Gata Kamsky - Chess Gamer - Volume 1
440 Seiten, kartoniert, Thinkers Publishing, 1. Auflage 2019
This work was originally envisioned as a single-volume collection of my most memorable games, annotated by me, à la Bobby Fischer's My 60 Memorable Games. However the more I delved into the past, the more things started to rise up from the recesses of my memory, which, along with deeper analysis and more detailed introductions to the games, made it more like an anthology of chess stories. Thankfully, my gracious editors decided to split the work into two volumes.
What you are going to find in this first volume is a selection of my most memorable battles on the chessboard during the first of two different periods. It covers the time from my arrival in the USA as an up-and-coming young talent in early 1989, acquiring the freedom to play in any open tournament in the world and quickly gaining precious experience to grow into a challenger for the World Championship in 1996. This period ended with my early retirement from the game to pursue other goals in life.
The second volume will cover my experiences after returning to the professional chess arena in 2004, having completed my college and higher education, with the goal of fighting for the world title again. I came very close to achieving this; winning the World Cup in 2007 placed me amongst the top three players in the world. Such a successful return from retirement had never been attempted or achieved before in chess history. I have included just a couple of games aft er 2013 since I felt that they were important to show the reader how, despite the ever-changing nature of chess, some aspects of it remain eternal.
Gewicht | 810 g |
---|---|
Hersteller | Thinkers Publishing |
Breite | 17 cm |
Höhe | 23,5 cm |
Medium | Buch |
Erscheinungsjahr | 2019 |
Autor | Gata Kamsky |
Sprache | Englisch |
Auflage | 1 |
ISBN-13 | 9789492510280 |
Seiten | 440 |
Einband | kartoniert |
"Chess Gamer Vol.1" ist ein Portrait des jungen Kamsky in 22 kommentierten Partien und ein großes Stück gelebte Schachgeschichte der Neunziger Jahre. Wer sich für die Schachgeschichte jener Zeit oder für Topclass Grinding Chess interessiert, kommt an dieser kommentierten Partiensammlung nicht vorbei.
Kamsky hat auf Augenhöhe mit Anand, Kramnik, Gelfand und Iwantschuck gespielt. Das Buch weckt Erwartungen, weil Kamsky trotz der ausführlichen Berichterstattung bis zu seinem frühen Rücktritt im Jahr 1996 mit 22 Jahren nicht nur schachlich immer ein Enigma geblieben ist. Es wurde viel über ihn berichtet, von ihm selbst aber war wenig zu vernehmen.
Kommt man auf Kamsky zu sprechen, stößt man unweigerlich auf unausweichliche Narrative:
- Da ist das Image des jungen sibirisch/tatarischen Nerds mit dicker 70er Sovjet-Retrobrille, der mit seinem volatilen bis gewalttätigen Helikoptervater in die USA geflüchtet war, um bessere Bedingungen für seine Schachkarriere zu finden.
- Das New York Times Magazine (Fred Waitzkin: A Fathers Pawn, 1990) beschrieb dann, warum diese Migrationsgeschichte vielleicht doch nicht ganz so erfolgreich verlief. Der Artikel (vom Vater des einstigen amerikanischen jugendlichen Schachtalents Joshua Waitzkin) wird sicher nicht dazu beigetragen haben, den Kamskys weitere Türen zu öffnen.
- Wenn ein Schachspieler trotz vorhandenen Talents und seines artikulierten Anspruches nicht Weltmeister wird.
So gibt es eine Reihe von kognitiven Verzerrungen, die dafür sorgen, das seine Arbeit und seine Geschichte trotz ihrer Qualität nicht so wahrgenommen werden, wie die der Sieger (Survivor Bias).
" ... He has no potential to be World Champion. There are many strong grandmasters, but to be World Champion you need that last component. I don't think Kamsky has it."
- G. Kasparov (Authority Bias)
Nebenbei bemerkt: Kamskys Score gegen Kasparov war auch echt unterirdisch. Wie kann man denn bitte mit Tb1 in der Mar del Plata Variante der Königsindischen Verteidigung einfach ein Tempo aus dem Fenster werfen (1992 gegen Kasparov)?
Und dann ist der Typ mit 22 Jahren einfach zurückgetreten. Caissa verzeiht so etwas nicht. Ich erinnere mich noch an ein Gespräch von Yasser Seirawan mit Anatoli Karpow nach Kamskys Comeback im Jahr 2005. Ihr Fazit: "He missed his best years."
Retrospektiv betrachtet hat Kamsky nicht nur gegen seine Gegner und seinen Vater kämpfen müssen, sondern eben immer auch gegen diese Stigmatisierung.
Aus den biographischen und sehr offenen Notizen zu den einzelnen Partien wird deutlich, dass der junge Kamsky keinen "safe place", keinen geschützten Platz für sich, zur Verfügung hatte, geschweige denn ein ideales Umfeld für die Vorbereitung auf einen WM-Kampf.
In diesem Buch ist Gata an der Reihe, Geschichten zu erzählen und “Awakening” spricht fettes Schach. Allein schon die vierte Partie:
Wenn du dir mit 17 gegen eine der zwei besten schachspielenden Entitäten auf diesem Planeten ausgerechnet die Verteidigung aussuchst, die dein Gegner bis zum Abwinken analysiert und mit positivem Score gegen Kasparow geübt hat, ist das schon mal mutig.
Wenn du dann eben diesen Anatoli Karpow von 1991 mit Schwarz in einem damenlosen Mittelspiel in der Grünfeldindischen Verteidigung, gegen das Läuferpaar, in einem von vielen prophylaktischen Elementen geprägten, langem Kampf überspielst und dann verdient gewinnst - dann ist das ein wenig so, als ob du Michael Jordan in Chicago den Ball wegnimmst und eins zu eins outscorst.
Kamsky hat sich beim Schreiben des Buches an Bobby Fischers "My Most memorable 60 Games" orientiert. Gatas Buch findet in meinen Bücherschrank allerdings eher einen Platz neben "Keres ausgewählte Partien 1931-1958 - Lehrbuch des praktischen Schachs".
Du lernst, warum es wichtig ist, die am schlechtesten platzierte Figur sofort zu verbessern. Keine Abkürzungen, keine Eröffnungsrezepte (Surprise: Kamsky hatte lange Zeit eine Abneigung gegen Eröffnungstheorie und analytische Vorbereitung mit dem Computer). Dafür aber ausführliche Analysen, Konzepte und Grundlagen für Entscheidungen am Brett. Das ist ein Heavyweight bei der Arbeit und die Arbeit findet bei Kamsky noch am Brett statt.
"Awakening” (und auch Vol. 2, "Return") ist keine Gute-Nacht-Lektüre, sondern verlangt vom Leser, einem Top-Spieler zu folgen, der herausarbeitet, was er am Schach liebt und wichtig findet.
Jan Wendt / Fernando Offermann,
Berliner Schachverband
"Gata Kamsky - Chess Gamer: Volume 1" ist eine Neuerscheinung aus dem laufenden Jahr 2019 bei Thinkers Publishing. Autor ist Gata Kamsky selbst, früher Spieler der absoluten Weltklasse. Zu seinen herausragenden Erfolgen zählen sein Sieg im Welt-Cup 2007 und sein WM-Titel im Schnellschach 2010. Seine Karriere als Spitzenspieler verlief in zwei Etappen. Sie begann 1989 und endete zunächst 1996, als er sich vom Turnierschach zurückzog. Dieser Zeit widmet sich der vorliegende Band aus der auf zwei Bücher angelegten kleinen Serie. 2004 kehrte er zum Profischach zurück. Den mit diesem Jahr beginnenden Zeitraum behandelt der nächste Band, "Volume 2".
Kamsky gibt an, dass sein Vorbild für diese Arbeit "My 60 Memorable Games" von Bobby Fischer gewesen sei. Für diesen Band 1 hat er 22 Partien ausgewählt, die er intensiv bespricht und kommentiert. Er will mit seinen Analysen der Wahrheit im Schach nachgehen und auch das Denken des Großmeisters während seiner Partie zeigen. Daneben bringt er gelegentlich seine Sichtweisen im Zusammenhang mit Fragen aus der Politik wie auch Aspekte seiner Lebensphilosophie ein.
Herausgekommen ist aus meiner Sicht ein höchst unterhaltsames Werk, das mit Partiebesprechungen auf höchster Stufe glänzt. Es ist informativ und vermittelt auf angenehme Weise die eine oder andere Einschätzung zu Vorgängen im Weltschach, die man als Alternative zum herrschenden Meinungsbild sehen kann.
Kamsky hat 22 Partien ausgewählt, die er auf deutlich mehr als 400 Seiten intensiv vor dem Leser ausbreitet. Seine Kommentierung ist ein Mix aus Text und Analysen. Wie man von einem Buch dieser Art aus der Feder eines Top-Spielers erwarten darf, gehen die Analysen zum Teil sehr in die Tiefe, ohne aber die Überhand zu entwickeln. Zudem werden sie dem Leser regelmäßig nicht einfach nur vorgesetzt, sondern erläutert. Dieser hat also die Chance, tatsächlich tief in die Geheimnisse des jeweiligen Duells einzudringen, sich davon unterhalten zu lassen und sicher auch etwas für das eigene Spielverständnis mitzunehmen.
Wer sich schon lange mit dem Schachspiel verbunden fühlt und dabei auch Interesse am Spitzenschach gezeigt hat, wird sich daran erinnern, dass in öffentlichen Darstellungen in Kamskys Jugend regelmäßig auch sein Vater Raum einnahm. Zu dessen Einfluss auf seinen Sohn und das diesen betreffende Turniergeschehen gab es kritische Stimmen zu lesen. In diesem Werk kann man maßvoll erkennen, dass das Verhältnis zwischen Gata Kamsky und seinem Vater bisweilen etwas schwierig und nicht konfliktfrei war. Auf Seite 248 beschreibt er seinen Vater als "unberechenbaren" Charakter. Auf Seite 355 erklärt er, dass damals ausgezeichnete Lehrer ihn wegen seines Vaters abgelehnt hätten, als dieser entschieden habe, dass er Berufsspieler zu werden habe. Auf 397 korrigiert er sich, als er zu einem Match von "seiner" Delegation spricht, er nennt sie dann "die Delegation seines Vaters".
Gata Kamsky ist auch nicht mit allem einverstanden, was heute zur Schachpolitik der dama-ligen Zeit publiziert wird. So geht er auch auf Distanz zu Garri Kasparow, was in einer Bemerkung auf Seite 296 besonders deutlich wird. Er schreibt (in sinngemäßer Übersetzung): "In der heutigen Zeit versucht Herr Kasparow die Schachgeschichte neu zu schreiben, wobei er meine Leistungen auslässt. Aber ich bin älter geworden und gehe philosophischer mit solchen Leuten um. Leute wie Kasparow, die permanent im Rampenlicht stehen müssen, sind sehr unzufrieden mit sich selbst."
Es fällt auf, dass Kamsky bei manchen Spielern den Titel "Herr" verwendet, so wie hier bei Kasparow, während er bei anderen nur den Nachnamen oder Vor- und Nachnamen nennt, so wie man es bei Büchern aus der Feder von Insidern des Spitzenschachs kennt.
Auch in "Gata Kamsky - Chess Gamer: Volume 1" "menschelt" es also, was den Unterhaltungswert des Buches erhöht.
Interessant sind zudem einige Abbildungen von Urkunden und Glückwunschschreiben, die Kamsky auch von höchsten politischen Stellen erhalten hat.
Die übliche Schachkommentierung wird - nicht ganz ernst gemeint - durch ein Zeichen unserer Zeit ergänzt. Gelegentlich hat Kamsky einen Smiley eingefügt. Dies sieht man auch nicht allzu oft in Schachbüchern.
Mit ordentlichen Sprachkenntnissen auf Schulniveau wird der Leser überwiegend bequem mit dem Werk umgehen können.
Fazit: "Gata Kamsky - Chess Gamer: Volume 1" ist eine sehr gelungene Partiesammlung besonderer Art. Sie ist bestes Schachkino und auch aufgrund der Textinhalte sehr unterhaltsam. Das Werk ist Teil einer zweibändigen Ausgabe. "Volume 1" macht Lust auf mehr.
Uwe Bekemann
Deutscher Fernschachbund
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