Artikelnummer
LXSEIKW
Kingwalks
Paths of Glory
Eigenschaften
288 Seiten, kartoniert, Russell Enterprises, 1. Auflage 2021
The Fearsome Fascination of Kingwalks!
Marching your king across the board at times right through or into enemy lines may be both exhilarating and terrifying. Nothing may be quite as satisfying as a majestic kingwalk across the board which brings you glorious victory. And nothing as tragicomic as a needless journey ending in epic failure.
Chessplayers are fascinated by kingwalks, perhaps because of their inherent contradiction and even implausibility. The most important and vulnerable chess piece does something other than trying to remain safe.
Topics include: Kingwalks to Prepare an Attack; Kingwalks in Anticipation of an Endgame; Kingwalks to Defend Key Points; Kingwalks to Attack Key Points or Pieces; Mating Attacks; Escaping to Safety Across the Board; Escaping to Safety Up the Board; Kingwalks in the Opening; Kingwalks in the Endgame; Double Kingwalks; and Unsuccessful Kingwalks.
For sheer entertainment as well as instructive value, the kingwalk is transcendent!
Executing a successful kingwalk has the power to make a chessplayer happy and the same can be said about playing over the many beautiful examples in this book. Enjoy!
From the Foreword by Hans Ree
American grandmaster Yasser Seirawan is a four-time U.S. champion. He also won the World Junior Championship in 1979. He is one of the best-selling chess authors and is considered one of the top commentators for games broadcast on the web.
Canadian master Bruce Harper has been champion of British Columbia many times and has also participated in several Canadian championships. He is the co-author with Yasser Seirawan of the highly acclaimed three-volume series, Chess on the Edge, chronicling the career of Canadian grandmaster Duncan Suttles. He is also co-author, with American grandmaster Hikaru Nakamura, of Bullet Chess: One Minute to Mate.
Marching your king across the board at times right through or into enemy lines may be both exhilarating and terrifying. Nothing may be quite as satisfying as a majestic kingwalk across the board which brings you glorious victory. And nothing as tragicomic as a needless journey ending in epic failure.
Chessplayers are fascinated by kingwalks, perhaps because of their inherent contradiction and even implausibility. The most important and vulnerable chess piece does something other than trying to remain safe.
Topics include: Kingwalks to Prepare an Attack; Kingwalks in Anticipation of an Endgame; Kingwalks to Defend Key Points; Kingwalks to Attack Key Points or Pieces; Mating Attacks; Escaping to Safety Across the Board; Escaping to Safety Up the Board; Kingwalks in the Opening; Kingwalks in the Endgame; Double Kingwalks; and Unsuccessful Kingwalks.
For sheer entertainment as well as instructive value, the kingwalk is transcendent!
Executing a successful kingwalk has the power to make a chessplayer happy and the same can be said about playing over the many beautiful examples in this book. Enjoy!
From the Foreword by Hans Ree
American grandmaster Yasser Seirawan is a four-time U.S. champion. He also won the World Junior Championship in 1979. He is one of the best-selling chess authors and is considered one of the top commentators for games broadcast on the web.
Canadian master Bruce Harper has been champion of British Columbia many times and has also participated in several Canadian championships. He is the co-author with Yasser Seirawan of the highly acclaimed three-volume series, Chess on the Edge, chronicling the career of Canadian grandmaster Duncan Suttles. He is also co-author, with American grandmaster Hikaru Nakamura, of Bullet Chess: One Minute to Mate.
EAN | 9781949859386 |
---|---|
Gewicht | 390 g |
Hersteller | Russell Enterprises |
Breite | 15,2 cm |
Höhe | 22,8 cm |
Medium | Buch |
Erscheinungsjahr | 2021 |
Autor | Yasser SeirawanBruce Harper |
Sprache | Englisch |
Auflage | 1 |
ISBN-13 | 9781949859386 |
Seiten | 288 |
Einband | kartoniert |
005 Introduction
011 Foreword by Hans Ree
013 Chapter 1) Kingwalks to Prepare an Attack
026 Chapter 2) Kingwalks in Anticipation of an Endgame
035 Chapter 3) Kingwalks to Defend Key Points
046 Chapter 4) Kingwalks to Attack Key Points or Pieces
056 Chapter 5) Mating Attacks
069 Chapter 6) Escaping to Safety Across the Board
080 Chapter 7) Escaping to Safety Up the Board
105 Chapter 8) Kingwalks in the Opening
121 Chapter 9) Kingwalks in the Endgame
128 Chapter 10) Double Kingwalks
136 Chapter 11) Unsuccessful Kingwalks
149 Chapter 12) Wilhelm Steinitz
156 Chapter 13) Aron Nimzowitsch
168 Chapter 14) Tigran Petrosian
200 Chapter 15) Duncan Suttles
212 Chapter 16) Yasser Seirawan
246 Chapter 17) Recent Examples
288 Bibliography
011 Foreword by Hans Ree
013 Chapter 1) Kingwalks to Prepare an Attack
026 Chapter 2) Kingwalks in Anticipation of an Endgame
035 Chapter 3) Kingwalks to Defend Key Points
046 Chapter 4) Kingwalks to Attack Key Points or Pieces
056 Chapter 5) Mating Attacks
069 Chapter 6) Escaping to Safety Across the Board
080 Chapter 7) Escaping to Safety Up the Board
105 Chapter 8) Kingwalks in the Opening
121 Chapter 9) Kingwalks in the Endgame
128 Chapter 10) Double Kingwalks
136 Chapter 11) Unsuccessful Kingwalks
149 Chapter 12) Wilhelm Steinitz
156 Chapter 13) Aron Nimzowitsch
168 Chapter 14) Tigran Petrosian
200 Chapter 15) Duncan Suttles
212 Chapter 16) Yasser Seirawan
246 Chapter 17) Recent Examples
288 Bibliography
Grundsätzlich behütet man den eigenen König im Schachspiel wie einen Schatz. Er wird in Sicherheit gehalten und vor dem Zugriff des Gegners bewahrt. Doch in bestimmten Situationen wird aus diesem phlegmatischen Herrn ein Krieger, der mit seiner ganzen Kraft am Kampf teilnimmt. Dazu unternimmt er dann auch schon mal lange Wanderungen. Aber nicht nur aus diesem Grund macht er sich bisweilen auf die Socken, sondern auch um weiter als Schatz sicher bewahrt werden zu können, z.B. wenn die anderen Kräfte sich mehr auf Angriff als auf Verteidigung verlegen.
Ohne einen klaren Grund für einen Ausflug bleibt der König mit seinem Wanderstab aber besser daheim, denn seine langen Wanderungen sind nicht Selbstzweck. Hält er sich nicht daran, gebührt ihm zwar eine Auszeichnung mit der goldenen Wandernadel, aber die Chancen seiner Partei auf eine Niederlage sind groß.
Mit ihrem Buch „Kingwalks“ widmen sich der US-amerikanische GM Yasser Seirawan und sein Co-Autor Bruce Harper, Meisterspieler aus Kanada, der Königswanderung im Schach anhand von zahlreichen Beispielen. Das Buch ist bereits 2021 bei Russell Enterprises erschienen, ist aber zeitlos. Es ist in 17 Kapitel gegliedert, die sich 3 Schwerpunktthemen zuordnen lassen.
Die Kapitel 1 bis 7 befassen sich mit den verschiedenen Gründen, die den Spieler zur Königswanderung veranlassen. Hier geht es u.a. um die Wanderung zur Vorbereitung eines Angriffs, zur Vorbereitung auf das Endspiel oder zur Verteidigung von Schlüsselfeldern.
In den Kapiteln 8 bis 11 geht es um die Wanderungen in der Eröffnung bzw. im Endspiel, um beiderseitige Königswanderungen und Wanderungen, denen der Erfolg versagt blieb.
Die Kapitel 12 bis 17 widmen sich Spielern, die sich mit Königswanderungen einen Namen gemacht haben, von Steinitz über Nimzowitsch bis hin zu Seirawan selbst. Das 17. Kapitel zeigt Beispiele aus der Gegenwart mit verschiedenen Spielern, die ihren König auf den Weg schickten.
„Kingwalks“ bietet dem Leser vor allem 2 Dinge an, die er sich mit dem Werk verschaffen kann. Diese sind:
- Ausgezeichnete Unterhaltung. Die Autoren präsentieren ausgesuchte und entsprechend unterhaltsame Beispiele von Königswanderungen aus der Turnierpraxis von mehr als 150 Jahren. Ihre Kommentare konzentrieren sich auf das Schachgeschehen, aber nicht im Stil eines Lehrbuches, sondern eher erzählend, gelegentlich plaudernd. Varianten haben sie spärlich eingebaut.
- Knowhow. Die Autoren wollen zwar kein Lehrbuch über Königswanderungen anbieten, und doch kann sich der Leser wertvolles Wissen darüber aneignen. Dies geschieht sowohl im Rahmen von Einführungen zu Kapiteln als auch eben in der Kommentierung der Beispiele. Teilweise sind die Informationen grundlegender Natur, z.B. indem sie, manchmal auch in der Form einer Aufzählung, Voraussetzungen zusammenstellen, unter denen eine Königswanderung zu einem bestimmten Zweck erfolgversprechend in Betracht kommen kann.
Die Partien, denen die Buchbeispiele entnommen sind, stammen ganz überwiegend aus der Meisterpraxis und sind zumeist in meiner Datenbank zu finden. Dies gilt auch für jene Beispiele außerhalb der Kapitel 12 bis 17, die einzelnen bekannten Spielern gewidmet sind. Die Partien sind entsprechend bekannt, die Kommentierung und deren Schwerpunkte sind jedoch neu. Die hier vorliegende Zusammenstellung ist entsprechend neu.
Ich habe mir einige Beispiele genau ansehen. Dies habe ich am Bildschirm und ohne Nutzung eines realen Brettes gemacht. Das Filtern aus der Datenbank war in beinahe allen Fällen einfach. „Kingwalks“ gibt zu den Beispielen neben den Spielernamen auch das Jahr an, in dem die Partie gespielt worden ist. Das Buch kann entsprechend sehr bequem am Bildschirm durchgegangen werden.
Seirawan und Harper schreiben in ihrer Muttersprache Englisch. Gelegentlich ist dies auch am verwendeten Wortschatz zu erkennen, indem in Schachbüchern weniger geläufige Begriffe verwendet werden, deren Bedeutung ich manchmal auch nachschauen musste. Dennoch sind die Anforderungen an die Fremdsprachenkenntnisse des Lesers nicht so hoch, dass sie nicht mit üblichem Schulenglisch bewältigt werden könnten.
Fazit: „Kingwalks“ ist ein zugleich unterhaltsames und lehrreiches Werk, auch wenn es kein „echtes“ Lehrbuch sein will. Es beleuchtet die Formen der Königswanderungen im Schach, zeigt deren Schönheit und gibt dem Leser zahlreiche Informationen an die Hand, mit denen er an seiner Spielstärke feilen kann.
Uwe Bekemann
November 2023
ROYALE SPRITZTOUREN
Als Radosław Wojtaszek einmal nach seiner besten Partie gefragt wurde, nannte er eine Niederlage gegen Navara. Der Tscheche war mit seinem König bei vollem Brett auf die gegnerische Grundgestürmt, was einen so großen ästhetischen Reiz entfaltete, dass sich sogar ein Weltklassespieler wie Wojtaszek dem nicht entziehen konnte, obwohl er auf der falschen Seite des Brettes saß.
Eigentlich wundert es, dass bislang einem so spektakulären Thema nur wenige systematische Untersuchung gewidmet wurden. Krabbé in seinen Schaakkuriosa und Mednis in seinem King in the Middlegame haben Königswanderungen lange Kapitel gewidmet. 2017 erschien mit The King is a Powerful Piece von Gyozalyan die erste monographische Bearbeitung dazu. Mit dem im letzten Jahr bei Russell Enterprises erschienenen Kingwalks. Paths of Glory haben Seirawan und Harper nun mit fast 300 Seiten das bislang umfangreichste Werk dazu vorgelegt.
Bei Königswanderungen denkt man gewöhnlich an Monarchen, die durch Opfer ins Freie und dann übers Brett getrieben und schließlich Matt gesetzt werden. Doch in Kingwalks geht es ausschließlich um intendierte Königsmärsche, die häufig in der Praxis übersehen werden, weil das Sicherheitsbedürfnis im schachlichen Denken mächtig verankert ist und der König im Mittelspiel als passive Figur gilt. Die Autoren verschweigen nicht, dass solche „Spritztouren” mit einem erheblichen Risiko verbunden sind und nicht selten im Verderben enden.
Es ist nicht leicht, Königswanderungen zu klassiweil damit oft unterschiedliche Ziele gleichzeitig verfolgt werden. Dennoch unterscheiden die Autoren zehn verschiedene Aspekte. Das letzte Kapitel mit Beispielen aus der jüngsten Praxis erinnert daran, dass das Thema auch im modernen Schach Relevanz besitzt.
Besonders reizvoll sind Königswanderungen, wenn der König bei vollem Brett zum Sargnagel wird und dabei entscheidend hilft, seinen Kontrahenten matt zu setzen. In statischen Stellungen, in denen eine Partei die Kontrolle hat und entscheiden kann, wann die Position geöffnet wird, kann die Königsstellung durch teils lange Wanderungen von einer zur anderen Brettseite verwerden. Petrosjan ist einer der großen Spezialisten solch ruhiger Königsmärsche gewesen. Ein weiterer Aspekt sind kleinere „Ausflüge”, wenn der König einen schwachen Punkt befestigen muss. Schließlich kann ein Königsmarsch bereits ein bevorstehendes Endspiel antizipieren, in dem der Einfluss des Monarchs entscheidend verbessert wird. Ein Kapitel befasst sich mit Königsmärschen in der Eröffnungsphase, die für Steinitz‘ Königsgambit typisch waren, ein anderes mit solchen, die im Endspiel vorkommen, wo sie zur Standardgehören.
Einige Partien sind in KARL schon tiefer und mit anderem Ergebnis analysiert worden als in Kingwalks, wie Navara - Wojtaszek oder in dieser Ausgabe Short - Timman, aber dies zeigt auch, dass es bei diesen komplizierten, langManövern selbst mit modernen Schachprogrammen nicht leicht ist, alle Geheimnisse zu lüften.
Die Autoren porträtieren in der zweiten Hälfte des Buches mit Steinitz, Nimzowitsch, Petrosjan, Suttles sowie dem Autor Seirawan selbst, einige Experten für Königswanderungen. Während man Steinitz, der einst postulierte, der König könne sich recht gut allein verteidigen, in dieser Reihe erwarten konnte, mag Nimzowitsch, der eine positionelle Doktrin vertrat, etwas überraschen. Doch während sich Steinitz‘ König ins Getümmel stürzte, geht es bei Nimzowitsch fast immer um die Sicherheit des Königs. Petrosjan, der Spieler, der vielleicht am ehesten mit Königswanderungen assoziiert wird, hat in seiner Karriere oft langfristige strategische Königsmanöver verwirklicht. Während der neunte Weltmeister sein positionelles Verständnis verwendete, die Gefahr zu vermachte der originelle kanadische Spieler Suttles genau das Gegenteil. Und Seirawan hat in erstaunlich vielen Partien sein Rochaderecht für einen kleinen Spaziergang des Königs ein
Das Verdienst der Autoren ist es, die wohl bislang größte Sammlung von Königswanderungen im Mittelspiel zusammengetragen und einen seltenen positionellen Aspekt systematisch dargestellt und kategorisiert zu haben. Dadurch wird das Buch über das ästhetische Vergnügen hinaus zu einem strategischen Lehrmittel. Auch wenn diese Königswanderungen im Mittelspiel recht selten vorkommen, sollte man diese Option immer im Hinterkopf behalten. Ein Spieler wie Petrosjan hätte die Möglichkeiten seines Monarchen nie vergessen.
Harry Schaack,
KARL 4/2022
Ohne einen klaren Grund für einen Ausflug bleibt der König mit seinem Wanderstab aber besser daheim, denn seine langen Wanderungen sind nicht Selbstzweck. Hält er sich nicht daran, gebührt ihm zwar eine Auszeichnung mit der goldenen Wandernadel, aber die Chancen seiner Partei auf eine Niederlage sind groß.
Mit ihrem Buch „Kingwalks“ widmen sich der US-amerikanische GM Yasser Seirawan und sein Co-Autor Bruce Harper, Meisterspieler aus Kanada, der Königswanderung im Schach anhand von zahlreichen Beispielen. Das Buch ist bereits 2021 bei Russell Enterprises erschienen, ist aber zeitlos. Es ist in 17 Kapitel gegliedert, die sich 3 Schwerpunktthemen zuordnen lassen.
Die Kapitel 1 bis 7 befassen sich mit den verschiedenen Gründen, die den Spieler zur Königswanderung veranlassen. Hier geht es u.a. um die Wanderung zur Vorbereitung eines Angriffs, zur Vorbereitung auf das Endspiel oder zur Verteidigung von Schlüsselfeldern.
In den Kapiteln 8 bis 11 geht es um die Wanderungen in der Eröffnung bzw. im Endspiel, um beiderseitige Königswanderungen und Wanderungen, denen der Erfolg versagt blieb.
Die Kapitel 12 bis 17 widmen sich Spielern, die sich mit Königswanderungen einen Namen gemacht haben, von Steinitz über Nimzowitsch bis hin zu Seirawan selbst. Das 17. Kapitel zeigt Beispiele aus der Gegenwart mit verschiedenen Spielern, die ihren König auf den Weg schickten.
„Kingwalks“ bietet dem Leser vor allem 2 Dinge an, die er sich mit dem Werk verschaffen kann. Diese sind:
- Ausgezeichnete Unterhaltung. Die Autoren präsentieren ausgesuchte und entsprechend unterhaltsame Beispiele von Königswanderungen aus der Turnierpraxis von mehr als 150 Jahren. Ihre Kommentare konzentrieren sich auf das Schachgeschehen, aber nicht im Stil eines Lehrbuches, sondern eher erzählend, gelegentlich plaudernd. Varianten haben sie spärlich eingebaut.
- Knowhow. Die Autoren wollen zwar kein Lehrbuch über Königswanderungen anbieten, und doch kann sich der Leser wertvolles Wissen darüber aneignen. Dies geschieht sowohl im Rahmen von Einführungen zu Kapiteln als auch eben in der Kommentierung der Beispiele. Teilweise sind die Informationen grundlegender Natur, z.B. indem sie, manchmal auch in der Form einer Aufzählung, Voraussetzungen zusammenstellen, unter denen eine Königswanderung zu einem bestimmten Zweck erfolgversprechend in Betracht kommen kann.
Die Partien, denen die Buchbeispiele entnommen sind, stammen ganz überwiegend aus der Meisterpraxis und sind zumeist in meiner Datenbank zu finden. Dies gilt auch für jene Beispiele außerhalb der Kapitel 12 bis 17, die einzelnen bekannten Spielern gewidmet sind. Die Partien sind entsprechend bekannt, die Kommentierung und deren Schwerpunkte sind jedoch neu. Die hier vorliegende Zusammenstellung ist entsprechend neu.
Ich habe mir einige Beispiele genau ansehen. Dies habe ich am Bildschirm und ohne Nutzung eines realen Brettes gemacht. Das Filtern aus der Datenbank war in beinahe allen Fällen einfach. „Kingwalks“ gibt zu den Beispielen neben den Spielernamen auch das Jahr an, in dem die Partie gespielt worden ist. Das Buch kann entsprechend sehr bequem am Bildschirm durchgegangen werden.
Seirawan und Harper schreiben in ihrer Muttersprache Englisch. Gelegentlich ist dies auch am verwendeten Wortschatz zu erkennen, indem in Schachbüchern weniger geläufige Begriffe verwendet werden, deren Bedeutung ich manchmal auch nachschauen musste. Dennoch sind die Anforderungen an die Fremdsprachenkenntnisse des Lesers nicht so hoch, dass sie nicht mit üblichem Schulenglisch bewältigt werden könnten.
Fazit: „Kingwalks“ ist ein zugleich unterhaltsames und lehrreiches Werk, auch wenn es kein „echtes“ Lehrbuch sein will. Es beleuchtet die Formen der Königswanderungen im Schach, zeigt deren Schönheit und gibt dem Leser zahlreiche Informationen an die Hand, mit denen er an seiner Spielstärke feilen kann.
Uwe Bekemann
November 2023
ROYALE SPRITZTOUREN
Als Radosław Wojtaszek einmal nach seiner besten Partie gefragt wurde, nannte er eine Niederlage gegen Navara. Der Tscheche war mit seinem König bei vollem Brett auf die gegnerische Grundgestürmt, was einen so großen ästhetischen Reiz entfaltete, dass sich sogar ein Weltklassespieler wie Wojtaszek dem nicht entziehen konnte, obwohl er auf der falschen Seite des Brettes saß.
Eigentlich wundert es, dass bislang einem so spektakulären Thema nur wenige systematische Untersuchung gewidmet wurden. Krabbé in seinen Schaakkuriosa und Mednis in seinem King in the Middlegame haben Königswanderungen lange Kapitel gewidmet. 2017 erschien mit The King is a Powerful Piece von Gyozalyan die erste monographische Bearbeitung dazu. Mit dem im letzten Jahr bei Russell Enterprises erschienenen Kingwalks. Paths of Glory haben Seirawan und Harper nun mit fast 300 Seiten das bislang umfangreichste Werk dazu vorgelegt.
Bei Königswanderungen denkt man gewöhnlich an Monarchen, die durch Opfer ins Freie und dann übers Brett getrieben und schließlich Matt gesetzt werden. Doch in Kingwalks geht es ausschließlich um intendierte Königsmärsche, die häufig in der Praxis übersehen werden, weil das Sicherheitsbedürfnis im schachlichen Denken mächtig verankert ist und der König im Mittelspiel als passive Figur gilt. Die Autoren verschweigen nicht, dass solche „Spritztouren” mit einem erheblichen Risiko verbunden sind und nicht selten im Verderben enden.
Es ist nicht leicht, Königswanderungen zu klassiweil damit oft unterschiedliche Ziele gleichzeitig verfolgt werden. Dennoch unterscheiden die Autoren zehn verschiedene Aspekte. Das letzte Kapitel mit Beispielen aus der jüngsten Praxis erinnert daran, dass das Thema auch im modernen Schach Relevanz besitzt.
Besonders reizvoll sind Königswanderungen, wenn der König bei vollem Brett zum Sargnagel wird und dabei entscheidend hilft, seinen Kontrahenten matt zu setzen. In statischen Stellungen, in denen eine Partei die Kontrolle hat und entscheiden kann, wann die Position geöffnet wird, kann die Königsstellung durch teils lange Wanderungen von einer zur anderen Brettseite verwerden. Petrosjan ist einer der großen Spezialisten solch ruhiger Königsmärsche gewesen. Ein weiterer Aspekt sind kleinere „Ausflüge”, wenn der König einen schwachen Punkt befestigen muss. Schließlich kann ein Königsmarsch bereits ein bevorstehendes Endspiel antizipieren, in dem der Einfluss des Monarchs entscheidend verbessert wird. Ein Kapitel befasst sich mit Königsmärschen in der Eröffnungsphase, die für Steinitz‘ Königsgambit typisch waren, ein anderes mit solchen, die im Endspiel vorkommen, wo sie zur Standardgehören.
Einige Partien sind in KARL schon tiefer und mit anderem Ergebnis analysiert worden als in Kingwalks, wie Navara - Wojtaszek oder in dieser Ausgabe Short - Timman, aber dies zeigt auch, dass es bei diesen komplizierten, langManövern selbst mit modernen Schachprogrammen nicht leicht ist, alle Geheimnisse zu lüften.
Die Autoren porträtieren in der zweiten Hälfte des Buches mit Steinitz, Nimzowitsch, Petrosjan, Suttles sowie dem Autor Seirawan selbst, einige Experten für Königswanderungen. Während man Steinitz, der einst postulierte, der König könne sich recht gut allein verteidigen, in dieser Reihe erwarten konnte, mag Nimzowitsch, der eine positionelle Doktrin vertrat, etwas überraschen. Doch während sich Steinitz‘ König ins Getümmel stürzte, geht es bei Nimzowitsch fast immer um die Sicherheit des Königs. Petrosjan, der Spieler, der vielleicht am ehesten mit Königswanderungen assoziiert wird, hat in seiner Karriere oft langfristige strategische Königsmanöver verwirklicht. Während der neunte Weltmeister sein positionelles Verständnis verwendete, die Gefahr zu vermachte der originelle kanadische Spieler Suttles genau das Gegenteil. Und Seirawan hat in erstaunlich vielen Partien sein Rochaderecht für einen kleinen Spaziergang des Königs ein
Das Verdienst der Autoren ist es, die wohl bislang größte Sammlung von Königswanderungen im Mittelspiel zusammengetragen und einen seltenen positionellen Aspekt systematisch dargestellt und kategorisiert zu haben. Dadurch wird das Buch über das ästhetische Vergnügen hinaus zu einem strategischen Lehrmittel. Auch wenn diese Königswanderungen im Mittelspiel recht selten vorkommen, sollte man diese Option immer im Hinterkopf behalten. Ein Spieler wie Petrosjan hätte die Möglichkeiten seines Monarchen nie vergessen.
Harry Schaack,
KARL 4/2022
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