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LOPRUDD

Das Damengambit

Ein Schwarzrepertoire für Vereinsspieler

206 Seiten, kartoniert, Schachreisen, 1. Auflage 2021

24,90 €
Inkl. MwSt., zzgl. Versandkosten
Also available in english language: "Countering the Queen's Gambit" (24,95 €)
item no. LOPRUCTQG
Ein komplettes Schwarzrepertoire gegen geschlossene Systeme
Michael Prusikins „Das Damengambit” bietet eine sichere, aber durchaus kämpferische Waffe gegen geschlossene Eröffnungen wie Katalanisch oder das beliebte Londoner System. Außer 1. e4 wird nahezu alles behandelt. Selbst Exoten wie Grobs Angriff, Bird und der Nimzowitsch-Larsen Angriff finden Beachtung.
Neben konkreten Empfehlungen beinhaltet das Buch eine ausführliche Besprechung relevanter Bauernstrukturen und Mittelspielideen.
Der aus 36 Aufgaben bestehende Test unterstützt die Leserschaft bei der Überprüfung des Lernfortschritts.
Großmeister schreiben oftmals für Großmeister. In der „Für Vereinsspieler”-Reihe adressiert Michael Prusikin jedoch ein breites Spektrum der Schachspieler.
Bei überschaubarem Aufwand profitieren Amateure wie Turnierspieler gleichermaßen von seinem Repertoirebuch.
Großmeister Michael Prusikin gehört mit einer Elozahl von 2550 zu den besten deutschen Schachspielern. Taktik und Angriffsschach prägen seinen Spielstil. Als Trainer verhalf er diversen deutschen Nachwuchstalenten zu internationalen Titeln. 2018 wurde Prusikin der Titel des FIDE Senior Trainers verliehen.
Weitere Informationen
Gewicht 400 g
Hersteller Schachreisen
Breite 17 cm
Höhe 24 cm
Medium Download, Buch
Erscheinungsjahr 2021
Autor Michael Prusikin
Sprache Deutsch
Auflage 1
ISBN-13 978-3-9817134-3-5
Seiten 206
Einband kartoniert
007 Vorwort
009 Teil 1: Typische Bauernstrukturen und allgemeine Ideen
011 1. Die Karlsbader Bauernstruktur
012 Schwarze Angriffsideen am Königsflügel
020 Die Capablanca-Formel
026 Den Botwinnik-Plan wirksam bekämpfen
028 Entgegengesetzte Rochaden
031 Verteidigungsideen gegen den Minoritätsangriff
040 2. Typische Strukturen im Tartakower-System
040 Der Isolani
043 Die hängenden Bauern
047 Die „weiche” Karlsbader Struktur
055 Schwarze Bauernmehrheit am Damenflügel
057 Offene Linien c und d
061 Teil 2: Eröffnungstheorie
063 Karlsbader Variante
072 Harrwitz-Angriff (4.Lf4)
076 4. Sf3 a6!?
085 Tartakower-Variante
098 Katalanisch
114 Londoner System
120 Colle-System
123 Zukertort-System
127 Damenbauernspiel
127 Hodgson-Angriff
131 Torre-Angriff
137 Blackmar-Diemer-Gambit
138 Veresov-Angriff
146 Königsindischer Angriff
148 Reti-Eröffnung
157 Bird-Eröffnung
165 Nimzowitsch-Larsen Angriff
167 Der Linksspringer
170 Grobs Angriff
171 Orang-Utan
173 Der Abschlusstest
180 Der Abschlusstest - Antworten
198 Variantenverzeichnis
Das Beben des “Damengambit”-Jahres und der dazugehörige Schachboom ist abgeklungen, erstaunlich wenig Bücher über das Abspiel sind erschienen. Ein besonderes Buch ist aber der Titel “Das Damengambit” des deutschen Großmeisters Michael Prusikin. Die Qualität ist erstaunlich: das Buch ist zwar vergleichsweise schmal, steckt aber voller Varianten, aber vor allem voller Ideen. Zudem bietet es darüber hinaus Repertoire-Vorschläge für Schwarz auf Systeme wie Englisch, 1.Sf3, Grobs Eröffnung, 1.b3 und was da sonst noch kreucht und fleucht. Fehlt noch 1.e4, aber das wäre wirklich vorbei am Thema in einem Buch übers Damengambit. Vielleicht mal einen Nachfolger mit einem schwarzen 1.e4-Repertoire ins Auge fassen, Großmeister Prusikin?
Außerdem gibt es inzwischen auch eine internationale Ausgabe in englischer Sprache bei New in Chess für den gleichen Preis. Auch eine digitale Variante ist hier wünschenswert.
Fernando Offermann
Berliner Schachverband
Dezember 2022
Rezension der englischen Ausgabe "Countering the Queen's Gambit":
Als e4-Spieler hatte ich auch mit Schwarz nie Probleme, eine vernünftige Eröffnung gegen 1.e4 zu finden. Wenn ich offener spielen wollte, entgegnete ich halt 1. ...e5, wenn mir mehr nach etwas geschlosseneren Stellungen war, hatte ich 1. ...c5, 1. ...e6 oder anderes im Repertoire. Trotzdem waren die Stellungen eigentlich immer offen genug, um meine Figuren aktiv zu postieren und dann Gegenspiel zu erzeugen. Aber was sollte ich gegen 1.d4 oder 1.c4 oder auch 1.Sf3 spielen? Hier war ich lange Zeit sehr unzufrieden und versuchte mich an einigen Quatscheröffnungen. Natürlich befriedigten mich diese immer nur kurz. Dann kam ein gut vorbereiteter Gegner, fegte mich vom Brett und ich haderte erneut. In den Indischen Verteidigungen nach 1.d4 Sf6 wurde ich dann schon ein wenig glücklicher, aber mich störte der erhebliche Raumnachteil, den man dort in Kauf nahm. Anders als bei der Französischen Verteidigung fehlten mir hier die Hebel oder ich begriff zu wenig, wann ich sie einsetzen musste. Irgendwann verstand ich dann, dass die klassische Antwort eigentlich sehr nahe lag. Ich spielte nach 1.d4 d5 und nach 2.c4 e6. So bringt man es schon den Anfängern bei und das hat sich auf allen Ebenen in tausenden von Partien bewährt. Dieses Konzept geht auch gegen 1.Sf3 auf und nach 1.c4 spielt man halt erst e6 und dann 2. ...d5. Zwar sieht der schwarze Aufbau erst einmal etwas passiv aus, aber er ist auch recht solide, man muss nur lernen, wie man Gewinnchancen erarbeiten kann. Während man zum Beispiel bei der Königsindischen Verteidigung vor allem die zahlreichen taktischen Motive kennen muss, geht es im abgelehnten Damengambit meist darum, die entstehenden Bauernstrukturen richtig zu verstehen. Man bekommt die Karlsbader Struktur, den Damenisolani, die Hängenden Bauern oder auch die Bauernmehrheit am Damenflügel auf das Brett und sollte in jeder Struktur die typischen Ideen für Weiß und für Schwarz studieren. Dann hat man eine tolle Waffe, mit der man selten verliert und solide auf Vorteil spielen kann. Hilfreich ist dabei auf jeden Fall das neue Buch "Countering the Queen`s Gambit" aus dem Hause New in Chess, in dem Großmeister Michael Prusikin ein Komplettrepertoire gegen die geschlossenen Eröffnungen auf nur 223 Seiten vorstellt. Es ist die Übersetzung von "Das Damengambit", das 2021 im Schachreisen-Verlag erschien, deutsche Leser können sich also auch dieses Werk kaufen.
Der Autor ist nicht nur ein starker Spieler, sondern auch ein erfahrener Trainer und das sieht man seinem Buch gleich an. Statt einfach die Eröffnung mit ein paar Partien aus der Datenbank und Enginevorschlägen durchzugehen, ist ihm besonders wichtig, dass der Leser die Eröffnung und damit auch die entstehenden Mittelspiele versteht. Darum erklärt er viel mit Worten und beginnt gar nicht mit den bloßen Eröffnungszügen, sondern zeigt erst einmal, was Schwarz für Mittelspiele anstrebt und wie man diese Stellungen auf Gewinn spielt. Er beginnt dabei absolut richtig mit der größten Herausforderung für die Schwarzspieler, nämlich der Karlsbader Struktur. Weiß schlägt nach 1.d4 d5 2.c4 e6 3.Sc3 Sf6 mit dem Bauern auf d5 und nach 4. ...exd5 ergibt sich bereits die angesprochene Struktur. Weiß hat hier nicht nur eine Bauernmehrheit im Zentrum, die später manchmal mit f3 und e4 in Bewegung gesetzt werden kann, sondern auch den sogenannten Minoritätsangriff, der nach der empfohlenen Zugfolge 5.Lg5 Le7 6.e3 0-0 7.Ld3 h6 8.Lh4 Te8 9.Dc2 c6 10.Sf3 droht, wenn Schwarz jetzt mit Sbd7 11.0-0 Sf8 12.Tab1 zu passiv spielt. Weiß möchte mit b4-b5 und dann bxc6 die schwarze Bauernstruktur schwächen und Schwarz hat entweder einen rückständigen Bauern auf c6 oder einen isolierten Bauern auf d5, den Weiß jeweils bearbeiten und so risikolos auf Gewinn spielen kann. Es gibt aber einige Rezepte gegen diesen Angriff, die in dem Buch gut analysiert werden. Schwarz kann häufig auf einen Königsangriff spielen, hat aber auch den etwas komisch aussehenden Zug b7-b5, mit dem er den weißen Bauern auf b4 blockieren und im besten Fall seinen Springer nach c4 reinpflanzen kann, der dann den weißen Damenflügel lahmlegt, den schwachen c6 kaschiert und Schwarz manchmal sogar einen Majoritätsangriff am Damenflügel einbringt. Zu diesem Zweck wird in dem Buch 10. ...Se4 empfohlen, den ich selbst auch schon ein paar Mal ausprobiert habe. Ich hatte dabei keine Probleme. Diese Ideen in der Karlsbader Struktur helfen auch nach 1.d4 d5 2.c4 e6 3.Sc3 Sf6 4.Sf3 weiter, wogegen der zuletzt in Mode gekommene Zug a6 gespielt werden soll. Zwar kann man auch 4. ...Le7 antworten, wonach viele Gegner 5.Lg5 spielen und man wieder in der Hauptvariante angekommen ist, aber 5.Lf4 macht nicht soviel Spaß, da stimme ich GM Prusikin absolut zu. Der Gag bei 4. ...a6 ist, dass Weiß wegen der Drohung dxc4 nebst b5 eigentlich nur 5.cxd5 exd5 6.Lg5 spielen kann, wonach Schwarz die frühe Festlegung auf Sf3 mit 6. ...Le6, 7. ...Sbd7 und 8. ...Ld6 ausnutzen kann. Weiß kann hier nicht mehr mit f3 und e4 stürmen und die aktivere Aufstellung des Läufers auf d6 kompensiert den kleinen Tempoverlust a6 sehr gut.
Die zweite große Bauernstruktur in dem Buch sind die Hängenden Bauern, die meist nach 1.d4 d5 2.c4 e6 3.Sc3 Sf6 4.Lg5 Le7 5.Sf3 h6 6.Lh4 0-0 7.e3 b6 in der Tartakower Variante des Damengambits entstehen. Weiß kann diese jetzt mit 8.cxd5 Sxd5 9.Lxe7 Dxe7 10.Sxd5 exd5 11.Tc1 Le6 12.Da4 c5 mit dem baldigen dxc5 bxc5 erzeugen. Die Bauern auf d5 und c5 können schwach werden, geben Schwarz aber einen schönen Raum und häufig Spiel am Damenflügel mit Tfb8 und dann a5-a4, wonach Schwarz auch schnell mal Gewinnchancen erhält. Auch diese Empfehlung habe ich schon testen können und meine Ergebnisse waren recht positiv. Das sind die beiden wichtigsten Bauernstrukturen, aber auch die anderen oben genannten werden anhand einiger Partiefragmente ausgezeichnet erklärt.
Im reinen Eröffnungsteil geht es dann zur Sache! Zwar bemüht sich der Autor auch hier um vernünftige Erklärungen, aber natürlich kann man aufgrund des geringen Umfangs des Buches nicht jede Eröffnungsvariante sehr tief behandeln, weshalb das Buch dann oft ins Monographische abgleitet und neben verbalen Erklärungen auch die üblichen Informatorzeichen genutzt werden. Manchmal wird es dann etwas unübersichtlich, aber ich wüsste nicht, wie man das hätte anders oder besser lösen können, ohne die Seitenzahl deutlich zu erhöhen. Die Empfehlungen wechseln zwischen bewährten Varianten wie den geschlossenen Katalanen nach 1.d4 d5 2.c4 e6 3.Sf3 Sf6 4.g3 Le7 5.Lg2 0-0 6.0-0 c6, der den Vorteil hat, dass man ihn auch über die Retizugfolge nach 1.Sf3 anstreben kann, ohne ausgetrickst zu werden, hin zu kleinen Überraschungen wie gegen 1.Sf3 d5 2.g3 e6 3.Lg2 Sf6 4.0-0 Le7 5.d3. Weiß spielt den Königsindischen Angriff und nach dem Hauptzug 5. ...0-0 ist der auch relativ gefährlich, aber der Autor empfiehlt hier, einfach erst einmal nicht zu rochieren und das ist für Weiß dann weitaus weniger dynamisch. Nach 5. ...c5 6.Sbd2 Sc6 7.e4 b5 8.Te1 Lb7 ist jetzt 9.e5 ein beliebter Fehler, den gegen mich im Onlineblitz fast jeder Weißspieler begangen hat. Nach Sd7 steht der schwarze König in der geschlossenen Mitte total sicher und kann Schwarz sich schön am Damenflügel austoben, ehe er später mit der Rochade oder sogar Kd7 den König bewegt. Ich hatte aber bei keiner Variante für Schwarz das Gefühl, dass sie nicht ausreichend behandelt wird.
Insgesamt bietet hier ein erfahrener Großmeister und Schachtrainer ein in sich schlüssiges Eröffnungsrepertoire, das eine gelungene Mischung aus bewährten Gegenspielvarianten und Überraschungen bietet und sowohl für Damengambitneulinge, als auch alte Hasen in dem Bereich sehr gut geeignet ist. Dabei werden nicht nur die reinen Eröffnungszüge, sondern auch die entstehenden Mittelspiele erklärt, sodass man die Eröffnungen wirklich verstehen und nach der Lektüre sofort anwenden kann. Ich kann das Buch für jeden Schachspieler ab einer DWZ von 1600 wärmstens empfehlen und hoffe, dass wir noch einiges von dem Autor lesen werden!
IM Dirk Schuh
Mai 2022
Vor zwei Monaten wurde ich auf Michael Prusikins Neuerscheinung aufmerksam und zögerte keinen Augenblick, mir „Das Damengambit“ zu kaufen. Ich habe Michael als Gegner, Trainer und Ausbildungsreferent kennengelernt. In allen drei Rollen überzeugte er mich durch sein respektvolles, klares und fundiertes Auftreten. Umso gespannter war ich auf seine Herangehensweise als Buchautor. Um es vorwegzunehmen: meiner Meinung nach ist der deutschsprachige Schachbuchmarkt privilegiert, dieses Werk exklusiv zur Verfügung zu haben. Das Buch richtet sich ausdrücklich an Vereinsspieler und ist in drei Teile gegliedert.
Der erste Teil widmet sich im Stil eines Lehrbuchs besonders wichtigen Strukturen, Motiven und Plänen, die typischer Weise in der (aktuell kritischen) Abtausch- sowie der Tartakower-Variante auftreten. Diese werden, überwiegend aus Perspektive des Nachziehenden, anhand von Partien erörtert. Besonders gut gefallen mir die allgemeinen Leitsätze: in welchen Strukturen sollte man versuchen welche Figuren zu tauschen bzw. deren Abtausch zu vermeiden? Auf welche sogenannten Signalzüge man welche Gegenmaßnahmen in Betracht ziehen sollte und woher dieser Zusammenhang rührt. Ausführlich werden wirksame Reaktionen auf den Minoritätsangriff und die „Botwinniksche“ Bauernwalze (f2-f3, e3-e4) erläutert. Die Lektionen über hängende und isolierte Bauern tragen nebenbei zur schachlichen Allgemeinbildung bei.
Der zweite Teil umfasst die harte Theorie und beinhaltet ein komplettes (!) Schwarzrepertoire gegen alles außer 1. e4. In den Hauptvarianten finden sich immer wieder Erläuterungen und auch weitere Leitsätze. Der Detailgrad der Nebenvarianten braucht sich vor marktüblichen Repertoirebüchern nicht zu verstecken und zitiert zahlreiche Fernschachpartien. Das bringt mich zu einem Wunsch, den ich persönlich für eine zweite Auflage oder eine Übersetzung hätte: ich fände es hilfreich, wenn die für einen Vereinsspieler relevanten Varianten, z.B. farblich, gekennzeichnet würden, denn jedenfalls für dieses Niveau scheint mir die Anzahl der Nebenvarianten (inklusive diverser Neuerungen auch des Anziehenden) zu ausführlich. Auf der anderen Seite macht genau dieser Umstand das Buch auch für starke Turnierspieler attraktiv.
Einen wissenschaftlichen Beitrag leistet das Buch insbesondere gegen die Abtauschvariante. Auf Topniveau beginnen zahllose Partien mit 1. d4 Sf6 2. c4 e6 3. Sf3 und erst jetzt 3. … d5. Der Grund liegt darin, dass die Karlsbader Variante nur dann theoretisch kritisch ist, wenn Weiß seinen Königsspringer noch nicht auf das Feld f3 festgelegt hat. Die Zugfolge 1. d4 d5 2. c4 e6 3. Sc3 Sf6 4. cxd5 exd5 war bei den Profis in jüngerer Zeit weniger beliebt, weil die Resultate für Weiß sprachen. Zuletzt hatte Ntirlis 2017 in seinem Buch „Playing 1.d4 d5“ versucht der klassischen Zugfolge mit 1. … d5 neues Leben einzuhauchen. Prusikins Empfehlungen, die auf einer Verzögerung des Zuges Sb8-d7 basieren, erscheinen mir demgegenüber als Weiterentwicklung.
Gegen 4. Lg5 behandelt der Autor die Tartakower Variante, wobei sich hier auch die Lasker- und orthodoxe Verteidigung aktuell bester theoretischer Gesundheit erfreuen.
Gegen Katalanisch macht Prusikin aus Repertoiregründen kleine Abstriche und verzichtet auf das wünschenswerte Läuferschach auf b4. Er empfiehlt die universell einsetzbare geschlossene Verteidigung mit Le7, 0-0, c6, b6 und weist selbst auf trickreiche Zugfolgen und Zugumstellungen hin, die ich bei ersten online Versuchen direkt am eigenen Leib zu spüren bekam. Bei der Entwicklung des Sb8 und des Lc8 steckt der Teufel im Detail und hier entscheiden Nuancen maßgeblich darüber, wer im frühen Mittelspiel auf dem Fahrersitz Platz nimmt. Wenn man diese Klippe erfolgreich meistert ist die Empfehlung interessant, weil sie scheinbar harmlos daherkommt, aber auch für den Anziehenden richtig schieflaufen kann, wovon ich ebenfalls ein Lied singen kann.
Gegen 4. Sf3 fiel die Wahl auf das moderne 4. … a6, was wiederum häufig zur Karlsbader Struktur führt und sich daher gut ins Repertoire einfügt.
Besonders relevant für Vereinsspieler: gegen das derzeit allgegenwärtige Londoner System wird ein u.a. von Adams geprägter Aufbau mit Ld6, 0-0, c5, frühem Dc7 und Sbd7 beleuchtet. Instruktiv fand ich die Nebenvariante 2. Lf4 Sf6 3. e3 e6 4. Sf3 Ld6 5. Se5 0-0 6. Sbd2 c5 7. c3 und jetzt das überraschende 7. … c4.
Eine Probe aufs Exempel machte ich noch gegen einen aktuellen Kurs von Simon Williams zur Variante 1. d4 d5 2. Sc3 Sf6 Lf4. Wie zu erwarten zieht Prusikin diesem extravaganten Aufbau gründlich den Stachel, beginnend mit 3. … a6. Auch auf Anhänger der Bird Eröffnung dürften schwierigere Zeiten zukommen, sobald sich das Buch verbreitet.
Insgesamt wählt Prusikin fast immer den prinzipiellen Weg, was das Repertoire durchaus umfangreich (auch bezüglich der Stellungstypen) gestaltet, dafür aber kerngesund und zukunftsträchtig.
Abgerundet wird das Buch durch 36 Teststellungen, die allesamt aus Partien zum Damengambit stammen, allerdings ohne konkrete Aufgabenstellung gestellt werden. Sprich, es bleibt offen, ob nach einer taktischen Lösung oder einer strategischen Idee gefragt ist, oder Letzteres durch Ersteres möglich gemacht wird. Pro Stellung werden 3 bis maximal 15 Minuten Bedenkzeit vorgeschlagen.
Frisch ans Werk, was für Vereinsspieler gedacht ist, sollte ich doch hoffentlich lösen können?! Nun ja, nach drei Aufgaben stand es 2-1 … für das Buch. Fürs Protokoll: mein gekränktes Ego hält die Aufgaben für zu schwer. Der selbstreflektierte Rezensent in mir erinnert sich aber auch an ein Gespräch im Verein. Auf die FAQ Nummer Eins an erfahrene Spieler „was sollte ich tun, um mich zu verbessern?“ stellte sich auf Rückfrage heraus, dass mein Vereinskollege wöchentlich ca. 50 Taktikaufgaben löst und diese zu über 95% korrekt. Witziger Weise verhält es sich mit uns Hobby Schachspielern allzu häufig umgekehrt zu Hobby Marathonläufern und Kraftsportlern, die im Training gerne zu schnell laufen bzw. zu viel Gewicht auflegen.
Eine Anregung hätte ich gleichwohl: ich hätte es gut gefunden, wenn in der Lösung auch auf (naheliegende) fehlerhafte Versuche eingegangen worden wäre und erklärt wäre, warum diese entweder konkret nicht funktionieren, obwohl sie eigentlich wünschenswert sind bzw. ob sie von Haus aus verkehrt sind.
Fazit: „Das Damengambit“ ist für mich eines der bereicherndsten Schachbücher der letzten Jahre. Die Erläuterungen finde ich durchgehend verständlich. Prusikin bemüht sich bei aller Sachlichkeit um eine abwechslungsreiche Sprache, die mitunter sogar etwas launisch wirkt. Insbesondere der erste und dritte Teil bieten denjenigen Lesern, die sich die Zeit und Ruhe nehmen sie ernsthaft durchzuarbeiten großes Potential, ihren schachlichen Horizont zu erweitern. Nebenbei bietet der zweite Teil auch eine Fundgrube für die Partievorbereitung. Für mich eine klare Kaufempfehlung.
FM Christoph Eichler,
November 2021