Artikelnummer
LXPAPZGUW
Autor
Zwischen Genie und Wahnsinn
Stationen eines anspruchsvollen Spiels 1900-1950
154 Seiten, gebunden, Chaturanga, 1. Auflage 2024
Schachbücher mit klugen Analysen und Kommentaren guter und gar berühmter Partien sind zur Genüge geschrieben worden. Hingegen versucht das vorliegende Buch quasi in einem Spaziergang dem Leser einen Eindruck über das Flair des Schachspiels in der auch schachhistorisch interessanten ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu vermitteln. Dabei sollen die kleinen Episoden, in denen Schlüsselmomente der Schachgeschichte zum Leben erweckt werden, nicht nur Schachfreunde ansprechen.
Der Fokus liegt zwar auf den Begegnungen mit Berufsschachspielern, dem Autor sind aber auch Ausflüge in die Kunstszene ob Literatur, Musik oder Malerei wichtig. Die hier erwähnten Geschehnisse mit den jeweiligen Personen sind historisch belegt und werden chronologisch geschildert. Dabei wird bewusst das historische Präsenz verwendet, um die Leser unmittelbar am Geschehen teilhaben zu lassen.
Der Autor
Horst-Christoph Pape (geb. 1955 in Kiel) war nach dem Studium der Agrarwissenschaften und der anschließenden Promotion im europäischen Produkt- und Marketingmanagement tätig und nahm Positionen als Geschäftsführer in unterschiedlichen Unternehmen und Verbänden ein. Nun, im Ruhestand, geht er seinen Passionen – dem Schachspiel und dem Studium der Neueren Geschichte – nach.
Der Fokus liegt zwar auf den Begegnungen mit Berufsschachspielern, dem Autor sind aber auch Ausflüge in die Kunstszene ob Literatur, Musik oder Malerei wichtig. Die hier erwähnten Geschehnisse mit den jeweiligen Personen sind historisch belegt und werden chronologisch geschildert. Dabei wird bewusst das historische Präsenz verwendet, um die Leser unmittelbar am Geschehen teilhaben zu lassen.
Der Autor
Horst-Christoph Pape (geb. 1955 in Kiel) war nach dem Studium der Agrarwissenschaften und der anschließenden Promotion im europäischen Produkt- und Marketingmanagement tätig und nahm Positionen als Geschäftsführer in unterschiedlichen Unternehmen und Verbänden ein. Nun, im Ruhestand, geht er seinen Passionen – dem Schachspiel und dem Studium der Neueren Geschichte – nach.
EAN | 9783944158297 |
---|---|
Gewicht | 400 g |
Hersteller | Chaturanga |
Breite | 14,8 cm |
Höhe | 21 cm |
Medium | Buch |
Erscheinungsjahr | 2024 |
Autor | Horst-Christoph Pape |
Sprache | Deutsch |
Auflage | 1 |
ISBN-13 | 978-3-944158-29-7 |
Seiten | 154 |
Einband | gebunden |
006 Vorwort
007 Zwischen Genie und Wahnsinn
142 Auswahlbibliographie
146 Namensregister
007 Zwischen Genie und Wahnsinn
142 Auswahlbibliographie
146 Namensregister
SCHACHKULTURELLER STREIFZUG
Wer sich für die Extreme im Schach interessiert, wird vielleicht vom gerade erschienenen Zwischen Genie und Wahnsinn von Horst-Christoph Pape enttäuscht sein. Der Titel ist etwas irreführend. Weder beschäftigt sich das Buch explizit mit Genies noch mit dem Wahnsinn.
Stattdessen bietet der Autor einen schachlichen Streifzug durch die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts. Allerdings ist auch die Zeitspanne etwas willkürlich gewählt. Weder wird klar, warum die Darstellung 1900 beginnt, noch warum sie bis 1950 reicht und nicht bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges, was eine angemessenere Zäsur gewesen wäre, um den Zeitraum einzugrenzen. So endet das Buch etwas abrupt mit einem Zitat von Mieses über Lasker.
Pape erzählt keine einheitliche Geschichte. Das Buch ist eine Sammlung einzelner, chronologisch erzählter Ereignisse, die wie in einem Spotlight beleuchtet werden. Oft haben die kurzen Passagen etwas Anekdotisches, weil es dem Autor am Herzen liegt, die Atmosphäre des goldenen Schachzeitalters nacherlebbar zu machen. Es sind kleine abgeschlossene Geschichtchen, die oft nicht mehr als eine halbe Seite in Anspruch nehmen. Dabei findet man nicht nur Informationen zu Spielern und Turnieren. Oft schreibt der Autor auch über schachliche Berührungspunkte, sei es mit der Wissenschaft, der Psychologie, Kunst, Philosophie oder der Literatur. Morgensterns 1911 szenisch vorgetragenes Schachsonett wird genauso gewürdigt wie Picassos im selben Jahr gemaltes kubistisches Bild
Das Schach. Unter den Komponisten wird Prokofjew erwähnt, der begeisterter Schachspieler war und sogar Capablanca im Simultan bezwingen konnte. Anderswo schildert der Autor das politische Leben im Wiener Café Central, das zur Anlaufstelle der späteren kommunistischen Führungsriege der Sowjetunion wurde. Gelegentlich zitiert der Autor auch Zeitungsartikel, wie Prokofjews Beschreibung der Teilnehmer des Turniers in Leningrad 1914. Oder er zitiert Tarraschs humoristisch vorgetragene Textstelle zur Amaurosis scachistica aus dessen Buch Die moderne Schachpartie.
Obwohl keine stringente Geschichte vorgetragen wird, behilft sich der Autor mit roten Fäden, die sich durch das Buch ziehen. Freundschaften zwischen Lasker und Einstein, Brecht und Benjamin sowie Episoden zu Marcel Duchamp, Capablanca und Aljechin bieten wiederkehrende und übergreifende Schilderungen, die größeren Anteil an der Gesamtdarstellung haben.
Auf den letzten 20 Seiten wird das Buch etwas düster, weil sich tragische Ereignisse verdichten. In die Zeit des Zweiten Weltkriegs fallen die Suizide Walter Benjamins und Stefan Zweigs, Vera Menchiks Tod durch einen Bombenangriff sowie Laskers, Capablancas und etwas später Aljechins Ableben.
Manche Passagen sind etwas unscharf. Man hätte erwähnen können, dass Najdorf seinen Blindsimultanweltrekord dazu nutzen wollte, seine Verwandten in Polen nach dem Holocaust auf sein Überleben aufmerksam zu machen. Bei Berichten zu Benjamins Treffen mit Brecht fehlt öfter der Schachbezug. Und zu Sultan Khan, bei dem etwas sorglos von „Indien“ statt von Britisch-Indien die Rede ist, erfährt der Leser nicht, dass er seit 1947 Bürger Pakistans war. Es sei daran erinnert, dass solche Darstellungen bei Daniel Kings Khan-Monografie 2020 zu einer von Khans Familienangehörigen angestoßenen Debatte über postkoloniale Narrative führten. Auch dass Khan aus „ärmsten Verhältnissen“ kam, ist demnach nicht richtig.
Davon abgesehen kann man Zusammenstellungen wie dem von Pape vorgelegten Zwischen Genie und Wahnsinn grundsätzlich skeptisch gegenüberstehen. Das Buch präsentiert keine neuen Erkenntnisse. Die Fakten werden auch nicht in frischem Kontext präsentiert. Der Autor bedient sich lediglich der reichen Schachgeschichtsschreibung und paraphrasiert, teils mit nur geringer Umstellung der Original-Syntax aus Artikeln, die anderswo erschienen sind. Quellenangaben hätten für Transparenz gesorgt, doch leider ist die Auswahlbibliografie sehr unvollständig und unzureichend.
Trotzdem kann das Büchlein Dank des Namensregisters als Nachschlagewerk zu Schachereignissen jener Jahre nützliche Dienste erweisen.
Harry Schaack
KARL 2/2024
Wer sich für die Extreme im Schach interessiert, wird vielleicht vom gerade erschienenen Zwischen Genie und Wahnsinn von Horst-Christoph Pape enttäuscht sein. Der Titel ist etwas irreführend. Weder beschäftigt sich das Buch explizit mit Genies noch mit dem Wahnsinn.
Stattdessen bietet der Autor einen schachlichen Streifzug durch die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts. Allerdings ist auch die Zeitspanne etwas willkürlich gewählt. Weder wird klar, warum die Darstellung 1900 beginnt, noch warum sie bis 1950 reicht und nicht bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges, was eine angemessenere Zäsur gewesen wäre, um den Zeitraum einzugrenzen. So endet das Buch etwas abrupt mit einem Zitat von Mieses über Lasker.
Pape erzählt keine einheitliche Geschichte. Das Buch ist eine Sammlung einzelner, chronologisch erzählter Ereignisse, die wie in einem Spotlight beleuchtet werden. Oft haben die kurzen Passagen etwas Anekdotisches, weil es dem Autor am Herzen liegt, die Atmosphäre des goldenen Schachzeitalters nacherlebbar zu machen. Es sind kleine abgeschlossene Geschichtchen, die oft nicht mehr als eine halbe Seite in Anspruch nehmen. Dabei findet man nicht nur Informationen zu Spielern und Turnieren. Oft schreibt der Autor auch über schachliche Berührungspunkte, sei es mit der Wissenschaft, der Psychologie, Kunst, Philosophie oder der Literatur. Morgensterns 1911 szenisch vorgetragenes Schachsonett wird genauso gewürdigt wie Picassos im selben Jahr gemaltes kubistisches Bild
Das Schach. Unter den Komponisten wird Prokofjew erwähnt, der begeisterter Schachspieler war und sogar Capablanca im Simultan bezwingen konnte. Anderswo schildert der Autor das politische Leben im Wiener Café Central, das zur Anlaufstelle der späteren kommunistischen Führungsriege der Sowjetunion wurde. Gelegentlich zitiert der Autor auch Zeitungsartikel, wie Prokofjews Beschreibung der Teilnehmer des Turniers in Leningrad 1914. Oder er zitiert Tarraschs humoristisch vorgetragene Textstelle zur Amaurosis scachistica aus dessen Buch Die moderne Schachpartie.
Obwohl keine stringente Geschichte vorgetragen wird, behilft sich der Autor mit roten Fäden, die sich durch das Buch ziehen. Freundschaften zwischen Lasker und Einstein, Brecht und Benjamin sowie Episoden zu Marcel Duchamp, Capablanca und Aljechin bieten wiederkehrende und übergreifende Schilderungen, die größeren Anteil an der Gesamtdarstellung haben.
Auf den letzten 20 Seiten wird das Buch etwas düster, weil sich tragische Ereignisse verdichten. In die Zeit des Zweiten Weltkriegs fallen die Suizide Walter Benjamins und Stefan Zweigs, Vera Menchiks Tod durch einen Bombenangriff sowie Laskers, Capablancas und etwas später Aljechins Ableben.
Manche Passagen sind etwas unscharf. Man hätte erwähnen können, dass Najdorf seinen Blindsimultanweltrekord dazu nutzen wollte, seine Verwandten in Polen nach dem Holocaust auf sein Überleben aufmerksam zu machen. Bei Berichten zu Benjamins Treffen mit Brecht fehlt öfter der Schachbezug. Und zu Sultan Khan, bei dem etwas sorglos von „Indien“ statt von Britisch-Indien die Rede ist, erfährt der Leser nicht, dass er seit 1947 Bürger Pakistans war. Es sei daran erinnert, dass solche Darstellungen bei Daniel Kings Khan-Monografie 2020 zu einer von Khans Familienangehörigen angestoßenen Debatte über postkoloniale Narrative führten. Auch dass Khan aus „ärmsten Verhältnissen“ kam, ist demnach nicht richtig.
Davon abgesehen kann man Zusammenstellungen wie dem von Pape vorgelegten Zwischen Genie und Wahnsinn grundsätzlich skeptisch gegenüberstehen. Das Buch präsentiert keine neuen Erkenntnisse. Die Fakten werden auch nicht in frischem Kontext präsentiert. Der Autor bedient sich lediglich der reichen Schachgeschichtsschreibung und paraphrasiert, teils mit nur geringer Umstellung der Original-Syntax aus Artikeln, die anderswo erschienen sind. Quellenangaben hätten für Transparenz gesorgt, doch leider ist die Auswahlbibliografie sehr unvollständig und unzureichend.
Trotzdem kann das Büchlein Dank des Namensregisters als Nachschlagewerk zu Schachereignissen jener Jahre nützliche Dienste erweisen.
Harry Schaack
KARL 2/2024
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