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LXKAMST

Siegbert Tarrasch - Leben und Werk

877 Seiten, gebunden, Fruth, 1. Auflage 2004

63,80 €
Inkl. MwSt., zzgl. Versandkosten
Final vergriffen
aus dem Vorwort von Großmeister Wolfgang Unzicker
Dr. Siegbert Tarrasch - eine der bedeutendsten Persönlichkeiten, die die Schachgeschichte kennt. Weltmeister Wilhelm Steinitz nannte bereits 1885 den 23-jährigen Meister (Tarrasch wurde am 5. März 1862 in Breslau geboren) einen „Stern, der wahrscheinlich bald die erste Größe erreichen wird".
Deshalb sehe ich es mit großer Freude, dass siebzig Jahre nach seinem Tod eine Biographie über Tarrasch erscheint, der, wenn man von Dr. Robert Hübner absieht, dem höchsten Gipfel der Schachkunst näher als jeder andere deutsche Meister war. Gerade in Bayern wird das Werk eine umso dankbarere Aufnahme finden, als Tarrasch viele Jahre seines Lebens in Nürnberg und München verbracht hat.
Steinitz hatte mit seiner Voraussage Recht. Nach Tarraschs Turniersiegen in Breslau 1889, Manchester 1890, Dresden 1892 und Leipzig 1894 war es für die Schachwelt klar, dass außer Lasker nur Tarrasch als Träger der Schachkrone in Frage kam. Dem russischen Vorkämpfer Tschigorin fehlte es an der für die Weltmeisterschaft notwendigen Solidität, während der NordPillsbury zu dieser Zeit noch wenig bekannt war.
Der Titelgewinn Laskers nach seinem siegreichen Wettkampf gegen Steinitz in New York 1894 entschied die Frage, wer der stärkste Spieler der Welt war, nicht. Laskers Turniererfolge kamen zu dieser Zeit denen Tarraschs noch nicht gleich. Sportlich wäre es interessanter gevor dem Wettkampf Lasker-Steinitz die Antipoden Tarrasch und Lasker in die Schranken treten und den Sieger gegen Steinitz um den Titel kämpfen zu lassen. Natürlich kann niemand sagen, wie ein solches Duell Tarrasch-Lasker ausgegangen wäre. Sicher aber wären Tarraschs Chancen 1894 günstiger als 1908 gewesen.
Was die Bedeutung für das Schach betrifft, übertraf Tarrasch manchen Meister, der ihm rein nach der Spielstärke überlegen war. Tarrasch war nicht nur ein großer Schachmeister, sondern auch ein großer Lehrmeister, vielleicht sogar der größte überhaupt. Er ging auf dem Weg von Steinitz, welcher der eigentliche Begründer des Positionsspiels war, weiter. Tarrasch erweiterte die Grundsätze von Steinitz durch eine Reihe von Lehren, die heute zum Allgemeingut aller starken Spieler gehören. Durch das Studium alter Partien kam er zu der Überzeugung, dass freie Figurenentwicklung die beste Voraussetzung gegen einen Angriff des Gegners ist. Mit vielen seiner Lehren, die heute noch Gültigkeit haben, hat er das Schachspiel leichter gemacht und viel zur Popularisierung des Schachs beigetragen...

Weitere Informationen
EAN 3933105064
Gewicht 1,7 kg
Hersteller Fruth
Breite 18 cm
Höhe 23,7 cm
Medium Buch
Erscheinungsjahr 2004
Autor Wolfgang Kamm
Sprache Deutsch
Auflage 1
ISBN-10 3933105064
Seiten 877
Einband gebunden
009 Dank
011 Vorwort von Wolfgang Unzicker
014 Grußwort von Dr. Klaus-Norbert Münch
015 I-Prolog
017 - Abkürzungen / Symbolerklärung
018 - Stammtafel Vorfahren
019 - Stammtafel Nachfahren
020 - Zweikampf- und Turnierresultate
022 II - Eröffnung: Spurensuche
022 1. Kindheit und Jugendjahre in Breslau 1862-1880
036 2. Exkurs: Hochbegabung / Schach-Wunderkinder / Tarrasch im Kaffeehaus
042 3. Das Breslauer Judentum im 19.Jahrhundert / Die Stellung der Tarraschs
046 III - Mittelspiel A: Studium und erste Erfolge im Schach
046 1. Abiturarbeiten und Reifezeugnis / Abschied von Breslau / Berlin 1880-1882
059 2. Halle/Saale 1882-1885
073 3. Geroldsgrün 1886
077 4. Doktorhut - ja oder nein?
080 5. Exkurs: Zur deutschen Schachkultur im 19. und frühen 20. Jahrhundert
089 6. Zu Lasker und Tarrasch im alten Berlin
095 7. Wilhelm Steinitz und seine Schüler
098 IV - Mittelspiel B: Die Nürnberger Jahre 1887-1914
098 1. Die Jahre 1887-1907
098 1.1. Der Nürnberger Doktor: Aufstieg zum Weltruhm
099 1.1.1. Der 5. DSB-Kongreß Frankfurt a. M. 1887
102 1.1.2. Der 2. Bayerische Schachkongreß Nürnberg 1888
114 1.1.3. Nationales Meisterturnier Leipzig 1888
117 1.1.4. Der 6. DSB-Kongreß Breslau 1889
129 1.1.5. Der 6. BCA-Kongreß Manchester 1890
137 1.1.6. Die Wettkämpfe mit Taubenhaus und Harmonist 1891
146 1.1.7. Der 7. DSB-Kongreß Dresden 1892
155 1.1.8. Der Wettkampf mit Tschigorin 1893
171 1.1.9. Der Wettkampf mit Walbrodt 1894
174 1.1.10. Der 9. DSB-Kongreß Leipzig 1894
184 1.2. Rückblick in die achtziger Jahre: Honeymoon, Ehe und Familie
191 1.3. Hastings 1895 und die Taufe der Kinder
200 1.4. DSB-Krise / 10. DSB-Kongreß Eisenach+Meisterturnier Nürnberg 1896 / Das 1000-jährige Budapest
200 1.4.1. DSB-Krise / 10.DSB Kongreß Eisenach Juli 1896
207 1 .4.2. Meisterturnier Nürnberg Juli 1896
217 1.4.3. Das 1000-jährige Budapest
227 1.5. Kaiser-Jubiläums-Tumier Wien 1898
238 1.6. Die Jahrhundertwende /
Monte Carlo 1902/1903 / Zweikampf und Eklat Alapin-Tarrasch 1903 / Internationales Gambit-Turnier im Wiener Schachklub 1903 / Turnier Ostende 1905
271 1.7. Das Match Marshall-Tarrasch 1905
280 1.8. 15. DSB-Kongreß Nürnberg 1906 / Tarrasch und Schulschach / Laskers Wettkampf mit Marshall 1907 (Tarraschs Kritik)
292 1.9. Ostende 1907 - »Turnierschachweltmeister« Tarrasch
298 2. Exkurs: Der »homo scachiarius-Tick« / Persönlichkeitsstörung und Schach
314 3. Kampf um die Weltmeisterschaft 1908 - Tarrasch contra Lasker
340 4. »Psychologisches Schach« bei Lasker und Tarrasch
354 5. Alapin rächt sich
357 6. Mai 1909: Der Jude wird Christ
360 7. Der mißlungene Tausch
361 8. Juli-August 1910: 17. DSB-Kongreß in Hamburg
368 9. Erstes Turnier San Sebastian 1911
370 10. Mai 1911: Tarrasch erste Schweden-Reise
373 11. Der Wettkampf Tarrasch-Schlechter im Sommer 1911
381 12. Die Ehe zerbricht - und ein Sohn bringt sich um
387 12.1. Zweites Turnier San Sebastian Februar-März 1912
392 12.2. Der 18. DSB-Kongreß Breslau Juli-August 1912
398 13. Tarraschs zweite Schwedenreise 1913 und sein Debüt als Operettenkomponist
408 14. März 1914: Tarraschs Italienreise
411 15. St. Petersburg 1914 und die Legende vom Großmeister-Titel
426 V - Mittelspiel C: München 1914-1916 / Exkurse zu Werk und Person
426 1. Zäsur: Erster Weltkrieg
428 1.1. Der Mannheimer Kongreß Juli/August 1914
432 1.2. Umzug von Nürnberg nach München im September 1914
436 1.3. Das Schicksal schlägt zu
440 1.4. Dr. Tarrasch-Spezialarzt für Suggestionsbehandlung
449 1.5. Wettkämpfe Tarrasch-Mieses 1916
462 1.6. Der Schaukampf Lasker-Tarrasch 1916
465 2. Praeceptor Germaniae: Der Lehrmeister Tarrasch
464 2.1. Vor- und Leitbilder Tarraschs
471 2.2. Scribere est agere
474 2.3. Tarrasch - Diener der Schönheit?
477 2.4. Opus Magnum: »Das Schachspiel«
479 2.5. »Dreihundert Schachpartien«
482 2.6. Der Methodiker Tarrasch und seine Doktrinen
490 2.6.1. Tarrasch und Horwitz
500 2.6.2. Tarraschs Untersuchungen zu Turmendspielen
513 2.6.3. Tarrasch als Studien- und Problemkomponist / Die „Aufgabe"
516 2.6.4. Das Wertverhältnis von Läufer und Springer bei Tarrasch
523 2.7. Der Bildungsbürger Tarrasch
527 2.8. »Tarrasch's Schachzeitung« / »Schach-Hochschule«
536 2.9. Tarrasch als Schachjournalist
540 2.10. Tarrasch - der Goethe der Schachpublizistik?
543 2.11. Der Nimzowitsch-Tarrasch-Konflikt
560 2.12. Tarrasch und das Blindspiel / Binet und die Anfänge der Schachpsychologie
571 3. Zur Persönlichkeit Tarraschs mit Anmerkungen zu seiner Lebensgeschichte
571 3.1. Tarrasch in den Augen seiner Zeitgenossen und posthumen Interpreten
573 3.2. Ansatz einer Lebensbeschreibung
575 3.3. »Napoleon Tarrasch« - ein Militarist?
584 3.4. Zum Begriff der Korrektheit bei Tarrasch
586 3.5. Tarrasch - ein Narzißt?
590 3.6. Tarrasch aus psychoanalytischer Sicht
590 3.7. Tarrasch aus astrologischer Sicht - und als Prophet
596 3.8. Tarrasch aus graphologischer Sicht
599 3.8.1. Tarraschs Kampf mit der Schreibmaschine
600 3.9. Der Dogmatiker Tarrasch
606 3.10. Die Kampfmoral Tarraschs im Spiegel „Laskerscher Ökonomie"
609 3.11. Tarrasch - Jude und Deutscher im Lichte von Antisemiten und Aljechin
613 3.12. Bindungsdynamische Überlegungen und Fazit
619 VI - Endspiel: Quo vadis? - Die Jahre 1917-1934
619 1. Die Kriegsjahre 1917-1918 / Tarrasch und das Auswärtige Amt / Zweites Viermeisterturnier Berlin 1918
624 2. Das Ende des Krieges
628 3. The Golden Twenties
628 3.1. Turniere Göteborg und Berlin 1920 / DSB-Kongresse Berlin 1920 und Hamburg 1921
640 3.2. Das »Diamantjahr« 1922
653 3.3. Jahreswende 1922/23: Tarrasch in den Niederlanden
660 3.4. Inflation! (Briefe nach Schweden) / Turniere Karlsbad und Mährisch-Ostrau 1923
671 3.5. Der 23. DSB-Kongreß Frankfurt a. M. 1923 / Turnier Triest 1923 / Hitler-Putsch 1923 / Turnier Meran 1924
681 3.6. November 1924: Tarrasch heiratet wieder
686 3.7. Die Turniere Baden-Baden und Breslau 1925 / Turnier Semmering 1926 / Schacholympiade London 1927
697 4. Exkurs: Tarrasch und die Frauen
702 5. Bad Kissingen und Berlin 1928
707 6. Tarrasch wird 70 / Kongresse Bad Nenndorf und München 1932
725 7. Wolfgang Unzicker erzählt
730 8. Ein Märchen aus Wien
732 9. 1933: Dunkle Wolken
734 10. Nationalsozialismus und Judenverfolgung
740 11. München - Februar 1934: Die Schachwelt trauert
750 VII - Was bleibt?
750 1. Die Witwe Gertrud Tarrasch
754 2. Der Nachlaß des Doktors
757 3. Das Werk und der Name
758 4. Das alte und das neue Grab
761 5. Der Geist lebt fort
763 6. Die Nachkommen
763 6.1. Irene Tarrasch erzählt
768 6.2. Die direkten Nachfahren
775 7. Epilog
777 VIII - Anhang
777 1. Kurzbiographie
779 2. Ehrenmitgliedschaften
779 3. Bonmots
782 4. Eröffnungs-Miscellanea (Manuel Fruth)
782 4.1. Nach Tarrasch benannte Eröffnungs Varianten
783 4.2. Caro-Kann-Verteidigung, Tempotheorie und „Neues Gambit"
786 4.3. Tarraschs Eröffnungs-Anschauungen
791 5. Die Evolution der Tarrasch-Verteidigung (Manuel Fruth)
816 6. Schönheitspreise
816 7. Versuch einer Tarrasch-Bibliographie (Manuel Fruth)
816 I. Turnier- und Matchbücher
819 II. Lehrbücher, Eröffnungswerke und Partiensammlungen
822 III. Sonstiges
823 IV. Über Tarrasch
823 V. Artikel
828 8. Textquellen
834 9. Bilder- und Handschriften-Nachweis
836 10. Zur Person des Autors

Indices
837 Bilder- / Handschriftenindex
840 Eröffnungstheoretischer Index
842 Partienindex
846 Probleme/Studien/Turmendspiele
848 Personenindex
870 Schlagwörterindex
872 Stichwörterindex
876 Turniertabellenindex


„Siegbert Tarrasch, Leben und Werk" - ein neues Buch mit Gewicht. Nicht nur, weil die 880 Seiten samt Hardcover 1750 Gramm wiegen, sondern vor allem, weil es sich bei diesem Werk um die wohl herausragendste Biohandelt, die jemals über einen deutschen Schachmeister geschrieben worden ist. Der Autor, WolfKamm, hat in zweijähFleißarbeit eine gewaltige Materialfülle zusamdie über das Leben des Dr. Siegbert Tarrasch (1862-1934) hinTarraschs vielfälWirken - er war bekanntlich WeltklasseArzt und ein bedeuSchachschriftsteller -wird in angenehmer Spraund mit Liebe fürs Denachgezeichnet, im jehistorischen Konund reich bebildert. Tarrasch, Antipode von Dr. Emanuel Lasker, war zwar nie Weltmeister, er hätte aber zumindest in den 1890er-Jahren Chancen auf den Titelgewinn gehabt. Erst 1908 kam es in Düsseldorf und München zu einem WM-Kampf gegen Lasker. Insgesamt über 30 000 Zuschauer verfolgten das Duell der beiden Deutschen. Doch Tarrasch hatte im Alter von 46 Jahren seinen Zenit offenbar schon überschritten. Er verlor klar mit 8:3 Punkten. Kamm meint, dies sei Tarraschs schmerzlichste Niederlage gewesen.
Der Autor, langjähriges Mitglied des SK Tarrasch München, lebt in München, genau wie Tarrasch in den letzten beiden Jahrzehnseines Lebens. Dies mag bei mancher Recherche hilfreich gewesen; doch Kamm scheute offenbar keine Kosten und Wege, seinen Wissensdurst zu stillen. Er hat unter anderem in Tarraschs Geburtsort Breslau reer hat Stammbäume mit den Vor-und Nachfahren Tarraschs aufgestellt, er hat sogar dessen Abiturzeugnis und weitere
bislang unbekannte Dokumente aufgetrie
Zwar geht es Kamm vor allem darum, neTarraschs schach-sportlicher und -schriftstellerischer Bedeutung dessen Lebensumstände zu beleuchten, die bislang weitgehend im Dunkeln geblieben waren, aber auch an Turnier- und Wettkampfsowie Indizes herrscht kein ManReizvoll ist ferner, dass die Kommenzu Tarraschs ungezählten Partien von Meisterspielern aus verschiedenen Zeiten stammen, vom „Praeceptor Germaniae" selbst bis hin zu Garry Kasparow. (Vielleicht hätte man einige der älteren Kommentare noch überarbeiten und hier und da mit redaktionellen Anmerkungen eränzen sollen.)
Seite für Seite lernt man einen einzuweilen schwierigen Menschen kennen, der so manchen Schicksalsschlag hinnehmen musste. SeiEntscheidung für die erste Ehefrau, Rosa, soll er einmal als „Schachbezeichnet haben. Mit Rosa hatte Tarrasch sechs Kinder, von denen vier in relativ jungen Jahren starben. Dass der Leser hier und da vielleicht andeMeinung sein mag, ist eine Selbstverändlichkeit. Etwa bei der Frage, ob die Tatsache, dass Kamm trotz intensiver Sukeine Hinweise auf eine PromotionsTarraschs gefunden hat, wirklich den Schluss nahe legt, dass Tarrasch wahrnie promoviert hatte. Auch zwei faktische Fehler, die uns bei der Lektüre auffielen, können den überwältigenden Gedieser Monographie nicht trüKamm hat kein Heldenbuch geschriesondern betrachtet Tarrasch trotz allen Respekts und Interesses vor dessen ambi-valenter Persönlichkeit stets mit wohltuenDistanz, die seine Darstellung authenerscheinen lässt.

Harald Fietz, Schachmagazin 64 24/2004
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Die Biographie zu Siegbert Tarrasch von Wolfgang Kamm ist das einzige Buch in dieser Darstellung, das in deutscher Sprache erschien. Es ist 877 Seiten dick, gebunden, in kleinerem Format als die Folianten von MacFarland, aber enger bedruckt.

In der rückblickenden Betrachtung steht Siegbert Tarrasch in der deutschen Schachgeschichte immer etwas im Schatten von Emanuel Lasker, obwohl er zeitweise als stärkster Spieler der Welt galt und vielleicht nur durch Zufall nicht Weltmeister geworden ist. 1891 schlug er eine Einladung zu einem WM-Kampf gegen Steinitz aus. 1908 unterlag er dann gegen den zu dieser Zeit überlegenen Lasker. Die Eröffnungstheorie hat Tarrasch an vielen Stellen maßgeblich beeinflusst, mehrere Varianten tragen seinen Namen. Außerdem hat er einige herausragende Lehr- und Turnierbücher geschrieben, von denen "Die moderne Schachpartie", 1912 erschienen und kürzlich von Edition Olms als Reprint neu aufgelegt (29,95 Euro) mit einer Gesamtauflage von über 500.000 das meist verbreitete Schachbuch in deutscher Sprache ist.
Wolfgang Kamm hat eine großartige Biographie über eine herausragende, aber doch in breiten Kreisen unbekannt gebliebene Persönlichkeit der deutschen Schachgeschichte geschrieben. Das Buch enthält auch eine Reihe von Partien, mit den Kommentatoren von Zeitgenossen versehen. Der Ehrgeiz des Autors bestand aber nicht darin, möglichst viele noch nicht in der Megadatenbank erschienene Schachpartien von Tarrasch zu entdecken und zu veröffentlichen. Der Schwerpunkt liegt ganz klar auf der eigentlichen Biographie, dem Lebensweg Tarraschs. Diese wird im Zusammenhang mit den zeitgeschichtlichen Ereignissen von der zweiten Hälfte des vorletzten Jahrhunderts bis zum Todestag Tarraschs ausführlich und in unglaublich vielen Details liebevoll dargestellt. Wolfgang Kamm begibt sich sogar auf Spurensuche in der Genealogie der Familie und selbst die Nachfahren des Meisters werden nicht vergessen.

Kamms Buch ist wohl die gründlichste Biographie, die jemals über einen deutschen Schachspieler geschrieben wurde. Wenn man die hier vorgestellten Werke überhaupt vergleichen möchte, so sollte man als deutschsprachiger Schachfreund sich erstes diesem wirklich herausragendem Buch zuwenden. Sehr empfehlenswert.

A. Schulz - ChessBase Nov. 2004
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Siegbert Tarrasch war einer der bedeutendsten Schachmeister aller Zeiten. Als junger Mann gewann er auf dem 6. Kongress des Deutschen Schachbundes 1889 in Breslau das internationale Meisterturnier und löste damit eine regelrechte Euphorie in inländischen Schachkreisen aus. Das 1871 gegründete Deutsche Reich hatte bis dahin viele starke Turniere veranstaltet, die ersten Preise gingen aber immer an Ausländer, was die nationale Seele sehr schmerzte.
Tarrasch bestätigte seinen Erfolg durch eine phantastische Siegesserie: Manchester 1890, Dresden 1892 und Leipzig 1894. Später gewann er noch die Superturniere Wien 1898, Monte Carlo 1903 und Ostende 1907. Zu einem Wettkampf um die Weltmeisist es in seiner Glanzzeit leider nie gekommen. Erst 1908, als er seinen Zenit schon überschritten hatte, spielte er gegen Lasker und unterlag mit 3:8.
Fast noch größer sind die Leistunvon Tarrasch auf dem Gebiet der Schachliteratur. Ganze Generationen haben aus seinen Büchern gelernt und lernen auch heute noch. Als seine Hauptwerke gelten "Dreihundert Schachpartien", "Die moderne Schachpartie" und "Das Schachspiel".
Er hat außerdem viele Turnierücher (Nürnberg 1896, Nürnberg 1906, Ostende 1907, St. Petersburg 1914) und Wettkampfbücher (Marshall - Tarrasch 1905, Lasker -Marshall 1907, Lasker - Tarrasch 1908, Schlechter - Tarrasch 1911) geschrieben. Natürlich hat er auch für zahlreiche Schachzeitungen gearbeitet und es erscheint aussichtslos, alles aufzuzählen, was sich über Tarrasch als Mensch und als Schachspieler sagen lässt.
Genau diese Aufgabe hat sich Wolfgang Kamm gestellt. 'Alles' kann selbstverständlich nicht wörtlich gemeint sein, aber 'fast alles' hat der Autor wohl doch zusammen getragen. Diese Biographie macht schon äußerlich einen imposanten Eindruck und bereits beim ersten Blättern ahnt man, welche Arbeit dahinter steckt.
Wolfgang Kamm hat dem Lehrder Schachwelt hiermit ein würdiges Denkmal gesetzt. Diese Biist weit entfernt von einer oberflächlichen Heldenverehrung. Objektiv wird ein Bild von Tarrasch gezeichnet, Stärken und Schwächen werden genannt.
Auch Meisterkollegen, über die Tarrasch in seinen Artikeln gerne hergezogen ist, kommen mit ihren Gegendarstellungen ausführlich zu Wort. Das Buch ist eine Fundgrube für alle Schachfreunde, die sich für die Geschichte unseres Spiels interes
Eine Aufzählung des Inhalts kann auf diesem begrenzten Raum nur lückenhaft sein: Ausgewählte TurTrainingspartien, EndDiagramme, Turniertabellen und viel, viel Text auch zu den privaten Lebensumständen; ein Leseim besten Sinne.
Das vom Schachverlag Manuel Fruth hervorragend ausgestattete Buch gehört in jede Schachbibliothek.

Schachmarkt 01/2005
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Nun liegt sie endlich vor - die mit Spannung erwartete Tarrasch-Biographie aus der Feder des Münchener Schriftstellers, Malers und Hobby-Schachspielers Wolfgang Kamm. (Jahrgang 1939, vor seiner Pensionierung als Exportleiter eines deutschen Konzerns tätig). Dessen Großdem Kriminalkommissar Karl Kamm, war es vergönnt, persönlichen Kontakt zu Siegbert Tarrasch zu pflegen. Die Aufzeichnungen in Karl Kamms Tagebuch machen erstmalig aufschlussAussagen zu Tarraschs Persönlichkeit zugänglich. Eine solch ganzheitliche und wirkLebensbeschreibung des großen deutschen Schachmeisters war längst überfällig, denn die bisher vorliegenden biographischen Notizen (A. Brinckmann, H. Ballo, E. Meissenburg u. a.) lieferten jeweils nur Fragmente über den „Praeceptor Germaniae". Wie bereits an der Seitenzahl unschwer zu erkennen, ist das Buch Ergebnis einer jahreintensiven Beschäftigung und einer akribischen Recherche zu Siegbert Tarrasch, seiner Familie und seinen Lebensumständen. Mit bewundernswertem Elan hat Wolfgang Kamm diese beeindruckende, sicherlich fast erdrückende Ausbeute seiner Quellenzu einem kolossalen Gesamtbild verdichtet, für das Frontcover liefert er obenein Tarrasch-Porträt von eigener Hand. Es wird nicht nur der herausragende Schach-lehrer und -autor in allen Facetten beleuchtet, sondern auch der Mensch Tarrasch. Der Biograph gibt Auskunft über Herkunft und soziales Umfeld der Kindheit und Jugend in Breslau, über Studium und Arztberuf, den Verlauf zweier Ehen (die erste zerbricht 1912) und das durchaus tragische familiäre und persönliche Schicksal. Tarrasch verlor seine drei Söhne innerhalb von nur wenigen Jahren durch Selbstmord, Krieg und Unfall und musste schließlich noch die Machtübernahme der Nationalsozialisten und die damit verbundenen Erniedrigungen ertragen. In seinen Ausfühzeigt Kamm überzeugend die Stärken und durchaus vorhandene Schwächen Tarraschs auf und vermeidet jegliche Glorifizierung, fundierte psychologische Analysen machen
deutlich, dass die Persönlichkeit Tarraschs mancherlei Defizite aufwies.
Der Autor hat im Bemühen um eine möglichst umfassende Darstellung seine biographischen Exkurse auch auf die (groß)meisterlichen Rivalen Tarraschs ausgedehnt, allen voran den „Antipoden" Lasker, aber auch andere Meister wie Pillsbury oder Vidmar werden gebührend berücksichtigt. Dies alles vor dem Hintergrund der damaligen historischen Ereignisse und mit gelegentlichen Bezügen zur Gegenwart. Wen will es da verwundern, dass ein derartiges Streben nach enzyklopädischer Vollständigkeit und Vollkommenheit auch gewisse Gefahren in sich birgt.
Bei allen Verdiensten, die sich der Verfasser mit diesem Werk erworben hat, und bei aller Anerder erbrachten verlegerischen Leistung sei deshalb auf einige Schwachpunkte hingedie das Lesevergnügen der Rezensenten bisweilen trübten.
So sind einige der Exkurse, in denen der Autor explizit besondere Themenkreise (z.B. Hochbe/ Schach-Wunderkinder; Zur deutschen Schachkultur im 19. und frühen 20. JahrDer „homo scachiarius-Tick" / Persönlichkeitsstörung und Schach) abhandelt, aus unserer Sicht viel zu weitläufig geraten. In solchen „Rundumschlägen" quer durch die gesamte Schachhistorie verstärkt sich der gelegentlich auftretende Eindruck des „Sich-Verzettelns", ein Verzicht darauf hätte den Wert des Werkes gewiss nicht geschmälert, sondern durch die Fokussierung auf die Hauptfigur Tarrasch eher erhöht.
Die häufige Einbindung und Aneinanderumfangreicher Zitate droht eine kritische Grenze zu überschreiten, wodurch die Biographie den Charakter einer überMaterialsammlung annimmt. Sodie Zitate informativ und unterhaltsam sind, wollen wir dies allerdings nicht dramatihier wäre ein leserfreundliches Layout mit konsequenter Absetzung von Zitaten sehr hilfreich gewesen.
Eher negativ (abfärbend) wirkt das etwas bedenkenlose Zitieren von Autoren, deren Werke uns für zweifelhafte Qualität bekannt erscheinen: Speziell zu nennen trauen wir uns die berüchtigten Opfermann-Schinken oder die inhaltlich umstrittenen Arbeiten des Dr. Munzert.
Nicht unkommentiert bleiben soll das bereits im Expose des Verlages angekündigte „literaNiveau" des Buches. Natürlich spielt bei diesem Aspekt der persönliche Geschmack eine besondere Rolle, doch uns beschleicht das bange Gefühl, dass diese literarische Qualität nicht immer zum sachlichen Inhalt des Buch passen will. Lesbarkeit und Lesefluss werden mehr beeinträchtigt als gefördert, der Übergang von reinem Sachtext zu solchen literarischen Passagen wirkt oft abrupt und macht das Werk dadurch stilistisch uneinBesonders drastisch fiel mir (M.N.) dies in „IV-7. Der mißlungene Tausch" auf, es gelang mir nicht, die Aussagen des zweiten Abschnitts einzuordnen: Fiktion, Zitat, Überlieferung?
Augenscheinlich möchte der Verfasser bisweilen die Leserschaft auch mit seinen weit reichenden Fachkenntnissen beeindrucken. Aber die wenigsten Schachfreunde werden beispielsweise mit üppig eingeflochtenen psychoanalytisch-medizinischen Fachtermini oder aber mit Kants Transzendentalphilosophie vertraut sein. Demnach auch hier: Etwas weniger wäre mehr gewesen!
Natürlich ist es verzeihlich, dass bei solch einem Umfang das Buch von vereinzelten sachlichen Fehlern nicht frei sein kann. Einige wenige halten wir aber für derart irreführend, dass sie in einer eventuellen zweiten Auflage ausgeräumt werden sollten:
- Der Autor begegnet im März 2003 in Berlin dem „vom Krebs gezeichneten" Kenneth Whyld (S. 180), aber der zu diesem Zeitpunkt noch putzmuntere Ken Whyld litt unseres Wissens nicht an Krebs, sondern starb völlig unerwartet im Juli 2003 an Herzversagen.
- Janowski (nicht Maroczy) ersetzte in Buda 1896 Makovetz (S. 220, zumindest steht es so auf S. 217).
- Die „Brüder Linder" (S. 316) sind in Wirklichkeit Vater und Sohn!
- Die Anmerkung 368 (S.464) verwirrt - für „rule of thumb" bietet sich doch die schöne deutsche Wendung „Faustregel" an.
- La Strategie ist eigentlich keine „Studienzeitschrift" (S. 515).
- Wenig Sinn macht die ohne Bezug zum Text erscheinende Eröffnungsstatistik von Manchester 1890 auf S. 136, was sollte diese hier bezwecken?
- Ein sorgfältigeres Redigieren hätte an einigen Stellen (S. 33: Der 3. Abschnitt von oben bzw. letzter Abschnitt der FußS. 428 und S. 431: gleiches Vidmar-Zitat von Mannheim 1914) Textwiedervermieden.
- Im Diagramm auf S. 297 steht der Turm fälschlich auf g6.
Wohltuend ist hingegen aufgefallen, dass sich die Anzahl der Schreibfehler auf ein absolutes Minimum beschränkt.
Der Text ist mit einer Vielzahl von seltenen Fotos angereichert, die jeden schachhistorisch Interessierten aufs Höchste erfreuen werden, doch hätte man sie sich etwas größer gewünscht. Zahlreiche eingestreute Tarrasch-Partien sorgen für zusätzliche Auflockerung, wobei die Kommentare aus der Tarrasch-Ära in der Regel keiner erneuten Prüfung oder Modernisierung unterzogen wurden. Dies muss dem Autor aber nicht zum Nachteil ausgelegt werden, denn auch andere renommierte Schachhistoriker (wie z. B. John S. Hubert) bedienen sich dieser Vor(Alle restlichen bekannten Tarrasch-Partien und zusätzliche Dokumente und Bilder sind auf einer CD-ROM zu finden, die vom Verlag als add-on zum Buch vertrieben wird.)
Im Anhang des Buches steuert Verleger Manuel Fruth u.a. eine 33-seitige Abhandlung zur Eröffnungstheorie sowie den lobens„Versuch einer Tarrasch-Bibliographie" bei.
Das Buch wird abgeschlossen durch ein umfängliches Quellenverzeichnis und eine Reihe von sehr hilfreichen Indices, die den praktischen Nutzen des Werkes merklich steigern.
Uns hat die Lektüre trotz der genannten Eintrübungen etliche vergnügliche Stunden bereitet, das Buch bietet zahlreiche Anregungen zur weiteren Beschäftigung mit Tarrasch und seinen Zeitgenossen.

Zeitschtrift Karl 01/2005
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Ein monumentales Epos, das Tarraschs Wirken in bisher nicht bekannter Ausführlichkeit beleuchtet: sein Turnierspiel, seine Schriften, seine Eröffnungsund analytischen Beiträge, seine Dispute (z. B. mit Lasker und Nimzowitsch), sein Privatleben, seiTätigkeit als Arzt (inklusive seines Aufsatzes „Persönlichkeitsstörung und Schach"). Beeindie Rechercheleistung des Autors in Zumit Verleger Fruth. Zahllose Dokuwurden ausgegraben, bis hin zu Briefen und Schulzeugnissen.
Der Schreibstil wahrt die Balance zwischen dokuGenauigkeit (die ihren Ausdruck in den üblichen Fußnoten findet) und Lesefreundlichkeit. Dennoch - angesichts der vielen Themen und Unterwirkt die Darstellung häufig zerfahren, das Hin-und-her zwischen Zitaten und Interpretationen des Autors ist mitunter schwer nachvollziehbar. Es handelt sich nicht um eine glattgebügelte, auf 200 Seiten mundgerecht verpackte Fließbandbiographie, sondern ein ambitioniertes Werk nicht ohne Unebenwelchem aber nicht gleich die Puste ausgeht, wenn der Leser vertiefen will. Wozu die umfangreiIndices sowie weiterführende bibliographische Angaben beitragen.
Gestolpert bin ich über die Darstellung des St. PetersTurniers 1914, ausgetragen mit Vor- und EndGemäß verbreiteten Glaubens wurde hier der Großmeistertitel „erfunden" und die fünf Finalteil(Lasker, Capablanca, Aljechin, Tarrasch, Marshall) vom Zaren zu den ersten Trägern dieses Titels ernannt. Laut Kamm ist dies eine Legende, seine Darstellung bringt indes auch keine Klarheit. Obskur wirkt die Behauptung, daß nur die Punkte aus der Finalrunde für das Endergebnis zählten, dann hätte Lasker mit 7/8 überlegen vor Capablanca (5) gewonnen. In der berühmten Partie gegen Capablantauschte Lasker frühzeitig die Damen, ungeachtet der Tatsache, daß er aufgrund der (hier falsch wiederTurniersituation auf Gewinn spielen mußte - in der Literatur ein Vorbild für das psychoHerangehen an ,,must win"-Situationen. Man wundert sich, daß der Autor sich nicht wundert. Gewöhnungsbedürftig die verschiedenen, schlecht harmonierenden Schriftfonts für Erzähl- und Partiesowie das „Rechtschreibedurcheinander". Das
Buch ist erfreulicherweise in unreformiertem Deutsch verfaßt, Quelltexte wurden aber grundsätzin der Originalschreibung des frühen 20. Jahrübernommen - ein schönes Durcheinander von „Weiß" und ,,Weiss" ist eine der Folgen. Ein weiterer Punkt, den man kritisch sehen kann, ist, daß das Buch keine neuen Analysen enthält. Oder soll man den Autor dafür loben, daß er sich diesbeüglich nicht zuviel zumutete (im Gegensatz zu „Kollegen" wie Wieteck etc.)? In der Regel wurden Originalkommentare von Tarrasch und dessen Zeitverwendet. Selbiges ist in Werken dieses Genres durchaus üblich, nicht jeder vereint historiund schachliche Qualifikation so wie etwa ein Richard Forster. Bedenklich erscheint mir aber das komplette Verwenden aktueller Quellen, so ist etwa bei der 3. Matchpartie Lasker-Tarrasch (Düsseldorf 1908) Kasparow als Glossator genannt. Tatsächlich ist der Partiekommentar praktisch identisch mit dem in Meine großen Vorkämpfer... Trotz aller Einschränkungen - ein außergewöhnliWerk für Liebhaber der Schachgeschichte.

Schach 02/2005