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LODESTHD

The Hippopotamus Defence

Universal Chess Opening System for Black

320 Seiten, kartoniert, New in Chess, 1. Auflage 2019

29,95 €
Inkl. MwSt., zzgl. Versandkosten
The Hippopotamus Defence is just what a club player needs. It’s a straightforward and clear-cut chess opening that avoids the ever growing body of mainline theory. It’s universal: Black can use the Hippo against virtually all of White’s choices (1.e4, 1.d4, 1.c4, 1.f4, the Colle, London, Trompowsky, Réti and others). It’s not very well known and will surprise many opponents.

On top of all that, the Hippo is seriously underestimated: with its characteristic double fianchetto it may look quiet, but inside there lurks a very dangerous animal. FIDE Master Alessio de Santis is one of the world’s greatest experts on the Hippo and has written a practical, well-structured and accessible manual.

His book can be studied on three levels: after a first flash of 3 to 4 hours you will be familiar with the Hippo’s basic moves and key variations, its strategic themes and recurring manoeuvres. In the second and third stage De Santis leads you through the most important concrete lines and introduces the Semi-Hippopotamus to counter some specific White ideas.

You can use the Hippo as a surprise weapon or as your main repertoire. The extensive explanations and clear conclusions make this book an easy-to-navigate manual for all club players. If you like to confront your opponents with some unexpected counter-attacks, then you need not look any further.

Alessio de Santis is a FIDE Master and one of the best known and most successful chess authors of Italy.
Weitere Informationen
EAN 9789056918316
Gewicht 580 g
Hersteller New in Chess
Breite 17 cm
Höhe 23,5 cm
Medium Buch
Erscheinungsjahr 2019
Autor Alessio de Santis
Sprache Englisch
Auflage 1
ISBN-13 978-9056918316
Seiten 320
Einband kartoniert
006 Explanation of symbols
007 Preface
009 The Hippopotamus in 60 seconds
010 Layout of the book and study method
011 Stage 1: Flash
012 Chapter 1: Introduction to the Hippopotamus system
015 Chapter 2: A universal defence or not?
021 Chapter 3: The idea behind the Hippopotamus defence
023 Chapter 4: Why play the Hippopotamus?
025 Chapter 5: Hippopotamus or semi-Hippopotamus?
030 Chapter 6: The strategic elements of the Hippopotamus
046 Chapter 7: The significance of the Hippopotamus moves
053 Chapter 8: The significance of the semi-Hippopotamus moves
058 Chapter 9: Three famous Hippopotamuses
065 Stage 2: Reflection
066 Chapter 10: History and development of the Hippopotamus
076 Chapter 11: How to classify Hippopotamus games
081 Chapter 12: Instructive games
082 Section 1: From the king’s centre to a King’s Indian centre
107 Section 2: From the king’s centre to a French centre
122 Section 3: From the classical centre to a Sicilian centre
132 Section 4: From the classical centre to an open e-file
138 Section 5: From the classical centre to an open d-file
146 Section 6: Extended 3-pawn king’s centre (Austrian Attack) pawnf4+e4+d4
165 Section 7: Attack with the h6+g5pawns and attack with the a6+b5pawns
181 Section 8: Using the f5 pawn
188 Section 9: Extended 3-pawn queen’s centre e4+d4+c4
207 Section 10: Benoni structures
211 Section 11: 4-pawn centre c4+d4+e4+f4
218 Section 12: 1-pawn centres
237 Section 13: The Super-Hippopotamus
245 Stage 3: In depth
246 Chapter 13: Elements of advanced strategy
258 Chapter 14: Theory
259 Section 1: Theoretical problems in the 2-pawn centre (classical centre)
266 Section 2: Theoretical problems in the 3-pawn centre (Austrian Attack)
275 Section 3: Theoretical problems in the 3-pawn queen’s centre
281 Chapter 15: Mistakes to avoid
291 Chapter 16: Complex games
313 Points to remember when building a repertoire
314 Repertoire with 1...g6
315 Repertoire with 1...b6
317 Index of players
320 Bibliography
Wer sich ein Buch wie „The Hippopotamus Defence” von Alessio De Santis zulegt, hat sich in der Regel bereits klar gemacht, welcher Art Eröffnung ihn bei der Lektüre erwartet. Ob der Kauf subjektiv dann als gelungen oder als Fehlgriff empfunden wird, hängt in der Folge kaum noch davon ab, ob die Eröffnung als solche für den Spieler in Betracht kommt, sondern vielmehr von der Qualität der Präsentation im Buch.
Das vorliegende Werk, bereits 2019 bei New In Chess (NIC) erschienen, ist vor diesem Hintergrund in meinen Augen beispielgebend gelungen und bringt damit alle Voraussetzungen mit, um vom Käufer als Gewinn wertgeschätzt zu werden.
Ganz bewusst ziehe ich diese Bewertung nach vorne, um meine für sie maßgeblichen Gründe zusammenstellen zu können, ohne mich ggf. wiederholt zur Spielbarkeit des Systems äußern zu müssen. Wer sich für die Hippopotamus-Verteidigung entscheidet, entscheidet sich zugleich für die charakteristischen Konsequenzen dieser Wahl, insbesondere für den verhaltenen Aufbau der eigenen Kräfte auf zunächst nur drei Reihen, für eine solide, lange aber passive Vorgehensweise sowie für das Ausblenden von viel Eröffnungstheorie. In die Potenziale, die die Hippopotamus-Verteidigung von sich aus mit sich bringt, weiht De Santis den Leser in „The Hippopotamus Defence” sehr gelungen ein.

Bei dieser Verteidigung, für die es keinen allgemein anerkannten deutschen Namen gibt, handelt es sich nicht um eine ganz spezifische Eröffnungsvariante, mit der Schwarz auf eine ebenso spezifische gegnerische Eröffnungswahl reagiert, sondern um ein universelles System. In Deutschland wird sie gelegentlich auch als „Feustel-Verteidigung” bezeichnet, weil FM Bernd Feustel ihr in den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts in seinem Buch „Eröffnungen - abseits aller Theorie” etwas aus dem Niemandsland der „unregelmäßigen Eröffnungen” verholfen bzw. sie als eigenständige Verteidigungsidee in etablierten Eröffnungen bekannter gemacht hat. Die Verteidigung kann beinahe beliebig gegen alles eingesetzt werden, was Weiß seinem Gegner präsentiert. Entsprechend ist „The Hippopotamus Defence” nicht darauf ausgelegt, dass sich der Leser bestimmte Varianten einprägen soll. Vielmehr geht es darum, dass er die schwarzen Aufbauzüge, die De Santis in seiner Einführung bereits - in zwei unterschiedlichen und jeweils typischen Reihenfolgen - abschließend bezeichnet, auswendig lernt und diese dann mit Sinn und Verstand sowie in Abhängigkeit von den gegnerischen Entscheidungen in der angebrachten Reihenfolge spielt. Das Verständnis, das der Leser für diese Form seines Eröffnungsspiels braucht, will ihm der Autor Schritt für Schritt vermitteln. Dazu zählt auch die Vorbereitung zur Entscheidung, ob „das Nilpferd” vollständig auf das Brett kommen soll oder nach dem eingeschlagenen Weg der Partie ein Teilaufbau besser ist.
Der Leser wird übrigens schon gleich nach dem Vorwort und beschränkt auf eine einzige Seite darauf vorbereitet, dass er nicht einfach stumpf seine Aufbauzüge abspulen kann, sondern sich ihm die Aufgabe stellt, seinen bevorzugten Aufbau komplett oder nur zum Teil zu realisieren. In einer zweispaltigen Darstellung auf Seite 9, die das Wesen des Systems in 60 Sekunden(!) offenlegen soll, macht der Autor deutlich, dass es neben dem Komplettaufbau mehrere „Semi-Hippos” gibt.

De Santis hat eine interessante Struktur für sein Buch gewählt, die mich ein wenig an Repertoirebücher von Chess Stars erinnert. Er hat seinen Stoff in 3 Abschnitte eingeteilt, die mit „Flash”, „Reflection” und „In depth” betitelt sind. „Flash” dient der schnellen Visualisierung von Stellungsbildern, der Veranschaulichung strategischer Pläne und wiederkehrender Motive, der Beschreibung von Vor- und Nachteilen alternativer Entscheidungen etc. Im günstigen Fall soll bereits eine drei- bis vierstündige Arbeit zum gewünschten Lernerfolg verhelfen.
In „Reflections” sollen die Strategien sowie die vom Gegner initiierten Probleme in Breite studiert werden. Sehr ansprechend geht De Santis auf unterschiedliche Zentrumsformen sowie Übergänge zwischen ihnen ein. Hier bietet das Werk Chancen für eine universelle Erweiterung des Verständnisses beim Spieler, dessen Nutzen sich nicht auf Partien beschränkt, die mit der Bucheröffnung beginnen.
„In depth” ist der Bereich, in dem De Santis tiefer in die Probleme der Theorie zu diesem System einsteigt. Er legt aber Wert auf die Feststellung, dass er sich am Anforderungsprofil des Klubspielers orientiert. Einen besonderen praktischen Nutzen verknüpfe ich hier mit Kapiteln zur Theorie in Abhängigkeit von der Zentrumsform und der Vermeidung von Fehlern, ohne dass dies etwa ein Hinweis darauf sein soll, dass die weiteren Gegenstände im Abschnitt 3 eher unwichtig sein könnten.
Den 3 bezeichneten Abschnitten sind insgesamt 16 Kapitel zugeordnet.

Methodisch arbeitet De Santis den Stoff teilweise abstrakt auf, was insbesondere für allgemein-theoretische Aspekte gilt, teilweise arbeitet er mit Partien und Fragmenten. Dies ist seine bevorzugte Alternative für die Besprechung von Gegenständen, die von einer konkret-spezifischen Natur oder mit ausgewählten Brettsituationen verbunden sind. Das Kapitel 12 beispielsweise ist mit „Instructive games” betitelt und zeigt seinen Partien-Bezug somit schon in der Überschrift an. Und tatsächlich geht es dann um oben schon in anderem Zusammenhang kurz erwähnte Übergänge von einer konkreten Eröffnungsstruktur in eine andere, um nach den beteiligten Bauern unterschiedene spezielle Angriffsformen, um Benoni-Strukturen u.w.
Mit seinen Erläuterungen zielt der Autor erkennbar sehr darauf ab, seinen Leser das Verstehen der Hippopotamus-Verteidigung zu erleichtern. Er erklärt intensiv und holt dabei oft auch schon den noch weniger spielstarken Leser mit seinen Erläuterungen ab. Wenngleich De Santis sich, wie schon erwähnt, am Anforderungsprofil des Klubspielers orientiert, kann auch der noch weitgehend unerfahrene Spieler hinreichend gut mit „The Hippopotamus Defence” arbeiten. Soweit der Autor generalisierende Aussagen für angebracht hält, etwa weil sie als Regel verstanden oder als Merksatz von Nutzen sein können, sind sie in Kästchen gefasst und so entsprechend abgehoben deutlich erkennbar.
Leitmotive und Manöver werden verschiedentlich über Diagramme visualisiert, in denen abgebildete Pfeile die Bewegungen bzw. Beziehungen anzeigen.

Hinsichtlich der aufgenommenen Partien differenziert De Santis in Schwierigkeitsgrade. Die an den Leser gerichteten Anforderungen reichen von leicht bis schwer, gekennzeichnet über Smileys in der Anzahl von 1 bis 3.

Auf den abschließenden Buchseiten finden sich ein ordentliches Variantenverzeichnis und eine Zusammenstellung von Hinweisen, die den Leser bei der Zusammenstellung eines sinnvollen Gesamtrepertoires inklusive der Hippopotamus-Verteidigung unterstützt.

Die Buchsprache ist Englisch. Mit Fremdsprachkenntnissen auf Schulniveau sollte der Leser aber bequem mit dem Werk arbeiten können. Persönlich habe ich im Zuge der Vorbereitung dieser Rezension die Arbeit mit „The Hippopotamus Defence” als angenehm empfunden. Dies lag auch am Schreibstil des Autors, den ich als einfach, sachlich und doch zugleich auch als unterhaltsam bezeichnen möchte.

Fazit: Wer das universelle Verteidigungssystem „Hippopotamus-Verteidigung” gut angeleitet kennen lernen und ggf. in sein Repertoire aufnehmen möchte, ist mit diesem Werk gut gedient. „The Hippopotamus Defence” ist eine sehr gelungene Arbeit und deshalb eine Kaufempfehlung für den wie beschrieben vordisponierten Spieler.

Uwe Bekemann
Deutscher Fernschachbund
Februar 2021



Manchmal bin ich der konkreten Eröffnungsvarianten einfach überdrüssig. Dann steige ich in den Schablonenexpress und fahre gen Niemandsland. Ein geeignetes Werkzeug hierfür ist der Hippopotamusaufbau, auch das Nilpferd genannt. Nach 1.e4 g6 2.d4 Lg7 3.Sc3 d6 4.Sf3 e6 5.Ld3 Se7 6.0-0 b6 7.Le3 Lb7 8.Dd2 h6 9.Tfe1 Sd7 10.Tad1 a6 steht es bereit. Es wirkt ein wenig träge und scheu, aber Weiß muss geduldig bleiben, um sich nicht seinen Zorn einzufangen. In Blitzpartien spiele ich ganz gerne so und habe mich damit eigentlich nie so richtig damit auseinandergesetzt. Ich verliere dann auch recht häufig, aber es entstehen immer interessante Partien und das reicht mir schon. Der italienische Fidemeister Alessio De Santis hat sich in "The Hippopotamus Defence" jetzt für New in Chess mit der Materie genauer auseinandergesetzt. Herausgekommen ist ein Buch, bei dem es mir schwerfiel, eine genaue Bewertung vorzunehmen.
Der Autor hat diese Verteidigung selbst schon häufig gespielt und ging dabei nicht nur meinen Weg, sondern spielte das Nilpferd auch in wichtigen Partien. Man merkt als Leser sofort, dass es ihm am Herzen liegt, und er reißt einen gleich mit, was bei mir dazu führte, dass ich eine zeitlang ausschließlich so in meinen täglichen Onlineblitzpartien eröffnete. Das Buch ist dabei kein typisches Theoriebuch, sondern zeigt anhand von Partiefragmenten, aber auch vollständigen kommentierten Beispielpartien vor allem die wichtigsten strategischen und taktischen Motive, die man kennen sollte, um mit dem Nilpferd in freier Wildbahn zu überleben. Weiß spielt oft nicht so geduldig wie in meiner oben gezeigten Variante. Meist fühlt er sich durch die langsamen Züge des Nilpferdes provoziert und spielt dann aggressiv mit d5, e5 oder auch h4 oder a4. Für das Schwarz ist die richtige Kenntnis des schwarzen Bauernspiels darum von immenser Bedeutung und es wird sehr gut gezeigt, wie man auf solche impulsiven Züge reagiert. Auch der taktische Fingerabdruck der Eröffnung wird sehr gut dargestellt. Man lernt, mit welchen taktischen Motiven Weiß schnell Vorteil erreichen kann, wenn Schwarz ungenau spielt, aber auch, wie Schwarz zuschlagen kann, wenn Weiß überreagiert. Für mich am faszinierendsten waren jedoch die Teile zu den Zugumstellungen. In meiner Nilpferderfahrung ist bei obiger Variante zum Beispiel 4.f4 ein großes Problem. Weiß kann dann mit f5 oft schnell die Stellung öffnen und angreifen. Mein Score in diesem Bereich ist nahe 0. Der Autor erklärt nicht nur, wie Schwarz sich gegen f4 aufbaut, sondern rollt das System auch von der anderen Seite auf. Wenn Schwarz nach 1.e4 b6 spielt, kann er immer noch häufig sein Nilpferd aufbauen, aber f4 wird hier, und da stimme ich ihm mit meiner neu gesammelten Erfahrung absolut zu, nur noch sehr selten gespielt. Der Nachteil ist, dass man oft nicht zum reinen Nilpferd wie oben kommt, sondern auf verwandte Systeme ausweichen muss, die der Autor Semi-Hippopotamus nennt. Da der Autor auch nach 1.d4 b6 2.c4 Lb7 auf solche Systeme zurückgreift, lernt man hier auch etwas über die heutzutage notwendige Flexibilität bei Nebenvarianten, damit sich niemand gut auf einen vorbereiten kann. In den d4Systemen greift er dabei gerne auf die Englische Verteidigung zurück, die ich selbst lange Zeigt gespielt habe und die im Kern auch nicht so schwierig zu spielen ist, wenn man sich ein wenig damit beschäftigt hat.

Soweit das Positive zu dem Buch, aber es gibt leider auch noch die andere Seite. Der für mich größte Kritikpunkt ist die These des Autoren, dass das Nilpferd theoriearm ist und er vor einem theoretischen Variantengerüst zurückschreckt.. In seiner Einleitung gibt er an, dass man keine 20 Züge Theorie wie bei der Sizilianischen, Französischen oder Königsindischen Verteidigung beherrschen muss. Dabei hat er einerseits natürlich recht, wenn man sich die teils konkreten Varianten zum Beispiel in der Najdorfvvariante ansieht. Auch im Königsindischen Bereich wird es teils sehr konkret, aber dort spielen die meisten Spieler schon eher nach strategischen Gesichtspunkten und bei meiner langjährigen Waffe der Französischen Verteidigung kann ich ganz gut behaupten, dass ich da in keinem einzigen System eine 20zügige Theorievariante kenne und damit dann dennoch IM geworden bin. Seine These inspirierte mich aber auch zu der Frage, was Eröffnungstheorie eigentlich ist. In meinen Augen strebt man in jeder Eröffnung gewisse Bauernstrukturen an und muss dann je nach Struktur wissen, wohin die eigenen Figuren gehören und welche Pläne sich ergeben, einerseits grundsätzlich, andererseits in Abhängigkeit zu dem jeweiligen Aufbau des Gegners. Der Autor sieht es wohl anders, denn in seinen Augen ist es kein Theorieaufwand, dass das flexible Nilpferd zum Beispiel nach 1.e4 g6 2.d4 Lg7 3.Sc3 d6 4.Sf3 a6 5.a4 b6 6.Le3 Sd7 7.Ld3 e6 8.0-0 Se7 9.Dd2 h6 10.Tfe1 Lb7 11.d5 e5 plötzlich zu einer guten Königsindischstruktur wird, wo Schwarz schnell mit f5 angreifen kann, er aber natürlich wissen sollte, was er tut. Anders ist da ein weißes e5 einzuschätzen, wonach Schwarz häufig baldigst d5 spielt, manchmal nach einem möglichen Lxf3, um den schlechten französischen Läufer vorher loszuwerden. Auch diese Struktur sollte man beherrschen. Wieder anders ist die sizilianische Struktur, die entstehen kann, wenn Schwarz günstig zu c5 kommt und dann auf d4 tauscht. All diese Strukturen sollte Schwarz kennen, wobei ihre Grundideen in dem Buch wirklich sehr gut behandelt werden. Hinzu kommen aber auch noch die diversen Semi-Hippopotamussysteme, die in dem Buch an vielen Stellen angerissen, aber meist leider nirgends wirklich genau analysiert werden. Der Leser sollte zum Beispiel bei 1.d4 b6 2.c4 Lb7 3.Sc3 e6 4.Sf3 Lb4 5.Ld2 Sf6 6.e3 Lxc3 7.Se4 8.Dc2 f5 9.Ld3 0-0 vielleicht auch mehr wissen als die Anmerkung des Autoren, dass dies eine gute Damenindischstellung ist. Besser wären da genaue Kenntnisse zum Nimzoindisch/Damenindischkomplex, die aber nicht vermittelt werden.
Das wirkt leider alles recht unausgegoren und gipfelt darin, dass meine obige Schablonenstellung, in der Weiß nicht früh irgendwelche schwächenden Bauernzüge oder Tempoverluste a la Lg5 und nach h6 Le3 gespielt hat, in dem Buch gar nicht behandelt wird. Ich habe sie zumindest nicht gefunden. Da ich diese Stellung aber nach meiner neuen Waffe 1.e4 b6 sehr oft auf das Brett bekam, hatte ich natürlich mal wieder keine große Ahnung und musste selbst schauen, wie man sich aufbaut.
Insgesamt ist dies ein Buch, das einen sehr guten Einblick in die Ideenvielfalt des Hippopotamus bietet. Der Ansatz des Autoren, klar die typischen strategischen und taktischen Motive herauszuarbeiten, mit denen man aus schwarzer Sicht konfrontiert wird, gefällt mir sehr gut. Leider fehlt eine wichtige theoretische Grundstellung und viele Varianten werden nur kurz und knapp erwähnt, weshalb der Leser in diesen Bereichen nacharbeiten muss. Wenn man sich die Buchanalysen mit einer aktuellen Engine ansieht, in meinem Fall Stockfish 10, fällt auf, dass einige veraltet oder fehlerhaft erscheinen. Zum Beispiel wird in der Partie Kanarek-Guidi von der Europameisterschaft 2010 nach 1.e4 g6 2.d4 Lg7 3.Sc3 d6 4.f4 e6 5.Sf3 Se7 6.Ld3 Sd7 7.0-0 h6 8.Kh1 b6 9.Le3 Lb7 10.Dd2 a6 11.f5 exf5 12.exf5 g5 13.Se4 Sf6 als Fehler deklariert, obwohl Schwarz nach 14.Sxf6 Lxf6 15.c4 statt des Partiezuges Dd7, wonach 16.d5 den Lb7 einsperrt, mit 15. ...Lxf3 Txf3 d5 eine passable Stellung hätte erreichen können, die mir sicherlich besser als nach der Autorenempfehlung 13. ...Sd5 14.f6 (er gibt nur das passive Lg1 an) S7xf6 15.Sfxg5 gefällt, wonach die Komplikationen für Weiß recht günstig aussehen. Mir persönlich ist das bei einem Werk wie diesem, das in einer totalen Nebenvariante arbeitet und vor allem Ideen zeigen möchte, nicht so wichtig, aber es war schon ein wenig aufällig, dass offenbar hier und da älteres Material genutzt wurde. Ich kann dieses Buch dennoch durchaus empfehlen, aber der Leser sollte sich auf Extraarbeit einstellen und vielleicht noch ein Buch zur Englischen Verteidigung als Ergänzung anschaffen.
IM Dirk Schuh,
Juli 2019
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