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LOPORMSITRL

My Secrets in the Ruy Lopez

160 Seiten, kartoniert, Gambit, 1. Auflage 2017

20,95 €
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It’s major news when a legendary player reveals his opening secrets. And when he has rarely written about his games or preparation methods, and was famous for meticulous, ahead-of-his-time opening analysis, it makes it a true publishing event.

Yet that is what eight-time world championship candidate Lajos Portisch has done. In this book, he opens his extensive opening files and presents the most important games and unused novelties in the Ruy Lopez (or Spanish Game). He also explains the strategies and ideas behind these lines, and places the key games in their historical settings. Anecdotes abound, as do reflections on his key rivals, including Fischer, Karpov, Tal, Larsen and Smyslov.

This is also a thoroughly modern work. As well as drawing upon games from his own long career, Portisch includes important Ruy Lopez games by modern champions, including Anand and Carlsen, describing them from his own unique perspective. All analysis has been computer-verified, with Portisch’s hand-made variations standing up to scrutiny in most cases, but with the computer adding new and surprising twists. Thus we see how human creativity can remain a vital component in modern preparation.

Lajos Portisch is one of the greatest players of the modern era. An elite player from the 1960s to the 1990s, he qualified for the candidates eight times and was board 1 for the Hungary team that won olympic gold in 1978, ahead of the USSR. He is one of the 12 Hungarian ‘Sportsmen of the Nation’ – the country’s highest sporting honour.

Weitere Informationen
Gewicht 300 g
Hersteller Gambit
Breite 17,2 cm
Höhe 24,8 cm
Medium Buch
Erscheinungsjahr 2017
Autor Lajos Portisch
Sprache Englisch
Auflage 1
ISBN-13 978-1911465119
Seiten 160
Einband kartoniert

004 Symbols

004 Bibliography

005 Introduction

007 1 Exchange Variation

028 2 Old Steinitz Defence

051 3 An Early d3

064 4 Keres Set-Up

082 5 Modern Steinitz Defence

097 6 Delayed Exchange Variation

108 7 The Central Advance

126 8 The Main Lines

158 Index of Variations

Es erfüllt mich immer mit ehrfürchtiger Vorfreude, wenn ein Großer des Weltschachs seine persönlichen Erinnerungen niedergeschrieben hat und ich seine gebundenen Worte in der Hand halte.

Nicht zu früh kam dieses Buch heraus, denn Portisch wurde im Frühling 80 Jahre alt und reiht sich mittlerweile in die Riege der ältesten Großmeister der Welt. Der Ungar ist ein Idol in seinem Heimatland. Jahrzehntelang gehörte er zur Weltelite, kämpfte sich achtmal zwischen 1960 und `90 bis ins Kandidatenturnier vor. In seinem Buch erzählt er von einer persönlichen Begegnung mit Milan Vidmar, der für ihn ein großer Botschafter des Schachs war. Damit schlägt Portisch die Brücke zu einer Zeit, die bis zur K&K-Monarchie zurückreicht. Glorreiche Zeiten auch für seine Heimat Ungarn, ganz anders als zu "seiner“ Zeit im Sozialismus.

Ich habe Portisch nur einmal, im Jahre 2009, in "echt“ erlebt, beim Jubiläumsturnier der Züricher Schachgesellschaft. Es war Hochsommer, heiß in der Schweizer Metropole, und Portisch zeigte sich, ganz Lebemann der alten Schule, in einem eleganten weißen Anzug mit weißem Strohhut, der das Exzentrische in seinem Auftreten betonte. Einer, der etwas aus der Zeit gefallen war, und der unverkennbar einen eigenen Stil pflegte. Damals war Portisch in seinen 70ern, doch ein spitzbübisches Lächeln huschte häufig über sein Gesicht, wodurch er irgendwie jugendlich wirkte. Auch auf den drei Bildern auf dem Buchcover (zwei vorne, eins hinten) ist er immer mit schelmischem Grinsen abgebildet.

Sein "Vermächtnis“ beschränkt sich auf ein enges, aber schachlich sehr interessantes Gebiet: der königlichen Spanischen Partie, im Englischen als Ruy Lopez bekannt, wobei Portisch, selbst eingefleischter 1.d4-Spieler, hier die Seite des Schwarzen vertritt. Die angekündigten "Geheimnisse“ beziehen sich auf Verbesserungen für den Schwarzspieler. Portisch betont, dass er kein reines Eröffnungsbuch schreiben wollte. Es geht mehr darum, wie man die entstehenden Mittelspielstellungen (oder resultierende Endspiele wie in der Abtauschvariante) zu behandeln hat. Der frische Reiz der altehrwürdigen Spanischen Partie liegt ja am inhaltsreichen Mittelspiel mit unerschöpflichem strategischem Reservoir. Von daher lehrt der Altmeister, was keine Engine lehren kann: das Gefühl für Mittelspielstrukturen. Überhaupt steht er mit den Rechnern auf Kriegsfuß: "Wenn Sie eine Partie mit meiner Empfehlung verlieren sollten, dann schimpfen Sie nicht auf mich, sondern zertrümmern Sie Ihren Computer!“ (Übersetzung FZ).

Erwarten Sie aber nicht, dass Portisch sich zu den "Modevarianten“ äußert: sowohl die Berliner Mauer als auch das Marshall-Gambit sind ihm verhasst. Der "Berliner“ missfiel ihm immer schon, weil es " ... keinen Kampf ums Zentrum gibt ... “. Und er verspürte nie Lust auf "psychologische Tricks“ wie manche anderen, die in der Spanischen Hauptvariante durch 7. ... 0-0 den Marshall androhen, um den Gegner von der konsequenten Forsetzung 8.c3 wegen möglichem ... d5 zurückschrecken zu lassen. Das war nie sein Ding. Er zog stets "ehrlich“ 7. ... d6, ohne seine Absichten zu verschleiern.

Ganz nach seinem Geschmack sind geschlossene Varianten, gern auch mit noch früherem ... d6, weshalb ein Kapitel sogar der Ur-Steinitz-Variante eingeräumt wird. Größtenteils führt Portisch seine eigenen Partien an, dabei auch sehr viele Niederlagen oder Unentschieden. Am Anfang steht sogleich eine Verlustpartie gegen Bobby Fischer. Er greift aber auch gern auf "Klassiker“ zurück wie Steinitz, Lasker oder Capablanca, die allesamt gern einen Verteidigungsaufbau auf beschränktem Raum mit ... Le7, ... Ld7 gespielt haben, auch andere Heroen aus den letzten hundert Jahren Schachgeschichte kommen zu Wort.

Schwarz steht passiv, aber sehr fest, und Portisch wird nicht müde, zu zeigen, dass das Steinitz-System nicht zu widerlegen ist. Lieber wählte er in seiner Praxis freilich das Verbesserte-Steinitz-System, das er gerne in Keres-System umbenennen möchte, da der große Este die Verteidigung mit 3. ... a6 4.La4 d6 filigran gespielt habe. Portisch experimentierte u.a. dabei gern mit einem Aufbau mit ... Sg8-e7-g6 nebst ... h6 und ... Lf8-e7-g5, womit er großartige Angriffspartien gewonnen hat. Hauptlinie war für ihn indes die Breyer-Variante mit 9. ... Sb8, der ein großes Kapitel gewidmet ist - eine (unbewusste) Ehrerbietung an seinen jung gestorbenen Landsmann aus den "Goldenen Schachzeiten“.

Portisch verweist auf eine Vielzahl an Interpretationsmöglichkeiten des schwarzen Spaniers abseits des Zeitgeistes, tendenziell passiv, aber auf feste und gesunde Strukturen vertrauend.

Der modernen Technik misstrauend verweist er auf seine Lehrmeister, die großen Pioniere des Positionsschachs. Bezeichnend die Anekdote, als Bobby Fischer ihn mal etwas provokant fragte: "Lajos, wie viele Steinitz-Partien hast Du nachgespielt?“ "Vielleicht hundert.“ Darauf Fischer triumphierend: "Ich tausend!“

Die eingestreuten Erlebnisse und Anekdoten sind das Salz in der Suppe. Davon hätten ruhig mehr im Buch auftauchen können, für mein Empfinden sind es leider zu wenig, wie auch insgesamt das Buch etwas knapp daherkommt und Portisch sich in Kommentaren zu den Partien und in Erzählungen zurückhält. Ich denke, er hätte noch einiges mehr zu sagen gehabt! Vielleicht schreibt er ja noch an seinen Memoiren, die selbstauferlegte Beschränkung auf Spanisch zeigt ja, dass es durchaus nicht als letztes Wort von ihm gemeint war.

Am meisten erfährt man noch über Fischer, zu dem er seinen Aussagen zufolge eine sehr freundschaftliche Beziehung hatte. Wobei ihm nicht verborgen blieb, dass das Genie immer mehr in den Wahnsinn abdriftete. Ausführlich zitiert er eine Passage aus dem Buch zum Piatigorsky-Cup 1966 (Portisch wurde geteilter 4. mit Unzicker hinter Spassky, Fischer und Larsen), die Gregor Piatigorsky, der große Cellist, selbst verfasste und in der er Fischer sowie Portisch hintersinnig porträtierte - Portisch scheint von den Zeilen, die ihm Piatigorsky widmete, sehr angetan. Er kommt auch besser weg als Fischer. Hier eine Kurzfassung (Übersetzung F. Z.) von Piatigorskys Skizzen:

"Sobald Fischer erscheint gibt es keine Langeweile mehr. Eintönigkeit wird zu Spannung und Aufregung. ... Er ist nicht einfach, aber wir nehmen ihn, wie er ist ... und das ist schon viel!“

"Portisch ist ein harter Arbeiter und ein feiner Mensch. ... Das Schachbrett behandelt er wie ein Heiligtum, seine Stille erscheint wie die eines Einsiedlers, der in seiner Einsamkeit meditiert. ... Einmal habe ich ihn lächeln sehen: nach einem Sprung in den Pool an einem heißen Tag. ... Wenn er wieder kommt, lade ich jedermann ein, ihm beim Schwimmen zuzusehen, damit man erkennt, was für ein prächtiger Kerl Portisch ist“.

Sein Buch verrät einiges, wenngleich auch nicht zu viel über seinen Autor. Allein deswegen lohnt sich schon die Lektüre.

IM Frank Zeller

Zeitschrfit SCHACH 12/2017