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LXKASMGV6

Meine großen Vorkämpfer Band 6 (hc)

Reshevsky, Najdorf, Larsen, Fischer

502 Seiten, gebunden, Olms, 1. Auflage 2007

39,95 €
Inkl. MwSt., zzgl. Versandkosten
Final vergriffen
Band 6: Robert James Fischer
Teil 1: Reshevsky, Najdorf, Larsen
Teil 2: Robert James Fischer
inkl. CD-ROM mit allen Partien (insgesamt 6907) des 11. Schachweltmeisters sowie von Samuel Reshevsky, Reuben Fine, Miguel Najdorf und Bent Larsen


Stars des Westens
(Vorwort)
Das Leben und die Partien von zehn Schachkönigen der Vergangenheit - von Steinitz bis Spasski - sind schon beschrieben worden, und im vorliegenden Band ist nun der elfte an der Reihe - der phänomenale Fischer, dem es in den frühen 70er Jahren ganz allein gelungen ist, die sowjetische Schachmaschine zu zerschlagen. Vor ihm haben einige andere strahlende Sterne des Westens - Reshevsky, Najdorf, Larsen - vergeblich den Versuch unternommen, dies zu erreichen... Die Logik der Erzählung - oder vielleicht Caissa selber - will es, dass wir all diesen hervorragenden Spielern zusammen einen Band widmen.
Es versteht sich von selbst, dass Fischer nicht aus dem Nichts aufgetaucht ist. Nicht ohne Grund nannte man ihn den besten Schüler der Sowjetischen Schachschule, deren Erblühen in der Mitte des 20. Jahrhunderts zu einer schnellen Entwicklung des Spiel geführt hat. Aber mit noch größerer Berechtigung kann Fischer als Nachfolger der großartigen Schachdes amerikanischen Schachs angewerden, die auf den legendären Morphy zurückgeht. Über einen Zeitraum von mehr als hundert Jahren, die diese beiden Schachtrennen, hat die Popularität des KönigSpiels stark zugenommen.
In dieser Zeit hat Steinitz seine einzigartigen Leistungen vollbracht - von 1886 bis 1894 bestritt er fünf Kämpfe um die Weltmeisterund, was noch wichtiger ist, in seinem International Chess Magazine (1885-1891) und seinem grundlegenden Werk Modern Chess Instructor (1889) die neue, Positionelle Schule begründet. Ende des 19. Jahrhunderts ist Pillsbury von dieser Welle an die Spitze geschwemmt worden, gefolgt von Marshall im frühen 20. Jahrhundert. Amerika war zu einem ernsthaften Schachzentrum geworden, und es war kein Zufall, dass Emanuel Lasker einige Jahre dort gelebt und sein berühmtes Lasker's Chess Magazine (1904-1909) veröffentlicht hat, genauso, wie es kein Zufall war, dass der geniale Kubaner Jose Raoul Capablanca dort aufgewachsen ist und lange Jahre in New York gelebt hat.
Während in Europa der Erste Weltkrieg wüteging in Amerika das Turnierleben weiter, und ganz langsam wurde der Grundstein für einen neuen Durchbruch gelegt; in den 20er Jahren verstärkte sich dieser Prozess durch die sensationellen Vorstellungen des WunderSammy Reshevsky, eine Tournee des Titelanwärters Aljechin und vor allem die grandiosen New Yorker Turniere (1924 und 1927). Infolgedessen gab es in den frühen 30er Jahren eine ganze Gruppe von starken Meistern - Kashdan, Horowitz, Steiner, Dake, Denker und andere, nicht zu reden von den Weltstars Reshevsky und Fine (dem ebenfalls ein Kapitel dieses Buches gewidmet ist). Mit dem Veteranen Marshall gewannen die Ameridamals vier Schacholympiaden in Folge (1931, 1933, 1935, 1937).
In der Zwischenzeit erfreute sich das Schachhinter dem „Eisernen Vorhang" - in der UdSSR - der Unterstützung durch Staat und Politik, gewann an Geschwindigkeit und wurde zu der Schachmaschine, die für lange Zeit die gesamte Welt erobern sollte. Die erste direkte Konfrontation, der Radio-Wettkampf UdSSR-USA an zehn Brettern (1945) endete mit einer vernichtenden 4,5:15,5-Niederlage der olymChampions.
„Was ist mit dem Amerikanischen Schach los?" schrieb Arnold Denker damals. „Ist es möglich, dass das Land, welches den brillanten Marsden findigen Reshevsky und den univerFine hervorgebracht hat, soweit abgeist, wie es die russische Züchtigung an1932 hatte dieses Land fünfzehn oder zwanzig talentierte junge Meister. Was ist mit all diesen angehenden Stars passiert? Ist es möglich, dass so viel Talent in wenigen Jahso enttäuschend zusammengeschrumpft sein kann? Die Antwort auf diese zweite Frage ist ein klares und unmissverständliches ,Ja!'
Warum? Weil Profischach die ganze Zeit eines Spielers in Anspruch nimmt und ihm doch kein halbwegs angemessenes Einkomsichert. Schach ist ein Vollzeitjob, und wir müssen es als einen solchen ansehen, wenn wir gegen die internationale Konkurrenz bewollen. Je eher das amerikanische Schachpublikum dies erkennt, desto eher werden wir unser Prestige als führende Nation der Schachwelt zurückerobern."
Leider ist das amerikanische Schachpublikum nicht gerade schnell zu dieser Einsicht gekom- zumindest wenn man bedenkt, dass Fine gezwungen wurde, sich von dem Welt(1948) zurückzuziehen. Dadurch blieb Reshevsky praktisch allein der sowjetischen Kohorte ausgesetzt (später ist diese Erfahrung für Fischer sehr nützlich gewesen). Bis ans Ende der 50er Jahre war er die unbestrittene Nr. 1 im Westen, obwohl in den USA eine neue Gruppe talentierter Spieherangewachsen war: Evans, die Brüder Byrne, Bisguier, Lombardy...
Der einzige Spieler, der Reshevskys Führeranfechten konnte, war der argentinische Großmeister Miguel Najdorf. Die Pointe ist, dass sich in der Nachkriegszeit eine weitere Supermacht auf der Schach-Weltkarte etakonnte - Argentinien, wo sich viele Meister nach der VIII. Schacholympiade in Buenos Aires (1939) niedergelassen hatten. Der stärkste unter ihnen war Najdorf, der genauso alt wie Reshevsky war, ebenfalls aus Polen stammte, das Land jedoch 20 Jahre später als dieser verlassen hat.
Diese beiden - der bescheidene, religiöse Reshevsky, und der fröhliche, gesellige Naj- haben westliche Farben in die Weltspitgebracht, die von den Repräsentanten der UdSSR und weiterer Ostblock-Staaten bewurde. Genau genommen waren beide Amateure, da sie ihren Unterhalt nicht mit Schach verdienten (es kommt mir vor, als könne man das Match Reshevsky-Fischer im Jahre 1961 als Wettkampf des „letzten Amagegen den ersten Profi" bezeichnen). Aber die Stärke und das natürliche Talent der beiden war so enorm, dass sie sogar als fast 60-Jährige noch für das Jahrhundertmatch (1970) in die Mannschaft „Rest der Welt" berufen wurden.
Würdige Nachfolger dieser mächtigen Veterades Westens fanden sich erst in den späten 50er und den frühen 60er Jahren. Der erste, der sich anmeldete, war der junge Bobby Fischer, und dann tauchte Bent Larsen auf. Die Turniererfolge des Dänen und sein frisches, erfinderisches Spiel erlaubten ihm sogar, in jenem legendären Jahrhundertmatch das „rechtmäßig" Fischer zustehende erste Brett für sich zu beanspruchen. Zu jener Zeit konnten nur diese beiden Spieler die sowjetiHegemonie ernsthaft bedrohen. Bald darauf zeigte Fischer jedoch auf brillante Art und Weise, dass er allein dazu ausersehen war, der neue Weltmeister zu werden. Sein revolutionärer Durchbruch und sein tragischer Abgang von der Schachbühne stellen das Hauptthema des vorliegenden Bandes dar.

Garry Kasparow
Weitere Informationen
EAN 9783283004750
Gewicht 1,5 kg
Hersteller Olms
Breite 17,5 cm
Höhe 24,5 cm
Medium Buch, CD
Erscheinungsjahr 2007
Autor Garri Kasparow
Sprache Deutsch
Auflage 1
ISBN-10 328300475X
ISBN-13 9783283004750
Seiten 502
Einband gebunden
007 Stars des Westens (Vorwort)
010 Sammy, Miguel und Bent

010 Samuel Reshevsky
010 Olympische Zähigkeit
016 Zweiter Auftritt
027 Eine bittere Pille
034 Das Rätsel Fine
054 Der einsame Krieger
074 Champion vom „Rest der Welt"
083 Die letzte Chance
093 Siebenfacher Champion
104 Finale
120 „Ich will spielen und spielen..."

124 Miguel Najdorf
124 Don Miguel
125 Das Echo von Groningen
131 Der letzte Mohikaner - Andre Lilienthal
140 Königsindische Offenbarungen
147 Ein schwungvoller Veteran
155 „Schach als Spiegel der Seele"

163 Bent Larsen
163 Der Dänische Prinz
170 Aufstieg in die Elite
184 Auf dem Karrierehöhepunkt
199 „Meraner" Lehrstunden
215 Gegen die zwei „K's"

225 Robert der Elfte
225 „Er lernte von Gott selbst!"
239 Europäisches Debüt
270 Erwachsenenspiele
277 Das Duell der Wunderkinder
297 Hattrick in Bled
306 Der „russische Pakt"
322 Hallo Amerika!
332 Haltbarkeitstest
339 Harakiri
351 Er kam, sah und siegte
368 Steiler Aufstieg
382 Das erste Opfer
406 Das Massaker von Denver
418 Die Wunder gehen weiter
439 Die Schlacht der Götter
475 Die Abdankung
486 Der große Einsiedler

500 Partienverzeichnis
501 Eröffnungsregister
502 Zeichenerklärungen
Nachdem Robert James Fischer am 17. Ja2008 mit 64 Jahren verstarb, schnellte die weltweite Medien- und Informationsexplosionsartig hoch. Für den Nachrichtenleser ging es in den Nachrufen um einige Schachhöhepunkte, aber vor allem um den Zeitgeist und das Ost-West-Blockrund um den siegreichen Amerikaner bzw. seine Exzentrik abseits vom Brett. Der Schachliebhaber bekommt bei Garry Kasparow ein anderes Bild, jenes des Schachperfektionisten. Der Fischer-Band der deutschen Vorgänger-Serie kostet fast 40 Euro. Dafür hält man aber den mit 502 Seiten gewichtigsBand in der Hand.
Eigentlich sollte sich das Buch über den elften Weltmeister allein verkaufen, denn dessen Höchstleistungen und Eskapaden erstaunten die Schachmassen schon immer. Doch Kasparow blickt weiter und widmet sich auf über 200 Seiten fünf herausraZeitgenossen, die nicht vorrangig in östlichen Gefilden als Staatprofis agierten. Die Taten von Samuel Reshevsky, Reuben Fine, Miguel Najdorf, Andre Lilienthal und Bent Larsen sollten allzeit als klassisches Erbe behandelt werden. Und da gibt es viel zu entdecken: Reschewskis pragmatischen Ansatz, da er zeitlebens berufstätig war; Fines filigrane Technik (unter dem spanKapitel „Das Rätsel Fine"), LilienStellungsgefühl, Najdorfs dauerhaften Optimismus und Larsens Kreativität. Eröffspielen bei zwei Kapiteln explizit eine Rolle (königsindische Offenbarungen werden Najdorf zugeordnet, Meraner Lehrgehen auf das Konto von Larsen). Die Fünf, die alle einmal Hoffnung auf eine WM-Herausforderung hegten, trugen zum heutigen Schachverständnis auf eigene, oriWeise bei und verdienen ungeteilte Aufmerksamkeit.
Nach dieser Adelung wählt Kasparow für Fischer nun das stärkste Etikett, nämlich „Revolution". Denn Fischer entwickelte sich zum „ersten echten Schachprofi", dem TySchachberufstätiger. Aber einer, der die Kenntnis der alten Meister besonders ernst nahm, wie zwei Briefauszüge an Larry Evans aus dem Jahr 1963 bestätigen. „Ich verbringe meine Zeit hauptsächlich mit dem Studium alter Eröffnungsbücher, und glauSie es oder nicht - ich lerne eine Menge dabei! Sie verschwenden keinen Platz für Katalanisch, Reti, Königsindisch im Anund andere verrottete Eröffnungen. ... Bezüglich der Bücher: Ich hätte gerne das Buch über die Partien Anderssens von Gottauch Bilguers Handbuch von 1872, auch das Buch über Cochranes Partien inmich." (S. 329/330) Kasparow würdigt Fischer als eine Art Trendsetter, eine Haltung, die dem Amerikaner letztlich auch die Aufmerksamkeit der oft mehr an der Verpackung als an dem Inhalt interesMassenmedien einbrachte: „Wie auch in vielen anderen Dingen erwies sich Fischer nicht so sehr als Schöpfer wie als genialer Interpret!" (S. 498) Trefflich danedie schachbezogene Akzentsetzung von Anatoli Karpow: „Fischer gab dem Schach die Schärfe zurück, machte es noch komund brachte den sportlichen Aspekt bis an die Grenze: den Kampf bis zum ,nackten König'." (S. 499). Nur so war der letzte Akt bei seinem perfekten 11-aus-11-Gewinn der US-Meisterschaft 1963/64 möglich. Dieses Endspiel mit der Leichtfigurenkonstellation Läufer gegen Springer wird in Endspiellehrbüchem oft wegen der stringenten Spielführung erähnt. Doch Kasparow verweist auf eine Rettungsmöglichkeit, die führende Experwie Jan Timman, Alexander Beljawski / Adrian Michaltschischin und Karsten Mül/ Frank Lamprecht allesamt übersehen haben.
Es gibt viele Gründe für Fischers einzigStatus. Aber sicher war sein Einzelängerdasein und sein Misstrauen eine wichTriebfeder - anders als in der reglemenSowjetschachhierarchie: „Bei uns, bemerkte einst Tal, haben sich alle beständig für etwas qualifiziert und träumten daher von dritten und vierten Rängen. Fischer indessen dachte von jungen Jahren an einzig und alan den ersten Platz!" (S. 229)
Insgesamt bekommt man 50 Partien von Fischers Zeitgenossen und 57 Schaffensdes Bahnbrechers selbst. Aber bei Kasparows Tiefgang zahlt sich nicht die Abarbeitung von Quantität aus, sondern die Bereitschaft, umfangreiche Analysen mit viel Zeit und Muse zu verdauen. Wer nicht permanent den allerletzten Eröffnungsneuauf der Spur ist, wird hier Zusamänge zwischen früheren und heutigen Spielgestaltungen finden. Bei aller Suche nach dem Schachgehalt in Fischers Partien muss die Mahnung Kasparows, dass Feld 64 nicht das Ende der Welt ist, im Gedächtnis bleiben: „Man muss etwas hinter den Grenseiner Profession lieben, aber Fischer hatte nichts außer Schach." (S. 498)

Mit freundlicher Genehmigung
Harald Fietz, Schach Magazin 64 2/2008
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In diesen Tagen dürfte der 7. Band Kasparows aus der mittlerweile wohl auf 10 Bände konzipierten Reihe „Mein großen Vorkämpfer" erscheinen mit dem Thema Karpov. Auf ihn ist man sicher ganz besongespannt, da Kasparow über seinen Dauerkonkurrenten von 1985-1990 aus eigener Erfahrung berichten kann und sicher so manbislang unbekannte Details prädürfte. Doch auch über eiSpieler des 6. Bandes konnte der Exweltmeister aus eigener Eroder zumindest guten Quelwie Spasski berichten und so lohnt sich ein Rückblick auf den vielleicht bislang interessantesten Band der Reihe.
Im November 2003 erschien in der Zeitschrift Schach ein viel beachteund mittlerweile oft zitierter ArtiHübners zum 1. Band über Steinitz, Lasker und die ersten inofWeltmeister. Dort kritisierte Hübner im wesentlichen zum einen die weitgehend fehlenden Quellendie z.B. verhindern, sich über den Wert und Korrektheit einer Quelle ein Bild zu machen, und zum anderen die wiederholte ungeprüfte Verwendung von Klischees über Spieler und ihre Spielauffassung.
Was die Quellenangaben angeht, so monieren auch beim 6. Band auf S. 502 selbst die Bearbeiter der deutAusgabe, dass sie sich zwar bemüht haben, „in der Regel ... auf Originalquellen zurückzugreifen", dass aber dies nicht in jedem Fall möglich war, „da in der russischen Ausgabe leider entsprechende Hinfehlen." Das heißt nun nicht, dass es gar keine Quellenhinweise gibt oder dass Kasparow und seine Helfer, vor allem Co-Autor Dmitri Plisetzki, keinerlei Forschung nach neuen Details betrieben haben. So geht Kasparow z.B. auf ein umfangDossier des FBI über FiMutter ein, das die englischen Journalisten David Edmunds und John Eidinow, Verfasser des Buches „Bobby Fischer goes to War", auföberten. (S. 226 f.) Danach könnte statt Gerhardt Fischer, einem deutschstämmigen Physiker, auch der ungarische Emigrant Paul Felix Nemenyi Bobbys Vater gewesen sein, eine Notiz, die ich weder bei den Fischer-Büchern von Euwe/Kramer, Pasternjak, Gufeld oder in „Russians versus Fischer" entdecken konnte. Quellenhinweise erfolgen also bisweilen, aber eben indirekt und nicht in wissenschaftlicher ZiDoch ein wissenschaftliBuch plante Kasparow offengar nicht, eher ein attraktials Werbung für den SchachMag seine Reihe für Schachnicht allzu ergiebig sein, mag man eine Entwicklung der Schachtechnik und Spielstile an anStelle besser nachvollziehen können, eines schafft Kasparows Stil sicher. Seine „Schachgeschichte" ist, nicht zuletzt dank der vielen kleinen Anekdoten, Erzählungen, Interviews und Spieleraussagen einfach spanzu lesen. Die Spieler werden vor den Augen des Lesers lebendig, etwa Reshewsky durch Botwinniks Aufzeichnungen über seinen Chaund Spielstil (S. 56) oder auch nur durch die kleine Begebenheit, dass er, der orthodoxe Jude, beim Turnier in Palma de Mallorca (S. 111) mit Fischer spazieren geht, obman diesem antisemitische Äußerungen nachsagt, oder Larsen durch sein Interview nach dem Match UdSSR gegen den Rest der Welt 1970 (S. 193), als er sich - vielauf dem Höhepunkt seiner Laufbahn - für den aktuell besten Spieler der Welt hält.
Apropos Larsen und sein OptimisZusammen mit seinem Talent und seinem dynamischen, kreativen Stil soll dieser Optimismus eine wichtige Kraft für Larsens Erfolge gewesen sein und Ersatz für die bisfehlende Objektivität. Entspielte Fischer 1971 im Kandidatenmatch in Denver gegen Larsen „nur Systeme, in denen sich der Optimismus seines Gegners nirentfalten konnte." (S. 416). Und nach dem schrecklichen 0:6 geFischer und dem damit einherVerlust des Optimismus [„Nach dieser schweren Niederlage hat Larsen natürlich eingesehen, dass es keinen Sinn mehr machte, um die Weltmeisterschaftskrone zu kämpfen. (S. 2)4)] spielte Larsen angeblich nur noch selten wie früher („.. es ging ein Riss durch sein Spiel. Von diesem Moment an ließ sein Nervenkostüm ihn in entscheidenAugenblicken immer häufiger im Stich.). Das mag so sein, doch immerhin gewann Larsen auch danoch Turniere, unter anderem das Interzonenturnier Biel 1976. Auch andere Gründe können eine Rolle für die insgesamt langsam nachlassenden Erfolge des Dänen maßgeblich gewesen sein. Wird hier mit dem Optimismus Larsens ein Klischee bemüht? Vielleicht, vielnicht. Vermutungen sind geund wer so oft und erfolgreich sich mit Großmeistern am Schachgemessen hat, kann auch zu psychologischen Erwägungen nicht ganz unbegründet Einschätzungen abgeben. Wichtig ist aber, Vermuals Vermutungen zu kennDurch die mangelnde Quellendarlegung bleibt aber bisunklar, was ist Wahrheit, was Vermutung, was Fakt ist, was FiktiJedenfalls kann wohl nur Larsen selbst Antwort auf diverse Fragen geben, genau wie Fischer auf die Frage, warum er 1967, obwohl klar führend, aus dem Interzonenturnier in Sousse ausstieg (da überzeugt mich Kasparows Idee eines taktischen Ausstieges nicht, um einem frühen Treffen gegen Spasski aus dem Weg zu gehen) oder warum er 1975 nicht gegen Karpow antrat. Theorien darüber führt Kasparow auf S. 482 f. an, von der Bürde des Titel vor der Schachwelt bis hin zu psychischer Erkrankung. Kasparow selbst glaubt, dass folgender Punkt für Fischer zum letztlich ausschlagwurde: „Karpow war der Vertreter einer neuen Generation, die Fischer noch nicht geschlagen und mit der er faktisch noch nicht die Klingen gekreuzt hatte (einige Partien mit Mecking, Andersson, Hübner und Browne ausgenommen). Karpow war für ihn ein schachliches und menschliches Rätsel, eine Terra incognita." Gegen Kortschnoi, Spasski oder Petrosjan hätte Fischer Kasparows Ansicht nach gespielt, „aber Karpow kündigt die Heraufkunft einer neuen Ära an."
Als Fazit ergibt sich meines Erachtens zunächst: Der biographische Teil des Buches ist sowohl von den behandelten Persönlichkeiten, den schillernden „Stars des Westens" [Reshewsky (S. 10-34) und S. 54-123, Reuben Fine (S. 34-54), Miguel Najdorf (S. 124-130 und S. 141-161), Andor Lilienthal (S. 131-140), Bent Larsen (S. 163-224) und RoJames Fischer (S. 225-449)] als auch von den vielen Details und der lebendigen Schreibweise her eine gewiss sehr interessante und lesensDarstellung durch den 13. Weltmeister. Zugleich handelt es sich um eine sehr persönliche Dardie sich nicht auf sichere Fakten und Quellen beschränkt, soneigenen Ansichten und Vermuihren Raum lässt mit allen dazugehörenden Stärken und Schwächen.
Bedenkt man die Analysefähigkeiten Kasparows ist der Partienteil, der harmonisch in den biographischen Teil eingebaut ist, mit insgesamt 105 Partien natürlich ein Highlight. Wenngleich Kasparow nicht die Analysentiefe einiger Partien seines WM-Kampfes 1986 (vgl. sein Buch „Ich setze auf Sieg") aufgreifen kann, da das den Rahmen völlig sprengen würde, wird eine erfreuliTiefe erreicht. Kasparow beücksichtigt den aktuellen Stand der Theorie, gibt viele, aber nicht unübersichtlich viele Varianten an, überprüft die Varianten mit dem Computer, und versucht besonders die entscheidenden Punkte einer Partie markant herauszuarbeiten. 37 Fischer-Partien hat Kasparow ausgeählt, davon 5 aus dem WM-Kampf mit Spassky. Ich will jedoch einen Blick auf den Kandidatenwettkampf mit Taimanow (Vancouver 1971) werfen, der wegen des klaren 6:0 Ergebnisses inhaltlich wohl bislang unterschätzt wurde. Kasparow widden ersten vier Partien dieses inWettkampfes immerhin fast 20 Seiten! Diese Partien wurden etwa auch kommentiert in „Kandi1971" (S. 2 ff.) von Kick Langeweg und Wim Andriesen, in „Bobby Fischer 3 - 1968-1992" (S. 162 ff.) von Smyslow, Tal, Yudasin und Tukmakow (Editiones Eseuve 1993), in „Russians versus Fischer" (S. 206 ff.) und in „Die gePartien von Bobby Fivon M. Bijl.
(...)
Kasparow übertrifft in Umfang und Gehalt bisherige Analysen (mal abgesehen von Hübners Analysen, die mir leider (noch) nicht vorliegen) deutlich und das in einem schachgeschichtlichen Überblickswerk und keiner reinen Partiensammlung! Ganz klar: Die kommentierten Pardiese Bandes verdienen ein aufNachspielen. Im übrigen findet man auf einer beiliegenden CD zusätzlich insgesamt 6907 unkommentierte Partien, davon entfal2474 auf Larsen, 1800 auf Najdorf, 1394 auf Reshevsky, 955 auf Fischer und 444 auf Fine. Insgesamt ein ausführlicher und spannender Blick eines herausragenSchachweltmeisters auf die Kareines anderen herausragenden Schachweltmeisters sowie starker Großmeister des Westens mit vielen biographischen, wenn auch nicht immer eindeutig gesicherten Details und über 100 gut und neu analysierPartien. Ein sicher lesenswertes Buch und nicht zuletzt auch eine Quelle über die Innenansichten des Verfassers.
Mit freundlicher Genehmigung
Helmut Riedl, Rochade Europa 11/2007