Artikelnummer
LOSHA1E4SMLG
Autor
Playing 1.e4
Sicilian Main Lines
455 Seiten, gebunden, Quality, 1. Auflage 2018
In this, the last of three volumes on 1.e4, GM John Shaw completes his state-of-the-art White repertoire by tackling the biggest challenge of all: the main lines of the Sicilian Defence. Just like the other two books in the series, this book is based upon a foundation of tried and tested main lines, boosted by a number of innovative suggestions that will cause no end of trouble to your opponents.
Including the Dragon, Taimanov, Sveshnikov and concluding with the nefarious Najdorf, this book provides everything you need to face all the major Sicilian systems with confidence.
John Shaw is a grandmaster and three-time Scottish Champion.
Including the Dragon, Taimanov, Sveshnikov and concluding with the nefarious Najdorf, this book provides everything you need to face all the major Sicilian systems with confidence.
John Shaw is a grandmaster and three-time Scottish Champion.
004 Key to symbols used
005 Preface
006 Bibliography
007 Introduction to the Repertoire
2...e6
009 1) Four Knights
045 2) Kan
091 3) Taimanov
2...Nc6
149 4) Lowenthal
157 5) Kalashnikov
171 6) Sveshnikov
231 7) Accelerated Dragon
2...d6
267 8) Dragon
305 9) Classical
333 10) Najdorf-Scheveningen
403 11) Najdorf with 6...e5
447 Index of Main Games
449 Variation Index
005 Preface
006 Bibliography
007 Introduction to the Repertoire
2...e6
009 1) Four Knights
045 2) Kan
091 3) Taimanov
2...Nc6
149 4) Lowenthal
157 5) Kalashnikov
171 6) Sveshnikov
231 7) Accelerated Dragon
2...d6
267 8) Dragon
305 9) Classical
333 10) Najdorf-Scheveningen
403 11) Najdorf with 6...e5
447 Index of Main Games
449 Variation Index
Nachdem der Leser in den ersten beiden Bänden von GM John Shaws 1.e4-Repertoireserie bereits mit Raumvorteil, Bauernmehrheiten am Damenflügel und gegen schlechtere Bauernstrukturen gekämpft hat, wartet nun in "Playing 1.e4-Sicilian Main Lines" aus dem Quality Chess Verlag der Endgegner. Der Sizilianer ist furchteinflößend und kraftvoll, ich kenne nicht wenige Spieler, die seinetwegen in das seichtere Lager der geschlossenen Spiele geflohen sind. Der Autor beginnt deshalb mit bekannter Strategiekost, zeigt aber auch schon, wohin die Reise in den folgenden Kapiteln gehen wird.
Das Sizilianische Vierspringerspiel nach den Anfangszügen 1.e4 c5 2.Sf3 e6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Sf6 5.Sc3 Sc6 ist ein sehr wandelbares System. Ich habe es vor einiger Zeit in mein Repertoire aufgenommen, weil fast alle Weißspieler hier 6.Sdb5 antworten, aber nach Lb4 7.a3 Lxc3 8.Sxc3 d5 ist die Isolanistellung supersolide für Schwarz. GM Parimarjan Negi hat in seinem 1.e4-Repertoire für denselben Verlag etwas Vorteil für Weiß reklamiert, aber ich stimme hier voll und ganz mit GM Max Illingworths Aussage in seinem kürzlich erschienenen "Dismantling the Sicilian (New in Chess, 2017) überein, dass Weiß nicht wirklich genug hat, um gegen einen präparierten Schwarzspieler zu gewinnen. Merkwürdiger hat dieser aber auch diese Variante in seinem Repertoirebuch angegeben und nimmt halt den Ausgleich. GM Shaw will es jedoch wissen und empfiehlt stattdessen 6.Sxc6 bxc6 7.e5. Diese Variante habe ich immer gehasst. Weiß erreicht einen recht guten Raumvorteil und wenn Schwarz diesen auflöst, bildet er im eigenen Lager oft unangenehme Felderschwächen. Das Ganze erinnert ein wenig an die Strukturen, die Weiß in Band 1 in der Schottischen Eröffnung erreicht hat. Trotzdem gibt es hier, wie in den anderen Sizilianern auch, etwas mehr Chaos. Das zeigt auch die Hauptvariante, in der Weiß nach den obigen Zügen und 7. ...Sd5 8.Se4 Dc7 9.f4 Db6 10.c4 Lb4 mit 11.Ke2 eine auf den ersten Blick recht hässliche Stellung einnimmt. Weiß hat allerdings Raumvorteil und die schwarzen Figuren stehen recht unglücklich, was zum Beispiel die Variante La6 12.Kf3 Se7 13.a3 verdeutlicht. Der Lb4 geht am Platzmangel zugrunde. Stattdessen spielt Schwarz meist 11. ...f5 und nach 12.exf6 Sxf6 13.Le3 Dd8 14.Sd6 Lxd6 15.Dxd6 hat Schwarz Probleme auf den schwarzen Feldern und mit seinem kümmerlichen weißfeldrigen Läufer. Schwarz muss hier gut aufpassen, dass er den leichten Nachteil hält und nicht untergeht. Weiß muss aber auch einige Feinheiten kennen, weshalb das Ganze einen erheblichen Theorieaufwand bedeutet. Zwar ist der Sizilianischteil im Shawschen Repertoire mit insgesamt knapp 540 Seiten immer noch recht human gegenüber knapp 1250 Seiten Sizilianischtheorie bei Parimarjan Negi, aber stellt für die eigene Merkfähigkeit trotz eines etwas weniger zwingenden Charakters immer noch eine große Herausforderung dar. Zudem wird geht es in diesem Buch zunehmend chaotischer zu. Gegen die alterwürdige Drachenvariante ist es nämlich zum Beispiel gar nicht so einfach, die Stellung zu kontrollieren. John Shaw empfiehlt hier nach 1.e4 c5 2.Sf3 d6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Sf6 5.Sc3 g6 6.Le3 Lg7 7.f3 0-0 8.Dd2 Sc6 9.0-0-0, das in meinen Augen einfacher ist als die Negiempfehlung 9.Lc4. Die lange Rochade hat auch GM Illingworth in seinem Buch behandelt. Beide analysieren danach als Hauptvariante 9. ...d5 10.De1 e5 11.Sxc6 bxc6 12.exd5 Sxd5 13.Lc4 Le6. GM Illingworth möchte jetzt 14.Kb1 sehen, während GM Shaw 14.Se4 bevorzugt und auch gut aufzeigt, warum er 14.Kb1 nicht ganz so klar findet. Weiß hat auch bei dieser Variante einen schönen positionellen Vorteil mit der besseren Bauernstruktur, aber natürlich muss man noch einige präzise Züge spielen, um Schwarz nicht aktiv werden zu lassen.
Die größte Überraschung des Buches folgt aber zum Schluss. Denn gegen den klassischen Sizilianer, den Najdorfkomplex und die Scheveninger Abspiele wird der englische Angriff wieder ausgegraben. In meiner Jugend war er sehr populär und auch ich spielte ihn damals recht gern, aber irgendwann schien er so weit ausanalysiert, dass erst ich und dann die meisten Großmeister keine Lust mehr darauf hatten. Aus praktischer Sicht ist er allerdings eine gute Wahl. Erstens kann Weiß die ersten Züge relativ schnell spielen, da man genauso wie oben gegen den Drachen agiert. Nach 1.e4 c5 2.Sf3 d6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Sf6 5.Sc3 a6 6.f3 und dann Le3, Dd2 und 0-0-0 kann man das ganze erstmal herunterblitzen und Zeit für die komplexen Mittelspiele sparen. Zweitens ist die schwarze Schablone 6. ...e6 7.Le3 Le7 8.Dd2 0-0 nach 9.0-0-0 und dem Bauernsturm mit g4-g5 und dann h4 kaum spielbar für Schwarz. Gerade im Spielstärkebereich unter 2100 kann man damit viele schöne Siege mit Weiß einfahren, wenn man die typischen Motive kennt, die im Buch behandelt werden. Auf der anderen Seite ergeben sich natürlich automatisch scharfe Stellungen, die man erst einmal meistern muss. Auch wenn die meist vorteilhaft für Weiß sind, muss man sie erst einmal gewinnen und die Kontrolle über die Stellung behalten. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass das nicht so einfach ist. Nach meinem Geschmack ist diese Empfehlung also nicht, aber die angegebenen Varianten machen dennoch sehr viel Sinn und geben Weiß mindestens das einfachere und oft auch das vorteilhaftere Spiel.
Insgesamt bietet dieses Buch eine Fülle an neuen, frischen Ideen und ein Weißrepertoire gegen die sizilianischen Hauptvarianten, das mich persönlich trotz der vielen Feinheiten, die man kennen muss, mehr überzeugt als die Arbeit Parimarjan Negis zu diesem Komplex. Wer bereit ist, das Buch gewissenhaft durchzuarbeiten, wird sicher viele gute Stellungen erreichen. Ein gutes Gedächtnis ist dabei auf jeden Fall von Vorteil! Ich kann dieses Buch sehr empfehlen!
IM Dirk Schuh, Juli 2018
Das Sizilianische Vierspringerspiel nach den Anfangszügen 1.e4 c5 2.Sf3 e6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Sf6 5.Sc3 Sc6 ist ein sehr wandelbares System. Ich habe es vor einiger Zeit in mein Repertoire aufgenommen, weil fast alle Weißspieler hier 6.Sdb5 antworten, aber nach Lb4 7.a3 Lxc3 8.Sxc3 d5 ist die Isolanistellung supersolide für Schwarz. GM Parimarjan Negi hat in seinem 1.e4-Repertoire für denselben Verlag etwas Vorteil für Weiß reklamiert, aber ich stimme hier voll und ganz mit GM Max Illingworths Aussage in seinem kürzlich erschienenen "Dismantling the Sicilian (New in Chess, 2017) überein, dass Weiß nicht wirklich genug hat, um gegen einen präparierten Schwarzspieler zu gewinnen. Merkwürdiger hat dieser aber auch diese Variante in seinem Repertoirebuch angegeben und nimmt halt den Ausgleich. GM Shaw will es jedoch wissen und empfiehlt stattdessen 6.Sxc6 bxc6 7.e5. Diese Variante habe ich immer gehasst. Weiß erreicht einen recht guten Raumvorteil und wenn Schwarz diesen auflöst, bildet er im eigenen Lager oft unangenehme Felderschwächen. Das Ganze erinnert ein wenig an die Strukturen, die Weiß in Band 1 in der Schottischen Eröffnung erreicht hat. Trotzdem gibt es hier, wie in den anderen Sizilianern auch, etwas mehr Chaos. Das zeigt auch die Hauptvariante, in der Weiß nach den obigen Zügen und 7. ...Sd5 8.Se4 Dc7 9.f4 Db6 10.c4 Lb4 mit 11.Ke2 eine auf den ersten Blick recht hässliche Stellung einnimmt. Weiß hat allerdings Raumvorteil und die schwarzen Figuren stehen recht unglücklich, was zum Beispiel die Variante La6 12.Kf3 Se7 13.a3 verdeutlicht. Der Lb4 geht am Platzmangel zugrunde. Stattdessen spielt Schwarz meist 11. ...f5 und nach 12.exf6 Sxf6 13.Le3 Dd8 14.Sd6 Lxd6 15.Dxd6 hat Schwarz Probleme auf den schwarzen Feldern und mit seinem kümmerlichen weißfeldrigen Läufer. Schwarz muss hier gut aufpassen, dass er den leichten Nachteil hält und nicht untergeht. Weiß muss aber auch einige Feinheiten kennen, weshalb das Ganze einen erheblichen Theorieaufwand bedeutet. Zwar ist der Sizilianischteil im Shawschen Repertoire mit insgesamt knapp 540 Seiten immer noch recht human gegenüber knapp 1250 Seiten Sizilianischtheorie bei Parimarjan Negi, aber stellt für die eigene Merkfähigkeit trotz eines etwas weniger zwingenden Charakters immer noch eine große Herausforderung dar. Zudem wird geht es in diesem Buch zunehmend chaotischer zu. Gegen die alterwürdige Drachenvariante ist es nämlich zum Beispiel gar nicht so einfach, die Stellung zu kontrollieren. John Shaw empfiehlt hier nach 1.e4 c5 2.Sf3 d6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Sf6 5.Sc3 g6 6.Le3 Lg7 7.f3 0-0 8.Dd2 Sc6 9.0-0-0, das in meinen Augen einfacher ist als die Negiempfehlung 9.Lc4. Die lange Rochade hat auch GM Illingworth in seinem Buch behandelt. Beide analysieren danach als Hauptvariante 9. ...d5 10.De1 e5 11.Sxc6 bxc6 12.exd5 Sxd5 13.Lc4 Le6. GM Illingworth möchte jetzt 14.Kb1 sehen, während GM Shaw 14.Se4 bevorzugt und auch gut aufzeigt, warum er 14.Kb1 nicht ganz so klar findet. Weiß hat auch bei dieser Variante einen schönen positionellen Vorteil mit der besseren Bauernstruktur, aber natürlich muss man noch einige präzise Züge spielen, um Schwarz nicht aktiv werden zu lassen.
Die größte Überraschung des Buches folgt aber zum Schluss. Denn gegen den klassischen Sizilianer, den Najdorfkomplex und die Scheveninger Abspiele wird der englische Angriff wieder ausgegraben. In meiner Jugend war er sehr populär und auch ich spielte ihn damals recht gern, aber irgendwann schien er so weit ausanalysiert, dass erst ich und dann die meisten Großmeister keine Lust mehr darauf hatten. Aus praktischer Sicht ist er allerdings eine gute Wahl. Erstens kann Weiß die ersten Züge relativ schnell spielen, da man genauso wie oben gegen den Drachen agiert. Nach 1.e4 c5 2.Sf3 d6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Sf6 5.Sc3 a6 6.f3 und dann Le3, Dd2 und 0-0-0 kann man das ganze erstmal herunterblitzen und Zeit für die komplexen Mittelspiele sparen. Zweitens ist die schwarze Schablone 6. ...e6 7.Le3 Le7 8.Dd2 0-0 nach 9.0-0-0 und dem Bauernsturm mit g4-g5 und dann h4 kaum spielbar für Schwarz. Gerade im Spielstärkebereich unter 2100 kann man damit viele schöne Siege mit Weiß einfahren, wenn man die typischen Motive kennt, die im Buch behandelt werden. Auf der anderen Seite ergeben sich natürlich automatisch scharfe Stellungen, die man erst einmal meistern muss. Auch wenn die meist vorteilhaft für Weiß sind, muss man sie erst einmal gewinnen und die Kontrolle über die Stellung behalten. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass das nicht so einfach ist. Nach meinem Geschmack ist diese Empfehlung also nicht, aber die angegebenen Varianten machen dennoch sehr viel Sinn und geben Weiß mindestens das einfachere und oft auch das vorteilhaftere Spiel.
Insgesamt bietet dieses Buch eine Fülle an neuen, frischen Ideen und ein Weißrepertoire gegen die sizilianischen Hauptvarianten, das mich persönlich trotz der vielen Feinheiten, die man kennen muss, mehr überzeugt als die Arbeit Parimarjan Negis zu diesem Komplex. Wer bereit ist, das Buch gewissenhaft durchzuarbeiten, wird sicher viele gute Stellungen erreichen. Ein gutes Gedächtnis ist dabei auf jeden Fall von Vorteil! Ich kann dieses Buch sehr empfehlen!
IM Dirk Schuh, Juli 2018
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