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Knaurs Schachbuch

Remittendenexemplar

255 Seiten, gebunden, Droemer-Knauer, 1997

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Final vergriffen
Das Schach verdankt seine einzigartige Stellung unter den Spielen der Tatsache, daß es nicht die Erfindung eines einzelnen ist, sondern in Regelwerk und Spieltechnik die Denkarbeit von Jahrhunderten widerspiegelt. Diesen Reichtum, der in den Partien und Kommentaren der Meister seinen Niederschlag gefunden hat, will Knaurs Schachbuch seinem Leser weitergeben.
In neuer Bearbeitung und erheblich erweitertem Umfang ist dieses Buch eine begeisterte und begeisternde Übersicht über das Schachspiel - ein erster Zugang für den Jugendlichen, aber auch ein nützliches Kompendium für den Kenner der Schachliteratur, eine Fundgrube von Analysen, die altbekannte Partien in neuem Licht zeigen. Als "unsystematisches" Lehrbuch vermeidet es die Gefahren einengender Schematik, indem es auf die älteste Lernmethode zurückgreift: die Nachahmung des großen Vorbilds.
Weitere Informationen
EAN 3426270269
Gewicht 415 g
Hersteller Droemer-Knauer
Medium Buch
Erscheinungsjahr 1997
Autor Martin Beheim-Schwarzbach
Sprache Deutsch
ISBN-10 3426270269
Seiten 255
Einband gebunden
Einleitung
1
Das Schachspiel ist für sein ehrwürdiges Alter berühmt; orientalische und mittelalterliche Legenden umwehen es. Könige und Ritter sahen in ihm einen standesgemäßen Zeitvertreib, doch auch in den Gesindestuben wurde ihm mit Leidenschaft gefrönt und nicht zuletzt in den Klöstern, wo es zudem lange Zeit den Reiz des Verbotenen hatte.
Es galt allezeit als ein »edles« Spiel (»ce noble jeu« nennt es Philidor), oh-ne daß man sich über die genaue Bedeutung dieser edlen Natur im klaren war, die es so hoch über alle Glücksspiele erhob. Heute wissen wir, daß es die »edle Wahrheit« des Buddha war, von der sich die - in Mittelasien be-heimateten - Erfinder des schatrang leiten ließen: Es gibt kein blindes Schicksal, alles ist selbstverschuldet. Beim Vorgänger des schatrang, dem indischen tschaturanga, wurden die Züge noch durch Würfeln bestimmt; jetzt lag alle Verantwortung beim Spieler. Es sollte ein Spiel sein, das die Welt so zeigt, wie sie ist, während das Würfelspiel die verderbliche Illusion nährte, der Mensch brauche bloß Glück zu haben. Auch heute noch ist dies die Botschaft: Beklage dich nicht, du erfährst nur die Auswirkungen des-sen, was du selbst angerichtet hast.
Der zweite für die Sinngebung des Schachspiels entscheidende Schritt war die Umbenennung und Umdeutung des ratcha - des Kampfwagens, der im indischen Heer die Beine der Elefanten schützen sollte - in den rukh (so heißt diese Figur noch heute im Englischen, geschrieben rook). Dieser rukh war in den Märchen des Orients »ein Vogel von ungeheurer Größe und Stärke« (Brockhaus), der dem Helden zur Seite stand; in das schatrang eingeführt, machte er auch aus dem König eine Märchenfigur. Hiermit war der sinnfällige Ausdruck geschaffen für die »phantastischen«, »märchenhaften« Möglichkeiten, die sich hier dem Spieler eröffnen. Sie be-ruhen auf der überastronomischen Zahl von möglichen Partien, die die Menge der Atome im Universum übersteigen soll. So kommt es, daß sich auch heute noch bei der Kommentierung von Partien unwillkürlich das Vokabular der Romantik einstellt, die im Orient als der Urheimat des Märchens ihren Ursprung sah, ja daß man sogar ausdrücklich von »Ro-mantik« und »Neuromantik« spricht. Es ist die gröbste Verkennung des
Schachspiels, es als eine Angelegenheit »einseitiger Verstandesmenschen« zu betrachten. Der bloße »Rechner«, auch wenn es der stärkste Computer ist, stößt hier an seine Grenzen; es bedarf des vorauseilen-den, von der Intuition geleiteten Fluges der Phantasie, wenn dieser sich nicht sinnlos zu Tode arbeiten soll.
In der bildlichen Darstellung blieb der rukh freilich ein Kampfwagen - eine seltsame Inkongruenz, die zur Abstraktion nötigte, zur Reduktion auf die reine geometrische Figur der »Gangart«. Diese Tendenz wurde noch ver-stärkt durch das Verbot des Islam, Lebendiges bildlich darzustellen; die kleinen Skulpturen, die den Arabern als Spielsteine dienten und dann auch nach Europa gelangten - zuerst nach Spanien und Italien -, ähnelten unserer »abstrakten Malerei« und boten kaum noch einen Anhaltspunkt für eine »gegenständliche« Deutung. »Das mittelalterliche schatrandsch hör-te dank der abstrakten Figuren auf, im Volk als Symbol einer kriegerischen Auseinandersetzung empfunden zu werden« (Isaak und Wladimir Linder). So war es nur eine Sache der Konvention, daß aus dem rukh aufgrund des Anklangs an das spanische roque (Fels) schließlich unser »Turm« wurde. Ein ähnliches Rätsel wie der Märchenvogel gab den Europäern von damals die Figur auf, die bei den Arabern alfil hieß. Auch wenn die Gebildetsten unter den Fremdlingen ihnen erklärten, das sei das gleiche, was die Grie-chen »Elephant« nannten, waren sie um nichts klüger, denn sie hatten noch nie ein solches Wesen erblickt. War es ein Mensch oder ein Tier? Sie ent-schieden sich für das erstere, denn immerhin ließen sich die beiden Vor-sprünge auf dem Kegelstumpf als Narrenkappe deuten oder auch als Bischofsmütze. Die Deutschen gingen dem Problem »fou oder bishop« aus dem Weg, indem sie diese Figur einfach nach ihrer Gangart »Läufer« nannten. Auf die gleiche schlaue Art entzogen sie sich mit der Bezeichnung »Springer« einer Entscheidung in der schwierigen Frage, ob es sich bei dieser Figur um einen Ritter (knight) oder nur um ein Roß (cheval) handelte. (In früheren Jahrhunderten wurde der Springer allerdings bei uns »Rössel« genannt.)
Unverständlich blieb schließlich auch der Name farsin für die schwächste Figur, die (infolge ihrer damaligen Gangart) den geringsten Einfluß auf das Spielgeschehen hatte; bei den Arabern war es sinnigerweise der »kluge Ratgeber«. Da er dem König auch im wörtlichen Sinne »zur Seite stand« (natürlich nur deswegen!), machte man aus ihm kurzerhand die »Königin« oder »Dame«. Umwälzende Neuerungen brachte dann - wie auf vielen Gebieten - das
15. Jahrhundert. Sie entsprangen offenbar alle dem Bedürfnis, den Gang der Ereignisse zu beschleunigen (der moderne Mensch hat nicht mehr soviel Zeit!), das Spiel explosiver und spritziger zu gestalten. Der Doppelschritt des Bauern wurde eingeführt und die »Rochade« (von »Röche« abgeleitet, das als Bezeichnung für den Turm noch im vorigen Jahrhundert bei uns gängig war); der Läufer bestrich jetzt die ganze Diagonale, nicht mehr nur das übernächste Feld. Den größten Machtzuwachs gab es aber für die Dame, die sich vorher nur schräg ein Feld bewegen durfte. Eine so gewaltige Waffe ermöglichte Angriffe von einer Wucht und Dramatik, wie sie früher unvorstellbar war.
Seither gibt es das moderne Schach, aus dem wir einen Querschnitt von Meistertum zusammengestellt haben, eine Darbietung des Scharfsinns, der Dramatik, der Geduld und der Phantasie - eine zutiefst ästhetische Sammlung also, die zeigen soll, welche Schätze auf den 64 schwarz-weißen Feldern schlummern und von Meisterhand in Form hochkünstlerischer Ideengebilde hervorgebracht werden.

2
Aus der unermeßlichen Fülle der Schachliteratur, die Tausende von gut und meisterlich gespielten Partien enthält, eine Handvoll herauslesen heißt soviel wie einen Eimer Wasser - sorglich gesiebten Wassers - aus dem Fluß schöpfen. Es ist eine beängstigende Aufgabe: Man gießt eine Unzahl von Eimern wieder zurück, um Besseres und immer noch Besseres zu finden, und des immer noch Besseren ist kein Ende. Aber wie erfreulich dieses Dilemma doch ist, des Grübeins wert, und wie trübselig wäre es dagegen, müßte man das Nötige aus einer Dürre hervorklauben! So geht es denn nicht ohne ein gehöriges Maß zugreifender Forschheit ab. Die Grundsätze, die der Herausgeber sich stellte, ließen aus der sich darbietenden Überfülle eine viel größere Auswahl zu, als dieser Band fassen konnte, und alljährlich vermehrt dieser eigenartige Schatz sich immer weiter. Dank dem internationalen Charakter der Schachpraxis kommen die großen Meister aller Nationen zu Wort oder vielmehr zum Zug. Die Leistungen der Allergrößten bieten sich dabei von selber mit Vorrang an, da sie es sind, in denen der zuverlässigste Kunstrang waltet...
Der Schriftsteller Beheim-Schwarzbach (1900-1985) war ein guter Schachspieler; mit Absicht sparte er an Varianten. Sein Werk gewann dem Schach viele Freunde, das Taschenbuch zu 4,80 Mark war im Fischer-Boom ein Bestseller.
In der "erheblich erweiterten Ausgabe" (Verlag) wurden von 144 Partien (auf 280 Seiten!) 79 getilgt, nur 65 Partien des Originals sind übrig.
Bearbeiter Wolfgang Class bringt 98 neue Partien (leider auch Morphy - H. von Braunschweig, 3. ... Lg4), greift in alte Texte ein, "bereicherte" alten Stoff um Varianten. Das Resultat ist ein anderes Buch und hätte besser seinen Namen getragen.
Stefan Bücker