Währung
Sprache
Toggle Nav
Tel: (02501) 9288 320

Wir beraten Sie gern!

Wir sind für Sie da

Versandkostenfrei

Innerhalb Deutschlands ab 50 €

Mein Warenkorb Mein Warenkorb
Artikelnummer
LXJOSDSDW

Die Steine der Weisen

173 Seiten, kartoniert, Bange, 1992

5,00 €
Inkl. MwSt., zzgl. Versandkosten
Final vergriffen
Schach als kulturgeschichtliches Phänomen ist der Gegenstand des ersten Buchteils. Literatur und Archäologie liefern dem Autor hochinteressantes Quellenmaterial in Fülle. Im zweiten Teil geht Josten der Frage nach, wie sich die Dinge weiter gestalten werden.
Weitere Informationen
EAN 3804413625
Hersteller Bange
Medium Buch
Erscheinungsjahr 1992
Autor Gerhard JostenManfred van Fondern
Sprache Deutsch
ISBN-10 3804413625
Seiten 173
Einband kartoniert
Diagramme 30
009 Teil l - Von den Quellen
012 1. Allgemeine Schachdefinition
013 2. Entstehungsgeschichten
018 3. Das Chaos der Entwicklung
022 4. Thesen zu den Quellen
023 5. Zwischenspiel
029 6. Alte Bretter
040 7. Alte Figuren
048 8. Alte Literatur
063 9. Das Zwanzigfelderspiel

065 Teil II - In die Zukunft
068 1. Schach auf dem Prüfstand
071 2. Der Stillstand
079 3. Von der Vielfalt zur Armut
114 4. Phantastische Figuren
120 5. Phantastisches Brett
134 6. Phantastische Spielregeln
142 7. Eine erste phantastische Partie Großes Schach
157 8. Das Einsteigermodell
163 9. Schlußwort

166 Literaturverzeichnis
175 Anhang
Mit den "Steinen der Weisen" im Buchtitel sind nicht unsere heutigen Schachfiguren gemeint - wenn diese Vermutung auch sehr nahe liegt und die Assoziation vom Autor gewiß nicht ganz absichtslos verwendet worden ist - sondern die 50 "me", das sind "Schicksalssteine" im astrologischen Orakel des historischen Mesopotamien (S. 56). Das Orakel scheint nämlich mit Gerätschaften gehandhabt worden zu sein, die für das Schachspiel typisch sind.
Und so wären wir schon mitten in der Thematik dieser Neuerscheinung oder besser gesagt im Thema des ersten Abschnittes, der von den Quellen des Schachs handelt. In geraffter Form gibt Josten einen Überblick der Entstehungsgeschichte, weist auf die noch vor 1000 Jahren herrschende Vielfalt von mindestens sechs verschiedenen Schach - Arten hin, plaudert - natürlich mit Illustrationen - über historische Bretter, Figuren und Literatur und stellt exemplarisch Tschaturanga, das chinesische Xianqui und das Zwanzigfelderspiel vor.
Im zweiten Teil des Buches wird der Versuch unternommen, eine Aussage über die Zukunft des königlichen Spiels zu machen. Ausgangspunkt ist der nach Ansicht des Autors bedauerliche Umstand, daß um das Jahr 1500 durch Vereinheitlichung von Brett, Figuren und Regelwerk ein Stillstand in der Entwicklung, ja sogar eine Verarmung der ursprünglichen phantastisch vielfältigen Spielmöglichkeiten eingetreten sei. Als Belege dieser These führt er den nach Capablanca angeblich drohenden "Remis-Tod" des Schachs an (der große Kubaner schlug ein Sechseck - Schach mit Hinzunahme neuer Figuren vor) und die zunehmende Verwissenschaftlichung, welcher sich nur das Mittelspiel (noch) hartnäckig zu widersetzen scheint. In der Tat endeten bei der 84er K und K - WM 40 von 48 Partien remis, und die Flut der Schachliteratur mit Anleitungen zu allen Partiephasen ist unüberschaubar geworden. Auch die immer mehr an Spielstärke gewinnenden Computerprogramme, die sogar in einigen Jahren zum Sturm auf den Weltmeistertitel ansetzen könnten, sind geeignet, nicht nur bei "Otto Normalspieler" zunehmende Frustrationen hervorzurufen und das Verlangen nach etwas Neuem zu stärken. Interessanterweise hat Bobby Fischer bei der Pressekonferenz vor Beginn seines Matches gegen Spasski das Ende des klassischen Schachs vorhergesagt, wenn einmal Computer besser spielen könnten als Großmeister, und als Neuerung die Vertauschung der Figuren auf der Grundreihe in der Anfangsstellung vorgeschlagen (sog. "randomized Chess").
Bei diesen Neuerungsbestrebungen kommt die Phantasie voll zu ihrem Recht, seien es nun lediglich Modifikationen der Bedenkzeit, z.B. Blitz- und Schnellpartien oder auch die "Fischer - Schachuhr", seien es veränderte Regeln wie etwa beim Tandem- oder beim Schlagschach oder auch beim Doppelzugschach, seien es schließlich Märchenfiguren oder vergrößerte Bretter, Raum- und Zylinderschach usw.
Über eine Reihe von Änderungen hat sich der Autor intensive Gedanken gemacht. Als deren Ergebnis präsentiert er (S. 140 ff.) das "Große Schach" mit 10 x 10 Feldern plus 44 Randfeldern, auf denen geschlagenen Figuren als "Tote" in "Gräber" gelegt werden und von dort aus den Fortgang des Spieles beeinflussen, indem Felder in der Umgebung besondere "Halte- und Abwehrfunktionen" bekommen. Als neue Figur tritt die Kanone des Xianqui hinzu - "Rakete" genannt, der König kann je einmal pro Spiel ungewohnte Züge ausführen, am Anfang werden die Figuren auf den Grundreihen nach Belieben der Spieler aufgestellt, es gibt einen Mattsieg (2 Punkte), einen Patt - Sieg (1 Punkt) und Remis (0,2 bis 0,3 Punkte). Zur Illustration wird eine Partie mit weißem Mattsieg vorgeführt. Das komplizierte Regelwerk erfordert alleine schon ein intensives Studium, und es entsteht der Eindruck, daß der Autor bei seinem an sich lobenswerten Bemühen, die frühere schachliche Vielfalt in bezug auf Bretter, Figuren und Regeln wiederaufleben zu lassen, weit übers Ziel hinausgeschoßen ist: er hat nämlich sehr viele Änderungen gleichzeitig in sein neues Spiel hineingepackt. So liegt die Vermutung nahe, daß er bis dato wohl der einzige sein dürfte, der das "Große Schach" regelgerecht spielen kann.
Um die Spielgemeinde zu vermehren, bittet er im Anhang (S. 173) um Anmeldungen zu einem Fernturnier; außerdem hat er einen Preis von 1.000,00 DM für denjenigen Problemkomponisten ausgelost, der den Babson - Task im "Großen Schach" ( d. i. die konsekutive All - Umwandlung bei Weiß und Schwarz unter Einbezug der neuen Figur Rakete) bis zum Jahre 2000 bewältigt. Die Einsendungen sind zu richten an : Initiative Großes Schach, z. Hd. Gerhard Josten, Zum Hedelsberg 49, 50999 Köln.
Wem das klassische Schach zu wenig Kopfzerbrechen bereitet, ist mit dem vorliegenden Werk und den geschilderten Angeboten des Autors sicher gut beraten. Dem Rezensenten gibt allerdings schon die Führung einer herkömmlichen Partie immer noch übergenug Rätsel auf.

Dr. W. Schweizer, Rochade Europa