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Brüderküsse und Freudentränen

Kulturgeschichte der Schach-Olympiaden

420 Seiten, kartoniert, PapyRossa, 1. Auflage 2008

29,80 €
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Final vergriffen
Mario Tal
»Brüderküsse und Freudentränen«
Eine Kulturgeschichte der Schach-Olympiaden

Mit rund 150 teilnehmenden Ländern zählen die Schach-Olympiaden heutzutage zu den drei größten Sportveranüberhaupt.
»Universelles Schachfest«, »Fest der Nationen« oder »Schach-Festival« sind nur einige der Umschreibungen für jenes Ereignis, dessen Geschichte auf ein Turnier von 1924 in Paris zurückgeht. Mit dem Bezug auf olympische Werte machte sich ihr Ausrichter, der Weltschachbund FIDE, eine große Idee zu eigen. Diese wurde vor allem von den Spielern selbst verkörpert, bei deren zahllosen Aufeinandertreffen Kommentatoren mitunter »Brüderküsse und Freudentränen« beobachteten.
Getrübt wurde das große Familienfest bisweilen durch die Verweigerung von Teilnahmen, Einreisen oder Handschlägen. Wie bei den Spielen des IOC auch, so haben sich in den Schach-Olympiaden stets die gesellschaftlichen Bedingungen gespieunter denen sie stattfanden - der Kalte Krieg war nur der offensichtlichste Ausdruck davon. Dadurch erscheint das traditionsreiche Turnier gleichsam als kulturgeschichtliches Brennglas des 20. Jahrhundert.
Neben der politischen Begleitmusik beleuchtet der Autor den Verlauf der Turniere und skizziert einige der schillerndsten Meister in biografischen Abrissen. Den in Deutschland ausgetragenen Turnieren gebührt dabei besondere AufmerkViele bislang unberücksichtigte Quellen konnten ausgewertet werden, und nicht erst durch zahlreiche Bilder und Diagramme erhält das Werk Handbuchcharakter.
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Paris 1924, Budapest 1926, London 1927, Den Haag 1928, Hamburg 1930, Prag 1933, Folkestone 1933, Warschau 1935, München 1936, Stockholm 1937, Buenos Aires 1939, Dubrovnik 1950, Helsinki 1952, Amsterdam 1954, Moskau 1956, Emmen 1957, München 1958, Leipzig 1960, Warna 1962, Split 1963, Tel Aviv 1964, Havanna 1966, Oberhausen 1966, Lugano 1968, Lublin 1969, Siegen 1970, Skopje 1972, Nizza 1974, Medellin 1974, Haifa 1976, Tripolis 1976, Buenos Aires 1978, La Valetta 1980, Luzern 1982, Saloniki 1984, Dubai 1986, Saloniki 1988, Novi Sad 1990, Manila 1992, Moskau 1994, Jerevan 1996, Elista 1998, Istanbul 2000, Bled 2002, Calvia 2004, Turin 2006
Weitere Informationen
EAN 9783894383930
Gewicht 600 g
Hersteller PapyRossa
Breite 16,8 cm
Höhe 23,9 cm
Medium Buch
Erscheinungsjahr 2008
Autor Mario Tal
Sprache Deutsch
Auflage 1
ISBN-13 9783894383930
Seiten 420
Einband kartoniert
007 Ein offenes Spiel: Die Geschichte der Familienfeste
012 Olympischer Geist - olympische Mythen
015 Die »Feiertage des Schachs« nehmen ihren Lauf - Paris 1924
020 Das »Dampfbad-Turnier« - Budapest 1926
022 Die erste offizielle Schach-Olympiade - London 1927
029 »Turnier B« - Den Haag 1928
032 »In der weiten Welt Umschau halten« - Hamburg 1930
082 »Mit Berufsspielern durchsetzt« - Prag 1931
085 Feine Hallen am Ärmelkanal - Folkestone 1933
088 Vom Berufsspieler bis zum Gärtner - Warschau 1935
091 Im Jahr der »Friedensspiele« - München 1936
118 Viel verloren - Stockholm 1937
121 »Der äußere Rahmen war fabelhaft« - Buenos Aires 1939
132 Mit Tito und ohne die Sowjetunion - Dubrovnik 1950
137 »Erbitterter Kampf mit Freundschaft und Fairneß« - Helsinki 1952
141 Ohne USA und DDR - Amsterdam 1954
146 »Freundschaftlich und harmonisch« - Moskau 1956
149 Die erste Damenolympiade - Emmen 1957
154 »Ein Spiegel schachlicher Wirklichkeit« - München 1958
189 »Zum freundschaftlichen Streit« - Leipzig 1960
209 Vom Koch bis zum Diamantenschleifer: Die Berufe der Olympioniken
231 »Keine psychologischen Tricks« - Warna 1962
234 Von Split über Oberhausen nach Lublin - die Damen-Olympiaden der 1960er Jahre
239 Ein Bamberger auf Reisen - Tel Aviv 1964
243 »Espectáculo singular«: Havanna 1966
248 Unter dem Eindruck des Prager Frühlings: Lugano 1968
252 »Ein richtiges olympisches Dorf« - Siegen 1970
271 »Manifestationscharakter«: Skopje 1972
277 »Die Stühle waren leer geblieben« - der Leistungsbeschluss der DDR von 1973
280 Zwei Apartheidländer auf dem Prüfstand: Nizza 1974
284 Keine Diskriminierung mehr? Südafrika auf der Agenda des FIDE-Kongresses von 1976
286 Die Boykottspiele: Haifa 1976
289 Die Gegenolympiade: Tripolis 1976
292 Ein militärischer Empfang: Buenos Aires 1978
297 Kopf-an-Kopf-Rennen - La Valetta 1980
300 Nicht nur Bruderküsse - Luzern 1982
304 Für immer Griechenland? - Thessaloniki 1984
308 Eine Ausladung, mehrere Boykotts und viel Luxus: Dubai 1986
313 Nur einmal noch: Thessaloniki 1988
316 Abgänge zweier großer Schachnationen - Novi Sad 1990
321 Fragwürdige Gelder - Manila 1992
325 Verschoben: Moskau 1994
327 Politisch überschattet: Erewan 1996
331 Heimspiel in der russischen Steppenenklave - Elista 1998
333 Ein Kinderspiel? - Istanbul 2000
338 Keine Kaffeefahrt: Bled 2002
343 »Widerstand gegen die Staatsgewalt« - Calvia 2004
348 Kein Orange: Turin 2006
352 Vorhang auf: Dresden 2008
354 Literatur
367 Nachweise über Abbildungen und Bildzitate
369 Anmerkungen
Über den Namen des Autors Mario Tal wird man nicht viel finden, auch nicht in der DWZ-Datenbank. Er berichtet für die Junge Welt über Schach und scheint sich sonst nolens volens in der bürgerlichen Erwerbswelt eingerichtet zu haben - er schreibt hier unter einem Pseudonym.
Eigentlich handelt es sich mehr um eine Polit- als eine Kulturgeschichte, der Autor macht aus seinen Anschauungen keinen Hehl. Ihn als einen einseitigen linken Ideologen abzutun, wie an anderer Stelle gescheint mir jedoch naiv.
Die 350 Seiten Text sind nur spärlich von Fotos und (fast) unkommentierten Partien unterbrochen und lassen die Olympiaden von 1924 bis 2006 Revue passieren. Der Schwerpunkt liegt auf den fünf in Deutschland ausgetragenen Veranstaltungen. Es fol70 Seiten an Literatur- und Quellennachweisen - wahrlich eine Fleißarbeit. „Perfekt" ist man jedoch bei Quellen nie; diverse Episoden, die man von Theo Schuster kennt, werden hier aus dritter Hand wider
Fakten finden sich ohne Ende; selbst wer sich gut in der Schachgeschichte auskennt, wird hier viel Neues finden. Dabei handelt es sich um keine leichte Leküre, Humoristisches oder Persönliches bleibt dünn gesät und wird auch nicht besonders gut 'rüberge-bracht. Selbst das sportliche Geschehen wird relativ knapp beleuchtet. Ausführlicher setzt sich Tal mit den politischen bzw. vermeintlichen politischen Einder Akteure - Funktionären wie Spielern - auseinander. Fachlich ist der Autor, obwohl er selbst kein Meisterspieler ist, auf der Höhe; sauberes Recherchieren ist zweifellos eine von Tals Stärken.
Ein roter Faden des Buches ist die Instrumentalisiegroßer Sportveranstaltungen durch die jeweiliMachthaber. Tal macht weder vor den Nazis, den sozialistischen noch vor den westlichen Staaten halt. Viele unsägliche Beschlüsse wurden auf beiden Seigefasst, Boykotte und mehr, ferner das jahrelange Fernbleiben der DDR, als Schach dort nicht mehr „förderungswürdig" war. Dies alles wird ausführlich von Tal dokumentiert, ebenso die Freundschaften über den „Zaun" hinweg (zum Beispiel Uhlmann/ Unzicker). Obwohl die Fide selbst alles andere als über Zweifel erhaben ist, lässt sich der Geist von „Gens una sumus" offensichtlich nicht totkriegen.
Bei allem bemüht sich Tal, zumindest was die Nachbetrifft, um einen objektiven StandWie alle aufrichtigen Linken scheut er keine Kritik an der DDR/UdSSR, seine Sympathien scheiam ehesten in Kuba zu liegen.
Mehr Probleme habe ich mit Tals Berichterstattung über die Vorkriegs- bzw. Nazi-Zeit. Die Zeitzeugen sind alle ausgestorben, es muss nach eher dünner Aktenlage geurteilt werden. Manche Animosität, die Tal politisch deutet, könnte ebensogut auf menschliche Eifersüchteleien zurückzuühren sein. Zu hoch streckt sich mitunter der Zeigefinetwa bei Kurt Richter. Sagen wir es so: mit einem prekären Beruf wie Schach-spieler/-journalist erfordert das Überleben in schwieriZeiten manche KomproAljechin wird als Fähnchen im Wind bezeichBotwinnik war dem soMachtapparat zu nahe, und zu Kasparow mit seinen vielen US-Verbinhat Tal gleichfalls keine gute Meinung.
Was mir fehlt, ist das menschlich-augenzwinkernde, das beispielsweise ein Genna Sosonko in seinen BüSmart Chipfrom St. Petersburg und The Reliable Past (fehlen in Tals Literaturliste) so perfekt beherrscht: Einerseits gnadenlose Abrechnung mit dem System, daneben aber auch Versöhnliches und der Blick für menschliche Schwächen, selbst bei seinen schlimmsten Feinden wie dem KGB-Mann Baturinski. Aber das ist halt der Unterschied zwieinem Buch aus erster Hand und einem noch-so-gut recherchierten Werk nach Aktenlage. Es ist ein heikles Spiel, diese oder jene Seite (zu Recht!) des Missbrauchs des Schachs zu politischen Zwecken zu bezichtigen, dabei aber selbst unpolizu bleiben. Wenn Tal das Letztere gelungen wäre, wäre es ein Meisterwerk geworden. Doch auch so möchte ich das Buch ungeachtet einiger Vorbehaljedem empfehlen, der an ernsthaften schachgeHintergründen interessiert ist.
Mit freundlicher Genehmigung
Harald Keilhack, SCHACH 4/2009

**********Der Autor Mario Tal (allein schon dieser Name verpflichtet!), studierAnglist und Sozialwissenschaftin der Erwachsenenbildung tätig und selbstredend passionierter Schachspieler, hat im Vorfeld der 38. Schach-Olympiade Dresden 2008 eine beeindruckende kulturgeAbhandlung über diese einzigartigen Länderkämpfe seit 1927 verfasst, welche in der Tat zu den drei größten weltumspannenden Sportereignissen gehören.
Ausgehend von der Gründung der FIDE 1924 in Paris und dem „Dampfbad-Turnier" Budapest 1926, verbunden mit den beiden ersinoffiziellen Veranstaltungen (S. 15-21), schildert der Verfasser den Ablauf der offiziellen Turniere Nr. 1 (London 1927) bis 37 (Turin 2006) in Kurzfassung unter Einschluss der jeweiligen Tabellen (in Auszügen), und präsentiert neben diversen zeitössischen Abbildungen je eine prägnante Partie (insgesamt 54).
Den Schwerpunkt legt Tal jedoch auf die zeitgeschichtlichen und poliZusammenhänge, auf die geHintergründe, auf Boykotte, Verweigerung von Einreiund Handschlägen, auf die Ausdes Kalten Krieges, auf den Konflikt Israel und die Arabischen Länder, auf den zeitweiligen Aus-schluss Südafrikas und Rhodesiens u.a.m.
Besonderes Augenmerk hat er naturäß auf die Olympiaden in Deutschland gerichtet und auf deren vielfältigen Bezüge zur Zeitge
- Hamburg 1930 in der Endphase der Weimarer Republik (S. 32-81);
- München 1936 während der NS-Diktatur(S. 91-117);
- München 1958 in der noch jungen Bundesrepublik (S. 154-188);
- Leipzig 1960 mit der Rivalität DDR -BRD (S. 189-208);
- Siegen 1970 mit dem „Star-AufBobby Fischers (S. 252-270).
Darüber hinaus berichtet der Verfasvon den Damen-Olympiaden seit 1957, vom Leistungsbeschluss der DDR 1973 (bis zum Jahre 1988 nahm die DDR damals nicht mehr teil, da man keine Chance sah, sich vor der BRD zu platzieren - S. 277 ff, und von der Südafrika-Problema1976 (S. 284 f).
Und es finden sich natürlich zahlreiKurzporträts bekannter und beühmter Meisterspieler wie etwa Reti, Rubinstein, Przepiorka, Maroczy, Ahues, Carls, Kurt Richter, Bogoljubow, Aljechin, Duchamp, Najdorf, Keres, Unzicker, Uhlmann, Botwinnik, Lothar Schmid, Smyslow, Tal, Petrosjan, Wade, Fischer, Pfleger, Gligoric, Spasski, Kortschnoi, Karpow und Kasparow.
Auch diverse Kuriositäten und Sudurften nicht fehlen: so reicht etwa die Altersspanne der aktiven Qlympioniken von 10 bis 81 Jahren (!!), und die kürzeste Gewinnwurde 1933 in Folkestone zwischen Combe (Schottland) und Hasenfuss (Lettland) gespielt: 1.e4 c5 2.d4 c:d4 3.Sf3 e5 4.S:e5? Da5+ 0:1 (S. 86 f).
Schließlich schlägt das kurze Schlusskapitel „Vorhang auf: Dres2008" den Bogen zwischen Verund Gegenwart (S. 352 f) und rundet so das außergewöhnliWerk würdig ab.
Mit freundlicher Genehmigung
Dr. W. Schweizer, Rochade Europa 12/2008

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Im November traf sich in Dresden anlässlich der Schacholympiade fast die ganze Welt. 148 Nationen bekriegten sich friedlich auf dem Schachbrett. Dabei wird leicht vergessen, in welchem Kontext das „Völkerfest" stattfindet. In der Vergangenheit hatten die Rahmenbedingungen nicht unerheblichen Einfluss auf diese Veranstaltungen. Mario Tal hat kürzlich mit Bruderküsse und Freudentränen eine Kulturgeschichte der Schacholympiaden vorgelegt. In der Publikation wird deutlich, wie sich seit 1927 äußere Faktoren wie Weltwirtschaftslage, Krisen und Kriege auf den 64 Feldern widerspiegeln. Das Werk wirft einen Blick weit über die sportliche Auseinandersetzung hinaus. Die Sicht des Autors ist, wie auch schon am Verlagsnamen deutlich wird, durchaus links gefärbt, bleibt aber bei aller Kritik weitgehend objektiv. Auf 400 Seiten hat sich Tal eine Mammutarbeit aufgebürdet. Insgesamt widmet er sich 38 Olympiaden plus vier weiteren inoffiziellen und den Frauenevents über einen Zeitraum von 82 Jahren. Jede einzelne wird dabei gewürdigt. Oft hat er neues Material gehoben und viele Quellen gesichtet, die in einem angenehm lesbaren Text dargeboten werden. Das Buch lässt manche Ereignisse in neuem Lichte erscheinen. Der Schwerpunkt liegt auf den deutschen Olympiaden, die sehr viel mehr Platz einnehmen als andere Veranstaltungen. Alleine Hamburg 1930 oder Leipzig 1960 sind auf je 50 Seiten abgehandelt. Zwar werden immer auch (unkommentierte) Schachpartien und zahlreiche Bilder gebracht, das Hauptaugenmerk liegt aber auf den Ereignissen hinter den Kulissen. In Manila 1992 wird die Korruption des damaligen FIDE-Präsidenten Campomanes zum Thema, in Dubai 1986 der Ausschluss Israels eingeordnet, in Buenos Aires 1978 die Menschenrechtsverletzungen der Militärdiktatur gebrandmarkt, in Nizza 1974 über Südafrikas Apartheid diskutiert, in Havanna 1966 das Fernbleiben der Bundesrepublik bewertet. Zudem widmet der Autor wichtigen Ereignissen wie dem Rückzug der DDR 1973 eigene Kapitel.
Bruderküsse und Freudentränen ist eine wissenschaftlich anspruchsvolle Arbeit mit vielen Quellen, zugleich aber eine fesselnde Lektüre - und das nicht nur für den interessierten Schachspieler.
Mit freundlicher Genehmigung
Harry Schaack, KARL 4/2008