Artikelnummer
LOODEWQW1B3
Autor
Winning Quickly with 1.b3 and 1...b6
Odessky’s Sparkling Lines and Deadly Traps
464 Seiten, kartoniert, New in Chess, 1. Auflage 2020
”I left chess in 2012. I did not touch it for several years. Then I decided to test my strength in Internet blitz. I started from scratch. The board floated before my eyes, and my knee twitched. Less than two months later, I crossed the grandmaster rating mark. My opponents, among them lots of players with a big name, played chess better than me. Surprisingly though, I knew more. On a small island of chess theory, onto which I lured them, I was better equipped. Much better! About 30% of the games ended in wins around the 20th move. A quarter of the games simply ended in mate. In all games, I opened with the moves 1.b3 and 1…b6."
International Master Ilya Odessky is the world’s leading expert on the 1.b3 and 1…b6 chess opening systems. Despite their apparent calm, these openings can get extremely sharp. Now Odessky presents his findings and achievements of recent years. His baffling traps will help you crush your opponents in the opening, with both White and Black.
Odessky admits that some of his lines may objectively be somewhat dubious. But in blitz and rapid games they will lead to spectacular play and many surprising wins. Ilya Odessky will entertain, amuse and surprise you in this highly unusual chess opening book full of ultra-romantic chess.
Ilya Odessky is an International Master from Russia, a well-known chess coach and a prolific author.
International Master Ilya Odessky is the world’s leading expert on the 1.b3 and 1…b6 chess opening systems. Despite their apparent calm, these openings can get extremely sharp. Now Odessky presents his findings and achievements of recent years. His baffling traps will help you crush your opponents in the opening, with both White and Black.
Odessky admits that some of his lines may objectively be somewhat dubious. But in blitz and rapid games they will lead to spectacular play and many surprising wins. Ilya Odessky will entertain, amuse and surprise you in this highly unusual chess opening book full of ultra-romantic chess.
Ilya Odessky is an International Master from Russia, a well-known chess coach and a prolific author.
EAN | 9789056918903 |
---|---|
Gewicht | 860 g |
Hersteller | New in Chess |
Breite | 17 cm |
Höhe | 23,5 cm |
Medium | Buch |
Erscheinungsjahr | 2020 |
Autor | Odessky |
Sprache | Englisch |
Auflage | 1 |
ISBN-13 | 9789056918903 |
Seiten | 464 |
Einband | kartoniert |
006 Explanation of symbols
Chapter One
007 In place of a foreword: 12 diagrams
Chapter Two
017 The opening 1.b3 (1...b6) and how to work with it
Chapter Three
139 Traps and their unsightly simplicity
Chapter Four
321 More than what’s left
457 Index of variations
461 Index of names
Chapter One
007 In place of a foreword: 12 diagrams
Chapter Two
017 The opening 1.b3 (1...b6) and how to work with it
Chapter Three
139 Traps and their unsightly simplicity
Chapter Four
321 More than what’s left
457 Index of variations
461 Index of names
Der Titel „Winning quickly with 1.b3 and 1. ...b6” lässt schon erahnen, dass sich hinter ihm ein Buch für den Blitzspieler verbirgt. Der Untertitel „Odessky’s Sparkling Lines & Deadly Traps” schlägt in die gleiche Kerbe. Der Leser soll also mit spritzigen Varianten und tödlich wirkenden Fallen ausgestattet werden, die ihm schnelle Siege je nach Farbe seiner Steine mit 1.b3 oder 1…b6 einbringen. Es handelt sich bei diesem Werk um eine Neuerscheinung des Jahres 2020 bei New In Chess (NIC).
Der Autor ist Ilya Odessky, russischer IM, der das herkömmliche Wettkampfschach bereits vor etlichen Jahren aufgegeben und dann nach Abstinenz das Online-Schach für sich entdeckt hat. Dass er dabei auf eine bemerkenswerte Erfolgsentwicklung verweisen kann, erklärt er auch mit der Wahl außergewöhnlicher Eröffnungen, zu denen eben auch jene in Folge der beiden frühen Entwicklungszüge mit dem b-Bauern zählen.
Im Zuge der Vorbereitung einer Rezension versuche ich mich auch gerne etwas tiefer über den jeweiligen Autor zu informieren, wenn er denn nicht schon allgemein ein Begriff ist. Über die bei FIDE zu findenden Spielerinformationen hinaus war dies bei Ilya (Ilia) Odessky nicht ganz so einfach. Mit ein bisschen Beharrlichkeit kommen dann aber doch ein paar interessante Informationen zusammen. So lässt er sich als Autor eines Buches zur Owen-Verteidigung, auch als Englische Verteidigung bekannt, identifizieren, das 2007 bei Russian Chess House erschienen ist und sich damit ebenfalls mit b7-b6 als frühem Entwicklungszug befasst.
Weiterhin wird Odessky als Schachjournalist und - neben u.a. Kasparow und Ponomariov - Mitunterzeichner eines politischen Offenen Briefes an Wladimir Putin bezeichnet, nachzulesen u.a. auf den Seiten von ChessBase.
Informationen, die auch Bilder enthalten, sind zudem bei chesstranslation.com zu finden.
„Winning quickly with 1.b3 and 1. ...b6” macht auf den ersten Blick einen gut organisierten Eindruck, der sich dann aber in der Folge um einiges relativiert. Schon beim Blick in das Inhaltsverzeichnis wird erkennbar, dass Odessky keine klare Trennung zwischen 1.b3 und 1…b6 vollzogen hat. Dies mag aus inhaltlicher Sicht begründbar sein, weil es viele gegenseitige Anleihen im Stoff - zu Ideen, Manövern und nicht zuletzt Plänen - gibt, erschwert die Arbeit mit dem Werk aber erheblich. Mir ist es an exemplarisch ausgewählten Stellen nicht immer gelungen, mich zu orientieren und den roten Faden zu behalten. Wenig Unterstützung bietet dabei auch das Variantenverzeichnis am Ende des Buches, das zwar ausführlich ist und auch zwischen 1.b3 und 1…b6 unterscheidet, leider aber keine Seitenzahlen angibt. Der Leser erfährt zur abgebildeten Variante lediglich die Nummer der Partie oder Partien, in denen sie besprochen wird. Man muss sich also durchblättern, um die gesuchte Stelle zu erreichen.
Bei den gerade bezeichneten Partien handelt es sich um insgesamt 82 Fragmente, die vom ersten Zug bis zur Entscheidung und manchmal auch darüber hinaus intensiv erörtert werden. Odessky erläutert umfassend; so ergibt sich ein guter Mix aus Text und Varianten. Der Schreibstil ist unterhaltsam, so dass es unabhängig vom Geschehen in Sachen Schach nicht langweilig wird.
Oft verweist Odessky darauf, dass er jeweilige Züge und Varianten mit dem Computer überprüft hat, das Ergebnis gibt er an. Bisweilen bestätigt er, dass ein Gegenstand der Betrachtung rechnerisch zweifelhaft oder nachteilig für die betroffene Seite ist, was in einer Blitzpartie dann aber erst einmal bewiesen sein will.
Nach meinem Eindruck, der auf mehreren von mir untersuchten Stellen basiert, hat Odessky die Analysen nicht oder zumindest nicht immer unter einer Feinjustierung der Engine durchgeführt, so etwa zum Erwartungsfaktor. Die nach Fernschachpraxis durchgeführte Analyse kann deshalb zu abweichenden Einschätzungen führen. Die Fairness verlangt hier aber den Hinweis darauf, dass die Analyseergebnisse unter Fernschachbedingungen nur beschränkt aussagekräftig sind, wenn es um die praktischen Chancen in einer Blitzpartie geht.
Ebenfalls ganz im Sinne des Blitzschachs sind Aussagen des Autors etwa mit dem Inhalt, dass der Computer in einer Stellung nichts gefunden hat, was sich als Verbesserung anbietet, aber nichts dagegen spricht, das Risiko einer abweichenden Wahl einzugehen.
Nicht erklären kann ich mir eine gewisse Zurückhaltung des Autors hinsichtlich der Angabe von Namen, die sich aber durchgehend erkennen lässt. Ein interessantes Beispiel lässt sich auf Seite 183 finden. Hier geht er auf eine Partie ein, die er gegen einen Meister aus Deutschland gespielt hat, ohne den Namen zu nennen. Ich war dann neugierig und habe die Partie eingegeben und in meinen Datenbanken gesucht, die eigentlich recht gut sortiert sind. Gefunden habe ich sie nicht darin. Vermutlich aber handelt es sich um ein flüchtiges Duell im Internet, das allenfalls auf dem Spielserver gespeichert worden ist. In diesem Fall war die Partie eigentlich schon nach einem Dutzend Zügen klar entschieden, wurde aber - mit für das Blitzschach üblichen Ungenauigkeiten - weitergeführt.
Auch wenn das Fernschachspiel gelegentlich im Buch erwähnt wird, spricht dies nicht dafür, auf eine Fernschachtauglichkeit der behandelten Variante zu setzen. Auf Seite 386 beispielsweise geht Odessky auf eine Linie ein, die er in „mehreren Fernschachpartien” gefunden hat. Meine dem nachvollzogene Suche hat mich nur zwei Partien finden lassen, von denen eine im niedrigen Leistungsniveau ausgetragen und die andere dadurch entschieden worden ist, dass Schwarz wie in allen weiteren noch offenen Partien des Turniers aufgegeben hat.
Die in „Winning quickly with 1.b3 and 1. ...b6” vorgestellten Eröffnungswege sind sicher eine gute Wahl für das Blitzschach, weil sie das Potenzial haben, den Gegner von Beginn an aus seiner Praxis sowie Vorbereitung zu bringen. So wird der Spieler, der sich mit diesem Werk vorbereitet hat, vermutlich häufig einen schnellen Zeitvorteil erlangen, indem er rasch einige Züge abspulen kann während sein Gegner nachdenken muss. Da sind dann auch schnell mal Fehler gemacht, die sogar etwas dubiose Wege spielbar machen können.
Wer bequem mit dem Werk arbeiten können möchte, sollte über Englischkenntnisse auf einem ordentlichen Schulniveau verfügen, weil es recht viel zu lesen gilt.
Fazit: „Winning quickly with 1.b3 and 1. ...b6” ist eine für das Blitzschach optimierte Erörterung der etwas exotischen thematischen Eröffnungswahl. In dieser schnellen Variante werden sich auf dieser Basis gute Erfolge erzielen lassen, was die Ergebnisse des Autors selbst bestätigen. Der Spieler, der ein Hilfsmittel allein für den Einsatz im Fernschach sucht, kann das Werk als Ideensammlung nutzen, sollte dabei aber sehr genau prüfen, ob eine empfohlene Spielweise auch außerhalb des Blitzschachs mit hinreichend Erfolgschancen verbunden ist.
Uwe Bekemann
Deutscher Fernschachbund
Februar 2021
Jeder, der mich kennt, weiß um meinen Hang zum Extravaganten, wenn es um Eröffnungen geht. Manchmal muss es einfach Kraut sein! Darum war ich auch sehr auf das Buch "Winning quickly with 1.b3 and 1. ...b6" vom russischen Internationalen Meister Ilya Odessky gespannt, das jüngst bei New in Chess erschienen ist. Der Autor selbst ist ein Phantom! Gibt man den Namen vom Buchcover bei der Fide oder gängigen Datenbanken ein, findet man nichts. Erst "Ilia Odesskij" ergibt einen Treffer. Dieser Herr Odesskij spielte sein letztes elogewertetes Turnier allerdings im Jahre 2003, hat auch keine jüngeren Partien mehr in der Datenbank und gibt in seinem Buch unter dem oben genannten Pseudonym an, er hätte das professionelle Schach 2012 an den Nagel gehängt. Dem Zug 1.b3 war er aber auch schon vor 20 Jahren treu ergeben und seitdem, so verrät es das Buch, hat er seine Vorliebe für das Onlineschach entdeckt und dort etliche Blitzpartien mit 1.b3 und nach wohl jedem Eröffnungszug 1. ...b6 gespielt. Dank seiner profunden Eröffnungskenntnisse auf diesem Gebiet hat er damit auch zig Titelträger bis hin zu bekannteren Großmeistern geschlagen. Mich wundert das nicht, da man gerade online mit 1.b3, 2.Lb2 und den folgenden Zügen sehr schnell spielen kann und die Gegner aus der Komfortzone ihrer Theoriekenntnisse holt. Dann muss der Gegner entweder überlegen und verliert kostbare Sekunden oder er spielt halt reflexartig gut aussehende Züge, die dann vielleicht den einen oder anderen Haken haben. Ich finde die Eröffnungswahl beim Onlineblitz auch durchaus interessant, käme aber nicht auf die Idee, meine Blitzpartien zu einem Eröffnungsbuch zusammenzufügen. Herr Odessky sieht es anders und präsentiert hier eine Partiensammlung zu interessanten Varianten, die er in seiner Blitzpraxis häufig vorgesetzt bekam und mit der Engine und einer Datenbank analysiert hat, wodurch es zumindest auch einige "richtige" Schachpartien in das Buch geschafft haben. Leider ist nicht nur dieses Grundkonzept etwas zu kreativ für mich. Zum einen gibt es anhand des Analysematerials eigentlich keinen Grund für den hochtrabenden Titel. Bei einigen Varianten hätte es "Losing quickly with 1.b3 and 1. ...b6" wahrscheinlich sogar besser getroffen, aber dazu komme ich noch. Der Autor findet es scheinbar auch witzig, in völlig wirrer Reihenfolge nicht nur zwischen einzelnen Varianten mit Weiß oder Schwarz herumzuwechseln, er hat das Buch nicht einmal in 1.b3 und 1. ...b6 unterschieden, weshalb es mal Partien aus weißer Sicht gibt, dann dazwischen wieder eine Schwarzpartie gelandet ist und man sich als Leser fragt, was das denn soll. Hinten im Buch gibt es zwar ein Variantenverzeichnis, aber dort sind zu den Varianten keine Seitenzahlen, sondern nur Partienummerierungen angegeben, weshalb man bei der Suche nach bestimmten Varianten immer wieder sinnlos lange danach suchen muss.
Ich denke, man liest schon heraus, dass das nicht mein Fall war. Ich versuchte daraufhin, mich auf die schachlichen Aspekte zu konzentrieren. Nach 1.b3 finde ich e5 2.Lb2 Sc6 3.e3 d5 4.Lb5 Ld6 5.f4 Dh4 6.g3 De7 7.Sf3 f6 recht kritisch, weil die weißen Felder am weißen Königsflügel arg geschwächt sind und es viele giftige Varianten für Weiß gibt. Mich interessierte darum, was der Autor dagegen empfiehlt, aber die Variante wurde völlig verschwiegen. Das fand ich schon einmal recht traurig und konzentrierte mich darum auf die schwarze Seite. Mit Weiß finde ich 1.e4 b6 2.d4 Lb7 3.Sc3 e6 4.Ld3 Sf6 5.Sge2 sehr stark, weil Lb4 6.0-0 dann Schwarz kaum weiterbringt. Diesmal wurde ich fündig, die Variante wurde dankenswerterweise für meine Nerven auch ausnahmsweise in drei aufeinanderfolgenden Partien abgehandelt. Der Autor empfiehlt hier den Zug 5. ...c5 und geht danach auf den kritischen Zug 6.d5 ein, der sogar ein Ausrufezeichen erhält. In der ersten Partie soll es 6. ...a6 richten, um mit b5 Gegenspiel am Damenflügel zu drohen, und nach 7.a4 Ld6 zu spielen, ohne dass Sb5 stört. Der Autor ist hier recht objektiv und zeigt sich skeptisch ob der schwarzen Gegenspielmöglichkeiten. Nach dem natürlichen 8.0-0 sieht er nach den Stockfishzügen Dc7 9.Sg3 h5 10.Te1 zumindest noch Angriffspotential, auch wenn die Engine nach h4 11.Sf1 einen recht guten Vorteil für Weiß zeigt. Ich stimme ihm hier zu, da es aus menschlicher Sicht noch nicht klar scheint. Aber Weiß kann auch 8.f4 spielen und stumpf e5 drohen. Nach Le7 verbleibt Schwarz mit Raumnachteil und einer passiven Stellung ohne Gegenspiel. IM Odessky fällt hier auch nichts ein. Danach zeigt er darum eine Partie, in der Schwarz mit 6. ...exd5 7.exd5 Sxd5 einfach mal zugriff. Weiß kann hier entweder mit 8.0-0 Sc7 9.Sf4 Se6 10.Te1 nebst Dh5 einfach eine tolle Stellung erreichen, mit 9.Sg3 nebst Sf5 die Stockfishidee zu tollem weißem Spiel befolgen, von der der Autor nach 9.Sg3 nichts mehr analysiert, oder auch 8.Sxd5 Lxd5 9.0-0 Sc6 10.Sf4 Le6 11.Sxe6 dxe6 spielen, wonach 12.Lf4, wie auch genau anlysiert wird, zu großem Vorteil für Weiß führt, während gegen ihn im Blitzen aber immer 12.Lb5 kam, wonach Dxd1 13.Txd1 Tc8 14.Lf4 f6 nur eine herrliche Kompensation für Weiß bedeutet. Diesem Stil bleibt sich der Autor dann über 460 Seiten lang treu. Manche Varianten sind dabei auch ok für Weiß oder Schwarz, einiges sollte man aber außerhalb von Blitzpartien nicht praktizieren, wenn man mal punkten möchte. Da gerade Schwarz häufig eher etwas komisch steht, muss man viele Varianten auch auswendig lernen, um nicht schnell unterzugehen. Selbst der b-Bauernexperte gibt zu, dass er schon häufiger Partien schnell verlor, weil er Varianten verwechselte oder vergaß. Um hier nicht nur Negatives zu schreiben, merke ich noch an, dass der Schreibstil des Autoren mir gut gefiel und er die unorthodoxen Stellungen sehr gut auf mögliche Ideen abgeklopft hat.
Insgesamt handelt es sich hierbei um ein recht unstrukturiertes Buch, in dem der Autor anhand seiner Blitzpartien zeigt, wie man bei geringen Bedenkzeiten mit einem erheblichen Anlyseaufwand Systeme zum Laufen bringt, die im Turnierschach zu Problemen führen würden. Für Freunde von exotischen Eröffnungen, die gegen einen kreativen Buchaufbau nichts einzuwenden haben, kann dieses Werk durchaus Spaß bringen, mich kostete es eher einige Nerven!
IM Dirk Schuh
August 2020
Der Autor ist Ilya Odessky, russischer IM, der das herkömmliche Wettkampfschach bereits vor etlichen Jahren aufgegeben und dann nach Abstinenz das Online-Schach für sich entdeckt hat. Dass er dabei auf eine bemerkenswerte Erfolgsentwicklung verweisen kann, erklärt er auch mit der Wahl außergewöhnlicher Eröffnungen, zu denen eben auch jene in Folge der beiden frühen Entwicklungszüge mit dem b-Bauern zählen.
Im Zuge der Vorbereitung einer Rezension versuche ich mich auch gerne etwas tiefer über den jeweiligen Autor zu informieren, wenn er denn nicht schon allgemein ein Begriff ist. Über die bei FIDE zu findenden Spielerinformationen hinaus war dies bei Ilya (Ilia) Odessky nicht ganz so einfach. Mit ein bisschen Beharrlichkeit kommen dann aber doch ein paar interessante Informationen zusammen. So lässt er sich als Autor eines Buches zur Owen-Verteidigung, auch als Englische Verteidigung bekannt, identifizieren, das 2007 bei Russian Chess House erschienen ist und sich damit ebenfalls mit b7-b6 als frühem Entwicklungszug befasst.
Weiterhin wird Odessky als Schachjournalist und - neben u.a. Kasparow und Ponomariov - Mitunterzeichner eines politischen Offenen Briefes an Wladimir Putin bezeichnet, nachzulesen u.a. auf den Seiten von ChessBase.
Informationen, die auch Bilder enthalten, sind zudem bei chesstranslation.com zu finden.
„Winning quickly with 1.b3 and 1. ...b6” macht auf den ersten Blick einen gut organisierten Eindruck, der sich dann aber in der Folge um einiges relativiert. Schon beim Blick in das Inhaltsverzeichnis wird erkennbar, dass Odessky keine klare Trennung zwischen 1.b3 und 1…b6 vollzogen hat. Dies mag aus inhaltlicher Sicht begründbar sein, weil es viele gegenseitige Anleihen im Stoff - zu Ideen, Manövern und nicht zuletzt Plänen - gibt, erschwert die Arbeit mit dem Werk aber erheblich. Mir ist es an exemplarisch ausgewählten Stellen nicht immer gelungen, mich zu orientieren und den roten Faden zu behalten. Wenig Unterstützung bietet dabei auch das Variantenverzeichnis am Ende des Buches, das zwar ausführlich ist und auch zwischen 1.b3 und 1…b6 unterscheidet, leider aber keine Seitenzahlen angibt. Der Leser erfährt zur abgebildeten Variante lediglich die Nummer der Partie oder Partien, in denen sie besprochen wird. Man muss sich also durchblättern, um die gesuchte Stelle zu erreichen.
Bei den gerade bezeichneten Partien handelt es sich um insgesamt 82 Fragmente, die vom ersten Zug bis zur Entscheidung und manchmal auch darüber hinaus intensiv erörtert werden. Odessky erläutert umfassend; so ergibt sich ein guter Mix aus Text und Varianten. Der Schreibstil ist unterhaltsam, so dass es unabhängig vom Geschehen in Sachen Schach nicht langweilig wird.
Oft verweist Odessky darauf, dass er jeweilige Züge und Varianten mit dem Computer überprüft hat, das Ergebnis gibt er an. Bisweilen bestätigt er, dass ein Gegenstand der Betrachtung rechnerisch zweifelhaft oder nachteilig für die betroffene Seite ist, was in einer Blitzpartie dann aber erst einmal bewiesen sein will.
Nach meinem Eindruck, der auf mehreren von mir untersuchten Stellen basiert, hat Odessky die Analysen nicht oder zumindest nicht immer unter einer Feinjustierung der Engine durchgeführt, so etwa zum Erwartungsfaktor. Die nach Fernschachpraxis durchgeführte Analyse kann deshalb zu abweichenden Einschätzungen führen. Die Fairness verlangt hier aber den Hinweis darauf, dass die Analyseergebnisse unter Fernschachbedingungen nur beschränkt aussagekräftig sind, wenn es um die praktischen Chancen in einer Blitzpartie geht.
Ebenfalls ganz im Sinne des Blitzschachs sind Aussagen des Autors etwa mit dem Inhalt, dass der Computer in einer Stellung nichts gefunden hat, was sich als Verbesserung anbietet, aber nichts dagegen spricht, das Risiko einer abweichenden Wahl einzugehen.
Nicht erklären kann ich mir eine gewisse Zurückhaltung des Autors hinsichtlich der Angabe von Namen, die sich aber durchgehend erkennen lässt. Ein interessantes Beispiel lässt sich auf Seite 183 finden. Hier geht er auf eine Partie ein, die er gegen einen Meister aus Deutschland gespielt hat, ohne den Namen zu nennen. Ich war dann neugierig und habe die Partie eingegeben und in meinen Datenbanken gesucht, die eigentlich recht gut sortiert sind. Gefunden habe ich sie nicht darin. Vermutlich aber handelt es sich um ein flüchtiges Duell im Internet, das allenfalls auf dem Spielserver gespeichert worden ist. In diesem Fall war die Partie eigentlich schon nach einem Dutzend Zügen klar entschieden, wurde aber - mit für das Blitzschach üblichen Ungenauigkeiten - weitergeführt.
Auch wenn das Fernschachspiel gelegentlich im Buch erwähnt wird, spricht dies nicht dafür, auf eine Fernschachtauglichkeit der behandelten Variante zu setzen. Auf Seite 386 beispielsweise geht Odessky auf eine Linie ein, die er in „mehreren Fernschachpartien” gefunden hat. Meine dem nachvollzogene Suche hat mich nur zwei Partien finden lassen, von denen eine im niedrigen Leistungsniveau ausgetragen und die andere dadurch entschieden worden ist, dass Schwarz wie in allen weiteren noch offenen Partien des Turniers aufgegeben hat.
Die in „Winning quickly with 1.b3 and 1. ...b6” vorgestellten Eröffnungswege sind sicher eine gute Wahl für das Blitzschach, weil sie das Potenzial haben, den Gegner von Beginn an aus seiner Praxis sowie Vorbereitung zu bringen. So wird der Spieler, der sich mit diesem Werk vorbereitet hat, vermutlich häufig einen schnellen Zeitvorteil erlangen, indem er rasch einige Züge abspulen kann während sein Gegner nachdenken muss. Da sind dann auch schnell mal Fehler gemacht, die sogar etwas dubiose Wege spielbar machen können.
Wer bequem mit dem Werk arbeiten können möchte, sollte über Englischkenntnisse auf einem ordentlichen Schulniveau verfügen, weil es recht viel zu lesen gilt.
Fazit: „Winning quickly with 1.b3 and 1. ...b6” ist eine für das Blitzschach optimierte Erörterung der etwas exotischen thematischen Eröffnungswahl. In dieser schnellen Variante werden sich auf dieser Basis gute Erfolge erzielen lassen, was die Ergebnisse des Autors selbst bestätigen. Der Spieler, der ein Hilfsmittel allein für den Einsatz im Fernschach sucht, kann das Werk als Ideensammlung nutzen, sollte dabei aber sehr genau prüfen, ob eine empfohlene Spielweise auch außerhalb des Blitzschachs mit hinreichend Erfolgschancen verbunden ist.
Uwe Bekemann
Deutscher Fernschachbund
Februar 2021
Jeder, der mich kennt, weiß um meinen Hang zum Extravaganten, wenn es um Eröffnungen geht. Manchmal muss es einfach Kraut sein! Darum war ich auch sehr auf das Buch "Winning quickly with 1.b3 and 1. ...b6" vom russischen Internationalen Meister Ilya Odessky gespannt, das jüngst bei New in Chess erschienen ist. Der Autor selbst ist ein Phantom! Gibt man den Namen vom Buchcover bei der Fide oder gängigen Datenbanken ein, findet man nichts. Erst "Ilia Odesskij" ergibt einen Treffer. Dieser Herr Odesskij spielte sein letztes elogewertetes Turnier allerdings im Jahre 2003, hat auch keine jüngeren Partien mehr in der Datenbank und gibt in seinem Buch unter dem oben genannten Pseudonym an, er hätte das professionelle Schach 2012 an den Nagel gehängt. Dem Zug 1.b3 war er aber auch schon vor 20 Jahren treu ergeben und seitdem, so verrät es das Buch, hat er seine Vorliebe für das Onlineschach entdeckt und dort etliche Blitzpartien mit 1.b3 und nach wohl jedem Eröffnungszug 1. ...b6 gespielt. Dank seiner profunden Eröffnungskenntnisse auf diesem Gebiet hat er damit auch zig Titelträger bis hin zu bekannteren Großmeistern geschlagen. Mich wundert das nicht, da man gerade online mit 1.b3, 2.Lb2 und den folgenden Zügen sehr schnell spielen kann und die Gegner aus der Komfortzone ihrer Theoriekenntnisse holt. Dann muss der Gegner entweder überlegen und verliert kostbare Sekunden oder er spielt halt reflexartig gut aussehende Züge, die dann vielleicht den einen oder anderen Haken haben. Ich finde die Eröffnungswahl beim Onlineblitz auch durchaus interessant, käme aber nicht auf die Idee, meine Blitzpartien zu einem Eröffnungsbuch zusammenzufügen. Herr Odessky sieht es anders und präsentiert hier eine Partiensammlung zu interessanten Varianten, die er in seiner Blitzpraxis häufig vorgesetzt bekam und mit der Engine und einer Datenbank analysiert hat, wodurch es zumindest auch einige "richtige" Schachpartien in das Buch geschafft haben. Leider ist nicht nur dieses Grundkonzept etwas zu kreativ für mich. Zum einen gibt es anhand des Analysematerials eigentlich keinen Grund für den hochtrabenden Titel. Bei einigen Varianten hätte es "Losing quickly with 1.b3 and 1. ...b6" wahrscheinlich sogar besser getroffen, aber dazu komme ich noch. Der Autor findet es scheinbar auch witzig, in völlig wirrer Reihenfolge nicht nur zwischen einzelnen Varianten mit Weiß oder Schwarz herumzuwechseln, er hat das Buch nicht einmal in 1.b3 und 1. ...b6 unterschieden, weshalb es mal Partien aus weißer Sicht gibt, dann dazwischen wieder eine Schwarzpartie gelandet ist und man sich als Leser fragt, was das denn soll. Hinten im Buch gibt es zwar ein Variantenverzeichnis, aber dort sind zu den Varianten keine Seitenzahlen, sondern nur Partienummerierungen angegeben, weshalb man bei der Suche nach bestimmten Varianten immer wieder sinnlos lange danach suchen muss.
Ich denke, man liest schon heraus, dass das nicht mein Fall war. Ich versuchte daraufhin, mich auf die schachlichen Aspekte zu konzentrieren. Nach 1.b3 finde ich e5 2.Lb2 Sc6 3.e3 d5 4.Lb5 Ld6 5.f4 Dh4 6.g3 De7 7.Sf3 f6 recht kritisch, weil die weißen Felder am weißen Königsflügel arg geschwächt sind und es viele giftige Varianten für Weiß gibt. Mich interessierte darum, was der Autor dagegen empfiehlt, aber die Variante wurde völlig verschwiegen. Das fand ich schon einmal recht traurig und konzentrierte mich darum auf die schwarze Seite. Mit Weiß finde ich 1.e4 b6 2.d4 Lb7 3.Sc3 e6 4.Ld3 Sf6 5.Sge2 sehr stark, weil Lb4 6.0-0 dann Schwarz kaum weiterbringt. Diesmal wurde ich fündig, die Variante wurde dankenswerterweise für meine Nerven auch ausnahmsweise in drei aufeinanderfolgenden Partien abgehandelt. Der Autor empfiehlt hier den Zug 5. ...c5 und geht danach auf den kritischen Zug 6.d5 ein, der sogar ein Ausrufezeichen erhält. In der ersten Partie soll es 6. ...a6 richten, um mit b5 Gegenspiel am Damenflügel zu drohen, und nach 7.a4 Ld6 zu spielen, ohne dass Sb5 stört. Der Autor ist hier recht objektiv und zeigt sich skeptisch ob der schwarzen Gegenspielmöglichkeiten. Nach dem natürlichen 8.0-0 sieht er nach den Stockfishzügen Dc7 9.Sg3 h5 10.Te1 zumindest noch Angriffspotential, auch wenn die Engine nach h4 11.Sf1 einen recht guten Vorteil für Weiß zeigt. Ich stimme ihm hier zu, da es aus menschlicher Sicht noch nicht klar scheint. Aber Weiß kann auch 8.f4 spielen und stumpf e5 drohen. Nach Le7 verbleibt Schwarz mit Raumnachteil und einer passiven Stellung ohne Gegenspiel. IM Odessky fällt hier auch nichts ein. Danach zeigt er darum eine Partie, in der Schwarz mit 6. ...exd5 7.exd5 Sxd5 einfach mal zugriff. Weiß kann hier entweder mit 8.0-0 Sc7 9.Sf4 Se6 10.Te1 nebst Dh5 einfach eine tolle Stellung erreichen, mit 9.Sg3 nebst Sf5 die Stockfishidee zu tollem weißem Spiel befolgen, von der der Autor nach 9.Sg3 nichts mehr analysiert, oder auch 8.Sxd5 Lxd5 9.0-0 Sc6 10.Sf4 Le6 11.Sxe6 dxe6 spielen, wonach 12.Lf4, wie auch genau anlysiert wird, zu großem Vorteil für Weiß führt, während gegen ihn im Blitzen aber immer 12.Lb5 kam, wonach Dxd1 13.Txd1 Tc8 14.Lf4 f6 nur eine herrliche Kompensation für Weiß bedeutet. Diesem Stil bleibt sich der Autor dann über 460 Seiten lang treu. Manche Varianten sind dabei auch ok für Weiß oder Schwarz, einiges sollte man aber außerhalb von Blitzpartien nicht praktizieren, wenn man mal punkten möchte. Da gerade Schwarz häufig eher etwas komisch steht, muss man viele Varianten auch auswendig lernen, um nicht schnell unterzugehen. Selbst der b-Bauernexperte gibt zu, dass er schon häufiger Partien schnell verlor, weil er Varianten verwechselte oder vergaß. Um hier nicht nur Negatives zu schreiben, merke ich noch an, dass der Schreibstil des Autoren mir gut gefiel und er die unorthodoxen Stellungen sehr gut auf mögliche Ideen abgeklopft hat.
Insgesamt handelt es sich hierbei um ein recht unstrukturiertes Buch, in dem der Autor anhand seiner Blitzpartien zeigt, wie man bei geringen Bedenkzeiten mit einem erheblichen Anlyseaufwand Systeme zum Laufen bringt, die im Turnierschach zu Problemen führen würden. Für Freunde von exotischen Eröffnungen, die gegen einen kreativen Buchaufbau nichts einzuwenden haben, kann dieses Werk durchaus Spaß bringen, mich kostete es eher einige Nerven!
IM Dirk Schuh
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