Artikelnummer
LOLAKTSS
Autor
The Sicilian Sveshnikov: Move by Move
400 Seiten, kartoniert, Everyman, 1. Auflage 2016
Aus der Reihe »Move by Move«
The Move by Move series provides an ideal format for the keen chessplayer to improve their game. While reading you are continually challenged to answer probing questions a method that greatly encourages the learning and practising of vital skills just as much as the traditional assimilation of chess knowledge. Carefully selected questions and answers are designed to keep you actively involved and allow you to monitor your progress as you learn. This is an excellent way to study chess while providing the best possible chance to retain what has been learnt.
The Sveshnikov is a very important variation of the Sicilian Defence. It was pioneered by Russian grandmaster Evgeny Sveshnikov in the 1970s and has since become a popular choice for Black at all levels, from club player to grandmaster. One of the Sveshnikov’s main attractions is that it provides a battleground for one of the key conflicts in chess: structure versus activity. Black sacrifices structure in return for active piece play a dynamic that regularly leads to sharp and complex positions, rich in strategic and tactical possibilities.
In this book, International Master Cyrus Lakdawala invites the reader to join him in studying the Sveshnikov Sicilian This book tells you everything you need to know about playing the Sveshnikov Sicilian with Black.
The Sveshnikov is a very important variation of the Sicilian Defence. It was pioneered by Russian grandmaster Evgeny Sveshnikov in the 1970s and has since become a popular choice for Black at all levels, from club player to grandmaster. One of the Sveshnikov’s main attractions is that it provides a battleground for one of the key conflicts in chess: structure versus activity. Black sacrifices structure in return for active piece play a dynamic that regularly leads to sharp and complex positions, rich in strategic and tactical possibilities.
In this book, International Master Cyrus Lakdawala invites the reader to join him in studying the Sveshnikov Sicilian This book tells you everything you need to know about playing the Sveshnikov Sicilian with Black.
·Essential guidance and training in the Sveshnikov
·Utilizes an ideal approach to chess study
·Provides repertoire options for Black
Cyrus Lakdawala is an International Master, a former National Open and American Open Champion, and a six-time State Champion. He has been teaching chess for over 30 years, and coaches some of the top junior players in the US.EAN | 9781781943557 |
---|---|
Gewicht | 690 g |
Hersteller | Everyman |
Breite | 17,5 cm |
Höhe | 24 cm |
Medium | Buch |
Erscheinungsjahr | 2016 |
Autor | Cyrus Lakdawala |
Reihe | Move by Move |
Sprache | Englisch |
Auflage | 1 |
ISBN-13 | 978-1781943557 |
Seiten | 400 |
Einband | kartoniert |
003 About the Author
005 Bibliography
007 Introduction
021 1 Sixth Move Alternatives
053 2 The Positional Line: 9. Nd5
110 3 Eleventh Move Alternatives
163 4 9. Bxf6 gxf6 10. Nd5 f5
271 5 White Plays 7. Nd5
326 The Ulfie: 6... h6!?
396 Index of Variations
399 Index of Complete Games
005 Bibliography
007 Introduction
021 1 Sixth Move Alternatives
053 2 The Positional Line: 9. Nd5
110 3 Eleventh Move Alternatives
163 4 9. Bxf6 gxf6 10. Nd5 f5
271 5 White Plays 7. Nd5
326 The Ulfie: 6... h6!?
396 Index of Variations
399 Index of Complete Games
Die mit 1.e4 c5 2.Sf3 Sc6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Sf6 5.Sc3 e5 eingeleitete Sweschnikow-Variante ist eine Spielweise, über die sich das Urteil der Schachtheorie in den vergangenen Jahrzehnten zum Positiven geändert hat. Einen gehörigen Anteil zu dieser Entwicklung hat Jewgeni Sweschnikow beigetragen, was der Spielweise auch ihren heute gebräuchlichen Namen eingebracht hat. Für sie sind auch ältere Namensgebungen wie Lasker-Variante, Pelikan-Variante oder die aktuelle Kombination der Namen in Lasker-Pelikan-Sweschnikow-Variante bekannt.
Während früher die entstehende geschwächte schwarze Bauernstruktur Theoretiker und das Gros der Praktiker die Nase rümpfen ließ, wenn sie das System zu bewerten hatten, weiß man heute, dass der nicht wegzudiskutierenden Schwächung respektable schwarze Gegenchancen durch ein dynamisches Figurenspiel gegenüberstehen. Dieses lässt sich oft in einen starken Königsangriff entwickeln.
Gerade auch im Fernschach hat die Sweschnikow-Variante in der jüngeren Vergangenheit sehr an Bedeutung gewonnen und kommt insbesondere auch dann zum Einsatz, wenn der Spieler mit Schwarz auf den vollen Punkt spielen will und ein Spiel auf des Messers Schneide im Vertrauen auf seine eigenen Angriffsfähigkeiten anstrebt.
Der amerikanische IM Cyrus Lakdawala, der Bücher beinahe wie vom Fließband abliefert, hat sich in "The Sicilian Sveshnikov" aus der "move by move"-Reihe von Everyman Chess die Aufgabe gestellt, dieses System so an Mann und Frau zu bringen, dass diese es fundiert in die eigene Praxis übernehmen können. Er hat das Werk aus der Warte des Nachziehenden geschrieben, es ist aber auch für denjenigen geeignet, der seine Fähigkeiten mit den weißen Steinen im Duell gegen einen "Sweschnikow" spielenden Gegner entwickeln möchte.
Auf insgesamt 400 Seiten erhält der Leser eine zugleich kompakte wie detaillierte Darstellung des Systems, der Schwarzspieler in Verbindung mit einem Mini-Repertoire. Wie für die Buchserie typisch werden fortlaufend Fragen an ihn gerichtet bzw. ihm Aufgaben gestellt. Dadurch wird er animiert, mitzuwirken und sich in die Besonderheiten der Eröffnung einzudenken. Zugleich kann er in quasi einer Selbstkontrolle feststellen, ob er mit seinen Überlegungen oder Berechnungen richtig lag. Die Auflösung aller Leserbeiträge erfolgt unmittelbar im Anschluss im Rahmen der Kommentierung.
Die Übungen unterscheiden sich in ihrem jeweiligen Schwerpunkt, beispielsweise in Richtung Planung oder Kombination.
Lakdawala zeichnet eine bildreiche, blumige Sprache aus. Sein Schreibstil wirkt nicht selten etwas emotional. Dies hat sich in früheren "move by move"-Büchern von ihm auch schon mal in den an den Leser gerichteten Fragen abgebildet, indem sie Ausrufe und ähnlich enthielten. Wer dies als Auflockerung oder schlicht unterhaltsam wahrnimmt, kann sich dann freuen, ich habe es eher als gekünstelt und überzogen wahrgenommen. Diesmal sind nur wenige Male mit Lakdawala "die Pferde durchgegangen", was mir persönlich besser zusagt.
Ein Lob gebührt der Aufarbeitung des Stoffes. Der Autor gibt sich große Mühe, um dem Leser über Erläuterungen die Theorie verständlich zu machen. Es gibt auch nicht zu knapp Varianten, aber der Schwerpunkt ist auf Text gesetzt. Besonders hervorheben möchte ich, dass Lakdawala sich oft des Mittels einer Aufzählung bedient. Wenn es darum geht, Vor- oder Nachteile einer Stellung abzuwägen, aus der Sicht beider Parteien, oder Schritte für die weitere Spielplanung darzustellen, empfinde ich persönlich diese Art der Darstellung als sehr hilfreich. Als Leser bekommt man auf den Punkt gebracht das präsentiert, was aus der Sicht des Autors maßgeblich ist und Gewicht hat. Bisweilen haben diese Aussagen quasi den Rang einer Art Regel für die Behandlung von Stellungen der gerade betrachteten Art.
Es kommt reichlich Text im Buch vor. Dies in Verbindung mit der oben schon erwähnten blumigen Sprache setzt Ansprüche an die Englischkenntnisse des Lesers. Das Vokabular ist anspruchsvoll und Metaphern lassen sich nicht wörtlich übersetzen, um den Sinngehalt zu erfahren. Wenn der Leser geschmeidig mit dem Werk arbeiten können und an sprachlich "schwierigen" Stellen nicht "Mut zur Lücke" haben will, sollte er über sichere und geübte Sprachkenntnisse verfügen.
Zur Auswahl des Stoffes, der Varianten: In einer anderen Besprechung habe ich die Kritik gelesen, dass Lakdawala den "Mainstream" abbildet und eventuell chancenreiche Nebenvarianten vernachlässigt. Ich halte die Feststellung zu Lakdawalas Auswahl für zutreffend, die Kritik aber nicht für berechtigt. Ich begründe dies mit dem Adressatenkreis, den ich für dieses Buch sehe. Es ist in meinen Augen an den Klubspieler gerichtet, der ein solides Verständnis für ein Sizilianisch-System braucht, das er als Dauerwaffe in sein Repertoire aufnehmen will. Es wird ihm Zeit und Disziplin abverlangen, wenn er "The Sicilian Sveshnikov - move by move" komplett durcharbeiten will, um sich umfassend zu wappnen. Dann aber dürfte er Kenntnisse, vor allem aber auch Verständnis und Gefühl für das System haben, so dass er es qualifiziert spielen kann. Er wird seine praktischen Partien zumeist in den Zweigen des Buches wiederfinden, so dass er sie an diesem ausgerichtet analysieren kann.
Wenn ein Leser Spezialvarianten sucht, dann wird er mit anderen Quellen sicher besser bedient als mit dem vorliegenden Werk. Nur für diesen Fall sehe ich die oben genannte Kritik als zutreffend an, eingeschränkt aber auf die dann nicht so ganz nachvollziehbare Auswahl dieses Buches für einen Zweck, für den es nicht geschrieben sein dürfte.
Entsprechend lässt sich zur Auswahl der Varianten nicht viel sagen - Standard halt, fast ausschließlich. Es gibt sechs Kapitel im Buch, nur das letzte im Reigen bietet Raum für ein paar zusätzliche Worte. Es trägt den Titel "The Ulfie: 6…h6!?". Hinter "Ulfie" verbirgt sich die Anspielung auf den Namen von Ulf Andersson, 6…h6!? ist kein Standard, aber eine interessante und spannende Nebenidee. Sie wird auf 60 Seiten behandelt.
51 Partien aus der Meisterpraxis, zumeist nach 2000 gespielt, bilden das Rückgrat des Werkes. Sie geben die Varianten vor und enthalten die Erläuterungen zur Theorie anhand der Kommentierung. Zwei Duelle sind im Fernschach gespielt worden.
Dem Fernschachspieler wird vertraut vorkommen, dass Lakdawala zur Variantenberechnung auch auf die Engine Komodo gesetzt hat. Sie ist auch im Fernschach geschätzt und verbreitet. Er setzt sich aber bisweilen auch kritisch mit deren Rechenergebnissen auseinander. Er selbst ist ein sehr erfahrener Spieler am Turnierbrett. So wird sein Auge auch immer darauf gerichtet sein, was ein Spieler am Brett tatsächlich wird leisten können. Das rechnergestützte Fernschachspiel kann hier andere Erwartungen rechtfertigen, die dann auf Komodo mehr vertrauen lassen können.
Die Bibliografie ist kurz und enthält nicht alle wichtigen Werke, soweit sie Aktualität besitzen. Es gibt ein solides Variantenverzeichnis, über das gesuchte Theoriebereiche gut angesteuert werden können.
Fazit: "The Sicilian Sveshnikov - move by move" ist ein Buch, das vor allem den Klubspieler ansprechen dürfte. Es ist gut geeignet, um ihn die Sweschnikow-Variante erlernen und verstehen zu lassen, so dass er sie in sein Repertoire aufnehmen kann.
Uwe Bekemann
Deutscher Fernschachbund
www.bdf-fernschachbund.de
Juni 2017
IM Cyrus Lakdawala ist zurück! Der Vielschreiber hat jetzt mit "The Sicilian Sveshnikov-move by move" sein fünftes Buch in diesem Jahr für den Everyman Chess Verlag veröffentlicht. Wer soviel schreibt, hat entweder unfassbar viel Zeit und Energie oder veröffentlicht unausgegorene Bücher mit vielen Fehlern. Zuletzt traf auf den amerikanischen IM klar letzteres zu, lesen Sie dazu bei Interesse auch meine anderen Rezensionen.
Diesmal machte er mir als Rezensenten aber immerhin deutlich schwerer, zu einem klaren Urteil zu kommen. Während ich sonst nach Ansicht der Bibliographie wegen des Fehlens wichtiger Referenzwerke sofort weiß, wo ich nach Schwächen suchen muss, las ich dort diesmal von Vasilios Kotronias` umfangreichem Werk "The Sicilian Sveshnikov" aus dem Jahre 2014 vom Quality Chess Verlag. Wer diesen Autor kennt, weiß, dass seine Bücher zwar extrem variantenlastig, aber eben auch vollständig sind. Der Mann spielt regelmäßig den Sveshnikovsizilianer und es spricht für seine Reputation, dass sich zuletzt kaum noch wer darauf gegen ihn einließ.
Was ist die Sveshnikovvariante in der Sizilianischen Verteidigung? Sie beginnt mit den Zügen 1.e4 c5 2.Sf3 Sc6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Sf6 5.Sc3 e5. Lange Zeit galt sie als schlecht, da Schwarz mit seinem letzten Zug die Felder d6 und d5 geschwächt hat. d5 ist nun ein Vorpostenfeld und ideal für einen weißen Springer, der von dort aus viel Druck auf die schwarze Stellung ausüben kann. Allerdings hat sich gezeigt, dass Schwarz sehr gut um diesen Springer herumspielen und seinerseits mit f5 starke Königsangriffe initiieren kann beziehungsweise muss, da er ansonsten keine Kompensation für seine "Löcher" in der Stellung erhält.
Herr Lakdawala startet hier seine Untersuchungen im typischen "Move by Move"-Verfahren. In vollständigen Modellpartien mit vielen verbalen Kommentaren und eingewobenen Partiefragmenten und wichtigen Zusatzvarianten werden mögliche Fragen des Lesers antizipiert und beantwortet, um so ein vollständiges Bild der Materie zu liefern.
Erst einmal werden die ungenauen weißen Springerzüge betrachtet, die aber in der Praxis der Vereinsspieler durchaus häufiger vorkommen als man denkt. Das Problem ist hier aber, dass der Lf8 oft aktiv auf b4 oder c5 landet. Der einzige Zug, nach dem Schwarz diesen einsperren muss, ist 6.Sb5. Hier ist Sd6 durchaus eine unangenehme Idee, weshalb d6 gespielt wird. Allerdings, und das hat dem Autoren bei mir Pluspunkte gebracht, wird am Ende des Buches auch noch das kreative 6. ...h6 analysiert. Beim richtigen Sveshnikovsystem nach 6. ...d6 hat Weiß verschiedene Möglichkeiten. Der kritische positionelle Zug ist 7.Lg5, der vorrangig untersucht wird, aber auch 7.Sd5 ist interessant und strebt eine Veränderung der Bauernstruktur an. Darum finde ich es sehr sinnvoll, dass er auf insgesamt 55 Seiten durchleuchtet wird. Ich möchte hier aber die Hauptvariante näher verfolgen. Mit 7.Lg5 spielt Weiß indirekt auf das Feld d5 und möchte die einzige Leichtfigur, die niemals darauf stehen kann, gegen eine tauschen, die dieses Feld verteidigt, um so ein Übergewicht auf den weißen Feldern zu erreichen. Nach a6 8.Sa3 b5 sieht man aber auch die schwarzen Trümpfe. Die weißen Springer stehen furchtbar und es droht b4 mit der Gabel.
Es gibt nun zwei sehr wichtige Hauptvarianten. Weiß kann jetzt entweder direkt auf f6 schlagen oder erst 9.Sd5 spielen. Der Springerzug führt zu etwas ruhigeren Stellungen und Schwarz kann nach Le7 10.Lxf6 Lxf6 11.c3 entweder rochieren oder mit 11. ...Se7 12.Sxf6 gxf6 etwas mehr Dynamik in die Stellung bringen. Beide Züge werden behandelt, wobei 11. ...0-0 empfohlen und deutlich tiefer analysiert wird. Dennoch finde ich es schade, dass nach 12.Sc2 Lg5 13.a4 bxa4 14.Txa4 a5 15.Lc4 Tb8 16.b3 Kh8 17.Sce3 ein Ausrufezeichen bekommt, weil dann 17. ...g6 wegen 18.h4 mit guten Möglichkeiten für Weiß als ungenau eingestuft wird, das bessere 17. ...Se7 aber nur in einer kurzen Variante abgehandelt wird, während das schon erwähnte 18.h4! auf über einer Buchseite analysiert wird. Diese Vorgehensweise, kritische Abspiele nur oberflächlich in einer Fußnote zu besprechen, während die Hauptpartie für den Leser eigentlich kaum einen praktischen Nutzen hat, habe ich bei Herrn Lakdawala leider schon häufiger beobachtet. Damit kann man natürlich Arbeit sparen, um nicht zeigen zu müssen, dass es hier und da doch holprig werden kann. Wenn ein Leser danach auf einen gut vorbereiteten Gegner trifft, wird er aber untergehen und das Buch sollte ja gerade die Grundlage dafür schaffen, dass dem nicht so ist.
In der anderen Hauptvariante nach 9.Lxf6 muss Schwarz gxf6 folgen lassen, da Schwarz nach 9. ...Dxf6 nach Sd5 wieder zurück nach d8 ziehen muss und dann laut dem Autor 10.c4 folgt. Ich persönlich finde 10.Lxb5 noch viel schlimmer, aber wichtiger ist natürlich, dass man sich als Schwarzspieler merkt, mit dem Bauern zu schlagen. Nach 10.Sd5 bekommt Schwarz jetzt nach f5 eine recht bewegliche Bauernmasse, die zusammen mit dem Läuferpaar exzellente Angriffmöglichkeiten bedeutet. Der schwarze König hat mit einem Läufer auf g7 auch nach der kurzen Rochade keinerlei Probleme und der Autor zeigt hier gut das dynamische Potential in der Stellung. Zuletzt traute sich kaum noch ein starker GM in diese Variante mit Weiß, was schon einmal ein gutes Zeichen ist.
Zum Schluss gibt es dann noch den "Ulfie", den der Autor nach Legende und meinem Mannschaftskameraden GM Ulf Andersson benannt hat. Dieser spielte nach obigen Zügen 6. ...h6 und ließ damit 7.Sd6 zu. Nach 7. ...Lxd6 8.Dxd6 möchte Schwarz mit De7 schnell ins Endspiel. Wer Ulf kennt, weiß, dass er sowas sehr schätzt. Das einzige Problem, das ich in der Variante sehe, ist, dass man mit Schwarz, wenn Weiß halbwegs solide agiert, kaum Gewinnchancen hat, aber als Alternative zum brachialen Sveshnikov ist es allemal interessant.
Insgesamt diesmal ein solides Buch. Es gibt hier und da kleine Auslassungen und Oberflächlichkeiten, aber insgesamt ist es eine gute Alternative zum Buch von Herrn Kotronias, wenn einem das zuviele Varianten beinhaltet. Hier wird viel mit Worten erklärt, aber auch gleichzeitig ausgewogen der konkrete Charakter der hier vorgestellten Eröffnungsvariante dargestellt, sodass man nach der Lektüre eigentlich direkt damit beginnen kann, das Ganze zu spielen.
Dezember 2016
Dirk Schuh
Während früher die entstehende geschwächte schwarze Bauernstruktur Theoretiker und das Gros der Praktiker die Nase rümpfen ließ, wenn sie das System zu bewerten hatten, weiß man heute, dass der nicht wegzudiskutierenden Schwächung respektable schwarze Gegenchancen durch ein dynamisches Figurenspiel gegenüberstehen. Dieses lässt sich oft in einen starken Königsangriff entwickeln.
Gerade auch im Fernschach hat die Sweschnikow-Variante in der jüngeren Vergangenheit sehr an Bedeutung gewonnen und kommt insbesondere auch dann zum Einsatz, wenn der Spieler mit Schwarz auf den vollen Punkt spielen will und ein Spiel auf des Messers Schneide im Vertrauen auf seine eigenen Angriffsfähigkeiten anstrebt.
Der amerikanische IM Cyrus Lakdawala, der Bücher beinahe wie vom Fließband abliefert, hat sich in "The Sicilian Sveshnikov" aus der "move by move"-Reihe von Everyman Chess die Aufgabe gestellt, dieses System so an Mann und Frau zu bringen, dass diese es fundiert in die eigene Praxis übernehmen können. Er hat das Werk aus der Warte des Nachziehenden geschrieben, es ist aber auch für denjenigen geeignet, der seine Fähigkeiten mit den weißen Steinen im Duell gegen einen "Sweschnikow" spielenden Gegner entwickeln möchte.
Auf insgesamt 400 Seiten erhält der Leser eine zugleich kompakte wie detaillierte Darstellung des Systems, der Schwarzspieler in Verbindung mit einem Mini-Repertoire. Wie für die Buchserie typisch werden fortlaufend Fragen an ihn gerichtet bzw. ihm Aufgaben gestellt. Dadurch wird er animiert, mitzuwirken und sich in die Besonderheiten der Eröffnung einzudenken. Zugleich kann er in quasi einer Selbstkontrolle feststellen, ob er mit seinen Überlegungen oder Berechnungen richtig lag. Die Auflösung aller Leserbeiträge erfolgt unmittelbar im Anschluss im Rahmen der Kommentierung.
Die Übungen unterscheiden sich in ihrem jeweiligen Schwerpunkt, beispielsweise in Richtung Planung oder Kombination.
Lakdawala zeichnet eine bildreiche, blumige Sprache aus. Sein Schreibstil wirkt nicht selten etwas emotional. Dies hat sich in früheren "move by move"-Büchern von ihm auch schon mal in den an den Leser gerichteten Fragen abgebildet, indem sie Ausrufe und ähnlich enthielten. Wer dies als Auflockerung oder schlicht unterhaltsam wahrnimmt, kann sich dann freuen, ich habe es eher als gekünstelt und überzogen wahrgenommen. Diesmal sind nur wenige Male mit Lakdawala "die Pferde durchgegangen", was mir persönlich besser zusagt.
Ein Lob gebührt der Aufarbeitung des Stoffes. Der Autor gibt sich große Mühe, um dem Leser über Erläuterungen die Theorie verständlich zu machen. Es gibt auch nicht zu knapp Varianten, aber der Schwerpunkt ist auf Text gesetzt. Besonders hervorheben möchte ich, dass Lakdawala sich oft des Mittels einer Aufzählung bedient. Wenn es darum geht, Vor- oder Nachteile einer Stellung abzuwägen, aus der Sicht beider Parteien, oder Schritte für die weitere Spielplanung darzustellen, empfinde ich persönlich diese Art der Darstellung als sehr hilfreich. Als Leser bekommt man auf den Punkt gebracht das präsentiert, was aus der Sicht des Autors maßgeblich ist und Gewicht hat. Bisweilen haben diese Aussagen quasi den Rang einer Art Regel für die Behandlung von Stellungen der gerade betrachteten Art.
Es kommt reichlich Text im Buch vor. Dies in Verbindung mit der oben schon erwähnten blumigen Sprache setzt Ansprüche an die Englischkenntnisse des Lesers. Das Vokabular ist anspruchsvoll und Metaphern lassen sich nicht wörtlich übersetzen, um den Sinngehalt zu erfahren. Wenn der Leser geschmeidig mit dem Werk arbeiten können und an sprachlich "schwierigen" Stellen nicht "Mut zur Lücke" haben will, sollte er über sichere und geübte Sprachkenntnisse verfügen.
Zur Auswahl des Stoffes, der Varianten: In einer anderen Besprechung habe ich die Kritik gelesen, dass Lakdawala den "Mainstream" abbildet und eventuell chancenreiche Nebenvarianten vernachlässigt. Ich halte die Feststellung zu Lakdawalas Auswahl für zutreffend, die Kritik aber nicht für berechtigt. Ich begründe dies mit dem Adressatenkreis, den ich für dieses Buch sehe. Es ist in meinen Augen an den Klubspieler gerichtet, der ein solides Verständnis für ein Sizilianisch-System braucht, das er als Dauerwaffe in sein Repertoire aufnehmen will. Es wird ihm Zeit und Disziplin abverlangen, wenn er "The Sicilian Sveshnikov - move by move" komplett durcharbeiten will, um sich umfassend zu wappnen. Dann aber dürfte er Kenntnisse, vor allem aber auch Verständnis und Gefühl für das System haben, so dass er es qualifiziert spielen kann. Er wird seine praktischen Partien zumeist in den Zweigen des Buches wiederfinden, so dass er sie an diesem ausgerichtet analysieren kann.
Wenn ein Leser Spezialvarianten sucht, dann wird er mit anderen Quellen sicher besser bedient als mit dem vorliegenden Werk. Nur für diesen Fall sehe ich die oben genannte Kritik als zutreffend an, eingeschränkt aber auf die dann nicht so ganz nachvollziehbare Auswahl dieses Buches für einen Zweck, für den es nicht geschrieben sein dürfte.
Entsprechend lässt sich zur Auswahl der Varianten nicht viel sagen - Standard halt, fast ausschließlich. Es gibt sechs Kapitel im Buch, nur das letzte im Reigen bietet Raum für ein paar zusätzliche Worte. Es trägt den Titel "The Ulfie: 6…h6!?". Hinter "Ulfie" verbirgt sich die Anspielung auf den Namen von Ulf Andersson, 6…h6!? ist kein Standard, aber eine interessante und spannende Nebenidee. Sie wird auf 60 Seiten behandelt.
51 Partien aus der Meisterpraxis, zumeist nach 2000 gespielt, bilden das Rückgrat des Werkes. Sie geben die Varianten vor und enthalten die Erläuterungen zur Theorie anhand der Kommentierung. Zwei Duelle sind im Fernschach gespielt worden.
Dem Fernschachspieler wird vertraut vorkommen, dass Lakdawala zur Variantenberechnung auch auf die Engine Komodo gesetzt hat. Sie ist auch im Fernschach geschätzt und verbreitet. Er setzt sich aber bisweilen auch kritisch mit deren Rechenergebnissen auseinander. Er selbst ist ein sehr erfahrener Spieler am Turnierbrett. So wird sein Auge auch immer darauf gerichtet sein, was ein Spieler am Brett tatsächlich wird leisten können. Das rechnergestützte Fernschachspiel kann hier andere Erwartungen rechtfertigen, die dann auf Komodo mehr vertrauen lassen können.
Die Bibliografie ist kurz und enthält nicht alle wichtigen Werke, soweit sie Aktualität besitzen. Es gibt ein solides Variantenverzeichnis, über das gesuchte Theoriebereiche gut angesteuert werden können.
Fazit: "The Sicilian Sveshnikov - move by move" ist ein Buch, das vor allem den Klubspieler ansprechen dürfte. Es ist gut geeignet, um ihn die Sweschnikow-Variante erlernen und verstehen zu lassen, so dass er sie in sein Repertoire aufnehmen kann.
Uwe Bekemann
Deutscher Fernschachbund
www.bdf-fernschachbund.de
Juni 2017
IM Cyrus Lakdawala ist zurück! Der Vielschreiber hat jetzt mit "The Sicilian Sveshnikov-move by move" sein fünftes Buch in diesem Jahr für den Everyman Chess Verlag veröffentlicht. Wer soviel schreibt, hat entweder unfassbar viel Zeit und Energie oder veröffentlicht unausgegorene Bücher mit vielen Fehlern. Zuletzt traf auf den amerikanischen IM klar letzteres zu, lesen Sie dazu bei Interesse auch meine anderen Rezensionen.
Diesmal machte er mir als Rezensenten aber immerhin deutlich schwerer, zu einem klaren Urteil zu kommen. Während ich sonst nach Ansicht der Bibliographie wegen des Fehlens wichtiger Referenzwerke sofort weiß, wo ich nach Schwächen suchen muss, las ich dort diesmal von Vasilios Kotronias` umfangreichem Werk "The Sicilian Sveshnikov" aus dem Jahre 2014 vom Quality Chess Verlag. Wer diesen Autor kennt, weiß, dass seine Bücher zwar extrem variantenlastig, aber eben auch vollständig sind. Der Mann spielt regelmäßig den Sveshnikovsizilianer und es spricht für seine Reputation, dass sich zuletzt kaum noch wer darauf gegen ihn einließ.
Was ist die Sveshnikovvariante in der Sizilianischen Verteidigung? Sie beginnt mit den Zügen 1.e4 c5 2.Sf3 Sc6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Sf6 5.Sc3 e5. Lange Zeit galt sie als schlecht, da Schwarz mit seinem letzten Zug die Felder d6 und d5 geschwächt hat. d5 ist nun ein Vorpostenfeld und ideal für einen weißen Springer, der von dort aus viel Druck auf die schwarze Stellung ausüben kann. Allerdings hat sich gezeigt, dass Schwarz sehr gut um diesen Springer herumspielen und seinerseits mit f5 starke Königsangriffe initiieren kann beziehungsweise muss, da er ansonsten keine Kompensation für seine "Löcher" in der Stellung erhält.
Herr Lakdawala startet hier seine Untersuchungen im typischen "Move by Move"-Verfahren. In vollständigen Modellpartien mit vielen verbalen Kommentaren und eingewobenen Partiefragmenten und wichtigen Zusatzvarianten werden mögliche Fragen des Lesers antizipiert und beantwortet, um so ein vollständiges Bild der Materie zu liefern.
Erst einmal werden die ungenauen weißen Springerzüge betrachtet, die aber in der Praxis der Vereinsspieler durchaus häufiger vorkommen als man denkt. Das Problem ist hier aber, dass der Lf8 oft aktiv auf b4 oder c5 landet. Der einzige Zug, nach dem Schwarz diesen einsperren muss, ist 6.Sb5. Hier ist Sd6 durchaus eine unangenehme Idee, weshalb d6 gespielt wird. Allerdings, und das hat dem Autoren bei mir Pluspunkte gebracht, wird am Ende des Buches auch noch das kreative 6. ...h6 analysiert. Beim richtigen Sveshnikovsystem nach 6. ...d6 hat Weiß verschiedene Möglichkeiten. Der kritische positionelle Zug ist 7.Lg5, der vorrangig untersucht wird, aber auch 7.Sd5 ist interessant und strebt eine Veränderung der Bauernstruktur an. Darum finde ich es sehr sinnvoll, dass er auf insgesamt 55 Seiten durchleuchtet wird. Ich möchte hier aber die Hauptvariante näher verfolgen. Mit 7.Lg5 spielt Weiß indirekt auf das Feld d5 und möchte die einzige Leichtfigur, die niemals darauf stehen kann, gegen eine tauschen, die dieses Feld verteidigt, um so ein Übergewicht auf den weißen Feldern zu erreichen. Nach a6 8.Sa3 b5 sieht man aber auch die schwarzen Trümpfe. Die weißen Springer stehen furchtbar und es droht b4 mit der Gabel.
Es gibt nun zwei sehr wichtige Hauptvarianten. Weiß kann jetzt entweder direkt auf f6 schlagen oder erst 9.Sd5 spielen. Der Springerzug führt zu etwas ruhigeren Stellungen und Schwarz kann nach Le7 10.Lxf6 Lxf6 11.c3 entweder rochieren oder mit 11. ...Se7 12.Sxf6 gxf6 etwas mehr Dynamik in die Stellung bringen. Beide Züge werden behandelt, wobei 11. ...0-0 empfohlen und deutlich tiefer analysiert wird. Dennoch finde ich es schade, dass nach 12.Sc2 Lg5 13.a4 bxa4 14.Txa4 a5 15.Lc4 Tb8 16.b3 Kh8 17.Sce3 ein Ausrufezeichen bekommt, weil dann 17. ...g6 wegen 18.h4 mit guten Möglichkeiten für Weiß als ungenau eingestuft wird, das bessere 17. ...Se7 aber nur in einer kurzen Variante abgehandelt wird, während das schon erwähnte 18.h4! auf über einer Buchseite analysiert wird. Diese Vorgehensweise, kritische Abspiele nur oberflächlich in einer Fußnote zu besprechen, während die Hauptpartie für den Leser eigentlich kaum einen praktischen Nutzen hat, habe ich bei Herrn Lakdawala leider schon häufiger beobachtet. Damit kann man natürlich Arbeit sparen, um nicht zeigen zu müssen, dass es hier und da doch holprig werden kann. Wenn ein Leser danach auf einen gut vorbereiteten Gegner trifft, wird er aber untergehen und das Buch sollte ja gerade die Grundlage dafür schaffen, dass dem nicht so ist.
In der anderen Hauptvariante nach 9.Lxf6 muss Schwarz gxf6 folgen lassen, da Schwarz nach 9. ...Dxf6 nach Sd5 wieder zurück nach d8 ziehen muss und dann laut dem Autor 10.c4 folgt. Ich persönlich finde 10.Lxb5 noch viel schlimmer, aber wichtiger ist natürlich, dass man sich als Schwarzspieler merkt, mit dem Bauern zu schlagen. Nach 10.Sd5 bekommt Schwarz jetzt nach f5 eine recht bewegliche Bauernmasse, die zusammen mit dem Läuferpaar exzellente Angriffmöglichkeiten bedeutet. Der schwarze König hat mit einem Läufer auf g7 auch nach der kurzen Rochade keinerlei Probleme und der Autor zeigt hier gut das dynamische Potential in der Stellung. Zuletzt traute sich kaum noch ein starker GM in diese Variante mit Weiß, was schon einmal ein gutes Zeichen ist.
Zum Schluss gibt es dann noch den "Ulfie", den der Autor nach Legende und meinem Mannschaftskameraden GM Ulf Andersson benannt hat. Dieser spielte nach obigen Zügen 6. ...h6 und ließ damit 7.Sd6 zu. Nach 7. ...Lxd6 8.Dxd6 möchte Schwarz mit De7 schnell ins Endspiel. Wer Ulf kennt, weiß, dass er sowas sehr schätzt. Das einzige Problem, das ich in der Variante sehe, ist, dass man mit Schwarz, wenn Weiß halbwegs solide agiert, kaum Gewinnchancen hat, aber als Alternative zum brachialen Sveshnikov ist es allemal interessant.
Insgesamt diesmal ein solides Buch. Es gibt hier und da kleine Auslassungen und Oberflächlichkeiten, aber insgesamt ist es eine gute Alternative zum Buch von Herrn Kotronias, wenn einem das zuviele Varianten beinhaltet. Hier wird viel mit Worten erklärt, aber auch gleichzeitig ausgewogen der konkrete Charakter der hier vorgestellten Eröffnungsvariante dargestellt, sodass man nach der Lektüre eigentlich direkt damit beginnen kann, das Ganze zu spielen.
Dezember 2016
Dirk Schuh
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