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LXDOMDGAL

Der Großmeister aus Lublin

Wahrheit u. Legende über J. H. Zukertort

287 Seiten, gebunden, Exzelsior, 1. Auflage 2005

29,00 €
Inkl. MwSt., zzgl. Versandkosten
Final vergriffen
Bislang lag uns keine umfassende biographische Würdigung vor, die sich mit Johannes Hermann Zukertort und seinem Lebensweg kritisch auseinandersetzte. Es ist somit ein besonderes Verdienst der polnischen Autoren Cezary W. Domanski und Tomasz Lissowski, daß sie sich entschlossen, nach jahrelanger mühsamer Quellensuche eine mit zahlreichen Dokumenten belegte Biographie des in Lublin geborenen Schachmeisters aufzuzeichnen und dabei auch jene Legendenbildungen aufzuklären, die seit vielen Jahrzehnten in der Schachwelt kursieren.

Gegenüber der Originalausgabe wurde diese erste Publikation der Ken Whyld Association (KWA) von Thomas Lemanczyk durch zahlreiche Ergänzungen und Erklärungen für das deutschsprachige Publikum besser verständlich gestaltet, zusätzlich ist sie um einen Partieanhang mit hochklassigen Kommentaren der Großmeister Robert Hübner und Bartlomiej Macieja erweitert.
Weitere Informationen
EAN 9783935800037
Gewicht 340 g
Hersteller Exzelsior
Breite 12,5 cm
Höhe 19 cm
Medium Buch
Erscheinungsjahr 2005
Autor Cezary W. DomanskiTomasz Lissowski
Sprache Deutsch
Auflage 1
ISBN-10 3935800037
ISBN-13 9783935800037
Seiten 287
Einband gebunden
008 Vorwort
012 Statt einer Einführung
013 Kapitel 1: Jugend
013 1.1 Lublin
014 1.2 Wurzeln
021 1.3 Kindheit an der Bystrzyca und in Piotrków
022 1.4 Der Breslauer Gymnasiast und verhinderte Arzt
028 1.5 Die Geburt des Schachmeisters
035 Kapitel 2: Schwieriger Beginn
035 2.1 Das Siebengestirn
037 2.2 Berlin 1867-1872
055 Quellentexte
078 Kapitel 3 : Der Weg zur Spitze
078 3.1 Der beliebteste Schach-Treffpunkt der Welt
080 3.2 London 1872-1882
117 Kapitel 4: Höhenflug und Fall
117 4.1 Der stärkste Spieler der Welt
122 4.2 Schwierige Verhandlungen
138 4.3 Das große Match
160 Kapitel 5: Das Ende
160 5.1 Letzte Turniere
164 5.2 Die unbeendete Partie
171 Quellentexte
206 Kapitel 6: Mythen, Legenden und Anekdoten
206 6.1 Wie entstehen Legenden?
212 6.2 Informationen von der Weichsel
214 6.3 John Keeble schrieb die Wahrheit
215 6.4 Zukertort in Anekdoten
219 6.5 Der „Zukertort-Marsch"
223 6.6 Zukertort irrt als Problemkomponist
228 Kapitel 7: Charakterbild aus Sicht des Psychologen
234 Kapitel 8: Genealogie der Familie Zukertort
241 Kapitel 9: Partien
241 Zukertort - Blackburne (London 1881)
260 Zukertort - Rosenthal (London 1880)
264 Steinitz - Zukertort (London 1883)
269 Steinitz - Zukertort (New York 1886)
274 Zukertort - Steinitz (New Orleans 1886)
278 Anhang
278 Über die Autoren
278 Zur Aussprache des Polnischen
279 Bibliographische Hinweise
280 Personenindex

Zukertort, JoHermann (1842-1888) wurde in Lublin als Sohn eines preußischen Missionsund einer polnischen Adligeboren. Später siedelten die Elmit ihm nach Breslau über, wo er das Gymnasium besuchte und ein Medizinstudium begann. 1861 trat er dem akademischen Schachklub bei und avancierte zum Lieblingsüler Anderssens. Die Zahl der freien Partien, die beide wechselten, soll in die Tausende gehen. 1866 besich Zukertort als freiwilliger Arzt am preußischen Österreichfeldund ließ sich dann in Berlin als Redakteur der „Neuen Berliner Schachzeitung" nieder. Von nun an nahm er an größeren Turnieren und Wettkämpfen teil. 1871 gewann er ein kleines Match gegen Anderssen, dem er noch wenige Jahre zuvor klar unterlegen war. Ein Jahr später reiste er zu einem Turnier in London, schnitt zufrieden stellend ab und war vor allem von der schachlichen Aufder Briten so angedass er hier seinen ständigen Wohnsitz nahm. In den Folgejahren festigte sich sein Ruhm mehr und mehr. Seine größten Turniersiege erer 1878 in Paris und besonders in London 1883, wo er mit komforVorsprung Steinitz und Blackburne hinter sich ließ. Damit hatte Zukertort den Zenit seiner Laufbahn erreicht. Ein Herzleiden machte ihm zunehmend zu schaffen. Die sportbegeisterten Engländer und Amerikaner forderten ein Match zwischen Zuckertort und Steinitz, das die Frage nach dem weitbesten Spieler beantworten sollte. 1886 fand dieser Wettkampf endlich statt, zu einer Zeit, als Zukertorts Stern bereits im Sinken begriffen war. In mehreren amerikanischen Städten ging dieser erste offizielle Welttitelüber die Bühne. Nach klarer anfänglicher Führung brach Zukergesundheitlich zusammen und verlor 5:10=5. Knapp zwei Jahre später ereilte ihn bei einer Schachim Londoner Simpsons Divan ein Schlaganfall, und er verstarb eiTag danach. Zukertort leistete auch als Blind- und Simultanspieler Außerordentliches. Sein Rekord von 16 Blindpartien wurde erst von Pillsbury übertroffen, und was Sianging, so sager: „Wenn ich ein Sportsmann wäund Bicykle fahren könnte, so dass ich nicht durch das Herumgeermüdet würde, spielte ich ge200 Gegner gleichzeitig!" So etwa liest sich ein Lexikonartikel über Zuckertort wie hier von Albin Pötsch in „Ein langes Schachjahrhundert" (Beyer-Verlag 2002, S.558). Wesentliche Eckdaten der Biographie Zuckertorts kennt damit der Leser, aber noch lange nicht den Menschen Zuckertort. Um wie viel reichhaltiger ist da die vorliegende Biographie zweier polnischer AutoDr. Cezary W. Domanski, WisMitarbeiter am PsyInstitut der Lubliner Marie-Curie-Sklodowska-Universität und Ing. Tomasz Lissowski, Jourund Schachhistoriker, haben in mühsamer Arbeit unter Auswertung zahlreicher Quellen ein vielfältiges Bild des Schachspielers und MenZuckertort sowie des Schachseiner Zeit erstellt, übersetzt hat das Werk übrigens Thomas Lemanczyk, ein Hobbyund Slawistik-Student aus Nordrhein-Westfalen. Neben den Autoren sind auch ihm und dem Lektor Dr. Michael Negele Verbesund Ergänzungen gegenüber der polnischen Erstauflage zu verdanken. Und nicht zuletzt hat auch Schachgroßmeister Raj Tischbierek mit Sachverstand und verlegerischem Mut zur Entstehung dieWerkes beigetragen. In einem Zeitalter, in dem oft nur an den diNutzen eines Projektes gewird und in dem so mancher Schachspieler sich vor allem für Eröffnungstheorie interessiert, ist ein gründlich erstelltes rein schachgeWerk eine echte WohlMöge dem Werk auch Erfolg besein.
Das Buch lässt sich quasi in zwei Teile einteilen. Zunächst entwerfen die Autoren eine mit den Quellenund diversen Fotos versehene detaillierte Biographie, angefangen von den familiären Wurzeln Zuckerüber seinen Weg zum Schachbis hin zu den letzten Lebensund dem Tod des Schach(S. 13-205).
Schachgeschichtlich gesehen sind dabei natürlich die Jahre 1883 und 1886 besonders interessant. 1886 fand ja der erste „offizielle" Titelum die Schachweltmeisterstatt (Die Edition Olms hat im Tschaturanga-Band 70 (1986) zwei Wettkampfberichte von Minckwitz und Schallopp als Reprint abgeWie schon oben vermerkt, verlor Zuckertort nach anfänglicher Führung noch klar. Aber warum gab es keinen Titelkampf nach Zuckerüberwältigendem Sieg 1883 in London? Steinitz wusste sehr wohl vom Wunsch der Öffentlichkeit nach einem Titelkampf und er war auch dazu bereit. Keine zehn Tage nach dem Turnier „lässt er seinem Rivadurch den indischen SchachmäRobert Steel von seiner Bereitzu einem Match wissen. Steinitz dachte an einen Einsatz von 200 Pfund oder auch mehr, wenn der Gegner es wünsche". (S. 122)
Der Grund, warum es zu keinem Tikam, wird schon in den letzten Turnierrunden von London deutlich. Zuckertort hatte phantasti22 Punkte aus 23 Runden gestand damit schon als Sieger fest, als er plötzlich die drei letzten Runden verlor, teils mit haarsträuFehlern. Dennoch behielt er immer noch drei Punkte Vorsprung vor Steinitz. Es folgten Blackburne (16,5) und Tschigorin (16). Über die Schlussniederlagen ist so manches geschrieben worden, es gab sogar Gerüchte, dass „Zuckertort große Dosen von Medikamenten, vielleicht sogar Opiate, zu sich genommen hasoll, um seine im Turnierverlauf schwindenden Kräfte zu erhalten" (S. 122). Dass das Turnier sehr Kräfraubend war, ist klar angesichts der langen Distanz vom 16. April bis 15. Juni, der möglichen langen Par(12-17 Uhr/Pause/19-23 Uhr/mögliche Vertagung) und dem Reglement, dass eine Partie erst mit Remis gewertet wurde, wenn auch die nächsten zwei zu keinem andeErgebnis führten. Alles Umständie einem Schachspieler mit der labilen Gesundheit Zuckertorts weentgegenkamen. GesundheitliGründe waren wohl ausschlagdass Zuckertort den Vorvon Steinitz nicht aufnahm. Das lassen auch folgende Zeilen von Mac Donnell vermuten (vgl. S. 123). „Nachdem er in großartigem Stil den ersten Preis im Londoner interTurnier von 1883 gewonhatte, war er berechtigt, sich auf seinen Lorbeeren auszuruhen und die Früchte seiner Arbeit zu genießen. (...) Damals tat ich mein Bestes, um dem Meister einen Kampf mit Steinitz auszureden; ich wies auf seine schwache Gesundheit hin und dass die Bedingungen gegen ihn sprechen. (...) Dr. Charles Elam riet Zukertort nach seinem großen Sieg 1883 strengstens davon ab, jemals wieder an einem ernsthaften Wettteilzunehmen. „Wenn Sie es tun", sagte er, „wird es Sie umbrin„Ich weiß es" - sagte mir Zu- „aber ob ich spiele oder nicht spiele: Ich bin darauf vorbereijederzeit, ohne jede Warnung, aus dem Leben herausgerissen zu werden." Interessant ist jedoch, dass Zuckertort sich nun nicht etwa ganz schonte, um sich gesundheitlich doch für einen Wettkampf zu rüsten, sondern es Steinitz gleich tat und nach Amerika zu einer mehrmonatiTournee reiste.
In den beiden folgenden Jahren gab es immer wieder Versuche, die beiKontrahenten für ein Match zu gewinnen, ohne positives Ergebnis, aber mit manch verletzenden Worwie den Quellen (S. 123-137) zu entnehmen ist. Schließlich kam es dann doch zum ersehnten Kampf auf 10 Gewinnpartien mit der 1. Partie am 11. Januar 1886 in New York. Den New Yorker Teil gewann Zumit 4:1, den zweiten in St. Louis Steinitz mit 3:0 bei einem ReIm dritten Teil in New Orleans war das Spiel zunächst nahezu ausSteinitz führte nach der 15. Partie mit einem Punkt (6:5). Als dann Steinitz die 16. Partie gewann und Zuckertort eine Gewinnstellung in der 17. Partie nicht verwerten konnte, war der Widerstand Zuckergebrochen. Er verlor rasch die letzten drei Partien, wieder einmal ein Einbruch am Ende. Auch dem Klimawechsel gab Zuckertort eine Mitschuld, wie eine Rede am 28. Ju1886 zeigt (S. 160).
Zukertort hoffte zunächst noch auf einen Rückkampf unter besseren Beaber sein gesundheitliZustand verschlechterte sich zusehends. Leopold Hoffer beobachwachsende Artikulationsprobleme und Kraftlosigkeit bei ZuckerMac Donneil erzählt, dass er von nun an Zuckertort nie mehr herzlich lachend sah, während er doch sonst immer als geselliger Geist galt. Von gesundheitlichen Beächtigungen wie dem angeboreHerzfehler, Rheumatismus, Anpectoris und Schlaflosigkeit als Folge eines Fiebers, das er sich beim Amerika-Aufenthalt zugezogen hat, wird berichtet (S. 231). Bei einer Schachpartie am 19. Juni 1888 verer plötzlich das Bewusstsein und stirbt tags darauf an den Folgen der Gehirnblutung.
Interessant ist, dass Steinitz seinen verstorbenen Rivalen im InternatioChess Magazin (1888, S. 193 ff.) nur bedingt positiv würdigte: „AnZukertorts bemerkenswerter Schachkarriere, die in Matches geverschiedene erstklassige Meisund in zwei der stärksten internaTurniere, die jemals veranwurden, seine Stärke belegt, können wir unwidersprochen bedass er der stärkste Spieler war, gegen den wir je antraten. Aber gleichzeitig sehen wir uns - im Inteder Wahrheit und Gerechtig- verpflichtet, unsere Ansicht mitzuteilen, dass er hinsichtlich seiGenialität Anderssen niemals ebenbürtig war, auch nicht manchen lebenden Spielern überlegen, die er vielleicht besiegt hatte. Er hatte zweifellos ein exzellentes Positionsändnis, was aber mehr die Folvon Routine, als intuitiver Aufwar. Sein gewaltiges Geächtnis ermöglichte es ihm, sich der Schwächen seiner verschiedenen Gegner zu erinnern und er war desvor allem in Turnieren ein gefährlicher Rivale. Er hatte ein außergewöhnliches Buchwissen, und wenn er in einer gemeinschaftlichen Analyse mit starken Spielern eine Neuerung entdeckte, konnte er sich noch Jahre später an sie erinnern und in sie in einem Wettkampf oder Turnier anwenden. Aber obwohl er die bemerkenswerte Fähigkeit beß, die Ideen anderer Leute aufzuund sie vielleicht sogar zu verbessern, sind wir sicher, dass es ihm an Originalität mangelte" (S. 175 f.). Wollte er eine späte Revanfür manches verletzende Wort von Zuckertort und von der britiSchachszene? Jedenfalls ging Steinitz auch auf Gerüchte ein, Zusei ohne Hilfe der britischen Schachszene geradezu verhungert. Soweit Beispiele zum ersten biograSchwerpunkt des Werkes.
In einem zweiten Schwerpunkt verdie Autoren, zwischen Wahrund Legendenbildung in den Quellen zu unterscheiden (S. 206-233). Liest man im Artikel „The Chess Crichton" von J. O. Howard Taylor, so könnte man Zuckertort glatt mit Superman verwechseln. Er ist wohlvertraut mit mindestens sieSprachen, meist, um Literatur im Original lesen zu können, und sein Wissen im Bereich der Theolowürde vielen Geistlichen die Schamesröte ins Gesicht treiben. Daneben ist er ein toller Fechter, ein Ass beim Pistolenschießen sowie eider besten lebenden Domino-und Whistspieler. Zweimal 'wurde in seinen zahlreichen Gefechten als Soldat gefährlich verwundet und man verleiht ihm mehrere Orden. Später bekommt er seinen Dr. med., ach ja, und ein toller Schachspieler ist er auch noch und soll über 6000 Partien mit Anderssen gewechselt haben. Eine solche Vielseitigkeit „hätte selbst da Vinci beschämt" (vgl. S.207ff).
Dennoch übernahmen etliche Schachhistoriker dieses Bild eines „Übermenschen" Zuckertort, ohne die Quellen zu prüfen, wie die Autoanführen. In Detektivarbeit hadie beiden Polen nun einiges nachgeholt. Vor allem war es unklar, ob der für dieses Bild verantwortliArtikel von Taylor, der uns durch John Keeble (1855-1939) überliefert ist, auch wirklich exisSchließlich fanden die polniAutoren doch Hinweise für seine tatsächliche Existenz. Keeble hat ihn also nicht erfunden und auch der Autor Taylor soll ein ehrenwerMann gewesen sein. Woher dann die Übertreibungen? Jimmy Adams vermutet jedenfalls: „Herr Taylor war ein ehrenwerter englischer Gentleman, und es besteht kein Zweifel daran, dass Zukertort selbst ihm diese Geschichten erzählte. Ob sie aber durch den Weingenuss beünstigt, einer Neigung zur Prahleoder einer bestimmten Art von Humor zu verdanken sind oder gar einem verunsicherten Mann in eifremden Land der Erhöhung seiner Reputation dienen sollten, werden wir niemals erfahren..." In eine entsprechende Richtung geht der Versuch der Autoren, aus den Quellen ein Charakterbild von Zuaus der Psychologie zu ent
„Wir besitzen ausreichend Informaüber Johannes Hermann Zuum es zu wagen, dessen Charakterbild zu skizzieren. Dabei ist allerdings geboten, den Wert unQuellen mit Bedacht abzuwähatte unser Meister doch über lange Jahre hinweg eine führende Position im Kreise der europäischen Schachspieler inne. Öffentliche Pervon Bedeutung haben für geöhnlich sowohl treue Anhänger als auch unnachgiebige Gegner. Sie sind dadurch extremen Urteilen ausim Laufe ihres Lebens werLegenden erdichtet und/oder man überhäuft sie mit SchmähunDem Biographen fällt die Aufzu, die belastbaren Fakten aus dieser Informationsflut heraus zu filund aus oft widersprüchlichen Zeugnissen, die aus der vergangenen Epoche vorliegen, ein ehrliches Porät der Hauptperson zu zeichnen... Auf phantasievolle Weise entstellte man zugleich die Beschreibung von Zuckertorts Abstammung und der familiären Verhältnisse. Zukertort selbst war hieran nicht schuldlos, denn obwohl sich mancher Verfälum seine Person bewusst, unternahm er nichts, diese aufzukläScheinbar hat er bei Gelegensogar Neues hinzugefügt, um sich daran zu ergötzen, wie sich eine beiläufig gemachte Bemerkung zu einem neuen Mythos in seiner Bioentwickelte. Er war ein aktiheiterer und energischer Mensch, der Anekdoten und Verwirrung um seine Person liebte, so schien ihm jeder geistreiche Klatsch willkom(S. 228).
Zuckertort war also zwar sicher ein Mann mit einigen bemerkenswerten Fähigkeiten, hat aber gerne selbst dazu beigetragen, die Mythen um diese zu steigern. Wer an Details inist, muss freilich schon das Buch lesen.
Neben der Untersuchung von biound legendenhaften Dein Zuckertorts Leben, sind im Buch auch eine Genealogie der FaZuckertorts (S. 234-240) sovierzehn Partien und Partiefragenthalten, hauptsächlich wichtige Partien gegen Blackburne (die berühmte Kombination von London 1883 darf nicht fehlen!) und Steinitz. Außer Kommentaren von den Kontrahenten findet man dort Kommentare vom Europameister von 2002, B. Macieja, und eine Par(Zuckertort - Blackburne 1881 m (5)) ist von R. Hübner mit bekannter Gründlichkeit (19 Seiten!) kommenworden (vgl. CBM 100/101). Nun, die Geschichte lässt sich nun mal nicht leicht in die Karten bliund bei jeder historischen Armit Quellen besteht die Gefahr, dass man Fehlern in den Quellen aufsitzen kann. Mag also sein, dass nicht alles korrekt ist, was die polniAutoren herausgefunden hawelchem Rezensenten ist darüschon ein wirklich profundes Urteil möglich. Aber der saubere Umgang mit Quellen und ihr Quermindern das Fehlerrisiko und das scheinen mir die Autoren gewährleistet zu haben. Insgesamt lässt sich jedenfalls zu diesem Werk feststellen: Die Autohaben zahllose Quellen gesichtet und viele auch für den Leser zusamSie haben damit einerdie Basis für weitere Forschung gelegt, anderseits ist es ihnen gelunanhand dieser Quellen einen inzu lesenden und ausführliEinblick nicht nur in das Leben und den Charakter eines führenden Schachgroßmeisters, sondern auch in eine ganze Schachepoche des 19. Jahrhunderts zu schaffen. Nach Emanuel Laskers „Wie Wanja Meiswurde", Susana Poldaufs „Philidor" und diesem Werk hofft der schachgeschichtlich interessierte Leserkreis jedenfalls auf weitere Büzur Schachgeschichte vom Exzelsior-Verlag!

Helmut Riedl, Rochade Europa 11/2005

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Johannes Hermann Zukertort gehört zu den wichtigsten Protagonisten des Schachs im 19. Jahrhundert. Mit Steinitz maß er sich im ersten offiziellen Weltmeisterschaftskampf und verlor nach furiosem Beginn mit 12,5-7,5. Trotz seines hohen Bekanntheitsgrades fehlte bislang eine adäquate Monographie zu dem WM-Anwärter. Wohl nur über wenige Schachspieler gibt es
so viele in den Bereich des Mythos gehörige Geschichten. Zum Tohuwabohu seines tradierten Lebenslaufs trug Zukertort zeit seines Lebens selbst kräftig bei. Das Spiel mit der Möglichkeit schien ihm im Umgang mit der Presse das nahe liegendste, weshalb Falschmeldungen von ihm bekräftigt oder doch wenigsten unwidersprochen blieben. So wurden etwa sein Geburtsort Lublin und seine polnisch-jüdische Abstammung in der Presse oft ignoriert. Zukertort verfügte zweifellos über ein großes Allgemeinwissen, was ihn zu einem gern gesehenen Gesprächspartner in angesehenen Kreisen machte. Doch seine akademischen Laufbahn verlief weniger erfolgreich als oft beschrieben. Die Zwischenprüfung seines Medizinstudiums legte er jedenfalls nicht ab und verlies die Uni in Breslau ohne Abschluss. Statt die Hörsäle zu besuchen, widmete er sich dem Schach mit seinem Mentor Adolf Anderssen.
Auch als Autor machte sich Zukertort einen Namen und war einige Male in öffentlich ausgetragene Animositäten verwickelt. Zunächst als Redakteur der Neuen Berliner Schachzeitung, wo er von der in Leipzig heimischen Schachzeitung in persona von Johannes von Minckwitz wegen kleinerer redaktioneller Versehen unverhältnismäßig scharf attackiert wurde. Vielleicht nicht zuletzt weil der Streit 1871 kulminierte, legte Zukertort bald danach die Redaktion der Neuen Schachzeitung nieder und wanderte nach London aus. Dort arbeitet er für The Chess-Monthly. Und hier wiederholen sich die Ereignisse, denn im sogenannten Ink-War (vergl. KARL 4/04, S.16) kommt es zu einer Jahre dauernden Konfrontation zwischen Zukertort und seinem engen Mitarbeiter Hofer auf der einen und Steinitz auf der anderen Seite.
Aufgrund diverser Leiden ist der geniale Blindschachspieler in seinen letzten Lebensjahren nicht mehr in der Lage, auf höchstem Niveau zu spielen und muss einige empfindliche Misserfolge hinnehmen. Schon seine Niederlage gegen Steinitz und sein totaler Zusammenbruch am Ende des WM-Matchs ist mit seinem schlechten Gesundheitszustand zu erklären. Mit nur 45 Jahren stirbt er, nachdem er im Londoner Schachcafé Simpson’s Divan zusammengebrochen war.
Mit Der Großmeister aus Lublin ist nun im Exzelsior Verlag die Zukertort-Forschung von Cezary W. Domanski und Tomasz Lissowski in deutscher Sprache zugänglich gemacht. Die Publikation geht auf die Ken Whyld Organisation zurück, die sich zur Aufgabe gestellt hat, relevanten Beiträgen zur Schachgeschichte zur Veröffentlichung zu verhelfen. Die beiden polnischen Autoren haben in langjähriger Recherche wichtige Details zum Leben Zukertorts klären können. Insbesondere räumt das Buch mit vielen Missverständnissen und Legenden um Zukertort auf. Zuweilen ist die Darlegung vielleicht etwas detailverliebt, wie im ersten Kapitel, das umfangreiches Material zur Jugend und Familiengeschichte bietet. Auch hätte auf manches Foto wegen der schlechten Qualität verzichtet werden können. Doch der Text ist ausgezeichnet redigiert und die deutsche Fassung noch um einige Partieanalysen der Großmeister Hübner und Macieja erweitert. Das Verdienst dieses Buches ist es nicht zuletzt, vielfältiges Quellenmaterial zugänglich zu machen. Die Autoren haben einen wichtigen Beitrag geleistet, das Gestrüpp, dass sich um den Lebenslauf eines der größten Schachspieler der vorletzten Jahrhunderts rankte, zu entflechten, und einen unverstellten Blick auf eine interessante Persönlichkeit freigelegt.

Harry Schaack, KARL 4/2005

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Johannes Hermann Zuckertort stand knapp davor, der erste Weltmeister der Schachgeschichte zu werden. Im Titelkampf 1886 führte er gegen Steinitz nach fünf Partien deutlich mit 4 : 1, danach geriet er außer Tritt und am Ende waren seine Kräfte so völlig geschwunden, dass er mit 5:10 bei 5 Remisen unterlag.
Ein Sieg Zuckertorts wäre keine Überraschung gewesen, denn 1883 distanzierte er im Superturnier zu London die gesamte Weltelite. Nach 23 Runden hatte er gegen die damals stärksten Gegner der Welt 22 Punkte, eine phantastische Leistung. Schon da fielen seine konditionellen Probleme auf, denn er verlor die letzten drei Partien. Am Ende siegte er trotzdem überlegen mit 22 Punkten vor Steinitz mit 19, Blackburne mit 16,5 und Tschigorin mit 16.
Nach dem verlorenen Wettkampf ging es mit seiner Gesundheit steil bergab. In den Turnieren des Jahres 1887 war er nur noch ein Schatten seiner selbst und 1888 verstarb er im Alter von 45 Jahren.
In der vorliegenden Biographie wird die Lebens- und Schachlaufbahn von Zuckertort nachgezeichnet. Die Autoren sind mit wissenschaftlicher Akribie vorgegangen.
Sie führen den Leser in die längst vergangene Zeit von Anderssen, Blackbume, Morphy, Steinitz, Tschigorin und Zuckertort, erinnern an ihre Wettkämpfe und Turniere. Das Buch ist ein Genuss für alle, die sich für die Geschichte des Schachspiels interes
Mit 29,- Euro ist es nicht gerade billig, aber es wendet sich auch mehr an diejenigen, die den enormen Aufabschätzen können, der hinter einer solchen Arbeit steckt.
Partien sind übrigens nur wenige enthalten, es handelt sich in erster Linie um ein Lesebuch.

Schach Markt 1/2006
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