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LOKASUTS

Understanding the Scandinavian

176 Seiten, kartoniert, Gambit, 1. Auflage 2016

19,95 €
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The appeal of the Scandinavian Defence is easy to understand: it is very forcing - Black is virtually guaranteed to get his desired structure. There are no annoying Anti-Scandinavians to study!

But for many decades the Scandinavian was regarded with some suspicion, as Black apparently loses time recapturing on d5. Modern players have a different view. The great Danish player Bent Larsen kickstarted the revolution with his provocative assertion that it is an improved Caro-Kann (and, not least, beating Karpov with our opening)! But the 21st-century Scandinavian is a different beast altogether; the new main line of the whole opening (3...Qd6) has proven to have great strategic richness, with more than a few tactical tricks lurking just behind the scenes. The Scandinavian has been transformed into an opening that strong grandmasters are willing to use as their main defence, rather than as an occasional surprise weapon.

This thoroughly modern guide focuses on these new approaches, while also covering the more traditional main lines. Kasparov guides the reader carefully through each system, explaining his recommendations with wit and clarity. With his help, you will have your opponents wishing there really were some ‘Anti-Scandinavian’ lines!

Sergey Kasparov is a grandmaster from Belarus. He plays regularly in international events around the globe and is an experienced writer, with several books and online reports to his credit.
Weitere Informationen
EAN 9781910093658
Gewicht 340 g
Hersteller Gambit
Breite 17,2 cm
Höhe 24,8 cm
Medium Buch
Erscheinungsjahr 2016
Autor Sergey Kasparov
Sprache Englisch
Auflage 1
ISBN-10 1-910093-65-3
ISBN-13 978-1910093658
Seiten 176
Einband kartoniert
004 Symbols
005 Introduction
008 1 3...Qd6 with 4. d4 Nf6 5.Nf3 c6 6.Ne5
054 2 3...Qd6: Other Lines
094 3 3...Qa5
121 4 3...Qd8
125 5 2...Qxd5 without 3.Nc3
148 6 2...Nf6
159 7 Rare Second Moves for White
165 Coclusion
166 Exercises
169 Answers
171 Index of Variations
175 Index of Main Games
Smerdon’s Scandinavian
David Smerdon

&

Understanding the Scandinavian
Sergey Kasparov

Zwei Bücher über Skandinavisch - und trotzdem könnten sie nicht unterschiedlicher sein: auf der einen Seite ein fast 500 Seiten dickes Buch über eine Nebenvariante, auf der anderen ein „Fast-Gesamtüberblick” über die Eröffnung, der aber nur 175 Seiten zählt…

Sehen wir uns das also genauer an. Das eine der beiden zu besprechenden Bücher ist, wie man guten Gewissens sagen kann, eine Herzensangelegenheit des australischen Großmeisters David Smerdon, der mir (wie ich zugeben muss) bisher kein Begriff war. Das Herzstück der Herzensangelegenheit ist die Portugiesische Variante, die nach 1.e4 d5 2.exd5 Sf6 3.d4 Lg4!? entsteht - eine objektiv wohl (wie auch der Autor einräumt) nicht völlig korrekte Gambitvariante, die Smerdon aber anscheinend schon viele Jahre mit großem Erfolg spielt und die er hier den Lesern (mit großem Engagement) nahebringen möchte.

Das andere Buch ist etwas schwieriger zu definieren. Der Autor ist Sergey Kasparov, und obwohl dieses Buch etwas anders aufgebaut ist als seine früheren Werke (was vielleicht auch den Vorgaben des Gambit-Verlags geschuldet sein könnte), ist er doch seinem Hang zum… wie soll ich sagen?!... Anekdotenhaften treu geblieben. Er bietet hier nämlich weder ein festes Repertoire noch einen kompletten Überblick über die Eröffnung an; vielmehr beschreibt er manche Abspiele detailliert, andere überblicksartig und wieder andere gar nicht. Mehr dazu später.

Bevor ich mich bei Smerdon der Portugiesischen Variante widme, darf auf keinen Fall unerwähnt bleiben, dass sich der Autor auf fast 200 Seiten mit den anderen Varianten (außer 3.d4) auseinandersetzt, die nach 1.e4 d5 2.exd5 Sf6 aufs Brett kommen können, d. h. vor allem mit 3.Sf3, 3.Lb5 und 3.c4. Nach letzterem Zug bietet er sowohl das Isländische Gambit (3…e6!?) als auch das klassische 3…c6, mit wahrscheinlichem Übergang zum Panow-Angriff im Caro-Kann an. Er beschäftigt sich mit diesen Abspielen genau so engagiert wie mit „seinem” Portugiesischen Angriff. Das ist durchaus der Erwähnung wert, denn so mancher Autor ist mit großer Begeisterung am Werk(eln), wenn es um sein eigentliches Anliegen geht, lässt dann aber um so mehr nach, wenn er die Pflichtarbeit (sprich: Nebenvarianten) abarbeiten muss. Das ist hier aber, wie gesagt, definitiv nicht der Fall.

Nun aber zu der Gambitvariante, die im Zentrum von Smerdons Bemühungen steht. Um es gleich zu sagen: Genau so stelle ich mir ein Buch über eine objektiv nicht 100%ig wasserdichte, aber in der Praxis gefährliche Eröffnung vor! Vor allem räumt der Autor völlig unumwunden ein, dass Weiß mit optimalem Spiel einen gewissen Vorteil behält. Er nennt das kritische Kapitel auch ganz freimütig „The Correspondence Refutation” („die Fernschach-Widerlegung”). Eine so einfache Sache mit der Widerlegung wird es dann aber nicht, denn er rüstet die Schwarzspieler mit jeder Menge Ideen und Tipps aus, um auch gegen diese Variante bestehen zu können. Gut, im Fernschach ist das wahrscheinlich wirklich schwierig für Schwarz, aber es gibt so viele Möglichkeiten, komplexe und dynamische Stellungen zu erreichen, dass sich ein Spieler, dem solche Positionen liegen, unter Turnierbedingungen am Brett (und um so mehr in Rapid- und Blitzpartien) geradezu wie ein Fisch im Wasser fühlen könnte. Allein die Diagramme machen Lust darauf, das einmal zu probieren! Wer von der Geschichte mit der objektiven Korrektheit nicht abgeschreckt wird, sollte einmal einen Blick wagen.

Ganz anders sieht dagegen das Werk von Sergey Kasparov aus. Bereits in der Einführung sagte er, die Aufgabe eines Autors sei, den Leser nicht mit zu vielen Varianten zu belasten, sondern ihm die Grundideen und -pläne der gesamten Eröffnung auf möglichst unterhaltsame Art nahezubringen. Ob das nun in Sachen Verfassen von Eröffnungsbüchern der Weisheit letzter Schluss ist, will ich einmal vorsichtig bezweifeln, aber es ist eine von mehreren Möglichkeiten, und es ist auf jeden Fall gut, dass der Leser das weiß. So gesehen würde ich es auch begrüßen, wenn es eine Möglichkeit gäbe, dem potenziellen Leser dies mitzuteilen, bevor er seine Kaufentscheidung trifft (eventuell im Klappentext), denn wer eine detaillierte Arbeit erwartet, wie man sie z. B. von Autoren wie Kotronias kennt, wird wahrscheinlich schnell enttäuscht sein.

Was ich aber dennoch etwas kritisieren möchte, ist der Umstand, dass Kasparov keinen ausgewogenen Überblick über die gesamte Eröffnung anbietet, sondern seine Favoriten hat, bei denen er in eine gewisse Tiefe geht, während andere Abspiele stiefmütterlich oder überhaupt nicht behandelt werden. Ein Beispiel: Von den 175 Seiten des Buchs behandelt er 2…Dxd5 auf 142 Seiten, 2…Sf6 dagegen auf gerade einmal 11 Seiten! Sieht man sich nun die spärlichen 11 Seiten näher an, stellt man fest, dass er nach 1.e4 d5 2.exd5 Sf6 das kritische 3.d4 in gerade einmal einer (in Zahlen: 1!) knappen Spalte erwähnt, und das auch noch mit dem „windigen” Abspiel 3…Sxd5 4.Le2 Sc6?! (seine eigene Interpunktion!). Von den anderen dritten weißen Zügen zeigt er 3.Sf3 in einer Beispielpartie, und über 3.Lb5+ und 3.c4 schreibt er lapidar, das seien weniger kritische Züge, die er hier nicht weiter untersuchen werde. Bei allem Wohlwollen: Davon hat ein Leser gar nichts! Wenn er auf 2…Sf6 keinen Bock hat, wäre es doch viel vernünftiger und zweckmäßiger gewesen, das Buch „Understanding the Qxd5 Scandinavian” zu nennen und sich die 11 Alibi-Seiten zu 2…Sf6 ganz zu schenken.

Dass ich mich seinen Analysen deutlich häufiger als bei Smerdon nicht so recht anschließen kann, mag angesichts der bisherigen Ausführungen kaum überraschen, aber dennoch ein Beispiel: Eine der ganz kritischen Varianten des Dd6-Skandinaviers ist 1.e4 d5 2.exd5 Dxd5 3.Sc3 Dd6 4.d4 Sf6 5.Sf3 c6 6.Se5 Sbd7 7.Sc4 Dc7 8.Df3 Sb6 9.Lf4 Dd7 10.Sxb6 axb6 11.0-0-0 e6 12.Le5 Sd5 13.Lc4 f6. Hier nennt der Autor als Nebenvariante das gefährliche 14.Lg3 Lb4 15.Sxd5 exd5 16.Ld3. Er führt aus, dass die Variante gefährlich sei, aber in seiner Variante b schreibt er „In 2015 I played more carefully and managed to equalize: 16…0-0 17.a3 Ld6 18.Dh5 f5 =” („Im Jahr 2015 spielte ich umsichtiger, und es gelang mir, Ausgleich zu erreichen: …”). Das klingt doch nach keinen nennenswerten Problemen, oder? Die Idee von 18.Dh5?! (meine Interpunktion) ist mir allerdings nicht klar. Wenn man dadurch greifbare Zugeständnisse des Schwarzen am Königsflügel erzwingen könnte, wäre das sicher ein starker Zug, aber in Wirklichkeit erreicht man damit doch gar nichts, oder? Wenn Weiß dagegen sein Druckspiel zunächst über die e-Linie mit 18.The1 oder 18.Tde1 beginnt (zumal Schwarz nicht ernsthaft um die e-Linie kämpfen kann), muss sich Schwarz schon überlegen, was er gegen die Turmverdopplung unternehmen will. Wenn er sie zulässt, sieht die schwarze Stellung nämlich schon ziemlich verdächtig aus. Der Computer schlägt schon Maßnahmen wie 18…f5 vor (oder nach vorherigem 18…b5 19.c3), aber damit schafft man weitere Schwächen, die Weiß mit 19.Le5, evtl. in Verbindung mit einem Bauernvormarsch am Königsflügel (vor allem im Falle von 18.Tde1!?), ausnutzen kann. Mir gefällt jedenfalls die schwarze Stellung nicht.

Ich möchte diese Variante aber auch nicht überbewerten. Der Abschnitt 1.e4 d5 2.exd5 Dxd5 ist dem Autor jedenfalls deutlich besser gelungen als der zu 2…Sf6. Vor allem erwähnenswert ist, dass er sich nach 3.Sc3 neben der Modefortsetzung 3…Dd6 auch mit dem klassischen 3…Da5 und dem eher seltenen, aber nicht zu unterschätzenden 3…Dd8 beschäftigt. Insgesamt gibt Sergey Kasparov hier einen ganz guten Überblick über diese Abspiele, aber in den konkreten Varianten vermag ich mich ihm nicht immer anzuschließen.

Wenn ich ein Fazit ziehen soll, gefällt mir Smerdons Buch sehr gut, aber der Leser muss sich überlegen, welche Art von Stellung ihm liegt und ob er gewisse Risiken einzugehen bereit ist. Wer etwas mit der Portugiesischen Variante anfangen kann, findet hier eine großartige Basis für die eigene Auseinandersetzung mit der Eröffnung. Von Kasparov war ich dagegen enttäuscht. Den Teil zu 2…Sf6 kann man vergessen, während seine Auseinandersetzung mit 2…Dxd5 deutlich besser war, aber manche Abspiele konnten zumindest mich nicht überzeugen. Wer sich allerdings in erster Linie einen Überblick über die verschiedenen Variantenkomplexe nach 1.e4 d5 2.exd5 Dxd5 3.Sc3 verschaffen will, kann durchaus einen Blick riskieren, sollte aber auch andere Quellen hinzuziehen und/oder Eigenarbeit leisten. Besonders schade an dem sehr knapp ausgefallenen Teil zu 2…Sf6 finde ich, dass sich damit auch eine Kombination beider Bücher nicht gerade anbietet. Immerhin lässt sich vorstellen, dass man zwar die Portugiesische Variante hin und wieder spielen, sie aber nicht als Alleinwaffe haben möchte. Da wäre es natürlich gut wenn es Quellen gäbe, in denen auch traditionellere Alternativen zu 3…Lg4!? behandelt werden (vor allem 3…Sxd5). Das ist hier aber leider nicht der Fall.
FS-GM Klaus Kögler
März 2016





In der jüngeren Vergangenheit sind einige neue Werke zur Skandinavischen Verteidigung frisch auf den Markt gekommen. In diese Reihe gliedert sich "Understanding the Scandinavian" ein, geschrieben von Sergey Kasparov und erschienen Ende 2015 im Verlagshaus Gambit Publications Ltd.
"Understanding the Scandinavian" setzt besonders auf die Linie mit 3…Dd6, also die Initialzugfolge 1.e4 d5 2.exd5 Dxd5 3.Sc3 und nun 3…Dd6. Kasparov bezeichnet sie als neue Hauptvariante. Auch die "alte Hauptvariante" mit 3…Da5, die Alternative 2…Sf6 und weitere Abweichungen behandelt er, durchaus auch mit mehr als nur einer Randnotiz, nur legt er sich als seine Empfehlung auf 3…Dd6 fest.
Es gibt sieben Kapitel im Buch, die sich mit den folgenden Inhalten befassen:
1. 3...Dd6 mit 4. d4 Sf6 5.Sf3 c6 6.Se5
2. 3...Dd6: Andere Linien
3. 3...Da5
4. 3...Dd8
5. 2...Dxd5 ohne 3.Sc3
6. 2...Sf6
7. Seltene Alternativen für Weiß im zweiten Zug.
Das Werk sieht sich als Ratgeber und Anleitung, wie die Skanidavische Verteidigung zu spielen ist. Kasparov, der die Verteidigung auch selbst gerne im Wettkampf anwendet, legt folgerichtig den Schwerpunkt seiner Ausführungen auf die strategischen Aspekte in der Anwendung dieser Eröffnung. Hierbei geht er sehr ausführlich vor. Variantenketten, womöglich ohne weitere Erläuterungen, sind nur wenig im Werk zu finden. Der Leser wird ständig auf strategische Ansätze, Anforderungen, mögliche Fehler etc. aufmerksam gemacht. Dabei adressiert Kasparov seine Hinweise und Ratschläge an beide Parteien, also nicht etwa nur an Schwarz, der für das Entstehen der Themaeröffnung auf dem Brett verantwortlich ist.
Auch wenn er mit seinen Ausführungen offenkundig nicht nur den erfahrenen Spieler erreichen möchte, sollte der Leser das Stadium der Anfangsgründe im Schach deutlich hinter sich gelassen haben. Ab dem Klubbereich aber sollte jeder Spieler mit "Understanding the Scandinavian" gut an einer Erweiterung seiner Eröffnungskompetenz arbeiten können. Diese Wertung ist durchaus universeller zu verstehen und nicht nur auf die Skandinavische Verteidigung oder gar die Buchinhalte beschränkt. Kasparov gibt tatsächlich einen tiefen Einblick in strategische Überlegungen zur Eröffnungswahl, -führung etc. Der Leser wird methodisch auch beim Einsatz anderer Systeme von den hier aufgenommenen Kenntnissen profitieren.
"Understanding the Scandinavian" ist kein Buch, das den Leser mit einem in sich plausiblen und auch abgesicherten Repertoire ausstattet. Wäre dies anders, so müsste es Schwarz entsprechend ausstatten. Kasparov legt sich auch für Weiß auf solche Alternativen fest, die es ihm aus seiner Sicht am besten ermöglichen, das Wesen der Skandinavischen Verteidigung zu zeigen und die strategischen Aspekte jeweils zu erläutern. Weitere wichtige Alternativen im Arsenal des Anziehenden bleiben außen vor. Sie dürfen dies auch, eben weil Schwarz nicht mit konkreten Repertoirevorschlägen gegen sie ausgestattet werden soll und er nach den an den gewählten Beispielen vermittelten Prinzipien auch die Spielführung gegen alternative, aber eben ähnliche Strukturen organisieren kann.
An einem Beispiel: Die schwarze Erwiderung 2…Sf6, die Kasparov übrigens nicht allzu sehr schätzt, greift er mit 3.Sf3 und nachfolgend 4.d4 auf. Für ein "rundes" Repertoire müsste er sich beispielsweise auch mit einem frühen c2-c4 befassen. In "Understanding the Scandinavian" als Ratgeber und Anleitung kann er sie unbehandelt lassen, ohne dass er damit eine nennenswerte Lücke verursachen könnte.
Kasparov nutzt insgesamt 43 Partien aus der Meisterpraxis als Träger seiner Darstellungen zur Theorie. Diese stammen oft aus aktuellen Turnieren, aber auch einige nicht mehr ganz taufrische Duelle sind dabei. Kasparov, selbst ein renommierter GM (aber nicht zu verwechseln mit dem Ex-Weltmeister Garri Kasparow), hat dabei einiges aus seinen eigenen Turnierauftritten verwendet. Mehrere Namen aus der absoluten Weltspitze finden sich ebenfalls unter den "Duellanten".
Die meisten Partien werden am Ende jeweils noch einmal in einer Zusammenfassung darauf abgeklopft, welche Schlüsse aus ihnen zu ziehen sind. Diese wertenden Zusammenfassungen ("Conclusions") können bisweilen durchaus sehr lang ausfallen. Der Leser bekommt dennoch immer in einer vergleichsweise kompakten Form noch einmal vor Augen geführt, was er an Wesentlichem aus der gerade bearbeiteten Partie mitnehmen sollte.
Relativ kurze solche Zusammenfassungen finden sich auch am Ende eines Kapitels sowie im Anschluss an die Theoriekapitel selbst.
Zwischen Theorieteil und Variantenverzeichnis hat Kasparov noch einen kurzen Bereich (zehn Beispiele) mit Übungen und deren Antworten eingebaut. Hier soll der Leser sein erworbenes Verständnis überprüfen bzw. unter Beweis stellen. Dabei kann er für Entscheidungen für bestimmte Züge und das Ausarbeiten der wesentlichen Wege Punkte erzielen, die dann summarisch Kategorien zugeordnet werden. In einer humorigen Art und Weise stellt Kasparov dann nach oben fest, dass besonders erfolgreiche Leser die Eröffnung besser verstehen als er oder nach unten anerkennen sollten, dass die Skandinavische Verteidigung nicht "ihr Ding" ist.
Ich persönlich halte diese kurze Passage für verzichtbar, aber für so manchen Leser dürfte sie als nette Spielerei ein willkommenes Angebot sein.
Das schon angesprochene Variantenverzeichnis ist sehr ausführlich und damit eine ausgezeichnete Orientierungshilfe im Werk. Ihm schließt sich der Vollständigkeit halber dann noch ein Partienverzeichnis an.
Die Buchsprache ist Englisch. Auch wenn einiges an Text im Buch vorkommt, schätze ich die Anforderungen an die Fremdsprachkenntnisse des Lesers als moderat ein. Dies begründet sich auch mit dem zur Anwendung gelangten Wortschatz, der nur selten mit nachzuschlagenden Begriffen aufwartet. Kenntnisse auf der Höhe eines ordentlichen Schulniveaus sollten allemal ausreichen, um recht komfortabel mit dem Werk arbeiten zu können.
Fazit: "Understanding the Scandinavian" ist eine Neuerscheinung auf dem Büchermarkt, die sich insbesondere mit der strategischen Spielführung in der Skandinavischen Verteidigung befasst. Sie ist eine Anleitung und ein Ratgeber, kein auch ein Repertoire anbietendes Werk.
Inhaltlich konzentriert es sich auf die Fortsetzung 3…Dd6, behandelt aber auch die als wichtig einzuschätzenden Alternativen im schwarzen Spiel.
"Understanding the Scandinavian" hebt sich besonders durch das Bemühen hervor, möglichst alles zu erläutern und zu erklären, was auf dem Brett vonstattengeht.
Für mich ist das Werk für denjenigen, dessen Spielstärke sich zumindest im unteren Klubbereich befindet und der die Skandinavische Verteidigung unter den gesetzten Schwerpunkten erlernen und dabei richtig begreifen will, eine Kaufempfehlung.
Uwe Bekemann, Deutscher Fernschachbund
März 2016




Die Skandinavische Verteidigung nach 1.e4 d5 wird von vielen nicht ernst genommen, aber jeder, der schon einmal dagegen gespielt hat, kann sicher bezeugen, dass es gar nicht so einfach ist, diese zu knacken. In den letzten Jahren wurde in diesem Bereich die Variante nach 1.e4 d5 2.exd5 Dxd5 3.Sc3 Dd6 immer populärer. Der bekannteste Vorkämpfer ist der niederländische Großmeister Sergey Tiviakov, der diese Variante auch schon gegen stärkste Gegnerschaft gespielt hat und durchaus häufiger mit einem Remis belohnt wurde. Anfangs versuchte er es noch nach den oben angegebenen Zügen mit 4.d4 Sf6 5.Sf3 a6, um je nach weißem Zug mit b5 oder Lg4 zu agieren, Weiß fand aber in 6.g3 oder 6.Se5 gute Gegenideen. Zuletzt wurde darum im 5. Zug c6 versucht. Schwarz baut ähnlich wie in der Caro-Kann-Verteidigung nach 1.e4 c6 mit c6 und e6 einen Abwehrriegel auf, umgeht aber mit der skandinavischen Zugfolge unangenehme Varianten für den Caro-Kann Spieler wie die Vorstoßvariante nach 1.e4 c6 2.d4 d5 3.e5 oder den Panovangriff nach 1.e4 c6 2.d4 d5 3.exd5 cxd5 4.c4. Dies interessierte den weißrussischen Großmeister Sergey Kasparow und so nahm er die Variante erst in sein Repertoire auf und schrieb jetzt ein Buch darüber. "Understanding the Scandinavian" heißt es und soll den Leser in die taktischen und strategischen Motive einweihen, um diese Eröffnung ohne großen Aufwand erfolgreich spielen zu können. Bei einer Länge von 175 Seiten kann man sich nicht beschweren, hat man dann doch ein vollständiges Eröffnungsrepertoire zuzüglich Mittelspielideen, die man bei einer eher ruhigen und positionell angehauchten Eröffnung unbedingt benötigt, um die ausgeglichenen Stellungen auch wirkluch auf Sieg zu spielen. Leider wird das Buch diesem Anspruch nicht gerecht.
Dabei liest sich der erste Teil des Buches noch ganz gut. Auf 86 Seiten wird das oben genannte System besprochen. Zuerst lernt der Leser kritische Varianten nach 1.e4 d5 2.exd5 Dxd5 3.Sc3 Dd6 4.d4 Sf6 5.Sf3 c6 6.Se5 kennen. Es werden in 12 Modellpartien plus vielen eingeflochtenen Partiefragmenten in den Kommentaren viele Ideen erläutert. Partien vom Autor zeigen, dass er weiß, wovon er redet und die Varianten, die empfohlen werden erscheinen vernünftig. Ob 6.Se5 in der Praxis der meisten Schachspieler wirklich so häufig vorkommt, sei dahingestellt, aber wenigstens weiß der Leser dadurch, was derzeit als kritisch erachtet wird. Danach werden aber auch andere Ideen von Weiß gezeigt und nach Möglichkeit entkräftet. Das Kapitel enthält 11 Modellpartien, allerdings gehören nur 4 zu 5. ...c6. Der Rest behandelt andere schwarze Ideen im 5. Zug wie g6, Lg4 oder a6. Dies wäre kein Problem, wenn es nicht auch im eigentlichen System soviel zu entdecken gäbe, das für den Leser relevant sein könnte. Aber danach springt der Autor gleich zum nächsten skandinavischen System mit 3. ...Da5. Dies wird, wie er selbst schreibt, nur sehr oberflächlich und nicht so gut strukturiert wie das vorige behandelt. Warum er sich nicht einfach auf eine Variante und innerhalb dieser auf verschiedene Ideen und Möglichkeiten beschränkt, verrät er jedoch nicht. In der Da5-Variante scheint Weiß jedenfalls zwingend Lc4 spielen zu müssen, denn anderes findet man in diesem Kapitel nicht. Ich fand das besonders bedauerlich, da ich ich selbst nach 1.e4 d5 2.exd5 Dxd5 3.Sc3 Da5 4.d4 Sf3 5.Sf3 c6 6.Ld2 Lf5 7.Se4 spiele und nach Dc7 8.Sxf6 gxf6 9.g3 nebst Lg2 eigentlich stets ganz gut mit Weiß punkten konnte. Noch schräger wird es im Kapitel danach, in dem 5.Dd8, zu dem es sogar komplette Bücher gibt, anhand einer einzigen Partie abgehandelt wird. Für den Dd6 Spieler wird es erst danach ab Seite 125 wieder interessant, wo es dann um Stellungen nach 1.e4 d5 2.exd5 Dxd5 geht, in denen Weiß nicht 3.Sc3 spielt. In der kritischen Variante nach zum Beispiel 3.Sf3 Lg4 4.Le2 Sc6 5.d4, in der Weiß erst nach c4 Sc3 spielt, weil er dann später einfacher d5 durchdrücken und den schwarzen Entwicklungsrückstand ausnutzen kann, reicht Herrn Kasparov nach 5. ...0-0-0 6.Le3 e5 7.c4 eine Fußnote, obwohl diese Variante unter anderem von Andrew Greet in "Beating unusual Chess Defences: 1.e4", Everymen Chess 2011 empfohlen wird und aus praktischer Sicht gar nicht so einfach für Schwarz zu behandeln ist.
Danach wird natürlich auch noch 1.e4 d5 2.exd5 Sf6 behandelt und zum Abschluss Abweichungen im zweiten Zug.
Die Kommentierung des Buches ist eine Mischung aus verbalen Erklärungen und möglichen Faustregeln sowie Informatorzeichen. Hätte der Autor nicht versucht, alle skandinavischen Systeme in ein Buch zu pressen und oberflächlich anzuschneiden, hätte man daraus wirklich etwas machen können. So allerdings wirkt es äußerst unausgegoren. Bei mir hat es weniger Verständnis, sondern vielmehr Verwirrung erzeugt. Etwas Pech für den Autor ist auch, dass kurze Zeit später mit "The Safest Scandinavian" von Vasilios Kotronias im Chess Star Verlag ein Buch zu 1.e4 d5 2.exd5 Dxd5 3.d4 Sf6 nebst c6 erschienen ist, das nicht nur viel detaillierter und präziser die Ideen dieser Eröffnung aufzeigt, sondern auch noch viele Analysen Kasparows als schwach darstellt.

IM Dirk Schuh
März 2016