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LOPERPTRG
Autor

Playing the Ragozin

A Dynamic Repertoire

440 Seiten, gebunden, Quality, 1. Auflage 2016

29,99 €
Inkl. MwSt., zzgl. Versandkosten

The Ragozin is an ideal system against 1.d4: Black establishes a foothold in the centre and quickly develops his pieces on active squares, with good chances for dynamic counterplay or a kingside attack. Black’s opening has proven its worth at the highest level, yet the underlying ideas are simple enough to be learned without excessive memorization of variations.

In this book, IM Richard Pert shares his own complete repertoire for Black after 1.d4 d5 2.c4 e6. The main subject is the Ragozin, which occurs after 3.Nf3 Nf6 4.Nc3 Bb4, but the author also provides thoughtful recommendations in the related 3.Nc3 Bb4 variation, as well as against the Catalan (3.Nf3 Nf6 4.g3) and all other popular White options. Throughout the book, Pert not only checks for theoretical soundness, but also goes out of his way to avoid forced draws and other dead-equal positions, making this repertoire especially suitable for practical players who want to play for a win with Black.

Richard Pert is an English International Master whose previous book, Playing the Trompowsky, was well received by readers and critics. GM Glenn Flear commented that Pert shows: “...how the Trompowsky can be played with attitude. He succeeds in his quest, as time and time again Richard Pert reveals innovative ideas from both his own games and analyses.&rdquo

Weitere Informationen
Gewicht 855 g
Hersteller Quality
Breite 17 cm
Höhe 24 cm
Medium Buch
Erscheinungsjahr 2016
Autor Richard Pert
Sprache Englisch
Auflage 1
ISBN-13 978-1784830311
Seiten 440
Einband gebunden

003 Preface

006 Key to Symbols & Bibliography

007 Book Structure

010 Introduction to the Ragozin

Part I – Ragozin 5.cxd5

022 Introduction

024 1 6.Bg5 Qd6!?

038 2 6.Bg5 h6

056 3 6th Move Alternatives

Part II – Ragozin 5.Bg5

080 Introduction

083 4 6.a3 & 6.e3

100 5 Alternatives after 6.e4 c5

115 6 7.Bxc4

149 7 6...b5

Part III – Ragozin 5.Qa4+

170 Introduction

172 8 6th & 7th Move Alternatives

190 9 6.e3 0– 0 7.Qc2!?

204 10 7.Bd2

Part IV – Ragozin 5.Qb3

226 Introduction

229 11 Sidelines

242 12 6.dxc5

Part V – Other Ragozin Lines

260 Introduction

262 13 5.g3

275 14 5.e3

295 15 5.Bd2 & 5.Qc2

Part VI – 3.Nc3 Bb4

310 Introduction

313 16 Alternatives after 4.e3 Nf6

331 17 5th Move Alternatives

349 18 Various 4th Moves

Part VII – Catalan and other 4th moves

372 Introduction

375 19 Catalan with 5.Nbd2

387 20 Catalan with 5.Bd2

406 21 4.Bf4 & 4.Bg5

418 22 4.cxd5 & 4.e3

432 Variation Index

Die mit den Zügen 1.d4 d5 2.c4 e6 3.Sf3 Sf6 4.Sc3 Lb4 eingeleitete Ragosin-Verteidigung ist eine Variante im Abgelehnten Damengambit, die aber gut auch über die Nimzowitsch-Indische Verteidigung entstehen kann (1. d4 Sf6 2. c4 e6 3. Sf3 d5 4. Sc3 Lb4). Diesem System hat der englische IM Richard Pert in "Playing the Ragozin", Quality Chess 2016, seine Aufmerksamkeit gewidmet. Das Buch steht in einer gewissen Konkurrenz zum Werk "The Complete Ragozin" von Mattieu Cornette, Chess Evolution 2017, das ich erst vor wenigen Wochen rezensieren durfte. Der Leser hat also die Wahl zwischen gleich zwei aktuellen Büchern sowie eine Ergänzungsmöglichkeit.

Ich erlaube mir eine kleine Erleichterung, indem ich eine kurze Passage aus meiner Rezension zum Cornette-Werk erlaube: Die Ragosin-Verteidigung ist nach dem sowjetischen GM Wjatscheslaw Wassiljewitsch Ragosin benannt, der sich auch im Fernschach einen großen Namen gemacht hat, indem er als 2. Weltmeister in die "Hall of Fame" eingezogen ist.

Auf den Gegenstand des Interesses konzentriert sieht das Inhaltsverzeichnis des Pert-Werkes in einer sinngemäßen deutschen Übersetzung wie folgt aus:

Teil I - Ragosin 5.cxd5

Einleitung

1. 6.Lg5 Dd6!?

2 6.Lg5 h6

3. Alternativen im 6. Zug

Teil II - Ragosin 5.Lg5

Einleitung

4. 6.a3 & 6.e3

5. Alternativen nach 6.e4 c5

6. 7.Lxc4

7. 6...b5

Teil III - Ragosin 5.Da4+

Einleitung

8. Alternativen im 6. und 7. Zug

9. 6.e3 0- 0 7.Dc2!?

10. 7.Ld2

Teil IV - Ragosin 5.Db3

Einleitung

11. Nebenlinien

12. 6.dxc5

Teil V - Weitere Ragosin-Linien

Einleitung

13. 5.g3

14. 5.e3

15. 5.Ld2 & 5.Dc2

Teil VI - 3.Sc3 Lb4

Einleitung

16. Alternativen nach 4.e3 Sf6

17. Alternativen im 5. Zug

18. Verschiedene 4. Züge

Teil VII - Katalanisch und andere 4. Züge

Einleitung

19. Katalanisch mit 5.Sbd2

20. Katalanisch mit 5.Ld2

21. 4.Lf4 & 4.Lg5

22. 4.cxd5 & 4.e3.

Wie man sieht, ist "Playing the Ragozin" in sieben Teile untergliedert, die insgesamt 22 Kapitel beherbergen. Diese sind allerdings nicht alle der Ragosin-Verteidigung gewidmet, sondern auch Katalanisch und verschiedenen Abweichungen. Das Werk will ein Komplettrepertoire anbieten, wobei zu klären ist, gegen welche weißen Wege. Wenn Weiß 1.d4 wählt und dann im 2. oder 3. Zug vom Damengambit abweicht, bietet "Playing the Ragozin" keine (vollen) Lösungen an. Ab dem 4. Zug ist Schwarz "in der Spur", also nach 1.d4 d5 2.c4 e6 3.Sf3 Sf6 4.g3 und anders. Hier haben wir also eine deutliche inhaltliche Abweichung zum Buch von Cornette, die der potenzielle Interessent berücksichtigen sollte. Eine gewisse Zwischenstellung nimmt dabei der 6. Teil des Werkes mit den Kapiteln 16 bis 18 ein. Er geht auf die Folgen von 3.Sc3 Lb4 ein, wobei also das Pärchen 3.Sf3 Sf6 fehlt. Wenn es nachgeschoben wird, landet das Spiel natürlich unter Zugumstellung wieder im System. Kommt es aber zu 4.e3 d5, so geht die Partie in Nimzowitsch-Indisch über und Cornette ist mit seinem Buch am Zuge. Daneben behandelt Pert verschiedene Spielweisen, die man vielleicht auch unter einer Kategorie "Hybrid-Abspiele" fassen kann.

Gewisse partielle Querverbindungen zwischen den beiden genannten neuen Werke gibt es zudem noch über den 4. Teil des Pert-Buches. Insgesamt lässt sich also feststellen: Die Teile 1 bis 3 von "Playing the Ragozin" und damit die Kapitel 1 bis 12 sind thematisch eng verwandt mit dem Buch von Cornette, danach ergeben sich Abweichungen und gegenseitige Ergänzungen.

"Playing the Ragozin" ist klassisch als Eröffnungswerk aufgebaut. Es orientiert sich also an einem Baum aus Haupt- und Nebenvarianten. Vollständige Partien sind nicht enthalten, auch nicht zur Illustration. Der Käufer erhält somit Theorie pur. Natürlich sind aber zahllose Fragmente aus der Praxis enthalten. Diese sind dann wie etwa auch die Analysen des Autors in dessen Kommentare eingefasst oder als Nebenvarianten aufgenommen worden. Etliche Beispiele stammen von ihm selbst, er hat viel Erfahrung in den von ihm behandelten Systemen angehäuft. Aufgenommen hat er dabei auch im Internet gespielte Partien, auch solche aus dem Blitzschach, die er unter einem Pseudonym gespielt hat.

Eine Angabe des Autors sehe ich als bemerkenswert an, weil sie dem Amateurspieler wie mir selbst quasi aus dem Munde spricht. Er erklärt, dass er anders als viele Kontrahenten im Spiel sich nicht als Berufsspieler im Schach bewegen kann und doch mithalten möchte. Den größten Nachteil für sich gegenüber seiner Konkurrenz sieht er dabei im Eröffnungsbereich. Er kann vergleichsweise nur wenig Zeit investieren, um Züge und Varianten bis weit in eine Partie hinein auswendig zu lernen. Er braucht Systeme, in denen ein kleines Maß an Theoriekenntnissen reicht, um in Stellungen zu kommen, die sich mit Spielfertigkeiten gut und chancenreich führen lassen. Dies ist ein wichtiger Grund für ihn zum Einsatz der Ragosin-Verteidigung. Das System lässt sich leicht erlernen und erlaubt das Erreichen aktiver Mittelspielstellungen für Schwarz.

"Playing the Ragozin" ist für Bücher von Quality Chess typisch gestaltet; es ähnelt den Werken aus der Serie Grandmaster Repertoire. Die übergeordneten sieben Teile des Buches starten mit einer kurzen Einleitung, die im Wesentlichen der Übersicht über das Folgende dienen und zudem den jeweiligen Stoff einordnen, ggf. auch allgemein, also im Zusammenspiel mit nicht behandelten Bereichen der Theorie. Es folgen dann die einzelnen Kapitel, ebenfalls zunächst mit einer Übersichtsseite. Diese enthält u. a. auch eine Variantenübersicht, die sehr schön das ausführliche Gesamtverzeichnis der Varianten auf den letzten Buchseiten ergänzt und eine sehr gute Orientierung im Stoff erlaubt. Das Kapitelende bildet jeweils eine kurze wertende Zusammenfassung.

Pert erklärt sehr viel und versucht, den Leser nicht einfach mit Varianten alleine zu lassen, an deren Ende dann eine Stellungsbewertung steht, für deren Vergabe aber keine Hinweise zur Begründung gegeben werden. Mir gefällt die Gestaltung in diesem Punkt sehr gut. Es gibt zahlreiche Varianten, was auch den Fernschachspieler unter den Lesern interessieren wird, aber zumeist findet der Leser sie in einer Symbiose aus Text und Zügen vor.

Es ist nicht ganz einfach, den erstrangigen Adressaten für das Werk zu bestimmen. Insgesamt möchte ich ihn aber beim Klubspieler verorten, der schon ein gewisses Spielvermögen erreicht hat, damit er mit den Hinweisen des Autors genügend viel anfangen kann. Nach oben in Sachen Spielstärke möchte ich keine Grenze ziehen.

Mir hat bereits das vorhergehende Werk von Richard Pert gefallen, es war "Playing the Trompowsky". Beide Bücher ähneln einander und ich sehe sie auch qualitativ auf einer Ebene.

Ganz bewusst verzichte ich auf die Untersuchung, ob einzelne der von Pert berücksichtigten Varianten aussichtsreich sind oder nicht. Wenn am Ende einer Variante ein Werturteil des Autors steht, so ist dieses subjektiv und muss nicht von jedem Leser geteilt werden. Zudem ist es nicht zuletzt auch von der Mentalität des Lesers beeinflusst.

Ein Buch wie dieses, das mit 440 Seiten aufwartet, gefüllt mit Eröffnungstheorie über Eröffnungstheorie, enthält garantiert auch zweifelhafte Wege und sicherlich auch Fehler, so wie jedes andere Buch auch. Das vorhergehende Werk Perts ist teilweise für - und dies waren dann nur sehr wenige - aus der Sicht der Rezensenten zweifelhafte Varianten kritisiert worden, aus meiner Sicht ungerechtfertigt. Sehen Sie dies auch als einen Grund dafür, dass ich mir einzelne Varianten bei der Arbeit an dieser Rezension nicht kritisch angeschaut habe.

Wer mehr über die Varianteneinordnung und auch deren Bewertung erfahren möchte, kann sich entsprechende Informationen auch über eine gelungene Rezension von IM Dirk Schuh verschaffen, die bei der Firma Niggemann online verfügbar ist.

IM Pert hat auch auf das Fernschachspiel als Quelle gesetzt, aber eher zurückhaltend. So halten sich die im Buch verwendeten Beispiele aus der Fernschachpraxis in einem übersichtlichen Bereich. Im Quellenverzeichnis ist auch keine ausdrückliche Fernschach-Datenbank zu finden.

Man merkt, dass Pert das Werk als Muttersprachler in Englisch geschrieben hat. Der fremdsprachige Leser sollte schon auf ein mindestens gutes Schulenglisch vertrauen können, wenn er denn alles bequem und möglichst ohne Hilfsmittel verstehen möchte.

Das Rezensionsexemplar kostet 24,99 Euro und ist kartoniert; es gibt auch eine Ausgabe als Hardcover, die fünf Euro mehr kostet.

Fazit: "Playing the Ragozin" ist ein gelungenes und klar zu empfehlendes Werk besonders für den Klubspieler. Es gibt Überschneidungen und Ergänzungen zu "The Complete Ragozin" von Mattieu Cornette, die der Interessent ins Auge fassen sollte. Beide Werke zusammen decken ein breites Spektrum ab, das die Möglichkeiten des Schwarzspielers zur Reaktion auf weiße Variantenentscheidungen deutlich erweitert.

Uwe Bekemann

Deutscher Fernschachbund

August 2017


Was soll ich gegen 1.d4 spielen? Diese Frage beschäftigt mich schon seit langem. Auf der einen Seite möchte ich keine theorielastigen Systeme wie die königsindische oder grünfeldindische Verteidigung spielen, andererseits ist das orthodoxe Damengambit nach 1.d4 d5 2.c4 e6 3.Sc3 Sf6 oft ein wenig passiv. Für ein Remis reicht es, aber mehr erreicht man schon relativ schwierig und gegen stärkere Gegner ist es häufig ein längeres Leiden. Vor ein paar Monaten fand ich dann eine interessante Alternative. Nach den obgigen Zügen kann man statt 3. ...Sf6 mit 3. ...Lb4 etwas mehr Dynamik ins Spiel bringen. Als ich dann noch sah, dass ein Buch im Quality Chess Verlag angekündigt wurde, das sich genau damit befassen sollte, war ich Feuer und Flamme. Ich beschloss, mit Datenbanken ein schlüssiges Repertoire zu erstellen und meine Ergebnisse dann später mit dem Buch zu vergleichen.

Nun ist "Playing the Ragozin" von IM Richard Pert endlich erschienen und mir gefällt überaus, was ich darin lesen konnte, auch wenn ich hier und da etwas solidere Varianten bevorzugte.

Das System ist für Quality Chess eigentlich schon eine ziemliche Nebenvariante. Meist entsteht die Ragozinvariante eher nach den Zügen 1.d4 Sf6 2.c4 e6 3.Sf3 d5 4.Sc3 Lb4. Durch seine strategische Nähe zur Nimzoindischen Verteidigung nach 1.d4 Sf6 2.c4 e6 3.Sc3 Lb4 ist Ragozin eine gute Ergänzung für die Spieler, die diese Eröffnung mit derzeit exzellentem Ruf auf das Brett bringen wollen. Andererseits spielen aber auch viele dieser Spezies lieber Aufbauten mit d6 statt d5, weshalb es unterhalb der Meisterebene gar nicht so populär ist.

Die Ideen sind dabei relativ einfach. Man möchte einerseits das weiße Zentrum mit c5 attackieren, andererseits gibt es aber auch die Möglichkeit, mit dxc4 und dann b5 einen Mehrbauern zu halten, für dessen Rückgewinn Weiß meist einige Zugeständnisse eingehen muss.

Neben verschiedener Zugfolgen und Ideen für beide Seiten wird zudem noch die recht populäre Katalanische Eröffnung behandelt, in der Weiß nach 1.d4 d5 2.c4 e6 3.Sf3 Sf6 4.g3 versucht, Druck auf der langen Diagonalen mit einem Läufer auf g2 aufzubauen. Auch hier spielen wir Lb4, aber nach dem Hauptzug 5.Ld2 folgt das moderne Ld6, um danach mit c6, 0-0, Se4 und f5 eine verbesserte Version des holländischen Stonewalls hinzubekommen. In diesem möchte Weiß eigentlich günstig mit La3 relativ schnell unseren guten Läufer tauschen, was aber von d2 aus nicht mehr geht. In der Praxis punktet Schwarz damit gut und gleichzeitig ist die Stellung etwas einfacher für ihn zu behandeln.

Den Hauptteil des Buches machen aber natürlich die Ragozinabspiele aus.

Am häufigsten bekommt man dabei die Variante nach 1.d4 d5 2.c4 e6 3.Sc3 Lb4 4.Sf3 Sf6 5.Lg5 auf das Brett, wobei es auch oft die Zugumstellung nach 3.Sf3 Sf6 und dann halt 4.Sc3 Lb4 gibt.

Hier hatte ich bei meinem Repertoire auf 5. ...h6 gesetzt, da nach 6.Lh4 dxc4 7.e3 b5 folgt und Schwarz den Mehrbauern halten kann. Darum muss Weiß besser 6. Lxf6 spielen und nach Dxf6 7.e3 0-0 gibt es die nächste Feinheit zu beachten. In der Hauptvariante folgt dann 8.Tc1 dxc4 9.Lxc4 c5, wonach Schwarz schnell auf d4 nimmt und das weiße Zentrum zerlegt, mit klarem Ausgleich. Viele Spieler antworten aber fahrlässig 8.Ld3, weil man den halt immer spielt und dann hat Schwarz nach dxc4 sogar ein Tempo gewonnen und kann schon auf Vorteil spielen.

Der Autor erwähnt die Variante auch, aber meint, dass man mit Schwarz zu wenige Gewinnchancen hat. Ich fand das etwas schade, da er normalerweise mehrere Alternativen für Schwarz angibt und seine Empfehlung 5. ...dxc4 sehr viel konkreter daher kommt. Das ist aber eher Geschmacksache. Dieser Zug hat den Vorteil, dass Weiß jetzt recht genau spielen muss, um nicht in Nachteil zu kommen. Eigentlich hat Schwarz sogar nach jedem anderen Zug als 6.e4 schon gute Möglichkeiten auf Vorteil. Nach diesem Zug gibt er dann wie so oft 2 Möglichkeiten an, eine populäre mit mehr Theorie und, was mich oft freute, eine seltene, in der es oft noch viel zu entdecken gibt. Hier ist 6. ...c5 der anerkannte Zug. Zwar sieht er windig aus, aber ist auch bestens erforscht. Jetzt sieht zwar 7.e5 gefährlich aus, aber nach cxd4 8.Sxd4 Da5 verliert Schwarz keine Leichtfigur und steht nach 9.exf6 Lxc3 10.bxc3 Dxg5 11.fxg7 Dxg7 ok. Er kann sich sogar die kurze Rochade noch erlauben und erhält häufig Gegenspiel gegen den isolierten c3-Bauern. Die seltene Alternative 6. ...b5 finde ich hochinteressant. Das Spiel erinnert dann nach 7.e5 h6 8.Lh4 g5 9.Sxg5 hxg5 10.Lxg5 Sbd7 an die Botwinnikvariante aus der Halbslawischen Verteidigung, in der es nach 1.d4 d5 2.c4 c6 3.Sf3 Sf6 4.Sc3 e6 5.Lg5 dxc4 6.e4 b5 7.e5 h6 8.Lh4 g5 9.Sxg5 hxg5 10.Lxg5 Sbd7 ähnlich aussieht und sehr taktisch wird. Da wir hier aber auf c6 verzichtet und dafür schon Lb4 gespielt haben, könnte man auf die Idee kommen, dass das hier sogar etwas besser für Schwarz ist. Die Sache bleibt recht unklar, aber IM Pert zeigt einige interessante Ideen und man hat in vielen Fällen natürlich auch einen Wissensvorsprung.

Eine Schwierigkeit für Weißspieler sah ich letztens bei der Vorbereitung einer Schülerin. Ihre Gegnerin spielte in der Nimzoindischen Verteidigung immer 4.Dc2, um den Doppelbauern auf c3 und c4 zu vermeiden. Nach 1.d4 d5 2.c4 e6 3.Sc3 Lb4 folgt nun auch dieser Zug, aber nach 4.Dc2 dxc4 5.e3 b5 6.a4 c6 7.Ld2 Lb7 8.axb5 Lxc3 9.Lxc3 cxb5 10.b3 a5 11.bxc4 b4 haben wir erneut eine Zugumstellung zum slawischen Komplex. Diesmal kommen wir in die sogenannte Noteboomvariante, die normalerweise nach 1.d4 d5 2.c4 e6 3.Sc3 c6 4.Sf3 dxc4 5.e3 b5 6.a4 Lb4 entsteht. Der Zug Dc2 ist hier aber gar nicht so nützlich und der Autor zeigt auch genau auf, warum. Schwarz hat mit 2 verbundenen Freibauern am Damenflügel sehr gutes Gegenspiel.

Die einzige Variante, mit der ich bei meinen eigenen Recherchen nicht ganz zufrieden war, entsteht nach 1.d4 d5 2.c4 e6 3.Sc3 Lb4 4.Sf3 Sf6 und 5.e3. Ich ging hier mit 5. ...0-0 6.Ld3 c5 7.0-0 Sc6 in eine der Hauptvarianten der Nimzoindischen Verteidigungen über, aber Pert löst es eleganter, um uns wieder die Möglichkeit des Wissensvorsprungs zu gewährleisten. Sein Plan lautet 6. ...b6 und dann einfach La6, um den potentiell schlechteren Läufer zu tauschen und den anderen auf c3 geben zu können, ohne Weiß das ganze Läuferpaar zu überlassen. Das ist einerseits recht einfach, gibt Schwarz aber auch wieder oft Spiel auf der c-Linie nach späterem c5 und Tac8. Auch andere Ideen von Weiß werden gut entkräftet!

Insgesamt ist dies ein Eröffnungsbuch, das mir sehr gefällt. Es gibt zwar hier und da auch mal konkretere Varianten, aber insgesamt kann man damit relativ schnell ein Eröffnungsrepertoire nach 1.d4 d5 2.c4 aufbauen, mit dem man stets nach Gegenspiel sucht. Selbst in den ruhigen Varianten findet der Autor immer wieder Möglichkeiten, das Spiel vor dem vollkommenen Austrocknen zu bewahren. Zudem kann man das Buch auch als Gerüst nehmen und zum Beispiel in der Hauptvariante, die ich oben beschrieben habe, selbständig noch die viel ruhigere Alternative hinzunehmen, was kaum Aufwand bedeutet. Der Schwarzspieler profitiert hier oft von neuen Ansätzen, die bisher kaum gespielt worden sind. Neuerungen gibt wie bei allen Quality Chess Publikationen auch zuhauf, ich kann dieses Buch also allen wärmstens empfehlen!

IM Dirk Schuh

Januar 2017

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