Artikelnummer
LOBOLTRFCP
Autor
The Rossolimo for Club Players
New Ideas and Strategic Plans
272 Seiten, kartoniert, New in Chess, 1. Auflage 2022
The Rossolimo is the Anti-Sicilian that is by far the most popular with club players and with elite grandmasters such as Magnus Carlsen, Anish Giri, and Alireza Firouzja.
If you play 3.Bb5 in the Sicilian, you do not need to keep up-to-date with the dazzling theoretical developments in all kinds of Open Sicilians. You can sidestep theory, play your own creative game and put your opponent in trouble! You will love the harmonious, easy development and reach unbalanced positions with winning opportunities and surprisingly dynamic play.
Victor Bologan has played the Rossolimo ever since his youth in practical play, but also in training sessions with Garry Kasparov. Bologan has now updated and expanded his authoritative 2011 repertoire book. As a former top-20 player, Bologan is one of the few Grandmasters whose opening books are read by both his peers and by club players. His ideas are always thoroughly analyzed and checked by the strongest engines, but still very accessible to amateurs.
If you play 3.Bb5 in the Sicilian, you do not need to keep up-to-date with the dazzling theoretical developments in all kinds of Open Sicilians. You can sidestep theory, play your own creative game and put your opponent in trouble! You will love the harmonious, easy development and reach unbalanced positions with winning opportunities and surprisingly dynamic play.
Victor Bologan has played the Rossolimo ever since his youth in practical play, but also in training sessions with Garry Kasparov. Bologan has now updated and expanded his authoritative 2011 repertoire book. As a former top-20 player, Bologan is one of the few Grandmasters whose opening books are read by both his peers and by club players. His ideas are always thoroughly analyzed and checked by the strongest engines, but still very accessible to amateurs.
EAN | 9789493257276 |
---|---|
Gewicht | 370 g |
Hersteller | New in Chess |
Breite | 17 cm |
Höhe | 23,5 cm |
Medium | Buch |
Erscheinungsjahr | 2022 |
Autor | Victor Bologan |
Sprache | Englisch |
Auflage | 1 |
ISBN-13 | 9789493257276 |
Seiten | 272 |
Einband | kartoniert |
006 Explanation of symbols
007 Introduction
016 Index of variations
Chapter 1
021 Secondary moves
Chapter 2
046 Black plays 3...Bf6
Chapter 3
056 White exchanges after 3...d6
Chapter 4
079 White castles after 3...d6
Chapter 5
090 White castles after 3...e6
Chapter 6
101 Black develops first: 7...Bb7
Chapter 7
113 The direct exchange with 4.Bxc6
Chapter 8
123 Other sixth moves for White
Chapter 9
135 Posing problems: 6.Qe2
Chapter 10
151 The fianchetto without 4.Bxc6
Chapter 11
162 The fianchetto with 4...dxc6 and other sixth moves for Black
Chapter 12
172 Black plays 4...dxc6 and 6...Nf6
Chapter 13
186 The immediate 7.0-0
Chapter 14
194 The fianchetto with 4....bxc6
Chapter 15
213 What would you play?
Chapter 16
218 Check your solutions
233 Index of names
240 Bibliography
007 Introduction
016 Index of variations
Chapter 1
021 Secondary moves
Chapter 2
046 Black plays 3...Bf6
Chapter 3
056 White exchanges after 3...d6
Chapter 4
079 White castles after 3...d6
Chapter 5
090 White castles after 3...e6
Chapter 6
101 Black develops first: 7...Bb7
Chapter 7
113 The direct exchange with 4.Bxc6
Chapter 8
123 Other sixth moves for White
Chapter 9
135 Posing problems: 6.Qe2
Chapter 10
151 The fianchetto without 4.Bxc6
Chapter 11
162 The fianchetto with 4...dxc6 and other sixth moves for Black
Chapter 12
172 Black plays 4...dxc6 and 6...Nf6
Chapter 13
186 The immediate 7.0-0
Chapter 14
194 The fianchetto with 4....bxc6
Chapter 15
213 What would you play?
Chapter 16
218 Check your solutions
233 Index of names
240 Bibliography
„The Rossolimo for Club Players“ von Victor Bologan, New In Chess (NIC) 2022, ist eine aktualisierte und erweiterte Ausgabe von „The Rossolimo Sicilian“ aus 2011, ebenfalls von Bologan und bei NIC erschienen.
Im Aufbau hat sich nicht viel verändert, wenn man davon absieht, dass ein ausführliches Variantenverzeichnis nun vorne statt früher hinten abgebildet ist.
Da es sich bei dem neuen Werk um ein Update des früheren handelt, ist es natürlich besonders wichtig festzustellen, inwieweit eine Aktualisierung zur Theorie vom damaligen Stand 2010 auf heute erfolgt ist. Nach dem Ergebnis meiner Prüfung sind – im Rahmen des ursprünglich zusammengestellten Repertoires – Entwicklungen bis einschließlich 2021 berücksichtigt worden. In einer anderen Rezension las ich die Kritik, dass das neue Buch weitestgehend aus denselben Partien wie das Werk von 2011 bestehe und meist in diese Partien mehr oder weniger nur irgendwelche Blitzpartien mit kurzen Kommentaren eingefügt worden seien. Entsprechend sensibilisiert habe ich meine Ergebnisse darauf überprüft, ob Material mit Relevanz neu Eingang in das Werk gefunden hat, oder ob eher die Absicht vorgelegen haben könnte, durch ein schlichtes Aufnehmen in neuer Zeit gespielter Partien die Aktualität des Stoffes eher formell in die Gegenwart zu befördern. Ich kann mich der kritischen Wertung des Rezensionskollegen nicht anschließen. Meine Ergebnisse sind:
1. Das stoffliche Gerüst des Ausgangswerkes aus 2011 ist erhalten geblieben. Das aber ist nicht kritikwürdig, sondern völlig normal und entspricht dem Vorgehen bei jeder Überarbeitung eines Buches zum Zweck einer Neuauflage unter Aktualisierung und Erweiterung des Stoffes. Partien, Analysen etc. aus vergangener Zeit, die nicht widerlegt, durch Verbesserung überkommen etc. sind, bilden weiter den Stand der Theorie ab und verbleiben deshalb richtigerweise im Buch.
2. Es sind ganze Abschnitte neu aufgenommen worden. Nur um ein Beispiel zu geben: Dies gilt schon für das erste Kapitel, in dem nach 1.e4 c5 2.Sf3 Sc6 3.Lb5 nunmehr auch die Fortsetzung 3…g5 behandelt wird. Weil es wohl von einer Gruppe von Spielern aus Kasachstan popularisiert worden ist, spricht Bologan vom Kasachischen Gambit. Die Spielweise und diese Namensgebung sind mir zuvor nicht bewusst begegnet.
3. Manche Analysen sind neu, auch Ergebnisse aus dem Computerschach sind eingeflossen. Beispielsweise hat Bologan Leela-Ergebnisse aufgenommen. Bei der Überarbeitung des Stoffes und zur Aufnahme neuen Materials hat er Stockfish 15 als Hilfsmittel eingesetzt.
4. Neu aufgenommene Partiefragmente sind nicht etwa per se weniger kommentiert als ältere. Man kann dem Autor m.E. nicht nachsagen, dass er Fragmente aufgenommen hat, um plump das jeweilige Spieljahr zur Dokumentation einer Aktualisierung des Buches nutzen zu können.
Allerdings ist auch mir aufgefallen, dass etliche Male Blitzpartien als Quelle neuen Stoffes genutzt und angegeben worden sind. Nun ist ein guter Zug nicht deshalb schlecht, weil er aus einer Blitzpartie stammt, und heutzutage ist viel weniger Material aus Turnieren mit langer Bedenkzeit zu finden, und doch sind zumindest die Züge in der fortgeschrittenen Blitzpartie weniger tief durchdacht als solche des „normalen“ Turnierschachs. Der Autor eines Buches hat dann für den „nachträglichen Tiefgang“ von Zug und Variante zu sorgen.
Etwas unverständlich ist es für mich in diesem Zusammenhang, dass Entdeckungen aus dem Fernschachspiel nicht oder kaum neu ins Werk gekommen sind. Die Rossolimo-Variante ist auch im Fernschach beliebt geworden, was ich aus meiner eigenen Praxis bestätigen kann, und es ist tatsächlich in diesen intensiv gespielten Partien, die zumeist auch mit Rechnerunterstützung geführt worden sind, einiges zur Entwicklung des Systems beigetragen worden. Entsprechend hätte sich eine Erweiterung des Repertoires aus der Warte von Weiß anbieten können.
Die folgende Passage aus meiner damaligen Rezension kann ich in die aktuelle mit kleiner Anpassung übernehmen: Bologan hat mit "The Rossolimo for Club Players" keine umfassende theoretische Abhandlung zum Thema abgeliefert, sondern ein Repertoire zusammengestellt, das nach meiner Einschätzung "rund" ist, wenngleich es nicht ganz unwichtige neue Wege für Weiß nicht berücksichtigt. So lässt der Leser Teile der Theorie abseits liegen, erspart sich damit allerdings zugleich Zeit und Mühe beim Umgang damit. Die Betrachtung und die Auswahl der behandelten Linien sind "weiß geprägt", allerdings ist das Werk für den Nachziehenden im Rahmen der vom Autor für Weiß gegebenen Empfehlungen in gleicher Weise verwendbar.
Das aktuelle Werk ist in 16 Kapitel gegliedert. Sinngemäß in deutschsprachige Beschreibungen übertragen enthalten diese den Stoff wie folgt:
Kap. 1: Seltene Fortsetzungen im 3. Zug
Kap. 2: Schwarz spielt 3…Lf6
Kap. 3: Weiß tauscht im Anschluss an 3…d6 ab
Kap. 4: Weiß rochiert im Anschluss an 3…d6
Kap. 5: Weiß rochiert im Anschluss an 3…e6
Kap. 6: Schwarz entwickelt sich zunächst mit 7…Lb7
Kap. 7: Weiß tauscht sofort mit 4.Lxc6 ab
Kap. 8: Verschiedene Möglichkeiten für Weiß im 6. Zug
Kap. 9: Probleme im Anschluss an 6.De2
Kap. 10: Fianchetto ohne 4.Lxc6
Kap. 11: Fianchetto mit 4…Lxc6 mit verschiedenen Möglichkeiten für Schwarz im 6. Zug
Kap. 12: Schwarz spielt 4…dxc6 und 6…Sf6
Kap. 13: Weiß spielt unverzüglich 7.0-0
Kap. 14: Das Fianchetto mit 4…bxc6
Kap. 15: Was würden Sie spielen? (an den Leser gerichtete Aufgabenstellungen)
Kap. 16: Lösungen auf die Aufgabenstellungen des vorhergehenden Kapitels.
Auch die folgende Passage basiert – mit kleinen Anpassungen – auf meiner damaligen Rezension: Das Material wird im Stil eines klassischen Theoriewerkes dargestellt, die Hauptvarianten werden in der Regel von Referenzpartien aus der Praxis eingenommen. Zur optischen Auflockerung sind etliche Bilder von Spielern aufgenommen worden, die in Varianten "zu Wort gekommen sind". Vollständige Partien sind nicht aufgenommen, mir persönlich fehlen sie auch nicht. Am Ende eines Kapitels gibt Bologan in der "Conclusion" ein Resümee ab, das kurz genug ist, um sich tatsächlich auf die Kernaspekte zu konzentrieren.
Ein Qualitätsmerkmals des Werkes sind die Erklärungen des Autors. Sie machen "The Rossolimo for Club Players" zu einem Buch, das dem Leser zum Erlernen durch Verstehen verhilft.
Der Buchtitel weist darauf hin, dass Bologan den Klubspieler erreichen will. Ich denke, dass in dieser Bandbreite auch der noch nicht allzu erfahrene Schachfreund mit dem Werk wird arbeiten können.
Die Anforderung an die Fremdsprachenkenntnisse des Lesers sind moderat.
Fazit: „The Rossolimo for Club Players“ ist sowohl für denjenigen Spieler ab Klubniveau geeignet, der sich erstmals ein Repertoire zur Themaeröffnung verschaffen möchte, als auch für den Besitzer des Ursprungswerkes „The Rossolimo Sicilian“, der sein Repertoire aktualisieren möchte.
Uwe Bekemann
November 2023
Viele Schachverlage bieten Bücher in thematischen Reihen an, in denen dann bestimmte Gesetzmäßigkeiten herrschen. So weiß man zum Beispiel bei einem Buch aus der "Grandmaster Repertoire"-Reihe aus dem Quality Chess Verlag, dass die Analysen oft sehr tief gehen und die Lektüre des Buches für untere Spielstärken nicht geeignet ist. Einfachere Kost sind da Bücher aus der "Playing the ..."-Reihe desselben Verlages. Der New in Chess Verlag hat vor einiger Zeit mit "The Scandinavian for Club Players" eine neue Reihe gestartet, die mich auf Anhieb in ihren Bann gezogen hat. Der niederländische Autor Thomas Willemze hat die Skandinavische Verteidigung mit 3. ...Da5 so gut aufbereitet, dass sowohl stärkere Spieler als auch Eröffnungsneulinge mit geringerer Spielstärke davon profitieren konnten. Dafür hat er strategische Merksätze wie zum Beispiel "Immer ein Rückzugsfeld für die Dame schaffen!" und anderes formuliert, mit denen der Leser die typischen Fallen in diesem Eröffnungskomplex umschiffen konnte, hat aber auch Anleitungen dazu gegeben, welche Figuren man besser abtauscht und welche man behält. Kurzum, ich war begeistert, obwohl ich mit der Skandinavischen Verteidigung eher eine Hassliebe verbinde.
Darum war ich aber auch sehr erwartungsvoll, als "The Rossolimo for Club Players" von Großmeister Viktor Bologan veröffentlicht wurde. Der Moldawische GM ist ein alter Hase auf dem Schachbuchmarkt und zudem ein großer Experte vom Rossolimo, in dem Weiß nach 1.e4 c5 2.Sf3 Sc6 mit 3.Lb5 eine Art spanischen Sizilianer auf das Brett bringt. Diese Variante ist in den letzten 20 Jahren extrem populär geworden, verhindert man damit doch lästige Systeme wie den Sweshnikovsizilianer oder Kalashnikovsizilianer, zu dem gerade erst ein bemerkenswertes Buch vom englischen Großmeister Daniel King bei New in Chess erschienen ist. Meine große Freude über den Besitz des Buches wurde aber schnell getrübt, als ich las, dass es lediglich eine Neuauflage von Bologans "The Rossolimo Sicilian" aus dem Jahre 2011 ist. Dieses habe ich ebenfalls in meiner kleinen Schachbibliothek und es ist eher ein halbmonographisches Eröffnungswerk mit den üblichen Zeichen, die eine kurze Stellungsbewertung angeben, mit denen aber der gemeine Vereinsspieler natürlich eher nicht soviel anfangen kann, ich oft auch nicht, plus ein paar verbale Phrasen zum Auflockern. Da das Buch aber erweitert und auf dem neuesten Stand sein sollte, gab ich ihm dennoch eine Chance.
Leider schreibt der Autor zu Beginn zwar, dass sich die Theorie des Rossolimosizilianers in den letzten 10 bis 12 Jahren deutlich weiterentwickelt hat, aber sein Buch besteht weitestgehend aus denselben Partien wie das Werk von 2011 und meist werden in diese Partien einfach lieblos irgendwelche Blitzpartien mit kurzen Kommentaren eingefügt. Es gibt auch in meinen Augen überhaupt keine stilistische Ähnlichkeit zu dem oben so gelobten "The Scandinavian for Club Players". Stattdessen gibt es dieselben Phrasen wie vor 11 Jahren, meist wurden sogar einfach nur einzelne Worte im Text verändert, von Mühe ist da keine Spur zu erkennen. Zudem interessiert den Autor scheinbar auch gar nicht, was andere Autoren gegen sein empfohlenes System anbieten. IM Thomas Willemze hat damals alle Referenzwerke gründlich geprüft und aufgezeigt, was andere Autoren aus weißer Sicht empfehlen und wie man das mit Schwarz löst. Er machte sich sogar die Mühe, den nur auf deutsch erhältlichen Skandinavischkurs auf www.chessemy.de von IM Patrick Zelbel zu sichten und seine Analysen mit dessen abzugleichen. Da wäre es zum Beispiel in diesem Fall eine gute Idee gewesen, zumindest die Kurse auf www.chessable.com zu sichten, die sich mit Schwarz gegen den Rossolimo richten. Chessable gehört nämlich seit einiger Zeit zur gleichen Firmenfamilie wie New in Chess und da hätte man ihm sicher Einblick gewährt. Mir fielen da auf die Schnelle zwei Kurse auf, die relevant gewesen wären, es gibt sicher noch mehr. Der bekannte IM Christof Sielecki hat 2019 einen Komplettkurs zum Sweshnikovsizilianer veröffentlicht und dort auch die Rossolimovariante behandelt. Nach 1.e4 c5 2.Sf3 Sc6 3.Lb5 empfiehlt er den Hauptzug g6 und nach Bologans Lieblingsvariante 4.Lxc6 dxc6 5.h3 Lg7 6.d3 können wir eigentlich schon abbrechen, denn Sieleckis 6. ...Dc7 fand ich nicht mehr bei Bologan. Da hat der Leser dann halt Pech. Dabei ist Dc7 ein cleverer Abwartezug, der in den letzten Jahren deutlich an Popularität gewonnen hat und unter anderem schon von Leuten wie Le Quang Liem oder Parham Maghsoodloo gespielt wurde. Prüfen wir den zweiten Kurs, der mir spontan einfiel. Ich bin durchaus ein Fan vom polnischen Fidemeister Kamil Plichta und habe mir schon ein paar seiner Kurse gekauft. 2021 veröffentlichte er einen Kurs zum beschleunigten Drachen. Auch hier wurde der Rossolimosizilianer behandelt und die in letzter Zeit ebenfalls in Mode gekommene Variante 1.e4 c5 2.Sf3 Sc6 3.Lb5 e5 empfohlen. Die Stellungen, die sich hier ergeben, sind recht interessant. Bologan kennt aber 3. ...e5 gar nicht, obwohl der Zug bereits von Magnus Carlsen oder auch Daniil Dubov gespielt worden ist.
All dies führte dazu, dass ich dieses Buch nicht empfehlen kann. Modernere Varianten fehlen teilweise und ich bin auch kein Fan davon, wenn wer einfach so Ausrufezeichen hinter Züge setzt, ohne diese zu erklären. Zudem gibt es für die Zielgruppe der Vereinsspieler keine guten Erklärungen und auch keine gute Struktur. Für mich ist dieses Buch eine einzige Enttäuschung!
IM Dirk Schuh
Juli 2022
Im Aufbau hat sich nicht viel verändert, wenn man davon absieht, dass ein ausführliches Variantenverzeichnis nun vorne statt früher hinten abgebildet ist.
Da es sich bei dem neuen Werk um ein Update des früheren handelt, ist es natürlich besonders wichtig festzustellen, inwieweit eine Aktualisierung zur Theorie vom damaligen Stand 2010 auf heute erfolgt ist. Nach dem Ergebnis meiner Prüfung sind – im Rahmen des ursprünglich zusammengestellten Repertoires – Entwicklungen bis einschließlich 2021 berücksichtigt worden. In einer anderen Rezension las ich die Kritik, dass das neue Buch weitestgehend aus denselben Partien wie das Werk von 2011 bestehe und meist in diese Partien mehr oder weniger nur irgendwelche Blitzpartien mit kurzen Kommentaren eingefügt worden seien. Entsprechend sensibilisiert habe ich meine Ergebnisse darauf überprüft, ob Material mit Relevanz neu Eingang in das Werk gefunden hat, oder ob eher die Absicht vorgelegen haben könnte, durch ein schlichtes Aufnehmen in neuer Zeit gespielter Partien die Aktualität des Stoffes eher formell in die Gegenwart zu befördern. Ich kann mich der kritischen Wertung des Rezensionskollegen nicht anschließen. Meine Ergebnisse sind:
1. Das stoffliche Gerüst des Ausgangswerkes aus 2011 ist erhalten geblieben. Das aber ist nicht kritikwürdig, sondern völlig normal und entspricht dem Vorgehen bei jeder Überarbeitung eines Buches zum Zweck einer Neuauflage unter Aktualisierung und Erweiterung des Stoffes. Partien, Analysen etc. aus vergangener Zeit, die nicht widerlegt, durch Verbesserung überkommen etc. sind, bilden weiter den Stand der Theorie ab und verbleiben deshalb richtigerweise im Buch.
2. Es sind ganze Abschnitte neu aufgenommen worden. Nur um ein Beispiel zu geben: Dies gilt schon für das erste Kapitel, in dem nach 1.e4 c5 2.Sf3 Sc6 3.Lb5 nunmehr auch die Fortsetzung 3…g5 behandelt wird. Weil es wohl von einer Gruppe von Spielern aus Kasachstan popularisiert worden ist, spricht Bologan vom Kasachischen Gambit. Die Spielweise und diese Namensgebung sind mir zuvor nicht bewusst begegnet.
3. Manche Analysen sind neu, auch Ergebnisse aus dem Computerschach sind eingeflossen. Beispielsweise hat Bologan Leela-Ergebnisse aufgenommen. Bei der Überarbeitung des Stoffes und zur Aufnahme neuen Materials hat er Stockfish 15 als Hilfsmittel eingesetzt.
4. Neu aufgenommene Partiefragmente sind nicht etwa per se weniger kommentiert als ältere. Man kann dem Autor m.E. nicht nachsagen, dass er Fragmente aufgenommen hat, um plump das jeweilige Spieljahr zur Dokumentation einer Aktualisierung des Buches nutzen zu können.
Allerdings ist auch mir aufgefallen, dass etliche Male Blitzpartien als Quelle neuen Stoffes genutzt und angegeben worden sind. Nun ist ein guter Zug nicht deshalb schlecht, weil er aus einer Blitzpartie stammt, und heutzutage ist viel weniger Material aus Turnieren mit langer Bedenkzeit zu finden, und doch sind zumindest die Züge in der fortgeschrittenen Blitzpartie weniger tief durchdacht als solche des „normalen“ Turnierschachs. Der Autor eines Buches hat dann für den „nachträglichen Tiefgang“ von Zug und Variante zu sorgen.
Etwas unverständlich ist es für mich in diesem Zusammenhang, dass Entdeckungen aus dem Fernschachspiel nicht oder kaum neu ins Werk gekommen sind. Die Rossolimo-Variante ist auch im Fernschach beliebt geworden, was ich aus meiner eigenen Praxis bestätigen kann, und es ist tatsächlich in diesen intensiv gespielten Partien, die zumeist auch mit Rechnerunterstützung geführt worden sind, einiges zur Entwicklung des Systems beigetragen worden. Entsprechend hätte sich eine Erweiterung des Repertoires aus der Warte von Weiß anbieten können.
Die folgende Passage aus meiner damaligen Rezension kann ich in die aktuelle mit kleiner Anpassung übernehmen: Bologan hat mit "The Rossolimo for Club Players" keine umfassende theoretische Abhandlung zum Thema abgeliefert, sondern ein Repertoire zusammengestellt, das nach meiner Einschätzung "rund" ist, wenngleich es nicht ganz unwichtige neue Wege für Weiß nicht berücksichtigt. So lässt der Leser Teile der Theorie abseits liegen, erspart sich damit allerdings zugleich Zeit und Mühe beim Umgang damit. Die Betrachtung und die Auswahl der behandelten Linien sind "weiß geprägt", allerdings ist das Werk für den Nachziehenden im Rahmen der vom Autor für Weiß gegebenen Empfehlungen in gleicher Weise verwendbar.
Das aktuelle Werk ist in 16 Kapitel gegliedert. Sinngemäß in deutschsprachige Beschreibungen übertragen enthalten diese den Stoff wie folgt:
Kap. 1: Seltene Fortsetzungen im 3. Zug
Kap. 2: Schwarz spielt 3…Lf6
Kap. 3: Weiß tauscht im Anschluss an 3…d6 ab
Kap. 4: Weiß rochiert im Anschluss an 3…d6
Kap. 5: Weiß rochiert im Anschluss an 3…e6
Kap. 6: Schwarz entwickelt sich zunächst mit 7…Lb7
Kap. 7: Weiß tauscht sofort mit 4.Lxc6 ab
Kap. 8: Verschiedene Möglichkeiten für Weiß im 6. Zug
Kap. 9: Probleme im Anschluss an 6.De2
Kap. 10: Fianchetto ohne 4.Lxc6
Kap. 11: Fianchetto mit 4…Lxc6 mit verschiedenen Möglichkeiten für Schwarz im 6. Zug
Kap. 12: Schwarz spielt 4…dxc6 und 6…Sf6
Kap. 13: Weiß spielt unverzüglich 7.0-0
Kap. 14: Das Fianchetto mit 4…bxc6
Kap. 15: Was würden Sie spielen? (an den Leser gerichtete Aufgabenstellungen)
Kap. 16: Lösungen auf die Aufgabenstellungen des vorhergehenden Kapitels.
Auch die folgende Passage basiert – mit kleinen Anpassungen – auf meiner damaligen Rezension: Das Material wird im Stil eines klassischen Theoriewerkes dargestellt, die Hauptvarianten werden in der Regel von Referenzpartien aus der Praxis eingenommen. Zur optischen Auflockerung sind etliche Bilder von Spielern aufgenommen worden, die in Varianten "zu Wort gekommen sind". Vollständige Partien sind nicht aufgenommen, mir persönlich fehlen sie auch nicht. Am Ende eines Kapitels gibt Bologan in der "Conclusion" ein Resümee ab, das kurz genug ist, um sich tatsächlich auf die Kernaspekte zu konzentrieren.
Ein Qualitätsmerkmals des Werkes sind die Erklärungen des Autors. Sie machen "The Rossolimo for Club Players" zu einem Buch, das dem Leser zum Erlernen durch Verstehen verhilft.
Der Buchtitel weist darauf hin, dass Bologan den Klubspieler erreichen will. Ich denke, dass in dieser Bandbreite auch der noch nicht allzu erfahrene Schachfreund mit dem Werk wird arbeiten können.
Die Anforderung an die Fremdsprachenkenntnisse des Lesers sind moderat.
Fazit: „The Rossolimo for Club Players“ ist sowohl für denjenigen Spieler ab Klubniveau geeignet, der sich erstmals ein Repertoire zur Themaeröffnung verschaffen möchte, als auch für den Besitzer des Ursprungswerkes „The Rossolimo Sicilian“, der sein Repertoire aktualisieren möchte.
Uwe Bekemann
November 2023
Viele Schachverlage bieten Bücher in thematischen Reihen an, in denen dann bestimmte Gesetzmäßigkeiten herrschen. So weiß man zum Beispiel bei einem Buch aus der "Grandmaster Repertoire"-Reihe aus dem Quality Chess Verlag, dass die Analysen oft sehr tief gehen und die Lektüre des Buches für untere Spielstärken nicht geeignet ist. Einfachere Kost sind da Bücher aus der "Playing the ..."-Reihe desselben Verlages. Der New in Chess Verlag hat vor einiger Zeit mit "The Scandinavian for Club Players" eine neue Reihe gestartet, die mich auf Anhieb in ihren Bann gezogen hat. Der niederländische Autor Thomas Willemze hat die Skandinavische Verteidigung mit 3. ...Da5 so gut aufbereitet, dass sowohl stärkere Spieler als auch Eröffnungsneulinge mit geringerer Spielstärke davon profitieren konnten. Dafür hat er strategische Merksätze wie zum Beispiel "Immer ein Rückzugsfeld für die Dame schaffen!" und anderes formuliert, mit denen der Leser die typischen Fallen in diesem Eröffnungskomplex umschiffen konnte, hat aber auch Anleitungen dazu gegeben, welche Figuren man besser abtauscht und welche man behält. Kurzum, ich war begeistert, obwohl ich mit der Skandinavischen Verteidigung eher eine Hassliebe verbinde.
Darum war ich aber auch sehr erwartungsvoll, als "The Rossolimo for Club Players" von Großmeister Viktor Bologan veröffentlicht wurde. Der Moldawische GM ist ein alter Hase auf dem Schachbuchmarkt und zudem ein großer Experte vom Rossolimo, in dem Weiß nach 1.e4 c5 2.Sf3 Sc6 mit 3.Lb5 eine Art spanischen Sizilianer auf das Brett bringt. Diese Variante ist in den letzten 20 Jahren extrem populär geworden, verhindert man damit doch lästige Systeme wie den Sweshnikovsizilianer oder Kalashnikovsizilianer, zu dem gerade erst ein bemerkenswertes Buch vom englischen Großmeister Daniel King bei New in Chess erschienen ist. Meine große Freude über den Besitz des Buches wurde aber schnell getrübt, als ich las, dass es lediglich eine Neuauflage von Bologans "The Rossolimo Sicilian" aus dem Jahre 2011 ist. Dieses habe ich ebenfalls in meiner kleinen Schachbibliothek und es ist eher ein halbmonographisches Eröffnungswerk mit den üblichen Zeichen, die eine kurze Stellungsbewertung angeben, mit denen aber der gemeine Vereinsspieler natürlich eher nicht soviel anfangen kann, ich oft auch nicht, plus ein paar verbale Phrasen zum Auflockern. Da das Buch aber erweitert und auf dem neuesten Stand sein sollte, gab ich ihm dennoch eine Chance.
Leider schreibt der Autor zu Beginn zwar, dass sich die Theorie des Rossolimosizilianers in den letzten 10 bis 12 Jahren deutlich weiterentwickelt hat, aber sein Buch besteht weitestgehend aus denselben Partien wie das Werk von 2011 und meist werden in diese Partien einfach lieblos irgendwelche Blitzpartien mit kurzen Kommentaren eingefügt. Es gibt auch in meinen Augen überhaupt keine stilistische Ähnlichkeit zu dem oben so gelobten "The Scandinavian for Club Players". Stattdessen gibt es dieselben Phrasen wie vor 11 Jahren, meist wurden sogar einfach nur einzelne Worte im Text verändert, von Mühe ist da keine Spur zu erkennen. Zudem interessiert den Autor scheinbar auch gar nicht, was andere Autoren gegen sein empfohlenes System anbieten. IM Thomas Willemze hat damals alle Referenzwerke gründlich geprüft und aufgezeigt, was andere Autoren aus weißer Sicht empfehlen und wie man das mit Schwarz löst. Er machte sich sogar die Mühe, den nur auf deutsch erhältlichen Skandinavischkurs auf www.chessemy.de von IM Patrick Zelbel zu sichten und seine Analysen mit dessen abzugleichen. Da wäre es zum Beispiel in diesem Fall eine gute Idee gewesen, zumindest die Kurse auf www.chessable.com zu sichten, die sich mit Schwarz gegen den Rossolimo richten. Chessable gehört nämlich seit einiger Zeit zur gleichen Firmenfamilie wie New in Chess und da hätte man ihm sicher Einblick gewährt. Mir fielen da auf die Schnelle zwei Kurse auf, die relevant gewesen wären, es gibt sicher noch mehr. Der bekannte IM Christof Sielecki hat 2019 einen Komplettkurs zum Sweshnikovsizilianer veröffentlicht und dort auch die Rossolimovariante behandelt. Nach 1.e4 c5 2.Sf3 Sc6 3.Lb5 empfiehlt er den Hauptzug g6 und nach Bologans Lieblingsvariante 4.Lxc6 dxc6 5.h3 Lg7 6.d3 können wir eigentlich schon abbrechen, denn Sieleckis 6. ...Dc7 fand ich nicht mehr bei Bologan. Da hat der Leser dann halt Pech. Dabei ist Dc7 ein cleverer Abwartezug, der in den letzten Jahren deutlich an Popularität gewonnen hat und unter anderem schon von Leuten wie Le Quang Liem oder Parham Maghsoodloo gespielt wurde. Prüfen wir den zweiten Kurs, der mir spontan einfiel. Ich bin durchaus ein Fan vom polnischen Fidemeister Kamil Plichta und habe mir schon ein paar seiner Kurse gekauft. 2021 veröffentlichte er einen Kurs zum beschleunigten Drachen. Auch hier wurde der Rossolimosizilianer behandelt und die in letzter Zeit ebenfalls in Mode gekommene Variante 1.e4 c5 2.Sf3 Sc6 3.Lb5 e5 empfohlen. Die Stellungen, die sich hier ergeben, sind recht interessant. Bologan kennt aber 3. ...e5 gar nicht, obwohl der Zug bereits von Magnus Carlsen oder auch Daniil Dubov gespielt worden ist.
All dies führte dazu, dass ich dieses Buch nicht empfehlen kann. Modernere Varianten fehlen teilweise und ich bin auch kein Fan davon, wenn wer einfach so Ausrufezeichen hinter Züge setzt, ohne diese zu erklären. Zudem gibt es für die Zielgruppe der Vereinsspieler keine guten Erklärungen und auch keine gute Struktur. Für mich ist dieses Buch eine einzige Enttäuschung!
IM Dirk Schuh
Juli 2022
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