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Boris Spasski - Der Leningrad Cowboy

Ein Schachleben

348 Seiten, gebunden, Maya & Paul-Verlag, 1. Auflage 2021

29,80 €
Inkl. MwSt., zzgl. Versandkosten
„Boris Spasski - Der Leningrad Cowboy” ist mehr als nur eine Biografie über den 10. Schachweltmeister. Sein Weg zum Schacholymp wird ebenso nachgezeichnet, wie seine historische Niederlage 1972 gegen Bobby Fischer im Match des Jahrhunderts. Über 50 kommentierte Partien, aufgeteilt in 16 Kapitel, begleiten das Schachleben des genialen Russen von seinen Anfängen in den 40er Jahren in Leningrad bis zu seinem letzten Match gegen Viktor Kortschnoi 2009 in Elista.
Fast 60 Illustrationen und Karikaturen des Protagonisten ersetzen in diesem Buch die sonst üblichen Mainstream-Fotos und stehen symbolisch für den ausgewiesenen Humor Spasskis. Auch Weggefährten auf der langen Schachreise kommen zu Wort: Die Internationalen Meister Bernd Schneider und Herbert Bastian, der Fidemeister Dirk Paulsen und der bekannte Schachorganisator Hans-Walter Schmitt geben ebenso launische wie charmante Anekdoten aus ihren Begegnungen mit Spasski preis. Zahlreiche Interviews und Statements des Weltmeisters sowie 64 Schachaufgaben aus seinem langen Schachleben runden das Gesamtbild ab.
Weitere Informationen
EAN 9783981984934
Gewicht 970 g
Hersteller Maya & Paul-Verlag
Breite 17,5 cm
Höhe 24,5 cm
Medium Buch
Erscheinungsjahr 2021
Autor Frank StiefelManfred HerboldUlrich Geilmann
Sprache Deutsch
Auflage 1
ISBN-13 978-3-9819849-3-4
Seiten 348
Einband gebunden
009 Vorbemerkung
011 Vorwort
013 Kapitel 1: Eine Jugend in Leningrad
026 Kapitel 2: Ein Rohdiamant wird brillant
042 Kapitel 3: Auf dem Weg zum Olymp
088 Kapitel 4: Weltmeister
101 Kapitel 5: Match des Jahrhunderts
138 Kapitel 6: Jahre der Orientierung
148 Kapitel 7: Der Neustart
166 Kapitel 8: Savoir vivre
182 Kapitel 9: 20 years after
199 Kapitel 10: Kampf der Geschlechter
208 Kapitel 11: Rückzug
213 Kapitel 12: Let´s talk about chess
225 Kapitel 13: Statements
242 Kapitel 14: Gastbeiträge
281 Kapitel 15: Kombinationen
306 Kapitel 16: Lösungen
329 Nachwort
333 Danksagung
336 Bibliografie
338 Partien- und Eröffnungsregister
Als ich vorab gefragt wurde, ob ich bereit sei, über dieses vor der Veröffentlichung stehende Buch eine Rezension zu schreiben, musste ich nicht lange überlegen und willigte sofort ein. Ich habe mich in der Folge auf das zu erwartende Werk gefreut, denn eine Biographie über den 10. Weltmeister und dann auch noch in Deutsch konnte ein Leckerbissen unter den Schachbüchern sein. Zudem durfte ich Boris Spasski in jungen Jahren im Rahmen eines Simultanauftritts persönlich kennen lernen. Auf dem Brett habe ich ihn als Tiger kennen gelernt, als er meinen Sizilianisch-Aufbau mühelos zusammenschob. Besonders beeindruckt aber hat er mich mit seiner freundlichen und ruhigen Art. Der Mann ruhte in sich selbst. Fast schon schien er für meinen Wunsch, auf dem Partieformular zu unterschreiben, dankbar zu sein. Meine Erwartungshaltung mit Blick auf die Neuerscheinung war entsprechend hoch; wenn es eine deutschsprachige Biographie über Boris Spasski geben sollte, dann musste sie etwas ganz Besonderes sein, um neben allen angebotenen Informationen diesen Mann auch angemessen zu ehren.

Als ich „Boris Spasski Der Leningrad Cowboy” dann endlich auspacken durfte, war schon mein erster Eindruck sehr gut. Das Cover zeigt den Meister in einer großformatigen „karikierten” Porträtzeichnung aus der Feder von Fränk Stiefel und mit einem gutmütigen, freundlichen und humorvollen Gesichtsausdruck. Gewissermaßen nimmt dieses Bild schon viel von dem vorweg, was das Werk im weiteren Verlauf als Charakter Spasskis herausarbeitet. Das Buch hat einen festen Einband aus Hartkarton und ist auch hierfür hervorzuheben.
„Boris Spasski Der Leningrad Cowboy” ist aus einer Art optimistischem Blickwinkel geschrieben, humorvoll und von mir als „Gute-Laune-Buch” empfunden.
Fotos fehlen gänzlich, was die Autoren mit Fragen zum Urheberrecht bzw. damit verbundenen Unsicherheiten begründen. Mir fehlen die sonst üblichen Schwarz-Weiß-Bilder in zumeist dürftiger Qualität mit oft mehr oder weniger ernst bis grimmig dreinschauenden Personen überhaupt nicht. Alles „fürs Auge” stammt von Fränk Stiefel. Seine Zeichnungen sind immer ein Hingucker und in meinen Augen allemal so wertvoll für eine Biographie wie ein paar Fotos. Er hat sich Personen, Boris Spasski und andere, vorgenommen und sie in die Richtung bestimmter Eigenschaften karikiert oder auch Szenen aus dem Text in ähnlicher Weise festgehalten. Sehr schön ist bereits eine frühe Grafik, die zwei der Autoren zeigt, die gerade eine Spasski-Büste polieren. Sie versinnbildlicht quasi das, was die Autoren mit ihrer Arbeit insgesamt erreichen wollen und ganz ohne Zweifel auch tatsächlich erreichen.

„Boris Spasski Der Leningrad Cowboy” wird als Gemeinschaftswerk von Ulrich Geilmann, Fränk Stiefel und Manfred Herbold ausgewiesen. Geilmann, u.a. Vizepräsident der Schach-Bundesliga und bereits mehrfacher Buchautor, hatte demnach bereits einiges zum Manuskript zusammengetragen und eine Sammlung von Spasski-Partien anzulegen begonnen, als bei einem persönlichen Treffen mit Stiefel herauskam, dass auch er sich mit solchen Gedanken beschäftigte, woraufhin sie gemeinsame Sache zu machen beschlossen. Herbold stieß im Anschluss dazu und übernahm die Aufgabe, Partie-Kommentare zu ergänzen.
Die Partiensammlung übrigens kommt jedem Käufer des Werkes zugute. Sie umfasst rund 2300 Partien und liegt den Buchexemplaren als CD bei.

Zum Inhalt:
„Boris Spasski Der Leningrad Cowboy” enthält insgesamt 16 Kapitel. Zehn davon, die Kapitel 1 bis 9 sowie Kapitel 11, möchte ich als typisch für Biographien bezeichnen. Sie beginnen quasi mit Spasskis Geburt, seiner Kind- und Jugendzeit und enden mit seinem Rückzug vom Profischach. Zunächst wird die Etappe im Leben bzw. in seiner Karriere in einem Text aufgearbeitet und im Anschluss mit Partien aus der Epoche unterfüttert. Diese beschränken sich dann nicht nur auf das Geschehen auf dem Brett, sondern ergänzen nicht selten die biographischen Vorinformationen. Die Partien sind so kommentiert, dass sie sowohl die wesentlichen Aspekte des Kampfverlaufs aufzeigen als auch den Leser unterhalten. Eingang gefunden haben auch Original-Kommentare des 10. Weltmeisters bzw. auch anderer Schachgrößen, z.B. Bobby Fischer.
Man sollte meinen, dass besonders wichtige Partien aus Spasskis Karriere bereits so weit untersucht und analysiert sein sollten, dass eine Biographie aus 2021 nichts Neues mehr würde beisteuern können. Diese Annahme ist aber ist unzutreffend, es gibt alles andere als nur „neuen Wein in alten Schläuchen”.

Das Kapitel 10 („Kampf der Geschlechter”) widmet sich dem Wettkampf Spasski gegen Judit Polgar 1993. Kapitel 12 enthält Auszüge aus Interviews, Kapitel 13 Statements des 10. Weltmeisters über andere Schachgrößen wie Bobby Fischer, Paul Keres und weitere (höchstrangige) Spieler, über die WM-Kämpfe Kasparow gegen Karpov, über Schach in der ehemaligen UdSSR und mehr.

Kapitel 14 enthält eine Besonderheit Gastbeiträge anderer Autoren. Bernd Schneider, selbst IM, Verfasser des Vorwortes, antiquarischer Schachbuchhändler und Mannschafts-Weggefährte Boris Spasskis, bringt Erfahrungen mit dem Porträtierten aus erster Hand ein. Ähnliches gilt für Hans-Walter Schmitt, Schachorganisator und Kopf hinter den „Chess-Tigers”, sowie FM Dirk Paulsen. Martin Hahn stellt einen Brückenschlag zwischen Schach und Tennis her, das für Spasski ebenfalls den Rang einer Herzensangelegenheit einnahm. Den Abschluss bildet IM Herbert Bastian, der mehrere Spasski-Partien neu unter die Lupe genommen hat.
Das Kapitel 14 ist nicht der einzige Ort, an dem weitere Personen zu Wort kommen. Im Kapitel 7 („Der Neustart”) bilden die Autoren Auszüge eines Interviews mit Vlastimil Hort auf dem Podcast „Schachgeflüster” von Matthias Buse ab. Hort stand im Viertelfinale des Kandidatenmatches 1977 gegen Spasski vor der Frage, ob er wegen einer Erkrankung seines Gegners seine Qualifikation für die nächste Runde einfordern sollte. Er tat dies nicht, wurde dann aber selbst krank und verpasste letztendlich die erhoffte Qualifikation. „Boris Spasski Der Leningrad Cowboy” sorgt dafür, dass die Informationen über diesen Vorgang einer breiteren Leserschaft zugeführt werden.

Kapitel 15 stellt dem Leser 64 Kombinationsaufgaben aus der Praxis des 10. Weltmeisters, Kapitel 16 gibt die Lösungen darauf.

Ich habe „Boris Spasski Der Leningrad Cowboy” komplett durchgelesen. Dies gilt auch für alle Partiekommentare. Und ich habe diese „Arbeit” genossen. Das Werk ist eine sehr gut gelungene, eine „vollständige” Biographie, eine ausgezeichnete Mischung aus Text und Partien. Es enthält eine Fülle an Informationen, von denen mir etliche vorher nicht bekannt war. Die Bibliografie, die neben deutsch- auch englischsprachige Quellen umfasst, im Bereich der abschließenden Buchseiten lässt den Rechercheaufwand nur erahnen, der hinter diesem Buch steht. Es ist genau die biographische Ehrung des 10. Weltmeisters, die ihm gebührt.

Es gibt eigentlich nur einen einzigen Punkt, den ich kritisieren möchte. Dies ist der Untertitel „Der Leningrad Cowboy”. Natürlich haben die Autoren ihren Grund für diese Wahl, und dieser ist mir auch bekannt (er steht im Zusammenhang mit der finnischen Band „Leningrad Cowboys”). So ganz überzeugen kann er mich nicht. Ein Cowboy steht für mich für einen hemdsärmeligen Draufgänger, der dem Gegenüber gerne auch eine Kugel verpasst, wenn es zu Differenzen kommt. Mit diesem Charakter aber hat Boris Spasski kaum etwas gemein, was auch das vorliegende Werk bestätigt. Und zudem: Der Name Leningrad für seine Geburtsstadt gefällt Spasski überhaupt nicht, was er auch in den Auszügen der mit ihm durchgeführten Interviews bestätigt. So wäre es eine gute Idee gewesen, dieses Werturteil des früheren Weltmeisters zu respektieren und den Buchtitel entsprechend anders zu gestalten.

Fazit: „Boris Spasski Der Leningrad Cowboy” ist eine sehr gut gelungene Biographie über Boris Spasski. Es gibt nichts Vergleichbares, schon gar nicht auf dem Schachbuchmarkt in deutscher Sprache. Ergänzend erhält der Käufer eine CD mit rund 2300 Partien des 10. Weltmeisters.
Jedem, der eine anspruchsvolle Biographie über Boris Spasski sucht, garantiere ich, dass er nicht enttäuscht sein wird.
Wenn ich die Kandidaten für die Nominierung der deutschsprachigen Neuerscheinungen zum Schachbuch-Award 2021 vorschlagen dürfte, würde dieses Werk zum engsten Kreis gehören.

Uwe Bekemann
August 2021