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LOGRITMGS

The Modernized Grivas Sicilian

491 Seiten, kartoniert, Thinkers Publishing, 1. Auflage 2021

34,95 €
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Vorübergehend ausverkauft
The Grivas Sicilian is a very attractive Sicilian set-up as it allows him to set the agenda from the outset, preventing many weil known white schemes.
During his active chess life as player, he extensively used this unique system with great success. In his book the author dissects the most important nuances and themes, making sure that players will be familiar with the resources at their disposal. On top this is a refresher course of his favorite Sicilian packed with many new ideas and interesting twists.
This is his fourth book for Thinkers Publishing.
Weitere Informationen
EAN 9789464201390
Gewicht 660 g
Hersteller Thinkers Publishing
Breite 17 cm
Höhe 23,5 cm
Medium Buch
Erscheinungsjahr 2021
Autor Efstratios Grivas
Sprache Englisch
Auflage 1
ISBN-13 9789464201390
Seiten 491
Einband kartoniert
Was ist unter der „Grivas-Variante” (oder Grivas-Verteidigung, Grivas-System) in der Sizilianischen Verteidigung zu verstehen? Sie steht für den Zug 4…Db6 im Anschluss an einen üblichen Verlauf mit 1.e4 c5 2.Sf3 Sc6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 und die sich daraus ergebenden Möglichkeiten. Eine als „offiziell” anzusehende Namensgebung gibt es nicht.
Efstratios Grivas, aus Griechenland stammender Großmeister, Trainer, internationaler Schiedsrichter und Organisator und nicht zuletzt sehr fleißiger Autor, reklamiert den Namen des Systems für sich. Er kann sich dabei auf einen Vorschlag von John Nunn berufen, aber auch für sich in Anspruch nehmen, dass er wohl am meisten für die Popularisierung der Spielweise getan hat. Sie zählt seit mehr als 35 Jahren zum Kern seines Repertoires und er hat sie intensiv analysiert. Eingesetzt hat er sie, und dies mit Erfolg, in mehr als 150 Turnierpartien, Blitz- und Rapid-Partien nicht mitgezählt.

„The Modernized Grivas Sicilian”, Neuerscheinung bei Thinkers Publishing 2022 und natürlich geschrieben von Efstratios Grivas, ist ein umfassendes Werk über „seine” Spielweise. Dabei vereint diese Arbeit Elemente eines Repertoirebuches und einer Monografie in sich.
Bleiben wir zunächst bei Aspekten einer Namensgebung: Wenn ein Eröffnungsbuch ein System auf fast 500 Seiten vorstellt, dann wird es Subsysteme enthalten, für die spezielle Namen sinnvoll sind, auch aus Gründen einer Unterstützung des Erinnerungsvermögens. Vor diese Aufgabe sah sich auch Grivas gestellt. Nicht nur dem System als solchem mangelt es an einem offiziellen Namen, sondern natürlich auch den Subsystemen. Und dieses Problem hat er gelöst, indem er diesen jeweils Namen aus der griechischen Mythologie gegeben hat. So kommen u.a. Medusa, Poseidon, Hera und natürlich auch Zeus in Namen zu Ehren. Das hat doch etwas, finde ich. Das Werk bleibt nüchtern, behält einen verlässlichen Anstrich und bleibt vertrauenswürdig, anders als wenn er seine Subsysteme nach Pinocchio, Biene Maja oder Donald Duck benannt hätte.
In Nebeneffekten gibt Grivas seinem Buch damit auch einen leicht mystischen Anstrich und er findet wiederkehrend Gelegenheiten, unterhaltsame Passagen einzutragen, in denen er über die „Namensgeber” schreibt. Nicht zuletzt stellt er eine Verbindung zu seinem Heimatland Griechenland her.

Mit 4…Db6 verbindet Grivas die Idee, die zentrale Stellung des weißen Springers sofort zu attackieren. Dies macht er zu dem Preis, dass die Dame auf b6 ungünstig steht und noch einmal gezogen müssen wird. Allerdings wird auch Weiß seinen vertriebenen Springer neu aktivieren müssen, was er als Kompensation ansieht.
Der Zug Dd8-b6 kommt in etlichen Spielweisen der Sizilianischen Verteidigung vor. Entsprechend gibt es viel Raum für Zugumstellungen. Dies berücksichtigt Grivas, macht es sich aber auch zunutze, indem er in Beispielen aus der Turnierpraxis die Zugreihenfolge ändert, um sie für sich verwendbar zu machen.

Bei einem Werk wie diesem macht der Versuch wenig Sinn, in einer Rezension die konkreten Inhalte nach Varianten anzugeben, denn entweder wäre die Darstellung ausufernd oder aber sehr lückenhaft. „The Modernized Grivas Sicilian” selbst bietet aber demjenigen eine gute Hilfestellung an, der sich vorab einen Überblick verschaffen möchte. Üblicherweise enthalten Bücher aus der „The Modernized”-Serie des Verlags Thinkers Publishing keine Variantenübersicht. Dies ist hier aber anders, weil das Inhaltsverzeichnis eine zumindest grundlegende Übersicht gibt. Dieses kann im Internet eingesehen werden, zum Beispiel bei der Firma Niggemann, von der das Rezensionsexemplar stammt.

„The Modernized Grivas Sicilian” ist in erster Linie ein Buch für den erfahrenen Spieler, der sich zudem allgemein in den Gefilden der Sizilianischen Verteidigung, insbesondere in nicht-geschlossenen Systemen, zumindest ordentlich auskennt. Seinen Wert kann es darüber hinaus nur entfalten, wenn der Leser die Motivation aufbringt, viel Stoff auszuwerten, aufzunehmen, sich einzuprägen. Auch wenn Grivas durchaus erklärt und erläutert, arbeitet er intensiv gestützt auf Varianten. So dominiert in der Darstellung ein Mix aus Partien, Partiefragmenten und Analysen, mittels Schachzeichen kommentiert.
Ein Quellenverzeichnis gibt es nicht. Grivas scheint aber alles ausgewertet und genutzt zu haben, dessen er habhaft werden konnte. Dies zeigen auch ungewöhnliche Einträge wie „Ruhrgebiet” und „Nordrheinwestfalen” als Bezeichnung eines Turniers/Turnierorts.
Seine Darstellung einzelner Varianten schließt der Autor mit einer „conclusion” ab, die als wertende Zusammenfassung charakterisiert werden kann. Hier allerdings beschränkt er sich häufig auf eher allgemeine Aussagen, beispielsweise zu den Chancen, die Schwarz jeweils hat und wie sein Plan aussehen sollte.

Für Fernschachspieler, die für ihre Eröffnungswahl gerne als Quelle ein breitgefächertes Angebot von Varianten in der Literatur nutzen, ist „The Modernized Grivas Sicilian” wie gemacht. Zu den praktischen Chancen, die mit der Wahl dieser Verteidigung aus der Sicht der Statistik für Schwarz verbunden sind, gehe ich weiter unten ein.

Zum Aufbau des Werkes: Nach einigen einführenden Informationen und dann der detaillierten Darstellung der Theorie lässt Grivas ein Kapitel folgen, das sich konzentriert mit der typischen Mittelspielstrategie befasst. Anhand von 20 Partien aus der Turnierpraxis, in denen er selbst 14 Mal mit Schwarz am Brett gesessen hat, setzt er auf die Wirkung des Beispiels. Er formuliert keine Regeln, Merksätze etc., sondern lässt den Leser nach dem „best practice”-Prinzip lernen. Die Partien in diesem Kapitel sind deutlich umfassender verbal kommentiert, um dem Leser die Pläne erkennbarer zu machen. Er stellt richtige und auch fehlerhafte Entscheidungen heraus und erläutert seine Wertung zumeist. In vier Partien hat Judit Polgar nach der Bucheröffnung gespielt, eine Partie zeigt Boris Gelfand als Schwarzspieler.

Ein kurzes Folgekapitel widmet sich der Endspieltechnik. In ähnlicher Form wie zum Mittelspiel veranschaulicht Grivas hier das Vorgehen in typischen Endspielstrukturen, die insbesondere durch die Bauernstellung gekennzeichnet sind. Zumeist handelt es sich hier nicht etwa um „Spezialfälle”, mit denen Schwarz nur bei der Bucheröffnung rechnen muss, sondern um Konstellationen, wie sie auch in diesem Fall auftreten können.

Den Abschluss bildet ein Kapitel mit 16 an den Leser gerichteten Taktikaufgaben mit den Lösungen darauf. Die Gestaltung ist immer gleich. Ein Ausgangsdiagramm mit Angaben von Spielern und Turnier bzw. Turnierort und Jahr definiert die Brettstellung. Der Leser muss mal für Weiß, mal für Schwarz das Motiv finden und ausarbeiten. Die Lösungen werden in der Form eines Abdrucks der Quellpartie gegeben, die jeweils nicht oder nur spärlich kommentiert ist.

Was kann die Grivas-„Variante” im Fernschach leisten, wenn man die Statistik sprechen lässt? Da zeigt sich noch Luft nach oben. Legt man die in Turnieren des Weltfernschachbundes ICCF dieses Jahrtausends gespielten Partien ohne zusätzliche Kriterien zugrunde, kommt Weiß auf eine Erfolgsquote von rund 60 Prozent. Spieler mit höherer Wertungszahl haben nur in Einzelfällen dem System vertraut. Gemessen an der Handvoll auswertbarer Ergebnisse kommt Weiß hier sogar auf rund 90 Prozent. Aber: Diese Duelle sind gespielt und beendet worden, bevor „The Modernized Grivas Sicilian” auf den Markt gekommen ist. Die weitere Entwicklung bleibt abzuwarten.

Die Anforderungen an die Englischkenntnisse des Lesers sind kaum erwähnenswert. Schulenglisch reicht für eine bequeme Arbeit mit dem Werk allemal aus, auch weil sich der zu verarbeitende Text im Rahmen hält.

Fazit: „The Modernized Grivas Sicilian” ist eine Mischung aus Repertoirebuch und Monografie über das mit 1.e4 c5 2.Sf3 Sc6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Db6 eingeleitete System, das als Grivas-Variante, Grivas-Verteidigung oder Grivas-System bezeichnet werden kann, auch wenn es keine allgemeine Übereinkunft über diese Namensgebung gibt.

Das Buch kann vor allem dem erfahrenen Spieler empfohlen werden, der sich allgemein schon gut mit der Sizilianischen Verteidigung auskennt, insbesondere den offenen Spielweisen, und sich für seine Partien mit Schwarz eine Spezialwaffe zulegen möchte.
Dem Fernschachspieler wird sein Variantenreichtum gefallen.

Uwe Bekemann,
Deutscher Fernschachbund
Januar 2023
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