Artikelnummer
LOKHASTS
Squeezing the Sicilian
Alapin Variation
456 Seiten, kartoniert, Chess Stars, 1. Auflage 2020
Vorübergehend ausverkauft
In the Alapin System White's strategic idea is extremely simple. He prepares to advance with d2-d4, to build a solid pawn centre and then dictate the play. He will have to pay for this with the fact that his queen's knight has been deprived of the best square for its development, but it may have other suitable squares (in many variations this will be not the d2-square but a3). Secondly, it very often happens that after d4 cxd4 cxd4, White's queen's knight still gets access to its best square on c3. The modern evaluation of this system is that Black has comfortable enough lines in which he can obtain an acceptable game. The authors try to prove that not all of these lines are equally good.
EAN | 9786197188288 |
---|---|
Gewicht | 590 g |
Hersteller | Chess Stars |
Breite | 14,5 cm |
Höhe | 21,5 cm |
Medium | Buch |
Erscheinungsjahr | 2020 |
Autor | Alexander KhalifmanSergei Soloviov |
Sprache | Englisch |
Auflage | 1 |
ISBN-13 | 978-619-7188-28-8 |
Seiten | 456 |
Einband | kartoniert |
007 Preface
1.e4 c5 2.c3
Part 1.
014 1) Rare; A) 2...Qc7; B) 2...Qa5; C) 2...Nc6
028 2) 2...b6 3.d4 Bb7 4.Bd3
050 3) 2...g6 3.d4
065 4) 2...a6 3.Nf3
085 5) 2...e5 3.Nf3
095 6) 2...d6 3.d4
124 7) 2...e6 3.d4
Part 2. 2...d5 3.exd5
169 8) A) 3...Nf6; B) 3...Qxd5 4.d4 Bf5; 4...e5
175 9) 3...Qxd5 4.d4 g6 5.Nf3
183 10) 3...Qxd5 4.d4 cd 5.cd e5; 5...Nc6 6.Nf3 Bg4; 6...e5
195 11) 3...Qxd5 4.d4 cd 5.cd e6 6.Nc3 w/o Nc6; 5...Nc6 6.Nf3 e6 7.Nc3
235 12) 3...Qxd5 4.d4 e6 5.Nf3
244 13) 3...Qxd5 4.d4 Nc6 5.Nf3
270 14) 3...Qxd5 4.d4 Nf6 5.Nf3
Part 3. 2...Nf6 3.e5 Nd5 4.Nf3
310 15) 4...g6; 4...b6; 4...a6; 4...d6
320 16) 4...e6 5.Bc4 Nc6; 5...b6; 5...Nc7; 5...Nb6
350 17) 4...e6 5.Bc4 d6 6.d4 Nc6; 6...Be7; 6...de; 6...cd 7.cd de; 7...Bd7
A) 7...Nb6; B) 7...Be7 (w/o Nc6); C) 7...Nc6 (w/o Be7)
375 18) 4...e6 5.Bc4 d6 6.d4 cd 7.cd Nc6 8.0-0 Be7 9.Qe2
402 19) 4...Nc6 5.d4 e6; 5...cd 6.cd g6; 6...d6 7.Bc4 de 8.de
414 20) 4...Nc6 5.d4 cd 6.cd d6 7.Bc4 Nb6 8.Bb3; 8.Bb5
450 Index of Variations
1.e4 c5 2.c3
Part 1.
014 1) Rare; A) 2...Qc7; B) 2...Qa5; C) 2...Nc6
028 2) 2...b6 3.d4 Bb7 4.Bd3
050 3) 2...g6 3.d4
065 4) 2...a6 3.Nf3
085 5) 2...e5 3.Nf3
095 6) 2...d6 3.d4
124 7) 2...e6 3.d4
Part 2. 2...d5 3.exd5
169 8) A) 3...Nf6; B) 3...Qxd5 4.d4 Bf5; 4...e5
175 9) 3...Qxd5 4.d4 g6 5.Nf3
183 10) 3...Qxd5 4.d4 cd 5.cd e5; 5...Nc6 6.Nf3 Bg4; 6...e5
195 11) 3...Qxd5 4.d4 cd 5.cd e6 6.Nc3 w/o Nc6; 5...Nc6 6.Nf3 e6 7.Nc3
235 12) 3...Qxd5 4.d4 e6 5.Nf3
244 13) 3...Qxd5 4.d4 Nc6 5.Nf3
270 14) 3...Qxd5 4.d4 Nf6 5.Nf3
Part 3. 2...Nf6 3.e5 Nd5 4.Nf3
310 15) 4...g6; 4...b6; 4...a6; 4...d6
320 16) 4...e6 5.Bc4 Nc6; 5...b6; 5...Nc7; 5...Nb6
350 17) 4...e6 5.Bc4 d6 6.d4 Nc6; 6...Be7; 6...de; 6...cd 7.cd de; 7...Bd7
A) 7...Nb6; B) 7...Be7 (w/o Nc6); C) 7...Nc6 (w/o Be7)
375 18) 4...e6 5.Bc4 d6 6.d4 cd 7.cd Nc6 8.0-0 Be7 9.Qe2
402 19) 4...Nc6 5.d4 e6; 5...cd 6.cd g6; 6...d6 7.Bc4 de 8.de
414 20) 4...Nc6 5.d4 cd 6.cd d6 7.Bc4 Nb6 8.Bb3; 8.Bb5
450 Index of Variations
„Squeezing the Sicilian - The Alapin Variation” vom Autoren-Duo Alexander Khalifman und Sergei Soloviov sucht seine Käufer in einem Sektor, in dem bisher der Leuchtturm „The Complete c3 Sicilian” von Jewgeni Sweschnikow alles überstrahlt hat. Das Werk ist 2020 im bulgarischen Chess Stars Verlag erschienen und befasst sich mit der Alapin-Variante gegen die Sizilianische Verteidigung, die über die Züge 1.e4 c5 2.c3 entsteht.
Das Sweschnikow-Buch ist leider wohl, mit Ausnahme eines Bezugs über ein Antiquariat, vergriffen und beinhaltet natürlich auch keine nach dem Erscheinungsjahr 2010 eingetretenen Entwicklungen. Es bot dem Leser aber die Möglichkeit, den Einsatz des Systems von Grund auf und auch unter einem ganzheitlichen Ansatz zu verinnerlichen. So wurden beispielsweise die Bauernstrukturen und die daraus entstehenden Folgen, teilweise bis ins Endspiel, untersucht und Schlüsse für die Spielführung daraus erläutert. Übungsaufgaben mit Lösungen versetzten den Leser in die Lage, den Stand und den Erfolg seines Studiums zu überprüfen und damit auch seine Erkenntnisse zu erweitern.
„Squeezing the Sicilian - The Alapin Variation” bietet diese Möglichkeiten nicht. Dafür aber repräsentiert das Buch einen aktuelleren Stand des Wettkampfschachs und entwickelt die Theorie mit zahlreichen Analysen weiter, vor allem auch neben den am häufigsten gespielten Varianten.
M.E. ganz fein raus ist derjenige, der das Sweschnikow-Buch besitzt und das neue Werk „Squeezing the Sicilian - The Alapin Variation” als Update und Erweiterung einsetzen kann. Die beiden schwarzen Hauptalternativen sind 2...d5 und 2...Sf6 und diese werden entsprechend in beiden Werken als Schwerpunkte behandelt.
Zweifelsohne aber kann man auch allein mit der Arbeit von Khalifman und Soloviov gut und erfolgreich arbeiten. Ich werde mich nunmehr auf die Ergebnisse meiner Begutachtung dieses Werkes ohne Blick auf andere beschränken.
Khalifman gibt für die Autoren in einem Vorwort, das allerdings nicht als solches überschrieben ist, die wesentlichen Prinzipien ihres Ansatzes an, unter dem sie das Buch geschrieben haben. Sie sind mitbestimmend bei der Auswahl des Stoffes und der ausgesprochenen Empfehlungen zur Theorie. Zugleich geben sie dem Leser damit einen Ratschlag zur strategischen Auswahl der von ihm gespielten Systeme. Khalifman nennt und erläutert, von mir auf das Wesentliche gekürzt, die folgenden Prinzipien und Ratschläge:
1. Keine scharfen modernen Varianten spielen, deren Bewertung sich ständig ändert.
2. Spielweisen wählen, in denen es zu einer Verlagerung des Kampfes ins Mittelspiel kommt, wobei Varianten vermieden werden, in denen es auf jeden Zug genau ankommt.
3. Varianten wählen, in denen alle Eröffnungssituationen nach allgemeinen Prinzipien und ohne eine zwingende Anwendung bestimmter Zugfolgen aus dem Gedächtnis spielbar sind.
4. Spielweisen wählen, in denen Schwarz genau spielen muss, um mit Ausgleich ins Mittelspiel zu kommen.
5. Die Stellung „nach alter Schule” auf einer soliden positionellen Basis mit den Elementen Zentrum, Entwicklung, Figurenaktivität und solide Bauernstruktur aufbauen.
6. Die Standard-Bauernstrukturen im Sizilianer und den durch sie geprägten Kampf vermeiden.
Sinngemäß übersetzt trägt das Vorwort die Überschrift „Ein reicher Kaufmann bekämpft das sizilianische Chaos”. Was uns die Autoren damit sagen wollen, ist mir leider nicht zu klären gelungen. Es gibt mehrere Sagen, Gleichnisse etc., auf die sie sich beziehen können. So mag der Leser seine eigene Interpretation finden …
Das Buch ist in drei Teile mit insgesamt 20 Kapiteln gegliedert. Das Inhaltsverzeichnis greift auf die jeweils behandelten Varianten zurück und gibt dadurch mit zunehmender Variantenlänge auch bereits einen Einblick in die ausgesprochenen Hauptempfehlungen.
Der folgende Auszug bietet einen entsprechenden Überblick (er stimmt nicht exakt mit dem gedruckten Inhaltsverzeichnis überein, da ich kleine Korrekturen bzw. Ergänzungen vorgenommen habe).
Teil 1:
1) Seltene Antworten im 2. Zug (A. 2...Dc7; B. 2...Da5; C. 2...Sc6)
2) 2...b6 3.d4 Lb7 4.Ld3
3) 2...g6 3.d4
4) 2...a6 3.Sf3
5) 2...e5 3.Sf3
6) 2...d6 3.d4
7) 2...e6 3.d4
Teil 2: 2...d5 3.exd5
8) A. 3...Sf6 4.Da4; B. 3...Dxd5 4.d4 Lf5; 4...e5
9) 3...Dxd5 4.d4 g6 5.Sf3
10) 3...Dxd5 4.d4 cd 5.cd e5; 5...Sc6 6.Sf3 Lg4; 6...e5
11) 3...Dxd5 4.d4 cd 5.cd e6 6.Sc3 ohne Sc6; 5...Sc6 6.Sf3 e6 7.Sc3
12) 3...Dxd5 4.d4 e6 5.Sf3
13) 3...Dxd5 4.d4 Sc6 5.Sf3
14) 3...Dxd5 4.d4 Sf6 5.Sf3
Teil 3: 2...Sf6 3.e5 Sd5 4.Sf3
15) A. 4...a6; B. 4...g6; C. 4...d6; sowie 4...b6
16) 4...e6 5.Lc4 Sc6; 5...b6; 5...Sc7; 5...Sb6
17) 4...e6 5.Lc4 d6 6.d4 Sc6; 6...Le7; 6...de; 6...cd 7.cd de; A. 7...Sb6; B. 7...Le7 (ohne Sc6); C. 7...Sc6 (ohne Le7) sowie 7…Ld7
18) 4...e6 5.Lc4 d6 6.d4 cd 7.cd Sc6 8.0-0 Le7 9.De2
19) 4...Sc6 5.d4 e6; 5...cd 6.cd g6; 6...d6 7.Lc4 de 8.de
20) 4...Sc6 5.d4 cd 6.cd d6 7.Lc4 Sb6 8.Lb3; 8.Lb5.
In einer anderen Rezension las ich die Kritik, dass es im Werk größtenteils Variantenkost im Informatorstil und nur hier und da verbale Erklärungen gebe. Diesem Urteil kann ich mich so nicht anschließen. Es gibt einzelne Passagen, auf die es zutreffen mag, doch bilden diese eher eine Ausnahme. Sie sind dann auch offenbar dem Anliegen der Autoren geschuldet, Beispiele zu geben und diese dann ggf. sogar einiges in die Tiefe zu führen. Mit Blick auf das gesamte Buch erklären und erläutern die Autoren intensiv. Ihrem Ansatz und ihren Prinzipien entsprechend versetzen Sie den Leser damit in die Lage, auf der Basis seines Stellungsgefühls in Situationen zu spielen, die möglichst wenig von Theorie erfasst sind. So etwa zeigen sie die jeweiligen Pläne auf und begründen zumeist auch ihre Einschätzungen, Bewertungen und Empfehlungen. Diese Aussagen sind dann regelmäßig nicht von der oberflächlichen Natur wie „Weiß steht besser”, sondern konkret wie „Weiß steht besser, weil …”.
„Squeezing the Sicilian - The Alapin Variation” ist klassisch in der Form einer Baumstruktur organisiert. Die Hauptvariante folgt oft einer Partie aus der Praxis. Neben den Nebenvarianten in der Form von Partiefragmenten, die in einer erheblichen Zahl aus dem Fernschach stammen, steuern die Autoren auch zahlreiche eigene Analysen bei.
Mit 455 Seiten hat das Werk eine beachtliche Stärke. Die Züge der Hauptvarianten sind fett gedruckt und vom übrigen Text abgesetzt. Die Varianten unterschiedlicher Ordnung sind dies nicht, was sich platzsparend auswirkt, manchmal aber auch etwas die Übersicht beeinträchtigt. Es sind zahlreiche Diagramme eingearbeitet worden, wobei sich jene in den Nebenvarianten durch eine etwas geringere Größe gegenüber den Diagrammen in den Hauptvarianten schnell erkennen lassen. In etlichen längeren Varianten hätten weitere Diagramme Sinn machen können, was dann allerdings wohl einen Konflikt mit dem Umfang des Buches erzeugt hätte.
Die Autoren hoffen darauf, dass der Gegner möglicherweise nicht weiß, was er gegen die von ihnen gewählten Linien tun soll. Dabei lassen sie sich von der Überlegung leiten, dass Spieler häufig die Hauptvarianten sehr gründlich analysieren, die Nebenvarianten aber nicht. Dies soll dem Leser dabei helfen, die Sizilianische Verteidigung des Gegners zu kneten und zu quetschen, wie sie es schon im Buchtitel zum Ausdruck bringen.
Wer nun wen knetet und quetscht, ist allerdings nicht entschieden, wenn auf der anderen Brettseite doch jemand sitzt, der sich gut in den vom Buch offerierten Linien auskennt. Nicht jeder heißt Magnus Carlsen, ist Weltmeister und hat dessen Positionsgefühl, um spielbare Stellung möglichst am Limit zu beherrschen. Carlsen hat in jungen Jahren und auch wieder ganz aktuell und nicht nur im Blitzschach den Alapin-Sizilianer für sich entdeckt und mit weltmeisterlicher Punkteausbeute gespielt.
Vollständige Partien zur Illustration etc. enthält „Squeezing the Sicilian - The Alapin Variation” nicht. Im Rahmen der Besprechung werden einzelne Partien zum Teil bis in eine besondere Tiefe verfolgt, die Verbindung der Stellungsstruktur bis zur Spielführung im Endspiel veranschaulichen diese allerdings nicht.
Von kleineren Ungenauigkeiten, die zu keiner Beeinträchtigung der Gebrauchsfähigkeit führen, sowie den für meinen Geschmack zu dünnen Karton für den Einband abgesehen, sind Material und Druck gut. Im Text kann schon mal ein Figurensymbol statt des zutreffenden Buchstaben in einem Wort erscheinen, weil es ein Versehen zum Zeichensatz gibt. Die Rückseite des Einbands war schon leicht angeknittert, als ich „Squeezing the Sicilian - The Alapin Variation” zur Rezension erhielt, was mit einer etwas großzügigeren Kartonstärke wohl nicht zu erwarten gewesen wäre.
Das ausführliche Variantenverzeichnis am Ende des Buches gefällt mir gut. Im Quellenverzeichnis wird „The Complete c3 Sicilian” von Sweschnikow aus dem Jahre 2010 nicht aufgeführt, was mich etwas verwundert, zumal ältere andere Werke aufgenommen sind.
Englische Fremdsprachkenntnisse auf einem normalen Schulniveau dürften größtenteils ausreichen, um bequem mit dem Werk arbeiten zu können.
Nun stellt sich noch die Frage, welche Spieler zuvorderst von dieser Arbeit angesprochen werden. Für mich ist dies der Spieler ab einem unteren Klubniveau, weil bereits er auf der Basis der ausführlichen und gelungenen Erklärungen und Erläuterungen die behandelten Spielweisen erlernen können dürfte. Wenn er - so etwas im Stil des Weltmeisters Magnus Carlsen - spielbare Stellungen erhalten möchte, die einerseits die üblichen Sizilianisch-Wege vermeiden und andererseits noch nicht von Theorie überfrachtet sind, ist das Werk für ihn eine sehr gute Quelle.
Daneben ist „Squeezing the Sicilian - The Alapin Variation" von Alexander Khalifman und Sergei Soloviov ein ganz klar auch für den Fernschachspieler geeignetes Werk.
Fazit: „Squeezing the Sicilian - The Alapin Variation” ist ein gelungenes, sehr ausführliches und aus der Warte von Weiß geschriebenes Repertoirebuch zur Alapin-Variante der Sizilianischen Verteidigung. Es eröffnet bereits dem Klubspieler die Chance auf ein zu einem tieferen Verständnis der Spielweisen führendes erfolgreiches Studium.
Wer „The Complete c3 Sicilian” von Jewgeni Sweschnikow aus dem Jahr 2010 besitzt, kann das besprochene Werk gut als Update und Ergänzung nutzen.
Uwe Bekemann
Deutscher Fernschachbund
Oktober 2021
Großmeister Alexander Khalifman und der Internationale Meister Sergei Soloviov sind als Autorenduo zurück und basteln weiter an ihrer e4-Repertoireserie für den Chess Stars Verlag, die mit "Squeezing 1.e4 e5- a Solid Strategic Approach" begann. Diesmal wird in "Squeezing the Sicilian- Alapin Variation" die Sizilianische Verteidigung nach 1.e4 c5 geknetet. Der Grundgedanke ihres Repertoires ist dabei, dass für Weiß Varianten empfohlen werden, die man gut verstehen kann und die zu Stellungen führen, in denen Weiß vielleicht nicht immer objektiv besser steht, aber doch das einfachere Spiel hat. Ihre Wahl fiel dabei auf den Zug 2.c3, der Alapinvariante. In dieser versucht Weiß, mit d4 ein Vollzentrum aufzubauen und Schwarz dann mit dem Raumvorteil zu peinigen. Ich selbst spiele und empfehle dieses Eröffnungssystem bereits seit etlichen Jahren und kann bestätigen, dass die Autoren damit genau richtig liegen. Ich gebe mal ein paar Varianten als Kostprobe.
Nach 1.e4 c5 2.c3 sind die einzigen beiden Züge, die Weiß wirklich Probleme bereiten, 2. ...d5 oder 2. ...Sf6, um Weiß kein schönes Zentrum zuzugestehen. Natürlich wird aber auch der Rest sehr ausführlich besprochen. Ich hatte nach den ersten Zügen und 2. ...d5 3.exd5 Dxd5 4.d4 Sf6 5.Sf3 Lg4 vor einigen Jahren ein paar Probleme, fand dann aber den trickreichen Zug 6.Sbd2, der auch in diesem Buch ausführlich besprochen wird. Der einzige vernünftige Zug ist hier meiner Meinung nach Sc6, nach dem ich bisher immer 7.Lc4 Lxf3 8.Db3 Sa5 9.Db5 Dd7 10.Sxf3 Sxc4 11.Dxc4 cxd4 12.Sxd4 spielte. Weiß steht aktiver und hält einen kleinen Vorteil zum Kneten. Die Autoren empfehlen aber hier das interessante 7.dxc5, das bisher vorrangig im Fernschach gespielt wurde. Nach Dxc5 8.h3 Lh5 folgen sie allerdings mit 9.Le2 e5 (e6 ist stärker)10.Da4 ungeprüft einer 14 Jahre alten Fernschachpartie, ohne sie kenntlich zu machen. Stattdessen möchte mein Stockfish 9.Da4 sehen und ist hier zufrieden. Da finde ich meine bewährte Variante weiterhin einfacher.
Dafür haben die Autoren aber mein Verständnis nach dem zweiten Hauptzug vergrößert. Nach 1.e4 c5 2.c3 Sf6 3.e5 Sd5 pocht Weiß auf den Raumvorteil und Schwarz darauf, dass er eine bessere Aljechinverteidigung auf dem Brett hat. Früher wurde hier ausschließlich 4.d4 gespielt, der aber mittlerweile von 4.Sf3 mit nachfolgendem Lc4 etwas verdrängt wurde. Die Autoren nutzen eine hybride Variante, indem sie erst 4.Sf3 spielen und nach dem einen Hauptkomplex 4. ...Sc6 dann doch 5.d4 folgen lassen, nach 4. ...e6 aber erst 5.Lc4 einstreuen. Damit umgehen sie clever die Variante 1.e4 c5 2.c3 Sf6 3.e5 Sd5 4.Sf3 e6 5.d4 cxd4 6.cxd4 b6, die mich aus weißer Sicht auch nicht wirklich begeistert. Spielt Schwarz jetzt nach 5.Lc4 b6, folgt doch noch 6.d4 und nach Lb7 7.0-0 cxd4 kann jetzt Sxd4 kommen, wonach Weiß mit Dg4 oder Dh5 früher oder später gute Angriffmöglichkeiten am Königsflügel erhält. Da habe ich wieder etwas gelernt.
In der absoluten Hauptvariante nach 1.e4 c5 2.c3 Sf6 3.e5 Sd5 4.Sf3 e6 5.Lc4 d6 6.d4 cxd4 7.cxd4 Sc6 8.0-0 Le7 wird das bewährte 9.De2 empfohlen. Das ist zwar nicht ganz mein Fall, ich bevorzuge 9.exd6 mit einer Isolanistellung, aber Schwarz steht nach 0-0 10.Sc3 Sxc3 11.bxc3 dxe5 12.dxe5 Da5 recht passiv für die bessere Bauernstruktur. Hier werden mit 13.Ld2 oder 13.Tb1 sogar zwei Varianten analysiert. In letzterer opfert Weiß den c3 gewinnt dafür aber dann mit dem Turmschwenk Tb3 Zeit für den Angriff, während nach Ld2 der weiße Angriff mit Ld3, h4, Sg5 etwas langsamer Konturen annimmt, aber ebenfalls einige praktische Probleme bei Schwarz aufwirft.
Die Variantenauswahl in dem Buch gefällt mir jedenfalls sehr gut. Mein einziger größerer Kritikpunkt neben einigen oben schon kurz erwähnten formalen Schwächen ist die Struktur der Darstellung von den vielen Ideen. Es gibt zwar auch hier und da verbale Erklärungen, aber größtenteils gibt es Variantenkost im Informatorstil und man sollte sich als möglicher Leser vorher am besten die Leseprobe anschauen oder das Buch durchblättern, um sicherzugehen, dass man davon nicht erschlagen wird. Ich kannte zwar die meisten empfohlenen Varianten bereits bis zu einem gewissen Grad, wurde aber auch oft von den vielen Untervarianten und Zugumstellungshinweisen ermüdet. Dafür wird wirklich alles behandelt, das einem mit Weiß begegnen kann und häufig auch mehrere Ideen gegen jeweilige Varianten analysiert, um dem Leser eine gewisse Auswahl zu geben. Wenn man sich des Arbeitsaufwands aber bewusst ist, hat man hier einen zweiten Baustein für ein Eröffnungsrepertoire, mit dem es sich gut auf zwei Ergebnisse spielen lässt.
Insgesamt gefällt mir das Buch trotz ein paar kleiner formeller Fehler und des üppigen Variantenumfangs auf 455 Seiten sehr gut und stellt auch für mich als langjährigem Alapinspieler einen Mehrwert dar. Aufgrund der etwas spärlichen verbalen Kommentare würde ich Spielern mit einer DWZ von unter 1700 allerdings vom Kauf abraten.
IM Dirk Schuh
Oktober 2020
Das Sweschnikow-Buch ist leider wohl, mit Ausnahme eines Bezugs über ein Antiquariat, vergriffen und beinhaltet natürlich auch keine nach dem Erscheinungsjahr 2010 eingetretenen Entwicklungen. Es bot dem Leser aber die Möglichkeit, den Einsatz des Systems von Grund auf und auch unter einem ganzheitlichen Ansatz zu verinnerlichen. So wurden beispielsweise die Bauernstrukturen und die daraus entstehenden Folgen, teilweise bis ins Endspiel, untersucht und Schlüsse für die Spielführung daraus erläutert. Übungsaufgaben mit Lösungen versetzten den Leser in die Lage, den Stand und den Erfolg seines Studiums zu überprüfen und damit auch seine Erkenntnisse zu erweitern.
„Squeezing the Sicilian - The Alapin Variation” bietet diese Möglichkeiten nicht. Dafür aber repräsentiert das Buch einen aktuelleren Stand des Wettkampfschachs und entwickelt die Theorie mit zahlreichen Analysen weiter, vor allem auch neben den am häufigsten gespielten Varianten.
M.E. ganz fein raus ist derjenige, der das Sweschnikow-Buch besitzt und das neue Werk „Squeezing the Sicilian - The Alapin Variation” als Update und Erweiterung einsetzen kann. Die beiden schwarzen Hauptalternativen sind 2...d5 und 2...Sf6 und diese werden entsprechend in beiden Werken als Schwerpunkte behandelt.
Zweifelsohne aber kann man auch allein mit der Arbeit von Khalifman und Soloviov gut und erfolgreich arbeiten. Ich werde mich nunmehr auf die Ergebnisse meiner Begutachtung dieses Werkes ohne Blick auf andere beschränken.
Khalifman gibt für die Autoren in einem Vorwort, das allerdings nicht als solches überschrieben ist, die wesentlichen Prinzipien ihres Ansatzes an, unter dem sie das Buch geschrieben haben. Sie sind mitbestimmend bei der Auswahl des Stoffes und der ausgesprochenen Empfehlungen zur Theorie. Zugleich geben sie dem Leser damit einen Ratschlag zur strategischen Auswahl der von ihm gespielten Systeme. Khalifman nennt und erläutert, von mir auf das Wesentliche gekürzt, die folgenden Prinzipien und Ratschläge:
1. Keine scharfen modernen Varianten spielen, deren Bewertung sich ständig ändert.
2. Spielweisen wählen, in denen es zu einer Verlagerung des Kampfes ins Mittelspiel kommt, wobei Varianten vermieden werden, in denen es auf jeden Zug genau ankommt.
3. Varianten wählen, in denen alle Eröffnungssituationen nach allgemeinen Prinzipien und ohne eine zwingende Anwendung bestimmter Zugfolgen aus dem Gedächtnis spielbar sind.
4. Spielweisen wählen, in denen Schwarz genau spielen muss, um mit Ausgleich ins Mittelspiel zu kommen.
5. Die Stellung „nach alter Schule” auf einer soliden positionellen Basis mit den Elementen Zentrum, Entwicklung, Figurenaktivität und solide Bauernstruktur aufbauen.
6. Die Standard-Bauernstrukturen im Sizilianer und den durch sie geprägten Kampf vermeiden.
Sinngemäß übersetzt trägt das Vorwort die Überschrift „Ein reicher Kaufmann bekämpft das sizilianische Chaos”. Was uns die Autoren damit sagen wollen, ist mir leider nicht zu klären gelungen. Es gibt mehrere Sagen, Gleichnisse etc., auf die sie sich beziehen können. So mag der Leser seine eigene Interpretation finden …
Das Buch ist in drei Teile mit insgesamt 20 Kapiteln gegliedert. Das Inhaltsverzeichnis greift auf die jeweils behandelten Varianten zurück und gibt dadurch mit zunehmender Variantenlänge auch bereits einen Einblick in die ausgesprochenen Hauptempfehlungen.
Der folgende Auszug bietet einen entsprechenden Überblick (er stimmt nicht exakt mit dem gedruckten Inhaltsverzeichnis überein, da ich kleine Korrekturen bzw. Ergänzungen vorgenommen habe).
Teil 1:
1) Seltene Antworten im 2. Zug (A. 2...Dc7; B. 2...Da5; C. 2...Sc6)
2) 2...b6 3.d4 Lb7 4.Ld3
3) 2...g6 3.d4
4) 2...a6 3.Sf3
5) 2...e5 3.Sf3
6) 2...d6 3.d4
7) 2...e6 3.d4
Teil 2: 2...d5 3.exd5
8) A. 3...Sf6 4.Da4; B. 3...Dxd5 4.d4 Lf5; 4...e5
9) 3...Dxd5 4.d4 g6 5.Sf3
10) 3...Dxd5 4.d4 cd 5.cd e5; 5...Sc6 6.Sf3 Lg4; 6...e5
11) 3...Dxd5 4.d4 cd 5.cd e6 6.Sc3 ohne Sc6; 5...Sc6 6.Sf3 e6 7.Sc3
12) 3...Dxd5 4.d4 e6 5.Sf3
13) 3...Dxd5 4.d4 Sc6 5.Sf3
14) 3...Dxd5 4.d4 Sf6 5.Sf3
Teil 3: 2...Sf6 3.e5 Sd5 4.Sf3
15) A. 4...a6; B. 4...g6; C. 4...d6; sowie 4...b6
16) 4...e6 5.Lc4 Sc6; 5...b6; 5...Sc7; 5...Sb6
17) 4...e6 5.Lc4 d6 6.d4 Sc6; 6...Le7; 6...de; 6...cd 7.cd de; A. 7...Sb6; B. 7...Le7 (ohne Sc6); C. 7...Sc6 (ohne Le7) sowie 7…Ld7
18) 4...e6 5.Lc4 d6 6.d4 cd 7.cd Sc6 8.0-0 Le7 9.De2
19) 4...Sc6 5.d4 e6; 5...cd 6.cd g6; 6...d6 7.Lc4 de 8.de
20) 4...Sc6 5.d4 cd 6.cd d6 7.Lc4 Sb6 8.Lb3; 8.Lb5.
In einer anderen Rezension las ich die Kritik, dass es im Werk größtenteils Variantenkost im Informatorstil und nur hier und da verbale Erklärungen gebe. Diesem Urteil kann ich mich so nicht anschließen. Es gibt einzelne Passagen, auf die es zutreffen mag, doch bilden diese eher eine Ausnahme. Sie sind dann auch offenbar dem Anliegen der Autoren geschuldet, Beispiele zu geben und diese dann ggf. sogar einiges in die Tiefe zu führen. Mit Blick auf das gesamte Buch erklären und erläutern die Autoren intensiv. Ihrem Ansatz und ihren Prinzipien entsprechend versetzen Sie den Leser damit in die Lage, auf der Basis seines Stellungsgefühls in Situationen zu spielen, die möglichst wenig von Theorie erfasst sind. So etwa zeigen sie die jeweiligen Pläne auf und begründen zumeist auch ihre Einschätzungen, Bewertungen und Empfehlungen. Diese Aussagen sind dann regelmäßig nicht von der oberflächlichen Natur wie „Weiß steht besser”, sondern konkret wie „Weiß steht besser, weil …”.
„Squeezing the Sicilian - The Alapin Variation” ist klassisch in der Form einer Baumstruktur organisiert. Die Hauptvariante folgt oft einer Partie aus der Praxis. Neben den Nebenvarianten in der Form von Partiefragmenten, die in einer erheblichen Zahl aus dem Fernschach stammen, steuern die Autoren auch zahlreiche eigene Analysen bei.
Mit 455 Seiten hat das Werk eine beachtliche Stärke. Die Züge der Hauptvarianten sind fett gedruckt und vom übrigen Text abgesetzt. Die Varianten unterschiedlicher Ordnung sind dies nicht, was sich platzsparend auswirkt, manchmal aber auch etwas die Übersicht beeinträchtigt. Es sind zahlreiche Diagramme eingearbeitet worden, wobei sich jene in den Nebenvarianten durch eine etwas geringere Größe gegenüber den Diagrammen in den Hauptvarianten schnell erkennen lassen. In etlichen längeren Varianten hätten weitere Diagramme Sinn machen können, was dann allerdings wohl einen Konflikt mit dem Umfang des Buches erzeugt hätte.
Die Autoren hoffen darauf, dass der Gegner möglicherweise nicht weiß, was er gegen die von ihnen gewählten Linien tun soll. Dabei lassen sie sich von der Überlegung leiten, dass Spieler häufig die Hauptvarianten sehr gründlich analysieren, die Nebenvarianten aber nicht. Dies soll dem Leser dabei helfen, die Sizilianische Verteidigung des Gegners zu kneten und zu quetschen, wie sie es schon im Buchtitel zum Ausdruck bringen.
Wer nun wen knetet und quetscht, ist allerdings nicht entschieden, wenn auf der anderen Brettseite doch jemand sitzt, der sich gut in den vom Buch offerierten Linien auskennt. Nicht jeder heißt Magnus Carlsen, ist Weltmeister und hat dessen Positionsgefühl, um spielbare Stellung möglichst am Limit zu beherrschen. Carlsen hat in jungen Jahren und auch wieder ganz aktuell und nicht nur im Blitzschach den Alapin-Sizilianer für sich entdeckt und mit weltmeisterlicher Punkteausbeute gespielt.
Vollständige Partien zur Illustration etc. enthält „Squeezing the Sicilian - The Alapin Variation” nicht. Im Rahmen der Besprechung werden einzelne Partien zum Teil bis in eine besondere Tiefe verfolgt, die Verbindung der Stellungsstruktur bis zur Spielführung im Endspiel veranschaulichen diese allerdings nicht.
Von kleineren Ungenauigkeiten, die zu keiner Beeinträchtigung der Gebrauchsfähigkeit führen, sowie den für meinen Geschmack zu dünnen Karton für den Einband abgesehen, sind Material und Druck gut. Im Text kann schon mal ein Figurensymbol statt des zutreffenden Buchstaben in einem Wort erscheinen, weil es ein Versehen zum Zeichensatz gibt. Die Rückseite des Einbands war schon leicht angeknittert, als ich „Squeezing the Sicilian - The Alapin Variation” zur Rezension erhielt, was mit einer etwas großzügigeren Kartonstärke wohl nicht zu erwarten gewesen wäre.
Das ausführliche Variantenverzeichnis am Ende des Buches gefällt mir gut. Im Quellenverzeichnis wird „The Complete c3 Sicilian” von Sweschnikow aus dem Jahre 2010 nicht aufgeführt, was mich etwas verwundert, zumal ältere andere Werke aufgenommen sind.
Englische Fremdsprachkenntnisse auf einem normalen Schulniveau dürften größtenteils ausreichen, um bequem mit dem Werk arbeiten zu können.
Nun stellt sich noch die Frage, welche Spieler zuvorderst von dieser Arbeit angesprochen werden. Für mich ist dies der Spieler ab einem unteren Klubniveau, weil bereits er auf der Basis der ausführlichen und gelungenen Erklärungen und Erläuterungen die behandelten Spielweisen erlernen können dürfte. Wenn er - so etwas im Stil des Weltmeisters Magnus Carlsen - spielbare Stellungen erhalten möchte, die einerseits die üblichen Sizilianisch-Wege vermeiden und andererseits noch nicht von Theorie überfrachtet sind, ist das Werk für ihn eine sehr gute Quelle.
Daneben ist „Squeezing the Sicilian - The Alapin Variation" von Alexander Khalifman und Sergei Soloviov ein ganz klar auch für den Fernschachspieler geeignetes Werk.
Fazit: „Squeezing the Sicilian - The Alapin Variation” ist ein gelungenes, sehr ausführliches und aus der Warte von Weiß geschriebenes Repertoirebuch zur Alapin-Variante der Sizilianischen Verteidigung. Es eröffnet bereits dem Klubspieler die Chance auf ein zu einem tieferen Verständnis der Spielweisen führendes erfolgreiches Studium.
Wer „The Complete c3 Sicilian” von Jewgeni Sweschnikow aus dem Jahr 2010 besitzt, kann das besprochene Werk gut als Update und Ergänzung nutzen.
Uwe Bekemann
Deutscher Fernschachbund
Oktober 2021
Großmeister Alexander Khalifman und der Internationale Meister Sergei Soloviov sind als Autorenduo zurück und basteln weiter an ihrer e4-Repertoireserie für den Chess Stars Verlag, die mit "Squeezing 1.e4 e5- a Solid Strategic Approach" begann. Diesmal wird in "Squeezing the Sicilian- Alapin Variation" die Sizilianische Verteidigung nach 1.e4 c5 geknetet. Der Grundgedanke ihres Repertoires ist dabei, dass für Weiß Varianten empfohlen werden, die man gut verstehen kann und die zu Stellungen führen, in denen Weiß vielleicht nicht immer objektiv besser steht, aber doch das einfachere Spiel hat. Ihre Wahl fiel dabei auf den Zug 2.c3, der Alapinvariante. In dieser versucht Weiß, mit d4 ein Vollzentrum aufzubauen und Schwarz dann mit dem Raumvorteil zu peinigen. Ich selbst spiele und empfehle dieses Eröffnungssystem bereits seit etlichen Jahren und kann bestätigen, dass die Autoren damit genau richtig liegen. Ich gebe mal ein paar Varianten als Kostprobe.
Nach 1.e4 c5 2.c3 sind die einzigen beiden Züge, die Weiß wirklich Probleme bereiten, 2. ...d5 oder 2. ...Sf6, um Weiß kein schönes Zentrum zuzugestehen. Natürlich wird aber auch der Rest sehr ausführlich besprochen. Ich hatte nach den ersten Zügen und 2. ...d5 3.exd5 Dxd5 4.d4 Sf6 5.Sf3 Lg4 vor einigen Jahren ein paar Probleme, fand dann aber den trickreichen Zug 6.Sbd2, der auch in diesem Buch ausführlich besprochen wird. Der einzige vernünftige Zug ist hier meiner Meinung nach Sc6, nach dem ich bisher immer 7.Lc4 Lxf3 8.Db3 Sa5 9.Db5 Dd7 10.Sxf3 Sxc4 11.Dxc4 cxd4 12.Sxd4 spielte. Weiß steht aktiver und hält einen kleinen Vorteil zum Kneten. Die Autoren empfehlen aber hier das interessante 7.dxc5, das bisher vorrangig im Fernschach gespielt wurde. Nach Dxc5 8.h3 Lh5 folgen sie allerdings mit 9.Le2 e5 (e6 ist stärker)10.Da4 ungeprüft einer 14 Jahre alten Fernschachpartie, ohne sie kenntlich zu machen. Stattdessen möchte mein Stockfish 9.Da4 sehen und ist hier zufrieden. Da finde ich meine bewährte Variante weiterhin einfacher.
Dafür haben die Autoren aber mein Verständnis nach dem zweiten Hauptzug vergrößert. Nach 1.e4 c5 2.c3 Sf6 3.e5 Sd5 pocht Weiß auf den Raumvorteil und Schwarz darauf, dass er eine bessere Aljechinverteidigung auf dem Brett hat. Früher wurde hier ausschließlich 4.d4 gespielt, der aber mittlerweile von 4.Sf3 mit nachfolgendem Lc4 etwas verdrängt wurde. Die Autoren nutzen eine hybride Variante, indem sie erst 4.Sf3 spielen und nach dem einen Hauptkomplex 4. ...Sc6 dann doch 5.d4 folgen lassen, nach 4. ...e6 aber erst 5.Lc4 einstreuen. Damit umgehen sie clever die Variante 1.e4 c5 2.c3 Sf6 3.e5 Sd5 4.Sf3 e6 5.d4 cxd4 6.cxd4 b6, die mich aus weißer Sicht auch nicht wirklich begeistert. Spielt Schwarz jetzt nach 5.Lc4 b6, folgt doch noch 6.d4 und nach Lb7 7.0-0 cxd4 kann jetzt Sxd4 kommen, wonach Weiß mit Dg4 oder Dh5 früher oder später gute Angriffmöglichkeiten am Königsflügel erhält. Da habe ich wieder etwas gelernt.
In der absoluten Hauptvariante nach 1.e4 c5 2.c3 Sf6 3.e5 Sd5 4.Sf3 e6 5.Lc4 d6 6.d4 cxd4 7.cxd4 Sc6 8.0-0 Le7 wird das bewährte 9.De2 empfohlen. Das ist zwar nicht ganz mein Fall, ich bevorzuge 9.exd6 mit einer Isolanistellung, aber Schwarz steht nach 0-0 10.Sc3 Sxc3 11.bxc3 dxe5 12.dxe5 Da5 recht passiv für die bessere Bauernstruktur. Hier werden mit 13.Ld2 oder 13.Tb1 sogar zwei Varianten analysiert. In letzterer opfert Weiß den c3 gewinnt dafür aber dann mit dem Turmschwenk Tb3 Zeit für den Angriff, während nach Ld2 der weiße Angriff mit Ld3, h4, Sg5 etwas langsamer Konturen annimmt, aber ebenfalls einige praktische Probleme bei Schwarz aufwirft.
Die Variantenauswahl in dem Buch gefällt mir jedenfalls sehr gut. Mein einziger größerer Kritikpunkt neben einigen oben schon kurz erwähnten formalen Schwächen ist die Struktur der Darstellung von den vielen Ideen. Es gibt zwar auch hier und da verbale Erklärungen, aber größtenteils gibt es Variantenkost im Informatorstil und man sollte sich als möglicher Leser vorher am besten die Leseprobe anschauen oder das Buch durchblättern, um sicherzugehen, dass man davon nicht erschlagen wird. Ich kannte zwar die meisten empfohlenen Varianten bereits bis zu einem gewissen Grad, wurde aber auch oft von den vielen Untervarianten und Zugumstellungshinweisen ermüdet. Dafür wird wirklich alles behandelt, das einem mit Weiß begegnen kann und häufig auch mehrere Ideen gegen jeweilige Varianten analysiert, um dem Leser eine gewisse Auswahl zu geben. Wenn man sich des Arbeitsaufwands aber bewusst ist, hat man hier einen zweiten Baustein für ein Eröffnungsrepertoire, mit dem es sich gut auf zwei Ergebnisse spielen lässt.
Insgesamt gefällt mir das Buch trotz ein paar kleiner formeller Fehler und des üppigen Variantenumfangs auf 455 Seiten sehr gut und stellt auch für mich als langjährigem Alapinspieler einen Mehrwert dar. Aufgrund der etwas spärlichen verbalen Kommentare würde ich Spielern mit einer DWZ von unter 1700 allerdings vom Kauf abraten.
IM Dirk Schuh
Oktober 2020
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