Artikelnummer
LXTIMTUAK
Autor
The Unstoppable American (pb)
Bobby Fischer’s Road to Reykjavik
256 Seiten, kartoniert, New in Chess, 1. Auflage 2021
Initially things looked gloomy for Bobby Fischer. Because he had refused to participate in the 1969 US Championship, he had missed his chance to qualify for the 1970 Interzonal Tournament in Palma de Mallorca. Only when another American, Pal Benko, withdrew in his favour, and after the officials were willing to bend the rules, could Bobby enter the contest. And begin his phenomenal run that would end with the Match of the Century in Reykjavik against World Champion Boris Spassky.
Fischer started out by sweeping the field at the 23-round Palma Interzonal to qualify for the next stage of the cycle. In the Candidates Matches he first faced Mark Taimanov, in Vancouver. Fischer trounced the Soviet ace, effectively ending Taimanov’s career. Then, a few months later in Denver, he was up against Bent Larsen, the Great Dane. Fischer annihilated him, too. The surreal score in those two matches, twice 6-0, flabbergasted chess fans all over the world.
In the ensuing Candidates Final in Buenos Aires, Fischer also made short shrift of former World Champion Tigran Petrosian, beating the hyper-solid ‘Armenian Tiger’ 6½-2½. Altogether, Fischer had scored an incredible 36 points from 43 games against many of the world’s best players, including a streak of 19 consecutive wins. Bobby Fischer had become not just a national hero in the US, but a household name with pop-star status all over the world.
Jan Timman chronicles the full story of Fischer’s sensational run and takes a fresh look at the games. The annotations are in the author’s trademark lucid style, that happy mix of colourful background information and sharp, crystal-clear explanations.
Jan Timman is the author of many bestselling books. His Timman’s Titans won the 2017 ECF Book of the Year Award. In The Longest Game, Timman revisited the epic rivalry between Garry Kasparov and Anatoly Karpov. His most recent book Timman’s Triumphs: My 100 Best Games again met with wide acclaim.
Fischer started out by sweeping the field at the 23-round Palma Interzonal to qualify for the next stage of the cycle. In the Candidates Matches he first faced Mark Taimanov, in Vancouver. Fischer trounced the Soviet ace, effectively ending Taimanov’s career. Then, a few months later in Denver, he was up against Bent Larsen, the Great Dane. Fischer annihilated him, too. The surreal score in those two matches, twice 6-0, flabbergasted chess fans all over the world.
In the ensuing Candidates Final in Buenos Aires, Fischer also made short shrift of former World Champion Tigran Petrosian, beating the hyper-solid ‘Armenian Tiger’ 6½-2½. Altogether, Fischer had scored an incredible 36 points from 43 games against many of the world’s best players, including a streak of 19 consecutive wins. Bobby Fischer had become not just a national hero in the US, but a household name with pop-star status all over the world.
Jan Timman chronicles the full story of Fischer’s sensational run and takes a fresh look at the games. The annotations are in the author’s trademark lucid style, that happy mix of colourful background information and sharp, crystal-clear explanations.
Jan Timman is the author of many bestselling books. His Timman’s Titans won the 2017 ECF Book of the Year Award. In The Longest Game, Timman revisited the epic rivalry between Garry Kasparov and Anatoly Karpov. His most recent book Timman’s Triumphs: My 100 Best Games again met with wide acclaim.
EAN | 9789056919788 |
---|---|
Gewicht | 480 g |
Hersteller | New in Chess |
Breite | 17 cm |
Höhe | 23,5 cm |
Medium | Buch |
Erscheinungsjahr | 2021 |
Autor | Jan Timman |
Auflage | 1 |
ISBN-13 | 9789056919788 |
Seiten | 256 |
Einband | kartoniert |
006 Explanation of symbols
007 Preface
009 Prologue
013 Chapter 1 The road to Palma
073 Chapter 2 Palma de Mallorca
149 Chapter 3 The match versus Mark Taimanov
179 Chapter 4 The match versus Bent Larsen
199 Chapter 5 The match versus Tigran Petrosian
247 Index of openings
249 Index of names
253 Bibliography
007 Preface
009 Prologue
013 Chapter 1 The road to Palma
073 Chapter 2 Palma de Mallorca
149 Chapter 3 The match versus Mark Taimanov
179 Chapter 4 The match versus Bent Larsen
199 Chapter 5 The match versus Tigran Petrosian
247 Index of openings
249 Index of names
253 Bibliography
Wenn ein Buch über einen Sportler den Titel „The Unstoppable American” trägt und man keine weiteren Informationen, um wen es darin geht, zur Verfügung hat, kommen gleich mehrere herausragende Personen des Sports in Betracht. Dem Schwimmsportler wird Michael Phelps einfallen, dem Radsportfan Lance Armstrong und dem Boxfan vielleicht Muhammad Ali. Sie alle haben ihren Sport über eine gewisse Zeit imposant dominiert. Und dies gilt auch für Bobby Fischer, der dem Schachfreund sofort in den Kopf kommen wird. Fischer beherrschte die Schachwelt nicht ab seinem Sieg im WM-Duell 1972 in Reykjavik, wie man mit Blick auf die Weltmeisterkrone meinen könnte, denn seine „Regentschaft” hat er im Anschluss nicht ausgeübt. „Der nicht aufzuhaltende Amerikaner” war er vielmehr auf seinem Weg dorthin. Der sinngemäß übersetzte Untertitel „Bobby Fischers Weg nach Reykjavik” spielt darauf an. Die beispiellosen Siege mit jeweils 6:0 gegen Mark Taimanow und Bent Larsen in den Kandidaten-Wettkämpfen sind Stationen darauf. Sein Weg begann 1970 mit dem Match UdSSR gegen den Rest der Welt, führte über das Interzonenturnier Palma de Mallorca 1970 und mündete in die Herausforderung des Weltmeisters Boris Spasski. In dieser Zeit galt Fischer als beinahe unschlagbar, sein Spiel wurde als nahezu perfekt eingeschätzt.
Mit seinem sechsten Sieg gegen Larsen gewann Fischer die 19. Partie in Folge, und dies gegen eine Auswahl die besten Spieler der Welt.
„The Unstoppable American” widmet sich dieser Phase in Fischers Karriere, mit seiner Teilnahme am Match „UdSSR gegen den Rest der Welt” 1970 beginnend. Mit Jan Timman hat es einen exzellenten Autor, der lange Jahre selbst zur absoluten Weltspitze zählte. Erschienen ist das Werk 2021 bei New In Chess (NIC).
In - der Zahl, der Stationen auf Fischers Weg entsprechend - 5 Kapiteln (Weg nach Palma, Turnier in Palma und die 3 Kandidaten-Wettkämpfe) bietet Timman dem Leser eine Mischung aus insgesamt 63 kommentierten Partien, Daten inklusive Tabellen und unterhaltsamen Plaudereien an, ergänzt um historische Fotos. Nun könnte man die kritische Frage stellen, ob es aus Lesersicht Sinn macht, sich mit einem neuen Buch zu befassen, das schon häufig untersuchte Partien enthält und auch keine bahnbrechenden Neuigkeiten von der Turnierbühne enthalten dürfte. Es macht Sinn, was ich ausdrücklich festhalten möchte. Timman hat nicht einfach alten Stoff „aufpoliert”, indem er die eine oder andere Analyse dem Vorhandenen hinzugefügt hat. Er hat die Partien unter Nutzung von Stockfish als Engine neu analysiert und kommentiert, wobei der Computer auf die Rolle als Hilfsmittel begrenzt geblieben ist und nicht etwa „Endlosvarianten” einstreuen durfte.
Timman stellt fest, dass Fischer nicht immer und auch dann nicht perfekt gespielt hat, wenn man es bisher angenommen hatte. Aber es bedurfte einer solchen intensiven Untersuchung mit Rechnerunterstützung, um solche Erkenntnisse überhaupt erst zu ermöglichen, was zugleich eine Bestätigung für Fischers Brillanz ist.
Timman erklärt Fischers Dominanz damit, dass er
- in beinahe jeder Partie auf Gewinn gespielt hat und dabei bewusst Risiken eingegangen ist,
- bereit war, alle Stellungstypen zu spielen und er diese besser als alle anderen damaligen Spitzenspieler zu behandeln wusste.
Die schon erwähnten Plaudereien hat Timman in begleitendem Text wie auch in Partiekommentaren platziert. Mal bringt er Anekdoten ein, von denen mir übrigens mehrere bisher unbekannt waren, mal sind es eigene Erlebnisse, dann wieder Überlegungen zu Fischers Persönlichkeit und Hintergründe für das, was ihm den Ruf des Exzentrikers eingebracht hat. Ein Erklärungsversuch verbindet sich mit einer Unsicherheit Fischers beim Treffen von Entscheidungen im realen Leben, während er auf dem Brett ganz anders auftrat. In diesem Zusammenhang hat Timman auch eine Anleihe aus Einschätzungen Dr. Hübners eingebracht, die er anlässlich eines Treffens im Jahre 2020 erfahren hat.
„The Unstoppable American” lässt sich nicht eindeutig einem bestimmten Genre der Schachbücher zuordnen. Auf den kurzen Betrachtungszeitraum begrenzt zeigt es biografische Züge und darf sicher auch als Sammlung kommentierter Partien bezeichnet werden.
Der verwendete Wortschatz ist bisweilen breiter als in Schachbüchern üblich. Ansonsten sollte ein geordnetes Fremdsprachenwissen auf Schulniveau ausreichen, um gut mit dem Werk zurechtzukommen.
Fazit: „The Unstoppable American” ist ein neues Werk, das sich dem Mythos Bobby Fischer widmet. Es ist sehr unterhaltsam, nicht nur aufgrund der Partien, die Jan Timman wie von ihm gewohnt meisterlich kommentiert hat.
Timmans Untersuchungen haben zu einigen Erkenntnissen geführt, die trotz aller bisherigen Veröffentlichungen zu Bobby Fischer und seinen Partien neu sind.
Uwe Bekemann
Deutscher Fernschachbund
Juli 2022
Vor 50 Jahren, am 20. Juli 1971, spielten Bobby Fischer (Bild) und Bent Larsen in Denver im Halbfinale der Kandidatenwettkämpfe die sechste und letzte Partie ihres Wettkampfs. Fischer hatte die ersten fünf Partien gewonnen und er gewann auch die sechste. Mit diesem Sieg hatte Fischer 19 Partien in Folge gegen die besten Spieler der Welt gewonnen, eine sensationelle und bis heute unerreichte Siegesserie. Mit dieser Siegesserie und Fischers Dominanz in den Jahren 1970 bis 1971 beschäftigt sich Jan Timman in seinem neuen Buch "The Unstoppable American: Bobby Fischer's Road to Reykjavik". Souverän, unterhaltsam, mit aufschlussreichen Analysen und neuen Erkenntnissen über Fischers Spiel.
Wer Bobby Fischer für den größten Spieler aller Zeiten hält, der denkt vor allem an sein Spiel in den Jahren 1970 bis 1972. 1967 hatte Fischer das Interzonenturnier in Sousse nach einem Streit mit den Organisatoren nicht zu Ende gespielt, obwohl er mit 8 aus 10 (7 Siege, 2 Remis und eine kampflose Niederlage) klar in Führung lag. In den Jahren darauf spielte er nur noch wenig und verschwand teilweise ganz aus der Turnierszene. Erst 1970, beim Wettkampf UdSSR gegen den Rest der Welt in Belgrad, kehrte Fischer in die Turnierarena zurück - und reihte ein Erfolg an den anderen.
In Belgrad besiegte er Ex-Weltmeister Tigran Petrosian mit 3-1, danach gewann er in Herceg Novi ein Blitzturnier, an dem einige der besten Spieler der Welt teilnahmen, mit 19,0/22, viereinhalb Punkte vor Tal, der mit 14,5/22 Zweiter wurde. Das anschließende Turnier in Rovinj/Zagreb gewann Fischer mit 13,0/18, zwei Punkte vor Vlastimil Hort. Danach gewann Fischer in Buenos Aires mit 15,0/17, dieses Mal mit 3,5 Punkten Vorsprung auf Vladimir Tukmakov.
Beim Interzonenturnier in Palma de Mallorca siegte Fischer mit 18,5/23, Larsen, Geller und Hübner teilten sich mit 3,5 Punkten Rückstand die Plätze zwei bis vier. In den Kandidatenwettkämpfen besiegte Fischer Mark Taimanov und Larsen jeweils mit 6-0, gegen Petrosian gewann er mit 6,5-2,5 und mit einem 12,5-8,5 Sieg (die kampflose Niederlage in der zweiten Partie mitgerechnet) gegen Boris Spassky in Reykjavik wurde er schließlich Weltmeister.
Doch all das ist gut bekannt. Denn schließlich wurde über keinen anderen Schachspieler so viel geschrieben wie über Fischer und seinen Weg zur Weltmeisterschaft haben zahllose Biographien und Artikel schon oft erzählt. Auch Fischers Partien aus den Jahren 1970 bis 1972 sind sehr bekannt - sie wurden in zahlreiche Anthologien und Lehrbücher aufgenommen und immer wieder analysiert. Was also bietet Timmans Buch Neues?
Bemerkenswert ist zunächst einmal, wie es Timman gelingt, kritische Distanz mit einer wohlwollenden Würdigung Fischers zu verbinden. Timman, lange Jahre einer der besten Spieler der Welt, hat die 63 Partien Fischers, die er in seinem Buch vorstellt, mit Computerhilfe neu analysiert und kommt so zu neuen Erkenntnissen über Fischers Spiel. Im Vorwort schreibt er:
"Man wird feststellen, dass Fischer nicht so perfekt gespielt hat, wie man lange Zeit geglaubt hat, aber dazu möchte ich zwei kurze Anmerkungen machen:
- Fischer hat in beinahe jeder Partie auf Gewinn gespielt, und hat dabei bewusst Risiken in Kauf genommen;
- Fischer war bereit, alle Arten von Stellungen zu spielen, und er beherrschte diese Stellungen eindeutig besser als alle anderen Spitzenspieler seiner Zeit." (S. 7)
Timman hat Fischers Partien mit Hilfe einer Engine analysiert, aber in seinen Kommentaren erschlägt er den Leser nicht mit endlosen Varianten, sondern beschränkt sich auf eine Auswahl der wichtigen Momente und Varianten, um die kritischen Punkte hervorzuheben und die Geschichte der jeweiligen Partie zu erzählen. Das macht Timmans Analysen sehr gut nachvollziehbar und zu einem schachlichen Vergnügen.
Bemerkenswert ist auch, wie souverän und locker Timman erzählt. Er hat zahlreiche Bücher über Fischer ausgewertet, aber wie bei den Analysen der Partien besticht er auch hier durch die zurückhaltende Auswahl des Materials, das er gelegentlich mit Anekdoten aus seinem Leben, eigenen Ansichten und den Meinungen anderer Spieler wie z.B. Robert Hübner ergänzt. So gelingt Timman das Kunststück, die bekannte Geschichte von Fischers Weg zur Weltmeisterschaft zugleich spannend, unterhaltsam und dabei wohlwollend zurückhaltend und neutral zu erzählen.
So sind beide Teile von The Unstoppable American, Timmans Analysen und die erzählenden Passagen des Buches, ein Genuss.
Am 14. Dezember 2021 feiert Jan Timman 70. Geburtstag. Vom Ende der 1970er bis Anfang der 1990er gehörte Timman zu den besten Spielern der Welt und 1993 spielte er gegen Anatoly Karpov um die FIDE-Weltmeisterschaft. Mit Büchern wie The Art of Chess Analysis, The Art of the Endgame, Timman's Titans, The Longest Game oder Timman's Triumphs hat sich der holländische Großmeister auch als einer der besten Schachautoren der Welt etabliert.
Johannes Fischer
www.chessbase.de
Juli 2021
Vermutlich ist über keinen anderen Spieler so viel geschrieben worden wie über Bobby Fischer. Gerade eben hat Jan Timman The Unstoppable American vorgelegt. Das Buch beschäftigt sich mit dem legendären Triumphzug des Amerikaners Anfang der siebziger Jahre, der ihn in 18 Monaten zum WM-Herausforderer machte.
Die 63 Partien beginnen mit Fischers Rückkehr ins Weltschach, nachdem er seit 1968 nicht mehr gespielt hatte. Erst das Match UdSSR gegen die Welt 1970 brachte ihn zurück ins Rampenlicht. Fischer, für seine Querelen mit den Veranstaltern berühmt-berüchtigt, überrascht alle, als er nonchalant Bent Larsen das erste Brett überlässt. Trotz seiner langen Turnierabstinenz schlägt Fischer Petrosjan deutlich mit 3:1.
Im Anschluss düpiert er im legendären Blitzin Herceg Novi die versammelte Weltelite, die er mit 4,5 Punkten Vorsprung deklassiert. Dann siegt er in Rovinj/Zagreb 1970 und gewinnt kurz darauf in Buenos Aires das bis dato stärkste Turnier Südamerikas mit einem der besten Turnierergebnisse überhaupt. In Siegen spielt er die Olympiade, kann aber nicht so überzeugen wie zuvor, verliert zum dritten Mal gegen Weltmeister Spasski und muss am Ende seiner Müdigkeit Tribut zollen. In sechs Monaten hat er 51 Turnierpartien gespielt.
Dann gewinnt Fischer beim Interzonenturnier in Palma de Mallorca nach wechselhaftem Beginn die letzten sieben Partien und holt 18,5/23. Gegen die Sowjets ist er besonders motiviert, hat aber unerwartete Probleme gegen die Spieler aus dem Tabellenkeller.
Nach den beiden 6:0-Siegen in den Kandidatenmatches gegen Taimanow und Larsen und seinem Sieg in der ersten Partie gegen Petrosjan hat Fischer eine Siegesserie von 19 Partien (und ein kampflose) in Folge vorzuweisen, ein unerreichter Rekord auf diesem Niveau.
All dies ist bekannt. Aber Timman, der seine ersten Meriten in jener Zeit verdiente, weiß die Geschichte in einer äußerst angenehmen Art zu schildern, ohne Fischer zu glorifizieren. Häufig wird dessen Triumphzug allzu geradlinig erzählt. Timman weist auf die Unsicherheit hin, die ein steter Begleiter des Amerikaners war. Und in seinen Analysen zeigt er, dass Fischer nicht so fehlerfrei gespielt hat, wie es allgemein kolportiert wird.
Auch wenn Timman konstatiert, dass Fischer seinen Zeitgenossen in allen Belangen überwar, sind seine Kantersiege in den Kandidatenmatches in nicht geringem Maße psychologischer Natur. Taimanow hatte z.B. eine Gewinnstellung in der 6. Partie, wie Timman zeigen kann, und großen Vorteil in zwei weiteren. Gegen Petrosjan stand Fischer in den ersten fünf Partien mit dem Rücken zur Wand, bis er mit vier aufeinanderfolgenden Siegen seinen veritablen Gegner zur Strecke brachte. Die 7. Partie dieses Matches gilt als Musterbeispiel für Vorteilstransformation, weil Fischer seinen gut postierten Springer gegen einen passiven Läufer abtauscht. Timman erklärt, dass er und einige andere GMs damals schon Zweifel an der Richtigkeit dieser Entscheidung hatten. Deshalb war der Autor nicht überrascht, dass kürzlich Endspielexperte Karsten Müller nachweisen konnte, dass es bessere Züge gab.
Es sind neben den guten Analysen die kleinen Anekdoten, die The Unstoppable American so lesenswert machen. So erfährt man, dass die Spieler in Buenos Aires überrascht waren, dass sich Fischer auf alle Teilnehmer akribisch vorhatte, was damals unüblich war. Dass Fischers ungeheurer Milchkonsum während der Partien Aufsehen erregte. Oder dass alle drei Gegner Fischers in den Kandidatenmatches Probleme mit ihrem Blutdruck bekamen, die behandelt werden mussten und zu Spielunterbrechungen führten.
Timman wird nicht müde zu betonen, dass Fischers triumphaler Siegeszug viele Male hätte scheitern können. Schon allein die Teilnahme am Interzonenturnier in Palma de Mallorca, für das sich Fischer gar nicht qualifiziert hatte, gelang nur, weil Benkö dazu bewogen werden konnte, seinen Platz Fischer zu überlassen. Timman meint, dass Fischer ohne seinen Freund Ed Edmondson, späterer Präsident des US-Verbandes, niemals Weltmeister geworden wäre.
Timman ist ein Garant für gute Schachliteratur. Einziges Manko dieses Buches ist das fehlende Partienverzeichnis.
Harry Schaack
KARL 2/2021
Mit seinem sechsten Sieg gegen Larsen gewann Fischer die 19. Partie in Folge, und dies gegen eine Auswahl die besten Spieler der Welt.
„The Unstoppable American” widmet sich dieser Phase in Fischers Karriere, mit seiner Teilnahme am Match „UdSSR gegen den Rest der Welt” 1970 beginnend. Mit Jan Timman hat es einen exzellenten Autor, der lange Jahre selbst zur absoluten Weltspitze zählte. Erschienen ist das Werk 2021 bei New In Chess (NIC).
In - der Zahl, der Stationen auf Fischers Weg entsprechend - 5 Kapiteln (Weg nach Palma, Turnier in Palma und die 3 Kandidaten-Wettkämpfe) bietet Timman dem Leser eine Mischung aus insgesamt 63 kommentierten Partien, Daten inklusive Tabellen und unterhaltsamen Plaudereien an, ergänzt um historische Fotos. Nun könnte man die kritische Frage stellen, ob es aus Lesersicht Sinn macht, sich mit einem neuen Buch zu befassen, das schon häufig untersuchte Partien enthält und auch keine bahnbrechenden Neuigkeiten von der Turnierbühne enthalten dürfte. Es macht Sinn, was ich ausdrücklich festhalten möchte. Timman hat nicht einfach alten Stoff „aufpoliert”, indem er die eine oder andere Analyse dem Vorhandenen hinzugefügt hat. Er hat die Partien unter Nutzung von Stockfish als Engine neu analysiert und kommentiert, wobei der Computer auf die Rolle als Hilfsmittel begrenzt geblieben ist und nicht etwa „Endlosvarianten” einstreuen durfte.
Timman stellt fest, dass Fischer nicht immer und auch dann nicht perfekt gespielt hat, wenn man es bisher angenommen hatte. Aber es bedurfte einer solchen intensiven Untersuchung mit Rechnerunterstützung, um solche Erkenntnisse überhaupt erst zu ermöglichen, was zugleich eine Bestätigung für Fischers Brillanz ist.
Timman erklärt Fischers Dominanz damit, dass er
- in beinahe jeder Partie auf Gewinn gespielt hat und dabei bewusst Risiken eingegangen ist,
- bereit war, alle Stellungstypen zu spielen und er diese besser als alle anderen damaligen Spitzenspieler zu behandeln wusste.
Die schon erwähnten Plaudereien hat Timman in begleitendem Text wie auch in Partiekommentaren platziert. Mal bringt er Anekdoten ein, von denen mir übrigens mehrere bisher unbekannt waren, mal sind es eigene Erlebnisse, dann wieder Überlegungen zu Fischers Persönlichkeit und Hintergründe für das, was ihm den Ruf des Exzentrikers eingebracht hat. Ein Erklärungsversuch verbindet sich mit einer Unsicherheit Fischers beim Treffen von Entscheidungen im realen Leben, während er auf dem Brett ganz anders auftrat. In diesem Zusammenhang hat Timman auch eine Anleihe aus Einschätzungen Dr. Hübners eingebracht, die er anlässlich eines Treffens im Jahre 2020 erfahren hat.
„The Unstoppable American” lässt sich nicht eindeutig einem bestimmten Genre der Schachbücher zuordnen. Auf den kurzen Betrachtungszeitraum begrenzt zeigt es biografische Züge und darf sicher auch als Sammlung kommentierter Partien bezeichnet werden.
Der verwendete Wortschatz ist bisweilen breiter als in Schachbüchern üblich. Ansonsten sollte ein geordnetes Fremdsprachenwissen auf Schulniveau ausreichen, um gut mit dem Werk zurechtzukommen.
Fazit: „The Unstoppable American” ist ein neues Werk, das sich dem Mythos Bobby Fischer widmet. Es ist sehr unterhaltsam, nicht nur aufgrund der Partien, die Jan Timman wie von ihm gewohnt meisterlich kommentiert hat.
Timmans Untersuchungen haben zu einigen Erkenntnissen geführt, die trotz aller bisherigen Veröffentlichungen zu Bobby Fischer und seinen Partien neu sind.
Uwe Bekemann
Deutscher Fernschachbund
Juli 2022
Vor 50 Jahren, am 20. Juli 1971, spielten Bobby Fischer (Bild) und Bent Larsen in Denver im Halbfinale der Kandidatenwettkämpfe die sechste und letzte Partie ihres Wettkampfs. Fischer hatte die ersten fünf Partien gewonnen und er gewann auch die sechste. Mit diesem Sieg hatte Fischer 19 Partien in Folge gegen die besten Spieler der Welt gewonnen, eine sensationelle und bis heute unerreichte Siegesserie. Mit dieser Siegesserie und Fischers Dominanz in den Jahren 1970 bis 1971 beschäftigt sich Jan Timman in seinem neuen Buch "The Unstoppable American: Bobby Fischer's Road to Reykjavik". Souverän, unterhaltsam, mit aufschlussreichen Analysen und neuen Erkenntnissen über Fischers Spiel.
Wer Bobby Fischer für den größten Spieler aller Zeiten hält, der denkt vor allem an sein Spiel in den Jahren 1970 bis 1972. 1967 hatte Fischer das Interzonenturnier in Sousse nach einem Streit mit den Organisatoren nicht zu Ende gespielt, obwohl er mit 8 aus 10 (7 Siege, 2 Remis und eine kampflose Niederlage) klar in Führung lag. In den Jahren darauf spielte er nur noch wenig und verschwand teilweise ganz aus der Turnierszene. Erst 1970, beim Wettkampf UdSSR gegen den Rest der Welt in Belgrad, kehrte Fischer in die Turnierarena zurück - und reihte ein Erfolg an den anderen.
In Belgrad besiegte er Ex-Weltmeister Tigran Petrosian mit 3-1, danach gewann er in Herceg Novi ein Blitzturnier, an dem einige der besten Spieler der Welt teilnahmen, mit 19,0/22, viereinhalb Punkte vor Tal, der mit 14,5/22 Zweiter wurde. Das anschließende Turnier in Rovinj/Zagreb gewann Fischer mit 13,0/18, zwei Punkte vor Vlastimil Hort. Danach gewann Fischer in Buenos Aires mit 15,0/17, dieses Mal mit 3,5 Punkten Vorsprung auf Vladimir Tukmakov.
Beim Interzonenturnier in Palma de Mallorca siegte Fischer mit 18,5/23, Larsen, Geller und Hübner teilten sich mit 3,5 Punkten Rückstand die Plätze zwei bis vier. In den Kandidatenwettkämpfen besiegte Fischer Mark Taimanov und Larsen jeweils mit 6-0, gegen Petrosian gewann er mit 6,5-2,5 und mit einem 12,5-8,5 Sieg (die kampflose Niederlage in der zweiten Partie mitgerechnet) gegen Boris Spassky in Reykjavik wurde er schließlich Weltmeister.
Doch all das ist gut bekannt. Denn schließlich wurde über keinen anderen Schachspieler so viel geschrieben wie über Fischer und seinen Weg zur Weltmeisterschaft haben zahllose Biographien und Artikel schon oft erzählt. Auch Fischers Partien aus den Jahren 1970 bis 1972 sind sehr bekannt - sie wurden in zahlreiche Anthologien und Lehrbücher aufgenommen und immer wieder analysiert. Was also bietet Timmans Buch Neues?
Bemerkenswert ist zunächst einmal, wie es Timman gelingt, kritische Distanz mit einer wohlwollenden Würdigung Fischers zu verbinden. Timman, lange Jahre einer der besten Spieler der Welt, hat die 63 Partien Fischers, die er in seinem Buch vorstellt, mit Computerhilfe neu analysiert und kommt so zu neuen Erkenntnissen über Fischers Spiel. Im Vorwort schreibt er:
"Man wird feststellen, dass Fischer nicht so perfekt gespielt hat, wie man lange Zeit geglaubt hat, aber dazu möchte ich zwei kurze Anmerkungen machen:
- Fischer hat in beinahe jeder Partie auf Gewinn gespielt, und hat dabei bewusst Risiken in Kauf genommen;
- Fischer war bereit, alle Arten von Stellungen zu spielen, und er beherrschte diese Stellungen eindeutig besser als alle anderen Spitzenspieler seiner Zeit." (S. 7)
Timman hat Fischers Partien mit Hilfe einer Engine analysiert, aber in seinen Kommentaren erschlägt er den Leser nicht mit endlosen Varianten, sondern beschränkt sich auf eine Auswahl der wichtigen Momente und Varianten, um die kritischen Punkte hervorzuheben und die Geschichte der jeweiligen Partie zu erzählen. Das macht Timmans Analysen sehr gut nachvollziehbar und zu einem schachlichen Vergnügen.
Bemerkenswert ist auch, wie souverän und locker Timman erzählt. Er hat zahlreiche Bücher über Fischer ausgewertet, aber wie bei den Analysen der Partien besticht er auch hier durch die zurückhaltende Auswahl des Materials, das er gelegentlich mit Anekdoten aus seinem Leben, eigenen Ansichten und den Meinungen anderer Spieler wie z.B. Robert Hübner ergänzt. So gelingt Timman das Kunststück, die bekannte Geschichte von Fischers Weg zur Weltmeisterschaft zugleich spannend, unterhaltsam und dabei wohlwollend zurückhaltend und neutral zu erzählen.
So sind beide Teile von The Unstoppable American, Timmans Analysen und die erzählenden Passagen des Buches, ein Genuss.
Am 14. Dezember 2021 feiert Jan Timman 70. Geburtstag. Vom Ende der 1970er bis Anfang der 1990er gehörte Timman zu den besten Spielern der Welt und 1993 spielte er gegen Anatoly Karpov um die FIDE-Weltmeisterschaft. Mit Büchern wie The Art of Chess Analysis, The Art of the Endgame, Timman's Titans, The Longest Game oder Timman's Triumphs hat sich der holländische Großmeister auch als einer der besten Schachautoren der Welt etabliert.
Johannes Fischer
www.chessbase.de
Juli 2021
Vermutlich ist über keinen anderen Spieler so viel geschrieben worden wie über Bobby Fischer. Gerade eben hat Jan Timman The Unstoppable American vorgelegt. Das Buch beschäftigt sich mit dem legendären Triumphzug des Amerikaners Anfang der siebziger Jahre, der ihn in 18 Monaten zum WM-Herausforderer machte.
Die 63 Partien beginnen mit Fischers Rückkehr ins Weltschach, nachdem er seit 1968 nicht mehr gespielt hatte. Erst das Match UdSSR gegen die Welt 1970 brachte ihn zurück ins Rampenlicht. Fischer, für seine Querelen mit den Veranstaltern berühmt-berüchtigt, überrascht alle, als er nonchalant Bent Larsen das erste Brett überlässt. Trotz seiner langen Turnierabstinenz schlägt Fischer Petrosjan deutlich mit 3:1.
Im Anschluss düpiert er im legendären Blitzin Herceg Novi die versammelte Weltelite, die er mit 4,5 Punkten Vorsprung deklassiert. Dann siegt er in Rovinj/Zagreb 1970 und gewinnt kurz darauf in Buenos Aires das bis dato stärkste Turnier Südamerikas mit einem der besten Turnierergebnisse überhaupt. In Siegen spielt er die Olympiade, kann aber nicht so überzeugen wie zuvor, verliert zum dritten Mal gegen Weltmeister Spasski und muss am Ende seiner Müdigkeit Tribut zollen. In sechs Monaten hat er 51 Turnierpartien gespielt.
Dann gewinnt Fischer beim Interzonenturnier in Palma de Mallorca nach wechselhaftem Beginn die letzten sieben Partien und holt 18,5/23. Gegen die Sowjets ist er besonders motiviert, hat aber unerwartete Probleme gegen die Spieler aus dem Tabellenkeller.
Nach den beiden 6:0-Siegen in den Kandidatenmatches gegen Taimanow und Larsen und seinem Sieg in der ersten Partie gegen Petrosjan hat Fischer eine Siegesserie von 19 Partien (und ein kampflose) in Folge vorzuweisen, ein unerreichter Rekord auf diesem Niveau.
All dies ist bekannt. Aber Timman, der seine ersten Meriten in jener Zeit verdiente, weiß die Geschichte in einer äußerst angenehmen Art zu schildern, ohne Fischer zu glorifizieren. Häufig wird dessen Triumphzug allzu geradlinig erzählt. Timman weist auf die Unsicherheit hin, die ein steter Begleiter des Amerikaners war. Und in seinen Analysen zeigt er, dass Fischer nicht so fehlerfrei gespielt hat, wie es allgemein kolportiert wird.
Auch wenn Timman konstatiert, dass Fischer seinen Zeitgenossen in allen Belangen überwar, sind seine Kantersiege in den Kandidatenmatches in nicht geringem Maße psychologischer Natur. Taimanow hatte z.B. eine Gewinnstellung in der 6. Partie, wie Timman zeigen kann, und großen Vorteil in zwei weiteren. Gegen Petrosjan stand Fischer in den ersten fünf Partien mit dem Rücken zur Wand, bis er mit vier aufeinanderfolgenden Siegen seinen veritablen Gegner zur Strecke brachte. Die 7. Partie dieses Matches gilt als Musterbeispiel für Vorteilstransformation, weil Fischer seinen gut postierten Springer gegen einen passiven Läufer abtauscht. Timman erklärt, dass er und einige andere GMs damals schon Zweifel an der Richtigkeit dieser Entscheidung hatten. Deshalb war der Autor nicht überrascht, dass kürzlich Endspielexperte Karsten Müller nachweisen konnte, dass es bessere Züge gab.
Es sind neben den guten Analysen die kleinen Anekdoten, die The Unstoppable American so lesenswert machen. So erfährt man, dass die Spieler in Buenos Aires überrascht waren, dass sich Fischer auf alle Teilnehmer akribisch vorhatte, was damals unüblich war. Dass Fischers ungeheurer Milchkonsum während der Partien Aufsehen erregte. Oder dass alle drei Gegner Fischers in den Kandidatenmatches Probleme mit ihrem Blutdruck bekamen, die behandelt werden mussten und zu Spielunterbrechungen führten.
Timman wird nicht müde zu betonen, dass Fischers triumphaler Siegeszug viele Male hätte scheitern können. Schon allein die Teilnahme am Interzonenturnier in Palma de Mallorca, für das sich Fischer gar nicht qualifiziert hatte, gelang nur, weil Benkö dazu bewogen werden konnte, seinen Platz Fischer zu überlassen. Timman meint, dass Fischer ohne seinen Freund Ed Edmondson, späterer Präsident des US-Verbandes, niemals Weltmeister geworden wäre.
Timman ist ein Garant für gute Schachliteratur. Einziges Manko dieses Buches ist das fehlende Partienverzeichnis.
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