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Wie man dynamisches Schach spielt

174 Seiten, kartoniert, Gambit, 2006

12,95 €
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Schach ist grundsätzlich ein dynamisches Spiel. Jeder Zug ändert die Situation und die Möglichkeiten für beide Seiten. Der Wirkungsbereich und der Wert der Figuren kann sich im Verlauf einer Partie radikal verändern.

Die heutige Generation von Supergroßmeistern spielt unerbittlich dynamisches Schach, aber ein großer Teil der Schachliteratur behandelt Schach immer noch, als wäre es überwiegend ein statisches Spiel. Ein großer Bereich unseres Verständnisses des Spiels beruht auf traditionellen Faustregeln, die vielleicht "im Durchschnitt" oder in "typischen Situationen" gut funktionieren. Aber diese Regeln geben uns oft nicht das notwendige Rüstzeug für die speziellen und manchmal außergewöhnlichen Situationen, mit denen wir in unseren Partien konfrontiert werden.

In diesem Buch erklärt Valeri Beim, wie man dynamische Gesichtspunkte in die Partie mit einbezieht, und wie man Initiative und Zeit gegen Material und andere statische Faktoren abwägt. Es handelt sich hierbei um eine praktische Darstellung eines erfahrenen Trainers und hartgesottenen Kämpfers, die sich an den Bedürfnissen von Spielern orientiert, die ihre Ergebnisse verbessern wollen.

Folgende Themenbereiche werden behandelt:

  • Dynamik

  • Entwicklung

  • Königszüge zu Angriffszwecken

  • Durchbruch

  • Initiative

Valeri Beim ist Großmeister und lebt in Österreich. Er hat zahlreiche Turniere gewonnen und spielt sowohl in der österreichischen als auch in der deutschen Liga. Viele Jahre lang war er der führende Trainer der israelischen Nationalmannschaft. Dies ist sein viertes Schachbuch.

Einführung

Dieses Buch schließt an mein vorheriges Werk Lektionen zur Schachstrategie an. Dort befasste sich das wichtigste Kapitel, das dem ganzen Buch sein zentrales Thema gab, mit der Statik im Schach. Somit ist es logisch, sich im vorliegenden Buch mit der anderen Seite der Medaille zu be­fassen: Dynamik.

Nun werde ich etwas wiederholen, was ich im letzen Buch gesagt habe (ich kann es nicht än­dern, da dies ein entscheidender Punkt ist). Die Begriffe Statik und Dynamik drücken Konzepte aus, die im Schach extrem wichtig sind. Man findet sie in vielen Büchern, Artikeln und Anmerkun­gen. Es gibt generell akzeptierte Definitionen dieser Begriffe. Und doch bin ich bisher noch keiner überzeugenden Erläuterung des Wesentlichen begegnet, das hinter diesen Definitionen liegt, z. B. wie diese Konzepte auf dem Schachbrett arbeiten, was die Grenzlinie zwischen ihnen ausmacht, wo sie zu ziehen ist, usw.

Tatsächlich sind diesen extrem wichtigen Elementen des Schachs erst kürzlich einige Bücher gewidmet worden. Doch leider ist es für einen durchschnittlichen Amateur - jemanden, den wir normalerweise als Vereinsspieler bezeichnen - sehr schwer, diesen Büchern ohne Hilfe zu folgen, gerade weil die komplexen Konzepte nicht klar und ausführlich erläutert werden. Eine solche Er­läuterung erscheint mir unerlässlich.

Generell glaube ich, dass weder Autoren noch Trainer (und ich selbst gehöre beiden Kategorien an) vergessen sollten, wie wichtig es ist, die einfachsten und grundlegendsten Prinzipien des Spiels zu studieren, auf denen schließlich alles andere im Schach aufgebaut ist. (Ich hatte diese Zeilen be­reits geschrieben, als ich auf eine Äußerung Kasparows in seinem Artikel über Petrosjan stieß: "Grundsätzlich beruht die kreative Leistung im Schach auf Wahrheiten, die auf den ersten Blick tri­vial erscheinen". Ich war erfreut, meine Ansicht von einer solchen Autorität bestätigt zu finden.)

Meine Botschaft für Schachtrainer ist die folgende. Sollte Ihr Schüler einige einfache, aber wichtige Prinzipien des Spiels - wie etwa Zentralisation - nicht "erfassen", dann müssen Sie beide das Problem identifizieren, indem Sie viele Beispiele aus seinen Partien studieren. Für jemanden, der kein direkter Schüler von Ihnen ist, sondern nur ein Leser Ihrer Bücher, sind die Dinge sehr viel schwerer, denn wenn es niemanden gibt, der seine schachliche Entwicklung überwacht, werden sich die Fehler in seinem Spiel anhäufen.

Aus genau diesem Grund ist übrigens eine Meinung abzulehnen, die unter Schachliebhabern im Westen weit verbreitet, ja fast universell ist. Ihrer Ansicht nach kann ein Schachschüler (anders als im Golf oder Tennis!) gänzlich ohne Trainer auskommen, da es immer einen Computer gibt, der "alles besser weiß als sonst irgendwer", und außerdem kann man sich ein Buch kaufen, in das man gelegentlich hineinschaut. Aber diese Meinung ist falsch. Erstens mag ein Computer eine Fülle von Informationen besitzen, aber er kann niemals sagen, welche Information - in welcher Menge, auf welchem Gebiet usw. - für Sie persönlich notwendig ist. Und zweitens sind weder der Compu­ter noch die besten Bücher in der Lage, ihre Fortschritte als Schachspieler zu beobachten und die nötigen Korrekturen vorzunehmen.

Eine autoritative und freundliche Meinung von jemandem an ihrer Seite - das ist die Hauptsa­che, die Spieler von einem guten Trainer erwarten, und eine der wichtigsten Bedingungen für ihre Entwicklung. (Das ist übrigens ein langes Thema, das gesonderte Betrachtung verlangt.) Aus dem Gesagten ist nicht schwer zu ersehen, dass jeder, der mit Schachneulingen oder Spielern arbeitet, die sich verbessern möchten, in erster Linie eine systematische Herangehensweise braucht. Wir sollten nie die Zeit bedauern, die wir auf "offensichtliche Dinge" verwenden - stattdessen sollten wir eine detaillierte und klare Erklärung für sie finden!

Für die Schüler gilt genau die gleiche Botschaft: Versuchen Sie nicht, mit der Zeit zu "knau­sern", die Sie für diese Themen aufbringen. Die Zeit, die Sie mit dem gedankenvollen Studium von "allgemein bekannten Wahrheiten" verbringen, zahlt sich immer aus - in Form von später gespar­ter Zeit und Punkten in Ihren Partien.

Nun ein paar Worte über die Struktur und den Inhalt dieses Buchs.

In diesem Buch geht es um den Platz, den die Dynamik im Schachspiel einnimmt. Ich werde un­tersuchen, was die Natur der Dynamik ist, wie sie in den verschiedensten Situationen auftritt, und vor allem, wie all das auszunutzen ist. Für meine "regelmäßigen" Leser möchte ich sagen, dass ich mich entschlossen habe, die übliche Struktur etwas zu verändern. Insbesondere wird es keine "Aufgaben" geben, die ein regelmäßiges Merkmal meiner Bücher waren. Auf der anderen Seite ist die Menge des Lehrmaterials größer, und vieles, was man in Form eigenständiger "Aufgaben" hät­te präsentieren können, ist in den Beispielen zu finden.

Dies ist mein viertes Buch, und je länger ich an der Materialsuche arbeite, desto häufiger begeg­ne ich dem Problem unzureichender Anmerkungen, sei es in Zeitschriften, Büchern oder Daten­banken. Ich habe oft festgestellt, dass diese Anmerkungen die Schlüsselmomente der Partie ver­passen oder sie nicht richtig bewerten. Ich möchte auf niemanden konkret hinweisen - und sollte jemand die gleichen Einwände gegen meine eigene Arbeiten erheben, bin ich bereit, ihn anzuhö­ren, natürlich vorausgesetzt, dass er mir zeigen kann, wo genau der Fehler liegt.

Ein anderer Punkt scheint mir von fundamentaler Bedeutung zu sein. Wie immer, wenn ich die Arbeit an einem neuen Buch aufnehme, bin ich nicht damit zufrieden, nur Dinge zu wiederholen, die allgemein bekannt sind, und die ein intelligenter und erfahrener Leser sehr gut selbständig su­chen und verstreut in verschiedenen anderen Büchern und Zeitschriften finden kann.

Zwar haben auch Arbeiten, die durch das Zusammentragen von Material aus verschiedenen Quellen zustande kommen, ihren - mitunter recht bedeutsamen - Nutzen. Sie können dem Leser helfen, ein vollständigeres Verständnis von dem einen oder anderen Aspekt im Schach zu bekom­men. Doch wenn ein Autor das Gefühl hat, dass es in seiner Kraft steht, dem allgemein bekannten Wissen etwas hinzuzufügen (indem er vielleicht einfach neue Informationen vermittelt, oder aber, was oft geschieht, indem er eine originelle Sichtweise zu einem wohlbekannten Aspekt des Spiels präsentiert), kann das seiner Arbeit einen zusätzlichen Reiz geben und es für die Leser attraktiv machen. Bis jetzt ist es mir in jedem meiner Bücher gelungen, etwas "Neuartiges" darzustellen. Das habe ich auch diesmal vor. Es ist mir natürlich klar, dass nicht alle meine Enthüllungen von gleicher Bedeutung sind, und dass vielleicht nicht alle den Lauf der Zeit überstehen werden. Aber ich denke, dass man eine Idee, die einem immer wieder in den Sinn kommt, nicht im stillen Käm­merlein für sich behalten, sondern in der Hoffnung auf konstruktive Kritik veröffentlichen sollte.

Der wahre Wert dieser "Neuerungen" wird sich herausstellen, wenn andere Leute - meine Leser - sie sehen, darüber nachdenken und sie beurteilen. Daher bin ich sehr interessiert daran, Feedback zu bekommen. Das heißt, nicht nur möchte ich meine Leser ansprechen, sondern ich würde auch gerne Ihre Meinung über dieses Buch, wie auch über alle meine früheren (und vielleicht zukünfti­gen) Bücher hören. Meine E-Mail-Adresse ist: valeribeim@gmx.net.

Valeri Beim

Wien, 2004

Weitere Informationen
Gewicht 325 g
Hersteller Gambit
Breite 17,2 cm
Höhe 24,7 cm
Medium Buch
Erscheinungsjahr 2006
Autor Valeri Beim
Sprache Deutsch
ISBN-10 1904600395
ISBN-13 9781904600398
Seiten 174
Einband kartoniert

004 Zeichenerklärung

005 Einführung

007 1 Dynamik

042 2 Entwicklung

097 3 Königszüge zu Angriffszwecken

114 4 Durchbruch

131 5 Initiative

173 Spielerverzeichnis

175 Eröffnungsverzeichnis

Seit geraumer Zeit übersetzt Gam­bit Publications seine Bestseller ins Deutsche. Die Originalausgabe er­schien 2004 unter dem Titel 'How to Play Dynamic Chess' (Besprechung im Schach Markt Nr. 2/2005). Die Übertragung aus dem Englischen wurde von Bettina Trabert geleistet.

Vielleicht kennen Sie von Valeri Beim bereits 'Lektionen zur Schach­strategie'. Dort befasste sich der Au­tor mit der Statik im Schach. Das vorliegende Buch beschäftigt sich mit der anderen Seite der Medaille, der Dynamik. Trotz dieses Zusammen­hangs kann man beide Bücher unabhängig voneinander lesen.

Im ersten Kapitel geht Valeri Beim dem Wesen der Dynamik nach und erläutert den Unterschied zur Statik. Der nächste Abschnitt ist der Bedeu­tung einer schnellen Entwicklung ge­widmet. Das dritte Kapitel trägt die ungewöhnliche Überschrift 'Königszüge zu Angriffszwecken' und den Abschluss bilden die The­men Durchbruch und Initiative.

Das Buch enthält sehr viele Partien und Partiestellungen, die ausführlich und verständlich kommentiert sind. Erfreulicherweise überwiegen verbale Erklärungen gegenüber langen Vari­anten. Insgesamt handelt es sich um ein sehr schönes Lehrbuch, empfeh­lenswert für Fortgeschrittene.

Schach Markt 3/2006

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Der Autor, Großmeister Valeri Beim, veröffentlichte 2004 sein vier­tes Buch unter dem Titel "How to Play Dynamic Chess", dessen Übertragung ins Deutsche durch Bettina Trabert nun vorliegt. Valeri Beim war viele Jahre der führende Trainer der israelischen Nationalmannschaft, spielt sowohl in der österreichischen als auch in der deutschen Liga und kann auf viele Turniererfolge zurückschauen. Ein großer Teil des Schachverständ­nisses beruht auf traditionellen Faustregeln, die häufig gut funktio­nieren, oft aber auch der speziellen Situation in der Schachpartie nicht gerecht werden. Da die Schachlite­ratur zuweilen Schach noch so dar­stellt, als wäre es ein statisches Spiel, setzt Beim mit dem vorliegen­den Band einen Kontrapunkt zu die­ser.

An einem einfachen Einführungs­beispiel macht er den Unterschied zwischen statischer und dynami­scher Betrachtungsweise deutlich. Eine Leseprobe (Seite 7):

"Die Definitionen von Statik und Dynamik sind besser zu verstehen, wenn wir sie im Vergleich miteinan­der untersuchen. Um die Sache kla­rer zu machen, fangen wir mit eini­gen einfachen Bauernendspielen an, wo es keine "themenfremden" Merkmale gibt, die das Bild verzer­ren würden.

Awerbach - Bebtschuk Moskau 1964

Weiß: Kd3; Be3, f5, g4, h4

Schwarz: Kb5; Bb7, f6, g7, h6

In solchen Situationen schreiben die Kommentatoren gerne: "die positionellen Trümpfe von Schwarz sind offensichtlich." Tatsächlich besitzt Schwarz Trümpfe, aber die Bezeich­nung positionell ist hier unzutref­fend - wir werden sofort sehen, wa­rum. Was Schwarz sicherlich hat, ist ein statischer Vorteil, der in seinem entfernten Freibauern auf der b-Linie und dem rückständigen weißen Bauern auf der e-Linie besteht. Wenn er am Zug wäre, würde er mit 50...Kc5 leicht gewinnen, aber Weiß ist am Zug, und das ändert die Situation vollkommen. Weiß ge­winnt forciert, wie es tatsächlich in der Partie geschah: 50.e4 Kc6 51.e5! fxe5 Schwarz kann nicht zulassen, dass Weiß einen gedeckten Freibauern er­hält. 52.g5 hxg5 Schwarz verliert auch mit 52...Kd6 53.f6 Ke6 54. fxg7 Kf7 55.gxh6 b5, und nun folgt ein Manöver, dessen Kenntnis sehr nützlich ist: 56.Ke4! b4 57.Kd3! 53.f6! 1:0

Die weißen Bauern sind durchgebro­chen. Weiß gewann mit Hilfe eines Durchbruchs..... die dynamischen Vorteile der weißen Stellung stellten sich als gewichtiger heraus als die statischen Vorteile der schwarzen."

Anhand der Themenbereiche Dyna­mik, Entwicklung, Königszüge zu Angriffszwecken, Durchbruch und Initiative erklärt Beim, wie man Ini­tiative und Zeit gegen Material und andere statische Faktoren abwägt. Er wählt als Methode ausführliche Par­tieanmerkungen, die nicht die stati­sche Situation einschätzen, sondern strategische Schwächen und Stär­ken, die potentiellen Möglichkeiten in den Mittelpunkt stellen. Zur gezielten Suche ergänzen Eröffnungs- und Spielerverzeichnung das in die oben genannten fünf Bereiche strukturierte Buch. Dieser Band sei dem ambitionierten Vereinsspieler ausdrücklich zum Durcharbeiten empfohlen.

Richard Brömel, Rochade Europa 6/2006

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Mit dem soeben auf Deutsch er­schienenen "Wie man dy­namisches Schach spielt" legt GM Valeri Beim (Elo 2499) sein viertes Schachbuch vor. Das Werk schließt sich an "Lektionen zur Schachstrategie" an, worin Beim vornehmlich den statischen Faktor im Schach beleuchtete. Der vorlie­gende Band wendet sich in erster Li­nie an durchschnittliche Amateure, sprich Vereinsspieler. Dem kommt m.E. gut die Einteilung in recht we­nige Kapitel entgegen: Dynamik. Entwicklung, Königszüge zu An­griffszwecken, Durchbruch, Initiati­ve; schließlich kommt es Beim nicht darauf an, die einzelnen Abschnitte in feinste Unterkapitel aufzuteilen, er kreist vielmehr ausführlich um die einzelnen Komplexe und be­leuchtet oft ähnliche Themen von verschiedenen Seiten. Im Sinne ei­ner Wiederholung und Festigung der Inhalte erscheint mir diese Vorge­hensweise für die angestrebte Ziel­gruppe sehr geeignet. Gut nachvoll­ziehbar sind auch die Kommentare zu den Partien. An Stellen, an denen es nötig ist, spart der Autor nicht mit Varianten, im Mittelpunkt stehen aber sehr ausführliche verbale Erklä­rungen an den Gelenkstellen der je­weils besprochenen Partien.

Beim gelingt es so, den Blick für dy­namische Faktoren - definiert in all­gemeiner Weise als ,, Fähigkeit der Figuren und Bauern, sich auf dem Brett zu bewegen " (S. 8) - in den be­leuchteten Partien zu schärfen. Be­sonders gut gefällt mir hier auch der kürzere Abschnitt über Königszüge zu Angriffszwecken, der sowohl stil­le Wartezüge als auch aktive Züge nach vorne, besonders natürlich im späten Mittel- oder auch im End­spiel thematisiert.

Der Autor fordert immer wieder da­zu auf, nicht nur Material zu zählen und Figuren isoliert zu betrachten. Es gehe vielmehr darum, zu analy­sieren, durch welche Bauernzüge die Stellung evtl. grundlegend zum ei­genen Vorteil auszubauen ist, wel­ches Potenzial eine Streitmacht ins­gesamt habe, also welche Steine in Zukunft auf welche guten Felder ziehen können und ob die Steine auch koordiniert zusammenwirken.

Ein Beispiel (S. 93):

Weiß: Kg3; Td1, a7; Sg4; Lf4; Bb4, c5, f3, g5

Schwarz: Kg7; Te2, b2; Sb3; Ld8; Bb7, d5, f7, g6

Wer die obige Stellung aus der Partie Kasparov -Kharitonov, Moskau 1988, nur ober­flächlich betrachtet, dem fallen wohl in erster die Linie die verdoppelten schwarzen Türme auf der siebten Reihe auf. Im Gegensatz wirken auf weißer Seite nur Läufer und Sprin­ger koordiniert zusammen, ihres Zeichens natürlich viel schwächer als ein Turmpaar. Dennoch ist die Stellung für Weiß - völlig gewon­nen, denn die Koordination der schwarzen Steine ist räumlich sehr begrenzt, der Läufer bewirkt prak­tisch nichts, ebenso der schwarze Springer. Auch die mächtig erschei­nenden Türme sind viel schwächer als dem anfänglichen Augenschein nach. Zum einen ist der weiße Kö­nig auf eine sichere Reihe entkom­men, zum anderen bietet ihnen der weiße Springer ausreichend Paroli. Im Gegensatz dazu besitzen die wei­ßen Türme genügend Potenzial, Ge­winn bringend in die gegnerische Stellung einzufallen. Die Partie dau­erte denn auch nur mehr 2 (!) weitere Züge: 34.Txd5 Le7 35.Txb7 1:0. Wer genügend derartiger Beispiele mit dem vorliegenden Buch und ei­nem Schachbrett studiert hat, der wird sicherlich großen Gewinn da­von haben und in Zukunft mit "dy­namischerer" Brille an Stellungsana­lysen herangehen. Dies erscheint mir auch wichtig für das schachliche Fortkommen. Nicht zuletzt haben die Computer in den letzten Jahren gezeigt, dass der dynamische Faktor im Schach viel, viel wichtiger ist, als man sich dies noch vor wenigen Jah­ren vorstellen konnte.

Helmut Conrady, Rochade Europa 4/2006

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Rezensionen zur englischen Ausgabe "How to play dynamic chess":

Der aus Odessa stammende GM Valeri Beim lebt heute in Wien und besitzt reiche Erfahrungen als Turnierspieler, Trainer und Schach-Autor. In seinem neuesten Werk "Wie man dynamisches Schach spielt " zeigt er die dynamischen Elemente der Spielführung auf und stellt sie den statischen Faktoren gegenüber... Als oberstes Prinzip gilt dem Verfasser jedoch nicht die Balance von Statik und Dynamik sondern das harmonische Zusammenspiel der Figuren. Der Verfasser hält Morphy, Aljechin, Tal und Kasparow als die größten Protagonisten des dynamischen Spiels und folgerichtig bringt er nicht weniger als 27 Partien aus deren Schaffen (von insgesamt 85 kommentierten und analysierten Beispielpartien) zur Illustration der verschiedenen Themen. Diese sind im Einzelnen:

1) "Dynamismen": Der Ausdruck steht für die mobilen Fähigkeiten der Figuren - im Gegensatz zu den statischen Elementen wie Bauernstruktur, Materialverteilung u. a. m.

Dynamische Vorteile müssen sofort ausgenützt werden, jede Verzögerung kann sich als kontraproduktiv herausstellen. Opfer sind nicht selten anzutreffen (S. 7-41, mit 15 Beispielen vornehmlich von Tal, Stein und Kasparow).

2) "Entwicklung": Ein Entwicklungsvorsprung ergibt sich bei einem signifikanten Übergewicht an Kräften in dem Bereich des Schachbretts, wo die entscheidenden Aktionen stattfinden (S. 42-96, mit 29 Partien, wobei oftmals zwei Bespiele mit eng verwandter Thematik hintereinandergeschaltet sind).

3) "Königszüge für Angriffszwecke": Ein kurzes Kapitel über die eher seltenen Fälle, wo der König des Angreifers durch elegante Sidesteps Platz schafft für die aggressive Postierung der eigenen Figuren (S. 97-113, mit 10 Beispielen).

4) "Durchbruch": Meistens handelt es sich um überraschende zentrale Bauernvorstöße, aber auch Qualitäts- und Figurenopfer eignen sich gut, um den Weg in das Herz der gegnerischen Stellung freizukämpfen (S. 114-130, mit 10 Beispielen).

5) "Initiative": Nach Definition des Autors der Umstand, dass ein Spielpartner Drohungen schneller aufstellen kann als sein Gegner, welcher dann zum Reagieren gezwungen wird. Bei lascher Fortsetzung kann die Initiative an den Kontrahenten übergehen, was nicht nur für den weiteren Spielverlauf, sondern auch in psychologischer Hinsicht einen gravierenden Nachteil bedeuten kann (S. 131-173, mit 21 Partien).

Valeri Beim hat als versierter Autor die (durchweg aus dem Bereich des Spitzenschachs stammenden) Beispielpartien mit Bedacht ausgewählt und ziemlich erschöpfend analysiert, um die wesentlichen Charakteristika des dynamischen Spiels klar herauszuarbeiten. Schach-Amateure jeglicher Spielstärke können demnach von diesem Buch eine Menge profitieren, wenn sie der englischen Sprache kundig sind. Abschließend eine Glanzpartie, entnommen aus dem zweiten Kapitel:

Botwinnik - Portisch, Monte Carlo 1968 (S. 46 ff, dort mit ausführlichen Anmerkungen und Analysen):

1.c4 e5 2.Sc3 Sf6 3.g3 d5 4.c:d5 S:d5 5.Lg2 Le6 6. Sf3 Sc6 7.0-0 Sb6 8. d3 Se7 9.a3 a5?! 10.Le3 0-0 11.Sa4 S:a4?! 12.D:e4 Ld5 13.Tfc1 Te8 14.Tc2 Lf8 15.Tac1 Sb8? 16.T:c7! Lc6 17.T1:c6! b:c6 18.T:f7! h6 19.Tb7 Dc8 20.Dc4+! Kh8 21.Sh4!! Db7: 22.Sf6+ Kh7 23.Le4 Ld6 24.S:e5+ g6 25.L:g6+ Kg7 26.L:h6+! 1:0.

Von dem damals 57-jährigen Exweltmeister im Sturm-und-Drangstil der Jugend vorgetragen.

Dr. W. Schweizer - Rochade Europa Nr. 10 Oktober 2004

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"Schon wieder jemand, der uns etwas über Dynamik erzählen will!" war die implusive Reaktion meines Mannschaftskameraden Josef Roth, als er mir das Buch bei meiner Berliner Stippvisite übergab. Er fügte aber daraufhin ehrfurchtsvoll hinzu "Das ist ein Guter der Beim!" Mir ging es bei der Rezension von Beims Erstlingswerkes "Chessrecipe from from the Grandmasters Kitchen" ähnlich, die anfängliche Skepsis wich aufgrund der guten Qualität sehr schnell. Mit dem vorliegenden Werk hat der aus Odessa stammende 46-Jährige nun sein insgesamt viertes Buch geschrieben. Es ist sicherlich kein Zufall, dass Beims Bücher (Understanding the Leningrad, Lessons in Strategy und das o.g. Werk) allesamt gute Kritiken bekamen.

Der in Wien lebende Russe hat sich in Österreich einen guten Namen als Trainer erarbeitet und man merkt seinen Büchern - ähnlich wie bei Trainerguru Dworetzki - den m. E. sehr wichtigen Praxisbezug an. Dieser Mann weiß einfach zu überzeugen, wer ihn mal bei seinem Training erlebt hat, weiß wovon ich spreche. Michael Ehn, der die Wochenendschachseite des Standards hervorragend redigiert, beschreibt seine Vororteindrücke in für einen Österreicher sehr euphorischer Art: "...selten haben wir - Michael Ehn, Wiener Meister, sonst eher unbeugsam selbstbewusst - so konzentriert lauschen gesehen. Wenn Beims Hände über das Brett huschen, erhält man eine vage Idee von der dichten, fruchtbringenden Atmosphäre im Pionierpalast in Odessa, als der junge Meister Beim gemeinsam mit Efim Geller die Kurse von Kotlerman und Kogan besuchte. Diese Atmosphäre überträgt sich; der Funke springt über in den Wiener Vorträgen wie in den Büchern des Großmeisters, der zu den besten Trainern der Welt zählt. Was lernt man bei Beim? Vor allem das Verständnis för das "dynamische Schach" und das Wechselspiel von Statik und Dynamik zu entwickeln, sozusagen für die kinetische Energie, die in den Figuren und Bauern schlummert." Schöner hätte ich das auch nicht ausdrücken können, und was Herr Ehn so lyrisch beschreibt, entspricht der Wahrheit. Wie auch in seinem Lessons in Chess Strategy liest man daher weniger von den ewigen "Schachwahrheiten", vielmehr lernt man sehr praxisorientiert jene Momente zu erkennen und damit umzugehen, an denen sich das Bewegungsmaterial der Figuren "blitzlichtartig" entlädt. Und wie lehrt Beim das?

Das vorliegende Werk hat er in folgende 5 Kapitel aufgeteilt:

- Dynamismen

- Entwicklung

- Königszüge für Angriffszwecke (in dem Beim Kasparow als wahren Champion ausmacht)

- Durchbruch

- dem schwer zu beschreibenden Bereich der "Initiative "

Diese fünf Themen hat Beim zielgenau ausgesucht, fotografiert er hiermit m. E. die wichtigsten Elemente des "dynamischen Spiels". Einer der großen Stärken diese Buches ist sicherlich Beims unermüdliche Analysearbeit - die er dem Leser als Hauptquelle der eigenen Spielstärkeverbesserung nahe zubringen versucht - er erläutert diese Themenbereiche mit vielen bekannten aber auch unbekannten Beispielpartien bzw. Partiefragmenten.

Fazit: Ein unbedingtes Muss für den ambitionierten Clubspieler im Spielstärkebereich von 1900-2300, der sich mit dem intensiven Studium dieses Werkes das beste Weihnachtsgeschenk machen könnte.

Beims brilliante Analyse fasste der ehemalige NIC-Buchrezensent GM Matthew Sadler (seit neusten führt sein Nachfolger GM Jon Rowson einen bemerkenswerten eigenen Stil in die klassische Buchrezension ein, von daher lohnt sich der Kauf von der neusten NIC-Ausgabe 3/2004) korrekt in nur drei Worten zusammen: Aaaah! Great Stuff!" oder wie es eben mein Elo-schwächerer Freund bescheidener ausdrückte: "Das ist ein Guter der Beim..."

FM Jürgen Brustkern; Rochade Europa 12/2004

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Von Valeri Beim haben wir Ihnen im Schach Markt Nr. 1/ 2004 bereits 'Lessons in Chess Strategy' vorge­stellt, das ebenfalls beim Verlag Gambit erschienen ist. Das nun vor­liegende 'How to Play Dynamic Chess' bezeichnet der Autor als logi­sche Ergänzung. Während er in dem erstgenannten Buch den statischen Merkmalen einer Stellung mehr Auf­merksamkeit gewidmet hat, rückt nun die Dynamik in den Mittelpunkt. Natürlich kann man trotz dieses Zu­sammenhangs die Bücher unabhängig voneinander lesen.

Der Stoff ist in fünf Abschnitte gegliedert: Dynamik, Entwicklung, Königszüge zu Angriffszwecken, Durchbruch und Initiative. Das Buch enthält über 60 vollständige Partien, dazu zahlreiche Partiestellungen. Bei der Auswahl hat der Autor die Spieler der absoluten Weltklasse bevorzugt. Meistens handelt es sich um Partien neueren Datums, gelegentlich tauchen aber auch Partien aus der Vergangen­heit auf.

Insgesamt handelt es sich bei die­sem Werk um ein sehr gutes Lehr­buch des Schachspiels, das wir allen fortgeschrittenen Schachfreunden empfehlen können. Englische Sprach­kenntnisse sollten vorhanden sein.

Schachmarkt 02/2005