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Das große Buch der Schachweltmeisterschaften

Eigenschaften

352 Seiten, gebunden, New in Chess, 1. Auflage 2015

22,80 €
Inkl. MwSt., zzgl. Versandkosten
Willhelm Steinitz, der im Jahre 1886 das erste offizielle Duell um die Schachweltmeisterschaft gewann, würde sich ob der heutigen Popularität des Schachsports verwundert die Augen reiben: Es gibt Millionen von Schachspielern auf der ganzen Welt, größere wie kleinere Wettbewerbe werden live im Internet übertragen, das Schulschach boomt Schach ist wahrlich zu einer weltweiten Leidenschaft geworden.
Und was würde Steinitz, der zeitlebens unter finanziellen Problemen litt und in Armut starb, über den heutigen Weltmeister Magnus Carlsen denken, der bereits mit Anfang Zwanzig Multimillionär wurde, ganz einfach weil er tolles Schach spielt?
Die Geschichte der Schachweltmeisterschaften spiegelt diesen enormen Wandel wider. Der Hamburger Schachjournalist André Schulz erzählt die Story dieser Titelkämpfe mitsamt all ihrer spannenden Details: Die historischen, politischen und gesellschaftlichen Hintergründe, das Preisgeld, die Sekundanten sowie die psychologische Kriegsführung auf und neben dem Brett.
Lassen Sie sich in den Bann der Magie von Capablanca, Aljechin, Botwinnik, Tal, Karpow, Kasparow, Bobby Fischer und all der anderen ziehen! André Schulz hat jeweils eine Schlüsselpartie aus den WM-Kämpfen ausgewählt und erklärt die Züge der Champions in einer für den Amateur leicht nachvollziehbaren Weise. Ein Buch, das in die Bibliothek eines jeden echten Schachliebhabers gehört.
André Schulz ist ein ebenso erfahrener wie angesehener Schachjournalist. Seit 1997 ist er Chefredakteur der Nachrichtenseite von ChessBase.
Weitere Informationen
Gewicht 780 g
Hersteller New in Chess
Breite 18 cm
Höhe 24 cm
Medium Buch
Erscheinungsjahr 2015
Autor Andre Schulz
Sprache Deutsch
Auflage 1
ISBN-13 978-9056912116
Seiten 352
Einband gebunden
Meilensteine der Schachgeschichte sind vor allem die Weltmeisterschaften. Seit 1886 Steinitz und Zukertort den ersten offiziellen WM-Kampf ausgetragen haben, hat der Zweikampf zur Ermittlung des Besten der Welt nichts an Reiz eingebüßt. Denn Matches sind immer Nervenkriege und nicht nur sportliche Triumphe, sondern auch menschliche Niederlagen. Lange wurde der Weltmeister durch Privatwettkämpfe ermittelt, bei denen der Herausforderer eine gewisse Summe durch Gönner aufbringen musste. Seit dem Tod Aljechins, also nach dem Zweiten Weltkrieg, wird der Herausforderer offiziell durch die FIDE in Kandidatenturnieren ermittelt. Zunächst stellten Spieler aus der UdSSR den Champion, bis ihnen Fischer 1972 den Titel streitig machte. Doch der Amerikaner war nur eine Episode, verschwand danach und die Sowjets übernahmen erneut das Zepter. In den Neunzigern folgte das Schisma, die Spaltung, und fortan gab es zwei Weltmeister, bis es in den 2000er Jahren zur Wiedervereinigung kam.
Dieser bewegten 130 Jahre alten Tradition hat sich nun der Chefredakteur der deutschen ChessBase-Seite André Schulz angenommen. Es ist nicht die erste WM-Chronik, aber die Vorgänger wie Raymund Stolzes Umkämpfte Krone von 1987 oder zuletzt Kasparows Predecessors sind schon älter und vor allem anders konzipiert. Schulz konzentriert sich auf die 46 „klassischen” Titelkämpfe und 16 Weltmeister. Er fokussiert bei seinen Darstellungen weniger die eigentlichen sportlichen Geschehnisse. Sein Schwerpunkt liegt auf der Darstellung der Ereignisse rund um ein Match und vor allem auf den Biographien der Weltmeister und der Herausforderer.
Das sportliche Geschehen wird nicht immer so ausführlich beschrieben, wie beim ersten Wettkampf zwischen Aljechin und Euwe, bei dem der schwere Alkoholmissbrauch des Titelverteidigers nicht unerheblich zum Sieg Euwes beitrug. Meist wird der Matchverlauf in einem oder wenigen Absätzen zusammengefasst und am Ende stets eine ausgewählte Partie des jeweiligen Wettkampfs präsentiert. Dadurch bleibt bei der Darstellung zuweilen die Dramatik und Dynamik eines Zweikampfes etwas auf Strecke und die schachlichen Gründe für die Niederlage im Dunkeln. Deshalb entsteht gelegentlich ein Ungleichgewicht, weil die Biographien - ganz extrem etwa bei Steinitz - Tschigorin 1889 - deutlich länger sind als die Darstellung des WM-Kampfes. Der Autor erzählt viele Geschichten, dennoch muss der Leser auf einige Anekdoten verzichten. Aljechin berichtet z.B. in Auf dem Weg zu Welt-Meisterschaft 1923-1927 zur 16. Partie seines Wettkampfs mit Capablanca, dass er eine aussichtsreiche Stellung früh Remis gegeben habe, weil wegen einer Feier in der Spielstätte, dem Jockeyclub, ein enormer Lärm herrschte, der das Weiterspielen unmöglich machte. Nun ist Aljechin zwar keine zuverlässige Quelle, aber diese Geschichte verrät doch etwas über die damaligen Spielbedingungen.
Die Stärke des Buches liegt zweifellos in den Biographien. Denn Schulz beschäftigt sich eben nicht nur mit der WM, sondern vor allem mit den Protagonisten. Dabei hat der Autor wenig bekannte Details zu Tage gefördert, wie etwa dass Capablanca während des AVRO-Turniers 1938 einen ersten leichten Schlaganfall erlitt.
Eine weitere Stärke des Buches sind die Schilderungen der Rahmenbedingungen der Wettkämpfe. Schulz gibt Einblicke in die Hintergründe der Preisgeldbeschaffung, in den ersten WM-Matches z.B. durch sogenannte „Backers”. Man erfährt, dass es beim WM-Match Tarrasch und Lasker erstmals die heute üblichen Sekundanden gab. Und dass die sowjetische Führung bei Kandidatenturnieren, z.B. in Zürich/Neuhaus 1953 ihren Wunschkandidaten Smyslow durchsetzte, um eine Qualifikation Reshevskys zu verhindern - und dazu waren wahrscheinlich Ergebnisabsprachen der UdSSR-Teilnehmer untereinander nötig. Im anschließenden ersten Match zwischen Botwinnik und Smyslow soll der Titelverteidiger Drohbriefe erhalten haben. Und im zweiten Match zwischen Tal und Botwinnik bestellte der Magier aus Riga einen Hypnotiseur ins Publikum, den der Herausforderer aber nicht bemerkte, weil er stark kurzsichtig war. Eine psychologische Finte, die beim Match zwischen Karpow und Kortschnoi in Baguio 1978 ihre Wiederholung fand.
Botwinnik hat die Weltmeisterschaft nach dem Zweiten Weltkrieg nicht nur beherrscht, weil er langjähriger Champion war und sich den Titel mehrfach zurückeroberte, sondern auch weil er maßgebliche Vorschläge machte, die den Qualifikationszyklus veränderten oder beeinflussten. Und dies durchaus zum Vorteil des Patriarchen, wie Schulz aufschlussreich zeigt.
Zudem lässt der Autor immer wieder Details der Schachgeschichte einfließen, z.B. über die frühere Verwendung des Begriffs „Großmeister”, ein Titel, der vor der offiziellen Vergabe nach dem Zweiten Weltkrieg nur denen gebührte, die bereits ein großes Turnier gewonnen hatten. Oder auch dass Tarraschs Bestseller Das Schachbuch bis heute das Schachbuch mit der höchsten Auflage ist.
Diese WM-Chronik ist vor allem eine Sammlung interessanter und lesenswerter Biographien und Rahmengeschichten. Nicht zuletzt der niedrige Preis sollte ein guter Grund sein, sich diesen Überblick über einen der wichtigsten Teile der Schachgeschichte zuzulegen.

Harry Schaack
KARL 1/2016




"Das große Buch der Schach-Weltmeisterschaften" von André Schulz zählt zu jenen von mir besprochenen Büchern, bei denen die Vorbereitung der Rezension am zeitaufwändigsten war, deren Länge dies aber nicht widerzuspiegeln vermag. Das Werk ist 2015 bei New In Chess (NIC) erschienen, und zwar in deutscher Sprache, wie der Buchtitel bereits demonstriert. André Schulz ist ein erfahrener Schachjournalist, u.a. zuständig für die Website von ChessBase.

In der Geschichte des Schachspiels wurden 46 Weltmeisterschaftskämpfe ausgetragen, die als "offiziell anerkannt" gelten. In dieser Formulierung zeigt sich bereits, dass weitere unter einem Banner "Weltmeisterschaft" ausgetragene Wettkämpfe bekannt sind, denen aber die allgemeine Anerkennung versagt geblieben ist. Diese fehlen folgerichtig im hier besprochenen Werk, so wie etwa jene als "FIDE-Weltmeisterschaften" ausgespielten Titel, als Kasparow die Krone mit dem Wettkampf gegen Short aus der Organisationsgewalt des Weltschachbundes getragen hatte.

Für jeden offiziellen Weltmeisterschaftskampf gibt es ein Kapitel, bestehend aus einem Textteil und einer kommentierten Partie. Die Kapitel sind insgesamt fünf Teilen zugeordnet, die wie folgt überschrieben sind:
1. Die Zeit der Privatweltmeisterschaften,
2. Die sowjetische Ära,
3. Die neue Ära,
4. Die Zeit des Schismas,
5. Wiedervereinigung und die Zeit danach.

Die Textbeiträge variieren sehr in der Länge. Tendenziell am längsten sind die Beiträge über die Duelle der jüngeren Vergangenheit, soweit es sich nicht um Revanche- oder Wiederholungskämpfe handelte. Dies ist nachvollziehbar, denn aus den zuletzt vergangenen Jahren und Jahrzehnten ist eben doch mehr überliefert als aus den Anfängen der Weltmeisterschaften. Bei einem mehrfachen Aufeinandertreffen der Kontrahenten ist das Grundlegende mit dem Beitrag zum ersten Wettkampf gesagt, sodass für die weiteren Duelle nicht mehr so viel Stoff übrig bleibt. Die Partien sind sicher schon x-fach unter die Lupe und kommentiert veröffentlicht worden. In "Das große Buch der Schach-Weltmeisterschaften" sind sie mit Kommentaren und Analysen zu finden, die mit Engineunterstützung hinterfragt und bestätigt worden sind.

Ich habe mein ganzes Augenmerk auf die Textbeiträge gerichtet und diese vollständig gelesen. Man wird geradezu erschlagen von der Fülle an Informationen, sowohl in der Tiefe als auch in der Breite. André Schulz hat mit viel Fleiß ein Meer an Informationen zusammengetragen, das "Das große Buch der Schach-Weltmeisterschaften" zu einem Nachschlagewerk erster Garnitur avancieren lässt. Der Leser erfährt über die Protagonisten:
- Persönliches wie Herkunft, Bildung, Beruf, Körpergröße, Gesundheitsverfassung und eventuelle Handicaps, Glauben, Missbrauch von Suchtmitteln, politische Weltanschauung, Familienstand, Zahl der Kinder und ggf. auch Zahl der Ehen, gutes und schlechtes Verhalten im Umgang mit anderen, Reichtum und Armut etc.,
- Werdegang im Schach, Erfolge und Misserfolge, Besonderheiten im Kontakt mit anderen Spielern, Trainer, Sekundanten, Stärken und Schwächen im Spiel, Vorzüge und Abneigungen etc.,
- empfangene Förderungen und erlittene Benachteiligungen durch das staatliche System, Verband oder Klub, Betroffensein von Nachreden, Intrigen und Sanktionen bei Misserfolgen, Auswirkungen der Weltpolitik und der unterschiedlichen staatlichen Systeme etc.

Wie die Aufzählung zeigen dürfte, ist "Das große Buch der Schach-Weltmeisterschaften" ganz besonders auch ein Buch des Lebens, unterschieden in alles um das Schachspiel selbst herum und in Staat, Gesellschaft und Geschichte.
Ein wenig habe ich den Glauben daran verloren, dass der Titel des Weltmeisters immer in erster Linie von der Spielstärke dominiert war. Beim Lesen habe ich den Eindruck gewonnen, dass manchmal eher der Geldbeutel bestimmt hat, wer um die Krone kämpfen durfte, oder eben die Politik in facettenreicher Form.

Schulz hat die Informationen sehr gut aufbereitet und erscheint stilistisch wie ein Geschichtsschreiber. Sehr gut gefällt mir auch sein Umgang mit eingeredeten bzw. nicht abschließend beweisbaren Vorgängen. Er führt sie auf, kennzeichnet sie aber entsprechend und erhebt sie damit nicht etwa in den Rang einer Tatsachenbehauptung.
An ein paar Stellen gingen mir seine Informationen aber etwas zu sehr ins Detail. Vermutlich ist es ihm schwergefallen, mühevoll erlangte Informationen teilweise eben auch wieder verwerfen zu müssen. Auch wenn dies verständlich ist, hätte ich beispielsweise auf die intensive Darstellung der Verwandtschaftsverhältnisse der einen oder anderen Randperson gut verzichten können.

Das Werk ist in Sachen Rechtschreibung fehlerarm. Passagenweise aber hätte eine letzte Korrekturlesung noch ein paar Fehler vermeiden lassen können. So finden sich einige Male Trennstriche, die wohl aus dem Ursprungstext übernommen sind, an unpassender Stelle im Text. Offensichtliche Fehlschreibungen wie etwa ein Wortgemenge aus Match und Kampf - vermutlich aus dem Ansatz einer Stilverbesserung entstanden - hätten vermieden werden können. Allerdings ist dies ein "Kritisieren auf hohem Niveau", insgesamt ist das Werk textlich sauber gestaltet.

Die letzten Seiten des Buches sind u.a. ausführlichen statistischen Aufstellungen gewidmet, die seinen Nachschlagewert weiter steigern.

Fazit: "Das große Buch der Schach-Weltmeisterschaften" ist ein ausgezeichnetes dokumentatorisches Werk, das in die Hand jedes Schachfreundes gehört, dessen Interesse sich nicht auf das Spiel an sich beschränkt.

Uwe Bekemann
www.BdF-Fernschachbund.de
März 2016