Artikelnummer
LOLALPTAD
Autor
Play the Accelerated Dragon
176 Seiten, kartoniert, Everyman, 1. Auflage 2014
The Accelerated Dragon remains one of Black’s most popular choices in the Sicilian, and the attractions are obvious. Black’s opening strategy is easy to understand, and his pieces are quickly developed on active squares. Furthermore, White players hoping to attack in the same way as against the traditional Dragon will be shocked by the Accelerated Dragon’s greater flexibility and possibilities for a swift counterattack.
In this book, Peter Lalic presents a repertoire for Black based on this line. He outlines a reliable system of development with the aim of choosing clear, consistent plans. Firstly, he demonstrates why the Accelerated Dragon exponent need not fear the Yugoslav Attack. Secondly, if White chooses instead the positional Maroczy Bind approach he emphasizes that positional understanding is far more important than memorization of move sequences. He studies the thematic middlegame and endgame positions which may arise and answers all the frequently asked questions. This book tells you everything you need to know to play the Accelerated Dragon with confidence.
In this book, Peter Lalic presents a repertoire for Black based on this line. He outlines a reliable system of development with the aim of choosing clear, consistent plans. Firstly, he demonstrates why the Accelerated Dragon exponent need not fear the Yugoslav Attack. Secondly, if White chooses instead the positional Maroczy Bind approach he emphasizes that positional understanding is far more important than memorization of move sequences. He studies the thematic middlegame and endgame positions which may arise and answers all the frequently asked questions. This book tells you everything you need to know to play the Accelerated Dragon with confidence.
·An Accelerated Dragon repertoire
·Packed with new ideas and critical analysis
·Contains advice on Anti-Sicilian lines
Peter Lalic is an England junior international and a professional chess coach. He’s the youngest ever regular contributor to CHESS Magazine and has produced more than 600 video lectures on his YouTube channel, attracting more than a thousand subscribers and half a million views. He’s the son of Grandmaster Bogdan Lalic and Women’s Grandmaster Susan Lalic.EAN | 9781781940129 |
---|---|
Gewicht | 270 g |
Hersteller | Everyman |
Breite | 17 cm |
Höhe | 24 cm |
Medium | Buch |
Erscheinungsjahr | 2014 |
Autor | Peter Lalic |
Sprache | Englisch |
Auflage | 1 |
ISBN-13 | 978-1781940129 |
Seiten | 176 |
Einband | kartoniert |
003 About the Author
007 Introduction
011 The Main Line: Yugoslav Attack Attemps
043 The Main Line: 7.Bc4
070 The Main Line: Classical Variation
095 White Deviations
110 Maroczy Bind: Strategic Ideas
136 Maroczy Bind: Gurgenidze Variation
169 Index of Variations
175 Index of Complete Games
007 Introduction
011 The Main Line: Yugoslav Attack Attemps
043 The Main Line: 7.Bc4
070 The Main Line: Classical Variation
095 White Deviations
110 Maroczy Bind: Strategic Ideas
136 Maroczy Bind: Gurgenidze Variation
169 Index of Variations
175 Index of Complete Games
In dieser Rezension möchte ich gerne einen neuen Autor vorstellen. Peter Lalic, Sohn der bekannten Schachgrößen GM Bogdan Lalic und seiner Frau WGM Susan Lalic, ist ist regelmäßiger Schreiber für monatliche Schachzeitschriften. Er vertrat England an Brett drei des U18-Glorney Cups, in dem er mit vier Siegen und zwei Unentschieden den Preis für den besten Spieler erhielt!
Seine Eröffnungsempfehlung lautet ganz klar: Der beschleunigte Drache (”Play the accelerated dragon”)
Der beschleunigte Drache (1.e4 c5 2.Sf3 Sc6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 g6) hat gegenüber dem normalen Drachen einige Vorteile, die sich ganz besonders in den für den klassischen Drachen (1.e4 c5 2.Sf3 d6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Sf6 5.Sc3 g6) kritischen Varianten rund um den Yugoslawischen Angriff bemerkbar machen! So kann Schwarz durch den Aufschub des Tempos …d7-d6 in einem Zug den häufig erwägenswerten …d7-d5 spielen! Dadurch hat Weiß interessanterweise nicht genügend Zeit, um seinen typischen Angriff am Königsflügel mittels Dd2-Le3-Lh6 und e4-f3-g4-h4-h5 und (Zitat GM R.J. Fischer) ”sac sac mate!“ voranzutreiben! Das schwarze Gegenspiel ist viel zu schnell. Die unter anderem kritischen Abspiele drehen sich hierbei um den Maróczy Aufbau und um Aufbauten mit 7.Lc4!
Leider konnte ich aufgrund einer mangelnden Bibliographie nicht andere Quellen, die der Autor genutzt hat, zu Rate ziehen und musste mich mit der Datenbank und den Partien des Autors durcharbeiten. Das ganze war überhaupt kein Problem, da der Stil des Autors besticht! So sind immer wieder Merkkästen angebracht, an denen man sich kritische Ideen und Tipps abholen kann, um die Variante bzw. ein besonderes Abspiel leichter zu verstehen. Dadurch ergibt sich ein ähnliches Trainingsgefühl wie bei der ”Move by Move“ Serie, allerdings mit einem größeren Fokus auf die einzelnen Varianten.
Inhaltsverzeichnis
1 Die Hauptvariante: Versuche des Jugoslawischen Angriffs
2 Die Hauptvariante: 7.Lc4
3 Die Hauptvariante: Klassische Variante
4 Weiße Abweichungen
5 Maróczy Bind: Strategische Ideen
6 Maróczy Bind: Gurgenidze Variante
Wie man sehen kann, hat der Autor sich nicht nur um eine rein variantenbasierende Behandlung des Themas gekümmert, sondern sich auch Gedanken zum strategischen und spielerfördernden Konzept gemacht, mit dem er das Buch für mehrere Spielklassen zugänglich macht! Besonders das Kapitel um die strategischen Ideen des Maróczy Aufbaus sind für Spieler jenseits der 2000er Marke hilfreich, da dieser Aufbau aus einer Vielzahl von Eröffnungen entstehen kann! Grundlegendes Wissen, wie man mit Schwarz trotz der weißen Kontrolle im Zentrum an Gegenspiel gelangt, ist essentiell und der erste Schritt eine schnelle und unerwartete Niederlage abzuwenden! In dieser Hinsicht stellt das Buch ein wichtiges Update zu einem längst in die Jahre gekommenem Buch von GM Lev Alburt & Co. dar!
Auf insgesamt 176 Seiten haben 50 Partien Platz gefunden, die den dynamischen Charakter der Drachenvariante deutlich machen: Keine Kompromisse, keine Gefangenen. Wer diese Variante spielt, sucht das Gegenspiel und begründet seine Chancen mit der Aktivität des starken Drachenläufers, der in seiner Höhle wartet, bis sich jemand in seine Schusslinie stellt. Für Spieler, die bereits die klassische Drachenvariante im Repertoire haben, wird der beschleunigte Drache mit Sicherheit eine nützliche Ergänzung darstellen, da man so der Vorbereitung des Gegners in den unangenehmen und höllisch-scharfen Varianten des Jugoslawischen Angriffs entgehen kann und dennoch nicht auf das typische sizilianische Gegenspiel verzichten muss!
In dem Buch finden sich zahlreiche Neuerungen, die die Theorie der Variante nach vorne bringen und in den Anmerkungen der Musterpartien verborgen sind. Diese Tipps lohnt es sich herauszuschreiben und so schnell wie möglich einzusetzen, bevor der Gegner mit ihnen vertraut sein wird und sich auf die entstehenden Ideen einstellen kann.
Fazit:
Für mich stellt das Buch ein gelungenes Erstlingswerk des Autors da und schafft einen positiven Eindruck! Ich persönlich hoffe auf jeden Fall noch mehr in naher Zukunft von Peter Lalic zu sehen und freue mich schon auf seine nächsten Werke! Eine klare Kaufempfehlung!
Lukas Wedrychowski
www.DailyChess.org
Juni 2014
Ein in mancher Hinsicht "etwas anderes" Eröffnungsbuch ist "play the accelerated dragon" von Peter Lalic, eine aktuelle Neuerscheinung von Everyman Chess. Das insgesamt 176 Seiten umfassende Büchlein widmet sich, wie der Titel dem Englisch sprechenden Leser schon sagt, der Beschleunigten Drachenvariante in der Sizilianischen Verteidigung. Diese unterscheidet sich vom "Drachen", der mit der Folge 1.e4 c5 2.Sf3 d6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Sf6 5.Sc3 g6 eingeleitet wird, durch …Sc6 statt …d6 und das frühzeitige Aufziehen des Fianchettobauern in der g-Linie. Der "Beschleunigte Drache" wird also über 1.e4 c5 2.Sf3 Sc6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 g6 eingeleitet.
In seiner Einleitung/Einführung gibt Lalic dem Leser insgesamt sechs Versprechen, die damit gut anzeigen, was er mit seinem Buch erreichen will. Diese sind, in einer sinngemäßen deutschen Übersetzung:
1. Mit diesem Repertoire vorbereitet werden Sie niemals den Jugoslawischen Angriff fürchten müssen.
2. Klare, konsequente und logische Pläne statt Übergänge in Linien der Standard-Drachenvariante.
3. Flexibilität, um auf Gewinn zu spielen oder in ein Remis zu vereinfachen.
4. Ein zuverlässiges Entwicklungsschema (…g6, …Lg7, …Sf6, …0-0) gegen so gut wie alles.
5. Positionsverständnis, Zugfolgen nach Verstehen (Anmerkung: Vermutlich wollte der Autor in etwa die Aussage "Zugfolgen nach Verstehen" treffen. Wörtlich übersetzt müsste von "transzendierenden Zugfolgen" gesprochen werden, was allerdings irritierend wirkt).
6. Die effektivsten Varianten.
Ihm wird klar gewesen sein, dass er damit natürlich den Leser zur Prüfung herausfordert, ob er seine Versprechen auch allesamt eingehalten hat. Aber dazu später …
Zunächst aber noch ein paar Worte zum Autor: Peter Lalic ist Spross eines Schach spielenden Elternpaares, Vater ist GM Bogdan Lalic und Mutter LGM Susan Lalic. Sie dürften den Sohn schon früh mit dem Schach-Virus infiziert, ihn aber auch schnell ganz weit nach vorne gebracht haben. Er ist Jahrgang 1994, somit als Autor eines Schachbuches noch sehr jung. Dies meine ich seinem Stil anzumerken, der Qualität seiner Ausführungen leistet dies aber keinen Abbruch.
Sein Schreibstil ist locker und frisch, wie ich finde. Einige Anleihen aus der Welt jenseits des Schachspiels deuten den Horizont und die Unbefangenheit eines jungen Menschen an. Wie sagt man heute? Er ist eben locker drauf!
Seine Darstellungen zur Theorie unterbricht er durch von mir nicht gezählte Sprüche, Bonmots und Aphorismen bedeutender (Schach spielender) Menschen aus der Gegenwart und der Vergangenheit. Mit der jeweils gerade behandelten Eröffnungsproblematik haben sie in der Regel nichts zu tun. Sie lockern auf, mir gefällt es.
Die Theorie bespricht Lalic anhand von 50 Partien, die entsprechend "gerichtet" kommentiert sind. Diese stammen in erheblicher Zahl aus früheren Jahrzehnten, sodass auch Größen der Vergangenheit im Werk zu Worte kommen. Zugleich stellt sich aber auch die Frage, ob das Material dem aktuellen Stand der Theorie entspricht. Dies kann ich hinsichtlich der angesprochenen Empfehlungen bejahen. Dabei darf man auch nicht vergessen, dass "play the accelerated dragon" ein Buch ist, das eine Anleitung geben soll, wie der Leser die Beschleunigte Drachenvariante spielen sollte, und damit zugleich auch aufzeigt, wie man es eben nicht machen sollte. Im Kern ist das Werk ein aus der Sicht von Schwarz geschriebenes Repertoirebuch, das durchaus auf der Höhe der Zeit ist. Das jugendliche Alter des Autors dürfte noch dazu beigetragen haben, das Buch auf dem aktuellen Stand der Theorie zu halten, denn Lalic hatte keine Chance, "alte Erinnerungen und Vorlieben" mit einzubauen.
Von den in den vergangenen fünf Jahren gespielten Partien hat Lalic rund die Hälfte selbst am Brett ausgetragen.
Der Einleitung/Einführung folgen insgesamt sechs Kapitel mit den folgenden Überschriften (in sinngemäßer deutscher Übersetzung):
1. Hauptlinie: Versuche aus dem Bereich des Jugoslawischen Angriffs
2. Hauptlinie: 7.Lc4
3. Hauptlinie: klassische Variante
4. Weiße Abweichungen
5. Maroczy-Aufbau: strategische Ideen
6. Maroczy-Aufbau: Gurgenidse-Variante.
Um sein Versprechen Nummer fünf einzuhalten, muss Lalic Erläuterungen, Erklärungen, Anleitungen etc. den klaren Vorrang vor langen Varianten einräumen. Genau dies macht er auch. Das Werk geht sehr auf Zusammenhänge und Abhängigkeiten von Stellungen, Situationen und Einzelzügen ein. Lalic erklärt viel und intensiv. Er tut also alles, um sein Versprechen einzulösen.
Ich erlaube mir mal einen Blick auf das Werk aus der Warte des Fernschachspielers und stelle mir die Frage, was es speziell ihm als Gewinn bringen kann. "play the accelerated dragon" lässt ihn die Beschleunigte Drachenvariante verstehen. Er hat damit also die Chance, seine Partie auch strategisch Erfolg versprechend anzulegen. Und er profitiert davon, von Lalic qualifizierte Repertoirevorschläge an die Hand zu bekommen. Gerade in seiner Partie aber muss er damit rechnen, dass der Gegner abweicht und er so aus den Linien kommt. Einerseits gibt es immer wieder Züge, die auch sehr gut spielbar sind und die ein Autor in einem schmalen Werk wie diesem nicht abbilden kann, andererseits müssen Züge, die im Nahschach als die beste Wahl gelten, nicht auch unter den Bedingungen des Fernschachs das Optimum sein. Ein verzweigtes Variantensystem wird dem Fernschachspieler nicht geliefert. Er erhält aber einen sehr guten "roten Faden", der sich um die Partien einer gut sortierten Datenbank ergänzen lässt. Dies ist ein Wert speziell für den Fernschachspieler, der nicht zu unterschätzen ist.
Zurück zu den Versprechen des Autors auf den einleitenden Seiten: Ich denke, dass er sich alle Mühe gegeben hat, diese einzuhalten. Er hat ein Repertoire zusammengestellt, über das Schwarz dem Jugoslawischen Angriff aus dem Weg gehen kann. Dabei setzt er auf wiederkehrende Grundmuster im Aufbau. Er arbeitet intensiv darauf hin, den Leser das System verstehen zu lassen, er gibt Hinweise zum Aufbau und zum planvollen Spiel. Soweit so hinreichend konkret und in einer gewissen Weise messbar, dass ein Überprüfen seiner Versprechen möglich ist, hat er sie eingehalten.
Die Buchsprache ist Englisch. Die Anforderungen an die Fremdsprachkenntnisse des deutschen Lesers habe ich nicht als durchgehend gleich empfunden. Überwiegend halte ich sie für moderat, nur teilweise könnte der Leser, der etwas ungeübt ist, an seine Grenzen stoßen. Mit einer Möglichkeit, offene Vokabeln zu klären, sollten aber alle Klippen gut zu umschiffen sein.
Das obligatorische Variantenverzeichnis auf den letzten Buchseiten ist ausreichend differenziert. Die Schlüsselstellungen werden über Diagramme visualisiert.
Eine gute Entscheidung von Lalic war es, einen Spruch von Henry James Byron als letzte Aussage überhaupt zu positionieren. Das Schätzchen in einer sinngemäßen deutschen Übersetzung: "Das Leben ist zu kurz für Schach.". Der schelmische Motivationskiller steht also zum Glück ganz am Ende.
Obwohl, auch als Rezensent muss man diese Aussage hinsichtlich ihrer Bedeutung durchdenken. Betrachten Sie diese Besprechung also bitte als nie geschrieben! ;-)
Fazit: "play the accelerated dragon" ist ein gut geeignetes Werk, um den Leser in die Beschleunigte Drachenvariante einzuführen und ihn mit einem ordentlichen Grundrepertoire auszustatten. Lalic nimmt den Leser quasi an die Hand, um ihn das Eröffnungssystem verstehen zu lassen. Zugleich möchte er ihn während seiner Arbeit mit dem Werk auch unterhalten.
Uwe Bekemann
www.BdF-Fernschachbund.de
Mai 2014
Eine der schärfsten Eröffnungsvarianten im Schach, die Drachenvariante im Sizilianer, war lange Zeit eine gefürchtete Waffe der Schwarzspieler. Erst als Anatoli Karpov bei verschiedenen Gelegenheiten dem Drachen die Zähne zog (mit Sicherheit unter Mitarbeit des gesamten sowjetischen Analyseapparates), wurde es stiller um dieses Abspiel. Garry Kasparov war es, unter anderem, der anno 1995 in seinem Match gegen Anand den Drachen aus der Versenkung holte. Trotzdem tut sich die Eröffnung in der heutigen Zeit schwer, zu ausanalysiert scheint sie ihrer letzten Geheimnisse beraubt worden zu sein.
Daneben hat der Drachen noch einen nahen Verwandten der nicht minder gefährlich erscheint: den beschleunigten Drachen. Dieser verzichtet im Anfangsstadium auf den sonst typischen Zug d6 und versucht oft, den Zug d5 durchzusetzen. Das beschleunigte Fianchetto birgt so manch unliebsame Überraschung für Weiß und sehr oft kann Schwarz schon im Eröffnungsstadium Vorteil erzielen. Der Autor des vorliegenden Buches, Peter Lalic, legt dem Leser ein komplettes Repertoire anhand des beschleunigten Drachen vor. Dazu hat er 50 ausgewählte Musterpartien zu diesem Thema schematisch geordnet, in ein theoretisches Gerüst verpackt, analysiert um anschließend dem geneigten Leser ein möglichst bekömmliches Mahl zu servieren. Damit der Drachen nicht im Hals stecken bleibt geizt Chefkoch Lalic natürlich nicht mit zahlreichen Hinweisen zu verschiedenen strategischen Ideen und taktischen Fallen. Derart kulinarisch verwöhnt, dürfte man nach dieser schachlichen Speise vollends auf den Geschmack gekommen sein. Für mich ein prima Buch mit vielen tollen Ideen und erfrischenden Analysen!
Martin Rieger
www.Schach-Welt.de
Mai 2014
Seine Eröffnungsempfehlung lautet ganz klar: Der beschleunigte Drache (”Play the accelerated dragon”)
Der beschleunigte Drache (1.e4 c5 2.Sf3 Sc6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 g6) hat gegenüber dem normalen Drachen einige Vorteile, die sich ganz besonders in den für den klassischen Drachen (1.e4 c5 2.Sf3 d6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Sf6 5.Sc3 g6) kritischen Varianten rund um den Yugoslawischen Angriff bemerkbar machen! So kann Schwarz durch den Aufschub des Tempos …d7-d6 in einem Zug den häufig erwägenswerten …d7-d5 spielen! Dadurch hat Weiß interessanterweise nicht genügend Zeit, um seinen typischen Angriff am Königsflügel mittels Dd2-Le3-Lh6 und e4-f3-g4-h4-h5 und (Zitat GM R.J. Fischer) ”sac sac mate!“ voranzutreiben! Das schwarze Gegenspiel ist viel zu schnell. Die unter anderem kritischen Abspiele drehen sich hierbei um den Maróczy Aufbau und um Aufbauten mit 7.Lc4!
Leider konnte ich aufgrund einer mangelnden Bibliographie nicht andere Quellen, die der Autor genutzt hat, zu Rate ziehen und musste mich mit der Datenbank und den Partien des Autors durcharbeiten. Das ganze war überhaupt kein Problem, da der Stil des Autors besticht! So sind immer wieder Merkkästen angebracht, an denen man sich kritische Ideen und Tipps abholen kann, um die Variante bzw. ein besonderes Abspiel leichter zu verstehen. Dadurch ergibt sich ein ähnliches Trainingsgefühl wie bei der ”Move by Move“ Serie, allerdings mit einem größeren Fokus auf die einzelnen Varianten.
Inhaltsverzeichnis
1 Die Hauptvariante: Versuche des Jugoslawischen Angriffs
2 Die Hauptvariante: 7.Lc4
3 Die Hauptvariante: Klassische Variante
4 Weiße Abweichungen
5 Maróczy Bind: Strategische Ideen
6 Maróczy Bind: Gurgenidze Variante
Wie man sehen kann, hat der Autor sich nicht nur um eine rein variantenbasierende Behandlung des Themas gekümmert, sondern sich auch Gedanken zum strategischen und spielerfördernden Konzept gemacht, mit dem er das Buch für mehrere Spielklassen zugänglich macht! Besonders das Kapitel um die strategischen Ideen des Maróczy Aufbaus sind für Spieler jenseits der 2000er Marke hilfreich, da dieser Aufbau aus einer Vielzahl von Eröffnungen entstehen kann! Grundlegendes Wissen, wie man mit Schwarz trotz der weißen Kontrolle im Zentrum an Gegenspiel gelangt, ist essentiell und der erste Schritt eine schnelle und unerwartete Niederlage abzuwenden! In dieser Hinsicht stellt das Buch ein wichtiges Update zu einem längst in die Jahre gekommenem Buch von GM Lev Alburt & Co. dar!
Auf insgesamt 176 Seiten haben 50 Partien Platz gefunden, die den dynamischen Charakter der Drachenvariante deutlich machen: Keine Kompromisse, keine Gefangenen. Wer diese Variante spielt, sucht das Gegenspiel und begründet seine Chancen mit der Aktivität des starken Drachenläufers, der in seiner Höhle wartet, bis sich jemand in seine Schusslinie stellt. Für Spieler, die bereits die klassische Drachenvariante im Repertoire haben, wird der beschleunigte Drache mit Sicherheit eine nützliche Ergänzung darstellen, da man so der Vorbereitung des Gegners in den unangenehmen und höllisch-scharfen Varianten des Jugoslawischen Angriffs entgehen kann und dennoch nicht auf das typische sizilianische Gegenspiel verzichten muss!
In dem Buch finden sich zahlreiche Neuerungen, die die Theorie der Variante nach vorne bringen und in den Anmerkungen der Musterpartien verborgen sind. Diese Tipps lohnt es sich herauszuschreiben und so schnell wie möglich einzusetzen, bevor der Gegner mit ihnen vertraut sein wird und sich auf die entstehenden Ideen einstellen kann.
Fazit:
Für mich stellt das Buch ein gelungenes Erstlingswerk des Autors da und schafft einen positiven Eindruck! Ich persönlich hoffe auf jeden Fall noch mehr in naher Zukunft von Peter Lalic zu sehen und freue mich schon auf seine nächsten Werke! Eine klare Kaufempfehlung!
Lukas Wedrychowski
www.DailyChess.org
Juni 2014
Ein in mancher Hinsicht "etwas anderes" Eröffnungsbuch ist "play the accelerated dragon" von Peter Lalic, eine aktuelle Neuerscheinung von Everyman Chess. Das insgesamt 176 Seiten umfassende Büchlein widmet sich, wie der Titel dem Englisch sprechenden Leser schon sagt, der Beschleunigten Drachenvariante in der Sizilianischen Verteidigung. Diese unterscheidet sich vom "Drachen", der mit der Folge 1.e4 c5 2.Sf3 d6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Sf6 5.Sc3 g6 eingeleitet wird, durch …Sc6 statt …d6 und das frühzeitige Aufziehen des Fianchettobauern in der g-Linie. Der "Beschleunigte Drache" wird also über 1.e4 c5 2.Sf3 Sc6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 g6 eingeleitet.
In seiner Einleitung/Einführung gibt Lalic dem Leser insgesamt sechs Versprechen, die damit gut anzeigen, was er mit seinem Buch erreichen will. Diese sind, in einer sinngemäßen deutschen Übersetzung:
1. Mit diesem Repertoire vorbereitet werden Sie niemals den Jugoslawischen Angriff fürchten müssen.
2. Klare, konsequente und logische Pläne statt Übergänge in Linien der Standard-Drachenvariante.
3. Flexibilität, um auf Gewinn zu spielen oder in ein Remis zu vereinfachen.
4. Ein zuverlässiges Entwicklungsschema (…g6, …Lg7, …Sf6, …0-0) gegen so gut wie alles.
5. Positionsverständnis, Zugfolgen nach Verstehen (Anmerkung: Vermutlich wollte der Autor in etwa die Aussage "Zugfolgen nach Verstehen" treffen. Wörtlich übersetzt müsste von "transzendierenden Zugfolgen" gesprochen werden, was allerdings irritierend wirkt).
6. Die effektivsten Varianten.
Ihm wird klar gewesen sein, dass er damit natürlich den Leser zur Prüfung herausfordert, ob er seine Versprechen auch allesamt eingehalten hat. Aber dazu später …
Zunächst aber noch ein paar Worte zum Autor: Peter Lalic ist Spross eines Schach spielenden Elternpaares, Vater ist GM Bogdan Lalic und Mutter LGM Susan Lalic. Sie dürften den Sohn schon früh mit dem Schach-Virus infiziert, ihn aber auch schnell ganz weit nach vorne gebracht haben. Er ist Jahrgang 1994, somit als Autor eines Schachbuches noch sehr jung. Dies meine ich seinem Stil anzumerken, der Qualität seiner Ausführungen leistet dies aber keinen Abbruch.
Sein Schreibstil ist locker und frisch, wie ich finde. Einige Anleihen aus der Welt jenseits des Schachspiels deuten den Horizont und die Unbefangenheit eines jungen Menschen an. Wie sagt man heute? Er ist eben locker drauf!
Seine Darstellungen zur Theorie unterbricht er durch von mir nicht gezählte Sprüche, Bonmots und Aphorismen bedeutender (Schach spielender) Menschen aus der Gegenwart und der Vergangenheit. Mit der jeweils gerade behandelten Eröffnungsproblematik haben sie in der Regel nichts zu tun. Sie lockern auf, mir gefällt es.
Die Theorie bespricht Lalic anhand von 50 Partien, die entsprechend "gerichtet" kommentiert sind. Diese stammen in erheblicher Zahl aus früheren Jahrzehnten, sodass auch Größen der Vergangenheit im Werk zu Worte kommen. Zugleich stellt sich aber auch die Frage, ob das Material dem aktuellen Stand der Theorie entspricht. Dies kann ich hinsichtlich der angesprochenen Empfehlungen bejahen. Dabei darf man auch nicht vergessen, dass "play the accelerated dragon" ein Buch ist, das eine Anleitung geben soll, wie der Leser die Beschleunigte Drachenvariante spielen sollte, und damit zugleich auch aufzeigt, wie man es eben nicht machen sollte. Im Kern ist das Werk ein aus der Sicht von Schwarz geschriebenes Repertoirebuch, das durchaus auf der Höhe der Zeit ist. Das jugendliche Alter des Autors dürfte noch dazu beigetragen haben, das Buch auf dem aktuellen Stand der Theorie zu halten, denn Lalic hatte keine Chance, "alte Erinnerungen und Vorlieben" mit einzubauen.
Von den in den vergangenen fünf Jahren gespielten Partien hat Lalic rund die Hälfte selbst am Brett ausgetragen.
Der Einleitung/Einführung folgen insgesamt sechs Kapitel mit den folgenden Überschriften (in sinngemäßer deutscher Übersetzung):
1. Hauptlinie: Versuche aus dem Bereich des Jugoslawischen Angriffs
2. Hauptlinie: 7.Lc4
3. Hauptlinie: klassische Variante
4. Weiße Abweichungen
5. Maroczy-Aufbau: strategische Ideen
6. Maroczy-Aufbau: Gurgenidse-Variante.
Um sein Versprechen Nummer fünf einzuhalten, muss Lalic Erläuterungen, Erklärungen, Anleitungen etc. den klaren Vorrang vor langen Varianten einräumen. Genau dies macht er auch. Das Werk geht sehr auf Zusammenhänge und Abhängigkeiten von Stellungen, Situationen und Einzelzügen ein. Lalic erklärt viel und intensiv. Er tut also alles, um sein Versprechen einzulösen.
Ich erlaube mir mal einen Blick auf das Werk aus der Warte des Fernschachspielers und stelle mir die Frage, was es speziell ihm als Gewinn bringen kann. "play the accelerated dragon" lässt ihn die Beschleunigte Drachenvariante verstehen. Er hat damit also die Chance, seine Partie auch strategisch Erfolg versprechend anzulegen. Und er profitiert davon, von Lalic qualifizierte Repertoirevorschläge an die Hand zu bekommen. Gerade in seiner Partie aber muss er damit rechnen, dass der Gegner abweicht und er so aus den Linien kommt. Einerseits gibt es immer wieder Züge, die auch sehr gut spielbar sind und die ein Autor in einem schmalen Werk wie diesem nicht abbilden kann, andererseits müssen Züge, die im Nahschach als die beste Wahl gelten, nicht auch unter den Bedingungen des Fernschachs das Optimum sein. Ein verzweigtes Variantensystem wird dem Fernschachspieler nicht geliefert. Er erhält aber einen sehr guten "roten Faden", der sich um die Partien einer gut sortierten Datenbank ergänzen lässt. Dies ist ein Wert speziell für den Fernschachspieler, der nicht zu unterschätzen ist.
Zurück zu den Versprechen des Autors auf den einleitenden Seiten: Ich denke, dass er sich alle Mühe gegeben hat, diese einzuhalten. Er hat ein Repertoire zusammengestellt, über das Schwarz dem Jugoslawischen Angriff aus dem Weg gehen kann. Dabei setzt er auf wiederkehrende Grundmuster im Aufbau. Er arbeitet intensiv darauf hin, den Leser das System verstehen zu lassen, er gibt Hinweise zum Aufbau und zum planvollen Spiel. Soweit so hinreichend konkret und in einer gewissen Weise messbar, dass ein Überprüfen seiner Versprechen möglich ist, hat er sie eingehalten.
Die Buchsprache ist Englisch. Die Anforderungen an die Fremdsprachkenntnisse des deutschen Lesers habe ich nicht als durchgehend gleich empfunden. Überwiegend halte ich sie für moderat, nur teilweise könnte der Leser, der etwas ungeübt ist, an seine Grenzen stoßen. Mit einer Möglichkeit, offene Vokabeln zu klären, sollten aber alle Klippen gut zu umschiffen sein.
Das obligatorische Variantenverzeichnis auf den letzten Buchseiten ist ausreichend differenziert. Die Schlüsselstellungen werden über Diagramme visualisiert.
Eine gute Entscheidung von Lalic war es, einen Spruch von Henry James Byron als letzte Aussage überhaupt zu positionieren. Das Schätzchen in einer sinngemäßen deutschen Übersetzung: "Das Leben ist zu kurz für Schach.". Der schelmische Motivationskiller steht also zum Glück ganz am Ende.
Obwohl, auch als Rezensent muss man diese Aussage hinsichtlich ihrer Bedeutung durchdenken. Betrachten Sie diese Besprechung also bitte als nie geschrieben! ;-)
Fazit: "play the accelerated dragon" ist ein gut geeignetes Werk, um den Leser in die Beschleunigte Drachenvariante einzuführen und ihn mit einem ordentlichen Grundrepertoire auszustatten. Lalic nimmt den Leser quasi an die Hand, um ihn das Eröffnungssystem verstehen zu lassen. Zugleich möchte er ihn während seiner Arbeit mit dem Werk auch unterhalten.
Uwe Bekemann
www.BdF-Fernschachbund.de
Mai 2014
Eine der schärfsten Eröffnungsvarianten im Schach, die Drachenvariante im Sizilianer, war lange Zeit eine gefürchtete Waffe der Schwarzspieler. Erst als Anatoli Karpov bei verschiedenen Gelegenheiten dem Drachen die Zähne zog (mit Sicherheit unter Mitarbeit des gesamten sowjetischen Analyseapparates), wurde es stiller um dieses Abspiel. Garry Kasparov war es, unter anderem, der anno 1995 in seinem Match gegen Anand den Drachen aus der Versenkung holte. Trotzdem tut sich die Eröffnung in der heutigen Zeit schwer, zu ausanalysiert scheint sie ihrer letzten Geheimnisse beraubt worden zu sein.
Daneben hat der Drachen noch einen nahen Verwandten der nicht minder gefährlich erscheint: den beschleunigten Drachen. Dieser verzichtet im Anfangsstadium auf den sonst typischen Zug d6 und versucht oft, den Zug d5 durchzusetzen. Das beschleunigte Fianchetto birgt so manch unliebsame Überraschung für Weiß und sehr oft kann Schwarz schon im Eröffnungsstadium Vorteil erzielen. Der Autor des vorliegenden Buches, Peter Lalic, legt dem Leser ein komplettes Repertoire anhand des beschleunigten Drachen vor. Dazu hat er 50 ausgewählte Musterpartien zu diesem Thema schematisch geordnet, in ein theoretisches Gerüst verpackt, analysiert um anschließend dem geneigten Leser ein möglichst bekömmliches Mahl zu servieren. Damit der Drachen nicht im Hals stecken bleibt geizt Chefkoch Lalic natürlich nicht mit zahlreichen Hinweisen zu verschiedenen strategischen Ideen und taktischen Fallen. Derart kulinarisch verwöhnt, dürfte man nach dieser schachlichen Speise vollends auf den Geschmack gekommen sein. Für mich ein prima Buch mit vielen tollen Ideen und erfrischenden Analysen!
Martin Rieger
www.Schach-Welt.de
Mai 2014
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