Währung
Sprache
Toggle Nav
Tel: (02501) 9288 320

Wir beraten Sie gern!

Wir sind für Sie da

Versandkostenfrei

Innerhalb Deutschlands ab 50 €

Mein Warenkorb Mein Warenkorb
Artikelnummer
LXADAJZ
Autor

Johannes Zukertort

Artist of the Chessboard

541 Seiten, kartoniert, New in Chess, 1. Auflage 2014, original erschienen 1989

34,95 €
Inkl. MwSt., zzgl. Versandkosten
Final vergriffen
A sone of the contestants in the first official World Championship match in 1886, Johannes Hermann Zukertort (1842-1888), is undeniably one of the great players of chess his tory. Despite a commanding lead in the early stages ofthat match, Zukertort ultimately had to bow for Steinitz, plagued by health problems that would cause his untimely death only rwo years later. The high-point of Zukertort' s career was his triumph at the 1883 'super-toumament' in London. His dazzling win against Blackburne still stands as one of the greatest games of all time. Acdaimed chess author J imm y Adams presents a selection ofZukertort' s best games, mainly annotated by Zukertort hirnself, and a collection ofinsightful artides on Zukertort from contemporary sources. In this monumental book, originally published in 1989 in a limited edition and highly sought after by chess collectors, Jimmy Adams brings Zukertort' s master- pieces to the notice of today' s chess world and secures his rightful place in history as an important link between the old combinational and the modern positional school.
Jimmy Adams is a prolific chess author, who has written, translated and compiled a wide range ofbooks on openings, historical tournaments and legendary players. From 1991 to 2010 he was the editor of the English magazine chess.
Weitere Informationen
EAN 9789056914967
Gewicht 1 kg
Hersteller New in Chess
Breite 17 cm
Höhe 23,5 cm
Medium Buch
Erscheinungsjahr 2014
Autor Jimmy Adams
Sprache Englisch
Auflage 1
ISBN-13 978-9056914967
Jahr der Originalausgabe 1989
Seiten 541
Einband kartoniert
008 Explanation of Symbols
009 Introduction by J. Adams
Part One - The Articles
012 Zukertort by H. Golombek
013 Zukertort by F. Reinfeld
015 Zukertort in Germany by O. Koch
018 Zukertort and Anderssen by C. Sander
021 The Chess Crichton by I.O. Howard Taylor
024 The Zukertort Legend by J. Adams
026 The Chess Apostlen from Westminster Papers
028 Death of Dr. Zukertort by L. Hoffer
032 Steinitz on Zukertort by W. Steinitz
036 A Portrait of Dr.Zukertort by Rev. G.A. MacDonnell
041 J.H.Zukertort: An English Appreciation by J.G. Cunningham
047 J.H.Zukertort: A German Appreciation by H. von Gottschall
051 In Commemoration of ].H.Zukertort by J. Mieses
054 Zukertort's Breakdown by J. Adams
059 Zukertort and Steinitz by Y. Neishtadt
094 Zukertort Jottings by various authors
Part Two - The Games
112 Zukertort's Tournament and Match Record
114 Tournament and Match Data
117 Student Years in Breslau 1862-1867
136 Berlin - Match with Anderssen 1868
148 Tournaments at Aachen 1868, Hamburg and Barmen 1869
181 Victory over Anderssen 1871
201 London 1872 and Match with Steinitz
210 City of London Handicap 1874
225 Match with Potter 1875
258 Simpson's Divan Tournarnent and World Blindfold Record, London 1876
277 Match with Blackburne and Tournaments at Leipzig and Cologne 1877
302 Paris 1878
327 Matches with Owen 1878 and Minehin 1879
341 Match with Rosenthai 1880
362 Match with Blackburne and Berlin Tournament 1881
395 Vienna 1882
407 London 1883
438 TourofU.S.A. 1883-1884
465 Tour of Europe 1885
475 World Championship Match with Steinitz 1886
498 Tournaments in London and Nottingham 1886
506 British Chess Club Handicap, Match with Blackburne and Frankfurt 1887
519 Last Tournaments in London 1887 -1888
531 Game List
539 Index of Players
541 Index of Openings
Der Buchtitel "Johannes Zukertort" mit dem Untertitel "Artist of the Chessboard" erlaubt dem Betrachter die sofortige sichere Einschätzung, in welche Richtung die Inhalte gehen, die ihn darin erwarten. Der Verfasser Jimmy Adams, ein sehr erfahrener Autor und Herausgeber in Sachen Schach, hat mit diesem Werk eine Fleißarbeit vorgelegt, die ich persönlich als einen wertvollen Beitrag zur Klärung und zur Bewahrung der Schachgeschichte erachte. Johannes Hermann Zukertort, geboren am 7.9.1842 und gestorben am 20.6.1888, zählte zu den herausragenden Spielern seiner Zeit. Ihm war die Weltmeisterkrone über den ersten als offiziell betrachteten Titelkampf 1886 nur deshalb verwehrt, weil er mit Wilhelm Steinitz auf einen noch besseren Spieler traf. Sein zweiter großer Gegner war sein Schicksal, das ihn mit einer labilen Konstitution ausgestattet hatte, und so starb er jung rund zwei Jahre nach dem WM-Kampf.
Wenn es Ihnen so geht wie mir selbst, dann ist dieses Buch grundsätzlich etwas für Sie. Als über Jahrzehnte hinweg begeisterter Anhänger des Schachspiels ist mir der Name Zukertort natürlich sehr oft begegnet. Aber was war dieser Johannes Hermann Zukertort, wie sein vollständiger Name lautete, für ein Mensch, was machte ihn zu einer besonderen Größe im königlichen Spiel, in welchen Verhältnissen lebte er? Zu all dem wusste ich nur wenig, oder deutlicher ausgedrückt, nur ein bisschen mehr als nichts. Ähnlich ging es mir zu seinen Partien. Wie aktiv ist er gewesen, wo überall hat er gespielt, was hat sein Spiel ausgezeichnet, wie erfolgreich war er über seine Karriere hinweg?
Nun kann man natürlich der Ansicht sein, dass diese Fragen heute keine große Rolle mehr spielen, weil die früheren Zeiten abgeschlossen sind, was für das damalige Leben als solches gilt, aber auch beispielsweise für die Art und Weise, Schach zu spielen. Dann aber verkennt man, wie reizvoll die Partien sind, welchen hohen Unterhaltungswert sie besitzen und welchen ästhetischen Genuss sie nicht selten zu vermitteln haben. Daneben ist der Blick in die Schachgeschichte zugleich auch ein Fenster in die jeweilige Epoche. Dies wird am Lebensweg auch Johannes Zukertorts sichtbar, der sich als Spieler den sich eröffnenden Lebensumständen anpassen musste und dies auch tat. Ohne dass ich viel aus dem Inhalt des Werkes plaudern möchte, ist es schon interessant zu verfolgen, wie er von Lublin über Breslau und dann Berlin nach London kam und auf der britischen Insel als Profi zu leben versuchte.
Der Rückentext von "Johannes Zukertort" verrät, dass es das Buch bereits in einer limitierten Vorausgabe gegeben hat. Eine kurze Recherche im Internet zeigt, dass diese im Jahre 1989 auf den Markt gekommen sein muss. Für mich ist es einleuchtend, dass diese Ausgabe einem oft gehörten Wunsch auf ein neues Erscheinen erfüllt.
Untergliedert ist das Werk in zwei Hauptteile. Im Ersten davon findet der Leser mehrere Texte aus verschiedener Feder, fast durch die Bank als historisch zu bezeichnen, die Zukertort als Mensch und als Schachspieler beleuchten. Diese Texte sind spannend, informativ, teilweise widersprüchlich und überwiegend schwer zu lesen, was mit den Anforderungen an die Fremdsprachkenntnisse des Nutzers zusammenhängt. Das ganze Werk ist in Englisch geschrieben, wenige deutsche Begriffe kommen als Fremdworte vor. Der Wortschatz ist regelmäßig breit angelegt, die meisten Leser dürften zahlreiche Begriffe nachschlagen müssen.
Ich habe alle Texte gelesen. Während ich zunächst für den Zweck der Rezension nur einzelne Passagen durchgehen wollte, haben diese dann mein Eigeninteresse geweckt. Dies mag zeigen, dass die Texte den Leser zu fesseln und zu binden vermögen, denn genau dies ist mir passiert.
Der zweite Hauptteil von "Johannes Zukertort" enthält 319 kommentierte Partien aus der Karriere des alten Meisters. Als Kommentatoren haben er selbst wie auch etliche andere Personen beigetragen, überwiegend aus historischer Zeit. Die hohe Zahl von 541 Buchseiten ergibt sich vor allem aus der Zahl der Partien. Diese sind chronologisch abgebildet und den Veranstaltungen zugeordnet, in denen sie ausgetragen worden sind. Im Vordergrund steht hier der Unterhaltungswert. Die Schönheit einer Kombination leidet beispielsweise nicht darunter, dass es in einer Begegnung zu ihr gekommen ist, in der die Eröffnung eine heute ungebräuchliche Spur genommen hat. Zukertort hat ein mutiges und ideenreiches Schach gespielt, eben auch aus heutiger Sicht mit einem hohen Unterhaltungswert. Dieser wird übrigens nicht durch zu hohe Ansprüche an die Fremdsprachkenntnisse des Lesers gefährdet. Im Partienteil reicht Schulenglisch allemal für ein unproblematisches Verstehen aus.
In einem Werk wie diesem dürfen verschiedene Verzeichnisse nicht fehlen, so wie ein Spieler- und ein Eröffnungsregister. Diese findet der Leser auf den letzten Seiten.
Ich habe mir für die Vorbereitung dieser Rezension besonders viel Zeit genommen. Das Besprechungsexemplar hat sogar eine Urlaubsreise mitgemacht. Dies hatte ich so nicht von Anfang an geplant, es ergab sich aus meinen ersten Kontakten mit dem Werk. Es lässt sich somit erahnen, dass ich mit einem positiven Fazit enden werde. Also …
Fazit: "Johannes Zukertort" ist ein Werk, das in meinen Augen schon deshalb wichtig ist, weil es Lücken in der Dokumentation der Schachgeschichte schließt, solche mindestens aber dadurch verhindert, dass es versprengte Informationen sammelt und entsprechend aufbereitet an einer einzigen Stelle anbietet.
Es ist für den schachhistorisch interessierten Leser wie auch für jenen Schachfreund interessant, der sich gerne über gelungene und gut kommentierte Partien unterhalten lässt.
Gute englische Sprachkenntnisse sind für einen problemlosen Zugang zum ersten Teil des Buches Voraussetzung, für die Partien reichen Fertigkeiten auf Schulniveau.
Für mich ist "Johannes Zukertort" unter den beschriebenen Aspekten eine klare Kaufempfehlung.

Uwe Bekemann
www.bdf-fernschachbund.de
Januar 2015



WIEDERAUFGELEGT
Schaut man sich das Foto von Johannes Zukertort auf S. 7 der Monographie von Jimmy Adams an, scheint man darin die ganze Tragik dieses Mannes zu erkennen, der einige Jahre bester Spieler der Welt war und dessen Name durch das erste offizielle Match um die Weltmeisterschaft gegen Steinitz 1886 in den USA für immer in die Schachgeschichte eingeschrieben ist. Zu sehen ist ein schmächtiger Mann in etwas zu großem Mantel, auf einem Stuhl vor einem Schachtisch kauernd. Sein Blick ist leer und schweift über das vor ihm liegende Brett hinweg.
Trotz seiner Berühmtheit waren lange Zeit nur relativ wenige Partien Zukertorts bekannt. Diesen Missstand hat Jimmy Adams schon 1989 behoben. Seine damalige, in rarer Auflage erschienene Zukertort-Monographie hat New In Chess jetzt leicht erweitert und redigiert neu herausgegeben.
Adams beginnt seine historischen Artikel-Sammlung mit der Perspektive von Zukertorts Zeitgenossen. Zum einen ist erstaunlich, wie viele biographische Ungenauigkeiten diese Belege enthalten. Insbesondere Nachrufe werden nicht selten zur Glorifizierung Zukertorts genutzt und seine zweifellos außerordentFähigkeiten - wie Sprachbegabung und Blindspiel, wo er einen Weltrekord an 16 Brettern aufstellte - mit zahlreichen weiteren „Verdiensten” und Meriten ver”dichtet”. Zum anderen sieht man an Steinitz, dass er auch in seinem Nachruf die jahrelange Rivalität mit Zukertort, die sich 1882 in einem „Tintenkrieg” entlud (vgl. „Der Krieg der Tinte”, KARL 4/04, S. 16 ff.), nicht vergessen konnte. Steinitz rühmt zwar die glanzvolle Schachkarriere und das große taktische Können seines Konkurrenten, nutzt den Anlass aber auch zu einer schäbigen Selbstreferenz. Zukertort habe weder den Genius Anderssens besessen, „noch die Überlegenheit einiger lebender Spieler, die ihn geschlagen haben”. Ferner habe es ihm an Originalität geund er habe den Geist der neuen [von Steinitz begründeten!] Schachreformen nicht völlig verstanden, weshalb sein Stil den Maximen der alten Meister verpflichtet gewesen sei. Steinitz konstatiert darüber hinaus einen Charakterdefekt, der allerdings hauptsächlich auf sein Umfeld und weniger auf ihn selbst zurückgehe. Immerhin räumt Steinitz ein, dass Zukertorts menschliche Qualitäten überwogen haben.
Nicht zuletzt aufgrund seiner kränklichen Physis verlor Zukertort sein WM-Match gegen Steinitz. Er kam als physisch und psychisch gebrochener Mann nach London zurück und starb bald darauf 1888 an einer Hirnblutung mit nur 45 Jahren.
Man hätte sich bei dieser Neuauflage ein Aktualisierungs-Kapitel gewünscht, denn soDomanski und Lissowski (Der Großmeister aus Lublin, 2002) als auch Tom Harding (Eminent Victorian Chess Players, 2012) haben die Forschung weitergetrieben. Einzig das Vorwort und der Hinweis auf die Neuerrichtung des Grabes von Zukertort 2011 sind neu.
Eine grundlegende, wenngleich unvermeidliche Schwäche von Adams Artikelsammlung ist natürlich die mehrmalige Wiederholung vieler biographischer Aspekte. Das Verdienst des Autors ist es, die Quellen zu Zukertort zuzu haben, die Meriten ihrer Auswertung stehen anderen zu.
Harry Schaack
KARL 3/2014


Wer kennt wohl unter den heutigen Vereinsspielern noch Zukertort? Das wäre mal eine Umfrage wert. Schwer vorstellbar, dass Jugendliche darunter etwas anderes als eine süße Speise mutmaßen würden.
In die Schachgeschichte ging Johannes Hermann Zukertort vor allem als tragische Figur ein: als Verlierer des ersten offiziellen Weltmeisterschaftskampfes, der im Jahre 1886 in drei Städten der USA ausgetragen wurde, und aus dem Wilhelm Steinitz als Sieger hervorging. Mit dem Wettkampf verlor der Unterlegene nicht nur ein Spiel, die menschliche Katastrophe folgte auf dem Fuße: finanziell litt Zukertort stark unter der Niederlage. Heutzutage erhält auch der Verlierer eines WM-Kampfes eine ausgezeichnete Entschädigung, mit der sich ein angenehmer Lebensabend bestreiten lässt. Damals strich nur der Sieger ein sattes Geldpolster ein. Die Kontrahenten in einem Zweikampf mussten ihren Einsatz entrichten, jede Seite hatte ihre Stakeholders, Mäzene und Geldgeber, die auf ihren Sieg wetteten. Der Wettkampf zog sich wochenlang hin, Zukertort, der in London lebte, musste übers Meer nach Amerika, wieder zurück - kurzum, er ging leer aus. Zudem war seine Gesundheit ruiniert, sein Selbstvertrauen erlitt einen irreparablen Schaden, er fand nicht mehr zu alter Stärke zurück. Zwei Jahre nach dem WM-Kampf starb er - an einem Schlaganfall, einer Herzschwäche, mutmaßlich gar an „gebrochenem Herzen” (Broken-heart-syndrom ist in der Medizin ein anerkannte Krankheit: emotionaler Stress lässt die Herzgefäße verengen).
Durchaus plausibel, zu behaupten, dass die Niederlage Zukertort in letzter Konsequenz das Leben gekostet hat. Als er starb, war er gerade mal 45…
Abgesehen von dieser tragischen Note ist vieles im Leben Zukertorts von Mythen und Legenden umrankt. Er selbst hat sicherlich dazu beigetragen, dass „Wunderdinge” über ihn in den Umlauf kamen. So soll er etliche Sprachen fließend gesprochen, mehrere Uni-Abschlüsse gehabt haben. Selbstverständlich auch den Doktortitel in Medizin, anscheinend hätte er sich sogar in mehreren Kriegen (1866 und 1870) ausgezeichnet und diverse Tapferkeitsmedaillen eingeheimst. Und so nebenbei sei er auch noch Klaviervirtuose usw. usw. gewesen…
Schaut man mal kritisch und genauer hin, was vor allem die polnischen Historiker Tomasz Lissowski und Cezary W. Domański in ihrer Zukertort-Biographie Arcymistrz z Lublina 2002 taten, bleibt nicht viel von all dem übrig. Zukertort hat zwar in Breslau Medizin studiert, aber das Studium nie abgeschlossen, schon gar nicht mit einem Doktortitel. Auch seine Kriegsabenteuer in bestem Münchhausen-Stile waren geflunkert, höchstens als Helfer in der medizinischen Abteilung war er eventuell im Einsatz.
Offenbar warb der Pole im Londoner Exil für seine Sache, versuchte er, Gönner für sich einzunehmen. Unbestritten musste er über ausreichend Witz, Charisma und Esprit verfügt haben, denn es gelang ihm tatsächlich, in England populär und geschätzt sowie in elitäre Schachzirkel aufgenommen zu werden. Zunächst noch ein paar weitere biographische Daten: in Breslau verlor sich der Student unwiderruflich ans Schach. Hier residierte Adolf Anderssen, der vielleicht der damals stärkste Spieler der Welt, zumindest der mit dem renommiertesten Namen, nachdem sich Morphy vom Schach zurückgezogen hatte. Zukertort wurde Schüler, dann Sparringspartner des großen Deutschen, wechselte unzählige Partien und Wettkämpfe mit ihm. 1867 ging Zukertort nach Berlin, wo er Redakteur der Neuen Berliner Schachzeitung wurde, 1872 dann entschloss er sich zum Umzug nach London, wo er sich ein besseres Auskommen als Schachprofi erhoffte. In der Londoner Zeit nahm seine Spielstärke auch kontinuierlich zu, er wurde zu einem der besten Spieler der Welt. Höhepunkt seiner Karriere war London 1883, wo er die gesamte Konkurrenz einschließlich Steinitz deutlich distanzierte. Erst gegen Ende des langen Turnieres, als er bereits als Sieger feststand, verlor er noch ein paar Partien, wodurch sein Vorsprung auf nur(!) drei Punkte vor Steinitz schmolz.
Die Schachöffentlichkeit betrachtete ihn danach als weltbesten Spieler, was den der eitle Steinitz nicht auf sich beruhen lassen konnte. Fast drei Jahre dauerte es schließlich, bis die Modalitäten für ein großes Match geklärt waren. Zukertort wollte in London spielen, Steinitz in seiner neuen Heimat USA. Schließlich fügte sich Zukertort in ein Match in Übersee, sicher ein psychologischer Vorteil für den fünf Jahre älteren Steinitz. Zwar ging Zukertort rasch in Führung, verlor aber dann zusehends die Geduld. Er neigte zum schnellen, impulsiven Ziehen - sein Gegner verbrauchte oft doppelt so viel Bedenkzeit -, was ihm mehrere Partien kostete. Nach einer Berechnung, die von Johannes Minckwitz angestellt wurde, betrug der gesamte Bedenkzeitverbrauch während des Wettkampfes 48:27 Stunden für Steinitz, dagegen nur 31:39 Stunden für Zukertort!
Der nervlichen Belastung eines wochenlangen Ringens im WM-Zweikampf zeigte sich Steinitz letztlich besser gewachsen.
Soviel zur „Geschichte”, kommen wir zum Buch: Jimmy Adams hat in seiner Fleißarbeit so ziemlich alles zusammengetragen, was über Zukertort publiziert wurde: vor allem seine Partien, die machen den weitaus größten Teil der über 500 Seiten dicken Biographie aus. Adams selbst analysiert nicht, nimmt keine Stellung dazu. Er hat die Anmerkungen zu den Partien aus zeitgenössischen Quellen entnommen, mühselig zusammengetragen. Zukertort im Spiegel der damaligen (Schach-) Presse wird so erlebbar. Der andere Teil des Buches besteht aus Artikeln, die über Zukertort geschrieben wurden. Größtenteils sind dies unmittelbare Nachrufe auf seinen frühen Tod, einiges ist erst später, mit gewisser Distanz, geschrieben worden. In diesem Zusammenhang will ich auf eine Schwäche des Buches hinweisen: es fehlen erläuternde Hintergrundinformationen des Herausgebers. Adams hält sich vornehm zurück, möchte nicht eingreifen, und die Quellen für sich sprechen lassen. Nur in einem kleineren Artikel meldet er sich selbst zu Wort und weist auf den mangelnden Wahrheitsgehalt der von Zukertort selbst in Umlauf gebrachten Größenphantasien hin. Ansonsten bekommt
der Leser gerade noch mit, von wem einer der abgedruckten Artikeln geschrieben ist, muss sich aber selbst einen Reim darauf machen, wann und in welchem Zusammenhang der jeweilige Artikel geschrieben wurde. Es ist eben eine unkritische Ausgabe. Auch wird nirgends deutlich gemacht, dass es sich bei der nun 2014 in New in Chess erschienenen Erstauflage eigentlich um einen Reprint von 1989 handelt! Adams gab das Buch damals in rotem Leinen mit goldverziertem Deckel in begrenzter Auflage heraus, diese raren Exemplare werden heutzutage unter Händlern hoch gehandelt (eines davon habe ich als Angebot im Internet gefunden - für schlappe 600 Dollar ist es erhältlich!).
Insofern ist New in Chess zu danken, dass sie dem breiten Publikum ein wichtiges Stück Schachgeschichte in Softcover zum erschwinglichen Preis zugänglich machen!
Die 2014-Ausgabe unterscheidet sich gegenüber dem 1989-Original nur durch eine kleine Ergänzung: ein Bild, auf dem man den englischen Großmeister Stuart Conquest Blumen am restaurierten Grab Zukertorts niederlegen sieht. Conquest entdeckte Zukertorts Grab auf einem Friedhof im Londoner Westen wieder. Er sorgte dafür, dass 2011 ein neuer Grabstein eingeweiht werden konnte.
Dafür ermöglicht es der dicke Sammelband, in eine vergangene Welt einzutauchen, sich ganz den schönen Partien und den zeitgenössischen Kommentaren hinzugeben, die meisten stammen aus der Feder von Zukertort selbst oder von Steinitz. Beide Meister waren journalistisch äußert rege, gründeten Schachperiodiken und trugen ihre Rivalität auch auf theoretisch-verbaler Ebene aus (Chess Monthly war Zukertorts Organ, Steinitz schrieb im The Field und später im International Chess Magazine).
Für jeden historisch interessierten Schachspieler ist das Buch ein großer Genuss.
Denn Zukertort, das erkennen wir beim Nachempfinden seiner von Schönheit und Eleganz sprühenden Partien, war ein großartiger Spieler, den die Nachwelt nicht nur durch seine Niederlage in Erinnerung bewahren sollte. Seine außergewöhnlichen Fähigkeiten zeigten sich zum Beispiel bei seinen Blindvorstellungen. Dort war er ganz klar die Nummer Eins der Welt, er spielte schon mal gegen ein Dutzend Spieler Blindsimultan und bewies seine brillante Kombinationsgabe.
IM Frank Zeller
September 2014


In diesem monumentalen Werk geht Autor Jimmy Adams auf die Spurensuche nach Johannes Zukertort, einem der wichtigsten und stärksten Spieler der Schachgeschichte. Dabei werden nicht nur insgesamt 318 Partien des Meisters genauer untersucht sondern auch der Lebensweg Zukertorts nachgezeichnet. Dazu gesellen sich verschiedene Artikel zum Thema Zukertort, sie beleuchten noch einmal den Menschen Johannes Zukertort genauer und runden so das Bild ab.
Für schachhistorisch interessierte Schachliebhaber äußert instruktiv.
Martin Rieger
August 2014