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Artikelnummer
LOKRASM3LB5
Autor

Sizilianisch mit 3. Lb5(+)

351 Seiten, kartoniert, Kania, 1. Auflage 1996

19,80 €
Inkl. MwSt., zzgl. Versandkosten
Final vergriffen
Das Buch von IM Rainer Kraut behandelt mit dem Zwillingssystem 1.e4 c5 2.Sf3 Sc6 3.Lb5 und 1.e4 c5 2.Sf3 d6 3.Lb5+ den gehaltvollsten Komplex im Anti-Sizilianer. Ausführliche Theorie, am Ende jedes Abspiels werden die Perspektiven fur das beginnende Mittelspiel erörtert. Auch ein paar Jahre nach Erscheinen noch das umfassendste Grundlagenwerk zum Thema!
Weitere Informationen
EAN 3931192032
Gewicht 520 g
Hersteller Kania
Breite 14 cm
Höhe 19,8 cm
Medium Buch
Erscheinungsjahr 1996
Autor Rainer Kraut
Sprache Deutsch
Auflage 1
ISBN-10 3931192032
Seiten 351
Einband kartoniert
Das Buch wurde vom Schachverlag Kania freundlicherweise als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Das Titelbild sagt dem Leser klipp und klar, worum es IM Rainer Kraut in diesem Buch geht: Ein Eröffnungssystem vorzustellen, das er als geeignet erachtet, alle sizilianischen Schwarzvarianten zu schlagen - in die "Tonne zu treten", wie man hier in der Gegend sagt. Starke Metapher - erfüllt dieser Band aus der Reihe Eröffnungsmonographien im Schachverlag Kania diesen Anspruch?
Die Kompetenz des Autors ist indes kaum anzuzweifeln: Elo 2455, für Duisburg in der 1. Bundesliga spielend, 1988 Gewinner der Offenen Deutschen Einzelmeisterschaft - und vor allem anerkannter Spezialist der hier behandelten Eröffnungssysteme ... eine bessere Qualifikation kann man sich kaum wünschen. Da ich diesen "Anti-Sizilianer" (ECO B51 bzw. B30, oftmals etwas ungenau pauschal als Rossolimo bezeichnet und auch unter Moskauer Variante bekannt) bis vor kurzem selbst noch spielte, interessiert mich dieses Buch persönlich; der Mangel an adäquater Theorie dazu machte es noch einmal interessanter.
Erst einmal ein ganz grober Überblick zu diesen beiden Systemen:
(B30) Die Grundidee ist, Schwarz demnächst einen Doppelbauern auf der c-Linie zu verschaffen und diesen als dauerhafte Schwäche festzulegen: Weiß verzichtet entsprechend auf d2-d4, hält Zentrum und Königsflügel ruhig und arbeitet mit den Linien am Damenflügel. Eine typische Zugfolge könnte sein:
1. e4 c5 2. Sf3 Sc6 3. Lb5 Sf6 4. e5 Sd5 5. 0-0 g6 6. L:c6 d:c6 7. h3 Lg7 8. d3 0-0 9. Sbd2
Schwarz sieht bei den Versuchen, die Bauernverdopplung zu verhindern, meist nicht gut aus und setzt somit auf Figurenspiel und Kontrolle der schwarzen Felder.
(B51) Weiß setzt auf beschleunigte Entwicklung seines Königsflügels und Druck auf der e-Linie, gibt dafür die Kontrolle über die weißen Felder auf und verzichtet auf Dominanz im Zentrum. Hier geschieht oft:
1. e4 c5 2. Sf3 d6 3. Lb5+ Ld7 4. L:d7+ D:d7 5. 0-0 Sc6 6. c3 Sf6 7. d4 S:e4 8. d5 Se5 9. S:e5 d:e5 10. Te1
Der Nachziehende erhält freies Spiel, hat aber Probleme mit der Vollendung der Entwicklung und muß auf den im Sizilianer wichtigen weißfeldrigen Läufer verzichten.
Die weißen Grundziele sind, den schwarzen Eröffnungsvorbereitungen auszuweichen und übersichtliche Stellungen mit leichtem, aber dauerhaftem Vorteil zu erreichen; dieser Antisizilianer ist meist rein positionell, hat also wenig mit der üblichen Schärfe dieser Eröffnung zu tun - und stößt daher bei dem Nachziehenden, der Sizilianisch genau deswegen spielt, meist auf wenig Gegenliebe.
Die Stärke dieses Buches liegt klar in der Erklärung der Zusammenhänge: IM Kraut behandelt nicht nur in lobenswerter (und bisher fast nur aus Büchern der 'Winning with... '-Reihe des Batsford-Verlages gewohnt) Ausführlichkeit die Theorie dieser beiden Systeme, sondern versorgt den Leser unterwegs auch mit Hintergründen und Sinnfälligkeiten der einzelnen Züge - und zeigt vor allem am Ende einer jeden Variante die Zusammenhänge der entstandenen Stellungen und die Pläne beider Seiten auf.
Angenehm wird der Leser auch den Umstand finden, daß IM Kraut sich seine Objektivität bewahrt und nicht die aus vielen ähnlichen Büchern bekannte Subjektivität (und daraus resultierende gelegentliche Irrgängigkeit) des Autors für "seine" Variante überhand nehmen läßt. Zur Verdeutlichung ein Auszug:
(1. e4 c5 2. Sf3 d6 3. Lb5+ Sc6 4. 0-0 e5 5. c3 a6 6. L:c6+ b:c6 7. Te1 Le7 8. h3 Sf6 9. d4 c:d4 10. c:d4 e:d4 11. S:d4 Ld7 12. Sc3 0-0)
"Mit leicht besserem Spiel in Hulak-Zarkovic, Zagreb 1977. Weiß hat mehr Bewegungsfreiheit, außerdem sind die Bauern c6 und d6 anfällig. Immerhin hat Schwarz das Läuferpaar, das aber einstweilen nicht zur Wirkung gelangt.
Es folgte 12. Lg5 h6 13. Lf4 Db6 14. b3 (14. Dd2!?) Tad8 15. Tc1 Tfe8 +=."
Das Buch enthält außerordentlich viele Diagramme - etwas weniger hätten den Umfang des Buches herabgesetzt, den Leser aber der Möglichkeit beraubt, auch einmal unterwegs damit zu arbeiten.
11 Meisterpartien runden das Gesamtbild positiv ab, doch hätten dies ruhig ein paar mehr sein dürfen; die ausgezeichnete Kommentierung tröstet aber wieder.
Zusammenfassung: Für jeden Spieler dieser Systeme ist das vorliegende Buch ein absolutes Muß, nirgendwo anders findet er so viel Theorie und solch fundierte Erklärung. Ein Werk, an dem einige Autoren sich ein Beispiel nehmen sollten - denn was wir brauchen, ist, wie schon oft an anderer Stelle ausgeführt, nicht reine Theorie (die bieten auch Eröffnungsbücher und Datenbanken der Schachprogramme), sondern die Darlegung des Wie und Warum.

Michael Kern, Rochade Europa 2/97
Vorweg möchte ich Ihnen von einem herrlichen Gag berichten: Den Einband ziert nämlich ein gezeichneter Mülleimer, wie wir ihn aus amerikanischen Filmserien kennen. Aus diesem unverzichtbaren Utensil gucken einige fiktive Sizilianische Variantenbücher, wie Rauser und Najdorf hervor. Für vier weitere Bände war kein Platz mehr und die Müllabfuhr nimmt sie bestimmt mit, obwohl sie um den Mülleimer herum liegen. (Und da sage noch einer, beim Schach gäb's nix zu lachen.)
Ein bekannter Internationaler Meister schreibt ein Eröffnungsbuch über einen zusammengefaßten Variantenkomplex. Das ist nicht ungewöhnlich. Das Buch kostet fast 40 DM. Dies ist auch nicht ungewöhnlich! Das Werk ist über 350 Seiten stark. Auch nicht ungewöhnlich! Aus dem Thema hätten Autor und Verlag ohne weiteres auch zwei Bücher machen können und so bestimmt mehr damit verdienen. Nicht unge..., oh nein, bemerkenswert, wie ich finde! Und da dies nicht gerade alltäglich ist, wollte ich es einmal erwähnen.
Um nicht auf 400 oder noch mehr Seiten zu kommen und damit tatsächlich zwei Bücher zu veröffentlichen, hat Schachfreund Kraut vielen Kapiteln noch kleingedruckte Fußnoten beigegeben, um eine Übersichtlichkeit des Materials sicherzustellen: Im Rahmen des Machbaren ist dies auch gelungen. In akribischer Kleinarbeit hat Rainer Kraut alles zusammengetragen, was ihm zu den Varianten: 1. e4 c5 2. Sf3 Sc6 3. Lb5 und 1. e4 c5 2. Sf3 d6 3. Lb5+ hervorhebens- und druckenswert erschien. Auch kann man von einem aktuellen Buch sprechen. Viele Partien und Analysen sind bis kurz vor Erscheinen noch berücksichtigt worden. Wie stets bei Monographien, die den Anspruch erheben, ein Thema erschöpfend dargestellt zu haben, erhebt sich die Frage nach dem praktischen Nutzen. Für nur so "zwischendurch" sind das Thema und das Buch garantiert nicht geeignet. Hier ist eine intensive Auseinandersetzung für Weiß- und besonders auch für Schwarzspieler vonnöten. Wie der Autor in seiner Einführung schreibt, kann Schwarz durch Zugumstellungen "entfliehen", ob dies jedoch zum eigenen Stil paßt, ist eine andere Frage.
Obwohl ich kein Lb5-Experte bin, ist mir aufgefallen, daß der Autor diverse Umbewertungen zu den herrschenden Meinungen vorgenommen hat. So bin ich jetzt schon auf den seltenen Effekt gespannt, daß ein Buch theoretische Diskussionen auslösen wird.
Unverzichtbar für italienische Inselfans!

Norbert Heymann, Rochade Europa 2/97