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LXWHYANA
Autor

Alekhine Nazi Articles

44 Seiten, Leinen, Caissa 90-Olomouc, 2002

12,95 €
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Weitere Informationen
EAN 8071894443
Gewicht 210 g
Hersteller Caissa 90-Olomouc
Breite 15 cm
Höhe 21 cm
Medium Buch
Erscheinungsjahr 2002
Autor Ken Whyld
Sprache Englisch
ISBN-10 8071894443
Seiten 44
Einband Leinen
Der Autor des hier vorliegenden Bandes, Ken Whyld, verstarb im Alter von 77 Jahren am 11. Juli 2003. Als Schachhistoriker und Schachautor von Büchern und von weit über hundert Schachartikeln und Essays hat sich der Engländer über die Landesgrenzen hinaus Bekanntheit und Ansehen erworben. Am bekanntesten sind wohl seine Bücher „The Oxford Companion to Chess" (1993), „First Chess Olympiad London 1927" (1993) und „The Collected Games of Emanuel Lasker" (1998). Sein kleines Büchlein über das Salzburger Turnier 1942 half mir auch bei der Erstellung eines Klaus Junge Buches. Sein Tod ist sicher ein Verlust für alle Schachliebhaber. Im vorliegenden Buch, das in dritter Auflage 2002 (Erstauflage 1986) in Olomouc beim Moravian Chess House erschien, das für die Herausgabe historischer Schachwerke mittlerweile gut bekannt ist, geht es um die umstrittenen „Nazi-Artikel" des ehemaligen Weltmeisters Alexander Aljechin, die vom 16-23. März 1941 in der deutschsprachigen „Pariser Zeitung" im damals von Deutschland besetzten Paris erschienen und interessanterweise mit einigen Veränderungen bald darauf auch am 23. und 28. März sowie am 2. April 1941 in der „Deutschen Zeitung in den Niederlanden". Teile davon erschienen auch in der Deutschen Schachzeitung im April, Mai und Juni 1941, eine englische Übersetzung im Magazin „Chess" von August 1941 bis Januar 1942. Dem deutschen Schachpublikum liegt z.B. ein Abdruck der in der Deutschen Zeitung in den Niederlanden erschienene Fassung dank Wolfgang Kübel vor (1973.) Aljechin bestritt besonders in den Jahren 1944 und 1945 mehrfach, diese Artikel, jedenfalls in der vorliegenden Fassung geschrieben zu haben. Ken Whylds Arbeit leistet nun zweierlei. Für eine Beurteilung, ob und oder warum Aljechin diese Artikel bzw. Teile davon geschrieben hat, ist zunächst eine saubere Quellenlage notwendig. Whyld versieht daher den Text mit textkritischem Kommentar, sodass der Leser selbst Unterschiede in den erschienenen Artikeln erkennen kann. Zum zweiten drückt sich Whyld nicht um eine eigene Beurteilung der Sachlage. Er glaubt nicht, dass Aljechin die Artikel überhaupt nicht verfasst hat oder dass Redakteure einen ursprünglich anders aussehenden Artikel im Sinne der Rassenlehre Hitlers umgestaltet haben. Vielmehr sei Aljechin „mildly anti-Semitic" gewesen und die Stimmungslage der Zeit, vielleicht auch die Notwendigkeit sich zu Gunsten eigener Interessen anzupassen, führten zu diesen extravaganten antisemitischen Artikeln. In diesem Zusammenhang setzt er sich auch mit Gegenmeinungen auseinander. Was den Inhalt der rund 33 Seiten langen Artikel über arisches und jüdisches Schach angeht, so ist er einerseits ein Zeitzeugnis, das zeigt, dass die Nazi-Ideologie vor keinem Bereich halt machte und jeden gefährdete. Aljechins Artikel war ja kein Einzelfall. Die Diskussion um das fehlende Kampfschach, das sich doch für einen deutschen Großmeister wie Klaus Junge ziemen würde statt feigem Positionsschach, ist ein anderes Beispiel für den Missbrauch des Schachs durch die Nazi-Ideologie (Vgl. Kampfschach, in: Helmut Riedl, Das Leben und Schaffen von Klaus Junge 1924-1945; S.181 ff.). Zum anderen weist der Text die üblichen stereotypen Verleumdungen und Geschichtsverfälschungen auf, deren man sich bewusst sein sollte. Karikaturen zeigen die „typische Judennase". Die angebliche Raffgier der Juden spiegelt sich im materialistischen Schach wieder, das nur auf Figurengewinne aus ist statt auf elegante Mattsetzung unter Opfern. Weiter, das jüdische Schach spielt zuallererst auf Sicherheit und ist im Prinzip rein destruktiv. Und auch die typische Verschwörung der Juden gegen die übrige Welt darf nicht fehlen. Der arme Aljechin wird 1935 im Kampf gegen Euwe gezwungen, den dänischen Juden Samuel Landau als Sekundant zu nehmen, der ihn dann im entscheidenden Moment verlässt, und technischer Direktor des Matches wird mit dem Wiener Hans Kmoch, ein Mann, der eine jüdische Frau hat. So verliert denn auch Aljechin seinen Titel, aber Gefahr erkannt, Gefahr gebannt. Im zweiten Match hat Euwe und mit ihm die gesamte jüdische Schachwelt keine Chance mehr gegen das arische Schach Aljechins. Zu den Schachspielern, die ihr „Fett abbekommen", zählen vor allem Steinitz und Lasker aber auch Rubinstein, Nimzowitsch, Fine oder Botwinnik, zu den Opfern des jüdischen Schachs dagegen z.B. Andersen und Tschigorin. Freilich, nicht alle schachgeschichtlichen Überlegungen des ehemaligen Weltmeisters sind rassenideologisch eingefärbt. Was aus einem Pillsbury hätte werden können, wenn er nur ein paar Jahre früher die Schacharena hätte betreten können, Steinitz geschlagen hätte und auf der Woge des Erfolges ein gesünderes Leben geführt hätte - ein reizvoller Gedanke, wenngleich heute letztlich müßig.
Am Ende des Büchleins folgen ein paar Fotos und auf sechs Seiten Fragmente des Originalartikels vom März 1941 in der Pariser Zeitung. Eine Anregung noch für eine vierte Auflage: Eine deutsche Übersetzung, klein gedruckt, ohne den textkritischen Kommentar, den man ja im Englischen schon verfolgen kann, aber sonst komplett, würde das Büchlein für den deutschen Markt noch interessanter machen.

Helmut Riedl, Rochade Europa 11/2003
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