er fast genauso lange. Nach seinen Erfahrungen ist vielen Drachenspielern überhaupt nicht bewusst, wie die entstehenden Varianten zu behandeln sind, da meist eine einseitige Beschäftigung mit forcierten Varianten stattfindet.

Vorwort
Im Zeitalter von Internet und Datenbanken gewinnt die Eröffnungsvorbereitung immer mehr an Bedeutung. Zumindest unter Profis. Eine Neuerung, die einem der Protagonisten heute Probleme bereitet, wird am nächsten Tag auf der anderen Seite des Brettes gegen den nächsten. Gegner ausprobiert. Das hat mit der Open-Wirklichkeit von Amateuren nur wenig zu tun. Und so schön eine Neuerung im 26. Zug auch sein mag, kaum ein Amateur wird auf einen Gegner treffen, der so etwas mitmacht. Denn wer kennt schon so lange Varianten? Den Glauben an die ultimative Neuerung in einer Eröffnungsvariante sollten Amateure ersetzen durch das Verständnis denkbarer Stellungen, das Kennen von typischen Manövern und taktischen Grundmotiven.
Ich stelle Ihnen mit diesem Buch eine Methode vor, die es Ihnen ermöglichen soll, Ihre Spielstärke in einem Eröffnungssystem kontinuierlich zu verbessern. Dieses Buch ist nach meinem Verständnis kein Eröffnungswerk, sondern ein Buch, das sich mit einem Eröffnungssystem beschäftigt, aber mehr Wert auf die entstehenden Mittelspiele legt. Diese Idee ist das Ergebnis schmerzhafter eigener Erfahrungen mit Eröffnungsempfehlungen von anderen Autoren - wobei ich natürlich alle Schuld auf mich nehme. Es dauert etwa drei bis fünf Züge und der Spieler, der einen Stellungstyp besser versteht, kann eine schlechtere in eine bessere Stellung verwandeln. Eine solche Erfahrung machte ich 1986 in meiner Partie gegen Santo-Roman, einen französischen Internationalen Meister: Wir spielten einen Svesnikov-Sizilianer, ich mit Weiß: Nach zwanzig Zügen erreichte ich eine Stellung, die im Informator mit Vorteil für mich angegeben wurde. Zwei Tage später, wir spielten zwei Hängepartien, hatte ich nach etwa 90 Zügen beinahe chancenlos verloren. Selbst meine späteren Analysen ergaben langfristig bessere Perspektiven für meinen Gegner. Das war frustrierend und muss nicht sein.
Die Drachenvariante der Sizilianischen Verteidigung gehört seit beinahe zwanzig Jahren zu meinem Schwarz-Repertoire. Nach meiner Auffassung besitzt der Nachziehende in dieser Eröffnung gute Chancen auf einen offenen Partieausgang. Beide Seiten stehen oft am Abgrund und spielen sozusagen mit dem Feuer des Drachen. Es macht Spaß diese Eröffnung zu spielen, zumindest wenn man zu einem kompromisslosen Kampf bereit ist. So oder so ähnlich dürften viele Drachenspieler denken. Nur keine Zeit verlieren mit langsamen Zügen - alles sollte möglichst forciert ablaufen.
Ich lade Sie ein, einen weißen Aufbau gegen das Drachensystem näher zu untersuchen. Ist das inkonsequent von einem Anhänger der Drachenvariante? Nein, sicherlich nicht. Im Gegenteil. Mir geht es um etwas mehr Objektivität bei der Einschätzung eines Eröffnungssystems, das zu Unrecht wenig Beachtung in der Theorie gefunden hat. Auch möchte ich Ihnen durch meine Herangehensweise eine universelle Methode zur Spielstärkesteigerung vorstellen. Das sind meine Beweggründe dieses Buch zu schreiben. Aber ist das für Sie ein ausreichender Grund dieses Buch zu lesen?
Bevor Autoren Bücher schreiben stellen sie sich mehrere Fragen - zumindest sollten sie das tun: Wer sind meine potenziellen Leser? Was könnte diese interessieren? Welchen Nutzen können sie aus der Lektüre des Buches ziehen:' Genau auf diese Fragen will ich Ihnen eine Antwort liefern:
Speziell in der Eröffnungsliteratur setzte sich in den letzten Jahren eine Buchkonzeption durch: die so genannten Repertoirebücher. Wie viele andere Leser mag ich solche Bücher. Dem Autor wird grundsätzlich Glauben geschenkt. Zweifel kommen keine auf. Das Partiematerial ist entsprechend ausgewählt und bedient jeweils eine Seite - die Seite des Käufers. Diese Bücher dienen der Motivation und geben Anregungen für die eigene Praxis. Objektivität ist nicht unbedingt erkennbar. Und genau das ist oft der Haken.
Für einen Amateurspieler kommt es meistens anders als in den gezeigten Motivationspartien. Und dann ist guter Rat teuer. Was soll ich spielen, wenn mein Gegner unverschämterweise von einer mir bekannten Vorgängerpartie abweicht? Die Bewertung der Stellungen ist meist zu optimistisch und die grundlegenden Bewertungskriterien für den weiteren Spielverlauf fehlen insbesondere weniger erfahrenen Spielern. Orientierung ist gefragt.
Das soll zumindest in dem hier betrachteten Stellungstyp anders werden. Einerlei ob Sie den Drachen als Nachziehender spielen, oder als Weißspieler ein neues System gegen den Drachen suchen. Dieses Buch wurde nicht nach strenger eröffnungstheoretischer Systematik aufgebaut, zeichnet aber die Hauptlinien des Systems nach und berücksichtigt die wichtigsten aktuellen Schlenker der Eröffnungsentwicklung.
Durch die Lektüre dieses Buches können Sie Ihre Mittelspielfähigkeiten verbessern. Sie finden eine Vielzahl an interessanten Schachpartien und das Nachspielen macht ohnehin Spaß.
Aus einem mir unerfindlichen Grunde nehmen Autoren grundsätzlich alle Fehler auf die eigene »Kappe«. Ich passe mich der Mehrheit an und hoffe bei einer Neuauflage etwaige Fehler ausräumen zu können. Bis dahin können Sie Ihre Anregungen, Ihre Kritik oder Ihr Lob an die Adresse drachentoeter@chessgate. de schicken.

Thorsten Cmiel im März 2004
Weitere Informationen
EAN 9783935748063
Gewicht 300 g
Hersteller Chessgate
Breite 17 cm
Höhe 22 cm
Medium Buch
Erscheinungsjahr 2004
Autor Thorsten Cmiel
Sprache Deutsch
Auflage 1
ISBN-10 393574806X
Seiten 152
Einband kartoniert
vii Vorwort

001 Einleitung
005 Bauern- und Figurenstrukturen
009 Musterpartien
051 Partiefragmente
141 Schlussbetrachtungen: Hauptprinzipien des
Drachentöters

Anhang
144 Verzeichnis der verwendeten Literatur
145 Verzeichnis der Symbole
146 Personenverzeichnis
149 Verzeichnis der Partien
"Ein positionelles System gegen den Drachen", so der Untertitel, ist eine zutreffende Beschreibung dieses originellen Buches. Bevor wir genauer sehen werden, welche Besonderheiten FM Thorsten Cmiel sich für dieses Buch hat einfallen lassen, soll der Ansatz des darin erörterten Weiß-Repertoires erläutert werden.
Ausgangspunkt ist die Variante 1.e4 c5 2.Sß d6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Sf6 5.Sc3 g6 6.g3 bzw. allgemein ein weißes Fianchetto mit g3. Mangels eines Namens für dieses System wurde es in diesem Buch auf den wirklich sehr furchteinflößenden Namen "Drachentöter" getauft. Dass dieses System in der Tat entgegen der allgemeinen Einschätzung durchaus gefährlich für Schwarz sein kann zeigen auch folgende Zitate von GM John Emms über dieses Fianchetto-System in seinem Buch 'Starting out: the Sicilian':
"considered by most to be quite harmless against the dragon"
"I would have said that this is not a particularly popular line, but I did find just over a thousand examples of 6.g3 in Mega Database 2002, with White scoring a surprisingly high 60%. So perhaps g3 is an underestimated move against the dragon!"
Wie versucht Thorsten Cmiel nun, dieser Unterschätzung von 6.g3 zu begegnen? Im Grunde geht es ihm in diesem Buch darum, Weiß ein attraktives System an die Hand zu geben, das ihm gute Chancen bietet und zugleich für die meisten Drachenfans unangenehm zu bekämpfen ist. Diese können hier keine langen, messerscharfen Theorievarianten abspulen, der Kampf verlagert sich vielmehr auf das Mittelspiel. Dem trägt das Buch durch seinen Aufbau Rechnung, wie wir jetzt zeigen werden.
Nach einer kurzen Einführung erläutert Thorsten Cmiel zunächst die typischen und grundlegenden Bauernstrukturen mit ihren Vor- und Nachteilen.
Im anschließenden großen Kapitel 'Musterpartien' zeichnet er dann anhand zahlreicher gut kommentierter Partien die Entwicklung der Theorie des Drachentöters nach und zeigt dabei, welche typischen strategischen und taktischen Motive dieses System prägen und wie wichtig dabei das Ziel ist, eine möglichst günstige Bauernstruktur zu erhalten. Ein Fazit am Ende jeder Partie hebt noch einmal die wichtigsten Erkenntnisse hervor.
Nach diesen 23 lehrreichen Partien folgt das mit 90 Seiten größte Kapitel des Buches. In 'Partiefragmente' geht es nun wirklich sehr intensiv um die Probleme, die im Mittelspiel auf beide Seiten warten. Hierfür hat Cmiel insgesamt 60 Mittelspielstellungen ausgewählt und als Aufgaben gestellt. Dabei geht es kaum um taktische Lesungen. Es gilt vielmehr, diese Stellungen zu analysieren und die gestellten Fragen zu beantworten.
In den anschließenden 'Lösungen' werden diese Stellungen sowie der weitere Partieverlauf natürlich sehr ausführlich besprochen. Durch dieses Studium wird der Leser ein gutes Gefühl für die Stellungen im Drachentöter erhalten, schneller wichtige Merkmale erkennen und bessere Lösungen finden.
Abschließend fasst Thorsten Cmiel im letzten Kapitel die Hauptprinzipien des Drachentöters zusammen und skizziert noch einmal die für beiden Seiten wichtigsten und aussichtsreichsten Aufmarschpläne.
Insgesamt kann man dem Autor nur rundum gratulieren. Sein praktischer Ansatz, vor allem die Probleme des Mittelspiel intensiv zu untersuchen und somit ein gutes Gefühl für die entstehenden Stellungen zu vermitteln, ist hier sehr gut verwirklicht. Diese Art des Eröffnungsstudiums dürfte für eine breite Spielerschicht sehr aussichtsreich sein, denn unter Ottonomalschachspielern ist das Abspulen langer Theorievarianten ohnehin kaum möglich und das Verständnis für die Eröffnung daher viel wichtiger.
Abgerundet wird das überzeugende Werk von dem sehr guten Druck und der schönen Gestaltung des umfangreichen Materials.

Schachmarkt 04/2004
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Der Drachen speit wieder kräftig Feuer...

vergleichende Rezension zu den neusten Produkten zur Drachenvariante in der Sizilianischen Verteidigung:

Dorian Rogozenko, Sizilianisch Drachen 1 B70-B74
Dorian Rogozenko, Sizilianisch Drachen 2 B75-B79
Eddie Dearing; Play the Sicilian Dragon
Jacob Aagaard / John Shaw (eds.), Experts vs. The Sicilian; dort S. 42-89: Mikhail Golubev, The Dragon
Thorsten Cmiel, Der Drachentöter - Ein positionelles System gegen den Drachen

von Harald Fietz (Schachmagazin 64, 11/2005)

Wer mit Schach beginnt, soll 1. e4 spieum das taktische Verständnis zu schulen. Wer sich später ein Reperaufbaut, muss der sizilianischen Drachen-Variante nicht begegnen, vielleicht weicht er auch mit Weiß ihren Hauptvarianten ganz aus oder aber er wird zu einem glühenden Anhänger dieSpiel weise. Allen, die nicht der dritten Grupangehören, empfiehlt Dorian Rogozenko sich ein Herz zu fassen und sich mit den Hauptzu beschäftigen, denn das wird - am ehesten bei einem fortgeschrittenen Spieler-das Spielverständnis weiten. Sein Fazit: Die Drachenvariante ist mehr als eine Eröffnung, sie steht für „einen aggressiven Schachstil, für eine Art, Schach zu sehen und zu verstehen." Die Reihe der Weltklassespieler, die den Drachen zumindest für eine gewisse Periode spielten, kann sich sehen lassen und für die prominentes„Kronzeugen" spielten sicher die von Rogozenko angemerkten Motive auch eine RolNamen wie Kortchnoi und Kasparow unter den Schachlegenden bzw. Shirov und Topalov unter den aktuellen Topten-Spielern sollten für sich sprechen.
Gleich fünf Neuerscheinungen für alle Spielärken - vom Neueinsteiger bis zum Exper- gibt es. Hierbei handelt es sich aber keineswegs um Werke á la „Gewinnen mit dem Drachen" oder „Der komplette Drache". Es finsich wohlabgewogene Ausführungen über Zusammenhänge zwischen taktischen und straStrukturen, Charakterisierungen von Variantentypen und ihrer eröffnungsEntwicklung und Empfehlungen zum Wert von Varianten. Angesichts des quaLuxus sollen hier die wichtigsten Merkmale bezüglich Umfang, Präsentationsart und Variantentiefe als Orientierungshilfe skizziert werden.
Vielfalt hoch fünf
Der in Bukarest beheimatete Rogozenko fiel bereits als gründlicher, pointierter Schreiber u. a. zu sizilianischen Themen auf. Da er selbst häufig im Sizilianer die schwarzen Steinen führt, ist er prädestiniert, eine Gesamtschau vorTeil l behandelt die Enzyklopädieüssel B70-B74. In 28 Einführungskapiteln und anhand von über 24 000 Partien kommt alles unter, was nicht zum Drachen-typischen Aufbau mit entgegengesetzten Rochaden geört. Über 400 Partien sind kommentiert (teilweise bereits aus früheren ChessBase-Magazinen bekannt), davon knapp 120 von Rogozenko mit kurzen Kommentaren und Vaversehen. Diese CD - wie auch die umSilberscheibe zu B75-B79 - provor allem durch die Verlinkung von Einührung und Partien; hier erschließen sich schnell Zusammenhänge und vor allem Überänge zwischen Zugfolgen. Teil 2 widmet sich dem „Drachenherzblut", denn die theorielastigen Hauptvarianten bekommen 95 Einführungen und über 26 000 Partien. Dazu gibt es jeweils eine Trainingsmit den Spielweisen aus weißer bzw. schwarzer Sicht, deutsch- bzw. englischsprachige Media-Player-Interviews und Videoclips mit Ausführungen vom ExperAlexander Chalifman. Über 700 Partien sind kommentiert (davon über 500 von Rogozenko). Rogozenkos Gesamtschau eignet sich gerade für Schachfreunde, die lieber mit dem Computer als mit Büchern arbeiten, als Grundstock, um später Neuigkeiten aus andeQuellen einzupflegen. Sein GM-Kollege Michail Golubew, ebenfalls ein bekennender und praktizierender Drachenfan, meint sogar, dass er sonst neue Analysen in seinen selbstDatenbestand einfügt, aber Rogozenkos Arbeit wegen ihrer Güte als Extrahält!
Eine andere Art des Orientierungswissens bieGolubew: Im Unterschied zu seinem 1999 erschienenen Werk („Easy Guide to the Dragon", Everyman) geht es dem Ukrainer nicht um den Grobüberblick zu allen Syssondern er widsich anhand von sechs super-ausführlich kommentierten Partien (auf 47 Seiten!) den neusten Trends gegen die Hauptsysteme. Der 2004 gegründete schwedisch-schottiVerlag Quality Chess machte zehn Autoren zur Aufgabe, Weißoptionen gegen „ihre" Lieblingssizilianer „einzuschätzen". Eine interessante Gratwanderung zwischen Ausplaudern von Berufsgeheimnissen und neuwertigen Resümees, die Golubew u. a. mit vielen Gegenüberstellungen von teilweise geätzlichen Kollegenaussagen und einigen schach-philosophischen Einsichten löst: „... der Drache ist strategisch einfach, aber taksehr kompliziert. Das Was ist genau deNur das Wie bleibt die wirkliche FraUnter solchen Umständen hat ein ambitionierter Amateur eine echte Chance, einen faulen Profi zu schlagen, was von Zeit zu Zeit passiert." (S. 43)
Es geht also primär um die Dynamik zwischen strategischen und taktischen Mitteln, wie auch die Unterzeile von Edward Dearings Monumentalwerk „Play the Dragon" auf großformatigen 256 Seiten signalisiert. Wiederum hat der Gambit-Verlag einem Neueine Chance gegeben und der 24-jährige IM, der bereits in seiner Jugend als Heißsporn „Eddie" in der schottischen Szene bekannt war, meisterte seine Aufgabe mit Bravour. In 21 Kapitel gliedert der Jura-Absolvent von der Cambridge Universität den Drachen-Besitz17 Kapitel auf 186 Seiten gehören aldem Jugoslawischen Angriff und Varianmit entgegengesetzten Rochaden. Was bei Dearing besticht, ist schon auf den 15 Seiten Einführung markant: Es ist das ausführliche Pro-und-Contra-Argumentieren (vielleicht eine Eigenart guter Juristen'?!), was Variantenänge trefflich charakterisiert (z. B. wo positionelles bzw. prophylaktisches Vorgehen angezeigt ist, wo Bauern genommen werden müssen, oder wo sich die Zentrumsspannung auflöst). Innerhalb der Varianten, die bisweilen erst zwischen dein 15. und 20. Zug ihren Analyseausgangspunkt nehmen, beschreibt Dearing häufig Stellungsmerkmale bzw. zeigt Spieloptionen (inklusive der jüngeren Aufs und Abs im weltweiten TurnierEs scheint nicht übertrieben, diese sinnfällige, vorbildlich übersichtliche Arbeit zur neuen „Drachen-Bibel" zu erären - gleichermaßen geeignet für Neueinsteiger und Langzeitünger!
Eine eher seltene Variante, das Financhetto mit 6. g3, kommt bei Dearing auf neun Seiten unter; seiUrteile lauten in der Bandbrei„ausgeglichen" bis „in Ordnung oder leicht besser für Schwarz". Dies hört sich bei FM Thorsten Cmiel anders an: In Ermangelung eines internationalen Namens tier dieses System martialisch als „Der Drachentöter". Nach Meides früheren NRW-Oberligaunterschätzen in Hauptverliebte Experten die Wirkung: „Für einen Autor sind klar erkennbare Spielentwicklungen leichter zu analysieren und zu bewerten. Außerdem ist Chris Ward (Anmerkung: der in den 90er Jaheinige Drachenbücher vorlegte) ein eingeAnwender des Drachen und empfindie entstehenden Stellungen oft schlicht als langweilig. " (S. 2) Cmiel kapriziert sich auf drei Argumente:
- die positionelle Rechtfertigung, d. h. auch der weiße Läufer hat seine Reichweite, der König steht nach der kurzen Rochade si
- die psychologische Rechtfertigung, d. h. die sichere Stellung erzeugt beim üblicheraggressiv gestimmten Nachziehenein trügerisches Gefühl der vermeintliHarmlosigkeit - gemischt mit der Frust-Erkenntnis, dass stundenlanges Variantenpauken diesmal wenig bringt, und
- die vorbereitungstaktische Rechtfertigung, d. h. es gibt weniger spielentscheidende Neuerungen, sondern es reicht meist ein Mix aus gutem Stellungsverständnis und Kenntnissen der Hauptmotive und typiFigurenopfer.
Auf Letztere konzentriert sich die Darbieauf 154 Seiten: 23 vollständige auf 40 Seiten verdaubar kommentierte Partien und 60 Partiefragmente als Aufgabe mit Lösungserklärungen, die vor allem auf Stellungsbeschreibungen abstellen, wirken allerdings wie eine ausgedruckte Mini-Datenbank. Drei Seiten der Aufmarschpläne jeder Seite bilanzieren den Inhalt, der in elektronischer Form besser aufgehoben wäre. Zwar gibt es ein Personen- und ein Partienverzeichnis, aber gerade ein Varianhätte dringend Not getan. So bleibt eine Knochenarbeit, alles durchzuarbeiten und sich aus den versprengten Schlussfolein eigenes Urteil zu bilden - ohne Variantengliederung kommen erstaunlich wenig generelle Variantenbewertungen vor. Wem Eröffnungen ohne forcierte Varianten liegen, sollte sich diese Spielweise anschau- allerdings wird in den meisten Fällen zunächst das Basiswissen aus den Werken von Rogozenko (drei Abschnitte) und Dearing reichen!
Drachenschicksale
Die große Mehrheit der Drachenfreunde injedoch mehr, wie man sich im Dider Hauptvarianten zurechtfindet. BeAugenmerk sollte man bei „großen" Varianten auf die Partien von ausgefuchsten Anwendern legen. Bei der eben am 26. Mai 2005 beendeten Russischen Frauenbekam Natalija Pogonina (Elo 2355) gleich dreimal ihre Leib- und Magender die 20-Jährige aus Saratow seit sieben Jahren die Treue hält, aufs Brett. Allerdings saßen auf der anderen Seite zweimal die Favoritinnen, d. h. die spätere Siegerin Alexandra Kosteniuk und die Zweitplazierte Tatjana Kosintsewa. Mit Hilfe der „Dschungelführer" Rogozenko, Golubew und Dearing sollen markante Wendepunkte im Lichte der Theorie nachvollzogen werden.
Sizilianisch B 76
T. Kosintsewa - N. Pogonina
Russische Frauenmeisterschaft, Samara 2005
1. e4 c5 2. Sf3 d6 3. d4 cxd4 4. Sxd4 Sf6 5. Sc3 g6 6. Le3 Lg7 7. f3 0-0 8. Dd2 Sc6
9. 0-0-0 Sxd4 In der 1. Runde, Partie Jakowitsch-Pogonina. geschah 9. ...Da5 10. Kb1 Ld7 11. g4 Tfc8 12. h4 Sxd4 13. Lxd4 Le6 14. a3 Tab8 15. h5 b5 16. hxg6 hxg6 17. Dg5 Dc7 18. Ld3. [Dearing gibt hier Folgendes an: 18. e5 Sd5 (Schwarz verügt über die spannende Alternative 18. ...Se4!?) 19. exd6 Sxc3+ 20. Lxc3 (20. bxc3 Dxd6!) 20. ...exd6, wonach Schwarz mindestens Ausgleich hatte in Schewelew-Wenedikow, Swerdlowsk 1957. Rogozenko bietet einen Zug mehr: 21. Ld3! mit Ausrufe- und Ausgleichzeichen!! 18. ...b4 Nun bringt Schwarz sein Motto „Schleusen auf" im besten Drachengeist zur Geltung. 19. Sd5 Lxd5 20. exd5 bxa3 21. b3 Tb4 22. La1 a2+ 23. Kc1 Txb3 24. Kd2 Tb4 25. Lxg6 fxg6 26. Dxg6 Dc5 27. Th2 Td4+ 28. Ke1 Txd1+ 29. Kxd1 Dg1+ - 0:1. 10. Lxd4 Le6 11. Kb1 Dc7 12. h4 Tfc8 13. h5 Rogozenkos Bilanz schon hier zur Warnung: Schwarz hat in diesem System „ernsthafte Probleme". 13. ...Da5 14. hxg6 hxg6 15. a3 (siehe nächstes Diagramm) In Runde 5 ereignete sich in der Partie Kosteniuk-Pogonina: 15. ...Lc4 16. g4.DieZug stellt eine Neuerung dar. Aber bisher hielten alle Autoren die gesamte Variante aus schwarzer Sicht für anrüchig und beriefen sich auf 16. Th3 b5 17. Lxc4 Txc4 18. Tdh1 e5 19. Le3. Rogozenko resümiert hier-unAngabe der gleichen Partie - deutlichen Vorteil für Weiß. Dearing und Golubew zeieinige Züge mehr. Schwarz verzweifelbereits und brachte das thematische, hier aber nicht durchschlagende Qualitätsopfer 19. ...Txc3 20. Dxc3 Dxc3 21. bxc3 d5 22. Lg5 mit weißem Vorteil Van der Wiel -Van de Mörtel, Wijk aan Zee, 1996. Vielleicht befürchtete Kosteniuk, dass Golubews Urteil zum bislang verpönten Läuferschlagen auf f1 zutrifft und „neuerte" deshalb mit 16. g4 statt 16. Th3: Auf den Turmzug könnte auch 16. .. .Lxf1 folgen mit 17. Txf1 Tc4 18. Tfh1 Tac8 19. Lxf6 Lxf6 20. Th7 De5 21. f4 Dd4 22. Dxd4, und Rogozenko beendet hier mit „deutlichem weißen Vorteil" sein Verdikt, während Golubew spekuliert, dass 22. ...Txd4 23. Sd5 Txd5! 24. exd5 Tc5 einen Bauern und einige Chancen auf Rettung ergibt. In Samara 2005 ging es weiter mit: 16. ...Lxf1 17. Tdxf1 Tc4 18. Le3 Tac8 19. Lh6 Lh8 20.Sd5 Dd8 21. Se3 T4c5 22. Th3 Tb5 23. Sd1 Da5 24. Dd3 Da6 (Hier bringt 24. ...Sd7 25. Tfhl Sc5 26. Ld2 Lxb2 27. Lxa5 Sxd3 28. a4 Txa5 29. Sxb2 nach einer Analyse des russischen Damenolympiatrainers Juri Jakowitsch auf www.chesspro.com keine Entlastung.) 25. Tfh1 Sd7 26. Le1 Lg7 27. Dd2 Da4 28. Dh2 Dd4 29. Th8+ Lxh8 30. Dh7+ - 1:0. 15. ...Tab8 16. Ld3! Gegenüber dem wenistarken 16. g4 ein Zug, der auf John van der Wiel zurückgeht. 16. ...Lc4 17. Lxc4 Txc4 18. Dc1!! Diese Neuerung, die von dem deutschen Fernschachspieler Martin Bennedikt eingeführt wurde, ruft noch einBegeisterung hervor: Dearing vergibt zwei Rufzeichen, Golubew hat eines in petto. Auf Rogozenkos CD kommentiert er die Parmit den Worten: „Der Zug verdient wahrzwei Rufzeichen." In seinem Beifür „Experts vs. Sicilian" steht allerdings ein "!?". 18. ...e6 19. g4 b5 Der Grund für Golubews Zweifel liegt in 19. ...Tbc8! 20. g5 Sh5 21. Lxg7 Kxg7 22. Txd6 Txc3, über dievon Markovic im Informator 89 vorgeQualitätsopfer erfahren wir bei Rogozenko nichts. Die später erschienenen Werke konnten es schon bilanzieren: 23. bxc3 Sg3 24. Te1 Se2! 25. Db2. Dearing zitiert dieDamenzug als eine Analyse von Chris Ward auf www.chesspublishing.com (Golubew erwähnt nur 25. Txe2 Db5+, und Weiß bleibt nur ein geringer Vorteil.) 25. ...Sxc3+ 26. Kai Dxg5 27. Td3 Df6 28. Tee3 Sa4 29. Dxf6+ Kxf6 mit der Einätzung, dass Schwarz wegen der besseren Bauernstruktur und des aktiven Königs durchkann. 20. g5 Sh5 21. Lxg7 Kxg7 22. Txh5 gxh5 23. Df4 23. ...Dd8 Alles noch aus der Fernpartie beDort folgte 23. ...Kg8 24. g6! f5 25. Txd6 Txc3 26. De5 Tc7 27. Dxe6+ Kg7 28. exf5 mit Gewinnangriff in Bennedikt-Demian, 2002. Auch Pogonina übersteht nicht mehr lange und wird sicher mal in die neue Literatur schauen müssen. 24. Txd6 Dc7 25. Df6+ Kg8 20. g6 b4 26. ...Txc3 27. gxf7+Dxf7 28. Dxc3Tf8 29. Td1 war nur relativ besser. 27. Sb5 Db7 28. Td8+ Txd8 29. Dxd8+ Kg7 30. Sd6 Dc6 31. gxf7 1:0
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