Artikelnummer
LOGEOA1D5
Autor
Attacking 1…d5 - vol. 1
224 Seiten, kartoniert, Chess Stars, 1. Auflage 2021
This book considers a gambit treatment of the Slav and the Semi-Slav. White offers the c4-pawn in order to get a space advantage and a long-term initiative. It also covers the Closed Catalan and the modern line 1.d4 d5 2.c4 e6 3.Nc3 Nf6 4.Nf3 Be7 5.g3 0-0 6.Bg2 dxc4 7.Ne5. The author’s idea is to throw 1...d5 players off their comfort zone by dragging them into sharp unbalanced positions. If you are fed up with all the mainstream Slav/Meran theory out-there, this book will offer you new refreshing approaches for both sides.
Grandmaster Kiril Georgiev has been one of the strongest Bulgarian players for many years. He was a Junior World Champion and a bronze medalist in Europe. He has played in 15 Olympiads and also coached Bulgarian national team. His peak rating was in the world's top ten. Kiril wrote the books The Sharpest Sicilian, Squeezing the Gambits, Fighting the London System and The Modern English.
Grandmaster Kiril Georgiev has been one of the strongest Bulgarian players for many years. He was a Junior World Champion and a bronze medalist in Europe. He has played in 15 Olympiads and also coached Bulgarian national team. His peak rating was in the world's top ten. Kiril wrote the books The Sharpest Sicilian, Squeezing the Gambits, Fighting the London System and The Modern English.
EAN | 9786197188332 |
---|---|
Gewicht | 300 g |
Hersteller | Chess Stars |
Breite | 14,5 cm |
Höhe | 21,4 cm |
Medium | Buch |
Erscheinungsjahr | 2021 |
Autor | Kiril Georgiev |
Sprache | Englisch |
Auflage | 1 |
ISBN-13 | 978-6197188332 |
Seiten | 224 |
Einband | kartoniert |
004 Bibliography
005 Introduction
Chapter 1. The Geller-Tolush Gambit Sidelines
007 Main Ideas
010 Step by Step
015 Annotated Games
Chapter 2. The Geller-Tolush Gambit 4.Nc3 dxc4 5.e4 b5 6.Be2 e6
021 Main Ideas
025 Step by Step
043 Annotated Games
Chapter 3. The Semi-Slav 4...e6 5.g3 dxc4 6.Ne5
047 Main Ideas
050 Step by Step
064 Annotated Games
Chapter 4. The Semi-Slav 4...e6 5.g3 dxc4 6.Bg2
083 Main Ideas
091 Step by Step
110 Annotated Games
Chapter 5. The Triangle System
127 Step by Step
130 Annotated Games
Chapter 6. The Closed Catalan
135 Main Ideas
138 Step by Step
151 Annotated Games
Chapter 7. The Open Catalan
171 Main Ideas
177 Step by Step
201 Annotated Games
219 Index of Variations
005 Introduction
Chapter 1. The Geller-Tolush Gambit Sidelines
007 Main Ideas
010 Step by Step
015 Annotated Games
Chapter 2. The Geller-Tolush Gambit 4.Nc3 dxc4 5.e4 b5 6.Be2 e6
021 Main Ideas
025 Step by Step
043 Annotated Games
Chapter 3. The Semi-Slav 4...e6 5.g3 dxc4 6.Ne5
047 Main Ideas
050 Step by Step
064 Annotated Games
Chapter 4. The Semi-Slav 4...e6 5.g3 dxc4 6.Bg2
083 Main Ideas
091 Step by Step
110 Annotated Games
Chapter 5. The Triangle System
127 Step by Step
130 Annotated Games
Chapter 6. The Closed Catalan
135 Main Ideas
138 Step by Step
151 Annotated Games
Chapter 7. The Open Catalan
171 Main Ideas
177 Step by Step
201 Annotated Games
219 Index of Variations
„Attacking 1…d5” ist ein zweibändiges Werk des bulgarischen Großmeisters Kiril Georgiev, das 2021 (Band 1) und 2022 (Band 2) im ebenfalls bulgarischen Verlag Chess Stars erschienen ist. Es bietet sich an, beide Bücher in einer einzigen Rezension zu besprechen.
Georgiev hat ein Repertoire für Weiß zusammengestellt, mit dem dieser die schwarze Antwort 1…d5 auf den Anzug mit dem Damenbauern bekämpfen kann. Im ersten Band sind die Gambitlinien nach d5xc4 das zentrale Thema. Im zweiten Band geht es um über die Zugfolge 1.c4 e6 2.Sc3 d5 3.d4 erreichbare Systeme wie die Ragosin-Verteidigung, das Schara-Hennig-Gambit, die Tarrasch-Verteidigung und mehr. Diesen gesellt sich das Tschebanenko-System der Slawischen Verteidigung hinzu, sofern Schwarz auf 1.c4 mit c7-c6 antwortet.
„Attacking 1…d5” ist als Titel für den zweiten Band also etwas irreführend, weil es zu 1…d5 aufgrund der weißen Zuganordnung, die dem Angenommenen Damengambit aus dem Weg geht, nicht kommt. Genauer wäre ein Titel, der zum Ausdruck bringt, dass dieses Repertoire auf der Konstellation weiße Bauern auf c4 und d4 gegen schwarzen Bauern auf d5 basiert, wobei d7-d5 verzögert ausgeführt wird.
Nachfolgend füge ich die Initialzugfolgen der Kapitel für beide Bände ein.
Band 1:
Kapitel 1: 1.d4 d5 2.Sf3 Sf6 3.c4 c6 4.Sc3 dxc4 5.e4 b5 6.Le2
Kapitel 2: 1.d4 d5 2.Sf3 Sf6 3.c4 c6 4.Sc3 dxc4 5.e4 b5 6.Le2 e6 7.0-0
Kapitel 3: 1.d4 d5 2.Sf3 Sf6 3.c4 c6 4.Sc3 e6 5.g3 dxc4 6.Se5
Kapitel 4: 1.d4 d5 2.c4 c6 3.Sf3 Sf6 4.Sc3 e6 5.g3 dxc4 6.Lg2
Kapitel 5: 1.d4 d5 2.Sf3 c6 3.c4 e6 4.Sc3 dxc4
Kapitel 6: 1.d4 d5 2.Sf3 Sf6 3.c4 c6 4.Sc3 e6 5.g3 Sbd7 6.Lg2
Kapitel 7: 1.d4 d5 2.c4 e6 3.Sc3 Sf6 4.Sf3 Le7 5.g3 0-0 6.Lg2 dxc4 7.Se5
Band 2:
Kapitel 1: 1.c4 e6 2.Sc3 d5 3.d4 Sf6 4.Sf3 Lb4
Kapitel 2: 1.c4 e6 2.Sc3 d5 3.d4 Sf6 4.Sf3 Lb4 5.Da4+ Sc6 6.e3 0-0 7.Dc2 b6
Kapitel 3: 1.c4 e6 2.Sc3 d5 3.d4 Sf6 4.Sf3 Lb4 5.Da4+ Sc6 6.e3 0-0 7.Dc2 Te8
Kapitel 4: 1.c4 e6 2.Sc3 d5 3.d4 Sf6 4.Sf3 dxc4
Kapitel 5: 1.c4 e6 2.Sc3 d5 3.d4 Sf6 4.Sf3 a6
Kapitel 6: 1.c4 e6 2.Sc3 d5 3.d4 c5 4.cxd5 cxd4
Kapitel 7: 1.c4 e6 2.Sc3 d5 3.d4 c5 4.cxd5 exd5
Kapitel 8: 1.d4 d5 2.c4 e6 3.Sc3 a6
Kapitel 9: 1.d4 d5 2.c4 e6 3.Sc3 Lb4
Beide Bände folgen dem dreiteiligen Aufbau der Kapitel in „Main Ideas”, „Step by Step” und „Annotated Games”, für den Chess Stars bekannt ist und geschätzt wird. Im ersten Schritt werden jeweils zunächst die Hauptideen, insbesondere die strategischen, taktischen und bei Bedarf weiteren zentralen Aspekte des jeweiligen Systems behandelt. Dem folgt im nächsten Schritt die detaillierte Darstellung und Erörterung der Theorie, somit auch die Zusammenstellung des Repertoires. Den Abschluss bilden im Schulungssinne kommentierte Musterpartien, die einerseits den Einsatz der behandelten Spielweise in der Praxis veranschaulichen, andererseits dem Leser entsprechend zusätzliche Anleitung geben und zudem auch noch zusätzliche Aspekte der Theorie anzeigen.
Dieser Aufbau und der persönliche Stil des Autors, der intensiv, anschaulich und eingängig erläutert und erklärt, schaffen gute Voraussetzungen für den Leser, die Systeme zu verstehen, um diese dann rational und nicht allein auf sein Zuggedächtnis angewiesen in der eigenen Partie anwenden zu können.
Georgiev hat ein solides Repertoire zusammengestellt, das praktische Chancen vermittelt. Dies wird auch deutlich an Stellen im Buch, an denen er die Berechnungsresultate des Computers einbringt. Er verliert dabei den „menschlichen Aspekt” nicht aus den Augen und empfiehlt nicht schlicht das, was der Computer als Bestes angibt.
Es gibt auch etliche Neuerungen im Werk bzw. hat Georgiev Varianten ausgemacht, die bereits in der Praxis erprobt worden sind, aber ohne besondere allgemeine Resonanz. Hier versucht er das bisher noch ungenutzte Potenzial zu entdecken und für den Leser nutzbar zu machen. Dies gilt allerdings für beide Seiten und nicht nur für Weiß. Ein interessantes Beispiel hierfür findet sich auf Seite 59 des 1. Bandes. Hier gibt Georgiev nach 1.d4 d5 2.Sf3 Sf6 3.c4 c6 4.Sc3 e6 5.g3 dxc4 6.Se5 Lb4 7.Lg2 Sd5 8.0-0 Sxc3 9.bxc3 Lxc3 10. Sxc4 die Fortsetzung mit 10…b5 an. Es gibt nur eine Hand voll Partien zu dieser Variante. Stockfish mit NNUE sieht in diesem Bauernvorstoß die beste Alternative von Schwarz. Bis 6.Se5 ist in dieser Variante nicht viel passiert. Durch die Wahl von 6…Lb4 anstelle des Hauptzuges 6…b5 kann Schwarz dem Geschehen eine eigene Richtung geben und dann mit 10…b5 das Spiel weiter prägen. Der Ausgang ist offen. Die Vorbereitung der hier entstehenden Stellungen mittels „Attacking 1…d5” gibt die Chance für ein qualifiziertes Fortsetzen der Variante inklusive der zukünftigen Abweichungen.
Die vom Autor dargestellten Wege sind auch für das Fernschachspiel gut geeignet. Dies bestätigen auch eingearbeitete Fragmente aus Fernpartien bzw. deren Verwendung als Musterpartien.
Die Anforderungen an die Fremdsprachenkenntnisse des Lesers sind moderat. Schulenglisch dürfte weitgehend zum bequemen Verstehen ausreichen.
Fazit: „Attacking 1…d5” und „Attacking 1…d5 Volume 2” statten den Leser mit einem Vollrepertoire gegen d7-d5 als Antwort auf d2-d4/c2-c4 aus. Dieses wird dem Leser mittels des didaktisch qualifizierten Buchaufbaus und intensiver Erläuterungen des Autors sehr gut vermittelt.
Uwe Bekemann
Deutscher Fernschachbund
Dezember 2022
Seit einiger Zeit merke ich, dass mich mit Weiß 1.e4 nicht mehr ganz so sehr anmacht. Schwarz kann dort mit seiner Eröffnungswahl eine Vielzahl von Bauernstrukturen anstreben und für einen schachlichen Faulpelz wie mich ist es immer schwieriger, mir die ganzen Feinheiten zu merken. Aus diesem Grund experimentiere ich mit verschiedenen Aufbauten in den geschlossenen Spielen. Das fühlt sich recht gut an. Ich spiele zwar 1.Sf3, 1.d4 und auch 1.c4, aber komme gerade bei den Indischen Verteidigungen eigentlich immer zu einem schönen Raumvorteil und kann dann kneten. Ein größeres Problem stellt allerdings 1. ...d5 dar. Schwarz hält diesen Stützbauern meist und es ist nicht so einfach, ihn zu erschüttern. Weiß kann hier zwar auch das zumindest angenehmere Spiel erreichen, aber manchmal langweilt mich das etwas.
Hier hilft der Großmeister Kiril Georgiev mit seinem neuen Buch "Attacking 1...d5" aus dem Hause Chess Stars gut weiter. Darin zeigt er ein modernes Gambitrepertoire in den soliden Systemen nach 1.d4 d5. Die meisten gehen den katalanischen Weg, sprich Weiß spielt bereits früh das Fianchetto mit g3, Lg2, einzig gegen die klassische Slawische Vertdidigung soll es nach 1.d4 d5 2.c4 c6 3.Sf3 Sf6 4.Sc4 dxc4 sofort 5.e4 sein. Das Geller-Tolush Gambit ist nicht neu, erfuhr aber vor wenigen Jahren eine Rennaissence, als Weiß nach 5. ...b5 nicht mehr klassisch 6.e5, sondern recht flexibel 6.Le2 spielte. Weiß entwickelt sich einfach, auch weil b4 7.Sa4 Sxe4 8.Lxc4 e6 9.0-0 Le7 10.De2 Sf6 11.Sc5 0-0 12.a3 Weiß recht gutes Spiel verspricht. In der Praxis kam häufiger 10.Te1 vor, das auch kurz besprochen wird.
Schwarz sollte besser etwas weniger energisch agieren, aber gegen 6. ...e6 7.0-0 Lb7, so würde ich das wohl behandeln, wird noch eine Überraschung in der Überraschung präsentiert und der seltene Zug 8.Tb1 analysiert. Weiß bereitet das in dieser Struktur typische b3 vor, um die Stellung am Damenflügel zu öffnen, der Turm kann später über die dritte Reihe aber auch an den Königsflügel gelangen. Hier gibt es noch viel zu entdecken.
Auch die g3-Gambits sind zwar nicht neu, aber bieten noch einiges an frischen Ressourcen. Ich kann hier nicht alles genau unter die Lupe nehmen, das sprengt den Rahmen der Rezension, aber möchte noch auf das Katalanische Damengambit a la Georgiev eingehen. Diese Eröffnngsvariante erhielt vor knapp 10 Jahren einen mächtigen Schub durch die Bücher von Großmeister Boris Avrukh, der ein ganzes Eröffnungsrepertoire nach 1.d4 mit dem g3-Fianchetto aufbaute, das zum Bestseller wurde. Diese empfohlenen Systeme waren ruhig und Weiß spielte ganz lässig auf zwei Ergebnisse. Bei bestem Spiel konnte Schwarz nach einem langen Kampf noch ein Remis erspielen, aber Weiß ging kaum ein Risiko ein und hatte stets das einfachere Spiel. GM Georgiev riskiert mit 1.d4 d5 2.c4 e6 3.Sf3 Sf6 4.Sc3 c6, es gibt auch einige Zugumstellungen, die zu den Schlüsselstellungen führen, 5.g3 etwas mehr, aber nach dxc4 6.Lg2 nebst Se5 hat Schwarz Schwierigkeiten mit der Entwicklung des Läufers auf c8. Ich spiele mit Schwarz darum lieber klassisch mit 5. ...Le7 6.Lg2 0-0 7.0-0 Sbd7, weil es früher immer hieß, ein frühes Sc3 sei wegen b6 und La6 bequem für Schwarz. Ich habe aber mittlerweile anhand einiger Onlinepartien auch gelernt, dass 8.Dd3 b6 9.e4 La6 10.b3 wegen des weißen Raumvorteils doch gar nicht so schön ist. Nach Tc8 11.e5 spiele ich mit dem klassischen Katalanischspringer auf d2 ganz gerne Sg4, um nach h3 über h6 nach f5 zu kommen, aber hier schützt der Läufer auf c1 noch h6 und Lxh6 gxh6 möchte ich lieber nicht sehen. Nach 11. ...Se8 12.Td1 Sc7 13.a4 c5 14.Sb5 steht Weiß einfach gut, Alternativen werden auch analysiert, überzeugen aber ebensowenig für Schwarz. Als Bonus gibt der Autor mit 8.b3 sogar noch eine solidere Variante an, aber mir reichte aus schwarzer Sicht schon die erste.
Aus theoretischer Sicht analysiert der Autor hier also einige neue Ideen, aber wie bei Büchern aus dem Chess Stars Verlag üblich, ist die Struktur der wahre Held und das gilt auch für dieses Werk. Jedes Theoriekapitel ist in drei Teile untergliedert, die das Erlernen neuer Eröffnungsvarianten in meinen Augen deutlich erleichtert. Zuerst werden dabei die Hauptideen gezeigt. Man lernt hier jeweils die Hauptvariante, aber auch typische taktische und strategische Motive kennen. Wenn es möglich ist, werden auch ein paar Faustregeln zur Figurenentwicklung formuliert. Wenn man diesen Teil von jedem Kapitel bearbeitet hat, kann man in meinen Augen schon erste Trainingspartien zu den vorgestellten Varianten spielen. Hilfreich ist dabei auch der dritte Teil, in dem zu jeder Variante wichtige Modellpartien ausführlich analysiert werden, damit der Leser ein besseres Gefühl für die entstehenden Stellungen bekommt. Danach kann man dann die Varianten durch den "Schritt für Schritt"-Teil vertiefen und sollte so auf angenehme Weise gut neue Eröffnungssysteme lernen können.
Insgesamt bietet das Buch gute Möglichkeiten, nach 1.d4 d5 2.c4 die soliden Systeme c6 und e6 aktiv zu bekämpfen und Schwarz aus seiner Komfortzone herauszujagen. Die empfohlenen Systeme bieten auch noch viel Raum für neue Ideen und werden auf jeden Fall bei den Gegnern für Überraschungen sorgen. Ich denke, ab einer DWZ von 1800 sollte man das Buch auch schachlich gut verstehen können! Mich hat es jedenfalls gut inspiriert.
IM Dirk Schuh
August 2021
Georgiev hat ein Repertoire für Weiß zusammengestellt, mit dem dieser die schwarze Antwort 1…d5 auf den Anzug mit dem Damenbauern bekämpfen kann. Im ersten Band sind die Gambitlinien nach d5xc4 das zentrale Thema. Im zweiten Band geht es um über die Zugfolge 1.c4 e6 2.Sc3 d5 3.d4 erreichbare Systeme wie die Ragosin-Verteidigung, das Schara-Hennig-Gambit, die Tarrasch-Verteidigung und mehr. Diesen gesellt sich das Tschebanenko-System der Slawischen Verteidigung hinzu, sofern Schwarz auf 1.c4 mit c7-c6 antwortet.
„Attacking 1…d5” ist als Titel für den zweiten Band also etwas irreführend, weil es zu 1…d5 aufgrund der weißen Zuganordnung, die dem Angenommenen Damengambit aus dem Weg geht, nicht kommt. Genauer wäre ein Titel, der zum Ausdruck bringt, dass dieses Repertoire auf der Konstellation weiße Bauern auf c4 und d4 gegen schwarzen Bauern auf d5 basiert, wobei d7-d5 verzögert ausgeführt wird.
Nachfolgend füge ich die Initialzugfolgen der Kapitel für beide Bände ein.
Band 1:
Kapitel 1: 1.d4 d5 2.Sf3 Sf6 3.c4 c6 4.Sc3 dxc4 5.e4 b5 6.Le2
Kapitel 2: 1.d4 d5 2.Sf3 Sf6 3.c4 c6 4.Sc3 dxc4 5.e4 b5 6.Le2 e6 7.0-0
Kapitel 3: 1.d4 d5 2.Sf3 Sf6 3.c4 c6 4.Sc3 e6 5.g3 dxc4 6.Se5
Kapitel 4: 1.d4 d5 2.c4 c6 3.Sf3 Sf6 4.Sc3 e6 5.g3 dxc4 6.Lg2
Kapitel 5: 1.d4 d5 2.Sf3 c6 3.c4 e6 4.Sc3 dxc4
Kapitel 6: 1.d4 d5 2.Sf3 Sf6 3.c4 c6 4.Sc3 e6 5.g3 Sbd7 6.Lg2
Kapitel 7: 1.d4 d5 2.c4 e6 3.Sc3 Sf6 4.Sf3 Le7 5.g3 0-0 6.Lg2 dxc4 7.Se5
Band 2:
Kapitel 1: 1.c4 e6 2.Sc3 d5 3.d4 Sf6 4.Sf3 Lb4
Kapitel 2: 1.c4 e6 2.Sc3 d5 3.d4 Sf6 4.Sf3 Lb4 5.Da4+ Sc6 6.e3 0-0 7.Dc2 b6
Kapitel 3: 1.c4 e6 2.Sc3 d5 3.d4 Sf6 4.Sf3 Lb4 5.Da4+ Sc6 6.e3 0-0 7.Dc2 Te8
Kapitel 4: 1.c4 e6 2.Sc3 d5 3.d4 Sf6 4.Sf3 dxc4
Kapitel 5: 1.c4 e6 2.Sc3 d5 3.d4 Sf6 4.Sf3 a6
Kapitel 6: 1.c4 e6 2.Sc3 d5 3.d4 c5 4.cxd5 cxd4
Kapitel 7: 1.c4 e6 2.Sc3 d5 3.d4 c5 4.cxd5 exd5
Kapitel 8: 1.d4 d5 2.c4 e6 3.Sc3 a6
Kapitel 9: 1.d4 d5 2.c4 e6 3.Sc3 Lb4
Beide Bände folgen dem dreiteiligen Aufbau der Kapitel in „Main Ideas”, „Step by Step” und „Annotated Games”, für den Chess Stars bekannt ist und geschätzt wird. Im ersten Schritt werden jeweils zunächst die Hauptideen, insbesondere die strategischen, taktischen und bei Bedarf weiteren zentralen Aspekte des jeweiligen Systems behandelt. Dem folgt im nächsten Schritt die detaillierte Darstellung und Erörterung der Theorie, somit auch die Zusammenstellung des Repertoires. Den Abschluss bilden im Schulungssinne kommentierte Musterpartien, die einerseits den Einsatz der behandelten Spielweise in der Praxis veranschaulichen, andererseits dem Leser entsprechend zusätzliche Anleitung geben und zudem auch noch zusätzliche Aspekte der Theorie anzeigen.
Dieser Aufbau und der persönliche Stil des Autors, der intensiv, anschaulich und eingängig erläutert und erklärt, schaffen gute Voraussetzungen für den Leser, die Systeme zu verstehen, um diese dann rational und nicht allein auf sein Zuggedächtnis angewiesen in der eigenen Partie anwenden zu können.
Georgiev hat ein solides Repertoire zusammengestellt, das praktische Chancen vermittelt. Dies wird auch deutlich an Stellen im Buch, an denen er die Berechnungsresultate des Computers einbringt. Er verliert dabei den „menschlichen Aspekt” nicht aus den Augen und empfiehlt nicht schlicht das, was der Computer als Bestes angibt.
Es gibt auch etliche Neuerungen im Werk bzw. hat Georgiev Varianten ausgemacht, die bereits in der Praxis erprobt worden sind, aber ohne besondere allgemeine Resonanz. Hier versucht er das bisher noch ungenutzte Potenzial zu entdecken und für den Leser nutzbar zu machen. Dies gilt allerdings für beide Seiten und nicht nur für Weiß. Ein interessantes Beispiel hierfür findet sich auf Seite 59 des 1. Bandes. Hier gibt Georgiev nach 1.d4 d5 2.Sf3 Sf6 3.c4 c6 4.Sc3 e6 5.g3 dxc4 6.Se5 Lb4 7.Lg2 Sd5 8.0-0 Sxc3 9.bxc3 Lxc3 10. Sxc4 die Fortsetzung mit 10…b5 an. Es gibt nur eine Hand voll Partien zu dieser Variante. Stockfish mit NNUE sieht in diesem Bauernvorstoß die beste Alternative von Schwarz. Bis 6.Se5 ist in dieser Variante nicht viel passiert. Durch die Wahl von 6…Lb4 anstelle des Hauptzuges 6…b5 kann Schwarz dem Geschehen eine eigene Richtung geben und dann mit 10…b5 das Spiel weiter prägen. Der Ausgang ist offen. Die Vorbereitung der hier entstehenden Stellungen mittels „Attacking 1…d5” gibt die Chance für ein qualifiziertes Fortsetzen der Variante inklusive der zukünftigen Abweichungen.
Die vom Autor dargestellten Wege sind auch für das Fernschachspiel gut geeignet. Dies bestätigen auch eingearbeitete Fragmente aus Fernpartien bzw. deren Verwendung als Musterpartien.
Die Anforderungen an die Fremdsprachenkenntnisse des Lesers sind moderat. Schulenglisch dürfte weitgehend zum bequemen Verstehen ausreichen.
Fazit: „Attacking 1…d5” und „Attacking 1…d5 Volume 2” statten den Leser mit einem Vollrepertoire gegen d7-d5 als Antwort auf d2-d4/c2-c4 aus. Dieses wird dem Leser mittels des didaktisch qualifizierten Buchaufbaus und intensiver Erläuterungen des Autors sehr gut vermittelt.
Uwe Bekemann
Deutscher Fernschachbund
Dezember 2022
Seit einiger Zeit merke ich, dass mich mit Weiß 1.e4 nicht mehr ganz so sehr anmacht. Schwarz kann dort mit seiner Eröffnungswahl eine Vielzahl von Bauernstrukturen anstreben und für einen schachlichen Faulpelz wie mich ist es immer schwieriger, mir die ganzen Feinheiten zu merken. Aus diesem Grund experimentiere ich mit verschiedenen Aufbauten in den geschlossenen Spielen. Das fühlt sich recht gut an. Ich spiele zwar 1.Sf3, 1.d4 und auch 1.c4, aber komme gerade bei den Indischen Verteidigungen eigentlich immer zu einem schönen Raumvorteil und kann dann kneten. Ein größeres Problem stellt allerdings 1. ...d5 dar. Schwarz hält diesen Stützbauern meist und es ist nicht so einfach, ihn zu erschüttern. Weiß kann hier zwar auch das zumindest angenehmere Spiel erreichen, aber manchmal langweilt mich das etwas.
Hier hilft der Großmeister Kiril Georgiev mit seinem neuen Buch "Attacking 1...d5" aus dem Hause Chess Stars gut weiter. Darin zeigt er ein modernes Gambitrepertoire in den soliden Systemen nach 1.d4 d5. Die meisten gehen den katalanischen Weg, sprich Weiß spielt bereits früh das Fianchetto mit g3, Lg2, einzig gegen die klassische Slawische Vertdidigung soll es nach 1.d4 d5 2.c4 c6 3.Sf3 Sf6 4.Sc4 dxc4 sofort 5.e4 sein. Das Geller-Tolush Gambit ist nicht neu, erfuhr aber vor wenigen Jahren eine Rennaissence, als Weiß nach 5. ...b5 nicht mehr klassisch 6.e5, sondern recht flexibel 6.Le2 spielte. Weiß entwickelt sich einfach, auch weil b4 7.Sa4 Sxe4 8.Lxc4 e6 9.0-0 Le7 10.De2 Sf6 11.Sc5 0-0 12.a3 Weiß recht gutes Spiel verspricht. In der Praxis kam häufiger 10.Te1 vor, das auch kurz besprochen wird.
Schwarz sollte besser etwas weniger energisch agieren, aber gegen 6. ...e6 7.0-0 Lb7, so würde ich das wohl behandeln, wird noch eine Überraschung in der Überraschung präsentiert und der seltene Zug 8.Tb1 analysiert. Weiß bereitet das in dieser Struktur typische b3 vor, um die Stellung am Damenflügel zu öffnen, der Turm kann später über die dritte Reihe aber auch an den Königsflügel gelangen. Hier gibt es noch viel zu entdecken.
Auch die g3-Gambits sind zwar nicht neu, aber bieten noch einiges an frischen Ressourcen. Ich kann hier nicht alles genau unter die Lupe nehmen, das sprengt den Rahmen der Rezension, aber möchte noch auf das Katalanische Damengambit a la Georgiev eingehen. Diese Eröffnngsvariante erhielt vor knapp 10 Jahren einen mächtigen Schub durch die Bücher von Großmeister Boris Avrukh, der ein ganzes Eröffnungsrepertoire nach 1.d4 mit dem g3-Fianchetto aufbaute, das zum Bestseller wurde. Diese empfohlenen Systeme waren ruhig und Weiß spielte ganz lässig auf zwei Ergebnisse. Bei bestem Spiel konnte Schwarz nach einem langen Kampf noch ein Remis erspielen, aber Weiß ging kaum ein Risiko ein und hatte stets das einfachere Spiel. GM Georgiev riskiert mit 1.d4 d5 2.c4 e6 3.Sf3 Sf6 4.Sc3 c6, es gibt auch einige Zugumstellungen, die zu den Schlüsselstellungen führen, 5.g3 etwas mehr, aber nach dxc4 6.Lg2 nebst Se5 hat Schwarz Schwierigkeiten mit der Entwicklung des Läufers auf c8. Ich spiele mit Schwarz darum lieber klassisch mit 5. ...Le7 6.Lg2 0-0 7.0-0 Sbd7, weil es früher immer hieß, ein frühes Sc3 sei wegen b6 und La6 bequem für Schwarz. Ich habe aber mittlerweile anhand einiger Onlinepartien auch gelernt, dass 8.Dd3 b6 9.e4 La6 10.b3 wegen des weißen Raumvorteils doch gar nicht so schön ist. Nach Tc8 11.e5 spiele ich mit dem klassischen Katalanischspringer auf d2 ganz gerne Sg4, um nach h3 über h6 nach f5 zu kommen, aber hier schützt der Läufer auf c1 noch h6 und Lxh6 gxh6 möchte ich lieber nicht sehen. Nach 11. ...Se8 12.Td1 Sc7 13.a4 c5 14.Sb5 steht Weiß einfach gut, Alternativen werden auch analysiert, überzeugen aber ebensowenig für Schwarz. Als Bonus gibt der Autor mit 8.b3 sogar noch eine solidere Variante an, aber mir reichte aus schwarzer Sicht schon die erste.
Aus theoretischer Sicht analysiert der Autor hier also einige neue Ideen, aber wie bei Büchern aus dem Chess Stars Verlag üblich, ist die Struktur der wahre Held und das gilt auch für dieses Werk. Jedes Theoriekapitel ist in drei Teile untergliedert, die das Erlernen neuer Eröffnungsvarianten in meinen Augen deutlich erleichtert. Zuerst werden dabei die Hauptideen gezeigt. Man lernt hier jeweils die Hauptvariante, aber auch typische taktische und strategische Motive kennen. Wenn es möglich ist, werden auch ein paar Faustregeln zur Figurenentwicklung formuliert. Wenn man diesen Teil von jedem Kapitel bearbeitet hat, kann man in meinen Augen schon erste Trainingspartien zu den vorgestellten Varianten spielen. Hilfreich ist dabei auch der dritte Teil, in dem zu jeder Variante wichtige Modellpartien ausführlich analysiert werden, damit der Leser ein besseres Gefühl für die entstehenden Stellungen bekommt. Danach kann man dann die Varianten durch den "Schritt für Schritt"-Teil vertiefen und sollte so auf angenehme Weise gut neue Eröffnungssysteme lernen können.
Insgesamt bietet das Buch gute Möglichkeiten, nach 1.d4 d5 2.c4 die soliden Systeme c6 und e6 aktiv zu bekämpfen und Schwarz aus seiner Komfortzone herauszujagen. Die empfohlenen Systeme bieten auch noch viel Raum für neue Ideen und werden auf jeden Fall bei den Gegnern für Überraschungen sorgen. Ich denke, ab einer DWZ von 1800 sollte man das Buch auch schachlich gut verstehen können! Mich hat es jedenfalls gut inspiriert.
IM Dirk Schuh
August 2021
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