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LOKINLS

Leningrader System - Eine Waffe gegen 1.d4

207 Seiten, kartoniert, Chessgate, 2003

19,90 €
Inkl. MwSt., zzgl. Versandkosten
Final vergriffen
Das Leningrader System der Holländischen Verteidigung stellt eine der schärfsten und interessantesten Erwiderungen auf den Doppelschritt des weißen d-Bauern dar. Da die typische schwarze Formation auch gegen Flankenspiele wie 1. c4 oder 1. Sf3 gut spielbar ist, handelt es sich für den Schwarz-Spieler um eine echte Universalwaffe. Auch gibt es in kaum einem anderen Eröffnungssystem noch soviel Raum für neue Ideen und kreative Entfaltung. Bei vorliegendem Werk handelt es sich in erster Linie um ein Repertoirebuch gegen 1. d4, dem Schwarzen wird also gegen jede gebräuchliche weiße Fortsetzung nach 1. d4 f5 ein starkes Gegenmittel an die Hand gegeben, das ihm gutes Spiel und viele aktive Möglichkeiten verspricht. Zusätzlich werden noch Tipps und Anregungen gegen Flankenspiele mit 1. Sf3 und 1. c4 gegeben. Da auch frühe weiße Abweichungen behandelt werden, können hier Anhänger anderer holländischer Systeme ebenfalls schöpfen. Doch auch Weiß-Spieler auf der Suche nach Waffen gegen den Leningrader mit 7. .. De8 kommen nicht zu kurz, Ihnen ist ein eigener Abschnitt gewidmet. Folgt der Schwarze hier herkömmlichen theoretischen Empfehlungen, kann er schnell in einer ziemlich schlechten Stellung landen. Durch das Kapitel mit typischen Motiven und Ideen, sowie die ausführlich kommentierten Erläuterungspartien kann der Leser grundlegendes strategisches Verständnis für die im Leningrader System entstehenden Positionen erlangen. Ein historischer Exkurs zeigt die Entwicklungsgeschichte des Systems und erleichtert den Einstieg in die Welt des »Leningraders«. Eingeschlossen sind viele neue Ideen und Analysen sowie die Erfahrungen des Autors aus mehr als zehnjähriger Turnierpraxis mit dem Leningrader System. Gleichzeitig kam es zu Neu- und Umbewertungen zahlreicher herkömmlicher theoretischer Abspiele.
Weitere Informationen
Gewicht 500 g
Hersteller Chessgate
Breite 12,2 cm
Höhe 17,8 cm
Medium Buch
Erscheinungsjahr 2003
Autor Stefan Kindermann
Sprache Deutsch
Seiten 207
Einband kartoniert
001 1 Historie und Einfuhrung

009 2 Typische Motive und Ideen
009 2.1 Schwarze Motive
023 2.2 Weiße Motive

030 3 Erläuterungspartien
030 Hauptvariante 7. Sc3 De8 8. d5 a5
053 Hauptvariante mit 8. b3
058 Hauptvariante mit 8. Sd5
065 Hauptvariante mit 8. Te1 (Meine besondere Empfehlung für Weiß - Spieler)
075 Hauptvariante mit 8. Db3
078 Verschiedene Systeme mit b3
089 Weiße Systeme mit Sbd2 nebst e4 und/oder c3 und b4
095 Weiße Systeme mit frühem b4
099 Karlsbader Variante: Weiß spielt Sh3 und c4
107 Weiß spielt Sh3 ohne c4
114 Das System mit 4. c3 und 5. Db3
119 Der Leningrader Stonewall nach 4. c3
123 Die Zugfolge 1. d4 2. c4 3. Sc3 sowie allgemeine Zugfolgenproblematik
128 Das System mit 2. Sf3 Sf6 3. Lg5 oder 3. Lf4
136 Das System mit 2. Sc3
145 Das System mit 2. Lg5
156 Das Staunton - Gambit 2. e4
167 Seltene weiße Fortsetzungen im 2. Zug
173 Tipps und Anregungen gegen Flankenspiele (1. Sf3 und 1. c4 ohne frühes d4)

181 Anhang
181 Verzeichnis der verwendeten Literatur
183 Verzeichnis der Personen
185 Verzeichnis der Partien
194 Verzeichnis der Symbole
195 Verzeichnis der Varianten
Nach seinen beiden Video-Kassetten über das Leningrader System hat Stefan Kindermann jetzt auch ein Repertoire-Buch gegen 1. d4 herausgebracht, das auf diesem System aufbaut. Als Abrundung werden auch Tipps und Anregungen gegen Flankenspiele wie 1. Sf3 und 1. c4 gegeben, so dass Schwarz hier gegen jede gebräuchliche weiße Fortsetzung ein starkes Gegenmittel erhält, das ihm gutes Spiel und aktive Möglichkeiten verspricht. Das Buch ist bei Chessgate erschienen, hat rund 170 Seiten, ist kartoniert und kostet 19,80 Euro.

Schachmarkt 01/2003


Ein nicht eben glücklicher Umstand, dass nach längerer Ebbe zum Thema (Ehlvest The Leningrad Dutch, Batsford 1993, ist ein ziemlich phantasieloses Variantenverzeichnis) zeitgleich zwei ganz ähnliche Bücher auf den Markt gekommen sind. Beide Autoren begegnen der Stoffvielfalt einerseits durch den Repertoireansatz, andererseits durch starke Selektion des Materials Im Mittelpunkt stehen die Partien von Malanjuk, der für die moderne Interpretation des Leningrader Systems weitgehend verantwortlich zeichnet, sowie die der Autoren. Obwohl nur ein Bruchteil der gespielten Meisterpartien erwähnt wird, zitieren Beim und Kindermann zu einer bestimmten Variante ziemlich häufig dieselbe Partie. Beim bringt auch einige Partien von Kindermann und umgekehrt! Anstelle von Datenbankexzessen nehmen Autoranalysen einen großen Raum ein, bei Kindermann noch etwas mehr als bei Beim Behandelt wird, samt weißer Abweichungen, 1. d4 f5 2. g3 Sf6 3. Lg2 g6 4. Sf3 Lg7 5. 0-0 0-0 6. c4 d6 7. Sc3, und nun ausschließlich 7. ...De8 (Kindermann) bzw. schwerpunktmäßig 7. ...De8 und kurzer 7. ...c6 (Beim), beide klammern 7. ...Sc6 8. d5 Se5 9. Se5: d:e5 mit veränderter Struktur aus. Unglücklich für Kindermann verläuft die erste Stichprobe anhand meiner letzten eigenen Partie gegen den Leningrader mit 6. b3 d6 7. Lb2 De8 8. Sbd2 Sc6 9. Te1 h6. Kindermann erwähnt hier nur das schwache 10. c4?!, Beim hingegen räumt nach 10. e4 f:e4 11. Se4: Se4: 12. Te4 (wie auch meiner Partie) Möglichkeiten für einen leichten weißen Vorteil ein und empfiehlt deswegen 9. ... e5 Kommentarlos setzt er mit 10. e4 fort, dabei ist 10. d:e5 laut meiner Datenbank fünfzehnmal gespielt worden (darunter von zwei GMs und ein paar IMs), das für Beim selbstverständliche 10. e4 nur elf mal. Indessen, mit deutlich größerem Erfolg als 10. d:e5. Ein Gegenbeispiel: 1. d4 f5 2. Sc3 Sf6 3. Lg5 d5 4. Lf6 e:f6 5. e3 Le6, und Beim benennt 6. Df3 („klar das beste"), 6. Sge2 und 6. Lb5+!?; der Zug 6. Ld3 (laut meiner Datenbank in 136 von 178 Fallen gespielt und bei Kindermann die Hauptlinie) wird nicht einmal erwähnt. Klar, Alternativen für die „eigene" Seite darf man in einem Repertoirebuch weglassen, aber die Normalzüge der Gegenseite muss man doch besprechen! Dies ist ein krasser Fall, aber insgesamt sind in Büchern, die nicht einfach nur Partiezitat an Partiezitat reihen, Auslassungen typisch und unvermeidbar - kein Vorwurf an die Autoren, das ist quasi systemimmanent. Der Leser sollte sich aber bewusst sein, dass gut spielbare und von Meistern erprobte Züge oft nicht einmal erwähnt werden, letztlich aus Platzgründen.
Kindermann sammelt Pluspunkte mit einem umfangreichen Literaturverzeichnis, ganz speziell hat er sich einige Empfehlungen gegen die Leser des Khalifman-Werkes (s. u. ) ausgedacht. Bei Beim ist jedwede Fremdreferenz Fehlanzeige, anscheinend hat er nur mit Datenbanken gearbeitet. Eindrucksvoll auch die Ausführungen von Kindermann, dass h7-h6 + g6-g5 von vielen Leningrad-Jüngern standardmäßig gespielt - nur in den selteneren Fallen gut ist; er zeigt viele Möglichkeiten auf, stattdessen am Damenflugel zu Gegenspiel zu kommen. In didaktischer Hinsicht überzeugen beide, nicht nur mit den Erläuterungen im Haupttext, sondern dazu mit 35 Trainingspositionen (Beim) bzw. 20 Seiten Einführung mit typischen Ideen und Motiven (Kindermann). Interessant ist bei Beim der Kompromiss zwischen den beiden verbreiteten Arten, ein Eröffnungsbuch zu gliedern. Üblich sind entweder Musterpartien mit eingestreutem Ergänzungsmaterial (so auch bei Kindermann) oder aber der klassische Variantenbaum. Beim verwendet den Variantenbaum, lässt aber jede Hauptlinie in eine komplette Partie münden.
Beim und Kindermann geben auch Rezepte gegen allerlei Nebenvarianten wie 1. d4 f5 2. Sc3 2. e4, 2. Lg5 usw , auch 1. Sf3 f5 2. e4 kommt bei beiden zur Sprache. Die englische Formation mit 1. c2-c4, ohne d2-d4, sondern mit d2-d3 und späterem e2-e4 wird bei Kindermann besprochen, bei Beim nicht. Das Kindermann-Buch hält daher sogar mehr als der Untertitel verspricht: Eine Waffe nicht nur gegen 1. d4, sondern auch gegen 1. Sf3, 1. c4 und 1. g3. Ein paar Worte zur Produktion. Das Buch von Beim ist in der etwas schlichten, aber effizienten Art von Gambit layoutet; sachlich, solide. Chessgate bietet wertvolleres Papier und den künstlerisch-verspielten Schriftsatz von Ulrich Dirr. Ich hatte mich schon anlässlich der Endspieluniversität (Schach 9/2002) kritisch darüber geäußert. Hier noch eine Besonderheit: Die Ziffern 3, 4, 5, 7 erscheinen tiefgestellt, 1, 2, 6, 8 auf normaler Höhe. Ich weiß nicht, ob das besonders ergonomisch sein soll oder aber der letzte Designerschrei ist. Bei höchstens 37 Zeilen pro Seite (im Unterschied zu regelmäßig 41 bei Beim) steht trotz größeren Formats und einzelner sehr kleingedruckter Zeichen bei Kindermann weniger Text auf einer Seite als bei Beim. M. E. wird das Auge durch die diversen Spielereien mehr verwirrt, z. B. was die intuitive Wahrnehmung von Gliederungsebenen angeht. Aufgrund tiefer Einsicht durch herausragende Praktiker der Variante sind beide Bücher zweifelsfrei zu empfehlen, trotz der kleineren Mäkeleien; wobei im Zweifelsfall natürlich der einheimischen Produktion der Vorrang zu geben wäre. Leider überschneidet sich vieles, die Spielvorschläge selbst in den Nebenvarianten weichen eher in Details voneinander ab. Zudem kommt für den Weißspieler Band 3 der Khalifman-Reihe in Betracht; die kritischen Abspiele werden dort kaum weniger detailliert besprochen, darüber hinaus findet man noch Rezepte gegen andere Holländisch-Spielarten wie Iljin-Genewski oder Stonewall.

Harald Keilhack, Schach 01/2003


Das Leningrader System der Holländischen Verteidigung ist eine der schärfsten Waffen gegen den Zug 1.d4. Da die schwarzen Pläne auch gegen Flankenspiele wie 1.c4 oder 1.Sf3 recht spielbar sind, haben wir es in diesem Fall mit einer Universalwaffe zu tun. Der Verfasser Stefan Kindermann ist seit 1988 Großmeister. Seit vielen Jahren arbeitet er auch als Schachautor und Trainer. In seiner fleißigen Arbeit stellt er ein Repertoirebuch für Schwarz dar, wenn Weiß nicht 1.e4 zieht. Neben der Haupt-variante nach den Zügen 1.d4 f5 2.g3 Sf6 3.Lg2 g6 4.Sf3 Lg7 5,0-0 0-0 6.c4 d6 7.Sc3 De8! analysiert er auch viele Abweichungen, so dass der Leser ein starkes Gegenmittel nach 1.d4, 1.Sf3, 1.c4, 1.g3 in die Hand bekommt. Als wichtige Ergänzung gibt es 25 ausführlich kommentierte Partien. Technisch ist das Buch - wie alle Produkte von Chessgate AG - sehr gut gemacht, Sehr empfehlenswert für alle Spieler, die ihr Eröffnungsrepertoire um neue Inhalte ergänzen wollen!

Jerzy Konikowski Fernschach International 01/03

In der Reihe "Großmeisterrepertoire - sehen und siegen." hat Stefan Kindermann bereits zwei je doppelte Repertoire-Videos über Französisch und das sogenannte Leningrader System herausgebracht. Über letzteres hat er jetzt auch ein Buch verfasst, das sicher neue Anhänger dieser aktiven "Verteidigung" gewinnen wird.
Den Charakter des hier vorgestell-ten Repertoires lässt bereits der Untertitel "Eine Waffe gegen 1.d4" erahnen: Schwarz strebt ein aktives und interessantes Spiel an, wobei dieses System einige Vorteile zu bieten hat:
1) Zunächst einmal handelt es sich um einen recht jungen Aufbau, der erst seit 1983 so richtig Fuß fasst, als Malanjuk die moderne Hauptvariante 1.d4 f5 2.g3 Sf6 3.Lg2 g6 4.Sf3 Lg7 5.0-0 0-0 6.c4 d6 7.Sc3 De8! in die Praxis einführte. Ihr theoretischer Umfang ist daher noch relativ überschaubar und bietet noch viel Raum für kreative Spieler.
2) Es gibt keine Abtauschvariante, mit der Weiß wesentliche Vereinfachungen oder gar sterilen Ausgleich erzwingen könnte. Gute Voraussetzungen also, wenn man mit Schwarz auf Gewinn spielen will oder muss.
3) Obwohl sich der Ruf des Leningrader Systems gebessert hat ist die Schar seiner Anhänger sehr begrenzt, so dass die meisten Weiß-Spieler wenig Erfahrung in der Bekämpfung dieser Verteidigung haben werden.
Eine schöne Zusammenfassung der Entstehung und Entwicklung des Leningrader Systems leitet Stefan Kindermanns Buch "Leningrader System" ein. Besonders für Neueinsteiger gedacht sind die nächsten 20 Seiten, auf denen der Autor viele "Typische Ideen und Motive" für beide Seiten vorstellt.
Damit sollte der Leser für den anschließenden Theorieteil gerüstet sein, der auf 25 sehr ausführlich kommentierten Erläuterungspartien aufgebaut ist. Diese zeigen die wichtigsten Abspiele, während auf alle restlichen Varianten in der Kommentierung eingegangen wird.
Den Einstieg zum Theorieteil bildet die oben genannte Stellung nach 7...De8. Von ihr ausgehend werden nun die Hauptvarianten 8.d5, 8.b3, 8.Sd5, 8.Te1 und 8.Db3 in einzelnen Kapiteln erörtert.
Dabei fällt zweierlei auf: zum einen hat Stefan Kindermann gegenüber den eingangs erwähnten Repertoire-Videos nach 8.d5 vom theoretischen Hauptzug 8...Sa6 auf das weniger populäre 8...a5 umgestellt.
Zum anderen beschäftigt sich ein überraschend ausführliches Kapitel mit dem Zug 8.Te1, der sonst recht knapp abgehandelt wird, während ihn Stefan Kindermann hier als besondere Empfehlung für Weiß-Spieler angibt.
Im folgenden wollen wir kurz die Titel der weiteren Kapitel aufführen um zu zeigen, wie Stefan Kindermann den vielfältigen Möglichkeiten an Aufbauplänen und Zugfolgen für Weiß gerecht wird:

Verschiedene Systeme mit b3
Weiße Systeme mit Sbd2 nebst e4 und/oder c3 und b4
Weiße Systeme mit frühem b4
Karlsbader Variante: Weiß spielt Sh3 und c4
Karlsbader Variante: Weiß spielt Sh3 ohne c4
Das System mit 4.c3 und 5.Db3
Der Leningrader Stonewall nach 4.c3
Die Zugfolge 1.d4 2.c4 3.Sc3 sowie allgemeine Zugfolgenproblematik
Das System mit 2.Sf3 Sf6 3.Lg5 oder 3.Lf4
Das System mit 2.Sc3 Das System mit 2.Lg5
Das Staunton-Gambit 2.e4
Seltene weiße Fortsetzungen im 2. Zug
Tipps und Anregungen gegen Flankenspiele (1.Sf3 und 1.c4 ohne frühes d4)

Beim Studium des Materials wird der Leser von der enormen Erfahrung Stefan Kindermanns profitieren, die er in über 10 Jahren Praxiß mit dem Leningrader System gesammelt hat.
Man erhält mit diesem Buch nicht nur ein überzeugend gewähltes und weit ausgearbeitetes Repertoire, sondern auch so manche Neubewertung von Varianten und eine enorme Fülle von neuen Anregungen und Ideen. So erhält man in der Regel auch alternative Varianten und kann sein Repertoire damit flexibel gestalten.
Die Kommentierung des Autors ist zu loben, es wird klar auf Sinn und Zweck der Züge eingegangen und wesentliches zu strategischen und taktischen Fragen erläutert. Auch die Gestaltung des Buches ist sehr gelungen, die Gliederung ist übersichtlich, wobei verschiedene Verzeichnisse im Anhang des Buches gezielten Zugriff auf das gewünschte Material ermöglichen.
Als letzter Pluspunkt dieses Buches ist sein Preis zu nennen, der mit 19,80 Euro recht fair angesetzt wurde.

Schachmarkt 02/2003


Moden kommen und gehen. Kleider der 70er Jahre trägt man wieder, die 80er Jahre amüsieren in Fernsehshows und im Schach tauchen Eröffnungssysteme der 90er Jahre plötzlich im Blickfeld theoretischer Diskussionen auf. Das Lenigrader System der Holländischen Verteidigung erlebte Mitte der 80er bis Mitte der 90er Jahre einen Boom. Doch dann kehrten die meisten Spitzenspieler ihm den Rücken zu; etliche Abspiele versprachen zu wenig Gewinnchancen. Außerdem geht gerade auf hohem Level verstärkt die Furcht um, „auspräpariert" zu werden. Beispielsweise ist es ein riskantes Unterfangen geworden, Grünfeld-Indisch gegen Weiß-Spezialisten auf das Brett zu bringen. Das Bundesligateam der Neuköllner Schachfreunde „untersagte" daher seinem IM Stephan Berndt, für die Dezemberrunde 2002 gegen den HSK'ler Lubomir Ftacnik diese Eröffnung zu erwägen. Mit der Alternative Katalanisch verblüffte er und landete einen feinen Sieg (siehe SM 64, Nr. 24/2002, S. 659). Vielseitigkeit hat notgedrungen Konjunktur. Taugt das Leningrader System vielleicht ebenfalls als Überraschungswaffe? Zwei Ende 2002 zeitgleich veröffentlichte Neuerscheinungen der Holländisch-Experten Stefan Kindermann und Valeri Beim legen die Vermutung nahe. Aber es gibt nicht nur Optimisten. Der 1931 in Leningrad geborene Viktor Kortschnoi, der die Variante in seiner Jugend unzählige Mal gegen die lokalen Theorietüftler Kiril Winogradow, Nikolai Kopylow und Jewgeni Kusminich testen konnte, ist auch nach einem halben Jahrhundert nicht vollständig überzeugt, wie er anlässlich seiner Partie gegen Sergej Dolmatow bei der FIDE-WM in Las Vegas 1999 ausführte (seine Aussage bezieht sich auch auf das Stonewall-System): „Bei meiner Vorbereitung bemerkte ich ... zwei Aufbautypen, die sehr aktiv sind, aber nicht in Mode und sicher nicht hundertprozentig korrekt. Eine merkwürdige Wahl, hinter der ich einen psychologischen Hintergedanken vermute. Die meisten Großmeister haben eine Abneigung gegen zweifelhafte Eröffnungen. Sie wünschen sich, ihren unvorsichtigen Gegner dafür so rasch wie möglich zu bestrafen. Unbewusst sagen sie sich: Wie konnte er es wagen, mir diese Eröffnung vorzusetzen? Dabei hat Schwarz diese Eröffnung natürlich sorgfältig analysiert. Enttäuschungen erwarten den Weißspieler, denn mit Routinemanövern ist dieses vermeintlich zweifelhafte System nicht zu widerlegen." (Meine besten Kämpfe, Band 1: Partien mit Weiß, Edition Olms 2001,S. 196)
Dennoch sind die beiden Autoren überzeugt, dem Schwarzspieler eine effektive Erwiderung anzubieten.

- Kindermanns Titel lautet „Leningrader System - Eine Waffe gegen 1. d4"
- Beims Werk nennt sich „Understanding the Leningrad Dutch - An experienced chess trainer's guide to a dynamic opening System"

Die Intention ist klar: Hier wird vorwiegend auf die Schwarzsicht fokussiert. Das erfordert auch die Bereitstellung der Seitenpfade, auf die der Weißspieler den Nachziehenden schicken kann. Außerdem verlangt der Leser heute, dass ihm mehr als eine bloße Materialzusammenstellung geboten wird. Die taktischen Knackpunkte und die strategischen Konzepte sollten so dargestellt werden, dass eine zügige Wissensaneignung möglich ist; Empfehlungen und Warnungen sind erwünscht.

Präsentationskonzepte
Beide Repertoirebücher tragen diesen Ansprüchen Rechnung. Die Variante mit 7. ...De8 steht jeweils im Mittelpunkt, wobei Beim allerdings der Alternative 7. ...c6 mit 30 Seiten einen gleichen Rang gibt. Dem Damenmanöver widmet der jetzt in Österreich beheimatete ehemalige Trainer der Schachschule im ukrainischen Odessa 32 Seiten, während Kindermann 47 Seiten bringt. In seiner überaus lesenswerten Einführung zeigt der in München wohnhafte Österreicher, warum vor genau 20 Jahren eine neue Zeitrechnung für die Holländische Verteidigung begann. Es geschah auf der damals prestigeträchtigsten Bühne, dem 50. Championat der Schachweltmacht Sowjetunion, als der relativ unbekannte Wladimir Malanjuk einen der besten Spieler des Landes, Alexander Beljawski, mit einer völlig neuen Spielanlage überraschte.

Holländisch A87
A. Beljawski - W. Malanjuk
UdSSR-Meisterschaft, Moskau 1983 1. d4 f5 2. g3 d6 3. Sf3 g6 4. Lg2 Lg7 5. 0-0 Sf6 6. c4 0-0 7. Sc3 De8 Der „Paukenschlag", wie es Kindermann nennt. Absichten, die bei der Premiere noch nicht zum Zug kamen, sind die Unterstützung von e7-e5 und der Damenschwenk zum Königsflügel. In der Partie unterstreicht das spätere Erscheinen der Dame auf b5 die Multifunktionalität des Manövers. 8. d5 Sa6 9. Sd4 Ld7 10. e3 c6 11. b3 Sc7 12. Lb2 c5 13. Sde2 b5 14. Dc2 Tb8 15. Tac1 bxc4 16. bxc4 Sg4 17. La1 Se5 18. Sd1 La4 19. Dd2 Sxc4 20. Txc4 Lxa1 21. Sdc3 Lb5 22. Sxb5 Dxb5 23. Tfc1 Lb2 24. T1c2 Lf6 25. Sd4 Da6 26. Sc6 Tb6 27. h4 Sb5 28. Lf1 Sa3 29. Tf4 Db7 30. Te1 Tb2 31. Da5 Txa2 32. Td1 Db3 33. Da4 Tb2 34. Te1 Ta8 35. Da5 Sb1 36. g4 fxg4 37. Txf6 exf6 38. Dc7 Txf2 39. Kxf2 Db2+ 40. Le2 g3+ 41. Kf3 0:1

Dieser Klassiker mit seinen innovativen Figurenaktionen infizierte eine ganze Generation von russischsprachigen Spitzenspielern, z. B. Jewgeni Barejew, Michail Gurewitsch, Igor Glek, Alexander Onischuk, Sergei Dolmatov sowie Alexei Vyzmanawin, und sogar der heutige Weltmeister Wladimir Kramnik baute auf diese Eröffnung. In Deutschland sind - neben Kindermann -Christopher Lutz und Romuald Mainka aus der Großmeistergilde als Verfechter zu nennen.
Vergleicht man die 189 Seiten von Beim mit den 201 Seiten von Kindermann, so kommt man in etwa auf die gleiche Informationsmenge. Neben der größeren Anzahl Seiten, ist das Chessgate-Buch auch größer im Format, aber eben auch optisch großzügiger im Layout. Für die grafische Gestaltung zeichnet FM Ulrich Dirr, der Koautor von Kindermanns Buch zur französischen Winawer-Variante verantwortlich. Doch man sollte sich nicht an diesem viel gelobten Werk orientieren. Dort wurde höchst aufwendig ein Erläuterungspartienteil und eine Schachenzyklopädie-ähnliche Tabellendarstellung verwoben. Heuer kommt es zur Konzentration auf Modellpartien. Kindermann führt seinen 25 Beispielen umfassendes Material mit vielen Analysediagrammen zu. Beim geht im Stile früherer Eröffnungswerke vor, indem er Varianten in zig Unterabschnitte unterteilt und ab einem gewissen Punkt in eine Referenzpartie münden lässt. Varianten, die er als eigenen Strang ausführt, werden bei Kindermann häufig in die Partie eingebaut, wobei die Entwicklungstendenzen ebenfalls kritisch mit reichlich Eigenanalysen thematisiert werden. Erfreulicherweise legen beide großen Wert auf textliche Ausführungen.

Selektivität und Urteile
Kommt ein Schwarzspieler neu zum Leningrader System, hat er einige Arbeit vor sich. Beide Autoren räumen deshalb auch seltenen Zugfolgen gebührend Platz ein (z. B. 17 bzw. 21 Seiten zum Staunton-Gambit und 2. g4). Die Urteile sind nicht immer einhellig. Dies liegt u. a. daran, dass Beim mit Bewertungen wesentlich zurückhaltender ist, während Kindermann dezidiertere Aussagen trifft, die er zudem sehr verständlich erklärt. In dieser Hinsicht hat der Einsteiger und derjenige, der seine älteren Theoriestände überprüfen will, bei der deutschen Produktion einen schätzbaren Vorteil. Kindermanns „Radikalität" zeigt sich insbesondere in seiner Präferenz für Malanjuks „Kopfgeburt", dem dynamischen 7...De8. Beide Autoren lassen das früher ebenfalls gespielte 7...Sc6 weg, da es nach 8. d5 Se5 oder Sa5 „positionelle Defekte" aufweist. Kindermann plädiert zudem gegen 7...c6, was solide ist, aber dem Schwarzen seiner Meinung nach kaum Gewinnchancen verspricht. Beim bleibt wertneutral, was allerdings wenig motivierend klingt: „7...c6 ist an dieser Stelle flexibler als andere Züge, da es Weiß keine Möglichkeit zu einem schnellen Angriff gibt und Schwarz eine relative Vielfalt an möglichen Figurenaufstellungen lässt. Mit diesem Zug zögert Schwarz den direkten Kontakt mit dem Gegner hinaus, was im Gegenzug die weißen Wahlmöglichkeiten im 8. Zug vergrößert." (S. 107)
Über die Richtung der Partie entscheidet Weiß auch bei 7...De8 - fünf Optionen sind gängig (8. Db3, 8. Te1, 8. Sd5, 8. b3 und 8. d5). In dieser Gegenüberstellung ist die Bilanz Kindermanns ebenfalls überzeugender. Beim liefert zwar in Mittelspielpositionen zwischen Zug 10 und 20 punktuelle Hinweise über den Wert der Varianten; es mangelt jedoch an Empfehlungen und Resümees. Hier riskiert Kindermann mehr. Vor allem setzt er die Akzente treffender: 22 Seiten für 8. d5 sind wichtig, denn beim Schwarzspieler- und insbesondere dem Einsteiger - hinterlässt der Raumgewinn im ersten Moment immer ein bedrückendes Gefühl. Redlicherweise korrigiert Kindermann eine frühere Fehleinschätzung seiner Videoproduktion zum Leningrader System (Rezension veröffentlicht in der Ausgabe 6/2002 auf Seite 160). Nach 7. ...De8 8. d5 Sa6 9. Tb1! c5 10. dxc6 bxc6 11. b4 Ld7 12. a3 Sc7 13. Lb2 Se6 sieht er das Bauernopfer 14. c5! als Problemfall. Beim belässt es beim Darstellen der Sachlage und äußert beispielsweise zu 14. ...Se4 15. Db3 d5 16. Sxe4 fxe4 17. Se5 Lc8 18. f3! (aus Antunes - Zhang Zhong, Macau 1999), dass „schwer zu sehen ist, wo Schwarz eine Verbesserung finden kann. " Der Leser bleibt ohne Hilfe allein. Mit dem alternativen 8. ...a5 ist er bei Kindermann auf 17,5 Seiten gut versorgt, Beim ist hier mit einer halben Seite keine Hilfe. Ähnlich ergeht es dem Wissbegierigen bei einer Empfehlung Kindermanns für den Weißspieler: 8. Te1 ist auserkoren mit der Zugfolge 8...Df7 (ein wichtiger Tempogewinn, da c4 angegriffen ist) 9. b3 Se4 10. Lb2 Sc6 11. Te1! (das von Beim als Paradebeispiel gewählte 11. Dd3 hält Kindermann anhand eigener Spielpraxis für harmlos) 11...e5 12. dxe5! dxe5 (Beim zeigt an, dass auf c3 getauscht werden kann, untermauert das aber nicht mit einem Abspiel, während Kindermann die Option unerwähnt lässt) 13. Sxe4! fxe4 14. Sg5 Dxf2+ 15. Kh1 Td8 16. Dc2 De3 17. Sxe4 Lf5 18. Dc3 Dxc3 19. Lxc3 Lh6 20. Tcd1 Sd4 21. g4! mit positionellem Vorteil, da die Leichtfiguren zurückgedrängt werden (Partie Filippow -Popatow, Elista 2001). Eine mögliche Reparatur sieht Kindermann in 18... Lh6 19. Dxe3 Lxe3 20. Tcd1 Kg7, was von der aufstrebenden 18-jährigen Nadeshda Kosintseva bei der russischen Frauenmeisterschaft 2002 gespielt wurde. Doch solche riskanten Beispiele sollten den Schwarzspieler nicht unbedingt abschrecken. Welche Eröffnung ist überhaupt perfekt? Jedenfalls liegen gerade für Um- und Einsteiger zwei neue Standortbestimmungen mit unterschiedlichen Vorzügen bereit. Beim offeriert eine materialreiche Rundumschau und liefert einen beispielhaften Übungsteil mit 35 Aufgaben, die didaktisch gut bei kritischen Übergängen zum Mittelspiel ansetzen. So etwas fehlt bei Kindermann, der allerdings die grundsätzlichen Motive und Idee besser skizziert. Dieser Teil könnte bei Bedarf für Trainingszwecke in Frageform weiterentwickelt werden. Ein Lesegenuss ist der achtseitige historische Aufriss „Der Weg zur Hauptvariante", der auch Zugfolgenproblematik thematisiert. Zum Arbeiten ist der Personen- und Partienindex ein nützliches Hilfsmittel, dieser fehlt bei Beim leider. Aufgrund seiner klareren Positionierung kann dem Kunden das zudem preisgünstigere Chessgate-Buch empfohlen werden. Der Experte wird sicher mit kritischem Blick das Gambit-Buch zur Spiegelung der Kindermannschen Thesen heranziehen. Für das Maßschneidern einer Überraschungswaffe reicht Kindermanns Buch. Wer einen Repertoirewechsel plant, der sollte doppelt investieren.

Harald Fietz
Schachmaganzin 64 13/2003
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