Artikelnummer
LXSTOIMADMS
Autor
Instruktive Meisterwerke aus der Modernen
Schachpraxis
368 Seiten, kartoniert, Gambit
Igor Stohl hat 50 herausragende Partien aus jüngerer Zeit einer tiefschürfenden Analyse unterzogen und präsentiert in diesem Buch seine Ergebnisse. Die Partien haben einen hohen Unterhaltungswert und sind mit instruktiven und aufschlussreichen Anmerkungen versehen. Da Stohl ein führender Theorieexperte ist, liest sich die Eröffnungsphase jeder Partie wie eine Lehrstunde über die strategischen Schlüsselmerkmale der gespielten Eröffnung inklusive einer kritischen Betrachtung moderner Trends. Der Autor nimmt Mittelspiel und kritische Entscheidungen genau unter die Lupe und lädt den Leser dazu ein, ihn auf seiner Suche nach der Wahrheit in sein Labor zu begleiten. Die Endspielphase wird mit gleicher Sachkenntnis abgehandelt und gibt Aufschluss darüber, wie Großmeister mit Fragen der Technik umgehen. Im Anschluss an jede Partie werden die wichtigsten daraus zu ziehenden Lehren erörtert.
Da die Entstehungsgeschichte des vorliegenden Buchs recht lang ist, fange ich am besten ganz von vorne an. Im Jahre 1993 gelang es Ivan Hausner, dem Verleger und Chefredakteur von Ceskoslovensky Sach, mich als festen Mitarbeiter für seine Zeitschrift zu gewinnen. Wir einigten uns schnell auf ein Format für meine Kolumne in dem monatlich erscheinenden Magazin, das es schon seit 1927 gibt und damit auf die längste Tradition eines Schachmagazins auf tschechoslowakischem Gebiet zurückblicken kann. Als ich Mitte der 1970er Jahre mit dem Schachspielen begann, gefiel mir in Ceskoslovensky Sach die „Partie des Monats" am besten, eine mit ausführlichen Analysen versehene aktuelle Spitzenbegegnung. Ab Januar 1994 ließ ich diese Tradition wieder aufleben und habe seitdem mit großem Vergnügen zumeist sehr aufregende Großmeisterduelle unter die Lupe genommen. Der Reaktion der Leser nach zu urteilen, die mir Fragen über einige feinere Aspekte der Partien stellten und mitunter sogar Briefe an die Redaktion verfassten, wurden meine Anmerkungen ziemlich populär.
Als sich die Leute vom Gambit-Verlag im Jahre 1999 bei mir über ein mögliches Thema für ein Buch erkundigten, das ich für sie schreiben könnte, schlug ich ohne große Hoffnung auf Erfolg eine Überarbeitung meiner Magazinanmerkungen für eine Partiensammlung vor. Nach Ablieferung einer Arbeitsprobe erhielt ich zu meiner Überraschung eine enthusiastische Antwort, und nach weiteren Diskussionen über Format und Umfang des zukünftigen Buchs kam es dann auch im September 1999 zur Vertragsunterzeichnung. Jetzt musste ich das Buch nur noch schreiben.
Dies erwies sich aber als gar nicht so einfach. „Die Analyse und Kommentierung von Partien ist ein kontinuierlicher Prozess. Man ist nur selten mit einer Partie wirklich fertig. Im Lauf der Zeit können neue Ideen auftauchen oder analoge Situationen zu einem tieferen Verständnis führen". Diese Worte des hochgeschätzten Autors und Analytikers Jan Timman aus dem Schachmagazin New in Chess kamen mir im Laufe des Jahres 2000 mehr als einmal in den Sinn. Die ursprünglichen Magazinanmerkungen mit ihren unvermeidlichen räumlichen und zeitlichen Beschränkungen wurden lediglich zum Ausgangspunkt für weitere Arbeiten mit dem Endziel, der „ultimativen" Wahrheit viel näher zu kommen. Die heutzutage unentbehrliche elektronische Unterstützung lieferten ChessBase und Fritz. Übrigens bildet eine Kombination aus einer geeigneten Schachdatenbank und einem Schachprogramm zusammen mit einem Schachbrett auch die beste Methode zum Studium dieses Buchs.
Die in diesem Buch vorgestellten 50 Partien sind chronologisch geordnet. Bei der Auswahl sowohl für die ursprüngliche Veröffentlichung in Ceskoslovensky Sach als auch später für das Buch musste ich zwangsläufig sehr subjektiv verfahren. Nach Ansicht der Leser mögen zwar einige besonders brillante Leistungen aus dem Zeitraum 1994-2000 fehlen, aber meiner Meinung nach haben die ausgewählten Partien einen hohen Lehrwert und liefern eine gute Illustration aller wichtigen Aspekte des modernen Schachs.
Instruktive Meisterwerke aus der modernen Schachpraxis soll kein Eröffnungsbuch sein, aber der zunehmend eröffnungsorientierte Charakter des Schachs im Kasparow-Zeitalter lässt sich nicht abstreiten. Daher war manchmal nicht nur eine gründliche Aktualisierung des Kommentars zur Eröffnung gegenüber den ursprünglichen Anmerkungen notwendig, sondern zuweilen auch eine ausführliche Analyse der Eröffnungsphase, um die ganze Partie im richtigen Zusammenhang zu präsentieren. Trotzdem liegt das Schwergewicht des Buchs ganz eindeutig auf den späteren Partiephasen. Natürlich machte ich nicht nur von meinen früheren Anmerkungen Gebrauch, sondern auch von anderen mir zugänglichen Quellen, insbesondere von den Anmerkungen der Spieler selbst. Daraus erhielt ich wertvolle Informationen, deren jeweilige Quelle ich im Text nach
Möglichkeit angegeben habe. Dies diente jedoch häufig lediglich als Ausgangspunkt für meine Arbeit; selbst der wissbegierigste und mit einer guten Bibliothek ausgestattete Leser wird in diesem Buch eine Menge relevanter zusätzlicher analytischer Informationen über praktisch jede Partie vorfinden.
Die Zusammenfassung nach jeder Partie gibt einen kurzen Überblick über die wichtigsten und kritischsten Momente des Kampfes. Außerdem werden die von den Spielern begangenen Fehler und Ungenauigkeiten aufgezeigt und deren Hauptursachen gesucht. Verstöße gegen allgemeine Prinzipien werden nach Möglichkeit offengelegt, was wertvolle praktische Hinweise bezüglich der Vermeidung ähnlicher Fehler liefert. Es ist jedoch nicht immer einfach, die häufig hochintuitiven Entscheidungen der heutigen Elite in Worte zu fassen. Schach ist heutzutage sehr scharf und konkret geworden. Die Partien in diesem Buch zeigen des öfteren, dass der Beweis einer scheinbar einfachen positionellen Einschätzung wie „Weiß steht besser" häufig die Durchquerung eines komplexen taktischen Labyrinths erfordert, in dem man sich selbst in der Analyse und erst recht am Brett bei laufender Uhr nur schwer zurechtfindet. Die Spitzenspieler wissen dies und gehen häufig sogar beträchtliche Risiken ein, um die Stellung aus dem Gleichgewicht zu bringen und sich Gewinnchancen zu verschaffen. Dabei verstoßen sie zuweilen gegen positionelle und strategische „Regeln", die einst als universell gültig galten. An der Fähigkeit, Gelegenheiten zu wittern, in denen Ausnahmen von „Regeln" zum Erfolg führen können, erkennt man einen großen Meister.
Das hervorragende Buch Geheimnisse der modernen Schachstrategie von John Watson beschäftigt sich mit verschiedenen strategischen Themen und Motiven, die anhand von sorgfältig ausgewählten und instruktiven Beispielen erläutert werden. Das vorliegende Buch ist ganz anders aufgebaut; es kann gar nicht so systematisch sein, da es sich auf die praktische und analytische Seite des Spiels konzentriert. Ein typisches Merkmal des modernen Schachs ist seine Komplexität; heutzutage wird eine Partie zwischen ebenbürtigen Gegnern nur sehr selten durchweg von einem einzigen Thema dominiert. Flexibilität hat üblicherweise Vorrang vor langfristiger Planung; insbesondere irrationale und spannungsgeladene Aufeinandertreffen sind reich an taktischen und strategischen Motiven. Trotzdem gibt es in vielen Partien im Buch ein bedeutsames hervorstechendes Merkmal, das wiederum im modernen Schach insgesamt eine wichtige Rolle spielt. Um nur einige wenige Beispiele aufzuführen: intuitive Opfer (Partien 7, 19, 43 und 44), hervorragende Endspieltechnik (Partien 22 und 36), tiefe Computeranalyse der Eröffnung (Partie 47) und des Endspiels (Partie 46), materiell unausgeglichene Stellungen (Partien 26 und 27) usw. Und bei ungünstigem Verlauf kann man sich manchmal mit heroischer Verteidigung (Partie 30) noch retten.
Ich möchte mich bei all meinen Freunden bedanken, die im letzten Jahr mit mir Geduld hatten und es mir nachsahen, dass ich nicht nur unablässig über die Arbeit am Buch schwafelte, sondern auch imstande war, eine Unterhaltung mitten im Satz abrupt abzubrechen, wenn mir gerade eine interessante Variante in den Sinn gekommen war. Weiteres rüpelhaftes Verhalten wurde liebenswürdigerweise meinen „Schaffensqualen" zugeschrieben. Besondere Anerkennung gebührt meinen Verlegern und Editoren John Nunn und speziell Graham Burgess, der mich mit der richtigen Mischung aus Ermunterung und Bestimmtheit wieder auf Trab brachte, wenn meine Energie zu versiegen drohte. Er verbesserte nicht nur den allgemeinen Stil des Buchs (Englisch ist nun einmal nicht meine Muttersprache), sondern zusammen mit John durch eine Reihe von sachdienlichen Fragen und Vorschlägen auch den schachlichen Inhalt. Jegliche Fehler, die sich in den Text eingeschlichen haben, gehen ausschließlich auf mein Konto und nicht etwa zu Lasten meiner gewissenhaften Editoren.
Ich hoffe, dass Sie dieses Buch mit Vergnügen lesen und die gleiche Art von Aufregung und Genugtuung erfahren, die mir die Entdeckung der Geheimnisse und das Verständnis der inneren Logik dieser faszinierenden Partien bereitete.
Igor Stahl Bratislava, Februar 2001
Da die Entstehungsgeschichte des vorliegenden Buchs recht lang ist, fange ich am besten ganz von vorne an. Im Jahre 1993 gelang es Ivan Hausner, dem Verleger und Chefredakteur von Ceskoslovensky Sach, mich als festen Mitarbeiter für seine Zeitschrift zu gewinnen. Wir einigten uns schnell auf ein Format für meine Kolumne in dem monatlich erscheinenden Magazin, das es schon seit 1927 gibt und damit auf die längste Tradition eines Schachmagazins auf tschechoslowakischem Gebiet zurückblicken kann. Als ich Mitte der 1970er Jahre mit dem Schachspielen begann, gefiel mir in Ceskoslovensky Sach die „Partie des Monats" am besten, eine mit ausführlichen Analysen versehene aktuelle Spitzenbegegnung. Ab Januar 1994 ließ ich diese Tradition wieder aufleben und habe seitdem mit großem Vergnügen zumeist sehr aufregende Großmeisterduelle unter die Lupe genommen. Der Reaktion der Leser nach zu urteilen, die mir Fragen über einige feinere Aspekte der Partien stellten und mitunter sogar Briefe an die Redaktion verfassten, wurden meine Anmerkungen ziemlich populär.
Als sich die Leute vom Gambit-Verlag im Jahre 1999 bei mir über ein mögliches Thema für ein Buch erkundigten, das ich für sie schreiben könnte, schlug ich ohne große Hoffnung auf Erfolg eine Überarbeitung meiner Magazinanmerkungen für eine Partiensammlung vor. Nach Ablieferung einer Arbeitsprobe erhielt ich zu meiner Überraschung eine enthusiastische Antwort, und nach weiteren Diskussionen über Format und Umfang des zukünftigen Buchs kam es dann auch im September 1999 zur Vertragsunterzeichnung. Jetzt musste ich das Buch nur noch schreiben.
Dies erwies sich aber als gar nicht so einfach. „Die Analyse und Kommentierung von Partien ist ein kontinuierlicher Prozess. Man ist nur selten mit einer Partie wirklich fertig. Im Lauf der Zeit können neue Ideen auftauchen oder analoge Situationen zu einem tieferen Verständnis führen". Diese Worte des hochgeschätzten Autors und Analytikers Jan Timman aus dem Schachmagazin New in Chess kamen mir im Laufe des Jahres 2000 mehr als einmal in den Sinn. Die ursprünglichen Magazinanmerkungen mit ihren unvermeidlichen räumlichen und zeitlichen Beschränkungen wurden lediglich zum Ausgangspunkt für weitere Arbeiten mit dem Endziel, der „ultimativen" Wahrheit viel näher zu kommen. Die heutzutage unentbehrliche elektronische Unterstützung lieferten ChessBase und Fritz. Übrigens bildet eine Kombination aus einer geeigneten Schachdatenbank und einem Schachprogramm zusammen mit einem Schachbrett auch die beste Methode zum Studium dieses Buchs.
Die in diesem Buch vorgestellten 50 Partien sind chronologisch geordnet. Bei der Auswahl sowohl für die ursprüngliche Veröffentlichung in Ceskoslovensky Sach als auch später für das Buch musste ich zwangsläufig sehr subjektiv verfahren. Nach Ansicht der Leser mögen zwar einige besonders brillante Leistungen aus dem Zeitraum 1994-2000 fehlen, aber meiner Meinung nach haben die ausgewählten Partien einen hohen Lehrwert und liefern eine gute Illustration aller wichtigen Aspekte des modernen Schachs.
Instruktive Meisterwerke aus der modernen Schachpraxis soll kein Eröffnungsbuch sein, aber der zunehmend eröffnungsorientierte Charakter des Schachs im Kasparow-Zeitalter lässt sich nicht abstreiten. Daher war manchmal nicht nur eine gründliche Aktualisierung des Kommentars zur Eröffnung gegenüber den ursprünglichen Anmerkungen notwendig, sondern zuweilen auch eine ausführliche Analyse der Eröffnungsphase, um die ganze Partie im richtigen Zusammenhang zu präsentieren. Trotzdem liegt das Schwergewicht des Buchs ganz eindeutig auf den späteren Partiephasen. Natürlich machte ich nicht nur von meinen früheren Anmerkungen Gebrauch, sondern auch von anderen mir zugänglichen Quellen, insbesondere von den Anmerkungen der Spieler selbst. Daraus erhielt ich wertvolle Informationen, deren jeweilige Quelle ich im Text nach
Möglichkeit angegeben habe. Dies diente jedoch häufig lediglich als Ausgangspunkt für meine Arbeit; selbst der wissbegierigste und mit einer guten Bibliothek ausgestattete Leser wird in diesem Buch eine Menge relevanter zusätzlicher analytischer Informationen über praktisch jede Partie vorfinden.
Die Zusammenfassung nach jeder Partie gibt einen kurzen Überblick über die wichtigsten und kritischsten Momente des Kampfes. Außerdem werden die von den Spielern begangenen Fehler und Ungenauigkeiten aufgezeigt und deren Hauptursachen gesucht. Verstöße gegen allgemeine Prinzipien werden nach Möglichkeit offengelegt, was wertvolle praktische Hinweise bezüglich der Vermeidung ähnlicher Fehler liefert. Es ist jedoch nicht immer einfach, die häufig hochintuitiven Entscheidungen der heutigen Elite in Worte zu fassen. Schach ist heutzutage sehr scharf und konkret geworden. Die Partien in diesem Buch zeigen des öfteren, dass der Beweis einer scheinbar einfachen positionellen Einschätzung wie „Weiß steht besser" häufig die Durchquerung eines komplexen taktischen Labyrinths erfordert, in dem man sich selbst in der Analyse und erst recht am Brett bei laufender Uhr nur schwer zurechtfindet. Die Spitzenspieler wissen dies und gehen häufig sogar beträchtliche Risiken ein, um die Stellung aus dem Gleichgewicht zu bringen und sich Gewinnchancen zu verschaffen. Dabei verstoßen sie zuweilen gegen positionelle und strategische „Regeln", die einst als universell gültig galten. An der Fähigkeit, Gelegenheiten zu wittern, in denen Ausnahmen von „Regeln" zum Erfolg führen können, erkennt man einen großen Meister.
Das hervorragende Buch Geheimnisse der modernen Schachstrategie von John Watson beschäftigt sich mit verschiedenen strategischen Themen und Motiven, die anhand von sorgfältig ausgewählten und instruktiven Beispielen erläutert werden. Das vorliegende Buch ist ganz anders aufgebaut; es kann gar nicht so systematisch sein, da es sich auf die praktische und analytische Seite des Spiels konzentriert. Ein typisches Merkmal des modernen Schachs ist seine Komplexität; heutzutage wird eine Partie zwischen ebenbürtigen Gegnern nur sehr selten durchweg von einem einzigen Thema dominiert. Flexibilität hat üblicherweise Vorrang vor langfristiger Planung; insbesondere irrationale und spannungsgeladene Aufeinandertreffen sind reich an taktischen und strategischen Motiven. Trotzdem gibt es in vielen Partien im Buch ein bedeutsames hervorstechendes Merkmal, das wiederum im modernen Schach insgesamt eine wichtige Rolle spielt. Um nur einige wenige Beispiele aufzuführen: intuitive Opfer (Partien 7, 19, 43 und 44), hervorragende Endspieltechnik (Partien 22 und 36), tiefe Computeranalyse der Eröffnung (Partie 47) und des Endspiels (Partie 46), materiell unausgeglichene Stellungen (Partien 26 und 27) usw. Und bei ungünstigem Verlauf kann man sich manchmal mit heroischer Verteidigung (Partie 30) noch retten.
Ich möchte mich bei all meinen Freunden bedanken, die im letzten Jahr mit mir Geduld hatten und es mir nachsahen, dass ich nicht nur unablässig über die Arbeit am Buch schwafelte, sondern auch imstande war, eine Unterhaltung mitten im Satz abrupt abzubrechen, wenn mir gerade eine interessante Variante in den Sinn gekommen war. Weiteres rüpelhaftes Verhalten wurde liebenswürdigerweise meinen „Schaffensqualen" zugeschrieben. Besondere Anerkennung gebührt meinen Verlegern und Editoren John Nunn und speziell Graham Burgess, der mich mit der richtigen Mischung aus Ermunterung und Bestimmtheit wieder auf Trab brachte, wenn meine Energie zu versiegen drohte. Er verbesserte nicht nur den allgemeinen Stil des Buchs (Englisch ist nun einmal nicht meine Muttersprache), sondern zusammen mit John durch eine Reihe von sachdienlichen Fragen und Vorschlägen auch den schachlichen Inhalt. Jegliche Fehler, die sich in den Text eingeschlichen haben, gehen ausschließlich auf mein Konto und nicht etwa zu Lasten meiner gewissenhaften Editoren.
Ich hoffe, dass Sie dieses Buch mit Vergnügen lesen und die gleiche Art von Aufregung und Genugtuung erfahren, die mir die Entdeckung der Geheimnisse und das Verständnis der inneren Logik dieser faszinierenden Partien bereitete.
Igor Stahl Bratislava, Februar 2001
EAN | 9781904600046 |
---|---|
Gewicht | 675 g |
Hersteller | Gambit |
Breite | 17,2 cm |
Höhe | 24,7 cm |
Medium | Buch |
Autor | Igor Stohl |
Sprache | Deutsch |
ISBN-10 | 1904600042 |
ISBN-13 | 9781904600046 |
Seiten | 368 |
Einband | kartoniert |
005 Zeichenerklärung
006 Einführung
008 1 Gelfand - Drejew, Tilburg 1993,
Halbslawisch (D48)
014 2 Benjamin - Anand, Groningen PCA 1993,
Sizilianisch (B63)
021 3 Karpow - Morovic, Las Palmas (1) 1994,
Abgelehntes Damengambit (D32)
026 4 Adams - Agdestein, Oslo (2) 1994,
Aljechin-Verteidigung (B02)
033 5 Jussupow - Dochojan, Bundesliga 1993/94,
Abgelehntes Damengambit (D31)
040 6 Gelfand - Hertneck, München 1994,
Wolga-Gambit (A57)
047 7 Kasparow - P. Nikolic, Morgen 1994,
Französisch (C18)
055 8 Karpow - Salow, Buenos Aires 1994,
Sizilianisch (B66)
062 9 Timman - Topalow, Olympiade, Moskau 1994,
Königsindisch (E87)
067 10 Schirow - Piket, Aruba (4) 1995,
Halbslawisch (D44)
074 11 Kasparow - Anand, Riga 1995,
Evans-Gambit (C51)
079 12 J. Polgar - Kortschnoj. Madrid 1995,
Caro-Kann (B19)
085 13 Kramnik - Piket, Dortmund 1995,
Katalanisch (E05)
092 14 Kramnik - Waganjan, Morgen 1995,
Damenindisch (E12)
099 15 Schirow - Leko, Belgrad 1995,
Spanisch (C92)
104 16 Iwantschuk - Topalow, Wijk aan Zee 1996,
Englisch (A26)
111 17 Khalifman - Short, Pärnu 1996,
Damenindisch (E12)
117 18 Kasparow - Anand, Amsterdam 1996,
Caro-Kann (B 14)
125 19 Kasparow - Kramnik, Dos Hermanas 1996,
Halbslawisch (D48)
132 20 Timman - Van der Wiel, Niederländische Meisterschaft 1996,
Sizilianisch (B31)
128 21 Swidler-Glek, Haifa 1996,
Französisch (C07)
144 22 Torre - Iwantschuk, Olympiade, Jerewan 1996,
Sizilianisch (B22)
151 23 Tiwjakow - Wasjukow, Russische Meisterschaft 1996,
Spanisch (C65)
160 24 Dlescas - Andersson, Ubeda 1997,
Sizilianisch (B88)
166 25 Schirow -Jussupow, Ter Apel 1997,
Russisch (C43)
173 26 Salow - Illescas, Dos Hermanas 1997,
Slawisch (D17)
179 27 Barejew - Rosentalis, Mannschaftseuropameisterschaft 1997,
Englisch (A13)
185 28 Gelfand - Kasparow, Nowgorod 1997,
Damenindisch (E12)
195 29 Van Wely- Topalow, Antwerpen 1997,
Modernes Benoni (A70)
205 30 Kramnik - Gelfand, Belgrad 1997,
Königsindisch (E97)
214 31 Lputjan - Dlugy, New York Open 1998,
Angenommenes Damengambit (D26)
222 32 Krasenkow - Wahls, Bundesliga 1997/98,
Bogoljubow-Indisch (E11)
227 33 Kramnik - Schirow, CazorlaWCC (9) 1998,
Grünfeld-Indisch (D70)
236 34 P. Nikolic - Van Wely, Niederländische Meisterschaft 1998,
Englisch (A30)
243 35 Nenaschew- Georgiew, Recklinghausen 1998,
Wolga-Gambit (A59)
249 36 Schirow - Lautier, Spanische Mannschaftsmeisterschaft 1998,
Sizilianisch (B30)
256 37 Van Wely - Morosewitsch, Olympiade, Elista 1998,
Slawisch (D17)
263 38 Hracek - Schirow, Ostrava (3) 1998,
Sizilianisch (B81)
272 39 Kasparow - Topalow, Wijk aan Zee 1999,
Pirc-Verteidigung (B07)
281 40 Topalow - Kasparow, Linares 1999,
Sizilianisch (B80)
290 41 Sadler-Krasenkov, Bundesliga 1998/99,
Abgelehntes Damengambit (D31)
297 42 J. Polgar -Adams, Dos Hermanas 1999,
Spanisch (C89)
304 43 Kasparow -Short, Sarajewo 1999,
Nimzoindisch (E20)
317 44 Topalow - Leko, Dortmund 1999,
Spanisch (C65)
325 45 Schirow - Nisipeanu, FIDE-Weltmeisterschaft, Las Vegas 1999,
Caro-Kann (B12)
333 46 Kasparow - Welt, Internet 1999,
Sizilianisch (B52)
342 47 Anand - Leko, Linares 2000,
Grünfeld-Indisch (D85)
347 48 Timman - J. Polgar, Malmö 2000,
Damenindisch (E15)
353 49 Lutz - Smirin, Europameisterschaft, Saint Vincent 2000,
Sizilianisch (B33)
360 50 Anand - Khalifman, Weltcup, Shenyang 2000,
Sizilianisch (B80)
367 Spielerverzeichnis
368 Eröffnungsverzeichnis
006 Einführung
008 1 Gelfand - Drejew, Tilburg 1993,
Halbslawisch (D48)
014 2 Benjamin - Anand, Groningen PCA 1993,
Sizilianisch (B63)
021 3 Karpow - Morovic, Las Palmas (1) 1994,
Abgelehntes Damengambit (D32)
026 4 Adams - Agdestein, Oslo (2) 1994,
Aljechin-Verteidigung (B02)
033 5 Jussupow - Dochojan, Bundesliga 1993/94,
Abgelehntes Damengambit (D31)
040 6 Gelfand - Hertneck, München 1994,
Wolga-Gambit (A57)
047 7 Kasparow - P. Nikolic, Morgen 1994,
Französisch (C18)
055 8 Karpow - Salow, Buenos Aires 1994,
Sizilianisch (B66)
062 9 Timman - Topalow, Olympiade, Moskau 1994,
Königsindisch (E87)
067 10 Schirow - Piket, Aruba (4) 1995,
Halbslawisch (D44)
074 11 Kasparow - Anand, Riga 1995,
Evans-Gambit (C51)
079 12 J. Polgar - Kortschnoj. Madrid 1995,
Caro-Kann (B19)
085 13 Kramnik - Piket, Dortmund 1995,
Katalanisch (E05)
092 14 Kramnik - Waganjan, Morgen 1995,
Damenindisch (E12)
099 15 Schirow - Leko, Belgrad 1995,
Spanisch (C92)
104 16 Iwantschuk - Topalow, Wijk aan Zee 1996,
Englisch (A26)
111 17 Khalifman - Short, Pärnu 1996,
Damenindisch (E12)
117 18 Kasparow - Anand, Amsterdam 1996,
Caro-Kann (B 14)
125 19 Kasparow - Kramnik, Dos Hermanas 1996,
Halbslawisch (D48)
132 20 Timman - Van der Wiel, Niederländische Meisterschaft 1996,
Sizilianisch (B31)
128 21 Swidler-Glek, Haifa 1996,
Französisch (C07)
144 22 Torre - Iwantschuk, Olympiade, Jerewan 1996,
Sizilianisch (B22)
151 23 Tiwjakow - Wasjukow, Russische Meisterschaft 1996,
Spanisch (C65)
160 24 Dlescas - Andersson, Ubeda 1997,
Sizilianisch (B88)
166 25 Schirow -Jussupow, Ter Apel 1997,
Russisch (C43)
173 26 Salow - Illescas, Dos Hermanas 1997,
Slawisch (D17)
179 27 Barejew - Rosentalis, Mannschaftseuropameisterschaft 1997,
Englisch (A13)
185 28 Gelfand - Kasparow, Nowgorod 1997,
Damenindisch (E12)
195 29 Van Wely- Topalow, Antwerpen 1997,
Modernes Benoni (A70)
205 30 Kramnik - Gelfand, Belgrad 1997,
Königsindisch (E97)
214 31 Lputjan - Dlugy, New York Open 1998,
Angenommenes Damengambit (D26)
222 32 Krasenkow - Wahls, Bundesliga 1997/98,
Bogoljubow-Indisch (E11)
227 33 Kramnik - Schirow, CazorlaWCC (9) 1998,
Grünfeld-Indisch (D70)
236 34 P. Nikolic - Van Wely, Niederländische Meisterschaft 1998,
Englisch (A30)
243 35 Nenaschew- Georgiew, Recklinghausen 1998,
Wolga-Gambit (A59)
249 36 Schirow - Lautier, Spanische Mannschaftsmeisterschaft 1998,
Sizilianisch (B30)
256 37 Van Wely - Morosewitsch, Olympiade, Elista 1998,
Slawisch (D17)
263 38 Hracek - Schirow, Ostrava (3) 1998,
Sizilianisch (B81)
272 39 Kasparow - Topalow, Wijk aan Zee 1999,
Pirc-Verteidigung (B07)
281 40 Topalow - Kasparow, Linares 1999,
Sizilianisch (B80)
290 41 Sadler-Krasenkov, Bundesliga 1998/99,
Abgelehntes Damengambit (D31)
297 42 J. Polgar -Adams, Dos Hermanas 1999,
Spanisch (C89)
304 43 Kasparow -Short, Sarajewo 1999,
Nimzoindisch (E20)
317 44 Topalow - Leko, Dortmund 1999,
Spanisch (C65)
325 45 Schirow - Nisipeanu, FIDE-Weltmeisterschaft, Las Vegas 1999,
Caro-Kann (B12)
333 46 Kasparow - Welt, Internet 1999,
Sizilianisch (B52)
342 47 Anand - Leko, Linares 2000,
Grünfeld-Indisch (D85)
347 48 Timman - J. Polgar, Malmö 2000,
Damenindisch (E15)
353 49 Lutz - Smirin, Europameisterschaft, Saint Vincent 2000,
Sizilianisch (B33)
360 50 Anand - Khalifman, Weltcup, Shenyang 2000,
Sizilianisch (B80)
367 Spielerverzeichnis
368 Eröffnungsverzeichnis
Rezensionen zur englischsprachigen Originalausgabe:
Eine schöne und anspruchsvolle Sammlung von modernen Highlights aus dem Spitzenschach ist der jüngste Spross der Gambit-Familie.
Autor Igor Stohl hat dafür 50 Partien aus den Jahren 1993-2000 ausgewählt, die ausnahmslos zwischen Weltklassespielern ausgetragen wurden.
Weitere Kriterien waren ein möglichst spannender und hart umkämpfter Verlauf, der Gelegenheit zu einer sehr ausführlichen Analyse der Partien bietet.
Um einen Eindruck vom Umfang des hier gebotenen Materials zu vermitteln sei erwähnt, dass das Buch stattliche 320 Seiten umfasst, die dazu mit einem Format von 25 x 17cm noch sehr groß sind. Da man mit diesem vielen Platz keineswegs verschwenderisch umgegangen ist wird deutlich, wieviele Analysen und Kommentare der Autor in diese Partien eingearbeitet hat.
Der Schwerpunkt lieg, dabei klar auf den komplexen Mittelspielstellungen und. soweit vorhanden, dem Endspiel, aber auch die Kommentierung der Eröffnungsphase kommt nicht zu kurz. Nach jeder Partie folgt noch einmal eine Zusammenfassung der wichtigsten Momente.
Um die häufig sehr weitgehende Vertiefung in den Varianten genießen zu können ist die Arbeit am Schachbrett oder noch besser am Computer eigentlich unabdingbar, aber bei den gehaltvollen Partien lohnt sich das garantiert.
Auch die Gestaltung und der Druck sind wie bei Gambit gewohnt sehr schön, so dass auch der Preis für dieses schöne Buch voll in Ordnung geht.
Schachmarkt 05/2001
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Auf der einen Seite verdient dieses Buch eine noch ausführlichere Rezension, auf der anderen Seite ließe sich mein Eindruck vielleicht treffender ganz kurz zusammenfassen: Ein einfach großartiges Schachbuch!
Autor ist der in Deutschland durch sein Bundesligaengagement (zuletzt Brett 2 bei SF Neukölln) bekannte slowakische Großmeister Dr. Igor Stohl (ELO 2578). Angesichts schon weitgehend verpackter Schachbücher wegen eines Umzuges kann ich aber momentan wenig zu seinem Lebenslauf sagen. Als Schachautor ist Stohl jedenfalls mir schon gut bekannt, z.B. durch seine Mitarbeit am Turnierbuch über das Interzonenturnier Manila 1990 oder durch Kommentare im Schachinformator oder im ChessBase-Magazin. Nun freilich hat Stohl mit bewundernswertem Aufwand eine Partiensammlung von bleibendem Wert geschaffen. Angeregt dazu wurde er nach eigenen Angaben von einer Rubrik „Partie des Monats", die Mitte der 70er-Jahre in der Schachzeitschrift Ceskoslovensky Sach erschien. In Deutschland gab es ja vergleichbares unter gleichnamigen Titel in der Deutschen Schachzeitung, als Svetozar Gligoric in jeder Ausgabe ausführlich kommentiert eine aktuelle Partie vorstellte. Im Jahre 1994 nahm Stohl diese alte Tradition im Dienste von Ceskoslovensky Sach wieder auf. Die dabei entstandenen Partiekommentare bilden die Grundlage für die vorliegende Sammlung, freilich wurden sie nun nach dem neuesten Stand der Theorie und unter Computerverwendung über-arbeitet, um der „Wahrheit" bei der Stellungsbeurteilung möglichst nahe zu kommen.
Die Auswahl von Partien für eine Sammlung ist angesichts der Partienflut heutiger Tage freilich immer eine subjektive Sache. Stohl jedenfalls hat sich entschieden, fünfzig Partien von Top-Großmeistern aus den Jahren 1993-2000 auszuwählen (darunter sind beispielsweise neun Partien von Kasparow, sieben von Shirov, sechs von Topalov und je fünf von Kramnik und Anand). Auf Partien von ohnehin vielkommentierten WM-Kämpfen hat er verzichtet und lieber Partien möglichst unterschiedlichen Gehalts zusammengestellt So kommen Angriffspartien und intuitive Opfer ebenso vor wie Positionspartien oder Endspiele. Dies tragt in Verbindung mit der Qualität der Partiekommentierung dazu bei, dass die Partiensammlung zugleich als Lehrbuch dienen kann etwa für Mittelspielstrategie oder Endspieltechnik oder auch als Orientierung für den aktuellen Stand der Theorie, der ja berücksichtigt ist.
Der Hauptpluspunkt des Buches wurde ja schon genannt, nämlich die Qualität und Ausführlichkeit der Kommentare. Durchschnittlich sechs nicht gerade kleine Seiten Analyse pro Partie im Zweispaltendruck, dazu reichlich Diagramme und ein Fazit pro Partie, das alles erinnert ein wenig etwa an Kasparows WM-Bucher 85/86 oder an „Jan Timman analysiert Großmeisterpartien" (1982), vielleicht auch an die eine oder andere Analyse Hübners. Die Kommentare beschränken sich dabei nicht, wie manchmal üblich, vorwiegend auf die Eröffnung. Sie enthalten viele Variantenbelege, aber auch zahlreiche Beschreibungen von Lage und möglichen Plänen.
Stohls Kommentare berücksichtigen durchaus frühere Analysen der beteiligten Spieler, sind aber dennoch sehr eigenständig. Das kann man an den wenigen Überschneidungen, etwa mit den Partiensammlungen von Anand und Shirov feststellen. Eine Partie aus Anands „Meine besten Schachpartien" (Olms 98) kommentiert auch Stohl, nämlich Nr. 2, Benjamin - Anand, Groningen 93 (PCA-Qualifikationsturnier zur WM). Eine Reihe von Wendepunkten in der Partie arbeiten beide Großmeister identisch heraus, an anderen Stellen kommt Stohl jedoch zu anderen Urteilen, so analysiert er ausführlich 20.Th4!?, während Anand statt dem Textzug 20. Dh2 nur kurz 20. Ld3 mit eventuellem Sh4 vorschlägt, hält Anands 21. ...e5 für einen zweifelhaften Zug, der besser durch Se7 ersetzt werden sollte und widerspricht Anands Empfehlung 23. ...Ke7 statt 23. ...Se7. Auch mit Shirovs „Fire On Board" gibt es nur eine Überschneidung, die Partie Nr. 15 Shirov - Leko (Belgrad 1995). Shirovs Kommentare beginnen im Grunde erst bei dem überraschenden Zug 23. ...ba4:, da hat Stohl bereits zwei Theorieseiten hinter sich. Shirov gibt nun ohne Variante nur Lekos Empfehlung 23. ...La2!? an, Stohl setzt sich mit diesem Zug und Alternativen auseinander. Im Folgenden kommen dann beide letztlich zu gleichen Schlussfolgerungen und beschäftigen sich dabei besonders ausführlich mit der Alternative 24. ...Df5: 25.Ld2! statt 24.hg5:. Der Vergleich macht deutlich, dass Stohl sehr ausführlich kommentiert und auch Kommentare von Schachkoryphäen keineswegs ungeprüft übernimmt. Wer ausführlich analysiert, setzt sich freilich der Gefahr von Fehlern aus, und vor allem der eine oder andere Großmeister mag solche Fehler im Buch finden. Aber für jeden Leser, der gut kommentierte Partien liebt, ist dieser Arbeitsaufwand und die Risikobereitschaft ein Festschmaus, kann er doch einmal genauer einem Großmeister bei der Analysearbeit über die Schulter gucken, einmal weiter in ungeahnte Variantentiefen von Partien, dazu herausragenden und aktuellen Partien, vordringen. Dafür gebührt dem slowakischen Großmeister der Dank vieler Schachfans. Möge es in einigen Jahren einen Fortsetzungsband geben! Als Verbesserungsvorschläge dafür ließe sich vielleicht anführen, den Band mit Bildern aufzulockern und vor den Partien kurz die Spieler vorzustellen und die Voraussetzungen für die Partie, sprich Turnierlage, zu erwähnen.
Für Anfänger und Ungeduldige ist dieses Buch übrigens kaum geeignet, vielmehr für geübte Vereinsspieler -und - man muss Geduld und Liebe fürs Detail mitbringen. Dann aber wird man dieses Buch mit Genuss und Erkenntnisgewinn lesen.
Helmut Riedl, Rochade Europa 09/01
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Der starke slowakische Großmeister Igor Stohl analysiert 50 Meisterpartien aus den Jahren 1993 bis 2000. Darunter sind etliche moderne Klassiker wie Kasparow-Topalow (Turmopfer samt Königs-Treibjagd übers ganze Brett) oder auch die Internetpartie Kasparow gegen „die Welt". Stohl macht sich ver-dient darum, die an anderer Stelle veröffentlichten Analysen (Informator etc.) kritisch zu überprüfen, er baut Eröffnungsfeatures ein (man erhält so mitunter nützliche Informationen für das eigene Repertoire -z. B. zum sizilianischen Grand-Prix-Angriff). Spitzenschach ist heute allerdings sehr konkret: Analysen der taktisch betonten Abspiele dominieren gegenüber „allgemeinen" Einschätzungen. Von anderen Rezensenten wurde das Buch bereits mit dem längst vergriffenen Klassiker Jan Timman analysiert Großmeisterpartien verglichen. An dessen (oder Nunns) literarische Klasse kommt Igor Stohl indes nicht heran.
Das Buch ist in erster Linie für Spieler mit Titelambitionen (ab etwa Elo 2250) zu empfehlen, nicht zuletzt aufgrund der Eröffnungs-Einblicke.
Harald Keilhack, Schach 02/2002
Der slowakische Großmeister Igor Stohl ist in Deutschland durch sein Bundesligaengagement - zuletzt bei den Schachfreunden Neukölln - gut bekannt. Hier legt der 39-jährige seine 1. Arbeit als alleiniger Autor vor. Kompetent und sehr ausführlich analysiert er 50 Meisterpartien aus den Jahren
1993 bis 2000. Dabei kam ihm seine Funktion als Mitarbeiter der Zeitschrift "Ceskoslovensky Sach" zugute, für die er seit
1994 die Kolumne "Partie des Monats" verfasst. Schon das 2 Fahre zuvor in England erschienene Original fand in der Fachpresse ein hervorragendes Echo - von der amerikanischen Schachföderation erhielt es sogar den Preis für das beste Buch des Jahres. Bibliotheken sollten jedoch berücksichtigen, dass nur geduldige und weit fortgeschrittene Turnierspieler von solchen Werken profitieren. In Verbindung mit dem doch recht stattlichen Preis kommt also nur eine Empfehlung für Großstadtbibliotheken in Betracht. (3)
Wolfgang Franz, ekz-Informationsdienst 01/04
Die englischsprachigen Originalausgaben dieser guten bis außergewöhnlichen (Todsünden) Bücher wurden allesamt in der Zeitschrift Schach, Ausgabe 2/2002 vorgestellt. Besonders bei den „Todsünden" ist es äußerst erfreulich, dass nun auch eine deutsche Ausgabe vorliegt - der mal wissenschaftliche, mal literarische Originaltext mit diversen vom Autor selbst gebastelten Begrifflichkeiten bleibt auch mit fortgeschrittenen Englischkenntnissen nur schwer zugänglich. Der Übersetzer Hans-Peter Remmler (spielt für HP Böblingen in der 2. Bundesliga) hat sich alle Mühe gegeben, „Nicht-Übersetzbares" zu übertragen oder zumindest zu erläutern. Hohes professionelles Niveau ist bei Gambit auch in dieser Beziehung an der Tagesordnung. Weniger problematisch die Übersetzung bei den Schachendspielen - der deutsche Autor übertrug es zurück in seine Muttersprache. Die Anmerkung „Aus dem Englischen übertragen von Karsten Müller" wirkt hier ein wenig kurios.
Harald Keilhack, Schach
„Wer unter die Oberfläche dringt, tut es auf eigene Gefahr," meinte Oscar Wilde. Diesen Sinnspruch unterschreibt der slowakische Großmeister Dr. Igor Stohl wahrscheinlich ohne Zögern. Seit zehn Jahren praktiziert der studierte Jurist Schachforschung in einem nicht einfachen Genre: Der Kommentierung von herausragenden Leistungen der Spitzenkönner. Siegbert Tarrasch, Savielly Tartakower, Richard Reti, Alexander Aljechin, Jan Timman und Jonathan Speelman sind Namen, die den meisten Schachspielern in diesem Zusammenhang sofort in den Sinn kommen. Schreiben über die Produktionen anderer ist eben nicht gleichzusetzen mit der Herausgabe eigener Partien. Es verlangt auch, Merkmale für unterschiedliche Spielstile einer Entwicklungsperiode zu ermitteln. In den letzten beiden Jahrzehnten kam diese Art der Standortbestimmung in Buchform außer Mode. Stohl legt eine Bilanz der Jahre vor der Jahrhundertwende vor. „Instruktive Meisterwerke aus der modernen Schachpraxis" heißt der wenig prickelnde Titel des aus dem Englischen übersetzten Werks, welches 2001 im Original beim Gambit-Verlag erschien. Was verbirgt sich hinter dieser Semantik? Mit den Wort „instruktiv" ist es wie mit dem Terminus „innovativ": Es trägt eine schwammige, aber interessant klingende Gewichtung mit. Während „innovativ" schlicht „neuartig" kennzeichnet, bedeutet „instruktiv" einfach „lehrreich". Ähnlich verhält es sich mit der Eigenschaft „modern", was hier eigentlich „zeitgenössisch" meint. Schon Tarrasch gab 1913 „Die moderne Schachpartie" heraus. Als modern gilt alles, was in jüngster Vergangenheit entstand und in der Gegenwart für bedeutsam erachtet wird. Ein Streifzug durch die Vorworte weit verbreiteter Partiensammlungen erhellt, welche Suchrichtungen an verschiedenen Gezeitenmarken der Schachgeschichte eingeschlagen wurden. Tarrasch, dem Pionier der Systematisierung von Schachwissen nach Wilhelm Steinitz, hing mit dem schmückenden Beinamen „Praeceptor Germaniae" („Lehrmeister der Deutschen") der Ruf an, „zu dogmatisch" den Stand des Schachkönnens in Regeln zu fassen. Im Geiste seiner Epoche, als Universallösungen im gesellschaftlichen starren Kaiserreich vordem ersten Weltkrieg gefragt waren, fasste sich das so in Worte: „Ich beschränke mich nicht auf die vorliegenden Partien, sondern suche den ruhenden Pol in der Erscheinungen Flucht. Ich abstrahiere meist vom speziellen Fall auf das Allgemeine und stelle eine Menge von Grundsätzen und Lehrsätzen auf, deren Erkenntnis die Sicherheit der Spielführung ungemein fordert." (Tarrasch, Die Moderne Schachpartie, 1913) Die Traumatisierung des europäischen Waffengangs setzte in vielen Sphären einen Modernisierungsschub frei. Das Schach blieb in den 1920er Jahren
davon mit einer radikalen Hinterfragung der Spielprinzipien nicht ausgenommen (selbst Tarrasch experimentierte dann mit einer „neuen" Eröffnung!). Tartakower und Reti legten bahnbrechende Partiesammlungen vor. Es galt insbesondere, das Verständnis für noch wenig bekannte Eröffnungssysteme zu wecken: „In Ausführungen einer neuen, dem Plastischen zustrebenden Methode wird im Buche nicht nur das Variantenmäßige, sondern an der Hand besonders markanter Beispiele auch das Wesen des neuen Schachs sowie manche Frage zur Mittelspiel- beziehungsweise zur Endspielstrategie zur grundlegenden Beleuchtung gelangen..." (Tartakower, Die Hypermoderne Partie, 1925) Dem individuelle Stil und psychologischen Momenten widmete Reti Aufmerksamkeit: „Ein Schachlehrbuch kann dem Schachfreund nur ein Begleiter sein, den er bei schlimmen Erfahrungen zu Rate ziehen kann, der ihm neue schlimme Erfahrungen erspart und der ihm in Mußestunden genug von den Schönheiten und Tiefen unserer Kunst zeigt, um ihm die Freude am Schach zu geben, welche die notwendige Voraussetzung des Erfolges ist. Dies sind die Ursachen, welche mich bewogen haben, für dieses Lehrbuch die Form einer Partiensammlung für angemessen zu halten." (Richard Reti, Die Meister des Schachbretts, 1930) Loteten die Klassiker grundsätzliche Schachauffassungen aus, sieht das im letzten Viertel des 20. Jahrhundert gänzlich anders aus. Jeder Zug, jede Wendung steht auf dem Prüfstand: Eröffnungstrends identifizieren, dynamische Übergänge zwischen Spielphasen hinterfragen, Varianten bis in studienhafte Wendungen herunterbrechen, Analysen aus verschiedenen Quellen zusammenführen und bewerten sind in der Nach-Bobby-Fischer-Ära gefordert, als Schach weltweit einen Aufschwung erlebt. Jan Timman unterzog damals das Beste der Besten seinem kritischen Blick: „Ich habe ihnen große Aufmerksamkeit gewidmet und die größtmögliche Genauigkeit angestrebt. Es ist selbstverständlich, dass die Phantasie dabei zuweilen weit ausgeschweift ist. Denn nicht nur das Spiel selbst, sondern auch die Analyse bedarf der Inspiration. " (Jan Timman analysiert Großmeisterpartien, 1982)
In die Tradition der Holländers möchte sich Stohl einreihen, wie er freimütig äußert. Der Vize-Juniorenweltmeister von 1982 begann 1994 für die Zeitschrift Ceskoslovensky Sach die Rubrik „Partie des Monats" wiederzubeleben. Diese Beiträge mit bis zu zwei A-4-Seiten bildeten die Keimzellen für die Zusammenstellung von 50 Toppartien aus den Jahren 1993 bis 2000. Vom Verlag bekommen sie noch das Prädikat „sensationell", aber der Großmeister aus Bratislava ist - wie er ebenfalls im Vorwort darlegt -nicht allein an spektakulären Momenten interessiert: „Ein typisches Merkmal des modernen Schachs ist seine Komplexität; heutzutage wird eine Partie zwischen ebenbürtigen Gegnern nur sehr selten durchweg von einem einzigen Thema dominiert. Flexibilität hat üblicherweise Vorrang vor langfristiger Planung; insbesondere irrationale und spannungsgeladenen Aufeinandertreffen sind reich an taktischen und strategischen Motiven." Sicher sind nicht die Aufeinandertreffen irrational, sondern nur die Kapriolen, die innerhalb der Bandbreite zwischen soliden Varianten mit geringer Gewinnerwartung und risikoreichem Spiel mit Ungewissem Ausgang stattfinden. Gleichgewichtsstörungen mit bewusster Verletzung etablierter Prinzipien können natürlich zugespitzten Turniersituationen geschuldet sein, sie mögen aber ebenso typisch für unorthodoxe Lösungen sein, die rechengewaltige „Freunde" auf Notebook-Festplatten der Schachelite suggerieren. Die digitale Orientierung prägt - im Vergleich zu den 70er und 80er Jahren - zweifellos den Schachsport. Dieser Tendenz trägt Stohl Rechnung, freilich ohne sich völlig in die Kontrolle der elektronischen Unterstützung zu begeben. Lehrhaftes zu illustrieren bleibt immer noch das intellektuelle Vergnügen des Menschen. Was bietet der Slowake vor diesem Hintergrund?
Umfang: Volle 358 großformatige Seiten nonstop für 50 Partien stecken einen gewichtigen Rahmen ab (physisch 666 Gramm!). Prominent vertreten sind Kasparow achtmal, Shirov und Topalov je sechsmal, Kramnik fünfmal, Anand und Gelfand je viermal. Bei Eröffnungen liegt der Schwerpunkt auf Sizilianisch zehnmal, Spanisch, Damenindisch und Englisch je viermal, abgelehntes Damengambil, Caro-Kann und Halbslawisch je dreimal. Neben den bekannten Spitzenturnieren tauchen vereinzelt Partien aus im deutschsprachigen Raum weniger wahrgenommenen Veranstaltungen auf (z. B. spanische Mannschaftsmeisterschaft, russischen und niederländischen Einzelmeisterschaften oder Zweikämpfen in Norwegen oder Tschechien). Leistungen von Kasparow oder Shirov erhalten zehn und mehr Seiten.
Methodik: Die Art der Präsentation ist nicht revolutionär, zeichnet sich aber trotz der Variantentiefe durch Übersichtlichkeit und hilfreiche Didaktik aus. Es sind die kleinen Dinge, die das Arbeiten erleichtern: Viele Diagramme ermöglichen den Einstieg in verschiedene Partiephasen. Selbst wenn ein Zug tief untersucht wird (manchmal bis zu zwei Seiten), geht dem Leser in den Verästelungen nicht der Blick verloren: Diagramme schaffen Fixpunkte, Textpassagen trennen Hauptvarianten, Varianten sind im Layout in Absätze gesetzt. Besonders inspirierend lesen sich die Rekapitulierungen der Partien (siehe Beispiel unten). Da davon ausgegangen werden kann, dass der potentielle Leser ein überdurchschnittliches Quantum an Zeit mitbringt, kann hierzu folgendes Prozedere vorgeschlagen werden: Erst die Partie ohne Varianten in einem Zug durchspielen, Zusammenfassung anschauen und dann entweder von vorne mit Abspielen oder an interessanten Stellen einsteigen. In einer Sitzung wird man wahrscheinlich nur die kürzeren Partien schaffen. Auf alle Fälle können die Zusammenfassungen ein Vorbild für die Bilanzlegung eigener Partien sein. Stohl zeigt, dass das Fassen in Worte eine erkenntnisreiche und spannende Sache ist. Themenbreite: Nicht nur die Partienresümees stärken das Schachverständnis. Durch den Mix verschiedener Quellen (eigene Analyse, Analysen der Beteiligten, Computercheck, sonstige Veröffentlichungen) gelingt es, im Rückblick für alle Partiephasen beispielhafte Merkmale zu orten. Bei Eröffnungen nimmt das nicht wunder, da der Neuköllner Bundesligaspieler seit Jahren auf dem Gebiet für ChessBase tätig ist. Theoriediskussionen werden bei allen 50 Partien bilanziert, aber für einige Systeme (sizilia-nische Richter-Rauser-Variante, Halbslawisch und angenommenes Damengambit) werden gerade an der Schnittstelle zwischen Eröffnung und Mittelspiel umfassende, eigenständige Analysen präsentiert. Mittelspieltaktik ist - wie bereits beim Umfang erwähnt - u. a. Domäne von Kasparow (Partien gegen Topalov, Wijk aan Zee 1999 und gegen Short) und Shirov (Partie gegen Hracek, Ostrava 1998 und Nisipeanu, Las Vegas 1999).
Allein die Erinnerung an diese Balanceakte lohnt die Anschaffung. Noch praxisrelevanter erscheint allerdings, dass Stohl in Stellungen mit sichtbar wenig konkreten Fortsetzungen Gründe für das Abwägen anführt (z. B. Entscheidungen rund um Zeitkontrollen, falscher Einsatz von Taktik, positionelle Figurenopfer, bessere Defensivmethoden, Wert von Leichtfiguren in bestimmten Stellungstypen). Endspiele kom-
men weniger vor, obwohl zwei Beispiele (Turmendspiel aus Torre - Iwantschuk, Jerewan 1996 und Turmendspiel plus unterschiedliche Leichtfigur aus Kramnik - Gelfand, Belgrad 1997) ausführlich Figurenwirkungen in der finalen Phase zeigen. Wohltuend zurückhaltend werden Computeranalysen erwähnt; eigentlich nur, wenn der Computer etwas Spielbares findet, was dem menschlichen Denken fern liegt. Das folgende Beispiel aus der Kategorie „intuitives Opfer" steht exemplarisch für Mittelspiele, wie sie in diesem Buch überwiegend vorkommen. Auf Nachfrage nannte Stohl es seine Lieblingspartie. Hier kann nur mit derZeichenkommentierung verdeutlicht werden, wo Kritisches erwartet werden darf. Die Analyse der gesamten Partie des 13. Weltmeisters umfasst 13 Seiten mit 17 Diagrammen!
Nimzowitschindisch E 20 G. Kasparow - N. Short Sarajewo 1999
1. d4 Sf6 2. c4 e6 3. Sc3 Lb4 4. SO c5 5. g3 0-0 6. Lg2 cxd4 7. Sxd4 d5 8. cxdS Sxd5 9. Ld2 Lxc3 10. bxc3 Sb6!? 11. Le3!? Sd5 12. Dd2 Sd7 13. LgS! Dc7 14. Sb5 Dc5 15. c4! Dxc4 16. Tbl S7b6 17. 0-0 h6!? 18. Lxh6!
18. ...gxh6 19. e4 Se7 20. Tfcl Da4 21. Dxh6 Ld7 22. Tc5 Sg6 23. Tg5 Dc2 24. Sa3! Dd3! 25. h4 Dxa3 26. h5? De7 27. e5 Le8! 28. Le4 f5 29. exfö Txfö 30. hxg6?! Dg7? 31. Dh7+ Kf8 32. Dh4 Tc8? 33. Th5! Lxg6 34. Th8+ Kf7 35. Txc8 Sxc8 36. Txb7+ Se7 37. Lxg6+ Dxg6 38. Db4 Df5 39. Dxe7+ Kg6 40. Dh7+ 1:0
Zusammenfassung:
„Nach Shorts ungewöhnlichem 10. ...Sb6!? und insbesondere nach seinem ersten neuen Zug 11. ...Sd5 erkannte Kasparow schnell, dass er aufgrund seiner strukturellen Schwächen mit langsamen Methoden nicht um Vorteil kämpfen konnte. Daher musste die Rochade warten (11. Le3!?, 13. Lg5!, 14. Sb5), während Weiß den ehrgeizigen Plan verfolgte, das Zentrum zu öffnen und die normale Entwicklung des Nachziehenden zu stören, was in dem Bauernopfer 14. c4! gipfelte. In derartigen dynamischen Situationen verfügt Kasparow über eine außergewöhnliche Intuition. Hier fehlte dem
Nachziehenden immer ein einziges lebenswichtiges Tempo zur Konsolidierung. Im ersten Teil der Partie fand der größte Teil der Kampfhandlungen am Damenflügel statt, wobei der Einfluss des weißen Fianchettoläufers eine wichtige Rolle spielte, aber dies änderte sich nach 17. 0-0. Short erkannte, dass er seine Kräfte nur koordinieren konnte, wenn er eine Schwächung seines Königsflügels in Kauf nahm und damit zu einem gefährlichen Opferangriff einlud. Vermutlich ebenfalls intuitiv entschied er sich dafür, diese Entscheidung nicht zurückzustellen (17. ...h6!?), wobei er richtigerweise davon ausging, dass es sowieso keinen , sicheren' Ausweg gab. Nach 21.Dxh6 blieben allgemeine Erwägungen größtenteils auf der Strecke, und es ging hauptsächlich darum, ob die schwarze Dame in der Lage sein würde, dem König zu helfen (was sie häufig auch aus der Entfernung tun kann; z. B. von al oderaS aus). Die nachfolgenden logischen Züge erhöhten die Spannung und nach 23. Tg5 befand sich Schwarz in einer psychologisch sehr unangenehmen Lage. Weiß hatte ein garantiertes Remis und verfügte über eine große Zahl gefährlicher Angriffsideen, die bei laufender Uhr nur sehr schwer alle im Auge zu behalten sind. 23. ...Dc2 war spielbar, aber sogar hier gilt die allgemeine Regel .Abtausch erleichtert die Verteidigung' -
23. ...Lxb5!? war eine sehr brauchbare Alternative.
Die Schlacht wogte weiterhin praktisch auf dem gesamten Brett hin und her. Nach
24. Sa3! blieb der Springer am Leben und trug in vielen Varianten zum weißen Angriff bei. Es ist schade, dass Kasparow erst unmittelbar nach der Partie auf 25. Tb3! hinwies und die faszinierenden Abspiele hinter den Kulissen blieben. Mit 26. h5? überspannte Kasparow dann wirklich den Bogen, aber als der weiter Druck ausübte (30. hxg6?! anstelle von 30. Lxh6), ließ Short in Zeitnot mit 32. ...Tc8? den Wechsel der Reihenfolge der weißen Schwerfiguren auf der h-Linie zu und brachte sich damit selbst zu Fall."
Stohl bietet keine leichte, aber leicht verdaubare Kost. Er zeigt dem Leser, was den Gehalt einer Partie ausmacht. Natürlich ist dies mit der heutigen Informationsmenge leichter, aber die Kunst besteht darin, die Quintessenz zu finden, d. h. das Wichtige von Unwichtigem zu scheiden und darüber hinaus Trends und Regeln einzuflechten. Hier leistete Stohl Substanzielles und schaffte es en passant, - was vielen großen Schachdenkern leider weniger gegeben ist - schachschriftstellerisch an die Großen der Zunft anzuknüpfen. Insbesondere Spieler ab DWZ 1900 sollten aufmerken: Uneingeschränkt empfehlenswert!
Harald Fietz, Schachmagazin 64 05/2004
Der Titel des vorliegenden Werkes kommt schon ein wenig angestaubt daher. Mit den semantisch schwer zu greifenden Adjektiven „instruktiv" und „modern" lockt man m.E. keinen mehr hinter den Ofen vor. Obwohl sich der tscheHalbtagsprofi (spielt seit Jahfür die Berliner Amateurtruppe Neukölln in der ersten Bundesliga) als „Chefanalyst" beim Hamburger Chessbase-Verlag einen guten Ruf erarbeitet hat, war ich im Vorfeld meiner Rezeneher skeptisch eingestellt. Aber um es vorweg zu nehmen, der gestelzte ist Titel fast das Einzige, was man in diesem hervorragenden Werk kritisieren kann.
Im Vorwort stellt sich der Vize-Junio1982 einen hohen Anspruch. Er möchte mit der Partienin die Fußstapfen solcher Klassiker wie, "Jan Timman analysiert Großmeisterpartie" von 1982 treten. Der promovierte Jurist legt sich die Messlatte in einem schwierigen Metier selbst sehr hoch: Werke, die sich mit Kommentierung von Spitzenschach beschäftigen, sind quasi seit 20 Jahren ausgestorben. Neben Timmans Werk ist vor allem noch Jon Speelmann Ender 70er-Jahre und leider vergriffeWerk „Best Games from 1970-80" zu nennen.
Basis seiner 50 ausführlich kommenPartie ist - wie übrigens bei Speelmann auch - eine vor knapp 10 Jahren begonnene „Schachrubrik „Pardes Monats" in der Zeitschrift „Ceskoslovensky Sach". Auf prallen 368 Seiten nimmt sich Stohl Spitzenleistungen aus den Jahren 1993-2000 gründlich unter Lupe. Der hervorragende Theoretiker gibt zu den behandelnden Eröffnungen wohltuend jeweils eine kleine „Entwicklungsgevon scharfen Varianten, z.B. den Anfang der 80er-Jahre so gefürchteten „Englischen Angriff'. Als „moEinfluss kann sicherlich das Überwiegen der Sizilianischen Partie ausmachen, welches mit ein Fünftel des Materials - 10 Partien - eine dominante Stellung einnimmt. Ein weiteres positives Faktum stellen die an der wichtigen Übergangsphase von der Eröffnung zum Mittelspiel eigenen Anades Autors dar. Mit dieser herOrientierung liegt er in bester Gesellschaft mit den bemerEröffnungswerken von Suetin („Grundlagen des modernen Eröffnungsspiel") und Kallai („Das Buch der Eröffnungen"). Der Focus des Buches liegt aber deutim Bereich des Mittelspiels. Der aus Bratislava stammende 39-Jähunterteilt die Partien in fünf verMerkmale. Solche fantastiAngriffsleistungen wie z.B. Kasparow - Topalow (Wijk aan Zee 1999) und Stohls Lieblingspartie Kasparow - Short (Sarajewo 1999) zählt er z.B. zum Bereich „der intuitiven Opfer". Aber auch den wichtigen Bereich der Technik lässt er brillianten Beispielen wie z.B. Shirow - Lautier (Spanien-Team 1998) genügend Raum. Sehr lestellt sich hierbei die Präsentation des Materials dar. Jeder Partie werden bei dem Großformat von 25 x 17 cm im Durchschnitt sieben zweispaltige Seiten gewidmet. Viele Diagramme ermöglichen den flexiblen Einstieg in Partiephasen und durch die umfangreichen Textpassagen verliert der Leser trotz großer Variantenfülle nie den Überblick.
Besonders gefallen hat mir die Zusamdes Partieverlaufes. Die Methode der „Rekapitulierung" ist meines Wissens neu und könnte vor allem für das Bilanzieren der eigenen Partie sehr hilfreich sein.
Fazit: Wie schon Harald Fietz in seiRezension (Schach 64, Nr. 5, S. 135-136) richtig vermutet, braucht der geneigte Leser ausreichend Zeit (wie z.B. bei der o.g. Lieblingspartie des Autors, die er auf insgesamt 17 Seiten analysiert), um von der Quintessenz Stohls zu profitieren. Des Weiteren sollte m.E. der ambitionierte Schacher schon über eine Spielärke von mindestens DWZ 1800 verügen, um von den vielen z. T. umAnalysen Nutzen zu zie
Aber nicht nur Lernwilligen ist dieses Buch zu empfehlen. Auf Grund der o.g. Struktur (viele Diagramme und Textpassagen) kann sich das Material auch für A-C Kadertrainer als nützliLehrmaterial erweisen. Diese Partiensammlung eignet sich hervorragend zur „Ergänzung" des ebenfalls in deutscher Sprache überBestsellers Watson („Die Geder modernen SchachstrateStohl bezieht sich im Vorwort auf den genialen Schachjournalist) und Rowson („Die sieben tödlichen Schachsünden"). Ich behaupte mal kühn, dass jeder Amateur, der diese drei Bücher ernsthaft studiert, seine Spielstärke um mindestens 100 Punkte steigern wird!
Aber wie es der große Reti schon in seiner Partiensammlung so schön forhat, kann:
"Ein Lehrbuch...nur ein Begleiter sein, den er bei schlimmen Erfahrungen zuziehen kann, der ihm neue schlimErfahrung erspart und der ihm in Mußestunden genug von den Schönund Tiefen unserer Kunst zeigt um ihm die Freunde am Schach zu gewelche die notwendige Voraussetdes Erfolge ist!" Richard Reti "Die Meister des Schachbretts" 1930) Diese Freude hat mir Stohls Buch -wieder - gegeben und kann es deshalb nur wärmstens empfehlen!
FM Jürgen Brustkern, Rochade Europa 04/2004
Mit Instruktive Meisterwerke aus der ModerSchachpraxis, dessen 2001 erschienenes englisches Original mit dem Preis der US-Schachförderation für das beste Buch ausgewurde, und das nun in deutscher Übervon Hans-Peter Hansen vorliegt, ist Igor Stohl ein großer Wurf gelungen. Der slowakische Großmeister präsentiert 50 der interessantesten Partien aus den Jahren 1993 bis 2000. Stohl griff dabei auf seine Kolumne in Ceskoslovesky Sach zurück, in der er jeden Monat eine Großmeisterpartie vorstellt. Allerhat er seine Analysen für sein Buch gründlich überarbeitet.
Stohl berücksichtigt bei seinen Darlegungen Spieler-Kommentare, vorhergehende Veröffentund intensive Computeranalysen, geht aber weit über sie hinaus. Allerdings braucht es Zeit, sich auf die über Seiten hinErläuterungen des Autors einzuWer diese Muße jedoch hat, wird Instruktive Meisterwerke mit großer Freude und Gewinn lesen.
Analysen solcher Tiefe findet man selten und der Leser mag an den Klassiker Jan Timman analysiert Großmeisterpartien erinnert sein. Aber da Stohl nicht nur Varianten erläutert, sondern auch die Geschichte einer Begegnung erzählt, und zeigt, welch Motive sich hinter bestimmten Zügen verbergen, gerät die Lektüre nie zu einer trockenen Kost. Da es nicht selten die Vorlieben einzelner Spieler sind, die erären, warum sie bestimmte Varianten wählen, gelingt es Stohl die Spielweise und Partieanlage der Spitzenspieler nachvollziehbar zu machen.
Besonders gelungen ist die ausführliche Zuam Ende jeder Partie, die den Spielverlauf und die wichtigsten Momente komprimiert rekapituliert.
Vielleicht vermisst mancher bei Stohls Auswahl die eine oder andere Partie, doch seine Zusamist mit Bedacht gewählt, werden doch in den Partien Aspekte moderner Schachdeutlich. Instruktive Meisterwerke kann als Ergänzung zu den herausragenden Werken Secrets of Modern Chess Strategy und Chess Strategy in Action von John Watson gelesen werden. Ohne so systematisch zu sein wie diese Bücher, illustriert und belegt Stohl durch seine Auswahl doch die von Watson aufVeränderungen der Spielweise am Ende des 20. Jahrhunderts.
Instrukive Meisterwerke wendet sich vor allem an ambitionierte Spieler mit einer Ratingzahl von über 2000 und garantiert erheblichen Erkenntnisgewinn. Ein absolut empfehlensBuch.
Zeitschrift KARL 01/2004
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Eine schöne und anspruchsvolle Sammlung von modernen Highlights aus dem Spitzenschach ist der jüngste Spross der Gambit-Familie.
Autor Igor Stohl hat dafür 50 Partien aus den Jahren 1993-2000 ausgewählt, die ausnahmslos zwischen Weltklassespielern ausgetragen wurden.
Weitere Kriterien waren ein möglichst spannender und hart umkämpfter Verlauf, der Gelegenheit zu einer sehr ausführlichen Analyse der Partien bietet.
Um einen Eindruck vom Umfang des hier gebotenen Materials zu vermitteln sei erwähnt, dass das Buch stattliche 320 Seiten umfasst, die dazu mit einem Format von 25 x 17cm noch sehr groß sind. Da man mit diesem vielen Platz keineswegs verschwenderisch umgegangen ist wird deutlich, wieviele Analysen und Kommentare der Autor in diese Partien eingearbeitet hat.
Der Schwerpunkt lieg, dabei klar auf den komplexen Mittelspielstellungen und. soweit vorhanden, dem Endspiel, aber auch die Kommentierung der Eröffnungsphase kommt nicht zu kurz. Nach jeder Partie folgt noch einmal eine Zusammenfassung der wichtigsten Momente.
Um die häufig sehr weitgehende Vertiefung in den Varianten genießen zu können ist die Arbeit am Schachbrett oder noch besser am Computer eigentlich unabdingbar, aber bei den gehaltvollen Partien lohnt sich das garantiert.
Auch die Gestaltung und der Druck sind wie bei Gambit gewohnt sehr schön, so dass auch der Preis für dieses schöne Buch voll in Ordnung geht.
Schachmarkt 05/2001
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Auf der einen Seite verdient dieses Buch eine noch ausführlichere Rezension, auf der anderen Seite ließe sich mein Eindruck vielleicht treffender ganz kurz zusammenfassen: Ein einfach großartiges Schachbuch!
Autor ist der in Deutschland durch sein Bundesligaengagement (zuletzt Brett 2 bei SF Neukölln) bekannte slowakische Großmeister Dr. Igor Stohl (ELO 2578). Angesichts schon weitgehend verpackter Schachbücher wegen eines Umzuges kann ich aber momentan wenig zu seinem Lebenslauf sagen. Als Schachautor ist Stohl jedenfalls mir schon gut bekannt, z.B. durch seine Mitarbeit am Turnierbuch über das Interzonenturnier Manila 1990 oder durch Kommentare im Schachinformator oder im ChessBase-Magazin. Nun freilich hat Stohl mit bewundernswertem Aufwand eine Partiensammlung von bleibendem Wert geschaffen. Angeregt dazu wurde er nach eigenen Angaben von einer Rubrik „Partie des Monats", die Mitte der 70er-Jahre in der Schachzeitschrift Ceskoslovensky Sach erschien. In Deutschland gab es ja vergleichbares unter gleichnamigen Titel in der Deutschen Schachzeitung, als Svetozar Gligoric in jeder Ausgabe ausführlich kommentiert eine aktuelle Partie vorstellte. Im Jahre 1994 nahm Stohl diese alte Tradition im Dienste von Ceskoslovensky Sach wieder auf. Die dabei entstandenen Partiekommentare bilden die Grundlage für die vorliegende Sammlung, freilich wurden sie nun nach dem neuesten Stand der Theorie und unter Computerverwendung über-arbeitet, um der „Wahrheit" bei der Stellungsbeurteilung möglichst nahe zu kommen.
Die Auswahl von Partien für eine Sammlung ist angesichts der Partienflut heutiger Tage freilich immer eine subjektive Sache. Stohl jedenfalls hat sich entschieden, fünfzig Partien von Top-Großmeistern aus den Jahren 1993-2000 auszuwählen (darunter sind beispielsweise neun Partien von Kasparow, sieben von Shirov, sechs von Topalov und je fünf von Kramnik und Anand). Auf Partien von ohnehin vielkommentierten WM-Kämpfen hat er verzichtet und lieber Partien möglichst unterschiedlichen Gehalts zusammengestellt So kommen Angriffspartien und intuitive Opfer ebenso vor wie Positionspartien oder Endspiele. Dies tragt in Verbindung mit der Qualität der Partiekommentierung dazu bei, dass die Partiensammlung zugleich als Lehrbuch dienen kann etwa für Mittelspielstrategie oder Endspieltechnik oder auch als Orientierung für den aktuellen Stand der Theorie, der ja berücksichtigt ist.
Der Hauptpluspunkt des Buches wurde ja schon genannt, nämlich die Qualität und Ausführlichkeit der Kommentare. Durchschnittlich sechs nicht gerade kleine Seiten Analyse pro Partie im Zweispaltendruck, dazu reichlich Diagramme und ein Fazit pro Partie, das alles erinnert ein wenig etwa an Kasparows WM-Bucher 85/86 oder an „Jan Timman analysiert Großmeisterpartien" (1982), vielleicht auch an die eine oder andere Analyse Hübners. Die Kommentare beschränken sich dabei nicht, wie manchmal üblich, vorwiegend auf die Eröffnung. Sie enthalten viele Variantenbelege, aber auch zahlreiche Beschreibungen von Lage und möglichen Plänen.
Stohls Kommentare berücksichtigen durchaus frühere Analysen der beteiligten Spieler, sind aber dennoch sehr eigenständig. Das kann man an den wenigen Überschneidungen, etwa mit den Partiensammlungen von Anand und Shirov feststellen. Eine Partie aus Anands „Meine besten Schachpartien" (Olms 98) kommentiert auch Stohl, nämlich Nr. 2, Benjamin - Anand, Groningen 93 (PCA-Qualifikationsturnier zur WM). Eine Reihe von Wendepunkten in der Partie arbeiten beide Großmeister identisch heraus, an anderen Stellen kommt Stohl jedoch zu anderen Urteilen, so analysiert er ausführlich 20.Th4!?, während Anand statt dem Textzug 20. Dh2 nur kurz 20. Ld3 mit eventuellem Sh4 vorschlägt, hält Anands 21. ...e5 für einen zweifelhaften Zug, der besser durch Se7 ersetzt werden sollte und widerspricht Anands Empfehlung 23. ...Ke7 statt 23. ...Se7. Auch mit Shirovs „Fire On Board" gibt es nur eine Überschneidung, die Partie Nr. 15 Shirov - Leko (Belgrad 1995). Shirovs Kommentare beginnen im Grunde erst bei dem überraschenden Zug 23. ...ba4:, da hat Stohl bereits zwei Theorieseiten hinter sich. Shirov gibt nun ohne Variante nur Lekos Empfehlung 23. ...La2!? an, Stohl setzt sich mit diesem Zug und Alternativen auseinander. Im Folgenden kommen dann beide letztlich zu gleichen Schlussfolgerungen und beschäftigen sich dabei besonders ausführlich mit der Alternative 24. ...Df5: 25.Ld2! statt 24.hg5:. Der Vergleich macht deutlich, dass Stohl sehr ausführlich kommentiert und auch Kommentare von Schachkoryphäen keineswegs ungeprüft übernimmt. Wer ausführlich analysiert, setzt sich freilich der Gefahr von Fehlern aus, und vor allem der eine oder andere Großmeister mag solche Fehler im Buch finden. Aber für jeden Leser, der gut kommentierte Partien liebt, ist dieser Arbeitsaufwand und die Risikobereitschaft ein Festschmaus, kann er doch einmal genauer einem Großmeister bei der Analysearbeit über die Schulter gucken, einmal weiter in ungeahnte Variantentiefen von Partien, dazu herausragenden und aktuellen Partien, vordringen. Dafür gebührt dem slowakischen Großmeister der Dank vieler Schachfans. Möge es in einigen Jahren einen Fortsetzungsband geben! Als Verbesserungsvorschläge dafür ließe sich vielleicht anführen, den Band mit Bildern aufzulockern und vor den Partien kurz die Spieler vorzustellen und die Voraussetzungen für die Partie, sprich Turnierlage, zu erwähnen.
Für Anfänger und Ungeduldige ist dieses Buch übrigens kaum geeignet, vielmehr für geübte Vereinsspieler -und - man muss Geduld und Liebe fürs Detail mitbringen. Dann aber wird man dieses Buch mit Genuss und Erkenntnisgewinn lesen.
Helmut Riedl, Rochade Europa 09/01
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Der starke slowakische Großmeister Igor Stohl analysiert 50 Meisterpartien aus den Jahren 1993 bis 2000. Darunter sind etliche moderne Klassiker wie Kasparow-Topalow (Turmopfer samt Königs-Treibjagd übers ganze Brett) oder auch die Internetpartie Kasparow gegen „die Welt". Stohl macht sich ver-dient darum, die an anderer Stelle veröffentlichten Analysen (Informator etc.) kritisch zu überprüfen, er baut Eröffnungsfeatures ein (man erhält so mitunter nützliche Informationen für das eigene Repertoire -z. B. zum sizilianischen Grand-Prix-Angriff). Spitzenschach ist heute allerdings sehr konkret: Analysen der taktisch betonten Abspiele dominieren gegenüber „allgemeinen" Einschätzungen. Von anderen Rezensenten wurde das Buch bereits mit dem längst vergriffenen Klassiker Jan Timman analysiert Großmeisterpartien verglichen. An dessen (oder Nunns) literarische Klasse kommt Igor Stohl indes nicht heran.
Das Buch ist in erster Linie für Spieler mit Titelambitionen (ab etwa Elo 2250) zu empfehlen, nicht zuletzt aufgrund der Eröffnungs-Einblicke.
Harald Keilhack, Schach 02/2002
Der slowakische Großmeister Igor Stohl ist in Deutschland durch sein Bundesligaengagement - zuletzt bei den Schachfreunden Neukölln - gut bekannt. Hier legt der 39-jährige seine 1. Arbeit als alleiniger Autor vor. Kompetent und sehr ausführlich analysiert er 50 Meisterpartien aus den Jahren
1993 bis 2000. Dabei kam ihm seine Funktion als Mitarbeiter der Zeitschrift "Ceskoslovensky Sach" zugute, für die er seit
1994 die Kolumne "Partie des Monats" verfasst. Schon das 2 Fahre zuvor in England erschienene Original fand in der Fachpresse ein hervorragendes Echo - von der amerikanischen Schachföderation erhielt es sogar den Preis für das beste Buch des Jahres. Bibliotheken sollten jedoch berücksichtigen, dass nur geduldige und weit fortgeschrittene Turnierspieler von solchen Werken profitieren. In Verbindung mit dem doch recht stattlichen Preis kommt also nur eine Empfehlung für Großstadtbibliotheken in Betracht. (3)
Wolfgang Franz, ekz-Informationsdienst 01/04
Die englischsprachigen Originalausgaben dieser guten bis außergewöhnlichen (Todsünden) Bücher wurden allesamt in der Zeitschrift Schach, Ausgabe 2/2002 vorgestellt. Besonders bei den „Todsünden" ist es äußerst erfreulich, dass nun auch eine deutsche Ausgabe vorliegt - der mal wissenschaftliche, mal literarische Originaltext mit diversen vom Autor selbst gebastelten Begrifflichkeiten bleibt auch mit fortgeschrittenen Englischkenntnissen nur schwer zugänglich. Der Übersetzer Hans-Peter Remmler (spielt für HP Böblingen in der 2. Bundesliga) hat sich alle Mühe gegeben, „Nicht-Übersetzbares" zu übertragen oder zumindest zu erläutern. Hohes professionelles Niveau ist bei Gambit auch in dieser Beziehung an der Tagesordnung. Weniger problematisch die Übersetzung bei den Schachendspielen - der deutsche Autor übertrug es zurück in seine Muttersprache. Die Anmerkung „Aus dem Englischen übertragen von Karsten Müller" wirkt hier ein wenig kurios.
Harald Keilhack, Schach
„Wer unter die Oberfläche dringt, tut es auf eigene Gefahr," meinte Oscar Wilde. Diesen Sinnspruch unterschreibt der slowakische Großmeister Dr. Igor Stohl wahrscheinlich ohne Zögern. Seit zehn Jahren praktiziert der studierte Jurist Schachforschung in einem nicht einfachen Genre: Der Kommentierung von herausragenden Leistungen der Spitzenkönner. Siegbert Tarrasch, Savielly Tartakower, Richard Reti, Alexander Aljechin, Jan Timman und Jonathan Speelman sind Namen, die den meisten Schachspielern in diesem Zusammenhang sofort in den Sinn kommen. Schreiben über die Produktionen anderer ist eben nicht gleichzusetzen mit der Herausgabe eigener Partien. Es verlangt auch, Merkmale für unterschiedliche Spielstile einer Entwicklungsperiode zu ermitteln. In den letzten beiden Jahrzehnten kam diese Art der Standortbestimmung in Buchform außer Mode. Stohl legt eine Bilanz der Jahre vor der Jahrhundertwende vor. „Instruktive Meisterwerke aus der modernen Schachpraxis" heißt der wenig prickelnde Titel des aus dem Englischen übersetzten Werks, welches 2001 im Original beim Gambit-Verlag erschien. Was verbirgt sich hinter dieser Semantik? Mit den Wort „instruktiv" ist es wie mit dem Terminus „innovativ": Es trägt eine schwammige, aber interessant klingende Gewichtung mit. Während „innovativ" schlicht „neuartig" kennzeichnet, bedeutet „instruktiv" einfach „lehrreich". Ähnlich verhält es sich mit der Eigenschaft „modern", was hier eigentlich „zeitgenössisch" meint. Schon Tarrasch gab 1913 „Die moderne Schachpartie" heraus. Als modern gilt alles, was in jüngster Vergangenheit entstand und in der Gegenwart für bedeutsam erachtet wird. Ein Streifzug durch die Vorworte weit verbreiteter Partiensammlungen erhellt, welche Suchrichtungen an verschiedenen Gezeitenmarken der Schachgeschichte eingeschlagen wurden. Tarrasch, dem Pionier der Systematisierung von Schachwissen nach Wilhelm Steinitz, hing mit dem schmückenden Beinamen „Praeceptor Germaniae" („Lehrmeister der Deutschen") der Ruf an, „zu dogmatisch" den Stand des Schachkönnens in Regeln zu fassen. Im Geiste seiner Epoche, als Universallösungen im gesellschaftlichen starren Kaiserreich vordem ersten Weltkrieg gefragt waren, fasste sich das so in Worte: „Ich beschränke mich nicht auf die vorliegenden Partien, sondern suche den ruhenden Pol in der Erscheinungen Flucht. Ich abstrahiere meist vom speziellen Fall auf das Allgemeine und stelle eine Menge von Grundsätzen und Lehrsätzen auf, deren Erkenntnis die Sicherheit der Spielführung ungemein fordert." (Tarrasch, Die Moderne Schachpartie, 1913) Die Traumatisierung des europäischen Waffengangs setzte in vielen Sphären einen Modernisierungsschub frei. Das Schach blieb in den 1920er Jahren
davon mit einer radikalen Hinterfragung der Spielprinzipien nicht ausgenommen (selbst Tarrasch experimentierte dann mit einer „neuen" Eröffnung!). Tartakower und Reti legten bahnbrechende Partiesammlungen vor. Es galt insbesondere, das Verständnis für noch wenig bekannte Eröffnungssysteme zu wecken: „In Ausführungen einer neuen, dem Plastischen zustrebenden Methode wird im Buche nicht nur das Variantenmäßige, sondern an der Hand besonders markanter Beispiele auch das Wesen des neuen Schachs sowie manche Frage zur Mittelspiel- beziehungsweise zur Endspielstrategie zur grundlegenden Beleuchtung gelangen..." (Tartakower, Die Hypermoderne Partie, 1925) Dem individuelle Stil und psychologischen Momenten widmete Reti Aufmerksamkeit: „Ein Schachlehrbuch kann dem Schachfreund nur ein Begleiter sein, den er bei schlimmen Erfahrungen zu Rate ziehen kann, der ihm neue schlimme Erfahrungen erspart und der ihm in Mußestunden genug von den Schönheiten und Tiefen unserer Kunst zeigt, um ihm die Freude am Schach zu geben, welche die notwendige Voraussetzung des Erfolges ist. Dies sind die Ursachen, welche mich bewogen haben, für dieses Lehrbuch die Form einer Partiensammlung für angemessen zu halten." (Richard Reti, Die Meister des Schachbretts, 1930) Loteten die Klassiker grundsätzliche Schachauffassungen aus, sieht das im letzten Viertel des 20. Jahrhundert gänzlich anders aus. Jeder Zug, jede Wendung steht auf dem Prüfstand: Eröffnungstrends identifizieren, dynamische Übergänge zwischen Spielphasen hinterfragen, Varianten bis in studienhafte Wendungen herunterbrechen, Analysen aus verschiedenen Quellen zusammenführen und bewerten sind in der Nach-Bobby-Fischer-Ära gefordert, als Schach weltweit einen Aufschwung erlebt. Jan Timman unterzog damals das Beste der Besten seinem kritischen Blick: „Ich habe ihnen große Aufmerksamkeit gewidmet und die größtmögliche Genauigkeit angestrebt. Es ist selbstverständlich, dass die Phantasie dabei zuweilen weit ausgeschweift ist. Denn nicht nur das Spiel selbst, sondern auch die Analyse bedarf der Inspiration. " (Jan Timman analysiert Großmeisterpartien, 1982)
In die Tradition der Holländers möchte sich Stohl einreihen, wie er freimütig äußert. Der Vize-Juniorenweltmeister von 1982 begann 1994 für die Zeitschrift Ceskoslovensky Sach die Rubrik „Partie des Monats" wiederzubeleben. Diese Beiträge mit bis zu zwei A-4-Seiten bildeten die Keimzellen für die Zusammenstellung von 50 Toppartien aus den Jahren 1993 bis 2000. Vom Verlag bekommen sie noch das Prädikat „sensationell", aber der Großmeister aus Bratislava ist - wie er ebenfalls im Vorwort darlegt -nicht allein an spektakulären Momenten interessiert: „Ein typisches Merkmal des modernen Schachs ist seine Komplexität; heutzutage wird eine Partie zwischen ebenbürtigen Gegnern nur sehr selten durchweg von einem einzigen Thema dominiert. Flexibilität hat üblicherweise Vorrang vor langfristiger Planung; insbesondere irrationale und spannungsgeladenen Aufeinandertreffen sind reich an taktischen und strategischen Motiven." Sicher sind nicht die Aufeinandertreffen irrational, sondern nur die Kapriolen, die innerhalb der Bandbreite zwischen soliden Varianten mit geringer Gewinnerwartung und risikoreichem Spiel mit Ungewissem Ausgang stattfinden. Gleichgewichtsstörungen mit bewusster Verletzung etablierter Prinzipien können natürlich zugespitzten Turniersituationen geschuldet sein, sie mögen aber ebenso typisch für unorthodoxe Lösungen sein, die rechengewaltige „Freunde" auf Notebook-Festplatten der Schachelite suggerieren. Die digitale Orientierung prägt - im Vergleich zu den 70er und 80er Jahren - zweifellos den Schachsport. Dieser Tendenz trägt Stohl Rechnung, freilich ohne sich völlig in die Kontrolle der elektronischen Unterstützung zu begeben. Lehrhaftes zu illustrieren bleibt immer noch das intellektuelle Vergnügen des Menschen. Was bietet der Slowake vor diesem Hintergrund?
Umfang: Volle 358 großformatige Seiten nonstop für 50 Partien stecken einen gewichtigen Rahmen ab (physisch 666 Gramm!). Prominent vertreten sind Kasparow achtmal, Shirov und Topalov je sechsmal, Kramnik fünfmal, Anand und Gelfand je viermal. Bei Eröffnungen liegt der Schwerpunkt auf Sizilianisch zehnmal, Spanisch, Damenindisch und Englisch je viermal, abgelehntes Damengambil, Caro-Kann und Halbslawisch je dreimal. Neben den bekannten Spitzenturnieren tauchen vereinzelt Partien aus im deutschsprachigen Raum weniger wahrgenommenen Veranstaltungen auf (z. B. spanische Mannschaftsmeisterschaft, russischen und niederländischen Einzelmeisterschaften oder Zweikämpfen in Norwegen oder Tschechien). Leistungen von Kasparow oder Shirov erhalten zehn und mehr Seiten.
Methodik: Die Art der Präsentation ist nicht revolutionär, zeichnet sich aber trotz der Variantentiefe durch Übersichtlichkeit und hilfreiche Didaktik aus. Es sind die kleinen Dinge, die das Arbeiten erleichtern: Viele Diagramme ermöglichen den Einstieg in verschiedene Partiephasen. Selbst wenn ein Zug tief untersucht wird (manchmal bis zu zwei Seiten), geht dem Leser in den Verästelungen nicht der Blick verloren: Diagramme schaffen Fixpunkte, Textpassagen trennen Hauptvarianten, Varianten sind im Layout in Absätze gesetzt. Besonders inspirierend lesen sich die Rekapitulierungen der Partien (siehe Beispiel unten). Da davon ausgegangen werden kann, dass der potentielle Leser ein überdurchschnittliches Quantum an Zeit mitbringt, kann hierzu folgendes Prozedere vorgeschlagen werden: Erst die Partie ohne Varianten in einem Zug durchspielen, Zusammenfassung anschauen und dann entweder von vorne mit Abspielen oder an interessanten Stellen einsteigen. In einer Sitzung wird man wahrscheinlich nur die kürzeren Partien schaffen. Auf alle Fälle können die Zusammenfassungen ein Vorbild für die Bilanzlegung eigener Partien sein. Stohl zeigt, dass das Fassen in Worte eine erkenntnisreiche und spannende Sache ist. Themenbreite: Nicht nur die Partienresümees stärken das Schachverständnis. Durch den Mix verschiedener Quellen (eigene Analyse, Analysen der Beteiligten, Computercheck, sonstige Veröffentlichungen) gelingt es, im Rückblick für alle Partiephasen beispielhafte Merkmale zu orten. Bei Eröffnungen nimmt das nicht wunder, da der Neuköllner Bundesligaspieler seit Jahren auf dem Gebiet für ChessBase tätig ist. Theoriediskussionen werden bei allen 50 Partien bilanziert, aber für einige Systeme (sizilia-nische Richter-Rauser-Variante, Halbslawisch und angenommenes Damengambit) werden gerade an der Schnittstelle zwischen Eröffnung und Mittelspiel umfassende, eigenständige Analysen präsentiert. Mittelspieltaktik ist - wie bereits beim Umfang erwähnt - u. a. Domäne von Kasparow (Partien gegen Topalov, Wijk aan Zee 1999 und gegen Short) und Shirov (Partie gegen Hracek, Ostrava 1998 und Nisipeanu, Las Vegas 1999).
Allein die Erinnerung an diese Balanceakte lohnt die Anschaffung. Noch praxisrelevanter erscheint allerdings, dass Stohl in Stellungen mit sichtbar wenig konkreten Fortsetzungen Gründe für das Abwägen anführt (z. B. Entscheidungen rund um Zeitkontrollen, falscher Einsatz von Taktik, positionelle Figurenopfer, bessere Defensivmethoden, Wert von Leichtfiguren in bestimmten Stellungstypen). Endspiele kom-
men weniger vor, obwohl zwei Beispiele (Turmendspiel aus Torre - Iwantschuk, Jerewan 1996 und Turmendspiel plus unterschiedliche Leichtfigur aus Kramnik - Gelfand, Belgrad 1997) ausführlich Figurenwirkungen in der finalen Phase zeigen. Wohltuend zurückhaltend werden Computeranalysen erwähnt; eigentlich nur, wenn der Computer etwas Spielbares findet, was dem menschlichen Denken fern liegt. Das folgende Beispiel aus der Kategorie „intuitives Opfer" steht exemplarisch für Mittelspiele, wie sie in diesem Buch überwiegend vorkommen. Auf Nachfrage nannte Stohl es seine Lieblingspartie. Hier kann nur mit derZeichenkommentierung verdeutlicht werden, wo Kritisches erwartet werden darf. Die Analyse der gesamten Partie des 13. Weltmeisters umfasst 13 Seiten mit 17 Diagrammen!
Nimzowitschindisch E 20 G. Kasparow - N. Short Sarajewo 1999
1. d4 Sf6 2. c4 e6 3. Sc3 Lb4 4. SO c5 5. g3 0-0 6. Lg2 cxd4 7. Sxd4 d5 8. cxdS Sxd5 9. Ld2 Lxc3 10. bxc3 Sb6!? 11. Le3!? Sd5 12. Dd2 Sd7 13. LgS! Dc7 14. Sb5 Dc5 15. c4! Dxc4 16. Tbl S7b6 17. 0-0 h6!? 18. Lxh6!
18. ...gxh6 19. e4 Se7 20. Tfcl Da4 21. Dxh6 Ld7 22. Tc5 Sg6 23. Tg5 Dc2 24. Sa3! Dd3! 25. h4 Dxa3 26. h5? De7 27. e5 Le8! 28. Le4 f5 29. exfö Txfö 30. hxg6?! Dg7? 31. Dh7+ Kf8 32. Dh4 Tc8? 33. Th5! Lxg6 34. Th8+ Kf7 35. Txc8 Sxc8 36. Txb7+ Se7 37. Lxg6+ Dxg6 38. Db4 Df5 39. Dxe7+ Kg6 40. Dh7+ 1:0
Zusammenfassung:
„Nach Shorts ungewöhnlichem 10. ...Sb6!? und insbesondere nach seinem ersten neuen Zug 11. ...Sd5 erkannte Kasparow schnell, dass er aufgrund seiner strukturellen Schwächen mit langsamen Methoden nicht um Vorteil kämpfen konnte. Daher musste die Rochade warten (11. Le3!?, 13. Lg5!, 14. Sb5), während Weiß den ehrgeizigen Plan verfolgte, das Zentrum zu öffnen und die normale Entwicklung des Nachziehenden zu stören, was in dem Bauernopfer 14. c4! gipfelte. In derartigen dynamischen Situationen verfügt Kasparow über eine außergewöhnliche Intuition. Hier fehlte dem
Nachziehenden immer ein einziges lebenswichtiges Tempo zur Konsolidierung. Im ersten Teil der Partie fand der größte Teil der Kampfhandlungen am Damenflügel statt, wobei der Einfluss des weißen Fianchettoläufers eine wichtige Rolle spielte, aber dies änderte sich nach 17. 0-0. Short erkannte, dass er seine Kräfte nur koordinieren konnte, wenn er eine Schwächung seines Königsflügels in Kauf nahm und damit zu einem gefährlichen Opferangriff einlud. Vermutlich ebenfalls intuitiv entschied er sich dafür, diese Entscheidung nicht zurückzustellen (17. ...h6!?), wobei er richtigerweise davon ausging, dass es sowieso keinen , sicheren' Ausweg gab. Nach 21.Dxh6 blieben allgemeine Erwägungen größtenteils auf der Strecke, und es ging hauptsächlich darum, ob die schwarze Dame in der Lage sein würde, dem König zu helfen (was sie häufig auch aus der Entfernung tun kann; z. B. von al oderaS aus). Die nachfolgenden logischen Züge erhöhten die Spannung und nach 23. Tg5 befand sich Schwarz in einer psychologisch sehr unangenehmen Lage. Weiß hatte ein garantiertes Remis und verfügte über eine große Zahl gefährlicher Angriffsideen, die bei laufender Uhr nur sehr schwer alle im Auge zu behalten sind. 23. ...Dc2 war spielbar, aber sogar hier gilt die allgemeine Regel .Abtausch erleichtert die Verteidigung' -
23. ...Lxb5!? war eine sehr brauchbare Alternative.
Die Schlacht wogte weiterhin praktisch auf dem gesamten Brett hin und her. Nach
24. Sa3! blieb der Springer am Leben und trug in vielen Varianten zum weißen Angriff bei. Es ist schade, dass Kasparow erst unmittelbar nach der Partie auf 25. Tb3! hinwies und die faszinierenden Abspiele hinter den Kulissen blieben. Mit 26. h5? überspannte Kasparow dann wirklich den Bogen, aber als der weiter Druck ausübte (30. hxg6?! anstelle von 30. Lxh6), ließ Short in Zeitnot mit 32. ...Tc8? den Wechsel der Reihenfolge der weißen Schwerfiguren auf der h-Linie zu und brachte sich damit selbst zu Fall."
Stohl bietet keine leichte, aber leicht verdaubare Kost. Er zeigt dem Leser, was den Gehalt einer Partie ausmacht. Natürlich ist dies mit der heutigen Informationsmenge leichter, aber die Kunst besteht darin, die Quintessenz zu finden, d. h. das Wichtige von Unwichtigem zu scheiden und darüber hinaus Trends und Regeln einzuflechten. Hier leistete Stohl Substanzielles und schaffte es en passant, - was vielen großen Schachdenkern leider weniger gegeben ist - schachschriftstellerisch an die Großen der Zunft anzuknüpfen. Insbesondere Spieler ab DWZ 1900 sollten aufmerken: Uneingeschränkt empfehlenswert!
Harald Fietz, Schachmagazin 64 05/2004
Der Titel des vorliegenden Werkes kommt schon ein wenig angestaubt daher. Mit den semantisch schwer zu greifenden Adjektiven „instruktiv" und „modern" lockt man m.E. keinen mehr hinter den Ofen vor. Obwohl sich der tscheHalbtagsprofi (spielt seit Jahfür die Berliner Amateurtruppe Neukölln in der ersten Bundesliga) als „Chefanalyst" beim Hamburger Chessbase-Verlag einen guten Ruf erarbeitet hat, war ich im Vorfeld meiner Rezeneher skeptisch eingestellt. Aber um es vorweg zu nehmen, der gestelzte ist Titel fast das Einzige, was man in diesem hervorragenden Werk kritisieren kann.
Im Vorwort stellt sich der Vize-Junio1982 einen hohen Anspruch. Er möchte mit der Partienin die Fußstapfen solcher Klassiker wie, "Jan Timman analysiert Großmeisterpartie" von 1982 treten. Der promovierte Jurist legt sich die Messlatte in einem schwierigen Metier selbst sehr hoch: Werke, die sich mit Kommentierung von Spitzenschach beschäftigen, sind quasi seit 20 Jahren ausgestorben. Neben Timmans Werk ist vor allem noch Jon Speelmann Ender 70er-Jahre und leider vergriffeWerk „Best Games from 1970-80" zu nennen.
Basis seiner 50 ausführlich kommenPartie ist - wie übrigens bei Speelmann auch - eine vor knapp 10 Jahren begonnene „Schachrubrik „Pardes Monats" in der Zeitschrift „Ceskoslovensky Sach". Auf prallen 368 Seiten nimmt sich Stohl Spitzenleistungen aus den Jahren 1993-2000 gründlich unter Lupe. Der hervorragende Theoretiker gibt zu den behandelnden Eröffnungen wohltuend jeweils eine kleine „Entwicklungsgevon scharfen Varianten, z.B. den Anfang der 80er-Jahre so gefürchteten „Englischen Angriff'. Als „moEinfluss kann sicherlich das Überwiegen der Sizilianischen Partie ausmachen, welches mit ein Fünftel des Materials - 10 Partien - eine dominante Stellung einnimmt. Ein weiteres positives Faktum stellen die an der wichtigen Übergangsphase von der Eröffnung zum Mittelspiel eigenen Anades Autors dar. Mit dieser herOrientierung liegt er in bester Gesellschaft mit den bemerEröffnungswerken von Suetin („Grundlagen des modernen Eröffnungsspiel") und Kallai („Das Buch der Eröffnungen"). Der Focus des Buches liegt aber deutim Bereich des Mittelspiels. Der aus Bratislava stammende 39-Jähunterteilt die Partien in fünf verMerkmale. Solche fantastiAngriffsleistungen wie z.B. Kasparow - Topalow (Wijk aan Zee 1999) und Stohls Lieblingspartie Kasparow - Short (Sarajewo 1999) zählt er z.B. zum Bereich „der intuitiven Opfer". Aber auch den wichtigen Bereich der Technik lässt er brillianten Beispielen wie z.B. Shirow - Lautier (Spanien-Team 1998) genügend Raum. Sehr lestellt sich hierbei die Präsentation des Materials dar. Jeder Partie werden bei dem Großformat von 25 x 17 cm im Durchschnitt sieben zweispaltige Seiten gewidmet. Viele Diagramme ermöglichen den flexiblen Einstieg in Partiephasen und durch die umfangreichen Textpassagen verliert der Leser trotz großer Variantenfülle nie den Überblick.
Besonders gefallen hat mir die Zusamdes Partieverlaufes. Die Methode der „Rekapitulierung" ist meines Wissens neu und könnte vor allem für das Bilanzieren der eigenen Partie sehr hilfreich sein.
Fazit: Wie schon Harald Fietz in seiRezension (Schach 64, Nr. 5, S. 135-136) richtig vermutet, braucht der geneigte Leser ausreichend Zeit (wie z.B. bei der o.g. Lieblingspartie des Autors, die er auf insgesamt 17 Seiten analysiert), um von der Quintessenz Stohls zu profitieren. Des Weiteren sollte m.E. der ambitionierte Schacher schon über eine Spielärke von mindestens DWZ 1800 verügen, um von den vielen z. T. umAnalysen Nutzen zu zie
Aber nicht nur Lernwilligen ist dieses Buch zu empfehlen. Auf Grund der o.g. Struktur (viele Diagramme und Textpassagen) kann sich das Material auch für A-C Kadertrainer als nützliLehrmaterial erweisen. Diese Partiensammlung eignet sich hervorragend zur „Ergänzung" des ebenfalls in deutscher Sprache überBestsellers Watson („Die Geder modernen SchachstrateStohl bezieht sich im Vorwort auf den genialen Schachjournalist) und Rowson („Die sieben tödlichen Schachsünden"). Ich behaupte mal kühn, dass jeder Amateur, der diese drei Bücher ernsthaft studiert, seine Spielstärke um mindestens 100 Punkte steigern wird!
Aber wie es der große Reti schon in seiner Partiensammlung so schön forhat, kann:
"Ein Lehrbuch...nur ein Begleiter sein, den er bei schlimmen Erfahrungen zuziehen kann, der ihm neue schlimErfahrung erspart und der ihm in Mußestunden genug von den Schönund Tiefen unserer Kunst zeigt um ihm die Freunde am Schach zu gewelche die notwendige Voraussetdes Erfolge ist!" Richard Reti "Die Meister des Schachbretts" 1930) Diese Freude hat mir Stohls Buch -wieder - gegeben und kann es deshalb nur wärmstens empfehlen!
FM Jürgen Brustkern, Rochade Europa 04/2004
Mit Instruktive Meisterwerke aus der ModerSchachpraxis, dessen 2001 erschienenes englisches Original mit dem Preis der US-Schachförderation für das beste Buch ausgewurde, und das nun in deutscher Übervon Hans-Peter Hansen vorliegt, ist Igor Stohl ein großer Wurf gelungen. Der slowakische Großmeister präsentiert 50 der interessantesten Partien aus den Jahren 1993 bis 2000. Stohl griff dabei auf seine Kolumne in Ceskoslovesky Sach zurück, in der er jeden Monat eine Großmeisterpartie vorstellt. Allerhat er seine Analysen für sein Buch gründlich überarbeitet.
Stohl berücksichtigt bei seinen Darlegungen Spieler-Kommentare, vorhergehende Veröffentund intensive Computeranalysen, geht aber weit über sie hinaus. Allerdings braucht es Zeit, sich auf die über Seiten hinErläuterungen des Autors einzuWer diese Muße jedoch hat, wird Instruktive Meisterwerke mit großer Freude und Gewinn lesen.
Analysen solcher Tiefe findet man selten und der Leser mag an den Klassiker Jan Timman analysiert Großmeisterpartien erinnert sein. Aber da Stohl nicht nur Varianten erläutert, sondern auch die Geschichte einer Begegnung erzählt, und zeigt, welch Motive sich hinter bestimmten Zügen verbergen, gerät die Lektüre nie zu einer trockenen Kost. Da es nicht selten die Vorlieben einzelner Spieler sind, die erären, warum sie bestimmte Varianten wählen, gelingt es Stohl die Spielweise und Partieanlage der Spitzenspieler nachvollziehbar zu machen.
Besonders gelungen ist die ausführliche Zuam Ende jeder Partie, die den Spielverlauf und die wichtigsten Momente komprimiert rekapituliert.
Vielleicht vermisst mancher bei Stohls Auswahl die eine oder andere Partie, doch seine Zusamist mit Bedacht gewählt, werden doch in den Partien Aspekte moderner Schachdeutlich. Instruktive Meisterwerke kann als Ergänzung zu den herausragenden Werken Secrets of Modern Chess Strategy und Chess Strategy in Action von John Watson gelesen werden. Ohne so systematisch zu sein wie diese Bücher, illustriert und belegt Stohl durch seine Auswahl doch die von Watson aufVeränderungen der Spielweise am Ende des 20. Jahrhunderts.
Instrukive Meisterwerke wendet sich vor allem an ambitionierte Spieler mit einer Ratingzahl von über 2000 und garantiert erheblichen Erkenntnisgewinn. Ein absolut empfehlensBuch.
Zeitschrift KARL 01/2004
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