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LXAAGEAC

Excelling at chess

144 Seiten, kartoniert, Everyman

14,95 €
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Final vergriffen
Some players become good at chess, some very good, while others excel at the game. In this book Jacob Aagaard identifiea the key factors that separate the very strong players from the rest. In Excelling at Chess, he includes chapters on when to calculate, how to evaluate positions, how to study theory, how to study the endgame and when to force the position. Anyone who follows the advice in this book cannot fail to improve their feel for the game.
· Ideal for players who are serious about improving
· Discusses all phases and aspects of the game
· Packed with useful practical tips
Weitere Informationen
EAN 9781857442731
Gewicht 290 g
Hersteller Everyman
Breite 11,6 cm
Höhe 17,4 cm
Medium Buch
Autor Jacob Aagaard
Sprache Englisch
ISBN-10 1857442733
ISBN-13 9781857442731
Seiten 144
Einband kartoniert
004 Acknowledgements
005 Bibliography
007 Foreword

009 01 Think Like a Human - and Excel at Chess
017 02 Real Chess Players
041 03 No Rules?
079 04 Unforcing Play
096 05 Why Study the Endgame?
138 06 Attitude at the Board and other Tips
158 07 Be Practical
166 08 Openings, Calculation ond other Devils
170 09 Exercises
174 10 Solutions to Exercises
Etliche werden gute Schachspieler, manche sehr gute - und einige wenige spielen überragend. Gibt es Schlüsselfaktoren, die jene Besten vom Rest unterscheiden? Der Frage will der 28jährige Internationale Meister Jacob Aagaard in seinem neuesten Buch Excelling at Chess nachgehen. Mit seinen Überlegungen und Ratschlägen will der Autor ambitionierten Turnierspielern helfen, etwas von den Topspielern zu übernehmen - vom generellen Schachverständnis bis zum Fitnessprogramm.
Bekannt wurde der junge Däne bisher durch Eröffnungsliteratur (Caro-Kann, Sizilianisch und Holländisch). Dies hier ist sein fünftes Schachbuch seit 1998 - für April hat der Verlag bereits das nächste Aagaard-Buch angekündigt (Thema ist 1. d4). Buchautor Aagaard ist nicht nur Schachpublizist, sondern auch Student für Linguistik, Semiotik (=Zeichenlehre) und Kommunikation. Mit 12 Jahren begann er das Schachspielen, mit 16 hatte er Elo 2100 und wurde Clubmeister. Im Jahr darauf sprang sein Rating auf 2370 und mit 23 Jahren erreichte er sein Maximum von 2440 und er wurde Internationaler Meister.
In den Jahren 1999/2000 nahm Aagaard dann mächtig Anlauf, probierte alles, wie er schreibt, um die nächsten Hürden zu nehmen: die GM-Normen - und scheiterte.
Ich erwähne seine Schachentwicklung so eingehend, weil Aagaards misslungener Griff nach dem Großmeister-Titel sich wie ein Roter Faden durch die 190 Seiten zieht: Der Autor will herausfinden, was wir, die Leser, und er, der IM, an Grundsätzlichem lernen könnten von jenen Super - Großmeistern. Dazu fügt er schachliche Ratschläge an, schnelle Tipps und allgemeine Lebensweisheiten - für jeden ist etwas dabei.
Aagaard legt hier also ein sehr persönliches, streckenweise autobiografisches Buch vor. Zwischen den Zeilen meint der Leser etwas von der Kränkung zu spüren, die der Autor mit dem Scheitern am GM - Titel durchlebte: Aagaard hatte sich immerhin viele Monate vorbereitet, mit Schachtrainer, Fitness-Berater, Psycho-Coach - und alles war vergebens (aktuell Elo 2356). Excelling at Chess beackert drei Themenfelder nebeneinander - enthält drei kleine Schachbücher in einem: Da ist zuerst 'das klassische Schachbuch' mit instruktiven Partien, kommentierten Stellungen und Plänen, Felderschwächen und Endspielfehlern. Hier ist Aagaard fachlich zuhause, hier ist das Buch am Stärksten: Der Autor erklärt verständlich und bringt die anstehenden schachlichen Probleme auf den Punkt.
Das unterstreicht er in den letzten beiden Kapiteln nochmals mit 12 Aufgaben. Pläne (,Concepts') und Strategien sind gefragt, keine Ein - Zug - Lösungen. Im Schlusskapitel bespricht er dann die komplette Partie der jeweils vorgestellten Position (12 Partien auf 16 Seiten).
Nun gibt es Schachbücher mit kommentierten Partien, Partiefragmenten und Strategie - Übungsaufgaben schon etliche. Also legt Aagaard Neues dazu: Der Leser bekommt z. B. etwas Hintergrundwissen zu Spielern und deren schachliche und menschlichen Eigenheiten. Beispiel Ulf Andersson: Kapitel 5 heißt ,Why study the Endgame?' [Warum Endspiele studieren?]. Darin beschäftigt sich Aagaard ausgiebig mit dem schwedischen GM und dessen subtilen Endspielkenntnissen, aber auch Anderssons Sorge um Niederlagen und seine häufigen Remisen.
Dazwischen erzählt der Autor aus seinem Leben - bis hin zur Gründung einer Rock Band als Trotzreaktion auf sein schachliches Stagnieren. Biografisches ist das zweite Thema im Buch. Es macht den Autor sympathisch, lässt seine Kommentare authentisch erscheinen. Seine eigenen Partien referiert er mit viel Details zum psychologischen Drumherum. Das dritte große Thema könnte den Titel tragen: ,Tipps & Tricks fürs Schachspielen und alles andere'. Hier erfährt der Leser, dass er seinen Gegner nie über-, aber auch nicht unterschätzen soll. Fast zwei Seiten lang schärft uns Aagaard ein, ausreichend lange zu schlafen - nicht nur während anstrengender Turniere, sondern das ganze Leben hindurch. Über knapp drei Seiten hinweg mahnt er den Leser, dass jede Art von Ernährung die Leistung am Brett beeinflusse - so oder so. Daher sollten wir von Schokoriegeln, Hamburgern oder Cola die Finger lassen, besser Bananen und andere gesunde Sachen essen und viel Mineralwasser trinken - im Turnier wie im restlichen Leben.
Zur guten Psychohygiene gehöre, dass wir uns nach außen hin so geben, wie wir innerlich von uns denken: Wer Chef werden will oder Großmeister, der sollte damit nicht hinter'n Berg halten, sondern seine Ambitionen nach außen signalisieren und innerlich bewusst vertreten. Da wir aber nicht alle Chefs oder Großmeister werden können, setzt solches Denken auch voraus, uns mit der Möglichkeit des Scheiterns rechtzeitig vertraut zu machen. Eine Zwischenüberschrift lautet daher: 'Konfrontiere dich mit deiner Angst, zu verlieren'. Denn verdrängen wir die mögliche Niederlage, dann lauert hinter dem eingestellten Bauern schon die Panik und wir werden durch emotionale Blockaden womöglich zusätzlich beeinträchtigt zum Minusbauern.
In diesem Stil geht es weiter in Excelling at Chess. Es finden sich neben einem Absatz über Meditation und Hypnose, Hinweisen zum richtigen Jogging („the body does not like to be jump-started") auch rein schachliche Tipps.
Aagaard arbeitet nebenher selbst als Trainer, kennt daher nicht nur die eigenen Schwächen, sondern auch die anderer Spieler. Manche Ratschläge sind banal, andere verblüffend oder einfach komisch.
Hier ein Tipp, der Aagaards Schülern sofort zu mehr positionellem Durchblick verhelfen haben soll. Nennen wir es das Weihnachten-Spiel. Damit seine Schüler möglichst 'ungehemmt' und ohne Vorurteile an die aktuelle Position herangehen, sollen sie sich vorstellen, es sei Weihnachten - und sie dürften sich (schachlich gesehen), alles Mögliche wünschen. Beispiel: „Ich wünsche mir, mein Springer stände auf c5". Nun ist c5 aber unter solider schwarzer Kontrolle. Macht nichts, meint Aagaard, denn hat der Schüler erst einmal einen Wunsch (= taktisches oder strategisches Ziel) benannt, dann findet er vielleicht auch Mittel und Wege, ihn zu erfüllen. Die Idee ist nicht neu: Stelle dir das mögliche Mattbild vor - dann überlege, wie du dahin kommen könntest.
Generell ist Aagaard ein Verfechter von ,Elementen' und ,Konzepten'. Elemente nennt er konkrete Brettfakten, z. B. der Läufer b7, der gegen den e4-Bauern drückt. Elemente sind an das Hier und Jetzt gebunden, sie sind von begrenzter Dauer. Anders die Konzepte. Sie sind unabhängig von aktuellen Gegebenheiten (Bsp. Mattdrohung bei Grundlinienschwäche, c5 als möglicher Springervorposten).
Ein anderer Aagard-Tipp für seine Schüler lautet sinngemäß: Wenn du nicht weißt, welche Figur du vorrangig ziehen oder abtauschen sollst, dann vergleiche deine Figuren mit deren Verwandten auf der anderen Seite: Königsspringer mit Königsspringer oder Dame mit Dame - steht seine Dame besser als meine? Was kann ich tun, damit meine Dame ebenbürtig mitspielt oder sogar aktiver steht?
Figurendynamik ist also ein weiteres von Aagaards schachlichen Anliegen. Dazu passt sein nicht nur ironisch gemeintes Rätsel. Frage: Warum sind die Russen so starke Schachspieler? Antwort: Weil sie mit ihren Figuren reden - „Wohin willst du gehen, mein kleiner Freund?"
In Kapitel 2 geht Aagaard näher auf die Russen-Frage ein. ,Real Chess Player' sind für den Dänen Spieler, die ,wissen', wohin die Figuren gehören. Aber dieses Gefühl für die richtige Figur auf dem richtigen Feld hätten nur fünf oder sechs ,real' chess players weltweit, so zitiert er Kasparow. Dank ihres Positionsgefühls würden die Topspieler generell oft weniger Züge analysieren als ein Amateur in gleicher Situation - sie würden aber die richtigen Varianten durchrechnen, und das ausreichend tief.
Interessantes Detail: Kramnik ist nach Aagaard zurzeit der Spieler mit dem tiefsten schachlichen Verständnis überhaupt. Die Feststellung ist bemerkens-wert, weil das Impressum Garry Kasparow als ,Chief advisor' vermerkt und Aagaard mehrfach im Buch Kasparow als ,the best player of all time' bezeichnet.
Was unterscheidet die Weltspitze sonst noch von denen darunter? Es sei wie im Tennis. Aus sportpsychologischen Studien von dort wisse man, dass sich die Siegertypen auch durch ihr Verhalten zwischen (!) den Ballwechseln auszeichneten: Sie redeten auf sich ein, motivierten sich immer aufs Neue, ermahnten sich zu Konzentration und Kampf um jeden Ball. Nicht anders hat Aagaard es bei Kasparow und Kramnik beobachtet: Seien sie nicht am Zug, schlenderten sie zwar zwischen den Tischen und würden auch einen Blick auf andere Bretter werfen. Aber ihr Interesse sei nicht echt: In Wahrheit haben sie nur ihre eigene Partie im Kopf - immer. Auch sie ermahnten sich im inneren Dialog fortwährend zu Wachsamkeit und unbedingtem Kampf. Anand dagegen, dem nach Aagaard dieser absolute Siegeswille fehlt, würde zwischen seine Zügen munter mit anderen plaudern: Er käme nie ganz nach oben.
Für seine Thesen vom unbedingten Willen zum Gewinn und vom rechten Umgang mit Niederlagen lässt der Autor viel Prominenz als Zeugen auf-marschieren - Namen, die der Leser kaum je in einem anderen Schachbuch finden wird. Mir begegneten die Hollywood-Stars Clint Eastwood und Harrison Ford, ich lernte, dass auch der Magier David Copperfield ein großer Selbstmotivierer sei: Er beschloss in seiner Jugend, nicht mehr zu sagen „Ich wünsche ...", sondern „Ich will...!".
Und woher kommt Kasparows enormer Drang nach oben? Aagaard erinnert uns an Garry's Kinderbett. Darüber hing ein Poster mit folgender Lebensmaxime: Wenn nicht ich - wer dann?
Auch Roberto Baggio spielt mit in diesem Schachbuch für Fortgeschrittene. Gemeint ist der berühmte 11 m-Verschießer im 94er-WM-Finale Italien - Brasilien. Von ihm könnten wir lernen, mit Missgeschicken fertig zu werden. Weitere mutmaßlich schachunkundige Berühmtheiten, die am Brett und sonst im Leben zum Erfolg verhelfen sollen, unter anderen: Henry Ford (Autobauer), Michael Johnson (Sprinter), Oasis (Rockband), Mike Powell und Carl Lewis (Weitsprung).
Das kleine Buch will zu viel auf seinen 190 Seiten - es verzettelt sich zwangsläufig im Ungefähren und Oberflächlichen. Was überragende Schachspieler von der breiten Masse wirklich unterscheidet, habe ich nicht erfahren - außer, dass sie besser Schachspielen. Sich selber anschreien wie weiland Boris Becker in Wimbledon oder das freundliche Zwiegespräch mit seinen Läufern pflegen, das allein wird den Unterschied nicht ausmachen. Die schachlichen Abschnitte reichen an bekannte Mittelspielbücher wie die von Mark Dworetski (z. B. „Positionelles Schach"), J. Tisdall („Improve your chess - now") oder John Watson's „Secrets of Modern Chess Strategy" nicht heran.
Aagaard scheint das zu ahnen. Im Vorspann seines Buches stellt er eine Liste lesenswerter Literatur zusammen - darunter sind auch diese drei Autoren. Besonders enttäuschten mich die psycho-biologischen Erörterungen, die den Studenten der Kommunikation und Semiotik kompetent in Sachen Hirnforschung zeigen sollen. Leider sind Namen von Personen oder wissenschaftliche Bezeichnungen oft fehlerhaft. Mehrfach erwähnt Aagaard z. B. einen ,renommierten deutschen Neurologen Ernst Pöbel', erklärt sogar die ,Pöbel time' samt Wert in Millisekunden. Weder Autor noch Lektor bemerkten (wissen?), dass dieser Psychologe und Hirnforscher Pöppel heißt (nicht Pöbel). [Lesetipp für Schachspieler: Ernst Pöppel (2000): Grenzen des Bewusstseins; Insel TB, 8,50 EUR].
Einige der naturwissenschaftliche Behauptungen Aagaards sind nur persönliche Einschätzungen oder einfach falsche Schlüsse.
Auch die rein schachlichen Inhalte haben Mängel: Ab Seite 83 nennen die Partien gleich reihenweise falsche Ergebnisse.
Es fehlt jede Art von Register im Anhang: keine Spielernamen, keine Eröffnungen, keine Stichworte. Wo doch gerade ein themenreiches Buch wie dieses mit Stichworten wie ,Neurolinguistische Programmierung' oder ,Amygdala Attack' manchen Neugierigen zum Kauf bewegen könnte.
Fazit:
Excelling at Chess will aufzeigen, was Spitzenspieler vom Rest unterscheidet und Hinweise geben, wie Turnierspieler von den Topleuten profitieren könnten.
Pluspunkte
Das kleine Kompendium ist im unterhaltsamen Konversationsstil geschrieben, mit viel autobiografischem Bezug. Die schachlichen Inhalte (Partie- und Stellungsanalysen, Übungsaufgaben) sind gut gewählt, anschaulich und prägnant formuliert. Die Ratschläge zum besseren Schachspielen sind nützlich, manchmal originell, aber oft schon aus anderen Quellen bekannt.
Die Ausstattung des Buches ist hochwertig, soweit es Bindung und (Kunstdruck-)Papier betrifft.
Minuspunkte
Der Autor versucht sich an zu vielen Themen - nicht immer mit großer Sachkenntnis. Die Themen reichen von der Stellungsbeurteilung im Endspiel bis zur richtigen Ernährung beim Turnier, von der Hirnforschung bis zum Jogging. Manche der Ausführungen sind oberflächlich geraten, gelegentlich auch fehlerhaft. Das betrifft naturwissenschaftliche Erklärungen, aber auch Partieergebnisse. Das Lektorat war mangelhaft (zu viele Manuskriptfehler gingen in Druck). Es fehlen Register zu Spielernamen, Eröffnungen und Stichworten. Das Buch ist mit 190 Seiten für 26,48 EUR vergleichsweise teuer.

Dr. E. Rausch, Rochade Europa 02/2002



Interessanter wird es hier. Der dänische IM, Autor ordentlicher Eröffnungsbücher, wagt sich an eine komplexe Materie. Warum spielen die einen besser als die anderen? Was hat Kasparow einem Schirow voraus? Warum gewinnen Andersson und Salow ihre Endspiele auch gegen (fast) gleichwertige Gegner? Zusammengefasst reduziert Aagaard die Unterschiede zwischen starken und „noch besseren" Spielern in erster Linie auf das Positionsverständnis und begibt sich damit in Widerspruch zu der verbreiteteren Meinung, dass eröffnungstheoretische Vorbereitung sowie die Performance in der konkreten Berechnung den Ausschlag geben.
Insgesamt überzeugen mich Aagaards Aussagen - trotz interessanter Denkansätze und einigem lesenswerten Stoff - nicht völlig. Zum Beispiel führt er eine Partie Rivas Pastor-Akopjan an, in der der spanische Großmeister mit scheinbar leichter Hand überspielt wird: 1. d4 d5 2. c4 c6 3. Sf3 Sf6 4. e3 e6 5. Sbd7 6. Ld3 c5 7. b3 c:d4 8. e:d4 b6 9. Lb2 Lb7 10. 0-0 Ld6 11. De2 0-0 12. Se5 De7 13. Tad1 Tac8 14. Lb1 Tfd8 15. Sdf3 Se4 16. S:d7 T:d7 17. c:d5 e:d5 18. Se5 Tdc7 19. f3 Sc3 20. L:c3 T:c3 usw. Aagaard schreibt, dass Akopjan in keiner Weise besser gerechnet hätte als sein Gegner. Wirklich nicht?! Mit Sicherheit konnte Weiß schärfer spielen (z. B. 15. f4) und es muss konkrete taktische Gründe gegeben haben, warum er auf ein solches Vorgehen verzichtete. Gewiss kann Rivas (Elo 2515) gegen ihm unterlegene Gegner selbst ähnliche Partien gewinnen. Was macht die im Duell am Brett oft „gespürte" Überlegenheit des einen Partners wirklich aus? Aagaards simple Antwort, dass Akopjan „besser manövrieren kann", überzeugt nicht.
An etlichen Stellen im Buch lamentiert Aagaard, dass es bei ihm nicht zum Großmeistertitel gereicht hat. Er findet auch allerlei Gründe dafür, aber m. E. nicht den naheliegendsten: Es fehlt ihm einfach an entsprechendem Talent und Verständnis, besonders im konkreten Denken. Dieses Schicksal teilt er freilich mit dem Rezensenten und der großen Mehrzahl der engagierten Schachspieler. Entsprechend gewagt scheinen mir Aagaards Erklärungsversuche im Hinblick auf die eingangs gestellten Fragen.
Ein längeres Scheinduell liefert sich Aagaard mit Watsons Secrets of Modern Chess Strategy, hierbei ist Aagaard nicht immer fair, und John Watson hat bereits eine lange Stellungnahme auf The Week in Chess veröffentlicht („The Watson Defence").
Neben dem Positionsspiel geht Aagaard im hinteren Teil seines Werkes noch auf praktische Fragen bis hin zu empfehlenswerten Lebensgewohnheiten des Schachspielers ein; man zweifelt, ob eine solche Vielfalt der Fragestellungen angemessen ist.
Alles in allem ist das Buch mit Sicherheit kein Fehlkauf, Partiematerial und -kommentare sind gut - Aagaards Schlussfolgerungen indes mit Vorsicht zu genießen.

Harald Keilhack
Mit freundlicher Genemigung der Zeitschschrift Schach (Ausgabe 05/2002)


Der dänische IM, Autor von vielen guten Eröffnungsbüchern („ The Dutch Stonewall" „Meeting 1. d4" und „Sicilian Kalashnikov") geht in dem vorliegenden Werk der Frage nach, warum spielen die einen besser (Excelling = Überlegenheit) als die anderen. Was macht z.B. die Überlegenheit der Endspielkünstler Andersson und Salow gegen gleichwertige Gegner aus? Was hat Kasparow dem genialen Schirow voraus?
Die Hauptunterschiede sieht der 29-jährige Sprachforscher vor allem in einem höheren entwickelten Grad des Positionsverständnisses von starken und eben „noch besseren" Spielern. Wie mir Aagaard in Budapest in einem längeren Gespräch bestätigte, wollte er mit diesem Buch seinen ganz persönlichen Teil dazu beitragen, dass die vorherrschende Meinung Eröffnungsvorbereitung und Kalkulationsgenauigkeit am Brett dominiere, sozusagen ad acta gelegt wird.
Ausgangspunkt seiner interessanten These war der gescheiterte „Selbstversuch" Großmeister zu werden (in einigen Passagen wird diese Bitterkeit in vielen Lamentos deutlich).
In dem Mittelteil des Buchs beschäftigt er sich in vier Kapiteln mit den möglichen Gründen des überlegenen Positionsspielers, wie z.B. was ist „Ein echter Schachspieler", gibt es „Keine Regeln?" oder „Unerzwungenes Spiel" (meint damit hauptsächlich das Lavieren, worin im Gegensatz zu Kasparov Karpov der echte Weltmeister ist). Aagaard führt zu seiner o.g. These interessante und sehr gut ausgewählte Beispiele vor. z.B. zeigt er auf, wie sich der endspielschwache GM Kiril Georgiew entscheidend verbessern konnte oder wie man den „zweitbesten Schachtorwart" der Welt nach Ex-WM-Petrosjan Ulf Andersson durch geschicktes „Antiabtauschmanövrieren" - in seiner Partie mit Michael Basman in Hastings74/75 - zum Verzweifeln bringen kann. Das Buch ist aber m.E. mehr als nur der Versuch, die Überlegenheit im Schach zu erklären. Im zweiten Teil gibt Aagaard eine Unmenge von hilfreichen Tipps, wie man als ambitionierte Turnierspieler weiterkommen kann. Dies beginnt mit „Wie man Endspiele studiert!", „Verhalten am Brett" und „Sei praktisch eingestellt!". Danach gibt er grundsätzliche Hinweise zur Bildung eines Eröfrhungsrepertoires. Abgerundet wird dieser praktische Teil mit meist positionellen Übungen.
Neben diesen rein praktischen Hinweisen setzt der Schachtrainer sich auch mit den Klassikern der Trainingsliteratur, wie z.B. John Watson, Yermolinsky und Rowson, auseinander. Hierbei wirkt er m. E. nicht immer überzeugend, gibt aber dem Leser eine gute Orientierung über die Entwicklung des modernen Positionsspiels.
Fazit: In dem Gespräch mit Aagaard wurde mir nochmals deutlich, dass dieses Werk hauptsächlich für die nach höheren Weihen strebenden Spieler geschrieben worden ist. Der Autor hat den ambitionierten Personenkreis von ab ELO 2100 als Adressat vor Augen, aber m. E. können auch Trainer von diesem Buch vor allem in dem didaktischen Bereich gut davon profitieren.
Trotz einiger Schwächen, z.B. kein Namensverzeichnis und Register, ist dieses engagierte Buch absolut lesenswert. Dass Aagaard ein guter Trainer ist, steht für mich außer Zweifel. Sein bester Schüler FM Esben Lund ist hierfür der lebende Beweis. Aber die beste Reklame für sein Buch stellte ich bei mir selber fest: Gerade nach meiner verpatzten IM-Norm im September haben mich viele Hinweise in seinem Buch nochmals dazu motiviert mein IM-Projekt in Budapest weiterzuführen.

FM Jürgen Brustkern, aus Rochade Europa 11/2002.
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