Garri Kasparows beste Schachpartien - Band 1
335 Seiten, gebunden - mit Schutzumschlag, Gambit, 1. Auflage 2005
Im vorliegenden Buch, dem ersten Band eines umfangreichen zweiteiligen Projekts, hat der preisgekrönte Schachautor Igor Stohl 74 von Kasparows besten und lehrreichsten Partien ausgesucht und mit detaillierten Anmerkungen versehen. Die Betonung liegt dabei auf der Erklärung des Gedankengangs hinter Kasparows Entscheidungen und der in seinen Zügen zum Ausdruck kommenden Prinzipien und Konzepte.
Stohl hat sich verschiedenster Quellen einschließlich Kasparows eigener Anmerkungen bedient und liefert eine Fülle neuer Einblicke in diese bedeutenden Partien sowie zahlreiche neue analytische Gesichtspunkte.
Gewicht | 800 g |
---|---|
Hersteller | Gambit |
Breite | 18,1 cm |
Höhe | 25,4 cm |
Medium | Buch |
Erscheinungsjahr | 2005 |
Autor | Igor Stohl |
Sprache | Deutsch |
Auflage | 1 |
ISBN-10 | 1904600387 |
ISBN-13 | 9781904600381 |
Seiten | 335 |
Einband | gebunden - mit Schutzumschlag |
007 Zeichenerklärung
008 Quellenverzeichnis
009 Vorwort
011 Einführung
020 1 Kasparow - Muratkuljew
Juniorenmannschaftsturnier, Baku 1973
024 2 Lputjan - Kasparow
Tiflis 1976
028 3 Magerramow - Kasparow
Baku 1977
031 4 Kasparow - Roisman
Minsk 1978
035 5 Juferow - Kasparow
Minsk 1978
040 6 Kasparow - Palatnik
Dünaburg 1978
044 7 Kasparow - Polugajewski
Meisterschaft der UdSSR 1978
049 8 Kasparow - Pribyl
Mannschaftseuropameisterschaft, Skara 1980
053 9 Kasparow - Tschiburdanidse
Baku 1980
056 10 Kasparow - Äkesson
Juniorenweltmeisterschaft, Dortmund 1980
060 11 Kasparow - Romanischin
Mannschaftsturnier, Moskau 1981
064 12 Beljawski - Kasparow
Moskau 1981
068 13 Waisser - Kasparow
Mannschaftsmeisterschaft der UdSSR 1981
073 14 Kasparow - Fedorowicz
Studentenmannschaftsweltmeisterschaft, Graz 1981
077 15 Kasparow - Andersson
Tilburg 1981
080 16 Kasparow - Jussupow
Meisterschaft der UdSSR 1981
084 17 Tukmakow - Kasparow
Meisterschaft der UdSSR 1981
088 18 Kasparow - Petrosjan
Bugojno 1982
091 19 Kavalek - Kasparow
Bugojno 1982
095 20 Kasparow - Gheorghiu
Interzonenturnier, Moskau 1982
098 21 Kortschnoj - Kasparow
Olympiade, Luzern 1982
104 22 Kasparow - Beljawski
Kandidatenwettkampf(5), Moskau 1983
108 23 Kasparow - Tal
Mannschaftsmeisterschaft der UdSSR 1983
113 24 Kasparow - Portisch
Niksic 1983
117 25 Kasparow - Smyslow
Kandidatenwettkampf(3), Wilna 1984
121 26 Kasparow - Karpow
Weltmeisterschaft (32), Moskau 1984/85
125 27 Behrhorst - Kasparow
Simultan, Hamburg 1985
129 28 Hübner - Kasparow
Hamburg (1) 1985
132 29 Kasparow - Andersson
Belgrad (5) 1985
136 30 Kasparow - Karpow
Weltmeisterschaft (1), Moskau 1985
140 31 Karpow - Kasparow
Weltmeisterschaft (16), Moskau 1985
145 32 Karpow - Kasparow
Weltmeisterschaft (24), Moskau 1985
150 33 Kasparow - Timman
Hilversum (4) 1985
154 34 Kasparow - Karpow
Weltmeisterschaft (4), London/Leningrad 1986
158 35 Kasparow - Karpow
Weltmeisterschaft (16), London/Leningrad 1986
165 36 Kasparow - Karpow
Weltmeisterschaft (22), London/Leningrad 1986
170 37 Kasparow - Smejkal
Olympiade, Dubai 1986
174 38 Hübner - Kasparow
Brüssel 1986
178 39 Kasparow - Tal
Brüssel 1987
181 40 Züger - Kasparow
Simultan, Zürich 1987
185 41 Kasparow - Karpow
Weltmeisterschaft (8), Sevilla 1987
189 42 Kasparow - Karpow
Weltmeisterschaft (24), Sevilla 1987
195 43 Kasparow - Karpow
Amsterdam 1988
199 44 Ljubojevic - Kasparow
Beifort 1988
203 45 Kasparow - Andersson
Beifort 1988
207 46 Kasparow - A. Sokolow
Beifort 1988
211 47 Kasparow - Iwantschuk
Meisterschaft der UdSSR 1988
215 48 Kasparow - Smirin
Meisterschaft der UdSSR 1988
220 49 Timman - Kasparow
Reykjavik 1988
224 50 Ehlvest - Kasparow
Reykjavik 1988
227 51 Kasparow - Campora
Olympiade, Thessaloniki 1988
230 52 Speelman - Kasparow
Schnellpartie, Madrid 1988
234 53 Jussupow - Kasparow
Barcelona 1989
239 54 Kortschnoj - Kasparow
Barcelona 1989
245 55 Kasparow - Salow
Barcelona 1989
249 56 Piket - Kasparow
Tilburg 1989
254 57 Ljubojevic - Kasparow
Belgrad 1989
259 58 Iwantschuk - Kasparow
Linares 1990
264 59 Psachis - Kasparow
La Manga (5) 1990
268 60 Kasparow - Karpow
Weltmeisterschaft (2), New York/Lyon 1990
272 61 Kasparow - Karpow
Weltmeisterschaft (20), New York/Lyon 1990
277 62 Kasparow - Gelfand
Linares 1991
282 63 Kasparow - Anand
Tilburg 1991
286 64 Kasparow - Wahls
Simultan, Baden-Baden 1992
290 65 Kasparow - Karpow
Linares 1992
295 66 Kasparow - Anand
Linares 1992
299 67 Schirow - Kasparow
Dortmund 1992
303 68 Kasparow - Loginow
Olympiade, Manila 1992
307 69 Kasparow - Nikolic
Olympiade, Manila 1992
312 70 Short - Kasparow
Mannschaftseuropameisterschaft, Debrecen 1992
316 71 Karpow - Kasparow
Linares 1993
320 72 Kasparow - Kamsky
Linares 1993
324 73 Kasparow - Short
Weltmeisterschaft (7), London 1993
329 74 Short - Kasparow
Weltmeisterschaft (8), London 1993
334 Gegnerverzeichnis
335 Eröffnungsverzeichnis
Informationen zum Autor
GM Dr. Igor Stohl ist Slowake und wurde im Jahre 1964 geboren. Er belegte 1982 den zweiten Platz bei der Junioren Weltmeisterschaft und gehört mit einer aktuellen ELO-Zahl von 2538 (01.01.2006) zu den stärksten Spielern seines Landes. Stoh! ist promovierter Jurist und als Spieler in einigen europäischen Ligen aktiv, darunter auch mehrere Jahre in der Deutschen Bundesliga, vor allem für die Schachfreunde Neukölln (jetzt Schachfreunde Berlin 1903). In der aktuellen Saison spielt er beim ambitionierten Verein TSV Bindlach Aktionär in der 2. Bundesliga Ost an Brett 4. Dieser Club gilt als designierter Aufsteiger; es spricht somit viel dafür, dass Stohl in der kommenden Spielzeit wieder in der 1. Liga zu sehen sein wird. Darüber hinaus besitzt er einen guten Ruf als Eröffnungstheoretiker, den er durch zahlreiche Beiträge bzw. kommentierte Partien im Schachinformator, im New In Chess Yearbook sowie im ChessBase-Magazin begründet hat. Er ist zudem Co-Autor der ChessBase-CD "Weltmeister Emanuel Lasker". Als Buchautor landete er bereits mit seinem ersten Werk einen großen Wurf. "Instructive Modern Chess Masterpieces", erschienen im April 2001 bei Gambit Publications (Die deutsche Version "Instruktive Meisterwerke aus der modernen Schachpraxis" kam im Oktober 2003 heraus.), heimste den Preis der US-Schachförderation (USCF) für das beste Buch des Jahres ein. Das zweibändige "Garri Kasparows beste Schachpartien" (bzw. in der englischen Originalausgabe "Garry Kasparov's Greatest Chess Games") ist seine zweite umfangreichere Arbeit.
Einführung
Stohl kommentiert im vorliegenden ersten Band 74 Partien Garri Kasparows aus den Jahren 1973-1993, wobei er den Bogen der Betrachtung von der beeindruckenden Talentprobe gegen Muratkuljew in Baku 1973 bzw. 1972 (Zur Richtigkeit der Jahreszahl vgl. die Anmerkung im Abschnitt Frühere Sammlungen von Kasparows Partien.) bis zur 8. Partie des Londoner PCA-Weltmeisterschaftskampfes 1993 gegen Nigel Short spannt. Neben zahlreichen glänzenden Siegen hat der Autor auch eine Niederlage (gegen Artur Jussupow in Barcelona 1989) und vier Remispartien (gegen Tal 1983, Timman 1985, Anand 1992 und Short 1993) aufgenommen, die jedoch aufgrund des Spielverlaufes sämtlich Kasparow zur Ehre gereichen. Die Analysen und Erläuterungen zu den einzelnen Partien erstrecken sich über durchschnittlich 4 Seiten, den meisten Raum nimmt dabei die komplizierte 16. Partie der WM-Revanche 1986 (Stohl selbst bezeichnet sie in seiner Einführung auf S. 16 als "die möglicherweise komplexeste Partie, die Kasparow und Karpow jemals gespielt haben.") mit 7 Seiten ein. Für einige "Kantersiege", z.B. gegen Petrosjan in Bugojno 1982 und gegen Gheorghiu beim Interzonenturnier 1982 in Moskau, benötigt Stohl nur drei Seiten. Die Anmerkungen werden großzügig durch Diagramme unterstützt. Bei der Auswahl der Partien ist recht konservativ - um nicht zu sagen pragmatisch - vorgegangen worden, denn sie sind überwiegend bereits in früheren Sammlungen enthalten. Ausnahmen bilden beispielsweise drei Siege aus Kasparows berühmten Uhrensimultanvorstellungen gegen Behrhorst 1985 in Hamburg, gegen Züger 1987 in Zürich und gegen Wahls 1992 in Baden-Baden sowie die Partien nach 1990. Die Kommentare - dies kann man an dieser Stelle bereits vorwegnehmen - fallen weniger tiefgründig und ausführlich aus als in "Masterpieces", auch wenn sie durchaus genau und alles andere als oberflächlich sind. Es ist hingegen wohl einfach so, dass der Verlag mit dem Gesamtprojekt eine möglichst große Ziclgruppe ansprechen möchte - darunter auch Schachfreunde, die einfach nur gute Partien nachspielen und sich nicht durch (für sie) zu umfangreiche Variantenverästelungen kämpfen wollen.
Frühere Sammlungen von Kasparows Partien
Bewertung von Konzeption und Inhalt
Der Verlag Gambit Publications hat darauf erstaunlich schnell reagiert und versucht, die sich bietende Marktchance in Form der Nachfrage nach einem "Best of Kasparow" zu nutzen - Stohl hat sein Vorwort zu dem vorliegenden Band im April 2005 geschrieben, also nur einen Monat nach Kasparows Demission! Mit GM Dr. Igor Stohl schickt der Verlag dabei eines seiner derzeit besten Pferde ins Rennen, denn der Slowake hat sich mit "Instructive Modern Chess Masterpieces", einer Sammlung von 50 ausführlich kommentierten Großmeisterpartien, ein beachtliches Renommee als Autor und Kommentator erworben. Zudem gehört Stohl - Jahrgang 1964 - zu Kasparows Generation und hat bereits im Jahre 1986 für die slowakische Tageszeitung Praca über die WM-Revanche berichtet, wie aus dem Vorwort (S. 9) deutlich wird. Man kann also davon ausgehen, dass er im Laufe der Jahre schon eine Reihe von Analysen zu Kasparows Partien erstellt hat und er "nur" noch eine Auswahl zu treffen sowie die früheren Anmerkungen mit Computerunterstützung auf Fehler untersuchen und um aktuelle Referenzpartien anreichern musste. In ganz ähnlicher Form sind auch die "Masterpieces" entstanden. Dort erstreckten sich die Kommentare Stohls zu einer Partie allerdings nicht seilen über 9 Seiten, während für Kasparows Partien meist "lediglich" 4 bis 5 Seilen aufgewendet wurden. Als Eröffnungsreferenzen wurden diesmal fast ausschließlich frühere Partien von Kasparow angegeben. Diese geringere Ausführlichkeit und Tiefgründigkeit lässt sich dadurch begründen, dass vom Verlag die Vorgabe existierte, mehr als doppelt so viele Partien in die zwei Bände aufzunehmen als in das Vorgängerwerk (S. 10). Man kann konstatieren, dass hier vielleicht etwas weniger (Partienanzahl) mehr (Gehalt) gewesen wäre. Dies trifft zumindest aus Sicht ambitionierter Schachfreunde zu, die sich durch das Studium der Partien verbessern wollen und dafür auch nicht die Mühe scheuen, zahlreiche Varianten am Brett nachzuspielen. Die aufgebrachte Disziplin und Zeit lohnt sich aber meist, weil man auf diesem Wege eine Verbesserung der eigenen Spielstärke erreichen kann. Zudem standen zu fast allen Partien Kommentare zur Verfügung, von Kasparow selbst zumindest die Anmerkungen für den Schachinformator. Vielleicht hätte man statt der sattsam bekannten Partien Kasparows einige weniger häufig publizierte aufnehmen sollen. Weiterhin gibt es im Gegensatz zu "Masterpieces" wohl ebenfalls aus Platzgründen keine Zusammenfassung am Ende der jeweiligen Partie, die noch einmal auf die Wendepunkte der Partie, entscheidende Fehler, Übergänge ins Endspiel etc. hinweist. Diese kritischen Anmerkungen sollten aber nicht missverstanden werden. Das Buch bietet durchaus einen guten Überblick über das Schaffen Kasparows bis 1993. Man kann die Kommentare ohne weiteres als sorgfältig bezeichnen. Stohl liefert eine solide Arbeit ab, die sicher ihre Anhängerschaft finden wird. Frühere Analysen wurden zum Teil korrigiert und zu einer neuen Bewertung geführt. Insbesondere beim Nachspielen der WM-Partien gegen Karpow kann man sich geistig in diese schachliche Hochzeit zurückversetzen und dadurch in die richtige Stimmung bringen, um tief in die Gedanken der beiden Schachgiganten einzutauchen... Neben den Entscheidungspartien 16 und 24 vom Titelkampf 1985 bildet die 16. Partie der WM-Revanche 1986 einen Höhepunkt der Betrachtung. Auf 7 Seiten wird noch einmal eine Vorstellung von der damaligen spannungsreichen Atmosphäre vermittelt. In seiner Einführung auf den Seiten 11-19 gibt Stohl außerdem einen weitgehend gelungenen biographischen Abriss über Kasparows Laufbahn bis zum PCA-Match 1993 gegen Short 1993, wobei er auch zu erklären versucht, warum Kasparow letztlich über Karpow triumphieren konnte.
Fazit
Stohls Buch bietet nicht nur Kasparow-Fans einen guten Überblick über dessen schachliche Entwicklung und seine Kunstwerke am Schachbrett. Die Kommentare des Autors sind instruktiv, so dass der Leser von der eingehenden Beschäftigung mit dem ausgewählten Material zweifelsohne profitieren wird. Dennoch - und dies geht selbstverständlich nicht zu Lasten des Autors - wirkt dem Rezensenten das ganze Projekt etwas zu kalkuliert von Seiten des Verlages angesichts des unmittelbar zuvor erfolgten Rücktrittes Kasparows. Es handelt sich zwar keineswegs um einen "Schnellschuss", aber ich bin trotzdem der Meinung, dass Stohl hier nicht zu einer vollen Entfaltung seiner analytischen Fähigkeiten gelangen konnte. Um die "ultimative Wahrheit" zu erfahren, muss man wohl noch etwas warten, bis Kasparow selbst in seiner "Predecessors"-Reihe zu seinem eigenen Schaffen (und dem seines Rivalen Karpow) Stellung nimmt. Die Gestaltung des Buches mit Festeinband und Schutzumschlag ist sehr ansprechend, jedoch wäre es passender gewesen, für die zwei Fotos auf dem Schutzumschlag des ersten Bandes Aufnahmen aus den 1980er-Jahren zu verwenden, z.B. von den WM-Matches gegen Karpow. Die Bilder zeigen hingegen einen "reiferen" Kasparow, es handelt sich unzweifelhaft um Schnappschüsse aus der Zeit nach 2000. Diese hätte man besser für den zweiten Band vorsehen sollen. Der Preis von 35 € ist recht hoch. Dem Rezensenten lag kürzlich das Buch Meine Besten Partien von Boris Gelfand vor, das ausgezeichnete Analysen enthält. Zwar ist der Gelfand-Band im Vergleich ca. 60 Seiten schmaler und besitzt keinen festen Einband, wird von der Edition Olms aber auch für 19,95 € angeboten...
Sören Bär, Rochade Europa 4/2006
________________________
Erfreulich schnell hat der englische Verlag Gambit Publications auch eine deutsche Ausgabe von Igor Stohls schönem Buch "Garry Kasparov's Greatest Chess Games" herausgebracht.
Da wir Ihnen diese wunderbare und sehr gut kommentierte Sammlung von Kasparow-Partien erst unlängst anlässlich der englischen Ausgabe ausführlich vorgestellt haben (siehe Schach Markt 4/2005) soll nun eine kurze Zusammenfassung genügen.
Igor Stohl konzentriert sich in diesem ersten Band auf die Zeit bis zu Kasparows WM-Match gegen Short 1993. Aus dieser Phase von Kasparows Karriere, die seinen Aufstieg an die Weltspitze sowie etliche WM-Duelle umfasst, hat Igor Stohl 74 spannende Partien ausgewählt und sehr überzeugend kommentiert.
Es ist ein enormes schachliches Vergnügen, sich intensiv mit diesen packenden Partien zu beschäftigen, das durch Stohls umfassende Anmerkungen und Analysen noch gesteigert wird.
Als Fazit bleibt eigentlich nur festzuhalten, dass dieses wunderbare Buch eigentlich jedem Schachfreund ohne Einschränkung empfohlen werden kann, wir freuen uns schon auf die Fortsetzung!
Schach Markt 2/2006
______________________
Die klassische Kommentierung von Meisterpartien war für viele Jahre aus der Mode gekommen, nachdem die GM Jan Timman und Jonathan Speelman in den 1980er-Jahren dieses spezielle Genre noch höchst erfolgreich gepflegt hatten. Für eine Wiederbelebung sorgten Ex-WM Garri Kasparow mit seiner begonnenen Buch-Reihe "My Great Predecessors" und der slowakische GM Dr. Igor Stohl mit seinem preisgekrönten Werk von 2001 "Instruktive Modern Chess Masterpieces" (die deutsche Übersetzung wurde übrigens in RE 4/04 auf S. 59 besprochen).
Stohl hat nun seine neue Kasparow-Retrospektive auf zwei Bände ausgelegt: der vorliegende erste bietet 74 Partien des weitbesten Spielers aus dem Zeitraum von 1973 bis 1993, und der später folgende zweite soll in etwa die gleiche Anzahl bedeutender Leistungen von 1994 bis 2005 enthalten.
In der Einführung (S. 11-19) beschreibt der Verfasser die schachliche Biographie Kasparows bis 1993: im Alter von fünf Jahren Schach erlernt, mit 10 Jahren Besuch der berühmten Botwinnik-Schachschule, 1976 und 1977 sowjetischer Jugendmeister, 1980 Jugendweltmeister, 1982 erster Sieg bei einem Superturnier in Bugojno und bereits Nr. 2 der Weltrangliste hinter Karpow, Durchmarsch durchs Interzonen- und Kandidatenturnier zum WM-Herausforderer 1983, dann die abgebrochene Marathon-WM gegen Karpow 1984/ 85, schließlich Weltmeister 1985 (mit 22 Jahren der jüngste aller Zeiten!) und (bis heute) die Nr. 1 der Elo-Weltrangliste, die zahlreichen K&K-Duelle bis 1990, zuletzt die Abspaltung von der FIDE und der PCA-Titelkampf gegen Nigel Short 1993. Den Hauptteil des Buches bilden dann die 74 gründlich kommentierten ausgewählten Partien (S.20-333), wobei Stohl der Erörterung von Kasparows bevorzugten Eröffnungen wie Königs- und Grünfeld-indisch, Najdorf-Sizilianisch, Damengambit und geschlossenem Spanisch breiten Raum widmet. Ansonsten legt er den Schwerpunkt seiner Analysen auf das Mittelspiel und die Verästelungen des dynamisch-aggressiven Stils seines Protagonisten (wobei auch der Computer als Assistent nützliche Dienste geleistet hat) und führt damit dem geneigten Leser zahlreiche phantastische Mattangriffe vor. Daneben kommen auch feinziselierte Technik bei der Vorteilsverwertung und zielstrebige Endspielführungen nicht zu kurz. Neben den reinen Varianten gibt der Autor auch sehr viele - und sehr erhellende! - verbale Erläuterungen, welche eminent verständnisfördernd wirken.
Jede Partie beansprucht etwa vier dicht bedruckte Buchseiten und ist mit durchschnittlich sieben Diagrammen bestückt, sodass der Verlauf gut verfolgt werden kann. In 14 der 74 Partien ist Erzrivale Karpow der Gegner, je dreimal Short und Andersson, je zweimal Anand, Beljawski, Dr. Hübner, Iwantschuk, Ljubojevic, Tal, Timman und Jussupow. Weitere 36 Gegner von A wie Akesson bis Z wie Züger sind mit je einer Partie vertreten.
Kasparow hat von 1976 bis 1993 aus 800 Turnier- und Wettkampfpartien gegen starke und stärkste Gegnerschaft 68 % der möglichen Punkte geholt, ein außergewöhnlich hoher Wert, vor allem wenn man die darin enthaltenen etwa 100(!!) Remispartien aus den 5 K&K-Duellen berücksichtigt!
Wer Zeit und Ruhe ins Nachspielen und Durchdenken der hervorragend kommentierten und analysierten Partien investiert, wird nicht nur viele genussvolle Stunden am Schachbrett gewinnen, sondern auch gleichzeitig eine Menge dazulemen. Aus beiden Gründen ist die Anschaffung des auch äußerlich mit Festeinband und Schutzumschlag höchst gediegen aufgemachten Werkes uneingeschränkt empfehlenswert.
Dr. W. Schweizer, Rochade Europa 2/2006
___________________________
Ex-Weltmeister Garri Kasparow gehört zweifellos zu den bedeutendsten Spielern aller Zeiten. Sein dynamisches Spiel und mit vielen taktischen Elementen hat die Schachfreunde in der ganzen Welt fasziniert. Nun können Sie wieder die Partien von Garri Kasparow genießen, weil der renommierte englische Verlag Gambit eine Sammlung der besten Duelle von Garri Kasparow vorbereitet hat. Geplant sind zwei Bände.
Der erste Teil liegt nun vor und deckt die Zeit von 1973 bis hin zu seinem WM-Match gegen Short 1983 ab. Insgesamt findet Sie hier 74 Partien, die durch den bekannten GM Igor Stohl ausführlich kommentiert sind.
Jerzy Konikowski, Fernschach International 1/2006
___________________________
Rezensionen der englischen Ausgabe:
Der prominenteste Schachrentner der Gegenwart bleibt der Schachwelt auch weiterhin erhalten, wenn auch nur in literarischer Form. Kasparows Mammutwerk "My Great Predecessors" ist noch nicht abgeschlossen, eine deutsche Ausgabe dieser Reihe über die Weltmeister Smyslow und Tal wird Ihnen in diesem Heft vorgestellt.
Doch auch Kasparow selbst ist nun Thema einer Neuerscheinung. Quasi als Ergänzung zur genannten Reihe Kasparows plant der englische Verlag Gambit Publications einen Doppelband mit den besten Partien des Schachgenies.
Der erste Band liegt nun vor und deckt die Zeit von den Anfängen Kasparows bis hin zu seinem WM-Kampf gegen Short 1993 ab. Als Autor fungiert Igor Stohl, der bereits für die ausgezeichnete Kommentierung der Partien im Buch "Instructive Modern Chess Masterpieces" verantwortlich zeichnete.
Thema und Autor wecken also große Erwartungen, und man darf erfreut feststellen, dass diese voll erfüllt werden. Stohl hat insgesamt 74 Partien aus dem genannten Zeitraum ausgewählt, wobei natürlich vor allem Kasparows Kampf um die Weltmeisterschaft im Mittelpunkt steht: allein die fünf WM-Duelle mit Karpow, der Wettkampf gegen Short 1993, die Kandidatenmatches 1983/1984 sowie mehrere Vorbereitungsmatches vor den WM-Kämpfen wären allein schon Stoff genug für mehrere Bücher.
Somit konnte Igor Stohl also aus einer Fülle hochwertiger Partien schöpfen, und so darf man sich auf eine sehr schöne Zusammenstellung dramatischer, hochklassiger und wichtiger Partien des vielleicht stärksten Schachspielers aller Zeiten freuen. Die Analysen des Autors sind sehr ausführlich und durchaus kritisch, weiterhin gibt es meistens auch noch einige ergänzende Anmerkungen, z.B. über den Verlauf des Turniers bzw. Matches.
Dieses rundum gelungene und sehr lesenswerte Buch weckt schon jetzt die Vorfreude auf den zweiten Band, über den wir Sie zu gegebener Zeit natürlich informieren werden. Abschließend sei noch erwähnt, dass dieses Buch zunächst nur in Englisch vorliegt, zumindest Grundkenntnisse in dieser Sprache sollten also vorhanden sein.
Schach-Markt 4/2005
Als der legendäre Filmemacher und Regisseur Ernst Lubitsch starb, klagte ein Freund: "Kein Lubitsch mehr". Worauf ein anderer entgegnete: "Schlimmer noch: Keine Lubitsch-Filme mehr". So zumindest will es die Legende. Zum Glück lebt Garry Kasparov noch, aber nach seinem Rückzug vom Schach muss man wirklich fürchten, dass es keine Kasparov-Partien mehr geben wird. Wie groß dieser Verlust ist, zeigt Igor Stohls soeben bei Gambit erschienenes Buch Garry Kasparov's Greatest Chess Games , der erste von geplanten zwei Bänden mit insgesamt 150 Kasparov-Partien aus den Jahren 1973 bis 2005.
In den vergangenen Jahren ließen Kasparovs politische Winkelzüge und die hämische Debatte, ob er seinen Zenit nicht bereits überschritten hätte, leicht vergessen, wie großartig sein Schach ist und immer war. Igor Stohls Partiensammlung zeigt jetzt eindrucksvoll, warum Kasparov es verdient, als bester Spieler aller Zeiten in die Geschichte einzugehen.
Bereits als 10-jähriger beweist er neben großem taktischen Geschick gutes Positionsverständnis, als 13-jähriger macht er mit einer Glanzpartie gegen Lputian von sich reden, und bald darauf beginnt sein rascher Aufstieg an die Weltspitze, bei dem er Spieler wie Andersson, Polugajewski, Kortschnoi, Tal und Beljawski im Angriffsstil überrennt. Danach folgt die lange Auseinandersetzung mit Karpov, in der Kasparov im ersten Wettkampf am Rande einer vernichtenden Niederlage steht, sich aber noch retten kann. Er zieht die Lehren aus diesem Beinah-Debakel und wird ein halbes Jahr später der jüngste Weltmeister aller Zeiten. Auch die Jahre danach stehen im Zeichen der Rivalität zu Karpov: Sie treibt Kasparov dazu, sein Spiel kontinuierlich zu verbessern, sein Eröffnungsrepertoire zu erweitern und seinen Angriffsstil um positionelle Elemente zu bereichern, was ihn schließlich zu dem Spieler mit der höchsten je erreichten Elo-Zahl werden lässt. Der Weltmeistertitel wird ihm allerdings 1993 aberkannt, als er sich von der Fide lossagt, um seinen Weltmeisterschaftskampf gegen Nigel Short in Eigenregie zu spielen. Mit diesem Wettkampf endet auch der erste Band von Garry Kasparov's Greatest Chess Games , der ungeduldig auf den zweiten warten lässt.
Denn auch wenn die hier vorgestellten Partien alle gut bekannt sind, so ziehen sie dennoch erneut in ihren Bann. Man möchte das Buch nicht aus der Hand legen, Partie um Partie nachspielen, um zu sehen, wie Kasparov besser wird, sein Schach noch schöner, noch vollendeter. Und ganz egal, was man von Kasparov hält, fest steht, dass er alle Erwartungen, die an sein Talent gestellt wurden, mehr als erfüllt hat. Er hat das Schach der letzten zwanzig Jahre geprägt wie kein anderer: mit seinem dynamischen, aggressiven Stil, seiner professionellen Einstellung und nicht zuletzt mit seiner umfassenden Eröffnungsvorbereitung, bei der er als erster Spitzenspieler die Möglichkeiten des Computers nutzte. Dabei gelang es Kasparov stets, seine Energie und sein Selbstbewusstsein in harte Arbeit zu verwandeln. Und obwohl Schachprogramme, Datenbanken und das Internet zu einer Explosion des schachlichen Wissens geführt haben, war Kasparov seinen Rivalen mehr als zwanzig Jahre lang immer einen oder mehrere Schritte voraus. Er arbeitete härter, analysierte tiefer, wusste mehr - und entschied zahlreiche wichtige Partien durch spektakuläre Neuerungen.
Stohl gebührt das Verdienst die schönsten und lehrreichsten Partien aus Kasparovs Laufbahn ausgewählt und durch Analysen und Kommentare zugänglich gemacht zu haben. Damit schließt er eine Lücke, denn trotz der eindrucksvollen Schachkarriere Kasparovs existiert keine aktuelle, gute Sammlung mit Kasparov-Partien. Kasparov veröffentlichte zwar regelmäßig Analysen in Schachzeitschriften wie New in Chess oder auf seiner Webseite www.kasparov.com, aber einen Überblick über seine Laufbahn gab es bislang nicht. Kasparovs 1985 auf russisch und 1986 auf Deutsch erschienene Partiensammlung Von der Zeit geprüft endet 1984 und Kasparovs 1987 veröffentlichtes Buch über die beiden Wettkämpfe gegen Karpov 1985 und 1986, in denen er den Weltmeistertitel errang und verteidigte, konzentriert sich eben nur auf diese beiden Wettkämpfe. Allerdings hat Kasparov angekündigt, in einem der nächsten Bände seiner "Predecessors-Reihe" einen umfassenden Blick auf die eigene Karriere zu werfen.
Das sollte einen jedoch nicht davon abhalten, Garry Kasparov's Greatest Chess Games zu studieren, denn Stohl bringt hier den Zauber der Kasparov-Partien wunderbar zur Geltung. In jeder Partie erläutert er die strategische Linie, weist auf kritische Punkte hin und analysiert gründlich, ohne sich im Variantengestrüpp zu verheddern. Bei aller Begeisterung bleibt er dabei stets sachlich und wahrt kritische Distanz. All das macht Garry Kasparov's Greatest Chess Games zu einem schachlichen Leckerbissen voll faszinierender Partien und Analysen.
Johannes Fischer, ChessBase
_______________________________________
Schach vom Feinsten mit Garri Kasparow, und das gleich 74-mal. Igor Stohl hat wieder eine Kollektion großer Partien zusammengestellt und kommentiert. Für seine Instructive Modern Chess Masterpieces bekam er in den USA den Preis für das beste Schachbuch 2001 (s. RE 9/2001; zur deutschen Ausgabe s. RE 4/2004). Großmeister Stohl (2550) ist studierter Jurist, lebt aber vom Schach, als Spieler und Journalist; er schreibt für den Informator, für New In Chess und das CB-Magazin.
Nun hat sich der 42-jährige Slowake Kasparow vorgenommen: Er will 150 der bedeutendsten Partien des "greatest player of our times" vorstellen. Und weil so viel Schach vom weltbesten Spieler ausreichend Platz braucht für tiefe Kommentierung, wurden Garry Kasparov's Greatest Chess Games auf zwei Bände angelegt: Im vorliegenden Volume 1 behandelt Stohl den Zeitraum 1973 bis 1993 anhand 74 Partien, Band 2 soll die Jahre 1994 bis 2005 abdecken.
Nach dem Vorwort, dort schreibt Stohl über sein Verhältnis zu Kasparow und über die Arbeit an dem Buch, stellt der Autor auf sieben dicht bedruckten Seiten Kasparow biografisch und schachlich vor. Er zeigt, wie dessen Stil sich bis 1993 wandelte, Eröffnungsvorlieben werden analysiert und auf die Besonderheiten der ausgewählten Partien wird kurz eingegangen. Diese sieben Seiten führen zugleich in die Partien ein, denn in den Notationen hält Stohl sich nicht mit Vorbemerkungen auf. Auch fehlt jetzt, verglichen mit den Masterpieces, die von den Rezensenten viel gelobte Zusammenfassung am Ende jeder Partie. Stohl kommentiert nun kurzer, dafür zeigt er bei gleicher Seitenzahl mehr Partien (74 statt 50).
Etwas Statistik: Der Partienteil umfasst 302 Seiten, im Mittel 4 Seiten pro Partie. Illustriert werden die Kommentare mit meist zwei Diagrammen auf jeder Seite. In 46 Partien (62 %) hat Kasparow Weiß. Sein häufigster Gegner ist erwartungsgemäß Erzrivale Karpow (14 Partien); mit großem Abstand folgen Andersson und Short (je 3 P.), dann 45 weitere Namen, von Ralf Äkesson bis Beat Züger. 16-mal wird Königsindisch eröffnet, gefolgt von Damengambit und Sizilianisch mit jeweils 10 Partien, dann Englisch und Spanisch je 7-mal.
Stohl stellt seine Auswahl chronologisch vor, beginnend mit dem 10-jährigen Garri gegen Shorat Muratkulie (U18 Team-Ch, Baku 1973). Die Partie mag Kasparows "beträchtliches Talent und überraschende Reife" zeigen, wie der Autor schreibt, aber ein "Greatest Game" (s. Buchtitel) ist das vermutlich nicht. Stohl ging es also nicht nur um Spitzenschach, sondern auch um markante Partien, die Kasparows schachliche Entwicklung zeigen. Die ersten 24 Partien spielte Garri bis zum 20. Lebensjahr (1973-83), die übrigen 50 Partien in den folgenden zehn Jahren. Band 1 endet mit der PCA Weltmeisterschaft gegen Nigel Short 1993 in London.
Natürlich weiß Igor Stohl, dass Kasparow in seiner Predecessor-Reihe einen Band mit eigenen Partien herausbringen will - entsprechend sorgfältig ging der Slowake ans Werk. Zuerst sichtete er die bekannten Quellen, das Buch enthält eine Bibliographie, dann prüfte er nach, auch mit PC-Hilfe, er berichtigte und ergänzte. Seine kritische Revision zeichnet das Buch aus: Der Leser stößt laufend auf neue Ideen des Autors, auch Kasparows Kommentare werden ergänzt und korrigiert. Erfreulich oft bringt Stohl Querverweise zu anderen Partien im Buch, zeigt Eröffnungstrends und neue strategische Pläne.
Während die ersten fünf bis sieben Züge kaum kommentiert werden, diskutiert der Autor die kritische Phase am Übergang von der Eröffnung ins Mittelspiel ausführlich und mit viel didaktischem Geschick. Hier bringt Stohl sein Wissen in aktueller Eröffnungstheorie ein, unterlegt mit zum Teil langen Varianten.
Der Autor bewertet die Züge mit den üblichen Satzzeichen, die Stellungen immer mit Worten (.....gives White a long-lasting advantage"). Das Buch ist also kein Informator über Kasparow, sondern eine textreiche, anspruchsvoll kommentierte Partiensammlung. Stohl unterrichtet Kasparow-Schach pur, er schreibt für den ehrgeizigen Vereinsspieler bis rauf zum Titelanwärter. Besonders gefällt mir: Oft fügt er positionelle Hinweise ein und skizziert Pläne. Auch auf nahe liegende Ungenauigkeiten und Fehler weist er hin - Züge, die uns Amateuren verlockend erscheinen, die aber schiefgehen. Der Leser hat die Wahl: Das Buch lässt sich in Bus oder Bahn lesen, Partie für Partie, mit Augenmerk vor allem auf die Textzüge. Wegen der vielen und großen Diagramme geht das auch ohne Brett (= Lesebuch). Wer aber all die feinen Gedanken von Stohl (und Kasparow!) nachvollziehen und verstehen will, wird besser häusliche Ruhe suchen, ein Brett neben das Buch legen und sich Zeit nehmen (= Lehrbuch). Autor Stohl leistete exzellente Arbeit, nicht so der Buchbinder: Zwar gebunden im festen Deckenband (,Hardcover'), aber nicht mit Fadenheftung, sondern nur geklebt. Nach wenigen Lesestunden brach die Klebebindung an zwei Stellen. Bei einem 35-€-Buch sollte das nicht passieren.
Fazit: Stohl erklärt Kasparows Züge kenntnisreich und verständlich -ein sehr gutes Lese- und Lehrbuch.
Erik Rausch, Rochade Europa 08/2005
_______________________________________
Die klassische Kommentierung von Meisterpartien war für viele Jahre aus der Mode gekommen, nachdem die GMs Jan Timman und Jonathan Speelman in den 1980er-Jahren dieses spezielle Genre noch erfolgreich gepflegt hatten. Für eine Wiederbelebung sorgten Ex-WM Garry Kasparov mit seiner begonnenen Reihe "My Great Predecessors" und der tschechische GM Dr. Igor Stohl mit seinem preisgekrönten Werk von 2001 "Instructive Modern Chess Masterpieces (die deutsche Übersetzung wurde in RE 4/04 auf S. 59 rezensiert). Stohl hat nun seine große neue Kasparov-Retrospektive auf 2 Bände ausgelegt: Der vorliegende erste bietet 74 Partien des weltbesten Spielers aus dem Zeitraum von 1973 bis 1993, und der später folgende zweite soll in etwa die gleiche Anzahl bedeutender Leistungen von 1994 bis 2005 enthalten. In der Einleitung (S. 9-16) beschreibt der Autor die schachliche Biographie Kasparovs bis 1993: im Alter von 5 Jahren Schach erlernt, mit 10 Jahren Besuch der berühmten Botwinnik-Schachschule, 1976 und 1977 sowjetischer Jugendmeister, 1980 Jugend-Weltmeister, 1982 erster Sieg bei einem Superturnier in Bugojno und bereits Nr. 2 der Weltrangliste hinter Karpov, Durchmarsch durchs Interzonen-und Kandidatenturnier zum WM-Herausforderer 1983, dann die abgebrochene Marathon-WM gegen Karpov 1984/85, schließlich Weltmeister 1985 (mit 22 Jahren der jüngste aller Zeiten) und (bis heute!) die Nummer 1 der Elo-Rangliste, die zahlreichen K&K-Duelle bis 1990, zuletzt die Abspaltung von der FIDE und der PCA-Titelkampf gegen Short 1993. Den Hauptteil des Buches bilden dann die 74 gründlich kommentierten ausgewählten Partien (S. 17-318), wobei Stohl der Erörterung von Kasparovs bevorzugten Eröffnungen wie Königs- und Grünfeld-Indisch, Najdorf-Sizilianisch, Damengambit und geschlossenem Spanisch breiten Raum widmet. Und ansonsten den Schwerpunkt seiner Analysen auf das Mittelspiel und die Verästelungen des dynamisch-aggressiven Stils seines Protagonisten legt (wobei auch der Computer als Assistent nützliche Dienste geleistet hat) und damit dem geneigten Leser zahlreiche phantastische Mattangriffe vorführt. Daneben kommen auch feinziselierte Technik bei der Vorteilsverwertung und zielstrebige Endspielführungen nicht zu kurz. Da der Verfasser neben den reinen Varianten auch sehr viele - und sehr erhellende! - verbale Erläuterungen gibt, sollte der Leser ausreichende Englischkenntnisse mitbringen, um das Gebotene auch voll aufnehmen zu können. Jede Partie beansprucht etwa vier dicht bedruckte Buchseiten und ist mit durchschnittlich 8 Diagrammen bestückt, so dass der Verlauf ziemlich gut verfolgt werden kann. In 14 der 74 Partien ist Erzrivale Karpov der Gegner, je dreimal Short und Anderson, je zweimal Anand, Beliavsky, Hübner, Iwantschuk, Kortschnoi, Ljubojevic, Tal, Timman und Jussupow. Weitere 36 Gegner von Akesson bis Züger sind mit je einer Partie vertreten. Übrigens hat Kasparov von 1976 bis 1993 aus 800 Turnier- und Wettkampfpartien gegen starke und stärkste Gegnerschaft etwa 68% der möglichen Punkte geholt, ein exzeptionell hoher Wert, vor allem wen man die darin enthaltenen etwa 100 (!!) Remispartien aus den fünf K&K-Duellen berücksichtigt! Wer Zeit und Ruhe ins Nachspielen und Durchdenken der hervorragend kommentierten Partien investiert, wird nicht nur viele genussvolle Stunden am Schachbrett gewinnen, sondern gleichzeitig eine Menge dazulernen. Aus beiden Gründen ist die Anschaffung des auch äußerlich mit Festeinband und Schutzumschlag höchst gediegen aufgemachten Werkes uneingeschränkt empfehlenswert.
Dr. W. Schweizer, Rochade Europa 9/2005 Mit freundlicher Genehmigung der Zeitschrift "Rochade Europa"
- 1001 tödliche Schachmatts19,95 €
- 101 Angriffsideen im Schach12,95 €
- 101 Chess Questions Answered10,95 €
- 101 Endspieltipps12,50 €
- 125 Chess Opening Surprises17,95 €
- 365 Ways to Checkmate11,95 €
- 365 Wege zum Schachmatt12,95 €
- Mehr von Gambit