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LXLOEDS
Autor

Der Schachautomat

Historischer Roman

407 Seiten, gebunden - mit Schutzumschlag, Piper, 1. Auflage 2005

19,90 €
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Final vergriffen
Weitere Informationen
EAN 3492047963
Gewicht 575 g
Hersteller Piper
Breite 13,5 cm
Höhe 20,8 cm
Medium Buch
Erscheinungsjahr 2005
Autor Robert Löhr
Sprache Deutsch
Auflage 1
ISBN-10 3492047963
Seiten 407
Einband gebunden - mit Schutzumschlag
Was fasziniert uns an Erfindungen vergangener Tage? Warum interessiert uns, dieser Vergangenheit ein Gesicht, sogar eine intime Geschichte zu geben? Es mag die Sehnsucht nach dem Ursprung des Wissens sein, und im Fall des legendären Schachürken der einst - im Zeitalter der Aufklä- unendlich ferne Traum von einer künstlichen, rationalen Intelligenz. In den letzten Jahren thematisierte dies u. a. das Sachbuch von Tom Standage über die Erdes Baron von Kempelen (vgl. Aus23/2003, Seite 640) oder der Nachbau des Schachautomaten im Heinz Nixdorf Museums-Forum (vgl. Heft 17/2004, S. 217). Aktuell rückt der Mythos eines der bekanntesten Apparate des 18. Jahrhunderts, der Epoche der Automatenbegeisterung, wieder ins Bewusstsein. Der Berliner Jourund Drehbuchautor Robert Löhr legt einen historischen Roman vor:
Anders als die Gegenwartsliteratur wirkt der historische Roman selten durch seinen Sprachstil. Wo osteuroäische Autorinnen wie die RusIrina Denezkina oder die Polin Dorota Maslowska die Gefühlswelten der Jugendsubkultur im 21. Jahrhundert mit krudem Vokabular rauswo deutsche Autoren wie Judith Hermann oder Sven Regener mit wohltemperiertem Sprachgestus Beziehungsumihrer 80er- und 90er-Jahre-Generationen entflechten, da muss der historische Roman eiSpagat bewältigen - nämdas Zurückzoomen in geRealitäten und Alltäglichkeiten, die fast gänzlich unvertraut sind. In Löhrs 400-Seiten-Werk „Der Schacherfährt der Leser ebensoviel über die Szenerie wie über die Geschehnisse. Da bleiDialoge naturgemäß - um nicht in hölStil von damals zu kommunizieren - in nüchterner Redeform, versetzt mit ein wefranzösischem Sprachchic, wenn die Adeparlieren. Gleichwohl stört dies nicht, drängt doch der krimiartig angelegte Plot durch überschaubare Handlungsorte und geVor- und Rückblenden mit immer neuen Spannungsmomenten voran. Im topographischen Zentrum steht Preßburg, das heutige Bratislava, welches bis 1784 Hauptdes ungarischen Teils der k.u.k-Monarchie war, was zu jener Zeit das Gebiet der heuSlowakei und Westungarns umfasste. Es ist die Heimat von Wolfgang von Kempelen, der sich im realen Leben als Hofrat von Maria Theresia beim Siedlungsbau im Banat einen Namen machte, bevor ihm die österreichische Kaiserin eine halbjährige Sabbatzeit gestatteum seinen Neigungen als Erfinder zu fröSo konstruierte der Mechaniktüftler schließlich in den Jahren 1769/70 den Schachürken, jenen Automaten, der den vermeintliTriumph der Simulation des Aufklärungsanhand des Prüfbretts mit 64 Feldern als Sensation an die europäischen Höfe tragen sollte. Und die Themen der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts sind denen der Gegenwart durchaus ähnlich: Es geht um Machtspiele, Intrigen, Ehrgeiz, Liebschaften, Reichtum, Anerkennung, Religionstoleranz, Minderheiten, Außenseiter und auch um die Spaßgesellschaft - damals als barocke Fassamit ständischen Regeln. Bis auf vier Chabedient sich Löhr Protagonisten, die tatsächlich gelebt haben. Aber gerade durch die fiktiven Figuren nähert sich der Leser - gleich ob Kenner oder Neuling in Sachen Schachtürke - der möglichen Wirklichkeit: Dem nie bekannt gewordenen Insassen des Originaltürken gibt Löhr in Person eines italienischen, gottesäubigen Zwergs den Hauptpart als redliches Gewissen in trügerischer Umwelt; ein Bindeverkörpert eine Kurtisane am österreichischen Hof, die im Auftrag von Maria Theresias Hofmechanicus Friedrich Knaus, dessen Intimfeind von Kempelen ausspioniert, aber sich dann in den Zwerg vereine tragik-tödliche Rolle spielt eine ungarische Gräfin, die als von Kempelens schmachtende Geliebte für Verwirrung sorgt: und schließlich sucht ihr ebenso frei erfundener Bruder, ein Militär, diese durch den damals üblichen Ehr- und Duellkodex zu rä
Mit diesem Personal führt Löhr den Leser in die Viten der Hauptakteure ein, verdeutlicht das Funktionieren des Schachtürken, bildet die euphorischen Wirder Vorführungen ab, entspinnt große und kleine Motivationen der Beteiligten, lässt das Geschehen philosophisch, aber gleichverständlich beleuchten und bringt durch Mord und Ränke jede Menge Aktion ins Spiel. Je weiter die Zeitreise fortschreitet, desto mehr umfängt einen der Gedanke, dass dieser Stoff filmreif aufbereitet ist, so plastisch sind die meisten Szenen dargestellt. Für einige gibt es ein Happy-End, für andere ein grausames Ende. Ob für Schachkönner oder Laien, dieWerk ist eine unterhaltsame und bisweilen nachdenkliche Lektüre gleichermaßen.

Harald Fietz, Schach Magazin 64 19/2005