Artikelnummer
LOSOLGMDSA
Autor
Gewinnen mit der Spanischen Abtauschvariante
120 Seiten, kartoniert, Schach-Archiv, 1992
Final vergriffen
EAN | 3880861072 |
---|---|
Hersteller | Schach-Archiv |
Medium | Buch |
Erscheinungsjahr | 1992 |
Autor | Andrew Soltis |
Sprache | Deutsch |
ISBN-10 | 3880861072 |
Seiten | 120 |
Einband | kartoniert |
Ob man mit diesem Buch bzw. System den richtigen Griff tut, läßt sich anhand einer kleinen Checkliste ermitteln:
1. Wer den Spanier nach 1. e4 e5 2. Sf3 Sc6 3. Lb5 a6 mit Lc6: behandelt, umgeht damit einen gewaltigen Theoriedschungel zugunsten eines überschaubaren Randgebietes. Der Lernaufwand ist entsprechend geringer. Wem es nichts ausmacht, daß er die Bequemlichkeit mit einer gewissen Eintönigkeit erkauft, sollte in Fischers Fußstapfen treten (vgl. Untertitel). Auch der amerikanische Ex-Weltmeister hatte eine auffällige Vorliebe für klare, monothematische Stellungen und galt lange als ein wenig variierender Eröffnungsmuffel.
2. Nach Lc6: dc6: folgt mit großer Regelmäßigkeit bald der Abtausch des weißen d-Bauern gegen den schwarzen e-Bauern. Es resultiert eine Situation, in der Weiß einen kleinen, aber sehr dauerhaften strukturellen Vorteil in Gestalt seiner gesünderen, offensiv einsetzbaren Bauernmajorität erhält.
Weil nun dieser Vorteil sich am allerbesten nach starker Vereinfachung (Figuren-, Damentausch!) ausnutzen läßt, ist die Abtauschvariante in keinem Fall etwas für "Romantiker", die am liebsten dem gegnerischen König direkt an den Kragen wollen, sondern etwas für ausgesprochene Endspielfreunde. In gewisser Weise drängt der Anziehende den Gegner sogar in die Rolle des Spielmachers: Weil Schwarz - vergleichbar der Partei, die einen Isolani besitzt - fortwährend nach Kompensation für die statische Schwäche suchen muß, wird ihm mehr Erfindungsreichtum abverlangt. Dieser Wesenszug der Abtauschvariante ist so deutlich ausgeprägt, daß man seinen persönlichen Spielstil damit auf jeden Fall im Einklang halten sollte.
3. Wie bereits der etwas anmaßende Buchtitel "Gewinnen mit..." insinuiert, wendet sich Soltis allein an Weißspieler. Dies wird dadurch unterstrichen, daß er sich ausschließlich mit seiner (und Fischers) Lieblingsvariante 5. 0-0 auseinandersetzt. Wer sich also als Nachziehender gegen alle Formen der Abtauschvariante wappnen wollte, würde zusätzliche Literatur benötigen. Überspitzt zusammengefaßt: Studierfaule, strategisch-technische Spieler, die alles gern "wegholzen" sind mit dem hier vorgestellten System und mit dieser Neuerscheinung gut beraten. Das Buch enthält einen gängigen, teils fragmentarische, teils komplette Partien umfassenden Theorieteil; ferner ein Kapitel mit sämtlichen neuen Abtauschspaniern Fischers zwischen 1966 und 1972, 85 unkommentierte Ergänzungspartien aus der Zeit von 1987-92 (überwiegend 1991/92) sowie einen einseitigen Anhang mit der neunten Matchpartie von Sveti Stefan vom vergangenen Jahr, die Spasski als Schwarzer gegen Fischer in nur 20 Zügen verlor.
Gerade in diesen Anmerkungen zu dieser Begegnung wird leider offensichtlich, daß Großmeister Soltis nicht immer seriös analysiert, indem er es nämlich unterläßt, die Fehler Spasskis klar herauszuarbeiten: Den drei Ausrufezeichen hinter den Zügen von Weiß steht kein einziges Fragezeichen bei Schwarz gegenüber - man fragt sich vergebens, wie letzterer dennoch so schnell unter die Räder kommen konnte.
Zur Aufmachung des Buches: 1. Äußerliches außen. Zwar war es tatsächlich Bobby Fischer, der die Abtauschvariante in den sechziger Jahren salonfähig machte. Als penetranter Kundenfang mutet es aber derzeit an, wenn sein Name in einem Ad-hoc-Untertitel auf den Umschlag gehievt wird. Bezeichnend ist in diesem Zusammenhang auch der hierzulande schlichtweg falsche, allein durch die Sprache der Werbung forcierte Gebrauch des sächsischen Genitivs ("Fischer's"). 2. Äußerliches innen: Der Text gehorcht im großen und ganzen den Regeln deutscher Orthographie und Interpunktion; Satz und Layout mit ihrem gelungenen Wechselspiel von Fett- und Magersatz lassen an Klarheit nichts zu wünschen übrig und führen den Leser sehr gut; der Preis von rund zwanzig Mark ist angenehm.
Schachreport
Eine gelungene Übersetzung der Originalausgabe "Winning with the Ruy Lopez Exchange Variation", die im gleichen Jahr in Dallas/Texas erschienen ist. Der Verfasser zeigt in acht Kapiteln alle nach 1. e4 e5 2. Sf3 Sc6 3. Lb5 a6 4. Lc6: dc6: 5. 0-0 gebräuchlichen Abspiele, wobei er auf aktuelle Beispiele aus der internationalen Turnierpraxis zurückgreift. Im 9. Kapitel erläutert er anhand von acht gut kommentierten Partien, wie Bobby Fischer die Abtauschvariante behandelt hat ("Fischer's Waffe"), und fügt außerdem die 9. Partie des Wettkampfes Fischer-Spasski hinzu. Die Abhandlungen werden durch 85 unkommentierte Partien der letzten Jahre ergänzt.
Alfred Diel, Schachreport
1. Wer den Spanier nach 1. e4 e5 2. Sf3 Sc6 3. Lb5 a6 mit Lc6: behandelt, umgeht damit einen gewaltigen Theoriedschungel zugunsten eines überschaubaren Randgebietes. Der Lernaufwand ist entsprechend geringer. Wem es nichts ausmacht, daß er die Bequemlichkeit mit einer gewissen Eintönigkeit erkauft, sollte in Fischers Fußstapfen treten (vgl. Untertitel). Auch der amerikanische Ex-Weltmeister hatte eine auffällige Vorliebe für klare, monothematische Stellungen und galt lange als ein wenig variierender Eröffnungsmuffel.
2. Nach Lc6: dc6: folgt mit großer Regelmäßigkeit bald der Abtausch des weißen d-Bauern gegen den schwarzen e-Bauern. Es resultiert eine Situation, in der Weiß einen kleinen, aber sehr dauerhaften strukturellen Vorteil in Gestalt seiner gesünderen, offensiv einsetzbaren Bauernmajorität erhält.
Weil nun dieser Vorteil sich am allerbesten nach starker Vereinfachung (Figuren-, Damentausch!) ausnutzen läßt, ist die Abtauschvariante in keinem Fall etwas für "Romantiker", die am liebsten dem gegnerischen König direkt an den Kragen wollen, sondern etwas für ausgesprochene Endspielfreunde. In gewisser Weise drängt der Anziehende den Gegner sogar in die Rolle des Spielmachers: Weil Schwarz - vergleichbar der Partei, die einen Isolani besitzt - fortwährend nach Kompensation für die statische Schwäche suchen muß, wird ihm mehr Erfindungsreichtum abverlangt. Dieser Wesenszug der Abtauschvariante ist so deutlich ausgeprägt, daß man seinen persönlichen Spielstil damit auf jeden Fall im Einklang halten sollte.
3. Wie bereits der etwas anmaßende Buchtitel "Gewinnen mit..." insinuiert, wendet sich Soltis allein an Weißspieler. Dies wird dadurch unterstrichen, daß er sich ausschließlich mit seiner (und Fischers) Lieblingsvariante 5. 0-0 auseinandersetzt. Wer sich also als Nachziehender gegen alle Formen der Abtauschvariante wappnen wollte, würde zusätzliche Literatur benötigen. Überspitzt zusammengefaßt: Studierfaule, strategisch-technische Spieler, die alles gern "wegholzen" sind mit dem hier vorgestellten System und mit dieser Neuerscheinung gut beraten. Das Buch enthält einen gängigen, teils fragmentarische, teils komplette Partien umfassenden Theorieteil; ferner ein Kapitel mit sämtlichen neuen Abtauschspaniern Fischers zwischen 1966 und 1972, 85 unkommentierte Ergänzungspartien aus der Zeit von 1987-92 (überwiegend 1991/92) sowie einen einseitigen Anhang mit der neunten Matchpartie von Sveti Stefan vom vergangenen Jahr, die Spasski als Schwarzer gegen Fischer in nur 20 Zügen verlor.
Gerade in diesen Anmerkungen zu dieser Begegnung wird leider offensichtlich, daß Großmeister Soltis nicht immer seriös analysiert, indem er es nämlich unterläßt, die Fehler Spasskis klar herauszuarbeiten: Den drei Ausrufezeichen hinter den Zügen von Weiß steht kein einziges Fragezeichen bei Schwarz gegenüber - man fragt sich vergebens, wie letzterer dennoch so schnell unter die Räder kommen konnte.
Zur Aufmachung des Buches: 1. Äußerliches außen. Zwar war es tatsächlich Bobby Fischer, der die Abtauschvariante in den sechziger Jahren salonfähig machte. Als penetranter Kundenfang mutet es aber derzeit an, wenn sein Name in einem Ad-hoc-Untertitel auf den Umschlag gehievt wird. Bezeichnend ist in diesem Zusammenhang auch der hierzulande schlichtweg falsche, allein durch die Sprache der Werbung forcierte Gebrauch des sächsischen Genitivs ("Fischer's"). 2. Äußerliches innen: Der Text gehorcht im großen und ganzen den Regeln deutscher Orthographie und Interpunktion; Satz und Layout mit ihrem gelungenen Wechselspiel von Fett- und Magersatz lassen an Klarheit nichts zu wünschen übrig und führen den Leser sehr gut; der Preis von rund zwanzig Mark ist angenehm.
Schachreport
Eine gelungene Übersetzung der Originalausgabe "Winning with the Ruy Lopez Exchange Variation", die im gleichen Jahr in Dallas/Texas erschienen ist. Der Verfasser zeigt in acht Kapiteln alle nach 1. e4 e5 2. Sf3 Sc6 3. Lb5 a6 4. Lc6: dc6: 5. 0-0 gebräuchlichen Abspiele, wobei er auf aktuelle Beispiele aus der internationalen Turnierpraxis zurückgreift. Im 9. Kapitel erläutert er anhand von acht gut kommentierten Partien, wie Bobby Fischer die Abtauschvariante behandelt hat ("Fischer's Waffe"), und fügt außerdem die 9. Partie des Wettkampfes Fischer-Spasski hinzu. Die Abhandlungen werden durch 85 unkommentierte Partien der letzten Jahre ergänzt.
Alfred Diel, Schachreport