Artikelnummer
LXBAUCM
Autor
Candidate Moves
A Grandmaster's Method
408 Seiten, kartoniert, Thinkers Publishing, 1. Auflage 2018
Auch in deutscher Sprache erhältlich:
"Kandidatenzüge" - 29,95 €
(Art.-Nr. LXBAUKAN)
"Kandidatenzüge" - 29,95 €
(Art.-Nr. LXBAUKAN)
Gewicht | 750 g |
---|---|
Hersteller | Thinkers Publishing |
Breite | 17 cm |
Höhe | 23,5 cm |
Medium | Buch |
Erscheinungsjahr | 2018 |
Autor | Christian Bauer |
Sprache | Englisch |
Auflage | 1 |
ISBN-13 | 978-9492510242 |
Seiten | 408 |
Einband | kartoniert |
005 KEY TO SYMBOLS
007 PREFACE
009 CHAPTER 1. THE INGREDIENTS OF AN EXCHANGE-SACRIFICE
010 Game 1-2. C. Bauer - D. Shengelia (Dresden 2007)
020 Game 3-4. C. Bauer - E. Bacrot (Pau 2012)
032 Game 5-6. C. Bauer - E. Hansen (Linares 2013)
040 Game 7-8. C. Bauer - S. Halkias (Metz 2014)
051 Game 9-10. C. Bauer - V. Burmakin (Cappelle la Grande 2016)
060 Game 11-12. H. Lai - C. Bauer (Maastricht 2016)
072 Game 13-14. S. Beukema - C. Bauer (Maastricht 2016)
084 Game 15-16. M. Admiraal - C. Bauer (Novi Sad 2016)
093 CHAPTER 2. HOW TO HANDLE A TACTICAL MESS
094 Game 1-2. F. Bindrich - C. Bauer (Switzerland 2010)
106 Game 3-4. D. Pavasovic - C. Bauer (Rogaska Slatina 2011)
114 Game 5-6. C. Bauer - M. Godena (Cannes 2014)
122 Game 7-8. A. Donchenko - C. Bauer (Metz 2014)
134 Game 9-10. C. Bauer - D. Howell (Northampton 2017)
143 Game 11-12. C. Bauer - M. Turner (England 2017)
155 CHAPTER 3. KING IN THE CENTER
156 Game 1-2. C. Bauer - J. Gonzalez Garcia (Lugo 2009)
163 Game 3-4. A. Dreev - C. Bauer (Switzerland 2011)
172 Game 5-6. A. David - C. Bauer (Nancy 2012)
181 Game 7-8. C. Bauer - T. Haub (Cappelle la Grande 2012)
187 Game 9-10. C. Sochacki - C. Bauer (Vandoeuvre les Nancy 2015)
193 Game 11-12. Y. Zhou - C. Bauer (Birmingham 2016)
202 Game 13-14. V. Hamitevici - C. Bauer (Novi Sad 2016)
213 Game 15-16. C. Bauer - J.C. Schroeder (Zurich 2016)
223 CHAPTER 4. QUIETER GAMES
223 Game 1-2. C. Bauer - N. Brunner (Nancy 2009)
233 Game 3-4. C. Bauer - A. Alonso Rosell (Cannes 2011)
242 Game 5-6. C. Bauer - O. Kurmann (Switzerland 2011)
251 Game 7-8. A. Naiditsch - C. Bauer (Mulhouse 2011)
260 Game 9-10. C. Bauer - I. Smirin (Porto Carras 2011)
270 Game 11-12. C. Bauer - I. Nepomniachtchi (Porto Carras 2011)
282 Game 13-14. C. Bauer - P. Leko (Eilat 2012)
295 Game 15-16. C. Bauer - M. Valles (Metz 2014)
306 Game 17-18. R. Wojtaszek - C. Bauer (Saint-Quentin 2014)
315 Game 19-20. C. Bauer - M. Brown (Birmingham 2016)
325 Game 21-22. C. Bauer - E. Berg (Maastricht 2016)
334 Game 23-24. T. Gharamian - C. Bauer (Agen 2016)
345 Game 25-26. C. Bauer - R. Edouard (Switzerland 2016)
356 Game 27-28. C. Bauer - D. Semcesen (Novi Sad 2016)
365 Game 29-30. C. Bauer - A. Pijpers (Novi Sad 2016)
374 Game 31-32. J. Chabanon - C. Bauer (Zurich 2016)
383 Game 33-34. C. Bauer - J. Schroeder (Basel 2017)
391 Game 35-36. E. Safarli - C. Bauer (Basel 2017)
399 Game 37-38. K. Toma - C. Bauer (Northampton 2017)
405 CONCLUSION
007 PREFACE
009 CHAPTER 1. THE INGREDIENTS OF AN EXCHANGE-SACRIFICE
010 Game 1-2. C. Bauer - D. Shengelia (Dresden 2007)
020 Game 3-4. C. Bauer - E. Bacrot (Pau 2012)
032 Game 5-6. C. Bauer - E. Hansen (Linares 2013)
040 Game 7-8. C. Bauer - S. Halkias (Metz 2014)
051 Game 9-10. C. Bauer - V. Burmakin (Cappelle la Grande 2016)
060 Game 11-12. H. Lai - C. Bauer (Maastricht 2016)
072 Game 13-14. S. Beukema - C. Bauer (Maastricht 2016)
084 Game 15-16. M. Admiraal - C. Bauer (Novi Sad 2016)
093 CHAPTER 2. HOW TO HANDLE A TACTICAL MESS
094 Game 1-2. F. Bindrich - C. Bauer (Switzerland 2010)
106 Game 3-4. D. Pavasovic - C. Bauer (Rogaska Slatina 2011)
114 Game 5-6. C. Bauer - M. Godena (Cannes 2014)
122 Game 7-8. A. Donchenko - C. Bauer (Metz 2014)
134 Game 9-10. C. Bauer - D. Howell (Northampton 2017)
143 Game 11-12. C. Bauer - M. Turner (England 2017)
155 CHAPTER 3. KING IN THE CENTER
156 Game 1-2. C. Bauer - J. Gonzalez Garcia (Lugo 2009)
163 Game 3-4. A. Dreev - C. Bauer (Switzerland 2011)
172 Game 5-6. A. David - C. Bauer (Nancy 2012)
181 Game 7-8. C. Bauer - T. Haub (Cappelle la Grande 2012)
187 Game 9-10. C. Sochacki - C. Bauer (Vandoeuvre les Nancy 2015)
193 Game 11-12. Y. Zhou - C. Bauer (Birmingham 2016)
202 Game 13-14. V. Hamitevici - C. Bauer (Novi Sad 2016)
213 Game 15-16. C. Bauer - J.C. Schroeder (Zurich 2016)
223 CHAPTER 4. QUIETER GAMES
223 Game 1-2. C. Bauer - N. Brunner (Nancy 2009)
233 Game 3-4. C. Bauer - A. Alonso Rosell (Cannes 2011)
242 Game 5-6. C. Bauer - O. Kurmann (Switzerland 2011)
251 Game 7-8. A. Naiditsch - C. Bauer (Mulhouse 2011)
260 Game 9-10. C. Bauer - I. Smirin (Porto Carras 2011)
270 Game 11-12. C. Bauer - I. Nepomniachtchi (Porto Carras 2011)
282 Game 13-14. C. Bauer - P. Leko (Eilat 2012)
295 Game 15-16. C. Bauer - M. Valles (Metz 2014)
306 Game 17-18. R. Wojtaszek - C. Bauer (Saint-Quentin 2014)
315 Game 19-20. C. Bauer - M. Brown (Birmingham 2016)
325 Game 21-22. C. Bauer - E. Berg (Maastricht 2016)
334 Game 23-24. T. Gharamian - C. Bauer (Agen 2016)
345 Game 25-26. C. Bauer - R. Edouard (Switzerland 2016)
356 Game 27-28. C. Bauer - D. Semcesen (Novi Sad 2016)
365 Game 29-30. C. Bauer - A. Pijpers (Novi Sad 2016)
374 Game 31-32. J. Chabanon - C. Bauer (Zurich 2016)
383 Game 33-34. C. Bauer - J. Schroeder (Basel 2017)
391 Game 35-36. E. Safarli - C. Bauer (Basel 2017)
399 Game 37-38. K. Toma - C. Bauer (Northampton 2017)
405 CONCLUSION
Mit "Candidate Moves", Untertitel "A Grandmaster's Method", ist dem französischen Großmeister Christian Bauer ein bemerkenswertes Buch gelungen. Unter dem interessanten Ansatz, Partien separat und nebeneinander aus weißer und schwarzer Sicht intensiv zu betrachten, hat er 41 eigene Duelle ausgewählt, die er ausführlich bespricht. Wenn man so will, enthalten die rund 400 Buchseiten 82 kommentierte Partien, wobei sich paarweise aber nur die Anmerkungen unterscheiden, nicht aber die Spiele selbst. Herausgegeben hat das Werk als 2018er Neuerscheinung das Verlagshaus Thinkers Publishing.
Wenn man Bauers Ausführungen in der Einleitung folgt, hatte er das Angebot erhalten, für Thinkers Publishing zu schreiben. Das Buchkonzept ist das Ergebnis seiner Überlegungen daraufhin. Nachdem er zuvor schon als Autor mehrerer Eröffnungsbücher hervorgetreten war, wollte er nun wohl auch einmal eine andere Art von Arbeit umsetzen. Und sein Wunsch, eine Auswahl seiner eigenen Partien der Öffentlichkeit tiefer vorzustellen, ist sicherlich legitim und kann den Wert seiner Erörterungen nur steigern. Indem er selbst am Brett gesessen hat, als die im Buch behandelten Beispiele entstanden sind, kennt er auch die nur intrakorporalen Aspekte im Spiel, zumindest seine eigenen.
Bauer hat "Candidate Moves" in vier Abschnitte mit den folgenden, von mir sinngemäß ins Deutsche übersetzten Überschriften gegliedert:
1. Bedingungen für Qualitätsopfer [Anmerkungen: Bauer spricht wörtlich von Zutaten],
2. Umgang mit einer unklaren taktischen Situation,
3. König in der Mitte und
4. Ruhigere Partien.
Der Buchtitel verleitet zu der Annahme, dass das Prinzip des Erkennens und Bewertens von Zügen, die als Fortsetzung in Betracht kommen (Kandidatenzüge) lehrbuchartig behandelt wird. Dies ist aber nicht der Fall. Bauer hat die Partien ganzheitlich kommentiert, was einerseits heißen soll, dass diese von der Eröffnung bis zum Endspiel durchkommentiert sind, und andererseits auch die thematische Behandlung einbezieht. Der Leser findet quasi alles in Sachen Strategie und besonders Taktik angesprochen, was in einer Partie nach Einschätzung des Autors von Bedeutung war. Dabei sondiert er als Schwerpunkt das Umfeld und Methoden, die sich mit Kandidatenzügen verbinden.
Die Kapitel 1 bis 3 sind vergleichbar aufgebaut. In einer Einführung geht Bauer besonders auch auf die einzelnen Partien ein, die in der Folge - zunächst mit Weiß, dann mit Schwarz - behandelt werden, und lenkt die Aufmerksamkeit des Lehrers so auf deren wesentlichen Merkmale des Kampfes. Bisweilen finden auch hier schon kurz Methoden Erwähnung, die Bauer selbst zur Kandidatenauswahl einsetzt. Dies gilt beispielsweise für seinen Ansatz, die Merkmale einer Stellung herauszuarbeiten, die er zur Grenzziehung gerade noch so akzeptieren würde. Im Wesentlichen kommen die Methoden allerdings im Rahmen der Besprechung der Partien zum Zuge.
Das Kapitel 4 ist eine Sammlung von Duellen, für die es keine thematische Überschrift gab. Als Kriterien für seine Auswahl gibt Bauer die Komplexität des Mittelspiels mit beiderseitigen Möglichkeiten und das Spiel abseits der gut bekannten Pfade der Theorie an.
Eigentlich weiß jeder erfahrene Schachspieler, dass die Beurteilung einer Stellung im Ergebnis auch abhängig davon sein kann, ob man die weiße oder die schwarze Brille aufhat. Dennoch hat es mich überrascht, wie klar diese Unterschiede bisweilen auftreten und wie erhellend es bei einer Stellungseinschätzung wirken kann, wenn man sich genau dies dabei bewusst macht. Es ist eben beispielsweise ein immenser Unterschied, ob man beispielsweise einen Bauernvorstoß nach Kräften durchsetzen oder diesen eben genauso nach Kräften verhindern will.
Wer sich mit "Candidate Moves" eingehend befasst, wird sein generelles Schachverständnis schärfen, vielleicht auch erweitern. Das Schachspiel erscheint in den einzelnen Partien "in einem Guss", es wird nicht in einzelne strategische und taktische Elemente zerhackt. Wenn sich beispielsweise in einem Duell des ersten Abschnitts die Gelegenheit zu einem Qualitätsopfer zeigt, so kommt diese nicht über die Spieler wie ein plötzlicher Schauer Regen, sondern logisch und folgerichtig aus den Zusammenhängen zuvor heraus. Die Möglichkeit ist absehbar und beeinflussbar, sofern man die Zusammenhänge erkennt und entsprechend korrekt wertet.
Nicht vergessen möchte ich den Unterhaltungswert des Werkes. Wer gut kommentierte Partien mag, kommt mit "Candidate Moves" voll auf seine Kosten. Im Wesentlichen bleibt Bauer in der Kommentierung bei den Aspekten des Spiels, er setzt also nicht etwa gezielt auf narrative Elemente, auch wenn diese nicht vollständig fehlen. Aber gerade auch der erhebliche Textanteil in den Erläuterungen sorgt dafür, dass man sich als Leser gut in die Gedankenwelt der beiden Spieler hineinversetzen kann.
Das Buch ist englischsprachig. Auch wenn es einiges an Text zu bewältigen gilt, sind die Anforderungen an die Kenntnisse des Fremdsprachlers nicht hoch. Der verwendete Wortschatz beschränkt sich ganz überwiegend auf das Übliche, der Satzbau ist in aller Regel nicht kompliziert.
Schon als ich das Buch erstmals zur Hand nahm, kam mir der Gedanke, dass es auch ein schönes Geschenk sein könnte. Ganz sicher hat dabei auch das schicke Cover Pate gestanden - eine Randbemerkung, aber immerhin. Wer einen "Allrounder" sucht, mit dem er einem - insbesondere auch schon recht guten - Schachspieler vermutlich eine Freude machen würde, hat mit diesem Werk einen interessanten Kandidaten zur Auswahl.
Fazit: "Candidate Moves, A Grandmaster's Method" ist eine echte Bereicherung des Büchermarktes. Das besondere Kennzeichen des Werkes liegt darin, dass alle aufgenommenen Partien doppelt vorkommen, in unterschiedlichen Kommentierungen aus weißer und aus schwarzer Sicht. Vor allem fördern kann es das generelle Schachverständnis des Lesers. Ich kann diese Neuerscheinung ohne Bedenken zum Kauf empfehlen.
Uwe Bekemann,
Deutscher Fernschachbund
Der französische Großmeister Christian Bauer hat nicht nur eine stattliche Elo von 2644, er ist mir auch schon vor Jahren durch seinen interessanten Eröffnungsstil aufgefallen. Wo andere Profis die Hauptvarianten auf das Brett knallen, versucht er, eigene Wege zu gehen und den Gegner wie sich selbst schnell zum eigenen Denken zu zwingen. Dass er aber voll und ganz an seine Eröffnungen glaubt, hat er schon mit dem Mut bewiesen, eher belächelte Varianten wie die Skandinavische Verteidigung nach 1.e4 d5 2.exd5 Dxd5 oder 1. ...b6 gegen alles anhand von Schachbüchern in die Öffentlichkeit zu bringen. Mir persönlich gefiel auch sein Beitrag in "Experts on the Anti-Sicilian" aus dem Hause Quality Chess sehr gut, in dem er nach 1.e4 c5 2.Sf3 d6 sowohl 3.Lc4 als auch 3.c3 Sf6 4.h3 beleuchtet.
Nun hat er mit "Candidate Moves" für Thinkers Publishing sein erstes Nicht-Eröffnungsschachbuch veröffentlicht.
Den Titel plus den Klappentext finde ich dabei allerdings sehr irreführend. Ich hielt das Buch darum zuerst für ein Lehrbuch zur Variantenberechnung, aber in Wirklichkeit trifft der Ausdruck Partiensammlung wohl eher die Thematik. Auf 405 Seiten analysiert GM Bauer 41 seiner Partien und beleuchtet dabei verschiedenste Aspekte des Schachspiels. Dazu gehört auch die Variantenberechnung, aber eben auch interessante Eröffnungsvarianten, Schachpsychologie, positionelle Aspekte, kurzum alles, was bei einer gut analysierten Partie so anfällt.
Den kreativen Stil des Autoren findet man dabei überall im Buch wieder. So gibt es zu den oben genannten Eröffnungen natürlich einige nette Partien. Es beginnt gleich wunderbar abwegig mit einer Partie gegen den Haudegen GM Davit Shengelia, mit dem ich vor Jahren beim SK Werther zusammengespielt habe. Christian Bauer beginnt mit 1.e4 c5 2.Sf3 d6 3.c3 Sf6 4.h3, Schwarz kontert mit Sc6 5.Ld3 g5 und das Chaos ist angerichtet. Solche Eskalationen gibt es in dem Buch zuhauf und das unterhält ungemein. Mich juckte es jedenfalls bei der Lektüre mehrfach in den Fingern, die neu gelernten Ideen gleich mal in der Praxis auszuprobieren.
Kreativ ist allerdings auch der Aufbau des Buches. Auf der einen Seite gibt es eine klassische Ordnung der Partien nach Qualitätsopfern, taktischen Chaosstellungen, Königen in der Mitte und ruhigeren Stellungen, über deren Ruhe man sich allerdings auch streiten darf. Das wirkt noch relativ normal. Auch die Einleitung eines jeden Kapitels, wo alle beinhalteten Partien kurz angeschnitten werden, damit der Leser weiß, was ihn so erwartet, ist begrüßenswert, aber wurde auch schon hundertfach gesehen. Neu für mich war allerdings, dass jede Partie in dem Buch doppelt analysiert wird. Der Autor beleuchtet erst alle Aspekte der jeweiligen Partie aus weißer Sicht und sieht sich das Ganze danach dann noch aus der Sicht des Nachziehenden an. Das frisst zwar einiges an Platz und wirkt auch erst einmal gewöhnungsbedürftig, wenn ein merkwürdiger Zug gar nicht kommentiert wird, weil er von der Seite kommt, die gerade nicht behandelt wird, ist aber auf seine eigene Art auch sehr übersichtlich und erlaubt es dem Autor, insgesamt mehr Kommentare und Analysen zu den Partien anzugeben, ohne dass es zu voll wird.
Der Autor gibt dabei in den Partien oft noch sehr viele Fragmente zu ähnlichen Partien an, die auf den ersten Blick gar nichts mit den Hauptpartien zu tun haben, aber sehr schön die Welt der Nebenvarianten erläutern. Zum Beispiel träumt Weiß in der Variante, die gegen Davit Shengelia gespielt wurde, davon, Schwarz in Strukturen der Spanischen Eröffnung zu lotsen, in denen oft später im Mittelspiel das Bauerndreieck e5-d6-c5 aufgebaut wird, um im Zentrum Gegenspiel zu erlangen. Spielt Schwarz also in dem Sizilianischen Pendant später notgedrungen e5, um eine weiße Bauernexpansion auf dieses Feld mit e4-e5 zu verhindern, ist Weiß mit seinem Spanischwissen klar im Vorteil, sofern der Gegner nicht 1. ...e5 in seinem Eröffnungsrepertoire hat.
Ein anderer zuletzt häufig zu sehender Trick der Nebenvariantenelite ist das Spielen von Schwarzeröffnungen mit Weiß. Hier liefert der Autor ein hochinteresantes Beispiel zum symmetrischen Englisch nach 1.c4 c5, das oft sehr langweilig wirkt, da Schwarz häufig die weißen Züge spiegelt. Wie man dort allerdings mit Weiß und mit Schwarz auf Gewinn spielen kann, zeigt Christian Bauer sehr gut. Die gängigeren Beispiele zu diesen Thema wie das derzeit moderne Londoner System, das nichts anderes als Slawisch im Anzug ist oder auch der Torreangriff nach 1.d4 Sf6 2.Sf3 g6 3.Lg5, der als Schwarzeröffnung nach 1.Sf3 d5 2.g3 Lg4 oder auch erst c6 und dann Lg4 lange Zeit sehr viel populärer war, werden natürlich auch behandelt und ergeben einen großen Fundus an seltenen Eröffnungen.
Insgesamt bietet das Buch tolle Partien , in denen oft schon frühzeitig die Fetzen fliegen und gezeigt wird, wieviel Spaß das Spiel abseits der Mode der Hauptvarianten bereiten kann. Das Titelthema ist zwar klar verfehlt worden, aber dennoch kann ich es jedem Schachfreund ans Herz legen.
IM Dirk Schuh
Mai 2018
Wenn man Bauers Ausführungen in der Einleitung folgt, hatte er das Angebot erhalten, für Thinkers Publishing zu schreiben. Das Buchkonzept ist das Ergebnis seiner Überlegungen daraufhin. Nachdem er zuvor schon als Autor mehrerer Eröffnungsbücher hervorgetreten war, wollte er nun wohl auch einmal eine andere Art von Arbeit umsetzen. Und sein Wunsch, eine Auswahl seiner eigenen Partien der Öffentlichkeit tiefer vorzustellen, ist sicherlich legitim und kann den Wert seiner Erörterungen nur steigern. Indem er selbst am Brett gesessen hat, als die im Buch behandelten Beispiele entstanden sind, kennt er auch die nur intrakorporalen Aspekte im Spiel, zumindest seine eigenen.
Bauer hat "Candidate Moves" in vier Abschnitte mit den folgenden, von mir sinngemäß ins Deutsche übersetzten Überschriften gegliedert:
1. Bedingungen für Qualitätsopfer [Anmerkungen: Bauer spricht wörtlich von Zutaten],
2. Umgang mit einer unklaren taktischen Situation,
3. König in der Mitte und
4. Ruhigere Partien.
Der Buchtitel verleitet zu der Annahme, dass das Prinzip des Erkennens und Bewertens von Zügen, die als Fortsetzung in Betracht kommen (Kandidatenzüge) lehrbuchartig behandelt wird. Dies ist aber nicht der Fall. Bauer hat die Partien ganzheitlich kommentiert, was einerseits heißen soll, dass diese von der Eröffnung bis zum Endspiel durchkommentiert sind, und andererseits auch die thematische Behandlung einbezieht. Der Leser findet quasi alles in Sachen Strategie und besonders Taktik angesprochen, was in einer Partie nach Einschätzung des Autors von Bedeutung war. Dabei sondiert er als Schwerpunkt das Umfeld und Methoden, die sich mit Kandidatenzügen verbinden.
Die Kapitel 1 bis 3 sind vergleichbar aufgebaut. In einer Einführung geht Bauer besonders auch auf die einzelnen Partien ein, die in der Folge - zunächst mit Weiß, dann mit Schwarz - behandelt werden, und lenkt die Aufmerksamkeit des Lehrers so auf deren wesentlichen Merkmale des Kampfes. Bisweilen finden auch hier schon kurz Methoden Erwähnung, die Bauer selbst zur Kandidatenauswahl einsetzt. Dies gilt beispielsweise für seinen Ansatz, die Merkmale einer Stellung herauszuarbeiten, die er zur Grenzziehung gerade noch so akzeptieren würde. Im Wesentlichen kommen die Methoden allerdings im Rahmen der Besprechung der Partien zum Zuge.
Das Kapitel 4 ist eine Sammlung von Duellen, für die es keine thematische Überschrift gab. Als Kriterien für seine Auswahl gibt Bauer die Komplexität des Mittelspiels mit beiderseitigen Möglichkeiten und das Spiel abseits der gut bekannten Pfade der Theorie an.
Eigentlich weiß jeder erfahrene Schachspieler, dass die Beurteilung einer Stellung im Ergebnis auch abhängig davon sein kann, ob man die weiße oder die schwarze Brille aufhat. Dennoch hat es mich überrascht, wie klar diese Unterschiede bisweilen auftreten und wie erhellend es bei einer Stellungseinschätzung wirken kann, wenn man sich genau dies dabei bewusst macht. Es ist eben beispielsweise ein immenser Unterschied, ob man beispielsweise einen Bauernvorstoß nach Kräften durchsetzen oder diesen eben genauso nach Kräften verhindern will.
Wer sich mit "Candidate Moves" eingehend befasst, wird sein generelles Schachverständnis schärfen, vielleicht auch erweitern. Das Schachspiel erscheint in den einzelnen Partien "in einem Guss", es wird nicht in einzelne strategische und taktische Elemente zerhackt. Wenn sich beispielsweise in einem Duell des ersten Abschnitts die Gelegenheit zu einem Qualitätsopfer zeigt, so kommt diese nicht über die Spieler wie ein plötzlicher Schauer Regen, sondern logisch und folgerichtig aus den Zusammenhängen zuvor heraus. Die Möglichkeit ist absehbar und beeinflussbar, sofern man die Zusammenhänge erkennt und entsprechend korrekt wertet.
Nicht vergessen möchte ich den Unterhaltungswert des Werkes. Wer gut kommentierte Partien mag, kommt mit "Candidate Moves" voll auf seine Kosten. Im Wesentlichen bleibt Bauer in der Kommentierung bei den Aspekten des Spiels, er setzt also nicht etwa gezielt auf narrative Elemente, auch wenn diese nicht vollständig fehlen. Aber gerade auch der erhebliche Textanteil in den Erläuterungen sorgt dafür, dass man sich als Leser gut in die Gedankenwelt der beiden Spieler hineinversetzen kann.
Das Buch ist englischsprachig. Auch wenn es einiges an Text zu bewältigen gilt, sind die Anforderungen an die Kenntnisse des Fremdsprachlers nicht hoch. Der verwendete Wortschatz beschränkt sich ganz überwiegend auf das Übliche, der Satzbau ist in aller Regel nicht kompliziert.
Schon als ich das Buch erstmals zur Hand nahm, kam mir der Gedanke, dass es auch ein schönes Geschenk sein könnte. Ganz sicher hat dabei auch das schicke Cover Pate gestanden - eine Randbemerkung, aber immerhin. Wer einen "Allrounder" sucht, mit dem er einem - insbesondere auch schon recht guten - Schachspieler vermutlich eine Freude machen würde, hat mit diesem Werk einen interessanten Kandidaten zur Auswahl.
Fazit: "Candidate Moves, A Grandmaster's Method" ist eine echte Bereicherung des Büchermarktes. Das besondere Kennzeichen des Werkes liegt darin, dass alle aufgenommenen Partien doppelt vorkommen, in unterschiedlichen Kommentierungen aus weißer und aus schwarzer Sicht. Vor allem fördern kann es das generelle Schachverständnis des Lesers. Ich kann diese Neuerscheinung ohne Bedenken zum Kauf empfehlen.
Uwe Bekemann,
Deutscher Fernschachbund
Der französische Großmeister Christian Bauer hat nicht nur eine stattliche Elo von 2644, er ist mir auch schon vor Jahren durch seinen interessanten Eröffnungsstil aufgefallen. Wo andere Profis die Hauptvarianten auf das Brett knallen, versucht er, eigene Wege zu gehen und den Gegner wie sich selbst schnell zum eigenen Denken zu zwingen. Dass er aber voll und ganz an seine Eröffnungen glaubt, hat er schon mit dem Mut bewiesen, eher belächelte Varianten wie die Skandinavische Verteidigung nach 1.e4 d5 2.exd5 Dxd5 oder 1. ...b6 gegen alles anhand von Schachbüchern in die Öffentlichkeit zu bringen. Mir persönlich gefiel auch sein Beitrag in "Experts on the Anti-Sicilian" aus dem Hause Quality Chess sehr gut, in dem er nach 1.e4 c5 2.Sf3 d6 sowohl 3.Lc4 als auch 3.c3 Sf6 4.h3 beleuchtet.
Nun hat er mit "Candidate Moves" für Thinkers Publishing sein erstes Nicht-Eröffnungsschachbuch veröffentlicht.
Den Titel plus den Klappentext finde ich dabei allerdings sehr irreführend. Ich hielt das Buch darum zuerst für ein Lehrbuch zur Variantenberechnung, aber in Wirklichkeit trifft der Ausdruck Partiensammlung wohl eher die Thematik. Auf 405 Seiten analysiert GM Bauer 41 seiner Partien und beleuchtet dabei verschiedenste Aspekte des Schachspiels. Dazu gehört auch die Variantenberechnung, aber eben auch interessante Eröffnungsvarianten, Schachpsychologie, positionelle Aspekte, kurzum alles, was bei einer gut analysierten Partie so anfällt.
Den kreativen Stil des Autoren findet man dabei überall im Buch wieder. So gibt es zu den oben genannten Eröffnungen natürlich einige nette Partien. Es beginnt gleich wunderbar abwegig mit einer Partie gegen den Haudegen GM Davit Shengelia, mit dem ich vor Jahren beim SK Werther zusammengespielt habe. Christian Bauer beginnt mit 1.e4 c5 2.Sf3 d6 3.c3 Sf6 4.h3, Schwarz kontert mit Sc6 5.Ld3 g5 und das Chaos ist angerichtet. Solche Eskalationen gibt es in dem Buch zuhauf und das unterhält ungemein. Mich juckte es jedenfalls bei der Lektüre mehrfach in den Fingern, die neu gelernten Ideen gleich mal in der Praxis auszuprobieren.
Kreativ ist allerdings auch der Aufbau des Buches. Auf der einen Seite gibt es eine klassische Ordnung der Partien nach Qualitätsopfern, taktischen Chaosstellungen, Königen in der Mitte und ruhigeren Stellungen, über deren Ruhe man sich allerdings auch streiten darf. Das wirkt noch relativ normal. Auch die Einleitung eines jeden Kapitels, wo alle beinhalteten Partien kurz angeschnitten werden, damit der Leser weiß, was ihn so erwartet, ist begrüßenswert, aber wurde auch schon hundertfach gesehen. Neu für mich war allerdings, dass jede Partie in dem Buch doppelt analysiert wird. Der Autor beleuchtet erst alle Aspekte der jeweiligen Partie aus weißer Sicht und sieht sich das Ganze danach dann noch aus der Sicht des Nachziehenden an. Das frisst zwar einiges an Platz und wirkt auch erst einmal gewöhnungsbedürftig, wenn ein merkwürdiger Zug gar nicht kommentiert wird, weil er von der Seite kommt, die gerade nicht behandelt wird, ist aber auf seine eigene Art auch sehr übersichtlich und erlaubt es dem Autor, insgesamt mehr Kommentare und Analysen zu den Partien anzugeben, ohne dass es zu voll wird.
Der Autor gibt dabei in den Partien oft noch sehr viele Fragmente zu ähnlichen Partien an, die auf den ersten Blick gar nichts mit den Hauptpartien zu tun haben, aber sehr schön die Welt der Nebenvarianten erläutern. Zum Beispiel träumt Weiß in der Variante, die gegen Davit Shengelia gespielt wurde, davon, Schwarz in Strukturen der Spanischen Eröffnung zu lotsen, in denen oft später im Mittelspiel das Bauerndreieck e5-d6-c5 aufgebaut wird, um im Zentrum Gegenspiel zu erlangen. Spielt Schwarz also in dem Sizilianischen Pendant später notgedrungen e5, um eine weiße Bauernexpansion auf dieses Feld mit e4-e5 zu verhindern, ist Weiß mit seinem Spanischwissen klar im Vorteil, sofern der Gegner nicht 1. ...e5 in seinem Eröffnungsrepertoire hat.
Ein anderer zuletzt häufig zu sehender Trick der Nebenvariantenelite ist das Spielen von Schwarzeröffnungen mit Weiß. Hier liefert der Autor ein hochinteresantes Beispiel zum symmetrischen Englisch nach 1.c4 c5, das oft sehr langweilig wirkt, da Schwarz häufig die weißen Züge spiegelt. Wie man dort allerdings mit Weiß und mit Schwarz auf Gewinn spielen kann, zeigt Christian Bauer sehr gut. Die gängigeren Beispiele zu diesen Thema wie das derzeit moderne Londoner System, das nichts anderes als Slawisch im Anzug ist oder auch der Torreangriff nach 1.d4 Sf6 2.Sf3 g6 3.Lg5, der als Schwarzeröffnung nach 1.Sf3 d5 2.g3 Lg4 oder auch erst c6 und dann Lg4 lange Zeit sehr viel populärer war, werden natürlich auch behandelt und ergeben einen großen Fundus an seltenen Eröffnungen.
Insgesamt bietet das Buch tolle Partien , in denen oft schon frühzeitig die Fetzen fliegen und gezeigt wird, wieviel Spaß das Spiel abseits der Mode der Hauptvarianten bereiten kann. Das Titelthema ist zwar klar verfehlt worden, aber dennoch kann ich es jedem Schachfreund ans Herz legen.
IM Dirk Schuh
Mai 2018
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