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LXNAJNXN

Najdorf X Najdorf

An Intimate Biography

208 Seiten, kartoniert, Russell Enterprises, 1. Auflage 2016

24,95 €
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Among major chess figures of the 20th century, few stand out more than Miguel Najdorf . One of the world’s best players for decades, he was also one of the most active and colorful. And his life, both at the chessboard and away from it, was rich in experience, both joyful and deeply painful.

In this biography, Najdorf’s daughter Liliana paints an intimate portrait of her larger-than life father. She writes about him, warts and all, showing us her father as a man both greatly talented and deeply flawed, a man at once loving and rage-prone, noble and petty, generous and selfish, jovial but despotic, earthy but vain, exuberant yet deeply sad.

A genius who could conduct 40 blindfold games simultaneously and memorize long strings of random numbers, yet forgot where he parked his car.

For the English-language edition, Dutch grandmaster Jan Timman has prepared a selection of annotated games and an in-depth foreword. These are complemented nicely by several historical essays, while many photographs round out this engrossing biography of one of the world’s most fascinating chessplayers of the 20th century.

Weitere Informationen
Gewicht 290 g
Hersteller Russell Enterprises
Breite 15,2 cm
Höhe 22,7 cm
Medium Buch
Erscheinungsjahr 2016
Autor Liliana Najdorf
Sprache Englisch
Auflage 1
ISBN-13 978-1941270394
Seiten 208
Einband kartoniert

005 Annotation Symbols and Abbreviations

007 Dedication

009 Foreword by Jan Timman

017 Prologue

019 Translator’s Preface

022 Chapter One

027 Chapter Two

032 Chapter Three

036 Chapter Four

045 Chapter Five

047 Chapter Six

053 Chapter Seven

058 Chapter Eight

061 Chapter Nine

069 Chapter Ten

084 Chapter Eleven

091 Chapter Twelve

093 Chapter Thirteen

099 Chapter Fourteen

113 Epilogue

115 The Polish Immortal

117 Selected Games Annotated by Jan Timman

152 Appendix 1

182 Timeline

188 Appendix 2

198 Errata and Revisions

205 General Index

208 Index of Games and Game Fragments

Najdorf x Najdorf geht über das hinaus, was Schachbiographien sonst zu leisten vermögen, denn es eröffnet einen sehr intimen Zugang zum Titelhelden: geschrieben wurde es von Liliana Najdorf, der Tochter des Maestros. Und sie vermittelt sehr drastisch, dass es nicht immer ein Zuckerschlecken war, die Tochter eines extrovertierten Genies und Lebemannes zu sein.

Miguel Najdorf war ein außergewöhnlicher, extremer Mensch in jeglicher Hinsicht. Eine Figur wie aus einem Roman mit einer komplizierten Vita, mit vielfältigen Talenten, der Unglaubliches zu leisten imstande war, der sein Leben in großen Zügen genoss, dessen persönliche Tragik andrerseits aber kaum ertragbar war. Najdorfs Leben weist einen Bruch auf, der es in "vorher“ und "nachher“ teilte: vorher, das war sein Leben in Polen als Mieczyslaw Najdorf, einem jüdischen Kaufmannssohn und aufgehenden Schachstar. Es endete abrupt, als Hitler 1939 in sein Vaterland einmarschierte und der zweite Weltkrieg ausbrach. Najdorf weilte damals wie unzählige andere Schachprofis auf der Schacholympiade von Buenos Aires. Es gelang ihm nicht mehr, zu Frau und Kind in Polen zurückgelangen. In Südamerika baute Najdorf eine neue Existenz auf, er arbeitete und erreichte gleichzeitig während des Krieges und in der Nachkriegszeit seinen schachlichen Zenit, gewann enorm viele Turniere und stieg zu einem WM-Kandidaten auf. Nach dem Krieg versuchte er, Kontakt mit seiner Familie und den zahlreichen Verwandten in Polen aufzunehmen, was u.a. dazu führte, dass er den puplicityträchtigen Weltrekord im Blindsimultanspielen aufstellte: 1947 in Sao Polo an 45 Brettern (dieser wurde erst 2011 von Marc Lang überboten, der an 46 Brettern spielte).

Trotz aller Bemühungen fand Najdorf keinen Verwandten mehr lebend vor - sie starben allesamt in den Gaskammern der Nazis. Das hinterließ einen furchtbaren Schmerz, der ihn zeitlebens nicht verlassen sollte. Indem er sich unaufhörlich durch Geschäftigkeit, Umtriebigkeit, Schach und Geselligkeit ablenkte, entfloh er seiner tiefen Traurigkeit.

Najdorfs zweites Leben zeichnete sich vor allem durch großen gesellschaftlichen Erfolg aus: mit Lebensversicherungen und anderen Geschäften wurde er wohlhabend, schachlich brachte er es zu einem der Weltbesten. In Argentinien war er ein anerkannter Star, er verkehrte mit hochrangigen Politikern, war in den Medien präsent, gefeiert. Er gründete eine Familie, fand schnell seine zweite Frau innerhalb der jüdischen Gemeinde in Buenos Aires und wurde Vater zweier Töchter.

Die jüngere davon, Liliana, schrieb nun, knapp 20 Jahre nach dem Tod ihres berühmten Vaters, dankenswerterweise ihre Lebenserinnerungen nieder.

Es ist kein "Heldendenkmal“ geworden, sondern eine schwere Auseinandersetzung mit einem Übervater. Unverblümt schildert sie aus ihrer Perspektive. Ihre Erzählungen handeln davon, wie schwer es ist, im Schatten eines extremen, übermächtigen Vaters zu stehen, dessen Präsenz alles dominierte, und dessen Launen sich alles andere unterzuordnen hatte.

Die Bürde lastete schwer auf der jungen Liliana, die sich später jahrelang in Therapien abmühte, ihre Kindheit zu verarbeiten, und die selbst auch den Werdegang einer Therapeutin einschlagen sollte. Ihr Vater war bei ihr immer nur El Viejo , der "Alte“. Ein Patriarch, bereits über 40, als die Tochter geboren wurde. Der damals schon äußerlich älter wirkte, der aber bis zu seinem Tode mit 87 jugendlichen Charme und einen enormen Lebenswillen bewahrte.

Eindrücklich etwa die Geschichte, als die jugendliche Liliana in den Straßen von Buenos Aires heimlich rauchen wollte: gerade, als sie sich die Zigarette anzünden wollte, blickte sie zur anderen Straßenseite auf die Häuserwand - da starrte sie ihr Vater auf einem Plakat von einer riesigen Werbefläche aus an!

Sein Blick war allgegenwärtig, sie fühlte sich unter Dauerbeobachtung. Andrerseits war der Vater meistens weg, reiste um die ganze Welt von Turnier zu Turnier und Geschäft zu Geschäft, der quirlige Najdorf konnte nicht ruhen.

In Lilianas Erzählungen wird der widersprüchliche Charakter Najdorfs in allen Facetten lebendig. Seine überschäumenden Gefühlsausbrüche, sein plötzlicher Gemütswandel, seine Güte, seine Freundlichkeit, aber auch seine cholerische Seite. Seine großzügige Art: er lud ständig Leute ein, lieh und verschenkte immer Geld, wenn jemand ihn fragte. Seine zupackende Art: Najdorf riss mit seiner Begeisterung jeden mit, man konnte nicht nein sagen, wenn er sich was in den Kopf gesetzt hatte, nahm er es sogleich in den Angriff.

Amüsant: der große Meister, der sich dutzende Blindpartien in seinem Kopf merken konnte, ein Genie der Merkfähigkeit, war zugleich höchst vergesslich. Regelmäßig vergas er, wo er sein Auto geparkt hatte und stolperte stundelang suchend durch die Straßen von Buenos Aires.

Vor allem dringt seine unvergleichlich große Liebe zu Schach aus allen Zeilen: bis an sein Lebensende waren seine Begeisterung, seine Freude und sein Ernst am Spiel nicht gebrochen. Darüber hinweg konnte er alles vergessen, familiäre Verpflichtungen, den Schlaf, die Gesundheit. Bis zum Tode verbrachte er seine Nächte mit unzähligen Blitzpartien.

Najdorf x Najdorf ist ein faszinierendes, schillerndes Portrait eines großen Schachmeisters und eines höchst außergewöhnlichen Menschen. Abgerundet werden die Erinnerungen seiner Tochter und die Analysen Jan Timmans von vielen weiteren Beschreibungen seiner Zeitgenossen und Freunde, Journalisten. Der Übersetzer aus dem Spanischen, Taylor Kingston, ergänzt die subjektiven Erlebnisse mit gut recherchierten Fakten, verweist dadurch manche Erzählungen, die Najdorf selbst gestreut hat, ins Reich der Anekdoten. Der große Maestro neigte zum Fabulieren, war ein spannender Erzähler, der sein Publikum gern in seinen Bann zog. Doch er hatte einen Hang zur Übertreibung, nahm es mit den Fakten nicht immer so genau. Wahrscheinlich war dies auch der Grund, warum seine Versuche, eine Autobiographie zu schreiben, nie über den guten Vorsatz und ein paar kärgliche Versuche hinauskam - er war eher der Mann der inspirierten Gegenwart mit einer einzigartigen lebendigen Aura.

Auch seine Tochter war erst mit einem ordentlichen Abstand in der Lage, die "Wahrheit“ hinter der unglaublichen Geschichte zu Papier zu bringen. Sie hat es geschafft, und somit kommen wir in den Genuss einer ganz außergewöhnlichen Lektüre, die einen der ganz Großen dem Vergessen entreißt.

IM Frank Zeller

Zeitschrift "Schach"


"Najdorf x Najdorf" ist ein Werk, das sich kaum mit anderen vergleichen lässt. Dies gilt für seine inhaltliche Kategorisierung, für das Verhältnis Autorin/Autor und die im Mittelpunkt des Interesses stehende Person aus dem Schachgeschehen, die Rolle des Übersetzers aus Spanisch nach Englisch und mehrerlei darüber hinaus. Aber alles der Reihe nach!

In "Najdorf x Najdorf" geht es um ... nicht schwer zu erraten, Miguel Najdorf, im Kern jedenfalls. Die Autorin Liliana Najdorf ist dessen Tochter; sie ist, wie ihre Schwester Mirta, aus der zweiten von drei Ehen eines der größten Schachspieler aller Zeiten hervorgegangen. Und schon sind wir mitten im Thema, der Kategorisierung des Buches. Liliana Najdorf hat eine Biografie verfasst, wie sie kaum jemand anders hätte schreiben können. Sie steckt voller persönlicher Details, die teilweise als solche und allgemein in der Fülle niemandem außerhalb der Familie bekannt sein können. Mehrmals habe ich beim Lesen ein gewisses Schuldgefühl entwickelt, wenn ich etwas erfahren habe, was mir als zu intim für meine Außenseiteraugen vorgekommen ist. Die Autorin scheint mir mit dem Werk auch sich selbst einen Gefallen getan zu haben, indem sie manches aufgearbeitet und für sich persönlich abgearbeitet hat. Für sie und ihre Schwester war es oft nicht leicht, Tochter nicht nur eines berühmten und viel in Sachen Schach reisenden Vaters gewesen zu sein, sondern weil dieser zugleich die besondere Persönlichkeit eines Miguel Najdorf hatte. So war das Verhältnis geprägt von Liebe und Problemen zugleich. Miguel Najdorf wird beschrieben als herzlicher, emotionaler, durchaus autokratischer Mensch, der Schach gelebt hat. Im Schach war er ein Genie, im Alltagsleben aber bisweilen etwas zerstreut. Ich musste beim Lesen an den Professor im Witz denken, der das Bonbon wegwirft und das Papier kaut. Dazu gleich mehr.

Liliana Najdorf beschreibt das Vater-Tochter-Verhältnis an vielen Beispielen. Sie hat ihren Vater bewundert, aber er war oft nicht da, wenn sie ihn brauchte. Sie hat ihn geliebt, bisweilen aber auch gehasst, zum Beispiel als sie über Nacht mit Freunden verreisen wollte und er es verbot. Aber er zeigte einen Ausweg auf: Die Freunde sollten gegen ihn im Schach antreten, er würde blind simultan spielen. So geschah es - Liliana blieb zu Hause. Sie hat seine Selbstachtung, um religiöse Züge ergänzt, an ihm geachtet. Als sie auf seinen Spuren gewandelt ist, besonders auch in Polen, hat sie ihn verstanden.

Miguel Najdorf ist als Moishe Mendel (Mikel) Najdorf im Jahr 1910 in Polen geboren. Als er 1939 für Polen an der Schacholympiade in Argentinien teilnahm, wurde Polen von Nazi-Deutschland überfallen. Seine Frau und seine kleine Tochter waren in der Heimat. Als Juden waren sie wie er bedroht. Er reiste nicht zurück, sondern versuchte seine Familie nachzuholen. Er hatte keinen Erfolg. Außer seiner Familie verlor er sehr viele weitere Verwandte.

In Argentinien fand er später seine zweite Frau, mit der er die beiden Töchter Liliana und Mirta bekam. Er zeigte ihnen, dass es ihm eine stolze Genugtuung war, wenn ihm als Juden von Andersgläubigen eine Ehrung erwiesen wurde.

Nach dem krankheitsbedingten Tod seiner Frau heirate Miguel Najdorf ein drittes Mal. Im hohen Alter verlor er auch sie.

Najdorf war ein Spieler mit viel Intuition und vergleichsweise wenig Theoriekenntnissen. Dies mag verwundern, weil das heute beliebteste System in der Sizilianischen Verteidigung nach ihm benannt ist. Aber auch der Schlüsselzug 5...a6 ist Spross besonders seiner Intuition.

Er war ein phänomenaler Blindschachspieler. Im Buch ist beschrieben, wie er es geschafft hat, zig Partien nebeneinander zu bestreiten, ohne jemals den Überblick zu verlieren. Im "wahren" Leben war dies aber nicht so sicher. So kann man nur schmunzeln, wenn man liest, dass er eine Feier besuchte und erst nach dem Essen erkannte, dass es die falsche war. Ihm kamen alle anderen Gäste fremd vor ... Gleiches gilt für die Szene, dass er tief in Gedanken zum Schach versunken nackt aus der Dusche ins Wohnzimmer kam und erst auf einen Ausruf seiner Tochter hin sein Versehen bemerkte und sich bedeckte.

Zurück zum Schachspieler Miguel Najdorf: Er durfte nicht am WM-Turnier 1948 teilnehmen, obwohl er nach den zuvor festgelegten Kriterien hätte eingeladen werden müssen. Es geht wahrscheinlich auf eine Intervention Botvinniks zurück, dass dies so geschah. Dessen Feindschaft hatte er sich zuvor zugezogen, als er vor einer Partie gegen ihn Wetten auf seinen Sieg angeboten hatte. Dies erfahren wir beim Lesen von "Najdorf x Najdorf" weniger durch Liliana Najdorfs Ausführungen denn aus zusätzlichen Buchinhalten. So kommen im weiteren Verlauf des Werkes auch Weggefährten Najdorfs und Zeitgenossen zu Wort, von Panno bis Quinteros. Und nicht zuletzt ist dies Taylor Kingston, Übersetzer des Werkes und großer Kenner der Schachgeschichte. Er beleuchtet auch die 1948er Vorgänge. In den Kapiteln von Liliana Najdorf tritt er immer wieder mit Anmerkungen und Korrekturen auf. So ist der Originaltext jeweils erhalten geblieben und doch kann sich der Leser keine falschen Daten zu Najdorf, Turnieren etc. aneignen. Das Werk ist authentisch geblieben und verbreitet keine - wie sagt man heute leider geflügelt - Fakenews. In Erzählungen, Anekdoten etc. kann schon mal der Bereich zwischen Wahrheit, Mangel an Erinnerung und Fantasie verwischen. In "Najdorf x Najdorf" nicht.

Ich habe das Werk komplett durchgearbeitet, es war meine Urlaubslektüre. Eine Ausnahme bilden nur die Partien - ja, die gibt es auch. Sie sind teilweise in den Text eingebunden, auch mit Originalkommentaren Najdorfs. Zudem sind 12 Najdorf-Partien enthalten, zusammengefasst in einer eigenen Sektion des Buches, die von Jan Timman sehr ansprechend kommentiert worden sind, mit dem Schwerpunkt von Textanmerkungen. Mein Urteil beschränkt sich auf meine Erkenntnisse beim Durchgehen der Partien ohne Brett.

Interessant ist zudem eine tabellarische Zusammen- und Gegenüberstellung von Weltereignissen politisch und im Schach mit Eckpunkten im Leben von Miguel Najdorf.

Gerade weil "Najdorf x Najdorf" meine Urlaubslektüre war, war es mir möglich, mich besonders intensiv mit dem Buch ihm zu befassen. Und so konnte ich auch mit mehr Hingabe damit umgehen, dass es wirklich hohe Ansprüche an die Englischkenntnisse des Lesers stellt. Der Satzbau ist relativ unproblematisch, der Wortschatz aber ist unglaublich breit.

Für wen ist das Werk eine Empfehlung, sofern er genügend gut Englisch kann? Es ist ein Buch für den Schachfreund, der eine sehr breite Beziehung zum Spiel hat und auch besonders an Informationen hinter dem Brett interessiert ist. Wer Miguel Najdorf als Spieler und als Mensch gefühlt sehr nahekommen möchte, ist mit "Najdorf x Najdorf" bestens beraten.

Fazit: "Najdorf x Najdorf" ist ein besonderes Werk, das nicht kopierbar ist. Unter den Beschreibungen im Text spreche ich meine Kaufempfehlung aus, gerichtet an den des Englischen gut Mächtigen und umfassend am Schach interessierten Anhänger des Spiels.

Uwe Bekemann,

Deutscher Fernschachbund

Februar 2017


Bei Schachlegenden neigt man schnell einmal zur Idealisierung. Da wird der Mensch plötzlich in jedem Bereich zur Gottheit erhoben, fernab der Realität. Bei Schachbiographien hingegen wird dann ein rein schachliches Bild gezeichnet, sie verkommt zur Partiensammlung!

In "Najdorf x Najdorf" von Liliana Najdorf aus dem Hause Russell Enterprises gibt es hingegen eine gute Mischung. Die Tochter des legendären Miguel Najdorf schrieb ein sehr persönliches Buch über den Menschen hinter dem Schachspieler, während sie Großmeister Jan Timman im schachlichen Teil unterstützte. So erfährt man auf insgesamt 208 Seiten neben seiner schachlichen Vita auch etwas über die schwierigen Persönlichkeiten, die hinter Schachkoryphäen stecken können, erkennt sich aber vielleicht teils auch als etwas weltfremder Mensch wieder. Dazu gibt es tolle Partien mit einem aktiven Stil. Insgesamt 29 Partien wurden vollständig oder fragmentarisch in den Text eingearbeitet. Die Kommentare konzentrieren sich auf das Wesentliche, hier hätte man bei einigen Partien vielleicht noch etwas mehr erklären können. Es geht aber vorrangig um Geschichten aus dem Leben des großen Schachspielers, weshalb das vertretbar ist.

Miguel Najdorf ist nicht nur der Namensgeber der Najdorfvariante der Sizilianischen Verteidigung nach 1.e4 c5 2.Sf3 d6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Sf6 5.Sc3 a6, er gehörte in den 40er Jahren auch zu den stärksten Spielern der Welt. Es ist daher ein wenig bedauerlich, dass er nach dem Tod Alexander Aljechins aus nicht näher bekannten Gründen nicht zu den Spielern gehörte, die den Weltmeistertitel unter sich ausspielten, obwohl er das Recht dazu gehabt hätte. Diese und viele andere Geschichten machen das Buch sehr lesenswert.

Nun gebe ich noch eine phantastische Partie aus dem Buch wieder, um zu zeigen, wie der schachliche Stil Miguel Najdorfs einzuschätzen ist. Er hat sie 1930 gegen Herrn Glücksberg in Warschau gespielt und mit Schwarz eine wahre Schachperle geschaffen: 1.d4 f5 2.c4 Sf6 3.Sc3 e6 4.Sf3 d5 5.e3 c6 6.Ld3 Ld6 7.0-0 0-0 8.Se2 hier beginnen die Kommentare, in diesem Fall sogar vom Meister selbst Sbd7 9.Sg5 Lxh2 10.Kh1 Sg4 11.f4 De8 12.g3 Dh5 13.Kg2 Lg1 14.Sxg1 Dh2 15.Kf3 e5 16.dxe5 Sdxe5 17.fxe5 Sxe5 18.Kf4 Sg6 19.Kf3 f4 20.exf4 Lg4 21.Kxg4 Se5 22.fxe5 h5 Matt Schwarz hat hier sehr konsequent angegriffen und seine ganzen Leichtfiguren geopfert, um den König schließlich mattzusetzen.

Insgesamt ein sehr interessantes Buch zum Leben Miguel Najdorfs, das sich eher auf die menschliche Seite der Legende konzentriert und viel Lesestoff bietet!

IM Dirk Schuh

Januar 2017

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