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LXEHNSMA

SMadness

Von Schönheit und Schrecken des Schachspiels

608 Seiten, gebunden mit Leseband, Album Verlag, 1. Auflage 2022

36,00 €
Inkl. MwSt., zzgl. Versandkosten
Final vergriffen
Auf Seite 1196 in "Zettels Traum" von Arno Schmidt findet sich der seltsame Ausdruck SMadness - ein Wort, das wie kein anderes das Schachspiel charakterisiert: Gleichzeitig lesbar als Verrücktheit wie Melancholie, vermittelt es die spielerischeSimultaneität von Überschwang und Traurigkeit, gefährlicher Leidenschaft und purer Freude.

SMadness ist Titel wie Leitmotiv des Buches, in dem die beiden Autoren in 180 Episoden eine Geschichte des Schachspiels erzählen - als eine labyrinthische Geschichte der Außenseiter wie der großen Meister, des Scheiterns ebenso wie des Triumphierens. Berichtet wird unter anderem vom Ursprung des Spiels in Indien und Persien, von den Wahlverwandtschaften des Spiels zu Philosophie, Literatur, Kunst und Musik, vom Überschreiten der Grenze zwischen Genie und Wahnsinn, vom Kampf der Geschlechter und nicht zuletzt von den vielen kulturellen Passagen und Räumen, die das Schachspiel im Laufe seiner Reisen durchquerte. Unter allen Spielen nimmt das Schachspiel eine besondere Stellung ein. Schach wird auf Königs- wie auf Hinterhöfen gespielt, von reichen Prinzessinnen ebenso wie von bettelarmen Emigranten. Es ist eine weltweit verstandene Sprache, eine tragbare Heimat, bestehend aus einem Brett mit 64 Feldern, einer Handvoll Figuren und klaren Regeln.

Die Kapitel sind acht Abschnitten zugeordnet, das Buch erlaubt jedoch viele Leserichtungen. Eingerahmt werden die einzelnen Kapitel, die in Kurzfassungen schon in Fachzeitschriften und in Tageszeitungen (Der Standard) erschienen sind, von einer Einleitung und einem ausführlichen Personenregister. Mit über hundert ganzseitigen Abbildungen erzählt das Buch auch eine universelle Bildgeschichte des königlichen Spiels von seinen Anfängen bis zur Gegenwart.
Weitere Informationen
EAN 9783851642124
Gewicht 1,1 kg
Hersteller Album Verlag
Breite 14,8 cm
Höhe 23,8 cm
Medium Buch
Erscheinungsjahr 2022
Autor Michael EhnErnst Strouhal
Sprache Deutsch
Auflage 1
ISBN-13 978-3-85164-212-4
Seiten 608
Einband gebunden mit Leseband
Es geschieht nur selten, dass die Neuerscheinung eines Schachbuchs mit einer großen Rahmenveranstaltung begangen wird, wie das kürzlich bei SMadness. Von Schönheit und Schrecken des Schachspiels von Michael Ehn und Ernst Strouhal geschah. In Wien initiierte der Album Verlag in der Wirkungsstätte Strouhals, der Angewandten in Wien, im spektakulären Audimax der Uni neben der Vorstellung des neuen Buches eine Simultanveranstaltung an 30 Brettern von Regina Theissl-Pokorná, der stärksten Spielerin des Landes. Auch der Präsident des Österreichischen Schachbundes Dr. Christof Tschohl, der zu den Rednern zählte, sorgte für einen angemessenen Rahmen.
Dass der große Förderer der Arno Schmidt-Jan Philipp Reemtsma, die Veranstaltung ebenfalls beehrte, kam nicht von ungefähr. Denn der Titel des Buches, SMadness, ist ein Begriff, der sich in Arno Schmidts Mammutwerk Zettels Traum findet. Er drückt „die Simultaneität von Überschwang und Traurigkeit” aus, die für das schachliche Siegen und Verlieren charakteristisch sein mag.
Die Anthologie von 180 Kolumnen, vor allem im Standard, aber auch im KARL erschienen, bietet einen kleinen Überblick über das mehr als 30-jährige Schaffen der beiden Autoren. Obgleich der sehr schön gemachte Band, ausgestattet mit zahlreichen sehenswerten Fotos, über 600 Seiten stark ist, handelt es sich nur um einen Bruchteil dessen, was die beiden Autoren eingedenk eines wöchentlichen Erscheinungsrhythmus geschaffen haben.
SMadness versammelt kleine literarische Gemmen, die nicht weniger als die ganze Welt mit dem Schach verbinden. Oder, wie es die Autoren im Vorwort ausdrücken: Schach ist „ein überaus flexibel und verlässlich funktionierender Geschichtsgenerator”. Das Buch zeigt nicht nur die schönen Fassaden, sondern gibt auch Einblick in die „Hinterhöfe des Spiels”.
Die Autoren haben ihre Geschichten in acht Kapitel thematisch geordnet, fordern aber dazu auf, eigene Wege zu bestreiten. Anders als in Julio Cortázars Rayuela, wo der Autor einen alternativen Weg durch das Buch vorschlägt, gibt es in SMadness, wie im Labyrinth einer Schachpartie, unzählige solcher neu zu schaffenden Kontexte. Ein Buch, in dem man sich verlieren kann.
Im Rahmen der Simultanveranstaltung realisierten Margarete Jahrmann, Professorin an der Angewandten, und der Medienkünstler Thomas Wagenein spannendes Kunstprojekt. Einer der Teilnehmer trug während des Simultans eine EEG-Haube (s.o.), mit dem seine Hirnströme an Dutzenden Punkten gemessen wurden. Die aufgezeichneten Alphawellen übertrug man auf den berühmten Film Chess Fever von Wsewolod Pudowkin, der 1925 im Rahmen des großen Moskauer Schachturniers entstand. Der in einer Endlosschleife laufende Film wurde analog zu den Messpunkten horizontal in Bandstreifen zerlegt, die sich je nach Ausschlag der EEG-Kurven schneller oder langbewegten, sodass die Filmspuren irgendwann ineinander verschoben waren. Damit entstand ein ästhetisches Abbild des Denkdes Schachspielers. Implizit wird dabei allerdings mit der objektiven Messbarkeit physischer Vorgänge gespielt, denn viele Ausschläge entstehen nicht durch die Konzentration aufs Schach, sondern durch andere Sinnesücke.
Der Event endete erst nach 23 Uhr, als der Letzte der weit über hundert Gäste gegangen war. Eine Buchpräsentation, wie man sie sich im Schachbereich öfter wünschen würde.
Harry Schaack
KARL 2/2022