Say No to Chess Principles!
278 Seiten, kartoniert, Thinkers Publishing, 1. Auflage 2019
Chess has very strict, but also fairly simple, rules: rapid development, control of the center with pawns or pieces, timely castling and defense of the king, the creation of various weaknesses in the opponent’s position, attacking those weaknesses, and control of open lines. At the same time a player shouldn’t get his queen stuck in the enemy camp, or ruin his own pawn structure. Those who know these rules will succeed. It is necessary for a chess player to know opening and endgame theory, standard combinations and motifs, as well as pawn structures and many other things.
A lot of the topics listed demand a very straightforward type of thinking or approach. However it also happens that chess players oft en discover signifi cant resources which formally exist outside the typical rules of chess. Th ose who know how to break all the rules and work around those specific guidelines reach the very top. Currently, when thousands of chess books dissect the same standard ideas in great detail, let us remember that first there were those who originally discovered them, implemented them, and made them standard, as well as those who broke the rules and created completely new ones.
Gewicht | 520 g |
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Hersteller | Thinkers Publishing |
Medium | Buch |
Erscheinungsjahr | 2019 |
Autor | Jewgeni Barejew |
Sprache | Englisch |
Auflage | 1 |
ISBN-13 | 978-9492510518 |
Seiten | 278 |
Einband | kartoniert |
005 Key to Symbols
007 Foreword
009 What this book is about
015 Chapter 1. Play without castling
067 Chapter 2. A queen behind enemy lines
091 Chapter 3. When a piece in the center is grim
113 Chapter 4. A piece down in a worse position
137 Chapter 5. At the edge of the board
195 Chapter 6. Killer delayed castling
227 Chapter 7. Rewards of doubled pawns
273 Summary of Evgeny Bareev's chess career
277 Games index
WILD, MEINUNGSSTARK, FUNDIERT
Büchern mit reißerischen Titeln sollte man stets mit Vorsicht begegnen. Wenn aber ein Schwergewicht wie Jewgeni Barejew Say No to Chess Principles! veröffentlicht, lohnt ein genauerer Blick. Der Russe zählte viele Jahre zu den Top Ten und war als WM-Sekundant für Kramnik tätig. Schachlich ist er vor allem für seinen soliden Stil bekannt. Doch in diesem Buch beschäftigt er sich mit dem Verstoß gegen grundlegende Regeln und steht damit in der Tradition von John Watsons Geheimnisse der modernen Schachstrategie. Auch bei Barejew geht es um das Konkrete im Vergleich zum Allgemeinen. Den besten Spielern der Welt gelingt es immer wieder, die Regeln im rechten Moment zu brechen und dadurch über originelle Ressourcen zu verfügen, die letztlich den entscheidenden Unterschied in der Spielstärke ausmachen.
Der Autor, der 2010 seine aktive Karriere beendet hat, beginnt mit einigen historischen Beispielen - z.B. mit Capablancas innovativem Angriff am Damenflügel im Stile des Wolga-Benkö-Gambits gegen Nimzowitsch, St. Petersburg 1914 - und zeigt, wie vor über 100 Jahren neue Konzepte in die Praxis eingeführt wurden, die heute zum Standard geworden sind. Barejew ist überzeugt, dass tiefgreifende und fundierte Manöver, die die Schachtradition verletzen, von jeher notwendig für den Erfolg waren.
Barejew hat seine eigenen Partien hinsichtlich origineller Aspekte untersucht und stellt sie in sieben Kapiteln vor: Spiel ohne Rochade, Dame hinter den feindlichen Linien, Kampf gegen zentral postierte Figuren, Verteidigung bei materiellem Nachteil, Randfiguren, späte Rochade und Vorteile von Doppelbauern.
Im Kapitel "A Piece down in a worse Position“ beschäftigt sich Barejew auch mit dem Thema Schwindel. Sein Rezept in deprimierenden Stellungen: aktiviere die Figuren und Bauern maximal, schlage keine Geschenke deines Gegners ab und kreiere Probleme und Drohungen, um dem Gegner Gelegenheit zum Straucheln zu geben.
Barejew kommentiert die Partien mit großer Expertise, sehr prägnant, ironisch und unterhaltsam. Ohne zu variantenlastig zu sein, gelingt es ihm, dem Leser das Wesen komplexer Stellungen nachvollziehbar zu erklären. Zudem erzählt er von Weggefährten und Ereignissen, die sein Leben beeinflussten. Etwa dass Eingorn ihm einst Hesses Glasperlenspiel empfohlen hatte, das ihm mehr über Schachspieler verraten hat als die einschlägigen Romane von Nabokov und Zweig. Oder dass er in den frühen Neunzigern einmal beinahe auf offener Straße erschossen wurde. Besonders "meinungsstark“ ist Barejew, wenn es um seine Kollegen geht. Iwantschuk nennt er stets den "göttlichen“ Wassili. Zu Piket meint er, ihm habe es an Talent fürs Schach gemangelt, Karpow habe nicht das beste Gedächtnis ("to put it mildly“), Topalow zeige von allen Weltmeistern das geringste positionelle Verständnis, und Dworetskis Schülern, die zwar allesamt Endspielvirtuosen sind, wohne der grundlegende Mangel inne, dass die Eröffnung ihre Achillesferse geblieben ist.
Allerdings fehlt es der Darstellung an Systematik. Es ist eher eine Partiensammlung mit 55 Beispielen, die zu einem bestimmten Thema passen, aber Barejew ordnet die gewonnen Erkenntnisse nicht ein. Davon abgesehen ist Say No to Chess Principles! ein unterhaltsames und dank der Partiekommentare eines Weltklassespielers ein ebenso lehrreiches Buch.
Harry Schaack
KARL 2/2020
Ich habe Schach durch verschiedenste Regeln gelernt. Erst kamen natürlich die Grundregeln, wie die Figuren ziehen, wie man rochiert, was passiert, wenn ein Bauern die gegnerische Grundreihe erreicht! Danach habe ich aber aus eigener Erfahrung oder der Lektüre verschiedenster Bücher und Magazine weitere Regeln abgeleitet, die mir sehr geholfen haben. Es ging hierbei darum, erst alle Figuren zu entwickeln und dann anzugreifen oder Bauernschwächen wie Doppelbauern oder Isolanis um jeden Preis zu vermeiden, selbst wenn ich nicht sah, worin das Problem der jeweiligen Schwäche lag. Auch die eigene Königsstellung war mir heilig. Mir half das, eine Spielstärke von über 2000 DWZ zu erreichen. Erst danach merkte ich, dass die eine oder andere Regel nicht zu dogmatisch gesehen werden sollte. Ich spielte geschlossenere Stellungen und dort war die Figurenentwicklung plötzlich nicht mehr so wichtig, ich fand heraus, dass man in Isolanistellungen durch die höhere Aktivität herrlich angreifen konnte und entwickelte eine Vorliebe für Königsstellungen auf f1 oder f8, während ich den h-Turm dann jeweils nur zur Verteidigung auf g8 beließ oder mit Weiß oft nach h4-h5 über h3 oder h4 ins Spiel brachte.
Vor kurzem musste ich an diese eigene Evolution denken, als ich "Say No to Chess Principles" von Großmeister Evgeny Bareev aus dem Thinkers Publishing Verlag in den Händen hielt. In dem Buch zeigt der bekannte Schachgroßmeister, wie er immer wieder klassische Prinzipien wie die frühe Rochade oder dem Vorteil der Figur im Zentrum gegenüber einer Figur am Rand ausgehebelt hat und so seine Gegner praktisch unter Druck setzte, weil sie die unorthodoxen Stellungen falsch einschätzten oder auf der Suche nach einer Widerlegung seiner Spielidee in Zeitnot kamen und dann zusehen mussten, wie ihre Stellung auseinanderfiel. In der Einleitung gibt er dabei den Kurs seines Buches schon treffend vor. Er schreibt, dass diese Prinzipien nicht falsch sind, aber in geschlossenen Stellungen nicht den gleichen Wert wie in offenen besitzen. Darum gibt es vorwiegend geschlossene Eröffnungen zu sehen und nur hin und wieder einmal die Französische und Caro-Kann-Verteidigung, die der Autor beide meisterhaft versteht, die aber auch zu recht blockierten Stellungen führen können.
Was kann man als Leser nun von diesem Buch erwarten? In erster Linie möchte es unterhalten. Der Schreibstil ist recht locker und es gibt viele kleine Anekdoten zu den Partien, um ihre Umstände näher zu beleuchten oder einfach Informationen über die reinen Züge hinaus zu geben. Die 54 Partien sind recht gut mit Worten und einigen Analysevarianten sowie weiteren Partiefragmenten kommentiert und man lernt einiges über die geschlossenen Spiele. Es geht weniger darum, dem Leser zu zeigen, wann man jetzt genau die klassischen Regeln brechen kann, sondern eher darum, die Vielfalt im Schach zu behandeln und zu inspirieren. Um das Buch wirklich genießen zu können, sollte man es gerade nicht so ernst nehmen. Dann jedoch macht es einfach Spaß! Ich zum Beispiel habe es in einem Rutsch durchgelesen und wurde dadurch vielleicht nicht zu einem besseren Spieler, spürte aber schon ein Jucken in meinen Fingern, mal wieder etwas verrücktere Stellungen anzustreben. Darum kann ich das Buch jedem nur wärmstens empfehlen, der für sowas auch zu haben ist!
IM Dirk Schuh
Mai 2019
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