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LXIPAUATMC1U2
Autor

Unconventional Approaches to Modern Chess 1+2

Paketangebot (2 Bücher)
Eigenschaften

705 Seiten, kartoniert, Thinkers Publishing, 1. Auflage 2020

39,95 €
Inkl. MwSt., zzgl. Versandkosten
Volume 1:
This book is about the practical approach to the game of chess. It shaped me as a player and now I would like to share my philosophy with you. My objective is to combat several generally accepted misconceptions, such as a) only studying opening theory will make you a better player, b) one should always follow the first or second line shown by Komodo or Stockfish, and finally, c) that ”in theory“ is equivalent to ”over the board“. The last fallacy is especially dangerous because it implies that players will keep on making the best moves over the board, and therefore sidelines should never be played as the opponent will always find a way to retain and convert the advantage. That is in theory. In practice, however, many players will feel like fish out of water once they end up in a position that is objectively better for them but one that they have never analyzed. Overall, based on my experience as a chess professional, I strongly believe that the above-mentioned fallacies do not hold true empirically,
The book is divided into four parts. Part I covers sidelines in the mainstream openings where I take a major opening and analyze one or several sidelines. This is the most theoretical part of the book, where I share a significant amount of original thoughts and analyses that constitute my opening repertoire. Part II discusses the concept that I refer to as systems. It still involves theory, but less so in comparison to Part I. What I am trying to convey in this part is the ”schematic thinking“ - where you think in terms of plans and typical ideas. Part III takes one step further in abstraction - it analyzes notable modern games where one player showed ambition early on in the game and it worked out well for him. Part IV covers the so-called ”early surprises“ where early on in the game a player implemented a move that shocked his opponent.

Volume 2:
This work is a follow-up to my first book ”Unconventional Approaches to Modern Chess - Rare Ideas for Black“ whichwas published in February 2019. This time, I am flipping the board and exploring offbeat opening ideas from White’s perspective. The structure of the book has remained basically the same as before, except that I merged Part III (Showing Ambitions) and Part IV (Early Surprises) into one combined chapter Ambitions & Surprises.

Part I explores sidelines in several mainstream openings. This is the most in-depth chapter of the book in terms of opening analysis. Part II presents two systems that are quite universal in nature and can be used against more than one opening. Part III gives a broad overview of a variety of aggressive lines taken from GM-level games.

As I stated in the previous book, I’m a big believer in the practical approach to chess. In order to win, you don’t need to find the best move in every position. It is neither possible nor necessary. To win a game, it is enough to be just a little bit better than your opponent. To make this happen, especially when facing a strong player, you must force your opponent to solve practical problems. You must get them into a position where the cost of a potential mistake is much higher than usual.

If there is no room for your opponent to make a mistake, then they are unlikely to make it. It is your job to give them plenty of opportunity to go wrong. As Mikhail Tal famously put it, "You must take your opponent into a deep dark forest where 2+2=5, and the path leading out is only wide enough for one."

This book aims to expose you to a variety of opening ideas that can help you to achieve this goal. I hope you find reading it beneficial in your future endeavors at the chess board.

Thank you,

~ GM Alexander Ipatov
Weitere Informationen
Gewicht 1,47 kg
Hersteller Thinkers Publishing
Breite 17 cm
Höhe 23,5 cm
Medium Buch
Erscheinungsjahr 2020
Autor Alex Ipatov
Sprache Englisch
Auflage 1
Seiten 705
Einband kartoniert
Volume 1:
004 Key to Symbols
007 Preface
PART I -Sidelines In Mainstream Openings
013 Chapter 1 - Early Deviations in the Ruy Lopez
047 Chapter 2 - Later Deviations in the Ruy Lopez
109 Chapter 3 - Scotch Game
131 Chapter 4 - Caro-Kann Defense
153 Chapter 5 - Rauzer Variation
163 Chapter 6 - Philidor Defense
177 Chapter 7 - Nimzo-Indian Defense
PART II - Systems
197 Chapter 8 - Double Fianchetto
237 Chapter 9 - 1.d4 d6
273 Chapter 10 - Malakhov System
PART III - Showing Ambitions
PART IV - Early Surprises
359 Final Thoughts

Volume 2:
006 Key to Symbols
008 Foreword by Francesco Rambaldi
011 Preface
PART I - Sidelines In Mainstream Openings
015 Chapter 1 - Queen's Gambit Declined
035 Chapter 2 - Slav Defense
093 Chapter 3 - Catalan Opening
133 Chapter 4 - English Opening
161 Chapter 5 - Grünfeld Defense (3.g3 c6)
199 Chapter 6 - Grünfeld Defense (3.g3 Bg7)
225 Chapter 7 - Anti-Grünfeld
PART II - Systems
243 Chapter 8 - Mamedyarov Attack
261 Chapter 9 - Jobava System
PART III - Ambitions & Surprises
295 Chapter 10 - 1.b3
307 Chapter 11 - English Opening
315 Chapter 12 - Dutch Opening
319 Chapter 13 - Slav Defense
335 Chapter 14 - Queen’s Gambit Declined
343 Chapter 15 - Sicilian Defense
Volume 1:
Ich bin immer wieder überrascht, wieviele interessante Möglichkeiten es im Schach gibt. Für mich war das Jahr 2004 dabei eine Offenbarung, als ich den ersten Teil der "Schach ohne Scheuklappen"-Reihe von New in Chess in meinen Händen hielt. Darin wurden Nebenwege in der Eröffnung aufgezeigt, die auf der einen Seite abwegig erschienen, aber auch oft einiges an Gift enthielten und den Gegner zum eigenständigen Denken zwangen. Ich war sofort begeistert und ab sofort war das jeweilige Eintreffen des neuen der dann insgesamt 14 Bände für mich wie ein Fest. Darum wurde ich auch sofort hellhörig, als "Unconventional Approaches to Modern Chess Volume 1" vom ukrainischstämmigen Großmeister Alexander Ipatov bei Thinkers Publishing angekündigt wurde. Nun halte ich es in meinen Händen und fühle mich ein wenig wie vor 15 Jahren.
Der Autor ist mir schon vorher aufgefallen, da er manchmal wie ich keine große Lust auf zu großen Theorieballast zu haben scheint und dann einfach früh eigene Wege einschlägt. Zum Beispiel war für mich seine Partie gegen GM Samuel Shankland aus Saint Louis von 2018 ein großer Spaß, als er nach 1.d4 einfach Sa6 spielte und dann nach 2.c4 mit e5 3.dxe5 d6 einen Bauern opferte und gegen den mittlerweile 2700er ein Remis erreichte, wobei sogar mehr drin war. Diese Partie ist natürlich auch in dem Buch enthalten und in kommentierter Form sogar noch unterhaltsamer.
Aber worum genau geht es jetzt in diesem Werk? Der Autor zeigt 33 Eröffnungsideen für Schwarz, nach denen dem Gegner nicht nur recht wahrscheinlich die Kinnlade herunterklappt, sondern mit denen Schwarz auf kreative Art und Weise Gewinnchancen generieren kann. Wichtig ist ihm dabei aber, dass er nicht jede Idee als perfekt darstellt, sondern auch genau zeigt, worin jeweils die Risiken liegen. So weiß der Leser später recht gut, worauf er sich einlässt. Schön finde ich auch, dass kein festes Eröffnungsrepertoire für Schwarz gezeigt wird, sondern verschiedenste Ideen besprochen werden, aus denen man sich dann das heraussuchen kann, was einem gefällt. Es beginnt darum zuerst auch mit gängigen Eröffnungen, in denen er neue Wege zeigt, die man in sein vorhandenes Repertoire als Überraschung einbauen kann. So wird zum Beispiel gegen die Spanische Eröffnung unter anderem die Norwegische Verteidigung nach 1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lb5 a6 4.La4 b5 5.Lb3 Sa5 analysiert. Das sieht komisch aus, aber wenn Weiß ungenau spielt, holt sich Schwarz einfach das Läuferpaar und hat einen langfristigen Vorteil. GM Ipatov zeigt jetzt zuerst, was passiert, wenn Weiß mit 6.Sxe5 oder 6.Lxf7 versucht, die Variante zu widerlegen und kommt dann langsam zur kritischen Variante nach 6.0-0 d6 7.d4 Sxb3 8.axb3 f6, in der Schwarz ein wenig aufpassen muss, dass sich die Stellung nicht zu sehr öffnet, wonach sin Entwicklungsnachteil zum Problem werden kann. Aber all diese Probleme werden angesprochen und Lösungsansätze aufgezeigt. Selbst mögliche Neuerungen für Weiß und Schwarz werden antizipiert und eingearbeitet. Bei bestem Spiel von Weiß sieht er Probleme für Schwarz beim Spiel auf Gewinn, aber ein überraschter Gegner hat einige Möglichkeiten fehlzugreifen und er gibt jeweils mehrere Ideen für Schwarz an, wenn dies möglich ist, damit man flexibel bleiben kann.
Umfassender sind aber die "Systeme", bei denen er quasi jeweils komplette Schwarzrepertoires gegen 1.d4, 2.c4 analysiert. Dabei wird auch endlich mal das Malakhovsystem näher erläutert, das nach 1.d4 g6 2.c4 Lg7 3.Sc3 e6 entsteht und nach zum Beispiel 4.e4 Se7 5.Sf3 mit d5 seine typische Struktur offenbart. Als ich das zum ersten Mal in einer Partie sah, dachte ich nur, was denn der Mist soll, aber mittlerweile haben sich schon einige Großmeister, natürlich auch der Autor, daran versucht und es ist nicht so einfach zu knacken. Schwarz überlässt Weiß nach hypermoderner Manier das Zentrum, um es dann mit d5 zu attackieren und so Gegenspiel zu erhalten. Die Schwächung der schwarzen Felder am Königsflügel ist allerdings nichts für Ästheten. Das System ist schon recht alt, kam aber erst in den letzten Jahren in Mode und bietet darum noch viel Raum für frische Ideen. Auch hier bleibt der Autor aber objektiv und gibt zu, dass Weiß mit 4.Sf3 Se7 5.h4 recht unangenehm fortsetzen kann. Zwar hat er auch hier Ideen für Schwarz, aber Weiß hält wohl etwas Vorteil, was aber natürlich vertretbar ist und von den meisten normalsterblichen Schachspielern auch nicht zwingend umgesetzt werden kann. Weiß kann natürlich auch 1.d4 g6 2.e4 spielen, aber hierzu gibt es auch Material, zum Beispiel Lg7 3.Sc3 und jetzt einfach d5, das auch schon bei "Schach ohne Scheuklappen" vorkam.
Am Schluss des Buches gibt es dann noch einige Eröffnungen, in denen Schwarz früh mit g5 oder anderen Zügen fernab der Schablone agiert, siehe auch die oben genannte Shanklandpartie. Hier wird natürlich auch die phantastische Partie Aronian-Kramnik aus dem Kandidatenturnier 2018 analysiert, in der Schwarz nach 1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lb5 Sf6 4.d3 Lc5 5.Lxc6 dxc6 6.0-0 De7 7.h3 mit Tg8 und einem Bauernsturm den Weißspieler überrollte.
Seine Kapitel hat der Autor recht gut aufgebaut. Er bespricht meist Partiefragmente , in denen viele Textkommentare wie auch Analysevarianten und andere Partiefragmente enthalten sind. Die Partien stammen teils von ihm, aber auch vielen noch bekannteren Großmeistern. Vor allem Magnus Carlsen, der ebenfalls gerne mal experimentiert, ist hier häufig vertreten.
Insgesamt bietet das Buch ein tolles Buffet an interessanten Eröffnungsvarianten, mit denen man Weiß überraschen kann. Die Darstellung ist sehr gut, sodass man viele Varianten schnell in ein bestehendes Repertoire einpflegen kann, ohne großartig weiter daran feilen zu müssen. Zudem sieht man hier einmal mehr, wie abwechslungsreich Schach noch immer sein kann. Von mir gibt es eine klare Kaufempfehlung!
IM Dirk Schuh
März 2019

Volume 2:
Mit seiner Arbeit „Unconventional Approaches of Modern Chess, Volume 2”, sinngemäß in etwa mit „Ungewöhnliche Ansätze im Modernen Schach, Ausgabe 2” ins Deutsche zu übersetzen, verfolgt GM Alexander Ipatov das Ziel, dem Spieler mit Weiß in geschlossenen Eröffnungen von üblichen Wegen abweichende Eröffnungsideen zu vermitteln. Diese sollen ihm aussichtsreiche bzw. gut spielbare Stellungen vermitteln, die den Gegner aus seinem vorbereiteten Repertoire ziehen, so dass der Leser zudem einen Wissensvorsprung gegenüber seinem Gegenüber ausspielen kann.
Der herausgebende Verlag ist Thinkers Publishing.

Mit seinem Ansatz zielt Ipatov auf die Wettkampfsituation des Spielers unmittelbar am Brett und nicht auch auf den Fernschachspieler ab. So versucht er eine ausgewogene Kompromisslösung zu finden, die eine gesunde Stellung und rein praktische Chancen unter einen Hut bringt. Dabei macht er deutlich, dass er nicht immer den objektiv besten Zug sucht, sondern jenen, der zugleich gut ist und seinem Gegner Probleme stellt, die dieser unter dem Druck seiner Bedenkzeit am Brett lösen muss, weil er nicht auf eine häusliche Vorbereitung zurückgreifen kann. Gelegentlich streut er ein, welche Erfolgswerte die statistische Auswertung seiner Datenbank für verschiedene Zugalternativen anzeigt bzw. welchen Platz in der Rangliste sein Vorschlag einnimmt. Mit diesem Service macht er es seinem Leser vorstellbar, wie viel Überraschungspotenzial ein Vorschlag verspricht, ohne dass dieser eine eigene Auswertung fahren muss.
Zwischen Engines gespielte Partien hat er zumindest bis zum Zeitpunkt eines Reinfalls in einem eigenen Duell außer Betracht gelassen, wie er bei dessen Beschreibung eröffnet. Dazu unten mehr.

Ipatov hat sein Werk in die drei Abschnitte „Sidelines in Mainstream Openings”, „Systems” und „Ambitions and Surprises” gegliedert. Der erste ist der an Seiten stärkste Teil; in diesem stellt der Autor seine Ideen für das Abgelehnte Damengambit, Slawisch, Katalanisch, die Englische Eröffnung, Grünfeld und Anti-Grünfeld vor. Im zweiten Teil behandelt er zwei Aufbausysteme, die universeller und damit gegen verschiedene gegnerische Aufstellungen eingesetzt werden können. Der dritte Teil, der mich im Ansatz etwas an die Buchreihe „Secrets of Opening Surprises (SOS)” erinnert, gibt einen Überblick über einzelne Ideen bzw. Linien, gibt also Material für einen eher punktuellen Einsatz.

Ipatovs Leitgedanke für sein Buch wird sehr schön zu Beginn des 2. Kapitels im 1. Teil erkennbar, in dem es um die Slawische Verteidigung geht. Nach den Anfangszügen 1.d4 d5 2.c4 c6 3.Sf3 Sf6 konzentriert er sich auf die Fortsetzung 4.g3 und begründet dies, sinngemäß übersetzt, wie folgt: „So früh wie möglich weicht Weiß von den Hauptlinien ab, insbesondere bevor eine Stellung erreicht wird, in der der Gegner vermutlich bereits jeden maßgeblichen Zug analysiert hat und plant, einen selbst zu überraschen.” Das daraus entstehende System stellt Ipatov dann sehr ausführlich vor. Er beschreibt die Pläne, wobei er immer wieder auch die Situation des Spielers am Brett einbezieht bzw. die Bewertungen des Computers berücksichtigt. Selbst wenn dieser einen alternativen Zug gegenüber seinem „Kandidaten” als besser ausweist, hält er an diesem fest, soweit er den Gegner vor größere praktische Probleme stellen kann.
Vom Fernschachspieler kann dieser Ansatz nicht 100%ig übernommen werden, da sein Gegner das Überraschungsmoment mit genügend Bedenkzeit und Rechnerunterstützung relativieren kann.

Beispiele aus der Turnierpraxis, ergänzt um die Analysen des Autors, bilden die Grundlage der Darstellung. Soweit es Ipatov möglich war, hat er seine eigenen Erfahrungen am Brett mit eingebracht. Hierbei überzeugt er dann auch damit, dass er eigene Fehler in seiner Partiebehandlung erkennt und daraus Lehren zieht, in die er den Leser einbezieht. Ein sehr schönes Beispiel hierfür findet sich auf Seite 72. Nach einer Niederlage erhielt er von seinem Gegner praktische Hinweise, die ihm nach Computerbewertung klare Gewinnchancen versprachen. In einem weiteren Beispiel auf den Seiten 85 und 86 wird deutlich, wie Ipatov dabei auch seine häusliche Vorbereitung einbindet; zugleich gibt er einen Denkanstoß für die Nutzung von Partien, die von Computern ausgespielt worden sind. Er hatte die heimische Analyse in einer Stellung mit dem Ergebnis abgebrochen, dass Weiß besser steht und eine weitere Evaluation nicht nötig sei. Dabei bezog er auch den Aspekt ein, dass seine Datenbank mit herkömmlichen Partien keine „fremden” Beispiele aufwies. Dass es sehr viele Engine-Partien gab, die ein eindeutiges Ergebnis vermittelten, erfuhr er erst durch den Hinweis seines Gegners. Hätte er diese einbezogen, so hätte ihm die Erkenntnis aus vielen Partien in seiner kritischen Stellung zur Verfügung gestanden. Wenn ich mal annehmen darf, dass Engines bei der oftmaligen Berechnung einer Stellung tendenziell dem objektiv besten Zug in einer Stellung nahekommen werden, zeigt des Autors Erlebnis auch die Grenzen seines Ansatzes auf, unterhalb der besten Möglichkeiten spielbare Stellungen anzupeilen. Wenn der Gegner die besten Erwiderungen kennt oder am Brett findet, wird es schwer zumindest einen Vorteil herauszuspielen.

In einem geringen Maße nutzt Ipatov auch Erkenntnisse aus Fernschachpartien. Zu einer Partie unter Beteiligung eines starken deutschen Spielers stellt er die offene Frage, warum dieser in einer Stellung nicht seinen Bauern durchgezogen hat. In einem Duell auf der Turnierbühne hätte der Gegner situationsbedingt damit sicher schwierige Probleme lösen müssen, im Fernschach aber wäre auch das Risiko deutlich höher gewesen.

Insgesamt betrachtet bietet „Unconventional Approaches of Modern Chess, Volume 2” eine ganze Reihe interessanter Eröffnungsideen abseits des „Main Streams”. Besonders profitieren können wird davon der Spieler im Nahschach; der Fernschachspieler wird selektiver vorgehen müssen, um die angebotenen Wege auf ihre Tauglichkeit in seiner Praxis zu prüfen.

Die Buchsprache ist Englisch, der Fremdsprachler mit Kenntnissen auf Schulniveau muss nicht mit besonderen Herausforderungen rechnen.

Fazit: „Unconventional Approaches of Modern Chess, Volume 2” ist ein ideenreiches Werk, das Weiß in geschlossenen Eröffnungen den Gegner überraschende Möglichkeiten zur Verfügung stellen will, die diesen in der aktuellen Partie vor am Brett zu lösende Probleme stellen sollen. So spricht es in erster Linie den Spieler an, der seinem Gegner Auge in Auge gegenüber sitzt. Der Fernschachspieler kann von diesen profitieren, soweit sie weniger auf die Überraschung und mehr auf die analytische Qualität setzen.

Uwe Bekemann,
Deutscher Fernschachbund
November 2020





Auch nach über 25 Jahren Vereinszugehörigkeit und vielen Turnierpartien ist Schach für mich immer noch faszinierend. Der Grund ist die Vielzahl an Möglichkeiten, die es in jeder Phase der Partie gibt. Mir haben es dabei vor allem die Eröffnungen angetan, in denen ich vor allem unkonventionelle Ideen sehr schätze und auch immer wieder ausprobiere. Es begann in den 90er Jahren des letzten Jahrtausends mit FM Harald Keilhacks und Rainer Schlenkers Werk "1. ...Sc6! aus allen Lagen" aus dem Schachverlag Kania. Gerne erinnere ich mich daran, wie ich mit Freunden die krautige Stellung nach 1.e4 Sc6 2.d4 d5 3.Sc3 dxe4 4.d5 Se5 5.Lf4 Sg6 6.Lg3 f5 rauf und runter analysierte und so manche Partie auf der Rasierklinge ritt. Später kamen dann königsindische Aufbauten nach 1.e4 gegen so ziemlich alles dazu und nach dem ersten Band der "Schach ohne Scheuklappen"-Reihe von New in Chess, in der jeweils nebenvariantige Häppchen in Artikeln so gut aufbereitet wurden, dass man sie sofort spielen wollte, war eh alles vorbei. Später habe ich mich dann generell etwas solider aufgestellt, um noch das Lebensziel des IM-Titels zu erreichen, aber manchmal ist mir einfach nach etwas besonderem zumute. Hilfreich ist dabei sicher auch "Unconventional Approaches to Modern Chess Volume 2" von Großmeister Alexander Ipatov aus dem Hause Thinkers Publishing. Im ersten Band wurden diverse interessante Eröffnungsansätze für Schwarz fernab der Schablone vorgestellt, nun darf Weiß krauten, was das Zeug hält. Der Aufbau ist dabei wieder wie zuvor. Es gibt einige Varianten in gängigen Systemen, die dem ganzen eine etwas andere Richtung geben als sonst, aber auch ziemlich abgefahrenes Zeug. Als e4-Spieler muss man dabei aber sehr stark sein. Nur eine interessante Eröffnungsidee gibt es zu bestaunen und die ist auch noch recht speziell, weshalb man sie auch hätte weglassen können. Ich hatte sowas aber schon befürchtet, denn erstens ist der Autor ganz klar ein Verfechter von 1.d4, 1.c4 und 1.Sf3 und zweitens ist der oft recht konkrete Charakter der Stellungen nach 1.e4 nicht unbedingt förderlich, viele neue Ideen in bekannten Stellungen zu finden.
Was hat das Buch jetzt zu bieten? Natürlich kann ich hier nicht jede Idee aufzeigen, möchte aber doch ein paar Beispiele nennen, um den möglichen Lesern zu zeigen, worauf sie sich einlassen. Ein häufiges Motiv sind Raumgewinne oder Bauernstürme am Königsflügel. Es fängt gleich mit dem guten, alten abgelehnten Damengambit ein. Weiß steht hier oft mit seinem kleinen Raumvorteil nach 1.d4 d5 2.c4 e6 etwas besser, aber wenn Schwarz sich auskennt, kann es doch etwas langweilig werden. Bei GM Ipatov sieht das dann so aus: 3.Sf3 Sf6 4.Lg5 ist schon etwas ungewöhnlich, kann aber nach einem eingestreuten Sc3 immer noch sehr normal werden, weshalb Schwarz wohl einfach seine Schablone runterspielt. Also kommt Le7 5.e3 0-0 6.Dc2 h6 7.Lxf6 Lxf6, aber plötzlich folgt 8.h4 und Weiß deckt seine Karten auf. Er möchte mit g4-g5 einen Sturmangriff auf den schwarzen König spielen. Antwortet Schwarz klassisch mit dem Gegenschlag im Zentrum, also 8. ...c5, folgt 9.g4 cxd4 10.g5 und schon sieht es recht trübe für ihn aus. Hier sieht man auch die Idee des Zurückstellens von Sc3, denn sonst wäre dieser nach cxd4 angegriffen. Der Autor gibt hier mit 10. ...Da5+ 11.Sd2 dxe3 12.fxe3 Le7 13.gxh6 gxh6 14.Tg1+ Kh8 15.0-0-0 und ein paar mehr Zügen noch eine kurze Orientierungshilfe und analysiert neben 8. ...c5 auch noch 8. ...c6, 8. ...g6 und 8. ...Sc6 sehr genau und gewissenhaft, um dem Leser eine gute Waffe gegen diese Variante zur Hand zu geben. Aber natürlich geht da noch mehr. Der moderne Trend in den Eröffnungen geht immer mehr zu 1.c4 oder 1.Sf3, die auch ineinander übergehen können. Durch das Zurückstellen von d4 herrscht noch weniger Spannung im Zentrum und man hat mehr Freiheiten an den Flügeln, in unserem Fall natürlich am Königsflügel. Unter dem Namen Mamedyarov Angriff präsentiert der Autor eine weitere Idee gegen die klassischen Damengambitler. Nach 1.c4 Sf6 2.Sf3 e6 3.e3 d5 4.b3 Le7 5.Lb2 0-0 sieht die Stellung erst nicht ganz so spannend aus, aber der Autor präsentiert nun 5 hochklassige Modellpartien, die zeigen, wie man hier und in verwandten Stellungen etwas Pepp kreieren kann. Zum Beispiel kam in der Partie Mamemdyarov-Karjakin aus Saint Louis 2018 nun nach Zugumstellung 6.Tg1 b6 7.g4 c5 8.g5 Se4 9.d3 Sd6 10.h4 und Weiß hatte einen schönen Raumvorteil, der ihm später einen starken Königsangriff brachte. Weiter hinten im Buch wird diese Idee sogar schon nach 1.Sf3 d5 2.c4 e6 3.g4 entkorkt, um Raum zu gewinnen und den Gegner zu provozieren.
Neben diesen Bauernvormärschen gibt es aber auch noch andere Ideen. Eine mittlerweile recht respektierte gibt es mit dem Jobava Angriff, der nach 1.d4 d5/Sf6 2.Sc3 Sf6/d5 3.Lf4 entsteht. Er bietet eine recht theoriearme Waffe gegen die beiden Hauptzüge und führt wegen der frühen Drohung e4 meist zu der oben gezeigten Stellung, in der Weiß oft mit f3, g4, h4 am Königsflügel Raum gewinnt oder auf e3, Ld3, Sge2, 0-0, Dd2, Tad1, Tfe1 mit einer soliden Stellung setzt, in der Großmeister Baduur Jobava schon einige tolle Partien gewann, die der Leser in diesem Buch in gut kommentierter Form kennenlernen kann. Daneben fand ich als letztes Beispiel auch die Gambitideen in der Slawischen Eröffnung ganz gut. Die erste brachte eine schmerzhafte Erinnerung in mir hoch, weil ich nach 1.d4 d5 2.c4 c6 3.Sf3 Sf6 4.Sc3 dxc4 5.e4 b5 mit Schwarz einmal mächtig unter die Räder des weißen Angriffes kam. Mein Gegner spielte damals das anerkannte Geller Gambit mit 6.e5, aber das ist für das vorliegende Buch zu gut ausanalysiert. Zum Glück kam zuletzt das etwas ruhiger aussehende 6.Le2, das aber auch schon niemand geringeres als Weltmeister Magnus Carlsen gespielt hat. Es bringt etwas frischen Wind in diese Variante und wird in einer gut kommentierten Partie präsentiert, die Lust auf mehr macht. Ebenfalls sehr interessant wirkte auf mich aber auch die Idee nach 1.d4 d5 2.c4 c6 3.Sf3 Sf6 4.Sc3 a6 5.Dc2. Schwarz spielt eine meiner alten Lieben, das Chebanenkosystem, und Weiß geht es nach b5 mit 6.e4 hart an. Nach dxc4 7.b3 spielt Weiß auf eine typische positionelle Kompensation. Ich hätte mir hier ein paar Varianten nach cxb3 gewünscht, da der Partiezug Da5 zwar kämpferisch, aber nicht unbedingt natürlich wirkt. Das ist hier und da ein kleiner Kritikpunkt, aber meist bekommt der Leser alles mitgeliefert, um die jeweilige Variante gleich erfolgreich ausprobieren zu können. Bei der Darstellung der Systeme gibt wie beim Vorgänger zwei Arten. Mal wird aus vielen Partiefragmenten und eigenen Analysen ein Bild der Variante gezeichnet, mal gibt es eine interessante Partie als Aufhänger, in der die typischen Ideen in verbalen und Analyse-Kommentaren aufgezeigt werden.
Insgesamt kann ich sagen, dass hier für Freunde der geschlossenen Eröffnung viele moderne und überraschende Ideen aufgezeigt werden, die viel Gift mitbringen. Der Autor ist dabei aber dennoch stets objektiv und versucht nicht, in jeder empfohlenen Variante Vorteil zu zeigen, zeigt aber in den unklaren Stellungen dennoch genug Ideen, dass man aufgrund des Wissensvorsprunges gut gewappnet sein sollte. Ich kann dieses Buch sehr empfehlen, wenn man einmal Lust auf weniger ausgetretene Pfade und skurrilere Stellungen hat!
IM Dirk Schuh
Juni 2020