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Artikelnummer
LOEMMSK
Autor

Sicilian Kan

192 Seiten, kartoniert, Everyman, 1. Auflage 2002

18,95 €
Inkl. MwSt., zzgl. Versandkosten
The Sicilian Kan is one of the most flexible and easy-to-play variations of the entire Sicilian complex. In contrast to opening monsters such as the infamous Dragon and Najdorf Variations, Black players are not forced to memorise massive chunks of opening theory. Success in the Sicilian Kan is more dependent on understanding certain principles and a system of development. Another point in its favour is that even more experienced white players are often flummoxed by Black's elastic approach. Recently the Kan has received a seal of approval, with both Kasparov and Kramnik employing it in the last couple of years.
The Sicilian Kan is one of the most flexible and easy-to-play variations of the entire Sicilian complex. In contrast to opening monsters such as the infamous Dragon and Najdorf Variations, Black players are not forced to memorise massive chunks of opening theory. Success in the Sicilian Kan is more dependent on understanding certain principles and a system of development. Another point in its favour is that even more experienced white players are often flummoxed by Black's elastic approach. Recently the Kan has received a seal of approval, with both Kasparov and Kramnik employing it in the last couple of years.
Weitere Informationen
EAN 9781857443028
Gewicht 340 g
Hersteller Everyman
Breite 11,5 cm
Höhe 17,4 cm
Medium Buch
Erscheinungsjahr 2002
Autor John Emms
Sprache Englisch
Auflage 1
ISBN-10 1857443020
ISBN-13 9781857443028
Seiten 192
Einband kartoniert
CONTENTS

006 Bibliography
007 Preface
009 Introduction

1 e4 c5 2 Sf3 e6 3 d4 cxd4 4 Sxd4 a6

5 Ld3

012 1 5 Ld3 Sf6 6 0-0 Dc7 7 De2 d6
046 2 5 Ld3 Sf6 6 0-0 Dc7: Seventh move alternatives
060 3 5 Ld3 Sf6 6 0-0 d6
082 4 5 Ld3 Lc5
112 5 5 Ld3: Fifth move alternatives for Black

5 Sc3
129 6 5 Sc3 Dc7
156 7 5 Sc3 b5 6 Ld3 Db6!?
173 8 5 Sc3 b5: Sixth move alternatives

5 c4
182 9 5 c4

191 Index of Complete Games


INDEX OF COMPLETE GAMES

137 Acs-Fancsy, Zalakaros 1997
024 Adams-Kobalija, FIDE World Ch., Las Vegas 1999
188 Almasi.I-Portisch, Hungary 1995
017 Almasi.Z-Anand, FIDE World Ch., Groningen 1997
014 Almasi.Z-Farago, Linz 1995
088 Almasi.Z-Stangl, Altensteig 1994
113 Anka-Nijboer, Dieren 1998
163 Antal-Szilagyi, Budapest 2001
158 Antoniewski-Berzinsh, Prerov 2001
053 Aseev-Kochyev, Leningrad 1984
144 Barash-Batakovs, Correspondence 1983
076 Beliavsky-Gheorghiu, Moscow 1981
098 Berthelot-Velikov, Trignac 2001
161 Blehm-Gajewski, Polish Championship 2001
029 Borngaesser-Lau, Essen 1996
038 Csoke-Lehoczki, Hungarian League 1998
019 Dix-Edwards, Correspondence 1993
149 Docx-Van der Linden, Belgian League 1996
184 Drygalski-Filutowski, Correspondence 1995
132 Goloshchapov-Kobalija, Ekaterinburg 1999
108 Golubev-Moroz, Donetsk 1998
169 Grischuk-Smirin, FIDE World Ch., New Delhi 2000
160 Haba-Polujahov, Swidnica 2000
054 Hall-Hellsten, Limhamn 1998
139 Hanoman-Hellsten, Stockholm 1996
079 Hellers-Gheorghiu, Haifa 1989
092 Herschel-Fiensch, Correspondence 1979
087 Hjartarson-Bezold, Bermuda 1997
096 Horvath.J-Farago, Budapest 1987
118 Jamieson-Adamski, Nice Olympiad 1974
027 Johnson-West, Correspondence 1997
093 Kengis-Nevednichy.B, USSR 1979
066 Khalifman-Rublevsky, Kazan 2001
056 Koch.C-Fanghui Feng, Correspondence 2000
186 Krnic-Taimanov, Vrnjacka Banja 1974
185 Kruger-Silva Filho, Correspondence 1998
064 Lastin-Rublevsky, Moscow (blitz) 2001
104 Lutz-Milov, European Team Ch., Leon 2001
048 Magomedov-Khouseinov, Dushanbe 1999
147 Midoux-Eingorn, Metz 2000
102 Moberg-Agrest, Swedish Team Championship 2001
116 Motylev-Ye Jiangchuan, Shanghai 2001
135 Nagatz-Dautov, Bad Lauterberg 1991
084 Niggemann-Pfrommer, Correspondence 1998
122 Nunn-Khurtsidze, World Team Ch., Lucerne 1997
090 Parma-Capelan, Solingen 1968
140 Pikula-Cvitan, Biel 1996
037 Plachetka-Ravikumar, Politiken Cup. Copenhagen 1980
120 Polgar.J-Miezis, Tallinn, 2001
040 Sandor-Chernuschevich, Poznan 1995
126 Sax-Fogarasi, Hungarian League 1997
042 Schlosser-Vyzmanavin, Sochi 1989
022 Shaposhnikov-Karttunen, Athens 2001
100 Shirov-Agrest, European Team Ch., Leon 2001
099 Shirov-Korneev, Spain 1998
068 Shirov-Rublevsky, Montecatini Terme 2000
165 Shmuter-Maryasin, Israeli Team Championship 1999
031 Short-Sax, Amsterdam 1983
051 Smirin-Goldin, Philadelphia 1998
115 Stisis-Oratovsky, Tel Aviv (rapid) 1996
124 Sulskis-Eingorn, Kozalin 1999
175 Svidler-Milov, Biel, 2000
177 Thiel-Chuchelov, Münster 1995
070 Timman-Kengis, Yerevan Olympiad 1996
145 Tiviakov-Milov, Groningen 1998
153 Tolnai-Sjoberg, Zalakaros 1992
105 Torres-Smirin, New York 1998
032 Trapl-Tompa, Dean 1977
061 Ulibin-Milov, Frankfurt (rapid) 1999
072 Vogt-Gheorghiu, Hamburg 1984
046 Vujanovic-Verdier, Correspondence 2000
151 Waitzkin-Gurevich.I, New York 1994
177 Watson.W-Mortensen, Herning 1991
142 Widenmann-Andersen, Correspondence 1985
125 Wydrowski-Panter, Correspondence 1996
John Emms ist ein erfolgreicher Autor, der immer wieder überzeugende Bücher herausbringt, so z.B. "Simple Chess" (Ausgabe 2/02), das schöne Repertoirebuch "Attacking with 1. e4" (Ausgabe 5/01) und zuletzt "The Sicilian" (Ausgabe 4/02).
In seinem neuen, ebenfalls bei Everyman erschienenen Buch beschäftigt er sich mit der sogenannten Kan-Variante im Sizilianer, die Emms als eine seiner Lieblingsvarianten angibt.
Dies mag nach einem Blick in die Liste mit den enthaltenen Musterpartien überraschen, unter denen keine Partie vom Autor stammt, aber ein Blick in die Datenbank bestätigt Emms' Hang zur Kan-Variante.
Zunächst einmal zur Namengebung, die in diesen sizilianischen Gefilden nicht ganz eindeutig ist. Das hier besprochene 1. e4 c5 2. Sf3 e6 3. d4 cxd4 4. Sxd4 a6 wird oft auch als Paulsen-Variante bezeichnet, wobei Übergänge in andere Systeme wie beispielsweise die ähnliche Taimanov-Variante (4. ...Sc6) nicht selten sind.
Im Buch konzentriert sich Emms aber überwiegend auf "reine" Kan-Varianten, in denen Schwarz nur in aussichtsreichen Fällen zu Sc6 greift, normalerweise wird er diesen Zug aber zumindest zurückstellen oder durch Sbd7 ersetzen.
Es entstehen selten ähnlich forcierte Varianten wie in anderen Sizilianisch-Systemen, die Pfade sind noch nicht so ausgetreten und lassen Raum für eigene Ideen. Gefragt sind vor allem Verständnis und Beherrschung typischer Pläne und Motive, weniger das lernen langer Varianten. Dies spiegelt sich auch im Aufbau des Buches wieder.
Das Grundgerüst bilden 75 sehr gut kommentierte Musterpartien, in denen der Leser bereits alles Wichtige anschaulich kennenlernt. In diesen Partien findet man aber natürlich auch viel ergänzendes Material zu den restlichen Varianten. Hier sei betont, dass es sich nicht um ein Repertoire-Buch handelt, Emms legt vielmehr einen kompletten und objektiven Bericht über den aktuellen Stand der Kan-Theorie vor.
Schwerpunkt ist mit knapp 120 Seiten das Kapitel über 5. Ld3, wobei neben 5. ...Sf6 auch andere interessante Wege für Schwarz ausführlich besprochen werden. Ähnlich flexibel stellen sich auch die Kapitel über 5. Sc3 und 5. c4 dar, wobei in letzterem auch Alternativen für Schwarz gezeigt werden, mit denen er die hier sonst üblichen Igelstellungen umgehen kann.
Die Kapitel beginnen mit einer kurzen Übersicht, dann folgen die erwähnten Musterpartien, in denen Emms ausführlich auf die zugrunde liegenden Ideen und Motive eingeht und auch die Wahl der Zugfolge bzw. mögliche Übergänge in andere Varianten erörtert. Die Partien stammen überwiegend aus der jüngeren Turnierpraxis.
Als Fazit können wir dieses gut erklärte und auch mit seinem theoretischen Umfang überzeugende Buch allen empfehlen, die eine Verteidigung bevorzugen, in der vor allem Verständnis bestimmter Prinzipien und Entwicklungssysteme gefordert sind und weniger Zeit fürs Pauken von Varianten investiert werden muss.
Schwarz erhält eine flexible und gesunde Struktur, hofft die weiße Initiative zu überstehen und wartet mit Geduld auf den Gegenangriff. Zumindest grundlegende Englischkenntnisse sollten vorhanden sein.

aus: Schachmarkt 01/2003


GM John Emms, Mitglied des englischen Nationalteams, hat sich auch als Schach-Autor einen guten Ruf erworben. Diesen bestätigt er wieder einmal durch sein neuestes Eröffnungsbuch über die Sizilianische Kan-Variante - im deutschen Sprachraum eher als Paulsen-System bekannt -: 1. e4 c5 2. Sf3 e6 3. d4 c:d4 4. Sd4: a6. Emms setzt dabei die Tradition der Everyman-Eröffnungswerke fort, indem er vollständige Partien aus der Meisterpraxis der letzten Dekade vorstellt, und dabei das Schwergewicht der Anmerkungen, Analysen und Alternativzüge naturgemäß auf die erste Partiephase legt. Hier präsentiert er 75 Spiele und weitere 55 „versteckt" im laufenden Text. Zu den einzelnen Kapiteln gibt es jeweils eine kurze Einführung und eine abschließende Zusammenfassung bzw. Bewertung der Varianten.
Die ersten Kapitel befassen sich mit der populärsten Fortsetzung von Weiß: 5. Ld3: 1) Nach 5. Ld3 Sf6 6. 0-0 Dc7 7. De2 d6 lautet die Haupt-Fortsetzung 8. c4 g6 (oder 8. ...Le7) 9. Sc3 Lg7 10. Td1 (oder 10. Le3) 0-0 11. Sf3 Sc6 (S. 12-45).
2) Weiß kann im 7. Zug abweichen mit 7. c4, 7. Khl oder 7. f4, Schwarz (nach 7. De2) mit 7. ...Lc5 oder 7. ...Ld6 (S. 46-59).
3) Nach 5. Ld3 Sf6 6. 0-0 d6 7. c4 kann Schwarz mit ganz guten Aussichten mittels 7. ... Ld7 von den Hauptpfaden abweichen (S. 60-81).
4) 5. Ld3 kann auch mit 5. ...Lc5 beantwortet werden und auf 6. Sb3 folgt 6. ...La7 oder 6. ...Le7 (S. 82-111).
5) Anstatt 5. ...Sf6 kann Schwarz auch die weniger gebräuchlichen Züge 5. ...g6, 5. ...Sc6, 5. ...Db6, 5. ...Se7 oder gar 5...d5 wählen (S. 112-128).
Mit 5. Sc3 versucht Weiß, das Spiel in die Scheveninger Struktur zu lenken. Schwarz kann sodann in Kan/Paulsen-Manier antworten mit:
6) 5. Sc3 Dc7, worauf meist 6. Ld3 Sf6 7. 0-0 Lc5 geschieht (S. 129-155); bzw. mit
7) 5. Sc3 b5 6. Ld3 Db6!? 7. Sb3/7. Sf3/7. Le3 (S. 156-172).
8) Möglich ist nach 5. Sc3 b5 auch 6. g3 und für Schwarz nach 6. Ld3 auch 6. ...Lb7 (derzeit „out") (S. 173-181). Schließlich kann Weiß den einengen-den Zug 5. c4 auch sofort spielen; hierauf muss Schwarz jedoch nicht mit 5. ...d6 und dem Übergang in die typische Hedgehog-Struktur antworten, sondern kann
9) 5. c4 Sf6 6. Sc3 Lb4 bzw. 6. ...Dc7 spielen mit eigenständigen Stellungsbildern (S. 182-190).
Mag es beim Kan/Paulsen-System auch etwas weniger Theorie geben als etwa im Drachen, Najdorf oder Sveshnikov, so bleibt doch genügend Stoff zum Studium, welchen Emms hier in übersichtlicher Form und auf dem neuesten Stand befindlich dem Englisch-kundigen Leser anheim gibt (normales Schul-Englisch reicht jedoch für deutschsprachige Interessenten vollständig aus). Zwei pikante Kurzpartien sollen noch als Appetizer dienen:
1) Widenmann - Andersen, Fernpartie 1985 (Partie Nr. 56 auf S. 142 ff): 1. e4 c5 2. Sf3 e6 3. d4 c:d4 4. S:d4 a6 5. Sc3 Dc7 6. Ld3 b5 7. 0-0 Lb7 8. Te1! d6 9. Lg5 Sd7 10. a4 b:a4 11. T:a4 Sgf6 12. Tc4!? Db8 13. S:d5?! Sd5?? 14. e:d5 Ld5: 15. Se6: Le6: 16. T:e6+ f:e6 17. Dh5+ g6 18. D:g6+ h:g6 19. L:g6 matt (1:0).
2) Hector - Vidarsson, Reykjavik 1996 (Partie im Text zur Einleitung von Kapitel 8, S.173): 1. e4 c5 2. Sf3 e6 3. d4 c:d4 4. S:d4 a6 5. Sc3 g6 6. Le3 Lg7 7. Sb3! Se7 ? 8. Sa4! Sbc6? 9. Lb6! 1:0. Dr. W. Schweizer in Rochade Europa Nr. 01/2003


Keine Eröffnungsvorbereitung erfordert so viel Arbeit wie Sizilianisch. Die Hauptsysteme (Najdorf-, Richter-Rauser-, Sweschnikow- und Drachen-Variante) sind bis weit ins Mittelspiel analysiert und bedürfen ständiger Pflege. Gleichwohl sind sie immer noch beliebt, was sicher am Charakter der Eröffnung liegt, bei der es stets neue taktische und strategische Nuancen auszuloten gilt. Dazu kommt, dass sie den Ruf hat, auf Sieg spielende, kämpferische Naturen würden sich ihrer bevorzugt bedienen. „Die Sizilianische Verteidigung gewinnt, sei es mit den weißen oder den schwarzen Steinen", philosophierte Lew Polugajewski 1992 im Vorwort zu seinem zweibändigen Vermächtnis „Im sizilianischen Labyrinth" (Sport-Verlag). Einen solchen Eröffnungstyp mögen alle - Spitzenspieler ebenso wie Amateure. Doch wo Schach dem Broterwerb dient, scheint nicht immer reine Lust am Spiel ausschlaggebend zu sein. Remisträchtige „Beton-Systeme" senden frühe Friedenssignale aus. Dieser Trend der letzten Jahre tangiert auch die Häufigkeit, mit der die Sizilianische Verteidigung in hochrangigen Turnieren aufs Brett kommt. Die Bilanz von sieben geschlossenen Turnieren mit Top-Spielern und der vergangenen Bundesliga-Saison zeigt, dass die Zahl der Turniere, in denen deutlich mehr als ein Viertel der Eröffnungen mit dem Index zwischen B20-B99 beginnen, in 2003 gering ist. Derzeit haben vor allem Sizilianer mit positionellem Gepräge (insbesondere B30-B32 und Sweschnikow) unter Super-Großmeistern Konjunktur. Diese Entwicklung spiegelt sich auch in der höchsten deutschen Liga. Dort werden zudem überdurchschnittlich viele Sizilianische Nebenvarianten gespielt. Betrachtet man die in der Bundesliga gespielten Eröffnungen (ab 1996), ist auf einer Zeitachse der Anteil der mit Sizilianisch eröffneten Partien gleichmäßig verteilt (1996/97: 21%, 1997/98: 20%, 1998/99: 22%, 1999/00: 19%, 2000/01: 18% und 2001/02: 20%).
Allerdings offenbart die gegenwärtige Sizilianisch-Statistik wichtiger Turniere nicht, dass das Kan-System - zumindest quantitativ - sowohl unter Meistern als auch unter Amateuren eine relativ häufig gespielte Eröffnung ist. Blickt man in die größte Datenbank, die ChessBase-MegaBase 2003, so weisen die Kennziffern B41 bis B43 seit der Jahrhundertwende in knapp drei Jahren 5444 Spiele aus. Seither sind im Zeitraum Mitte November bis Mitte Mai durch wöchentliche Lieferungen von „The-Week-in-Chess", der wichtigsten Internet-Download-Quelle, bereits 413 Begegnungen hinzugekommen. Hochgerechnet werden absehbar bis Ende 2003 zwischen 6000 bis 7000 Partien in einer Eröffnung gespielt sein, die in der Eröffnungsliteratur kaum als eigenständiges System analysiert worden ist. Schon die Namensgebung führt oft zu Verwirrung. Was im Englischen 1984 von Mark Taimanov (Batsford) noch als „Sicilian: Paulsen" bezeichnet wurde, firmierte 1996 im Eröffnungswerk des englischen IM Ali Mortazavi als „Winning with the Kan" (ebenfalls Batsford). Während die Paulsen-Brüder Wilfried und Louis in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Pioniere waren, bereicherte Ilja Abramowitsch Kan die Theorie in der Zeit der aufblühenden Sowjetschule in den 30er bis 50er Jahren. Im deutschsprachigen Raum gibt es bislang kein eigenständiges Werk, weshalb der Ende 2002 erschienene Band „Sicilian Kan" von John Emms als derzeitiges Standardwerk gelten muss. Inzwischen hat man sich auf die englische Terminologie geeinigt, als „Sicilian Kan" die Ausgangsstellung nach 1. e4 c5 2. Sf3 e6 3. d4 cxd4 4. Sxd4 a6 anzusehen, während „Sicilian Taimanov" den Zug 4. ...Sc6 bezeichnet. Die Übergänge zwischen den beiden Systemen können durch den Schwarzspieler bestimmt werden, wodurch dieser Eröffnung ein große Flexibilität eigen ist.
Das Taimanov-System analysieren Bücher von James Plaskett (1997, Chess Press) und Graham Burgess (2000, Gambit) umfassend. Daneben kann sich der Nachziehende auch entschließen, eine Stellung „im Geiste des Igels" anzustreben, wie der Stuttgarter Bundesligaspieler IM Frank Zeller in seinem gleichnamigen Buch (2000, Kania-Verlag) in instruktiver Weise zeigt. Zudem kann das Scheveninger System erreicht werden. Eine solche Vielfalt an Zugumstellungen und Variantenübergängen ist aus schwarzer Sicht ein gewichtiges Kriterium, und es bietet sich an, sich eine derart gewinnträchtige Waffe ins Eröffnungsarsenal zu holen. Das sehen wohl auch viele Weltklassespieler so. Der Weltranglistenerste Garry Kasparow wagte sich damit im Januar 2003 bestimmt nicht ohne ernsthafte Absichten bei seinem Match gegen Deep Junior auf die Weltbühne (siehe Ausgabe 4/2003, S. 92/93). Zuvor hatte er im November 2002 in Show-Blitzpartien bei einer Münchner Elektronikmesse gegen Elisabeth Pähtz experimentiert (siehe Ausgabe 23/2002, S. 632). Unter den Topspielern wenden außerdem Viswanathan Anand und Judith Polgar, die Match-Kontrahenten der diesjährigen Chess Classic Mainz, die Variante regelmäßig an; Wladimir Kramnik und Veselin Topalov bedienen sich ihrer gelegentlich. Der Welt-ranglistenelfte Peter Swidler und sein Tabellennachbar Wassily Iwantschuk sammeln damit ebenso viele volle Punkte wie die Elo-Schwergewichte Sergej Rublewski, Ilia Smirin, Wladimir Epishin und Alexander Goldin. Vor drei Jahrzehnten galten Anatoli Karpow, Tigran Petrosjan, Ulf Andersson, Robert Hübner, Anthony Miles, Ljubomir Ljubojevic, Lajos Portisch und vor allem Florin Gheorghiu als Experten. In Deutschland haben die badischen Spitzenspieler Roland Schmaltz und Wolfgang Gerstner und die bayerischen Großmeister Michael Bezold und Markus Stangl sie im ständigen Repertoire. An aufstrebenden Spielern sind aus der Ukraine der siebzehnjährige Andrei Volokitin und der neue polnische Landesmeister Tomasz Markowski zu nennen. Wie viele andere nutzen sie den Vorzug, dass das System weniger theorielastig ist! Denn Kan bedeutet kaum büffeln, mehr verstehen. Verschiedenen weißen Aufbauten kann in ähnlicher Weise begegnet werden.
Der Solinger Bundesligaspieler John Emms unterteilt seine Untersuchung klassisch in die drei Teile 5. Ld3 (117 Seiten), 5. Sc3 (52 Seiten) und 5. c4 (9 Seiten). Er zieht 75 Modellpartien heran, die mit sehr viel zusätzlichen Partien unterfüttert werden. Verglichen mit den 32 spärlich kommentierten Referenzpartien im Mortazavi-Buch sechs Jahre zuvor, ist das eine gewaltige Substanz. Wie bei den Eröffnungsproduktionen aus dem Hause Everyman üblich gibt es zu jeder Variante eine Einführung der strategischen Themen und abschließend eine Seite mit einer tabellarischen Übersicht zum jeweiligen Abspiel. Optisch ist mit drei, vier Diagrammen pro Doppelseite ein lesefreundlicher Streifzug ohne Brett möglich. Wie geht Emms, der das Kan-System mit Schwarz selbst auf das Brett bringt, mit dem Stoff um, von dem behauptet wird, dass dies der am leichtesten zu lernende Sizilianer sei? Der Check mit überwiegend aktuellem Material soll einerseits die theoretische Relevanz seiner Untersuchung eingrenzen, andererseits einige Einblicke in die praktische Handhabung bieten.

Die Frust-Schwelle
Zwar ist die Kan-Variante ein leicht verständliches System, aber auch sie verzeiht keinen positionellen Fehltritt. Gerade gegen einen Weltklassespieler wie Michael Adams kann ein solcher Fauxpas nicht mehr korrigiert werden, denn eine Schwäche zieht unmittelbar eine forcierte Deplatzierung der Leichtfiguren und die Lähmung des Königsflügel nach sich. Gespielt wurde die Begegnung noch vor der Einführung der 4-Nations-League in Großbritannien. Damals fand die Mannschaftsmeisterschaft nach K.-o.-Modus statt und die Züge wurden - ähnlich wie 100 Jahre zuvor bei den berühmten Kabelwettkämpfen - per Telefon übertragen. Die Anmerkungen stammen - wie auch die in der anschließenden Partie - vom beteiligten schottischen Großmeister Paul Motwani.

Sizilianisch B 42
M. Adams - P. Motwani
Britische Mannschaftsmeisterschaft, 1993 1. e4 c5 2.Sf3 e6 3. d4 cxd4 4. Sxd4 a6 5. Ld3 Lc5 6. Sb3 La7 7. Dg4 Sf6 8. Dg3 Sc6 Ein Beispiel, wie leicht im Kan-System ein positionsfremder Zug katastrophale Folgen haben kann. Emms hält zu Recht 8....d6 für den einzigen spielbaren Zug und er empfiehlt nach 9. Sc3 Sc6 10. 0-0 h5, weil 11. Dxg7 Tg8 12. Dh6 Sg4 13. Dxh5 (Hier ist 13. Dh7 Sf6 14. Dh6 allerdings remis.) 13....Df6 14. Sd1 Dg7 15. Dh3 Th8 16. Dg3 Txh2 dem Weißen mit der Drohung Dh8! Sorgen bereitet. 9.e5 Sh5 10. Dh3 g6 11. g4! Sg7 12. Dh6 0-0 13. Lg5 Dc7 Keine Entlastung bringt 13....f6 14. exf6 Txf6 15. Dh4! Lxf2+ 16. Dxf2 Txf2 17. Lxd8+-. 14. Lf6 Se8 15. Sc3 Sxe5 Die einzige Lösung, denn Alternativen führen direkt zum Verlust: 15....Sxf6 16. exf6 De5+ 17. Se4 bzw. 15. ...d6 16. exd6 Dxd6 17. Se4 Dc7 18. Lg7 Sxg7 19. Sf6. 16. Le7 Sg7 Subtil gewinnt nach 16. ...Sxd3+ der Königszug 17. Kf1! Sg7 18. Se4. 17. Le2! d5 18. Lxf8 Kxf8 19. Dxh7 d4 20. Dh8+ Ke7 21. Dxg7 dxc3 22. 0-0-0 Ld7 23. Kb1 Tc8 24. f4 cxb2 25. Td2 Sc6 Sonst greift Taktik: 25. ...Le3 26. Dxe5 oder 25. ...Sc4 26. Lxc4 Dxc4 27. Txd7+! Kxd7 28. Dxf7+ Kc6 29. Sa5+ mit Gewinn. 26. f5! exf5 Einfach ist 26. ...De5 27. f6+! 27. Lc4 Se5 28. Lxf7! Sxf7 29. Te1+ Le6 30. Dxg6 f4 31. Txe6+ Kf8 32. Tf6 De7 33. Te2 Le3 34. Sd4 1:0
Wie baut man einen solchen Frust ab? Es heißt, bei der Stange zu bleiben und die Schwelle zu übertreten, sich wieder auf neuartiges Terrain zu begeben. Das ist bei Kan-Spielern meist kein Problem der Einstellung. Emms schreibt in seinem Vorwort: „Kan wird sicher eher jene Spieler ansprechen, die scharf darauf sind, im frühen Partiestadium selbst zu denken, als jene, die darauf bedacht sind, sich in der „Komfortzone" von zwanzig und mehr Zügen solider Theorie aufzuhalten."

Die K.-o.-Freuden
Nur zwei Monate nach dem Mannschaftskampf fand im Juli 1993 die 100. schottische Einzelmeisterschaft im Golfparadies St. Andrews statt. In der vorentscheidenden achten Runde wählte Schwarz die Variante mit 5....g6, um in der Folge mit seinem d-Bauern direkt von d7 nach d5 vorzupreschen. Inzwischen wurde selbst mit dem sofortigen 5....d5 experimentiert. Über die noch nicht abgeschlossene Diskussion, Stellungen mit französischem Charakter zu erhalten, berichtet Emms ebenfalls in einer Beispielpartie.

Sizilianisch B 42
S. Mannion - P. Motwani
St. Andrews (Schottische Meisterschaft), 1993
1. e4 c5 2. Sf3 e6 3. d4 cxd4 4. Sxd4 a6 5. Ld3 g6!? 6. f4 Emms setzt sich nur ausführlich mit der positionellen Behandlung nach 6. c4 bzw. 6. 0-0 auseinander. 6. ...Lg7 7. Sf3 Sc6 8. 0-0 d5!? Schlecht ist 8. ...Db6+? 9. Kh1 Lxb2 10. Lxb2 Dxb2 11. Sbd2 mit starker Initiative für den Bauern. 9. exd5 exd5 10. f5 Seg7! Zwingt den Bauer f5 sofort zu einer Klärung, 11. fxg6 hxg6 12. Sc3 Lg4 13. De1 Dd6 14. h3 Lxf3 Unklar bleibt 14. ...Lxh3 15. gxh3 Txh3 16. Kg2 Dd7 17. Sh2. 15. Txf3 Sd4 16. Tf1 Se6 17. Df2 0-0-0! Hier ist 17. ...Ld4 18. Le3 Lxe3 19. Dxe3 d4 20. Se4 vorteilhaft für Weiß. 18. Le3 f5 19. Se2 d4 20. Ld2 Sd5 21. Tac1 Sc5! Schwarz steht besser, da der Springer nach e4 einzudringen droht. 22. Sxd4?!

(DIAGRAMM)

22. ...Txh3! Der spielentscheidende Zug.
23. gxh3 Lxd4 24. Dxd4 Dg3+ 25. Kh1 Dxh3+ 26. Kg1 Dg3+ 27. Kh1 Se6! Bereitet den Zugang für den Turm nach h8 vor. 28. Dc4+ Kb8 29. Lc3 Sxc3 30. Dxc3 Sd4 0:1

Die Partie verdeutlicht zwei Prinzipien, die dem Schwarzspieler besonders am Herzen liegen: Die h-Linie soll für den Angriff gegen die kurze, weiße Rochade geöffnet werden und alle Leichtfiguren beteiligen sich früh am Angriffssturm oder an einer Klärung im Zentrum.
Gegen Rolf Sander, einen Spieler mit Elo 2043 vom Hamburger Landesligisten Barmbek, gelingt dem 12-jährigen Norweger Magnus Carlsen nicht nur ein Kantersieg, sondern auch die Basis für eine IM-Norm. Allgemein ist das im Zeitalter der Wunderkinder-Großmeister sicher keine Sensation, aber für einen Jugendlichen aus der geographischen Randlage in Europa sicher eine viel versprechende Perspektive in einer kleinen Schachnation.

Sizilianisch B 42
R. Sander - M. Carlsen
Gausdal (Troll Masters Open) 2003
1. e4 c5 2. Sf3 e6 3. d4 cxd4 4. Sxd4 a6 5. Ld3 Dc7 6. 0-0 Sf6 7. Kh1 d5 8. Sc3
Emms weist auf 8. exd5 Sxd5 9. Le4 Sf6 10. Lf3 Le7 hin, was Robert Hübner mit Ausgleich bewertet. 8. ...Lc5 Bereits diesen Zug haben selbst die größten Datenbanken nicht mehr vorrätig. Vielleicht ist das ein gutes Indiz, wie viel Kreativitätspotential noch in dieser Eröffnung steckt! Bei Emms gibt es eine Hauptpartie zu 8. ...dxe4 9. Sxe4 Sbd7 10. b3 Le7 (Der Engländer bewertet 10. ... Sxe4 11. Lxe4 Sf6 12. f3 Ld6 als „perfectly acceptable" für Schwarz. Parallelen zur Textpartie zeigen sich beim Wirken des Dame-Läufer-Gespanns auf der langen Diagonale b8-h2.) 11. Lb2 Sxe4 12. Lxe4 Sf6 13. Ld3 Ld7 14. Tel h5 15. De2 Sg4 16. g3 0-0-0 aus Hall - Hellsten, Limhamn 1998. 9. Sb3 dxe4 10. Sxe4 Sxe4 11. Lxe4 Ld6 12. Dh5 Sd7 13. Lg5 Le5 14. Tad1 Sf6 15. Dh4 Nach 15. Lxf6 Lxf6 (Schön wäre es für Schwarz, die g-Linie offen zu haben und lang zu rochieren. Aber leider gibt es einen taktischen Fallstrick: 15. ...gxf6 16. c3 f5 17. Lf3 Ld7
18. Lxb7! Dxb7 19. Sc5 mit einem Desaster.) 16. c3 g6 17. Df3 Le5 18. Td2 0-0
19. Tfd1 bleibt das schwarze Problem, den Damenflügel zu entwickeln. 15. ...Ld7
16.
Sd4 0-0-0 17. Td3 h6! Cool gekontert! 18. Tc3 Offen bleibt der Ausgang nach 18. Lxf6 Lxf6 19. Dh5 g6 20. De2 Lxd4 21. Txd4 Lb5 22. Txd8+ Txd8 23. Ld3 Lxd3 24. cxd3. 18. ...hxg5 19. Txc7+ Lxc7 20. Dxh8 Auch nach 20. Dxg5 Sxe4 21. De3 Txh2+ 22. Kg1 Tdh8 23. g3 Th1+ 24. Kg2 T8h2+25. Kf3 Txf1 26. Kxe4 Thxf2 harmonieren die schwarzen Figuren. 20. ...Txh8 21. Lf3 g4 22. Le2 Lxh2 0:1

Die Kunst der Flexibilität
Doch die Kan-Variante bedeutet keineswegs nur, mit einer Harakiri-Methode den Gegner zu überrumpeln. Wie virtuos zwischen ambitionierten Angriffsbestrebungen und ruhigem Abwarten der weißen Absichten jongliert werden kann, zeigen vier jüngere Partien von Peter Swidler. Auffallend gegenüber den bisherigen Spielanlagen ist, dass der Baden-Ooser Bundesligaspieler zuerst an einem soliden Bauerngerüst und dann an einer aktiven Aufstellung der Figuren interessiert ist. In Moskau, beim superstarken Aeroflot-Open im Februar 2003, hatte er es u. a. mit zwei Bundesliga-Cracks zu tun. Gegen Alexander Berelovich, der in der vergangenen Spielzeit bei Turm Emsdetten häufig das Spitzenbrett halten musste, erinnert die Angriffsführung über die f-Linie stark an Ideen aus der Sweschnikow-Variante.

Sizilianisch B 42
A. Berelovich - P. Swidler
Moskau (Aeroflot Open) 2003
1. e4 c5 2. Sf3 e6 3. d4 cxd4 4. Sxd4 a6 5. Ld3 Lc5 6. c3 d6 Ein sicherer Zug. Emms widmet sich ausführlicher einer abenteuerlicheren Variante: 6. ...Sc6 7. Le3 Db6 8. Sd2 Dxb2 9. 0-0 Dxc3 10. Sxc6 Lxe3 11.fxe3 dxc6 12. Sc4 Db4 13.e5 f5 14. Sd6+ Kf8, und obwohl Weiß in Golubev - Moroz, Donetsk 1998 mit 14. Dh5 viel versprechend fortsetzte, liegen auch 14. Lxf5 und 14. Sxc8 Txc8 15. Lxf5 parat. 7. 0-0 Sf6 8. Kh1 e5 9. Sb3 La7 10. Lg5 h6 11. Lxf6 Dxf6 12. S1d2 0-0 13. De2 Sc6 14. Sc4 Se7 15. Se3 Ld7 16. Lc4 Dg5 17. Sd5 Sg6 18. Sd2 Kh8 19. Tad1 Le6 20. Sf3 Dd8 21. Lb3 Dd7 22. Se1 f5 23. exf5 Txf5 24. Sd3 Taf8 25. De4 Df7 26. D Th5 27. Sf2 Th4 28. De1 Df5 29. Sg4 Dh5 30. Sde3 Lc8 31. Dg3 Sf4 32. Tfe1 Dg5 33. Txd6 Lxe3 0:1

Gegen den Franzosen Laurent Fressinet, der für den deutschen Mannschaftsmeister Lübecker SV in der abgelaufenen Saison mehr als einmal die Kohlen aus dem Feuer holte und mit 9,5 Punkten aus 11 Partien die zweitbeste Performance hinter Anand hatte (siehe SM64, Nr. 7/2003, S. 197), ging es in der Vorschlussrunde um eine vordere Platzierung. Der St. Petersburger blieb seiner Linie treu, und bevorzugte mit dosiertem Risiko eigene Wege.

Sizilianisch B 43
L. Fressinet - P. Swidler
Moskau (Aeroflot Open) 2003 1. e4 c5 2. Sf3 e6 3. d4 cxd4 4. Sxd4 a6 5. Sc3 b5 6. Ld3 d6 Wiederum schwenkt Swidler auf eine solide Variante über. Andere Großmeister, die durch die sowjetische Schachschule gingen, lieben es riskanter -allen voran die Kan-Spezialisten Ilia Smirin, Wladimir Epishin und Alexander Goldin. Nach 6. ...Db6 7. Le3 Lc5 8. Le2 Sc6 9. Sxc6 probierte dieses Trio bereits 9. ...Lxe3, 9. ...dxc6 und 9. ...Dxc6 aus. Emms widmet sich dem System auf 16 Seiten ausführlich. 7. 0-0 Sf6 8. De2 Le7 9. a4 b4 10. Sa2 e5 11. Sb3 Sc6 12. Lg5 0-0 13. Lc4 a5 14. c3 Db6 15. Le3 Db7 16. Sd2 Td8 17. Ld5 Lf8 18. Lxc6 Dxc6 19. cxb4 Dxa4 20. b5 Le6 21. b3 Lxb3 22. Sxb3 Dxb3 23. Lg5 d5 24. Tfb1 Dc4 25. Dxc4 dxc4 26. Sc3 Td3 27. Lxf6 gxf6 28. Sd5 Lc5 29. Te1 Ld4 30. Tab1 Tb3 31. b6 a4 32. Sxf6+ Kg7 33. Sd7 a3 34. b7 Td8 0:1

Am zweiten Mai Wochenende 2003 endete die französischen Mannschaftsmeisterschaft, wo Swidler für den Pariser Spitzenclub NAO, für den er auch im Europacup der Vereinsmannschaften antritt, half, die Meisterschaft zu erringen. Kennzeichen beider Partien ist, dass Schwarz nach der Öffnung des Zentrums sofort das bessere Figurenspiel erhält. Zu den Abspielen mit 5. ...Lc5 merkt Emms an, dass diese noch immer unterbewertet seien, „aber auch starke Spieler beginnen allmählich, die Qualitäten zu würdigen." Hier wurde ein IM mit Elo 2468 zum Leidtragenden.

Sizilianisch B 42
C. Marzolo - P. Swidler
Frankreich (Mannschaftsmeisterschaft) 2003
1. e4 c5 2. Sf3 e6 3. d4 cxd4 4. Sxd4 a6 5. Ld3 Lc5 6. Sb3 Le7 7. c4 Emms geht auch auf die weniger positionelle Alternative 7. Dg4 ein, die nicht nur beim Läuferrückzug nach a7 (wie in Adams - Motwani) akut ist (siehe untenstehende Partie Bartel -Markowski). 7. ...d6 8. Sc3 Sf6 9. 0-0 b6 10. f4

(DIAGRAMM)

10....Sc6 Wiederum ist Swidler nicht im Einklang mit Emms, der zwei Partien von Evgeni Agrest als Modellpartien ausgewählt hat, in denen der Schwede vom Bundesliga-Aufsteiger SG Bremen auf den Aufbau mit 10. ...Sbd7 setzte: 11. Le3 (Oder 11. De2 Lb7 12. Ld2 h5 13. Sd4 Dc7 14. Kh1 g6 15. Tae1 h4 mit Initiative und der Idee Sh5-g3 in Moberg-Agrest, Schweden 2001.) 11. ...Lb7 12. Df3 g6 (Leider wurde 12. ...h5 13. Tad1 Dc7 14. h3 g6
15. Df2 Sc5 16. Sxc5 dxc5 17. e5 Sd7 18. Le4 0-0-0 mit Remis in Rytshagov -Agrest, Istanbul (Olympiade) 2000, vereinbart.) 13. Tad1 Dc7 14. Dh3 h5 15. f5 gxf5 16. exf5 e5 17. Le2 Tg8 18. Lf3 in Shirov -Agrest, Leon (Mannschaftseuropameisterschaft) 2001, wo jetzt der Läufer auf f3 getauscht wurde, statt mit 18. ...e4 auf Komplikationen zu setzen. 11. Le3 Lb7 12. Te1 0-0 13. De2 Sd7 14. Tfd1 Db8 15. Lb1 Td8 16. e5 dxe5 17. f5 exf5 18. Lxf5 Sf6 19. Sd5 Sxd5 20. cxd5 Sb4 21. Lxb6 Txd5 22. Tf1 g6 23. Dg4 Lc6 24. Le3 De8 25. a3 Sd3 26. Le6 Ld7 27. Lxd7 Dxd7 28. Dxd7 Txd7 29. Tcd1 Tad8 30. Td2 f5 0:1

Gegen den französischen Großmeisterkollegen, der vergangene Spielzeit beim Erfurter SK nicht mehr zum Einsatz kam, sah die Sache wiederum spielend leicht aus. Bereits nach 20 Zügen kontrollierte Schwarz die Stellung.

Sizilianisch B 43
R. Fontaine - P. Swidler
Frankreich (Mannschaftsmeisterschaft) 2003
1. e4 c5 2. Sf3 e6 3. d4 cxd4 4. Sxd4 a6 5. Sc3 Dc7 6. g3 Lb4 7. Sde2 Sf6 8. Lg2 Le7 9. 0-0 0-0 10. h3 d6 Erneut hat Swidler zuerst die Bauernstruktur im Auge, die den Leichtfiguren Optionen für ihre Aufstellung lässt. Emms wählte eine Partie des damals jungen amerikanischen Talents Joshua Waitzkin mit Weiß gegen Ilia Gurevich (New York 1994) aus: 10. ...Sc6 11. g4 d6 12. g5 Sd7 13. Sg3 (Dieser Zug gefällt Emms nicht, der eine 20 Jahre alte Partie von Browne -Enklaar, Amsterdam 1972 benennt, die mit 13. f4 b5 14. a3 Tb8 15. f5 Te8 16. Kh1 Sce5 17. Sf4 Lf8 18. Sce2 Sc5 19. Sg3 b4 unklare Verhältnisse schuf.) 13. ...b5 14. h4 Te8 15. h5 g6 und der Springer auf g3 hat wenig Aktion in Sicht. 11. Le3 Sc6 12. g4 b5 13. f4 Sd7 14. Sg3 Te8 15. Dd2 Lb7 16. Sce2 Tad8 17. Sd4 Sxd4 18. Lxd4 e5 19. Lc3 d5 20. Kh1 dxe4

(DIAGRAMM)

21. La5 Sb6 22. Dc3 Dxc3 23. bxc3 exf4 24. Sxe4 Vielleicht wäre 24. Lxb6 fxg3 25. Lxd8 Lxd8 26. a4 Lc6 27. axb5 Lxb5 28. c4 Lxc4 29. Tf4 Lf6 30. Td1 eine Erwägung wert gewesen. Aber das Läuferpaar ist gerade in Händen eines Kan-Kenners nie zu unterschätzen. 24. ...Lxe4 25. Lxe4 Lc5 26. Ld3 g5 27. Tae1 Tc8 28. Lxb6 Lxb6 29. Kg2 Txe1 30. Txe1 Txc3 31. Te5 h6 32. Td5 Lc7 33. h4 gxh4 34. Kh3 Ta3 35. Kxh4 Txa2 36. Kh5 Kf8 37. Kxh6 Ke7 38. Tf5 Ke6 39. Tc5 Ld6 40. Tc8 f3 41. Te8+ Le7 0:1

Die Unerschrockenheit des Experten
Eröffnungsspezialisten zeichnen sich durch großes Vertrauen in ihre eigenen Systeme aus. Der neue polnische Meister Tomasz Markowski, der im April 2003 die 60. Austragung des nationalen Championats vor allen Spitzenspielern mit überlegenem Vorsprung von 2,5 Punkten gewann, ist ein Großmeister dieser Spezies. Genau so sicher wie man von dem Dritten der polnischen
Wertungsliste mit Weiß 1. g3 erwarten kann, so regelmäßig verteidigt er sich gegen 1. e4 mit der Kan-Variante. Und Experten handeln auch in geschlossenen Turnieren unerschrocken. Die nachfolgenden Partien wurden in den Runden drei, vier und sechs gespielt und legten das Fundament zum souveränen Turniersieg. In der Vorschlussrunde traute sich Europameister Bartolomiej Macieja, der sonst in die Hauptvariante einlenkt, bereits nicht mehr, die Kenntnisse des unermüdlich auf Sieg spielenden Teamkollegen vom polnischen Meister Polonia Plus Warschau zu testen und er zog 3. d3, um ein Remis anzustreben.
In der ersten Kan-Auseinandersetzung wählte IM Mateusz Bartel die Variante, die Emms für den „wahren Prüfstein" hält. Er führt weiter aus: „Obwohl 7. Dg4 bisher gut für Schwarz ausging, glaube ich nicht, das es das Letzte ist, was wir von dieser Variante gesehen haben." In dieser Partie konnte Weiß das allerdings nicht belegen.

Sizilianisch B 42
M. Bartel - T. Markowski
Warschau (Polnische Meisterschaft) 2003
1. e4 c5 2. Sf3 e6 3. d4 cxd4 4. Sxd4 a6 5. Ld3 Lc5 6. Sb3 Le7 7. Dg4 g6 8. De2 d6 9. 0-0 Sd7 10. Sc3 Dc7 11. Ld2 b6 12. Tae1 Lb7 13. f4 h5 Statt des typischen Kan-h-Bauern-Zuges fokussiert Emms auf 13. ...Sgf6 14. e5 Sd5 15. Sxd5 Lxd5 16. exd6 Lxd6 17. c4 Lb7 18. Lc3 0-0 19. Dg4 Sc5, was Schwarz aber in Torres -Smirin, New York 1998 eine aussichtsreiche Position verschaffte. 14. f5 gxf5 15. exf5 e5 16. Le4 Sgf6 17. Lxb7 Dxb7 18. Sd4 b5 19. Sf3 Tc8 20. b4 Tg8

(DIAGRAMM)

Schwarz hat alle Linien und Diagonalen, von denen er in dieser Eröffnung träumt. 21. a4 bxa4 22. Ta1 Sb6 23. b5 axb5 24. Dxb5+ Dc6 25. Tfb1 Sfd7 26. Dxc6 Txc6 27. Sxa4 Sc4 28. Lc1 Ld8 29. Tb5 Ta6 30. Tbb1 Tc6 31. Tb5 Tc8 32. Ta2 Scb6 33. Sxb6 Lxb6+ 34. Kf1 Tg4 35. Td5 Lc5 36. Ta6 Tc4 37. La3 Lxa3 38. Txa3 T8c6 39. Ta8+ Ke7 40. Ta7 Tc7 41. Txc7 Txc7 42. Td2 Sf6 43. Ke1 Tc4 44. g3 Tc3 45. Sg5 d5 46. Te2 Sd7 47. Kd2 Ta3 48. Te3 Txe3 49. Kxe3 Kf6 50. h4 Sb6 51. Kf3 Sc4 52. g4 hxg4+ 53. Kxg4 Se3+ 54. Kh3 Sxc2 0:1

Eine Runde später strebte Krzysztof Jakubowski, ein EM mit Elo 2483, eine neue Marschroute für den Sc3 zum Königsflügel an. Doch der Plan erweist sich als zu langsam, nachdem Schwarz den d5-Bauernvorstoß durchsetzt und in der taktischen Konfrontation siegt.

Sizilianisch B 43
K. Jakubowski - T. Markowski
Warschau (Polnische Meisterschaft) 2003
1. e4 c5 2. Sf3 e6 3. d4 cxd4 4. Sxd4 a6 5. Sc3 b5 6. Ld3 d6 7. 0-0 Sf6 8. De2 Le7 9. f4 Lb7 10. a4 b4 Mit Einschaltung des weißen Zuges f2-f4 und der schwarzen Läuferentwicklung nach b7 entsteht die gleiche Aufstellung wie in Fressinet - Swidler, Moskau 2003. Weiß orientiert sich hier alternativ völlig in Richtung der schwarzen Majestät, verkombiniert sich aber mit ...11. Sd1 0-0 12. Tf3 Sbd7 13. Sf2 g6 14. Th3 e5 15. Sf3 exf4 16. Lxf4 Te8 17. Dd2 d5 18. Sg5 Lc5 19. Kh1 De7 20. Sxh7 Sxh7 21. Sg4 De6 22. Sh6+ Kh8 23. e5 d4 24. Tg3 Sdf8 25. Tf1 Ld5 26. Lf5 De7 27. e6 Lxe6 28. Le5+ f6 29. Lxe6 Dxe6 30. Txf6 Sxf6 31. Dg5 Dxe5 32. Sf7+ Kg7 33. Sxe5 Txe5 34. DxeS Te8 35. Txg6+ Sxg6 36. Dg3 Te3 37. Dc7+ Te7 38. Dg3 Se4 0:1

Von besonderem Interesse war das dritte Kan-Duell, denn GM Pawel Jaracz spielt die Variante selbst mit den schwarzen Steinen. Allerdings bevorzugt er 6. .. .La7. Gegen die ruhige Herangehensweise mit 7. c4 bringt Markowski mit 12. ...Tc8 eine Neuerung. Schwarz kann sich offenbar viel Zeit lassen, um seine Entwicklung mit 0-0 und Le7-f8-g7 zu erledigen. Nachdem alle Figuren optimal stehen, gelingt auch der d5-Durchbruch wieder.

Sizilianisch B 42
P. Jaracz - T. Markowski
Warschau (Polnische Meisterschaft) 2003
1. e4 c5 2. Sf3 e6 3. d4 cxd4 4. Sxd4 a6 5. Ld3 Lc5 6. Sb3 Le7 7. c4 d6 8. Sc3 Sf6 9. 0-0 Sbd7 10. f4 b6 11. De2 Lb7 12. Ld2 Tc8 Ein seltener Zug, den Emms nicht untersucht. Die Alternative 12. ...h5 wurde bereits in dem Partiefragment Moberg -Agrest gezeigt. Emms erwähnt die Falle 12. ...g6 13. e5 dxe5 14. fxe5 Sxe5 15. Dxe5 Dxd3 16. Txf6, nach der Schwarz die Segel streichen kann. 13. Sd4 g6 14. Sf3 0-0 15. Tae1 Dc7 16. Kh1 Tfe8 17. b4 Lf8 18. Le3 Lg7 19. Sd2 Db8 20. Sb3 Da8 21. Lg1 Lh6 22. Tc2 d5 23. cxd5 exdS 24. e5 Sh5 25. Dg4 Sxf4 26. Dxd7 d4 27. Se4 Lxe4 28. Lxe4 Dxe4 29. Txf4 Dxc2 30. e6 fxe6 31. Df7+ Kh8 32. Txd4 Tf8 33. De7 Tce8 34. Dd7 Lg7 35. Td2 Dc8 36. Da7 Td8 37. Txd8 Txd8 38. Dxb6 Td1 39. De3 h5 40. De2 Dd7 41. h3 Dd6 42. a4 Tb1 43. Sd2 Tb2 44. Le3 Dxb4 45. Dd3 Dc3 46. De2 Tc2 47. g4 hxg4 48. hxg4 De5 49. Df3 Dd5 50. Se4 0:1

Die aktuelle Erfolgsepisoden von Swidler und Markowski belegen, wie lebendig die Kan-Variante ist. Der Vorteil des Schwarz-Spielers ist, dass derzeit kein Abspiel am „kippen" ist. Das Vorbild Swidler zeigt, dass es eine Reihe solider Varianten gibt, die im Emms-Buch nicht immer die gleiche Aufmerksamkeit erhalten wie die scharfen, teilweise zweischneidigen Abspiele. Doch eigentlich ist es bei jedem Eröffnungsbuch so, dass darüber hinaus geschaut werden muss, was nicht berichtet wird. Dafür hält Emms beim ausgewählten Material mit seiner Meinung nicht wertneutral hinter dem Berg. Als komprimierte Zusammenfassung ist es derzeit der beste Führer - für Neueinsteiger allemal. Aufgepasst werden muss allerdings, dass man nicht - wie einst ein isländischer FM - zu flexibel agiert und eine böse Überraschung erlebt.

Sizilianisch B 43
J. Hector - J. Vidarsson
Reykjavik 1996
1. e4 c5 2. Sf3 e6 3. d4 cxd4 4. Sxd4 a6 5. Sc3 g6 6. Le3 Lg7 7. Sb3 Se7 8. Sa4 Sbc6? 9. Lb6 1:0

Schachmagazin 64 10/2003
Mit freundlicher Genehmigung der Zeitschrift "Schachmagazin 64"
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