Wie ist es zu erklären, dass der Remisschluss, der doch bei den meisten Turnieren - und speziell auf hohem Niveau - das am häufigsten anzutreffende Partieergebnis darstellt, dennoch wie ein Stiefkind behandelt wird und in der Publikumsgunst ein entsprechend klägliches Schattendasein führt?
Ein solcher Widerspruch wäre selbstredend verständlich, wenn die „friedliche Punkteteilung” - meistens oder sogar immer - einer faden und ereignislosen Kampfvermeidung im Sinne von „Großmeister-Remis” gleichkäme. Dabei braucht doch ganz im Gegenteil so manche Remispartie, was kämpferisch und spannungsgeladenen Inhaltsreichtum anbetrifft, keinen Vergleich mit einer entschiedenen Partie zu scheuen.
Handelt es sich am Ende um so etwas wie ein menschheits-
geschichtliches Relikt aus grauer Vorzeit? - Um etwas, das einem bei genauerer Betrachtung die Nackenhaare zu Berge stehen lassen sollte? - Dass nämlich, wann immer sich Menschen einer Kampfsituation stellen, krass gesagt - Tote und Überlebende erwünscht und erwartet werden - weniger krass: Sieger und Verlierer.
Wie auch immer bietet das Remis mit all seinen Facetten ein höchst interessantes Thema - sei es, was den Umgang damit im Wandel der Schachgeschichte anbetrifft - sei es die Untersuchung der Frage, wie viele Glanzpartien aufgrund verfrühter Remisvereinbarungen nie das Licht der Welt erblickten. Und speziell dieser Themenschwerpunkt könnte bzw. sollte bei so manchem Leser zu einem Umdenken führen, was das Anbieten bzw. Akzeptieren von Remis in unausgekämpften Stellungen anbetrifft.
Ein solcher Widerspruch wäre selbstredend verständlich, wenn die „friedliche Punkteteilung” - meistens oder sogar immer - einer faden und ereignislosen Kampfvermeidung im Sinne von „Großmeister-Remis” gleichkäme. Dabei braucht doch ganz im Gegenteil so manche Remispartie, was kämpferisch und spannungsgeladenen Inhaltsreichtum anbetrifft, keinen Vergleich mit einer entschiedenen Partie zu scheuen.
Handelt es sich am Ende um so etwas wie ein menschheits-
geschichtliches Relikt aus grauer Vorzeit? - Um etwas, das einem bei genauerer Betrachtung die Nackenhaare zu Berge stehen lassen sollte? - Dass nämlich, wann immer sich Menschen einer Kampfsituation stellen, krass gesagt - Tote und Überlebende erwünscht und erwartet werden - weniger krass: Sieger und Verlierer.
Wie auch immer bietet das Remis mit all seinen Facetten ein höchst interessantes Thema - sei es, was den Umgang damit im Wandel der Schachgeschichte anbetrifft - sei es die Untersuchung der Frage, wie viele Glanzpartien aufgrund verfrühter Remisvereinbarungen nie das Licht der Welt erblickten. Und speziell dieser Themenschwerpunkt könnte bzw. sollte bei so manchem Leser zu einem Umdenken führen, was das Anbieten bzw. Akzeptieren von Remis in unausgekämpften Stellungen anbetrifft.
EAN | 9783940417497 |
---|---|
Gewicht | 485 g |
Hersteller | Beyer |
Breite | 14,5 cm |
Höhe | 20,5 cm |
Medium | Buch |
Erscheinungsjahr | 2014 |
Autor | Lothar Nikolaiczuk |
Sprache | Deutsch |
Auflage | 1 |
ISBN-13 | 978-3940417497 |
Seiten | 195 |
Einband | gebunden |
007 Vorwort
009 Einleitung: Allerlei Wissenswertes zur Geschichte und Praxis des "Remis"
022 Kapitel 1: Warum Remis - statt Glanzpartie?
081 Kapitel 2: Vorsicht bissige Pointe!
115 Kapitel 3: Mehr oder weniger Dauerschach
152 Kapitel 4: Grobheiten und Feinheiten im Endspiel
183 Kapitel 5: Der blinde Fleck
009 Einleitung: Allerlei Wissenswertes zur Geschichte und Praxis des "Remis"
022 Kapitel 1: Warum Remis - statt Glanzpartie?
081 Kapitel 2: Vorsicht bissige Pointe!
115 Kapitel 3: Mehr oder weniger Dauerschach
152 Kapitel 4: Grobheiten und Feinheiten im Endspiel
183 Kapitel 5: Der blinde Fleck
HÄSSLICHES MITTELMASS
Mit einem Augenzwinkern widmet sich Lothar Nikolaiczuk in seinem Buch Remis bitte? Wie bitte? dem Unentschieden als einem weitüberflüssigen Phänomen. Eigentlich handelt es sich um ein Taktik-Buch, denn es werden unter verschiedenen Rubriken Stellungen präsentiert, die allesamt Remis endeten, obwohl doch so viel mehr „drin” gewesen wäre.
Nach einer kurzen Einleitung, die sich dem Sinn und Unsinn der Punkteteilung widmet und einen kleinen Ausflug in die Geschichte wagt, präsentiert der Autor unter verschiedenen Gesichtspunkten zahlreihe Diagramme zum Selbstlösen. Mal ist eine Pointe übersehen worden, ein anderes Mal ist es Schachblindheit. Im Kapitel „Mehr oder weniger Dauerschach” finden sich Beispiele, in denen die Seite, die auf Gewinn steht, mit großem Aufwand ein brillantes Dauerschach produziert anstatt den ganzen Punkt einzufahren.
Jede Lösung wird mit einem ausführlichen und humorvoll-ironischen Kommentar begleitet. Eigentlich führt der Autor weniger schachliche als menschliche Schwächen vor Augen, bedingt durch einen inneren Sicherheitsdrang, dem Hang zum Allzufriedlichen. Insbesondere im Abschnitt „Warum Remis statt Glanzpartie?” ist man unweigerlich an Harry Moseby alias Gene Hackman in „Night Moves” erinnert, der in einem der besten filmischen Schachanalogien eine ausgelassene Glanzkombination zum Symbol für vergebene Möglichkeiten des Lebens werden lässt. So hat Nikolaiczuks Buch immer auch etwas Tragikomisches. Da wird ein Remis zum Versagen, zu einem Nicht-zu-Ende-gebrachten, einer Leerstelle ja zu einem Lebensversäumnis, dem ein ungewolltes nihilistisches Element innewohnt, das sowohl auf einen Kenntnismangel als auch auf eine Charakterschwäche zurückzuführen ist. Das Remis als eigene Beschränkung.
Harry Schaack
Karl 3/2014
Mit einem Augenzwinkern widmet sich Lothar Nikolaiczuk in seinem Buch Remis bitte? Wie bitte? dem Unentschieden als einem weitüberflüssigen Phänomen. Eigentlich handelt es sich um ein Taktik-Buch, denn es werden unter verschiedenen Rubriken Stellungen präsentiert, die allesamt Remis endeten, obwohl doch so viel mehr „drin” gewesen wäre.
Nach einer kurzen Einleitung, die sich dem Sinn und Unsinn der Punkteteilung widmet und einen kleinen Ausflug in die Geschichte wagt, präsentiert der Autor unter verschiedenen Gesichtspunkten zahlreihe Diagramme zum Selbstlösen. Mal ist eine Pointe übersehen worden, ein anderes Mal ist es Schachblindheit. Im Kapitel „Mehr oder weniger Dauerschach” finden sich Beispiele, in denen die Seite, die auf Gewinn steht, mit großem Aufwand ein brillantes Dauerschach produziert anstatt den ganzen Punkt einzufahren.
Jede Lösung wird mit einem ausführlichen und humorvoll-ironischen Kommentar begleitet. Eigentlich führt der Autor weniger schachliche als menschliche Schwächen vor Augen, bedingt durch einen inneren Sicherheitsdrang, dem Hang zum Allzufriedlichen. Insbesondere im Abschnitt „Warum Remis statt Glanzpartie?” ist man unweigerlich an Harry Moseby alias Gene Hackman in „Night Moves” erinnert, der in einem der besten filmischen Schachanalogien eine ausgelassene Glanzkombination zum Symbol für vergebene Möglichkeiten des Lebens werden lässt. So hat Nikolaiczuks Buch immer auch etwas Tragikomisches. Da wird ein Remis zum Versagen, zu einem Nicht-zu-Ende-gebrachten, einer Leerstelle ja zu einem Lebensversäumnis, dem ein ungewolltes nihilistisches Element innewohnt, das sowohl auf einen Kenntnismangel als auch auf eine Charakterschwäche zurückzuführen ist. Das Remis als eigene Beschränkung.
Harry Schaack
Karl 3/2014
Mehr von Beyer
-
Über die Mauer nach Afrika19,80 €
-
Bobby Fischer 60 best Games29,80 €
-
Eröffnungen - Offene Spiele16,80 €
- Mehr von Beyer