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LXHECROC

Rochaden- Schacherinnerungen

432 Seiten, gebunden, Edition Marco, 1. Auflage 2015

36,00 €
Inkl. MwSt., zzgl. Versandkosten
Der bekannte deutsche Großmeister lässt sechs Jahrzehnte seines Schachlebens von den 50er Jahren bis heute Revue passieren. Von den Anfängen im geteilten Berlin über seine Jahre als Schachprofi in Solingen und als Bundesligist in München schildert Hajo Hecht jede Etappe seiner Schachkarriere und so manche anekdotenreife Episode neben den 64 Feldern. Das Buch ist reich bebildert mit Schwarzweiß- und Farbfotos.Die teils schicksalhaften, teils bewusst vollzogenen Wechsel in seinem Leben haben ihn zu dem Titel "Rochaden" inspiriert, wobei das Schlusskapitel "Schach und Urlaub" einen Hohepunkt charakterisiert, von dem viele nur träumen können: eine Vielzahl von Reisen nicht nur in Europa und Amerika, sondern auch nach Australien und Neuseeland. Rund 200 von ihm kommentierte Partien und viele weitere Partiestellungen bilden das schachliche Fundament dieser einzigartigen Autobiographie eines deutschen Schachgroßmeisters.


Weitere Informationen
EAN 9783924833695
Gewicht 935 g
Hersteller Edition Marco
Breite 17,5 cm
Höhe 24 cm
Medium Buch
Erscheinungsjahr 2015
Autor Hans-Joachim Hecht
Sprache Deutsch
Auflage 1
ISBN-13 978-3924833695
Seiten 432
Einband gebunden
Diagramme 420
Hans-Joachim (besser bekannt als Hajo) Hecht hat seine Lebens- und Schacherinnerungen vorgelegt. Unter dem bezeichnenden Titel „Rochaden” beschreibt er seinen wechselhaften Lebensweg im Spannungsbogen der Nachkriegszeit, der ihn über Ostberlin in die Bundesrepublik führte. Sein Leben war von Jugend an stets mit Schach verwoben, an Weggabelungen entschieden schachliche Erwägungen über die Zukunft. Profi-Karriere oder bürgerliche Laufbahn hießen die Pole, auf die sich sein Entwicklungsprozess bezog.
Das Buch ist auch ein gutes Stück Deutscher Zeitgeschichte, denn Hecht wurde im Jahr des Ausbruchs des Zweiten Weltkrieges geboren. Er hat die Nachkriegszeit im geteilten Berlin hautnah miterlebt, die deutsche Schachszene über ein halbes Jahrhundert lang mitgeprägt, Generationen von Spielern kommen und gehen sehen.
Herausgekommen ist ein absolut lesenswertes, persönlich geprägtes Buch, das mit einer schieren Fülle an Geschichten, Statistiken und Partien aufwarten kann und nicht zuletzt durch die hervorragende optische Gestaltung mit vielen Bildern aus Hechts Privatarchiv, etlichen Farbbildern, Originaldokumenten sowie dem gelungenen und reizvollen Layout mit Festeinband von Arno Nickel überzeugt.
Hecht stand in seiner aktiven Zeit meist im Schatten eines Heroen: in den 50-60ern war Unzicker der deutsche Übervater, seit 1970 kristallisierte sich das Talent Hübner zur Ausnahmeerscheinung, die es bis auf Platz 3 der Weltrangliste brachte. Später, als Hecht seinen Zenit bereits überschritten hatte, brach eine neue Ära mit jungen Spielern wie Lobron, Kindermann, Bischoff usw. an. Doch gehörte Hecht rund 25 Jahre, von den frühen 60ern bis zu den späten 80ern zum engen Zirkel der Nationalmannschaft, war lange Zeit unter den deutschen „Top Five” zu finden. Und für einige Jahre, Anfang der 70er, war er, wie er selbst sagt, „…der einzige echte Deutsche Profi”. Die alte Garde mit Unzicker, Schmid oder Darga setzte auf ein festes bürgerliches Standbein, der junge Robert Hübner sah sich mehr als Akademiker denn als Profi. Als Hecht den Titel 1973 erhielt war er einer von damals nur sechs deutschen Großmeistern - Wahnsinn, wenn man bedenkt, wie viele davon heutzutage herumspringen…!
Hecht hat in etlichen Jahrzehnten aktiven Turnierspielens die Welt bereist, viel gesehen und erlebt. Für seine „Rochaden” ist er tief in seinen eigenen umfangreichen Fundus hinabgestiegen und hat zahlreiche Archive durchforstet, Verschüttetes aufgestöbert. Im Buch finden sich eine ganze Fülle von Originalquellen, seien es Bilder, DDR-Dokumente, Zeitungsberichte oder Artikel aus Schachzeitschriften. So unter anderem eine seitenlange atmosphärische Beschreibung der Szenerie im Berliner Kurier, als Weltmeister Petrosjan 1965 in Berlin vorbeischneite und gegen die besten Berliner Spieler blitzte - Hecht konnte ihn „betrügen” und mit einem Turmopfer im Endspiel mattsetzen.
Die Geschichten im Buch sind authentisch, unverblümt geschrieben. Es überzeugt nun nicht mit literarischem Tiefgang, sondern bevorzugt die Anekdote, kommt schon mal deftig daher („mit vollen Hosen ist gut stinken”). Grundsätzlich herrscht ein lustiger Plauderton vor, nur im biographisch dichtesten Kapitel über seine Jugend im geteilten Berlin werden beklemmende Erinnerungen spürbar. Hecht wuchs im Süden von Berlin auf, war dadurch DDR-Bürger, fuhr aber jeden Tag über die 15-Kilometer entfernte Grenze, um die Schule in Westberlin aufzusuchen. Schach begann er ebenfalls im Westen und führte schon früh ein „Doppelleben” mit abenteuerlichen Grenzübertritten. Kurz vor Bau der Mauer kehrte er nicht mehr zu seinen Eltern zurück, die daraufhin Sanktionen erlitten.
Hecht war von jeher auf sich alleine gestellt, ein Autodidakt und freiheitsliebend.
Als sein größter Turniererfolg darf der Gewinn des Dortmunder Turniers 1973 angesehen werden, wo er solche Kaliber wie Spasski, Keres und Andersson auf die Plätze verwies. Er selbst sieht sich vor allem als Praktiker. Ein scharfes taktisches Auge zeichnete ihn schon immer aus sowie die Liebe zum Endspiel. In Büchern und unzähligen Analysen für ChessBase hat er seinen Ruf als Endspielexperte unter Beweise gestellt. Seine Begabung beim Blitzspiel spricht für seinen pragmatischen und taktischen Grundansatz.
Die Begeisterung zum Spiel, ein gesundes Selbstbewusstsein sowie Ehrgeiz trieb ihn stets an.
Diesen Ehrgeiz schimmert bei der Lektüre durch, etwa wenn er erkennen lässt, wie sehr ihn eine verlorene bzw. nicht gewonnenen Partie noch nach Jahrzehnten wurmt - „…habe ich nur verloren, weil … in Zeitnot… „ liest man öfters mal entschuldigend. Ohne diesen unbedingten Ehrgeiz sind herausragende Leistungen im Schach eben nicht zu erzielen!
Hecht ist ein Statistikfetischist, das mag auch mit seiner bürgerlichen Laufbahn zusammenhängen, wo er es als Programmierer mit Datenverarbeitung zu tun hatte. Seine Statistiken über die Bundesliga, die er jahrzehntelang als Kolumnist für die Europa-Rochade erstellte, sind legendär. So finden sich auch unzählige Statistiken im Buch selbst zu unteren Liga- und Pokalkämpfen in Berlin nach dem Krieg, zuweilen werden selbst Schnell- und Blitzturniere ausgewertet!
Für den Leser interessanter sind sicher die Kapitel, in denen Hecht den Großen des Weltschachs begegnet, so im Kapitel über seine Jahre im Nationalteam, über seine Jahre als Berufsschachspieler oder seine Erlebnisse als Bundesligaspieler. Ein Höhepunkt ist zum Beispiel die ausführliche Darstellung seiner Partie gegen Tal bei der Olympiade Varna 1962, die Tal in genialer Art gewann.
Hecht hat auch seinem Verein Tempelhof, bei dem er seine Lehrjahre verbrachte, sowie dem TuS Fürstenfeldbrück, dem er nach seinem Rückzug vom aktiven Turnierschach bis zur Gegenwart angehört, ganze Kapitel gewidmet, dabei eine Vielzahl von weniger bekannten Amateuren porträtiert und ihnen somit ein Denkmal gesetzt. Das dürfte nur „Insider” interessieren.
Diese Kapitel spiegeln Hechts Selbstverständnis wider: seine Wurzeln hat er nicht vergessen, er blieb volkstümlich. Schach ist Lebenselixier und muss vor allem Freude bereiten, und ob es sich nun um eine Erstligapartie oder eine Landesligapartie handelt, alles ist gleichermaßen interessant und kann mit verblüffenden Wendungen und Pointen aufwarten, verdient es, gewürdigt zu werden. Schachfreunde bereichern die Facetten seines Lebens, die sozialen Kontakte sind ihm wichtig. Da wird nicht zwischen Amateuren oder Großmeistern unterschieden.
Schachspielen und der Drang, zu reisen - das trieb und treibt Hecht auch bis ins hohe Alter an. Einladung haben ihn viele entlegene Ecken auf dem Globus sehen lassen. Zum 75. Geburtstag vor zwei Jahren unternahm er nochmal eine Langstreckenreise nach Neuseeland, diesmal ohne Schach. Turniere spielt er nicht mehr, aber vom Reisen will er nicht lassen. Noch viele gesunde Jahre mit spannenden Unternehmungen seien ihm vergönnt!
IM Frank Zeller,
Zeitschrift "Schach"



Hajo Hecht war einer der besten bundes-deutschen Schachspieler der sechziger und siebziger Jahre. Er war nicht nur Nationalspieler und Schachprofi, sondern gehörte zu denjenigen, die ihre Verdienste auf den 64 Feldern auch literarisch darzustellen wussten. Die Biographie des 76-Jährigen ist durch viele abrupte Wechsel gekennzeichnet. Deshalb hat er seine eben erschienene Autobiographie Rochaden genannt.
Hecht wuchs nach dem Krieg in Ost-Berlin auf, ging aber in West-Berlin zur Schule und flüchtete kurz vor Mauerbau ganz in den Westen, was seinen im Osten gebliebenen Eltern einige Unan-nehmlichkeiten bescherte. Nach einer zunächst bürgerlichen beruflichen Laufbahn entschied er sich 1969 für einen damals ungewöhnlichen Schritt: Er wurde (nach dem Krieg vermutlich der erste deutsche) Schachprofi. Zwar gab es keine attraktiven Preisgelder, aber weil es so wenige Profis gab, erhielt er viele Einladungen, sodass er bis 1974 gut von Turnieren, seinen Kolumnen und Simultanvorstellungen leben konnte. 1970 wurde er Deutscher Meister, aber sein größter Triumph folgte 1973, als er in Dortmund vor Spasski und Andersson siegte - auch wenn er rückblickend mit der Qualität seiner Partien sehr unzufrieden ist. Mitte der Siebziger ein weiterer Wechsel: Hecht beendete seine Profikarriere und wurde Programmierer bei der Stadt Solingen. Fortan spielte er für die Klingenstädter und holte neben etlichen Meistertiteln auch einmal den Europapokal. Später zog es ihn beruflich nach München und schachlich zu Bayern, mit denen er ebenfalls mehrere Deutsche Meistertitel feierte. Anfang der Neunziger beendete er seine „ernsthafte” Laufbahn. Schach begleitete ihn aber weiterhin. Eigentlich wollte er nie Seniorenturniere spielen, bis er sich dazu überreden ließ. Keine schlechte Entscheidung, denn er wurde mit dem deutschen Team zweimal Europameister und einmal Weltmeister!
Nicht zuletzt ist das Buch natürlich auch eine Sammlung spannender Partien. Der attraktive, angriffslustige Spielstil Hechts und seine profunde Endspieltechnik überzeugen noch heute. Seine Entscheidung, seine Analysen als Zeitdokument zu verstehen und auf Schachprogramme zu verzichten, kann man dagegen kritisieren.
Die Erinnerungen Hechts lesen sich als lebhafte Lektüre. Hecht liefert stets atmosphärisch dichte Beschreibung, wenn er über die Olympiade, über die Bundesliga oder die Berliner Schachszene spricht. Es ist aber auch Hechts unprätentiöser Stil, der diese Biographie so authentisch und lesenswert macht.
Harry Schaack
KARL 4/2015
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