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LXBOTBS19545758

Botwinnik - Smyslow 1954 - 1957 - 1958

Wettkämpfe um die Schach-WM

326 Seiten, gebunden, Techalbo, 1. Auflage 2007

16,50 €
Inkl. MwSt., zzgl. Versandkosten
Zusammengestellt und herausgegeben von Igor Botwinnik.
Übersetzung aus dem Russischen: Dr. Michael Schmidt.
Mit einem Geleitwort von Wassili Smyslow.
In dem Buch sind alle Partien der drei Wettkämpfe um die Schachweltmeisterschaft der beiden herausragenden Spielerpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts enthalten. Die Mehrzahl der Partien hat Michail Botwinnik kommentiert, die restlichen Wassili Smyslow und andere bedeutende
Schachmeister. Besonders wertvoll sind die beiden Notizbücher Botwinniks, die bisher noch nicht veröffentlicht wurden. Für einen breiten Leserkreis.

Vorwort
Zum ersten Mal saß ich Michail Moissejewitsch Botwinnik im Jahre 1940 im Finale der 12. UdSSR-Meisterschaft am Brett gegenüber. Später lieferten wir uns viele weitere Schlachten, deren bedeutendste die Match-Turniere in den Jahren 1941 und 1948 waren. Der Höhepunkt unserer Auseinandersetzungen war zweifelsohne die Match-Serie zwischen 1954 und 1958. Die Schachwelt hatte damals ein gut durchdachtes System, denn die Zweikämpfe um die Schachweltmeisterschaft wurden aller drei Jahre ausgetragen. An dieser Stelle sei einmal angemerkt, dass wir beide das Schach trotz unterschiedlicher Ansichten über das Schach nicht nur als Sportwettkampf, sondern als Kunst verstanden und uns bemühten, vollendete Kunstwerke auf das Schachbrett zu zaubern. Dieses Buch enthält die Partien aller drei Titelkämpfe mit Kommentaren. Damit wurde eine historische Lücke geschlossen, denn ein Buch über das Match im Jahre 1957 ist bisher nicht erschienen. Jetzt erhält der Leser die Partien aller drei Weltmeisterschaftswettkämpfe Botwinnik Smyslow in einem Band und kann sich ein umfassendes Bild über unsere Rivalität verschaffen. Ungeachtet der nervlichen Anspannung, die sicher jeden Wettkampf um eine Weltmeisterschaft umrankt, bescherten diese Zweikämpfe den Schachfreunden nicht wenige Episoden schachlichen Schöpfertums. Natürlich unterliefen uns auch bedauerliche Fehler, die allein durch die Hitze des Gefechts um die Weltmeisterkrone hervorgerufen wurden. Ich bin überzeugt, dass diese drei WM-Wettkämpfe ihre Spuren in der Schachgeschichte hinterlassen haben. Meines Erachtens ist dieses Buch für die Leser eine Bereicherung, die sich für Schachgeschichte interessieren, als auch für jene, die sich in unserer geliebten Schachkunst qualifizieren wollen.
Wassili Smyslow Ex-Weltmeister Moskau, Januar 2003

Weitere Informationen
Gewicht 630 g
Hersteller Techalbo
Breite 15,3 cm
Höhe 21,6 cm
Medium Download, Buch
Erscheinungsjahr 2007
Autor Michail BotwinnikIgor Botwinnik
Sprache Deutsch
Auflage 1
ISBN-13 9783000186912
Seiten 326
Einband gebunden
005 Vorwort
006 Das dreimalige Duell
010 Das Match Botwinnik - Smyslow 1954
107 Vorbereitungsplan. Beginn: 25. November
108 Das erste Notizbuch
128 Das Match Botwinnik - Smyslow 1957
189 Das zweite Notizbuch
206 Revanche-Match 1958
307 Das Revanche-Match im Rückblick
Der dominierende Spieler Mitte der 50er Jahre war zweifellos Wassili Smyslow. Zweimal hintereinander konnte er Kandidatenturniere für sich entscheiden. Sowohl in Neuhaus / Zürich (mit 2 Punkten Vorsprung) als auch in Amsterdam (mit 1,5 Punkten Vorsprung) siegte er überlegen. Ein Kunststück, das nicht vielen Spielern gelang, war in diesen nervenaufreibenden Mammutveranstaltungen mit bis zu 28 Runden doch jeweils die gesamte Weltelite versammelt. Sein großer Antipode jener Jahre war jedoch Michail Botwinnik. Der „Patriarch” spielte in jenen Jahren zwar nicht oft, aber mit Smyslow kämpfte er gleich in drei Matches hintereinander um die Weltmeisterschaft. Beide Russen verband eine Dauerrivalität, die an Karpow und Kasparow erinnert. Schon 1941 spielten sie ein Minimatch über vier Partien um die Absolute Meisterschaft der UdSSR, die Botwinnik mit 3:1 gewann. Als 1948 beim WM-Turnier in Den Haag / Moskau der Nachfolger des verstorbenen Aljechin ermittelt wurde, ging das interne Duell über fünf Partien wiederum an Botwinnik, diesmal mit 3:2. Im ersten WM-Wettkampf gelang es Botwinnik noch, den Kampf ausgeglichen zu gestalten. Nach den Regeln der FIDE hatte er 1954 seinen Titel mit einem 12:12 erfolgreich verteidigt. Erst im zweiten Anlauf 1957 erwies sich Smyslow schließlich als zu stark. Er dominierte mit 12,5:9,5 und wurde siebter Weltmeister der Geschichte. Er wäre vermutlich noch einige Jahre Weltmeister geblieben, hätte es nicht das Recht auf einen Revanchekampf gegeben, den Botwinnik nur ein Jahr später mit 12,5:10,5 gewann. Dieser letzte Wettkampf war von Erkrankungen gekennzeichnet. Beide „Teilnehmer schöpften ihr Recht krank zu sein, vollkommen aus”, notiert Botwinnik. Smyslow freilich macht in seinem Buch Meine 130 schönsten Partien deutlich, dass er in diesem Match weit unter seinen Möglichkeiten geblieben ist. Zu Beginn hatte er eine Grippe, später eine Lungenentzündung, die ihn handicapte und schließlich verhinderte, dass er seiner Favoritenrolle gerecht werden konnte. Vielleicht nahm Smyslow den Rückkampf nach seinem deutlichen Sieg aber auch etwas auf die leichte Schulter. Nachlässigkeiten, die Botwinnik stets unnachgiebig bestrafte.
Seltsamerweise war die Auseinandersetzung dieser großen Schachspieler bislang nicht vollständig dokumentiert, denn über den Wettkampf von 1957 erschien kein Buch. Dem Bemühen Igor Botwinniks, einem Neffen des großen Patriarchen, ist es zu verdanken, dass peu à peu Materialien des Nachlasses auch in deutscher Sprache veröffentlicht werden. Die neueste Ausgabe dieser Serie, die seit dem letzten Buch über den Wettkampf mit Bronstein im Eigenverlag erscheint, fasst alle drei WM-Wettkämpfe der beiden Kontrahenten zusammen. Eine anspruchsvolle Aufgabe, haben die beiden doch insgesamt 69 WM-Partien gespielt. Alle Begegnungen sind analysiert, meist von Botwinnik, im bislang fehlenden Wettkampf 1957 von Smyslow, Ragosin, Flohr und einigen anderen.
Der besondere Reiz dieser Publikation liegt vor allem darin, dass dem Leser Botwinniks Vorbereitungsmaterial an die Hand gegeben wird. Die Auszüge aus den Notizbüchern sind aufschlussreich hinsichtlich des Charakters Botwinniks. Seine Analysen sind immer erhellend und es ist schön, die Partien in der Gesamtheit aus der Hand des langjährigen Weltmeisters vorliegen zu haben. Etwas bedauerlich ist allerdings, dass das Original-Material unkommentiert bleibt. Es wäre erfreulich gewesen, die Partien von damals in Spiegel der heutigen Zeit zu betrachten und zu bewerten. Leider fehlen auch einleitende Berichte zu den Wettkämpfen, die über die Umstände, die Erwartungen und die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit, insbesondere der schachinteressierten sowjetischen, Auskunft geben könnten. Aber das war nicht das Anliegen Igor Botwinniks.
Äußerst interessant sind die To Do-Listen, die Botwinnik vor jedem seiner Wettkämpfe anfertigte. In Jan Timman analysiert Großmeisterpartien beschreibt der holländische Autor, wie er als junger Spieler einmal den Rat Botwinniks zur Turniervorbereitung wahrgenommen hat - und erst wieder erfolgreich spielte, als er zu seiner üblichen „ungesunden” Lebensweise zurückgekehrt ist. Botwinniks Vorbereitungsplan offenbart seinen Charakter wie wenig anderes. Die fast übermäßige Sorgfalt, die Akribie, die daraus spricht, ist vermutlich nur für sehr wenige Individuen umsetzbar. So notiert er u.a. zur physischen Vorbereitung: „[…] nicht weniger als 4 Tage in der Woche auf der Datscha verbringen […] Skilaufen, Dusche, Salz-Fichtennadel-Bäder, Schlittschuh laufen, spazieren gehen, Schlaf bei offenem Fenster, Zahnarzt, Gymnastik” (S.107). Nur weniges entging dem Meister der Selbstdisziplin.
Am Ende des Buches gibt Botwinnik einen Rückblick auf das Revanchematch von 1958. Die Eröffnungsneuerungen schätzt er weitgehend als unbedeutend ein. Der Wettkampf stand vor allem im Zeichen der Endspiele. Kurioserweise strauchelte gerade hier Smyslow, der als einer der größten Endspielvirtuosen der Schachgeschichte gilt.
Botwinnik äußert sich über seinen Kontrahenten in seinem Buch Der Weg zum Erfolg recht despektierlich. Zwar honoriert er Smyslows grandiose Spieltechnik, aber: „Was die menschliche Seite seines Charakters betrifft, so ließ sich Wassili Wassiljewitsch - dies muß man offen sagen - leider etwas gehen … Er schätzte vermutlich mehr die Freuden des Lebens als dessen Pflichten ...”. Solche Spitzen finden sich gelegentlich auch in den Partiekommentaren wieder, die in der Botwinnik eigenen Tonalität gehalten sind. Als er über eine Hängepartie berichtet, die er gewann, weil er einen „superfeinen positionellen Plan” entdeckte, der dem großen Endspielkenner Smyslow entging, fügt er hinzu: „Vielleicht war er aber nur zu faul, um die Partie zu analysieren?” (S.263).
Die Originalkommentare von Botwinnik zu lesen ist immer ein Genuss. Eine Lücke in der Dokumentation der Weltmeisterschaften konnte mit dem vorliegenden Werk geschlossen werden, auch wenn ergänzende Beschreibungen der Umstände und der Atmosphäre der Wettkämpfe wünschenswert gewesen wären.

Mit freundlicher Genehmigung
Harry Schaack, KARL 3/2007
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Michail Moissejewitsch Botwinnik (1911-1995) war der Patriarch des sowjetischen Schachs nach dem 2. Weltkrieg und hatte von 1948 bis 1963 den Weltmeistertitel inne, undurch zwei je einjährige Pausen nach seinen Niederlagen geWassili Smyslow 1957 und geMichail Tal 1960; beide Gegner konnte er jedoch in den Revanche-Matches wieder besiegen.
Seine Nachfahren Igor und Alexey Botwinnik wollen durch die Herauseiniger seiner Bücher das Anan einen der bedeutendsten Schachspieler, Schachdenker und Pionier des Computerschachs wach halten.
Der vorliegende zweite Band der Reihe befasst sich mit den drei Titelämpfen gegen Smyslow:
1) WM 1954 Botwinnik - Smyslow 12:12: Durch das Unentschieden verteidigte Botwinnik seinen Titel (S. 10-106).
2) WM 1957 Smyslow - Botwinnik 12,5:9,5: Hier behielt der Herausfordie Oberhand (S. 128-188). Ei ist über diesen Wettkampf noch nie zuvor ein Buch erschienen - 50 Jahre später ist es nun endlich soweit.
3) Revanchematch Botwinnik - Smyslow 12,5:10,5: Im ersten offiRückkampf nach damaligem Reglement der FIDE eroberte Botwinnik die Krone zurück (S. 206-306).
Alle 69 Partien WM-Partien sind mehr oder weniger ausführlich komund analysiert, und zwar alvon 1954 und 1958 sowie 10 von 1957 durch Botwinnik selbst, dazu aus dem 1957er-Match fünf von Smyslow, zwei von Ragosin und je eine von den zeitgenössischen GM Aronin, Lilienthal, Tolusch, Flohr und Simagin.
Als interessante Zusatzinformatiofinden sich noch ein Vorwort von Wassili Smyslow (S.5), der Invon zwei Notizbüchern Botwinniks mit eröffnungstheoretischen Inzur Vorbereitung auf seinen großen Kontrahenten (S. 108-127 und S. 189-205), ein Rückblick auf das Revanchematch 1958 aus der Sicht Botwinniks (S. 307-323), soMatchtabellen mit statistisches Angaben zu den einzelnen Partien in zusammenfassender Form (S. 10 für 1954, S. 128 für 1957, S. 206 für 1958).
Warum eigentlich hat Smyslow 1958 verloren? Botwinnik gibt darauf eine kurze Antwort: „Die Niederlage Smyslows hatte einen psychologiHintergrund - er unterschätzte seinen erfahrenen Gegner" (Zitat auf dem hinteren Buchdeckel). Das Buch welches sich auch in einer äußerst gediegenen Verarbeitung mit Festeinband und Fadenheftung prädürfte eine wahre Fundgrufür alle schachhistorisch interesLiebhaber bilden.
Mit freundlicher Genehmigung
Dr. W. Schweizer, Rochade Europa 8/2007
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Das Buch handelt von den WM-Matches zwischen Michail Botwinnik (1911-95) und Wassili Smyslow (*1921) von 1954 bis 1958. Soweit ersichtlich ist das Buch von Weltmeister Botwinnik selbst verfaßt und vom Verlag übersetzt und redaktionell bearbeitet worden. In Band 3: "Match Turnier 1941" wird am Buchende angekündigt. Über Band 1 ist leider nichts zu finden.
Im ersten Match verteidigte Botwinnik seinen Titel durch ein 12:12 Unentschieden, den zweiten Kampf 1957 verlor er und gewann im Revanchematch 1958 den Titel zurück. Insgesamt 69 Partien spielten die Kontrahenten in diesen Matches, die im Buch alle aufgeführt sind. Kommentator ist meistens Michail Botwinnik selber, sonst Smyslow und in einigen wenigen Fällen sind es andere sowjetische Großmeister. Zwar sind natürlich die Eröffnungen nicht auf dem modernsten Stand, aber dennoch sind viele dieser Partien auch heute noch interessant, zumal sie gut verständlich kommentiert sind. In einem Vorwort von Smyslow von 2003 und in der Einleitung von Igor Botwinnik wird der Leser mit der Ausgangssituation vertraut gemacht. Nach den Matchpartien der ersten beiden Kämpfe folgt das Kapitel "Das erste (zweite) Notizbuch Botwinniks und am Schluß eine Zusammenfassung "Das Revanche-Match im Rückblick".
Botwinniks Notizbücher - das klingt natürlich sehr interessant! Hier wird der Leser aber leider enttäuscht, denn es handelt sich nicht um tagebuchartige Texte o. dgl., sondern nur um Varianten, die Botwinnik für das nächste Match untersucht hat. Generell bietet das Buch keinen tieferen Einblick in die Hintergründe der Matches, ihrem Umfeld oder den privaten Ein- und Ansichten Botwinniks. Die Texte von ihm sind knapp, rein sachlich und muten etwas steril an. Die dürfte verschiedene Gründe haben. Zu einen war Botwinnik wohl eher verschlossen und trug nicht gerade sein Herz auf der Zunge. Zum zweiten war er von der stalinistischen Ära geprägt, in der Meinungsäußerungen oder emotionale Offenheit gewiß nicht ratsam waren. Wie leicht hätte eine mißverstandene Äußerung zu schweren, ja lebensbedrohenden Konsequenzen führen können? Wer in dieser zeit unangenehm auffiel, konnte statt eines Schachbundes bald ein Tagebuch aus dem Gulag schreiben!
Die umfassende Berichterstattung von WM-Matches begann wohl auch erst so recht 1972 mit dem Fischer - Spasski Match in Reykjavik. Die amerikanische Heldenverehrung paßte nicht in das sowjetische System, bei dem zumindest nominell das Kollektiv im Vordergrund stand und nicht der Einzelne. So konnte dem Leben des "Helden" nicht zuviel Aufmerksamkeit gewidmet werden (Führerkult natürlich ausgenommen). Doch ist es schade, daß Botwinnik nicht wenigstens gegen Ende seines Lebens aus sich herausgegangen ist und die damaligen Ereignisse aus seiner Sicht kommentierte. Wenn auch die Gründe dafür einsichtig sind, ist es dennoch schade, daß der Herausgeber nicht andere Zeitzeugen herangezogen hat und nicht einmal einige Abbildungen "spendiert" hat. Igor Botvinnik und Alexej Botvinnik sind Neffen des Weltmeisters und man könnte erwarten, daß sie aus persönlichem Erleben oder dem Hörensagen ihrer Verwandten "Insiderwissen" beisteuern könnten. Es ist nicht einsichtig, warum die Botwinnik Neffen dies gar nicht erst probiert und sich auf die bloße Übersetzung des ursprünglichen Textes beschränkt haben.
(* Die abweichende Namensschreibung Botvinnik und Botwinnik ist nicht etwa ein Tippfehler, sondern in der Tat so gegeben. Der Patriarch selbst wird im Buch in der in Deutschland angegebenen Form "Botwinnik" geschrieben.)
Das macht das Buch ein wenig karg, was angesichts seiner guten äußeren Form und Verarbeitung sehr schade ist. Hardcover, hochwertiges Papier und ein sauberer Satz und Druck heben das Werk erfreulich von manchen anderen russischen Publikationen ab. Die Übersetzung ist Dr. Michael Schmidt gut gelungen, der Text liest sich sehr flüssig und ist völlig korrekt und absolut ohne die gelegentlichen kuriosen Schwächen manchen anderen russischen Buches. Lediglich die Diagramme erinnern ein wenig an die alten Letraset Anreibebuchstaben, was sie etwas ungewohnt erscheinen läßt. Dennoch sind sie gut erkennbar.
Der Herausgeber hat durchaus ein gutes Buch herausgebracht, aber die Chance versäumt, ein sehr gutes daraus zu machen. So wird dieses Buch wohl eher Käufer unter Sammlern und Interessenten der Schachgeschichte finden als unter der breiten Masse der Schachspieler. Der relativ hohe Preis von 29,90 € bringt das Buch zudem in Konkurrenz zu Kasparows berühmter Serie, die in ähnlicher Preisklasse den ganzen Botwinnik bietet. Wer mehr Hintergründe über das Schachleben in der SU erfahren möchte, dürfte sich eher an Sosonkos beide Bücher "Russian Silhouettes" und "Smart Chip from St.Petersburg" halten, die allerdings nur in Englisch erschienen sind.
Fazit: Mir scheint dieses Buch zwar gut, aber eben nur für eine beschränkte Zielgruppe interessant zu sein. Darüber hinaus eignet es sich durch seine ansprechende Form und gute Qualität auch als Geschenk für Hobbyspieler, die gerne Partien nachspielen. Der für den Inhalt relativ hohe Preis dürfte den Abnehmerkreis noch weiter einschränken. Leider werden wir auf ein "Insiderbuch des sowjetischen Schachs" in deutscher Sprache wohl noch weiter warten müssen. Schade!

Mit freundlicher Genehmigung
Heinz Brunthaler, Rochade Europa
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Igor Botwinnik, ein Neffe des 6.Schachweltmeisters hat ein Buch veröffentlicht, das eine Lücke im Schachbuchmarkt schließt. Es handelt, wie der Titel unschwer erkennen lässt, von den Wettkämpfen um die Weltmeisterschaft in den Jahren 1954, 1957 und 1958 zwischen Smyslov und Botwinnik. Dabei handelt es sich aber nicht um eine reine Partiensammlung sondern um den Kampf zweier Geistesriesen die sich ähnlich und doch so verschieden waren.
Beide Spieler waren nicht nur streng logische Kämpfer sondern zugleich auch Künstler am Schachbrett („An dieser Stelle sei einmal angemerkt, dass wir beide das Schach - trotz unterschiedlicher Ansichten über das Schach - nicht nur als Sportwettkampf, sondern als Kunst verstanden und uns bemühten, vollendete Kunstwerke auf das Schachbrett zu zaubern.” Wassili Smyslov im Vorwort). Und diese Schachkunst zelebrierten beide über einen Zeitraum von 4 Jahren gegeneinander, am Ende hatte Botwinnik die Nase vorn. Von insgesamt 69 gespielten Partien in den drei Wettkämpfen konnte Botwinnik 34 Punkte erzielen, Smyslov hingegen 35, daran sieht man bereits wie ausgeglichen die Matches waren. Im letzten Wettkampf 1958 konnte Botwinnik die „ewige” Streitfrage mit 12,5 zu 10,5 zu seinen Gunsten entscheiden. Den kürzesten Sieg in diesem Wettkampf gelang aber Smyslov in der 11.Partie mit den weißen Steinen:
Smyslov V - Botvinnik M [D99]
wcc Moscow (11), 1958
1.d4 Sf6 2.c4 g6 3.Sc3 d5 4.Sf3 Lg7 5.Db3 dxc4 6.Dxc4 0-0 7.e4 Lg4 8.Le3 Sfd7 9.Td1 Sb6 10.Db3 Sc6 11.d5 Se5 12.Le2 Sxf3+ 13.gxf3 Lh5 14.h4 Dd7 15.a4 a5 16.Sb5 Sc8 17.Ld4 Sd6 18.Lxg7 Kxg7 19.Sd4 Kg8 20.Tg1 Dh3 21.De3 c5 22.dxc6 bxc6 23.Dg5 c5 24.Sc6 1-0
Sämtliche Partien wurden von Botwinnik, Smyslov und anderen bedeutenden Schachmeistern ausführlich im Stil der ”guten alten Zeit“ kommentiert, soll heißen, sehr viel Text, einige Varianten und keinerlei Informatorsymbolik. Die ausführlichen Anmerkungen beider Koryphäen sind höchst aufschlussreich und vermitteln sehr gut die nervliche Anspannung während der Wettkämpfe. Ein besonderes Novum stellt die erstmalige Veröffentlichung der persönlichen Vorbereitungspläne von Michail Botwinnik vor den Wettkämpfen dar. Krönung des Ganzen sind aber sicherlich die zwei Notizbücher von Botwinnik (geschrieben vor der WM 57 und 58). Darin enthalten sind persönliche Anmerkungen von Botwinnik zu den einzelnen Eröffnungssystemen und kurze Analysen. In diesem Buch werden diese beiden Notizbücher zum ersten Mal überhaupt veröffentlicht! In einer Nachbetrachtung analysiert Botwinnik den Revanchekampf 1958 und geht dort besonders auf Eröffnungen und die wichtigsten psychologischen Momente ein.
Fazit:
Schachhistorisch äußerst interessant! Bisher noch nie veröffentlichte Details und Hintergründe der drei Wettkämpfe entführen den Leser in eine Schachwelt, in der noch um Ruhm und Ehre gekämpft wurde. Für mich war das Buch sehr aufschlussreich und unterhaltsam, genauso wie man es sich von einem guten Schachbuch wünscht. Inhaltlich absolut überzeugend, äußerlich mehr als vorbildlich verarbeitet! Als Geschenk für einen guten Schachfreund oder für sich selbst kann ich das Buch guten Gewissens empfehlen!
mit freundl. Genehmigung
Martin Rieger, Mai 2007
freechess.de